Prof. Dr. Lars Schaade ist neuer RKI-Präsident
Der neue Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI) heißt Prof. Dr. Lars Schaade. Der 57 Jahre alte Mikrobiologe und Infektionsepidemiologe tritt die Nachfolge von Prof. Dr. Lothar H. Wieler an, der zum 1. April 2023 sein Amt niedergelegt hatte. Schaade hat das Institut seitdem bereits kommissarisch geleitet. „Ich freue mich, dass mit Lars Schaade ein international renommierter Wissenschaftler mit langjähriger Führungserfahrung im RKI und in der Bundesverwaltung das RKI leiten wird", betont Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach. Die feierliche Amtseinführung im RKI findet am 9. Oktober 2023 statt.
Der neue RKI-Präsident ist bereits seit 2010 am Institut tätig. Zunächst war er Leiter des Zentrums für Biologische Sicherheit, seit 2011 war er zudem als Vizepräsident Teil der Institutsleitung. Während der Corona-Pandemie leitete Schaade den internen Krisenstab des RKI und führte dabei die umfassende Expertise der RKI-Wissenschaftler:innen zusammen. Unter seiner Leitung wurde in den vergangenen Jahren auch die Fähigkeit des RKI zur Beratung und Unterstützung der Bundesländer, unter anderem durch operative Einheiten vor Ort, im Ereignisfall deutlich gestärkt.
Anschaffung von Heimtieren sollte gut geplant sein
Anlässlich des heute (04.10.2023) begangenen Welttierschutztages mahnt der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe (ZZF), Tiere nicht unüberlegt anzuschaffen. Inzwischen leben Heimtiere in fast jedem 2. Haushalt in Deutschland. Doch neben der Freude, die Hunde, Katzen und andere Haustiere in den Alltag bringen, bedeuten diese auch viel Verantwortung. Und leider werden die Bedürfnisse der tierischen Familienmitglieder sowie die Kosten häufig von den Halter:innen unterschätzt.
„Wir raten daher zur überlegten und geplanten Anschaffung von Heimtieren”, erklärt ZZF-Präsident Norbert Holthenrich. Sowohl Tierheime als auch der Zoofachhandel oder Züchter:innen können die neuen Halter:innen gründlich bei der Vermittlung beraten, so Holthenrich. Im Gespräch könne auch geklärt werden, ob die Haltungsansprüche des bevorzugten Tieres erfüllen werden können und ob die Halter:innen die lebenslange Verantwortung für das Tier übernehmen wollen. Statt eines Kaufs besteht auch die Möglichkeit, ein Tier aus dem Tierheim zu adoptieren. Denn hier warten zahlreiche Hunde, Katzen und andere Haustiere auf Menschen, die ihnen eine zweite Chance bieten. „Im Tierheim ist auch eine Betreuung 'auf Probe' möglich, damit zwischen Tier und Mensch eine Bindung entsteht, zum Beispiel bei Besuchen im Katzenhaus oder Spaziergängen mit dem Hund”, so Holthenrich.
Zur Vorsicht rät der Präsident bei der Wahl der Züchter:innen von Rassetieren. So sollten Interessierte darauf achten, dass sowohl mehrere Welpen als auch das Muttertier zu sehen sind. „Lassen Sie sich Zeit mit der Entscheidung und schieben Sie die Anschaffung lieber auf, wenn Sie den Eindruck haben, dass Sie noch eine umfassendere Beratung benötigen”, rät Holthenrich. „Seriöse Anbieter bleiben im Übrigen auch nach dem Kauf ein Ansprechpartner für alle Fragen zum Tier.”
Den Welttierschutztag nimmt auch Dr. Till Backhaus, Landwirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern, zum Anlass, Kritik am Verzug beim Tierschutzgesetz zu äußern. Der Minister fordert das Bundeslandwirtschaftsministerium auf, den Bundesländern nun endlich den Gesetzesentwurf zur Gesetz zur Änderung des Tierschutzgesetzes vorzulegen, der bereits im Juli diesen Jahres vorliegen sollte. Nach nunmehr 10 Jahren sei eine Novellierung des Gesetzes dringend notwendig.
„Das ist für den Tierschutz eine gute Nachricht, denn es werden viele Themen berührt, die schon länger auf eine gesetzliche Regelung warten. Das betrifft u.a. die Anbindehaltung, die Videoüberwachung in Schlachthöfen, Regelungen für den Onlinehandel, Kontrollen in Tierkörperbeseitigungsanlagen sowie die Ausweitung von Straf- und Bußgeldvorschriften“, erklärt Backhaus. Auch in diesem Jahr unterstützt das Bundesland die Tierheimförderung mit 300.000 Euro, die Kastration freilebender Katzen mit 55.000 Euro sowie Hilfeleistungen für verletzte Wildtiere mit 5.000 Euro zur Verfügung. „Wir werden uns dafür einsetzen, dass die langjährig gewachsenen Strukturen auch zukünftig durch die Förderung aufrechterhalten werden können und es so möglich ist, diese wichtige Arbeit für Heim- und Wildtiere fortzusetzen“, so der Minister abschließend.
Filmteam besucht erstmals chinesisches Schweinehochhaus
Während in Europa sowohl höhere Tierwohlstandards als auch eine Reduzierung der Bestände diskutiert werden, wächst in China die Zahl der sogenannten Schweinehochhäuser. Hier werden auf bis zu dreizehn Etagen mehrere 10.000 Schweine gleichzeitig gehalten. Einer der Hauptgründe für die extreme Massentierhaltung ist der rasante Anstieg des Schweinefleischkonsums in China.
Nun durfte ein Team der ARD erstmals in einem der zahlreichen Hochhäuser drehen - zwei Jahre nach der ersten offiziellen Anfrage. Bevor das Team das Gebäude betreten konnte, waren jedoch verschiedene langwierige Desinfektionsmaßnahmen in Form von Duschen, Sauna und mehrfachem Kleidungswechsel zu absolvieren. So versuchen die Betreiber, Erregereinträge wie beispielsweise der Afrikanischen Schweinepest (ASP) zu verhindern. Diese hatte in den letzten Jahren den Schweinebestand in China annähernd halbiert. In der zwar hochmodernen Anlage zeigten sich dem Filmteam dann tausende Sauen in Kastenständen, die lediglich alle vier Monate für etwa eine Stunde ihren Platz verlassen dürfen, wie einer der Mitarbeitenden dem Fernsehteam erklärte. Für die Arbeiter:innen in dem Schweinehochhaus müssten die dort gehaltenen Tiere doch glücklich sein, allein schon wegen der hygienischen Bedingungen.
„Wenn die Schweine draußen wären bei Wind, Sonne und Regen würden sie vielleicht nicht genug zu essen finden; sie wären wie Obdachlose“, beschreibt es eine Arbeiterin. Hier im Hochhaus dagegen hätten sie alles, was sie brauchen: Essen, Trinken, ein bisschen Bewegung und ein Dach über dem Kopf. „Natürlich sind sie glücklicher“, ergänzt sie überzeugt.
Der Beitrag ist noch bis zum 24. September 2025 in der ARD-Mediathek zu sehen.
Vetmeduni setzt auf Digitalisierung
Die Digitalisierung in der Veterinärmedizin schreitet voran und hat das Ziel, neben der Verbesserung des Tierwohls und der Prävention von Krankheiten, auch die Arbeit der Tierärzt:innen zu erleichtern. Die Veterinärmedizinische Universität Wien hat daher zahlreiche Maßnahmen in die Wege geleitet, um diesem Ziel näher zu kommen. In Forschung und Lehre setzt sie vermehrt auf die Analyse von Big Data, Digitalisierung und den Einsatz modernster Technologien. So haben Studierende an der Vetmeduni mit Start des neuen Wintersemesters auch die Möglichkeit, das neue Masterstudium „Digitalisierung im Tiergesundheitsmanagement“ (Precision Animal Health) zu absolvieren. Einer Kooperation mit der TU Wien sowie der FH Oberösterreich ist es zudem zu verdanken, dass das Doktoratskolleg „PLFDoc – Precision Livestock Farming“ ins Leben gerufen worden ist. In diesem interdisziplinären Ausbildungsprogramm erarbeiten Doktorand:innen Lösungen, die zu einer nachhaltigen Nutztierhaltung beitragen.
„Veterinärmedizin ist deutlich mehr als die Behandlung kranker Tiere. Sie ist eine unverzichtbare Voraussetzung für Tiergesundheit, Lebensmittelsicherheit und damit auch für die Gesundheit der Menschen. Durch den Einsatz digitaler Technologien und künstlicher Intelligenz in der Tiermedizin möchten wir die Entwicklung des tierärztlichen Berufsstands vorantreiben“, so Petra Winter, Rektorin der Vetmeduni. „Nur durch das Zusammenwirken von Wissenschaft und Praxis in den Bereichen Landwirtschaft, IT, Technik und Veterinärmedizin können wir den Beruf fit für die Zukunft machen, nur dann ist er den wachsenden Herausforderungen der Zeit gewachsen. Ohne die Veterinärmedizin gibt es keine adäquate Reaktion auf die neuen Gefahren durch den Klimawandel – sowohl im Bereich der Zoonosen, als auch in der Nutztierhaltung. Nur mit der Veterinärmedizin kann das Wohlergehen von Mensch, Tier und Umwelt gesichert werden.“
Für eine moderne und zukunftsorientierte Veterinärmedizin steht auch das Programm eHealth@vetmed unter der Leitung von Peter M. Roth, Professor für Computational Medicine und Leiter des gleichnamigen Instituts an der Vetmeduni. Hier soll untersucht werden, mit welchen Technologien mittelfristig nicht nur die Nutztiergesundheit verbessert, sondern auch der Beruf Nutztierpraktiker:in moderner und attraktiver werden kann.
„Ziel ist es, vorhandene Daten aus landwirtschaftlichen Betrieben, aber auch aus tierärztlichen Praxen so zusammenzuführen und darzustellen, dass Tierärzt:innen bereits im Vorfeld möglichst gut strukturierte Informationen zu Betrieb und Tieren erhalten können. Nach einer Pilotphase auf der VetFarm im niederösterreichischen Kremesberg, einer auf Nutztiere spezialisierten Außenstelle der Vetmeduni, ist eine Ausrollung in ausgewählten Regionen geplant“, erklärt Roth.
BTV bei Schafen in den Niederlanden nachgewiesen
In den Niederlanden ist es zu Ausbrüchen der Blauzungenkrankheit (BTV) mit dem Serotyp 3 (BTV-3) gekommen. Betroffen sind Schafhaltungen in den Provinzen Nordholland und Utrecht. Inzwischen sind 40 Betriebe betroffenen, die von der Regierung gesperrt wurden. Zudem wurden epidemiologische Untersuchungen eingeleitet, wie das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) mitteilt.
Das Institut appelliert an die Halter:innen von kleinen Wiederkäuern und Rindern in Deutschland, auf BTV-typische klinische Symptome bei ihren Tieren zu achten. Dazu gehören unter anderem hohes Fieber, geschwollene Zungen, Fressunlust, Speicheln und lethargisch bis moribundes Verhalten. Es bestehe ein großes Risiko, dass es auch in betrieben in Deutschland zu BTV-Ausbrüchen gekommen sein könnte, so das FLI. In den Niederlanden ist der Status „frei von BTV“ ausgesetzt worden, was bedeutet, dass Rinder, Schafe und Ziegen aus dem Land nur noch nach speziellen Regelungen innerhalb der EU verbracht werden dürfen.
Vermeidung des Geflügelpesteintrags in Nutzgeflügelbetriebe hat Vorrang
Die intensive Zeit der Zugvögelsaison steht bevor, und damit steigt auch erneut das Risiko, dass sich die hochpathogene Aviäre Influenza weiter ausbreitet. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) weist daher darauf hin, dass in erster Linie der Eintrag des hochpathogenen Geflügelpestvirus (HPAI) in Nutzgeflügelhaltungen dringendst vermieden werden muss. Der Schutz von Geflügel müsse Vorrang vor dem der Seevögel in Europa haben, ließ die EFSA verlauten.
Um weitere Ausbrüche in Pelztierfarmen zu vermeiden, müsse in diesen zudem die Biosicherheit verbessert werden. Zwischen Ende Juni und Anfang September 2023 waren neben 25 Ausbrüchen bei Nutzgeflügel sowie rund 480 bei Wildvögeln auch 26 Ausbrüche in finnischen Pelztierfarmen gemeldet worden.
Die Behörde weist zudem auf die verbesserte Version des Frühwarnsystems hin, das eng mit dem Migration Mapping Tool der EFSA verknüpft ist und für jedermann zugänglich ist. Die Nutzer:innen können ab sofort wöchentliche Vorhersagen über die Wahrscheinlichkeit einer HPAI-Einschleppung bei Wildvögeln erkunden. Zudem besteht die Möglichkeit des Erhalts wöchentlicher Warn-E-Mails für die entsprechenden Interessengebiete.
Nutztierpraktiker:innen können sich mit der E-Learning-Kursreihe: Biosicherheit in der tierärztlichen Bestandsbetreuung online fortbilden. Kurs 5 der Reihe auf Myvetlearn.de befasst sich mit der Biosicherheit in Geflügelbeständen.
Prof. Gerhard Greif feierlich in den Ruhestand verabschiedet
Im Rahmen einer großen Feier ist der Präsident der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo), Prof. Dr. Gerhard Greif, am vergangenen Dienstag (26.09.2023) in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet worden. Der Präsident verlässt die TiHo nach seiner fast 22 Jahre währenden Amtszeit als dienstältester Präsident einer deutschen Universität.
„Dr. Gerhard Greif leitete die TiHo über zwei Jahrzehnte mit großem Geschick und hat sie – gemeinsam mit den Mitarbeitenden – zu dem gemacht, was sie heute ist: eine international renommierte, forschungsstarke Einrichtung mit exzellenten tierärztlichen Wissenschaften. Unter seiner Leitung hat die TiHo beispielsweise ihre Zusammenarbeit mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen national und international ausgebaut, bauliche Erweiterungen erfahren, das Studienangebot erweitert und die Ausbildung in der Veterinärmedizin auf eine neue Stufe gehoben. Dies zeigt deutlich, dass die TiHo unter seiner Führung immer für Innovation stand und sein Wirken weiterhin in der TiHo spürbar sein wird“, sagte Niedersachsens Wissenschaftsminister Falko Mohrs bei seiner Festrede. „Dr. Greif hat die Hochschullandschaft in Niedersachsen und Deutschland maßgeblich geprägt und für den tierärztlichen Berufsstand europaweit entscheidende Impulse gesetzt. Für die TiHo hat er während seiner langjährigen Tätigkeit als Präsident eine exzellente Basis geschaffen, auf der die Hochschule in Zukunft erfolgreich und nachhaltig agieren kann“, ergänzte Dr. Nicole Elleuche, Vorsitzende des Stiftungsrates der TiHo.
Während seiner Amtszeit setzte Greif viele für die TiHo wichtige Projekte um, unter anderem die Überführung der Tierärztlichen Hochschule Hannover in die Trägerschaft einer Stiftung des öffentlichen Rechts, den Bau des Klinikums am Bünteweg sowie die Etablierung des Instituts für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) für die Biodiversitätsforschung, um nur einige der Projekte zu nennen. Zudem wird die TiHo unter Greifs Führung seit Jahren im Shanghai-Ranking unter den ersten fünf Universitäten im Fach Tiermedizin geführt.
Professor Dr. Klaus Osterrieder, Professor für Virologie am Fachbereich Veterinärmedizin der Freien Universität Berlin, wird die Nachfolge von Prof. Greif antreten. Die Amtsübernahme verzögert sich jedoch noch. Daher wird Anna Mikolon als Hauptberufliche Vizepräsidentin die Amtsgeschäfte des Präsidenten bis zur Klärung offener Punkte übernehmen. Die akademischen Belange vertreten Professorin Prof. Dr. Ursula Siebert, Vizepräsidentin für Forschung, und Professorin Dr. Andrea Tipold, Vizepräsidentin für Lehre.
Landwirt:innen verärgert über Haltungswechsel-Kampagne von Aldi
Aldi hat sich schon vor langer Zeit für mehr Tierwohl ausgesprochen. So verspricht der Discounter auf seiner Internetseite, dass bis spätestens zum Jahr 2030 das gesamte Frischfleisch-Sortiment, die gekühlten Fleisch- und Wurstwaren und auch die Trinkmilch auf die tierwohlgerechteren Haltungsformen 3 und 4 umgestellt sein werden. Die Kampagne #haltungswechsel wird äußerst öffentlichkeitswirksam beworben. Schon ab März kommenden Jahres soll Aldi-Putenfrischfleisch nur noch von der Haltungsform 3 und ausschließlich aus deutscher Herkunft stammen.
In der neuen Doku-Reihe „die RECHERCHE“ hat NDR-Reporter David Hohndorf unter anderem den beworbenen Aldi-Transparenz-Code beleuchtet. Dieser, aber auch die Kampagne des Haltungswechsels, enttarnt der investigative Journalist als Marketingmasche. Denn nach zahlreichen Gesprächen steht für ihn fest, dass die Landwirt:innen, die eigentlich gerne die Lebensbedingungen ihrer Tiere verbessern wollen, bis heute auf Unterstützung bzw. Abnahmezusagen durch den Discounter sowie ein Finanzierungskonzept warten. Zwischen Anspruch bzw. Marketing und der praktischen Umsetzung scheint eine enorme Lücke zu klaffen. Viele äußerten ihre Angst, dass sie letztendlich für die Aldi-Kampagne zahlen müssen.
Das neue Format „die RECHERCHE“ nimmt die Zuschauer:innen in jeweils drei Folgen mit auf Spurensuche und zeigt authentisch die Erlebnisse während der Dreharbeiten. Der Dreiteiler „Inside Aldi“ ist in der ARD Mediathek zu sehen.
Immunokastration gewährleistet besseren Tier- und Umweltschutz in der Fleischproduktion
Nach dem Eintritt des Verbots der betäubungslosen Ferkelkastration Anfang 2021 haben Schweinehalter:innen die Möglichkeit der Ebermast, der chirurgischen Kastration unter Injektions- oder Inhalationsnarkose sowie der Immunokastration. Ein Großteil der männlichen Ferkel wird aktuell in Deutschland chirurgisch kastriert, da das Fleisch männlicher Schweine unter Umständen einen sehr unangenehmen Geruch entwickeln kann und schwerer zu verkaufen ist. Bei der Immunokastration wird das männliche Mastschwein geimpft, um einen möglichen Ebergeruch zu verhindern. Aufgrund der begrenzten praktischen Erfahrungen mit dem Impfstoff Improvac® in Deutschland sowie mangelnder praxisnaher Studien besteht auch nach 20 Jahren eine allgemeine Unsicherheit bei den Mäster:innen hinsichtlich der Immunokastration.
Forschende der Universitäten Göttingen und Kiel sowie des Max Rubner-Instituts in Kulmbach haben sich daher näher mit den Umweltbilanzen, Tiergesundheit, Produktqualität sowie Handelswertermittlung beider Verfahren befasst. Das Projekt „Feldstudie zur Impfung gegen Ebergeruch (FINGER)“ konnte belegen, dass die Immunkastration keine relevanten Nachteile für die Qualität der Erzeugnisse hat. Gleichzeitig seien sogar Tier- und Umweltschutz in der Fleischproduktion bei der Impfung als höher zu bewerten, so die Wissenschaftler:innen. „Wir sind stolz darauf, mit unserer Forschung einen Beitrag zur Verbesserung von Tier- und Umweltschutz zu leisten“, erklärt Prof. Dr. Daniel Mörlein aus der Fakultät für Agrarwissenschaften der Universität Göttingen. „Angesichts der Vorteile in Bezug auf den Tierschutz und die Umweltbilanz kann die Immunokastration daher als Alternative zur chirurgischen Kastration empfohlen werden“, so Agrarwissenschaftler abschließend.
Risiko der Tollwuteinschleppung wächst durch illegale Hundeimporte
Deutschland gilt seit dem Jahr 2008 als frei von terrestrischer Tollwut. Durch systematische Bekämpfungsmaßnahmen konnte die Zoonose getilgt werden. Wer mit Hund, Katze oder Frettchen ins Ausland reisen möchte, muss einen Heimtierausweis für seinen Vierbeiner mitführen, in dem die Tollwutimpfung dokumentiert ist. Mit dieser Maßnahme soll eine Einschleppung der gefährlichen Krankheit verhindert werden. Reisende sollten sich daher im Vorfeld über die jeweiligen Bestimmungen im Urlaubsland informieren und den Impfstatus ihres begleitenden Haustieres prüfen, empfiehlt die Bayerische Landestierärztekammer (BLTK).
Illegal eingeführte Hunde haben jedoch das Risiko des Auftretens neuer Tollwutfälle stark erhöht. Denn gerade in Ländern wie Polen, Ukraine oder Belarus ist die Tollwut noch immer verbreitet. Hunde sollten daher auf keinen Fall illegal aus Urlaubsländern nach Deutschland gebracht werden bzw. aus illegalen Importen gekauft werden. Denn neben dem Risiko, die gefährliche Viruserkrankung einzuschleppen, müssen die neuen Hundehalter:innen mit hohen Quarantäne- und Behandlungskosten sowie diversen Verhaltensstörungen der Tiere rechnen. Zudem weist die BLTK darauf hin, dass Bußgelder erhoben werden können.
Tierärzt:innen können sich noch bis zum 26.10.2023 auf Myvetlearn.de online zum Thema Zoonosen fortbilden. In zwei, getrennt buchbaren Kursen geht Prof. Stephan Neumann (Universität Göttingen) auf die wichtigsten Zoonosen, die in der Tierarztpraxis sowie der Arztpraxis am häufigsten vorkommen, ein.




