Leichter Anstieg bei abgegebenen Antibiotika in der Tiermedizin
In Deutschland ist die Menge der in der Veterinärmedizin abgegebenen Antibiotika im Jahr 2024 leicht gestiegen. Laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) wurden insgesamt 562 Tonnen (t) Antibiotika an Tierärzte und weitere Empfänger abgegeben. Das ist ein Plus von 34 Tonnen (6,4 %) gegenüber dem Vorjahr. Im Vergleich zu 2011, dem ersten Jahr der Erfassung der Abgabemengen, beträgt der Rückgang 67 Prozent.
Von den 562 t Antibiotika, die 2024 abgegeben wurden, entfallen wie in den Vorjahren die größten Mengen auf Penicilline (222 t) und Tetrazykline (113 t). Es folgen Sulfonamide (62 t), Makrolide (53 t), Aminoglykoside (37 t) und Polypeptidantibiotika (31 t). Von den Antibiotika, die von der Weltgesundheitsorganisation WHO als Wirkstoffe mit besonderer Bedeutung für die Therapie beim Menschen eingestuft werden (Highest Priority Critically Important Antimicrobials for Human Medicine), sind für Polypeptidantibiotika erneut geringere Mengen abgegeben worden als im Vorjahr (Colistin; 31 t; -7,4 %). Damit erreichten diese ihren bisher niedrigsten Wert seit dem Jahr 2011. Für die Fluorchinolone wurde ein leichter Anstieg der Abgabemengen um 0,2 t verzeichnet (+3,5 %). Auch die Abgabemenge von Cephalosporinen der 3. und 4. Generation stieg leicht um 0,1 t im Vergleich zum Vorjahr (+4,4 %).
"Trotz des geringen Anstiegs bewegen sich die Antibiotikaabgabemengen auf einem im Vergleich zum Jahr 2011 sehr niedrigen Niveau und haben sich stabilisiert. Die in Deutschland getroffenen Maßnahmen zum verantwortungsvollen Antibiotikaeinsatz sind wirksam und für die Human- und Veterinärmedizin von Bedeutung", erklärt Prof. Dr. Gaby-Fleur Böl, Präsidentin des BVL. Die gemeldeten Wirkstoffmengen lassen sich nicht einzelnen Tierarten zuordnen, da die Mehrzahl der Tierarzneimittel, welche diese Wirkstoffe enthalten, für die Anwendung bei verschiedenen Tierarten zugelassen ist.
Aufgrund gesetzlicher Änderungen werden seit dem Jahr 2023 nicht nur Antibiotika erfasst, die von pharmazeutischen Unternehmen und Großhändlern an Tierärzte abgegeben werden, sondern zum Beispiel auch an Apotheken, Veterinärbehörden und Hochschulen. Bedingt durch die Änderungen sind die erfassten Zahlen deshalb nur eingeschränkt mit denen der vorherigen Jahre (2011-2022) vergleichbar. Ein zuverlässiger Trend ist erst wieder in zukünftigen Jahren ableitbar.
One Health-Ansatz bei Renaturierungsprojekten einbinden
Renaturierungsprojekte haben das Ziel, Biotope wiederherzustellen und damit Artenvielfalt zu fördern. In einer jüngst erschienenen Publikation wird empfohlen, Renaturierungsprojekte auf Basis des One Health-Ansatzes durchzuführen. Ziel ist es, die Natur zu stärken, aber gleichzeitig das Risiko von Zoonosen zu minimieren. Eine von der Universität Helsinki geleitete Studie bietet dazu praktische Leitlinien.
Diese verbinden den Schutz der Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt und bietet eine Orientierung, wie eine Renaturierung sicher und nachhaltig umgesetzt werden kann.
„Der Prozess basiert auf der Einbindung von Interessengruppen und gemeinsamer Gestaltung. Projekte zur Wiederherstellung von Ökosystemen müssen Ziele für die Umwelt (Artenvielfalt, Klima, Landnutzung), für Tiere (Struktur der Artengemeinschaft, Prävalenz von Krankheitserregern und Krankheiten, Vektoren und Reservoirhäufigkeit) sowie für Menschen (Krankheitsfälle, Exposition) entwickeln“, sagt Frauke Ecke,Professorin an der Universität Helsinki.
Grundsätzlich können sich Infektionserreger in artenreichen Biotopen weniger effizient ausbreiten, da die verschiedenen Wirtstiere unterschiedlich empfänglich für Erreger sind. Dies wird als „Verdünnungseffekt“ bezeichnet.
NRW will Haltung von giftigen Tieren dauerhaft verbieten
Anfang 2021 ist in Nordrhein-Wetsfalen die Haltung von giftigen Tieren wie Schlangen, Spinnen und Skorpione für Privatpersonen per "Gifttiergesetz" verboten worden. Wie erwartet ist die Anzahl der noch in NRW gehaltenen Tiere seitdem gesunken. Wurden im ersten Halbjahr 2021 noch 4.589 Gifttiere in privaten Beständen registriert, so waren es Anfang Oktober 2025 noch 3.740 Tiere. Das geht aus der aktuellen Bilanz des Landesamts für Verbraucherschutz und Ernährung hervor.
Die Zahl der registrierten privaten Gifttierhalter reduzierte sich im gleichen Zeitraum von 226 auf 169.
Daher soll das ursprünglich bis Ende des Jahres befristete Gesetz jetzt dauerhaft gelten. Einen entsprechenden Antrag wir die Landesregierung heute in den Landtag zur Abstimmung einbringen.
Zugleich deckten die Behörden 20 illegale Gifttierhaltungen mit insgesamt 250 sehr giftigen Tieren - zumeist Schlangen - auf, wie das zuständige Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz mitteilte.
Myxomatose in Nordfriesland und Schleswig-Holstein
Im Kreis Nordfriesland sind Feldhasen an der Myxomatose verendet. In der vergangenen Woche seien allein im Bereich Südtondern rund 60 Tiere an der Viruserkrankung gestorben, wie das Veterinäramt des Kreises Nordfriesland berichtete. Es sei davon auszugehen, dass die Myxomatose bereits in ganz Nordfriesland verbreitet sei. Im Juli 2025 war die Seuche bei verendeten Tieren aus dem Kreis Dithmarschen nachgewiesen worden. Seit einigen Wochen werden auch in anderen Regionen Schleswig-Holsteins zahlreiche Fälle festgestellt.
Die Myxomatose ist viraler Genese. Empfänglich sind Hasen und Kaninchen. Die Ansteckung erfolgt vornehmlich durch stechende Insekten wie Mücken und Flöhe.
Für Hauskaninchen steht ein Impfstoff zur Verfügung.
Neuer BHV-1 Fall in NRW
In Nordrhein-Westfalen gibt es den nächsten Nachweis des Bovinen Herpesvirus 1 (BHV-1). Auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in der Gemeinde Heek wurden sieben von 13 Rinder positiv auf das Virus getestet. Die Rinder wurden in den Bestand eingestallt worden, als die Allgemeinverfügung zur Seuchenabwehr noch gültig war – deshalb erfolgte nun eine Nachuntersuchung. Fällt der Test positiv aus, sollen die Tiere nach Möglichkeit geschlachtet werden. Der Betrieb wurde zudem offiziell gesperrt und weitere Tiere werden derzeit untersucht.
Sachsen startet Projekt zur Rettung des Feldhamsters
Um den vom Aussterben bedrohten Feldhamster zu schützen und seine Population zu fördern, ist Anfang Oktober 2025 ein EU-gefördertes Vorhaben im Raum Delitzsch gestartet. Das Projekt bezieht dabei Bewirtschaftungsmaßnahmen und Auswilderungen mit ein. LIFE4HamsterSaxony soll sechs Jahre laufen und ist mit Mitteln in Höhe von 12,2 Mio. Euro ausgestattet. Neben dem Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) sind der Zoo Leipzig und der Landkreis Nordsachsen an dem Projekt beteiligt.
Konkret geht es in dem Projekt darum, landwirtschaftliche Maßnahmen zu erproben und einzuführen, die eine Erholung der Feldhamsterpopulation ermöglichen. Hierbei arbeiten die Projektpartner mit Landwirtschaftsbetrieben zusammen. Zudem sind weitere Auswilderungen geplant.
Erste Auswilderungen von Tieren aus der Aufzucht im Leipziger Zoo auf entsprechend vorbereitete Flächen waren bereits voriges Jahr in Nordsachsen erfolgt, zuletzt im Mai 2025. Mit den Nachkommen der im Jahr 2024 ausgewilderten Tiere könne der Bestand bereits auf etwa 300 Feldhamster angewachsen sein, so die Vermutung des LfULG.
Geplant sind nun weitere Auswilderungen im kommenden Frühjahr. Dafür wollen das LfULG und der Landkreis Nordsachsen Verträge mit interessierten Landwirtschaftsbetrieben abschließen. Insgesamt sollen mehr als 80 ha Landwirtschaftsfläche ab dem kommenden Frühjahr auf den Feldhamster ausgerichtet sein.
Das Projekt wird vom Regionalbauernverband (RBV) Delitzsch befürwortet. Voraussetzung sei jedoch, dass die Landwirtschaftsbetriebe für Einschränkungen infolge einer an den Feldhamster angepassten Bewirtschaftung entschädigt würden. Zu den Maßnahmen zählen ein späterer Stoppelumbruch, das Stehenlassen einzelner Getreidestreifen bis in den Herbst, Luzerneanbau und das Anlegen von Blühstreifen mit hamsterfreundlichen Saatmischungen.
Neues Labor für lebensmittelbezogene, veterinärmedizinische Forschung in Wien
Lebensmittelbedingte Infektionen stellen weltweit eine große Herausforderung für die öffentliche Gesundheit dar. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkranken jährlich europaweit Millionen Menschen an infizierten Lebensmitteln, oft mit tödlichen Folgen. Die bekanntesten dieser Krankheitserreger sind Salmonellen, Listerien, Campylobacter oder Noroviren. Trotz moderner Hygienestandards bleibt das Risiko einer Krankheitsübertragung bestehen, da viele Bakterien in einen hochresistenten „viable but non-culturable“ (VBNC)-Zustand wechseln können. In dieser Art „Ruhezustand“ sind sie mit herkömmlichen Methoden nicht nachweisbar, aber resistent gegen Antibiotika und Desinfektionsmittel, was ihre Bekämpfung erschwert.
An der Vetmeduni in Wien wurde am 6.10.2025 ein neues, sogenanntes CD-Labor eröffnet, wo künftig speziell zu VBNC-Zustand von Bakterien geforscht werden soll, um die damit verbundenen Risiken zu minimieren.
Das neue Christian Doppler (CD) Labor ist ein weiteres Beispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Die Christian Doppler Forschungsgesellschaft (CDG) fördert anwendungsorientierte Grundlagenforschung, die in enger Kooperation mit Unternehmen durchgeführt wird. Diese Partnerschaft ermöglicht es den Unternehmen, wissenschaftliche Erkenntnisse direkt in die Praxis umzusetzen und so einen konkreten Nutzen für die Gesellschaft zu schaffen.
Bundesminister Wolfgang Hattmannsdorfer erläutert die Relevanz des neuen CD-Labors: „Damit stärken wir die Sicherheit unserer Lebensmittel, schützen die Gesundheit der Menschen und gewinnen zugleich neues Wissen, das auch für die Medizin wichtig ist.“
Prävention statt Massenkeulung
Anlässlich des Welttierschutztages am 4. Oktober hat die Österreichische Tierärztekammer auf die Bedeutung wirksamer Präventionsmaßnahmen im Kampf gegen Tierseuchen aufmerksam gemacht. Fälle wie Maul- und Klauenseuche (MKS), Lumpy Skin Disease oder Geflügelpest zeigen, wie verheerend die Folgen von Seuchenausbrüchen für Tiere, Landwirt:innen und die Gesellschaft sein können.
Bislang ist die Keulung des gesamten betroffenen Tierbestandes immer noch häufig die vorgeschriebene Bekämpfungsmaßnahme bei bestimmten Tierseuchen. Dazu sagt Tierärztekammer-Präsident Mag. Kurt Frühwirth: „Dieses Vorgehen bedeutet unermessliches Tierleid, wirtschaftliche Schäden und ist gesellschaftlich nicht mehr akzeptabel. Wir müssen endlich konsequent in Vorbeugung investieren – in bessere Biosicherheitsmaßnahmen und eine gut vorbereitete Impfstrategie – dazu gehören auch schnell verfügbare Impfstoffe. Alle wichtigen Vertreter:innen der Politik, von Pharmaunternehmen, der Veterinärbehörden und Tiergesundheitsdienste sowie auch der Landwirtschaft müssen an einem Strang ziehen.“
Eine moderne Tierseuchenpolitik müsse auf Biosicherheit und Hygiene, wie etwa klare Standards für Stallhygiene, Transport und Einfuhr von Tieren und tierischen Produkten beruhen. Weiters müssen eine funktionierende landesweite Impfstrategie sowie eine länderübergreifende Zusammenarbeit etabliert werden. Das oberste Ziel muss eine nachhaltige Früherkennung und ein weitreichendes Monitoring sein, um die schnelle Ausbreitung von Tierseuchen zu verhindern.
EU-Kommission bittet um Input beim Tierschutz
Zu Ende 2026 sind in der EU tiefgreifende Änderungen beim Tierschutz geplant, u.a. ein grundsätzliches Verbot der Käfighaltung. Dies könnte Nutztierhalter:innen vor Herausforderungen stellen. Entsprechende Vorschläge für geänderte Tierschutzgesetze will die EU-Kommission Ende 2026 vorlegen. Bis zum 12.12.2025 können Landwirt:innen und andere Interessierte hierzu noch ihre Meinung auf der Website der EU-Kommission abgeben.
Upwelling-Effekt lässt Fische in der Ostsee ersticken
Vom 26. bis zum 28. September 2025 sind zahlreiche tote Fische an den Ostseestränden von Nienhagen, Warnemünde und Markgrafenheide entdeckt worden. Erste Untersuchungen durch das Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei Rostock (LALLF) hatten schnell ergeben, dass eine Seuche als Ursache für das Fischsterben ausgeschlossen werden kann. Inzwischen habe sich Sauerstoffmangel als wahrscheinlichste Todesursache herauskristallisiert, erklärt Agrar- und Umweltminister Dr. Till Backhaus. Sauerstoffmangel im Zusammenhang mit dem sogenannten „Upwelling“-Effekt gilt als wahrscheinlichste Ursache des Fischsterbens.
Beim Upwelling wird das Oberflächenwasser des Meeresgewässers durch starke ablandige Winde von der Küste weggedrückt. Dadurch läuft salzhaltigeres und deshalb schwereres und oftmals sauerstoffarmes Tiefenwasser vom Meeresgrund nach und gelangt bis in den Küstenbereich. Vor allem die am Meeresboden lebenden Fischarten geraten so in „Atemnot“. Wenn diese Fische nicht ausweichen können, weil dieses Tiefenwasser sie an die Küste drängt, verenden sie durch Ersticken.
Die Sauerstoffarmut des „Tiefenwassers“ ist jedoch menschengemacht. Die Nährstoffüberfrachtung der Ostsee (Eutrophierung) und der duch den Klimawandel bedingte Temperaturanstieg fördern eine hohe Biomasseproduktion vor allem durch Algen. Beim Absinken und mikrobiologischem Abbau der Biomasse wird der Sauerstoff im Wasser verbraucht, so dass die Wasserschichten über dem Meeresgrund in einen sauerstoffarmen bis sauerstofffreien Zustand geraten. Gerade für den Herbst sind das zeitliche Aufeinandertreffen von absinkender Biomasse nach dem jahreszeitlichen Höhepunkt der Biomasseproduktion im Sommer und zunehmenden Starkwindereignissen am Beginn der Sturmsaison typisch, so dass solche Upwelling-Ereignisse und Fischsterben immer wieder auftreten können. Die Betroffenheit zahlreicher am Meeresgrund lebender Fischarten von diesem Sauerstoffmangel stützte diese Ursachenhypothese, erklärte Backhaus.