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Veterinärophthalmologie im Rampenlicht: Die FVO-Tagung 2024 in Chemnitz

02.04.2024

Die FVO-Tagung (Fortbildungsgemeinschaft Veterinärophthalmologie) „Internal Medicine meets the eye“ in Chemnitz war das Ereignis des Jahres in der Welt der Veterinärophthalmologie. Nach über einem Jahr sorgfältiger Planung durch Dr. Theresa Eulitz und ihres engagierten Team von VET-CHEMNITZ bot die Veranstaltung eine Plattform für mehr als 300 Tierärzte und Tierärztinnen sowie mehr als 70 tiermedizinische Fachangestellte, um neueste Erkenntnisse und Praktiken auszutauschen. Hinzu kamen etwa 170 Online-Teilnehmer, die die Tagung virtuell verfolgten.

Den Auftakt machte eine einzigartige „ophthalmologische Getränkekunde“, die die Teilnehmer durch die historischen Kellerberge Chemnitz’ führte, gepaart mit Einblicken in die Stadtgeschichte. Die Seminare am Freitag zeigten die Vielfalt der Fachrichtung auf, von Laserkursen über den Einsatz von Ahmed-Ventilen bis hin zu Infektionskrankheiten, die sich am Auge manifestieren, und waren durchweg ausgebucht. Die Teilnehmer konnten sich über neue, innovative Produkte in der Augenheilkunde freuen, wie etwa die Vorstellung der Handspaltlampe KOWA SL-19 PLUS mit integrierter Kamera durch die Firma Eikemeyer oder die Einführung des neuen Augenpräparats “OphtaPRIME” von TVM Tiergesundheit.

Das Congresshotel bot mit seiner professionellen Betreuung die perfekte Kulisse für die Seminare. Der Abend im Sächsischen Archäologiemuseum Chemnitz (SMAC) bot Gelegenheit für entspannten Austausch und erste Tanzversuche unter den Teilnehmern. Das ausgezeichnete Catering durch „The Cook Family“, großzügig unterstützt durch die Firma Dechra, sorgte neben dem informativen Museumsbesuch auch für kulinarische Highlights.

Die Tagung im Luxor Kongresszentrum zeichnete sich besonders durch ihre interdisziplinäre Ausrichtung aus, unterstrichen durch Vorträge, die von Experten aus verschiedenen Fachgebieten gemeinsam gehalten wurden. Diese Kollaboration ermöglichte eine umfassende Fallbetrachtung und förderte den fachlichen Austausch auf hohem Niveau.

Der Samstagabend wurde mit einer Party im Pentagon3 gekrönt, bei der die Band Rockhounds und DJ Stefan Volz für stimmungsvolle Musik sorgten und die Teilnehmer bis in die Nacht hinein tanzten und lachten. Dies hinderte die meisten jedoch nicht daran, am Sonntagmorgen wieder pünktlich die Hörsäle zu füllen und das ereignisreiche Wochenende mit weiteren informativen Vorträgen abzurunden.

Die Tagung in Chemnitz hat nicht nur die Bedeutung der Weiterbildung und des fachlichen Austauschs in der Veterinärophthalmologie unterstrichen, sondern auch die Gemeinschaft gestärkt. Der Erfolg der Veranstaltung spiegelt sich in der Zufriedenheit aller Beteiligten wider – von den Organisatoren über die Referenten und Teilnehmer bis hin zu den ausstellenden Unternehmen. Mit einem Blick auf die Zukunft und die nächste FVO-Tagung 2025 in Bremen unter dem Motto “All about surgery” bleibt die Vorfreude auf ein erneutes Zusammentreffen der Fachgemeinschaft groß.

Doreen Meyer

Dr. Thomas Nonnewitz geht in den Ruhestand

07.03.2024

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Geriatrie lockte nach Bielefeld

Vom 29. Februar bis 03. März 2024 fand in Bielefeld die bpt-INTENSIV Fortbildung statt. Diesjähriges Schwerpunktthema: Geriatrie. Trotz der bereits häufig bearbeiteten Thematik zog es laut Angaben des Veranstalters 1.200 Tierärztinnen und Tierärzte sowie 235 TFAs nach Bielefeld in die Stadthalle. Begleitend zum Fachprogramm fand auch eine Industrieausstellung statt, an der sich rund 80 Ausstellerfirmen beteiligten und die in den Pausen gut besucht war.

In der diesjährigen berufspolitischen Veranstaltung am Samstagabend ging es um die Vorteile des Einsatzes von KI im Praxisalltag und um die Frage, ob sich auf diese Art und Weise der Tierärztemangel abmildern lässt. Obgleich gefühlt Jede:r über den Mangel an Tierärzt:innen klagt, war der Wunsch nach Lösungsansätzen anhand der Besucherzahl nicht erkennbar, waren doch nur gut zwei Dutzend Tierärzt:innen anwesend.

Aber vielleicht lauschten den Vorträgen von Dr. Björn Becker und Julia Nitsche online noch mehr Kolleginnen und Kollegen. Dies wäre durchaus wünschenswert, zeigten beide doch viele Möglichkeiten auf, wie KI auch kleineren Praxiseinheiten gute Dienste erweisen kann und Tierärzt:innen wieder effizienter am Tier arbeiten können. Beide betonten sie unisono, dass man sich selber einen großen Gefallen tue, diesen Optionen aufgeschlossen und positiv gegenüber zu stehen, da es sich um eine Kerntechnologie des digitalen Wandels handele, die nie wieder weg gehen wird. Ein Grund mehr, sie zu nutzen und nicht zu verdammen. „Wir sollten uns den neuen Möglichkeiten nicht versperren.“ so auch bpt-Präsident Dr. Siegfried Moder „Sonst fährt der Zug ohne uns praktizierende Tierärztinnen und Tierärzte ab. Lassen Sie uns das Heft des Handelns in der Hand halten und überlassen wir das Feld nicht Branchenfremden!“

bpt-Geschäftsführer Heiko Färber hatte auch noch gute Nachrichten für die Teilnehmenden dabei. Er gab am Freitagmittag in der berufspolitischen Kurzinformation offiziell bekannt, dass das Bundesverbraucherschutzministerium (BMEL) keine vorgezogene Evaluierung der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) in Betracht zieht. „Allerdings“, so Färber „gibt es auch eine klare Erwartungshaltung des BMEL an die Tierärzteschaft.“ Vor allem erwarte man sich, dass sich die Gehälter für Angestellte in der Tiermedizin verbessern und der Erhalt der Versorgung mit tierärztlichen Leistungen v.a. im Notdienst gesichert ist.

Da es sich bei der bpt-INTENSIV Fortbildung um eine Hybrid-Veranstaltung handelt, können die Vorträge sowie die berufspolitische Session auch noch in der Mediathek angesehen werden.

Die begleitende Industrieausstellung darf in Bielefeld ebenso wenig wie die Kongressparty am Freitagabend fehlen (© bpt Rathke)

Die nächste bpt-INTENSIV Kleintierfortbildung mit dem Thema „Der schweratmige Patient“ findet vom 20. bis 23. Februar 2025 in Bielefeld statt.

Wie steht es um die Datenlage in der Veterinärmedizin?

19.02.2024

Um Daten und Studien ging es am 14. Februar 2024 im Hörsaal der Pferdeklinik in Berlin-Düppel bei einer vom Institut für Veterinär-Epidemiologie und Biometrie organisierten Hybrid-Veranstaltung, die anhand verschiedener Studien vor allem eines aufgezeigt hat: Für korrekte und zielgerichtete Aussagen zum Tierärztemangel und seinen Ursachen bedarf es aussagefähiger Daten!

Die bislang vorhandenen Daten aus Statistiken und Studien sind unvollständig und lückenhaft. Insbesondere zu selbständigen Tierärzt:innen gibt es kaum Daten. Sie sind jedoch die Basis jeder Entscheidungsfindung und dokumentieren letztlich auch erst Veränderungen.

So ist aktuell die Studienlage zu den Arbeitsbedingungen in der Tiermedizin in Deutschland

Grundsätzlich muss bei der Interpretation der Ergebnisse auf das „Kleingedruckte“ geachtet werden, da ihr Aufbau häufig sehr unterschiedlich ist. Um die Ergebnisse in einen Kontext zu bringen, ist stets ein Vergleich mit relevanten Vergleichsgruppen notwendig. Daher erklärte als erstes auch Prof. Dr. Marcus Doherr die Herangehensweise an den Aufbau von aussagekräftigen Studien.

Von Unwisssen zu neuem (Un-)Wissen

So sollte der strukturelle Aufbau von Studien zu neuen und offenen Fragen aussehen.

Es folgten Referate zu einzelnen Studien folgender Themen:

Programm

Fazit: Eine gelungene Veranstaltung, die zwar im Ganzen nicht viel Neues ans Licht gebracht hat, aber doch mit dem ein oder anderem spannenden Ergebnis aufwarten konnte.

Schlussworte

Die Referierenden bei ihrem Schlusswort

Hierzu zählt die Erkenntnis, dass sich die Zukunftspläne der Studierenden während des Studiums mehrfach ändern. Die größten Einflüsse haben dabei die Wahl des Schwerpunktes, die Rotationen und vor allem das große kurative Praktikum, wie eine Untersuchung von Mira Riemann von der TiHo Hannover im Rahmen ihrer Dissertation zeigte.

Eine Folie aus dem Vortrag von Mira Riemann zum Thema Zukunftsplanung der Absolvent:innen 2023 – Wer will wohin?

Dr. Julia Henning

Viel Lob für den LTK 2024

24.01.2024

Der Leipziger Tierärztekongress (LTK), der traditionell alle zwei Jahre im Januar stattfindet, ist der beliebteste Branchentreff der Tierärztinnen und Tierärzte in der DACH-Region. Dies hat der diesjährige Besucher- und Ausstellerrekord erneut gezeigt.

Große Ceva-Party in der Kongresshalle am Zoo am Freitagabend

Vom 18. bis 20. Januar 2024 besuchten trotz strengem Winterwetter 6.900 ! Tierärztinnen und Tierärzte aus dem In- und Ausland den Kongress in der Messe Leipzig. Angezogen wurden sie von dem umfassenden und vielfältigen Programm, der großen Industrieausstellung vetexpo mit den in diesem Jahr 329 Ausstellern sowie der integrierten vetjobs24 CAREER CORNER und dem ansprechenden Begleitprogramm am Freitagabend in der Kongresshalle am Zoo sowie im Hundertwasserhaus. Neu auf der vetexpo war eine Sonderausstellung zum mobilen Schlachten, bestehend aus dem ausgebauten LKW-Anhänger der Firma meadoc, welcher geführt besichtigt werden konnte – diese Möglichkeit wurde beständig genutzt.

„Das Wachstum des Leipziger Tierärztekongresses ist überwältigend und verdeutlicht, wie wichtig er für Veterinärmediziner jeglicher Tätigkeitsfelder ist“, resümiert Prof. Dr. Uwe Truyen, Kongresspräsident und Direktor des Instituts für Tierhygiene und Öffentliches Veterinärwesen an der Universität Leipzig. „Das Erfolgsrezept liegt in der Verbindung von fachlicher Fortbildung und Networking auf der vetexpo. Das Vernetzen, voneinander lernen, sich austauschen und gemeinsam feiern – all das schafft eine einmalige Atmosphäre, die auch in diesem Jahr deutlich spürbar war.”

Allein das sehr sorgfältig und vielfältig von der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig zusammengestellte Kongressprogramm bot mehr als 500 Vorträge und Kurse zu den neuesten Entwicklungen und Forschungsergebnissen in der Tiermedizin. Neben spezifischen Aspekten jeder Tierart wurden auch fachübergreifende Themen wie zum Beispiel Ethik, Recht, Tierschutz, Lebensmittelsicherheit und die Geschichte der Veterinärmedizin berücksichtigt. Daneben gab es natürlich auch berufspolitische Sessions, in denen vor allem der Fachkräftemangel und mögliche Auswege thematisiert wurden. Darauf ging auch der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer in seiner Eröffnungsrede am Donnerstag ein. Er plädierte dafür, ausländische Tierärzt:innen in den Arbeitsmarkt zu integrieren, was derzeit jedoch aufgrund vieler bürokratischer Hürden „nicht einfach“ sei. Dennoch sei es „auch richtig, genau darauf zu achten“, wer die Approbation erlange. Eine entsprechende Lösung für diesen Spagat blieb er allerdings schuldig.

Workshop auf der CAREER CORNER: Vorstellung des Online-Deutschkurs für Tierärzte. Neuerdings mit Modul für Pferdetierärzte.

Glücklicherweise gibt es einige Eigeninitiativen der Tierärzteschaft selbst: Ausführliche Informationen rund um die Arbeitsmöglichkeiten für internationale Kolleg:innen in Deutschland finden sich auf der Webseite VetWorkGermany. Hilfe bei der Erlangung der Approbation für Tierärzt:innen aus Drittstaaten bietet das Projekt www.support4vetmed.de, Unterstützung bei der Überwindung sprachlicher Hürden liefert die Online-Sprachschule www.deutschkurs-tieraerzte.com, neuerdings zusätzlich zum Kleintierkurs auch mit einem speziellen Sprachmodul für Pferdetierärzt:innen.

Kretschmer ging auch auf das Thema Arbeitszeit ein. Bei einer 40-Stunden-Woche sei „noch niemandem ein Zacken aus der Krone gefallen. Das haben wir früher alle gemacht.“ Er beklagte, dass das Wirtschaftswachstum anders nicht gehalten werden könne und jetzt alle „mehr leisten“ müssten. Gleichzeitig kritisierte er das Recht auf Teilzeitarbeit, also die Pflicht für Arbeitgeber:innen, diese ihren Angestellten zu ermöglichen. Es beschneide die wirtschaftliche Freiheit, die jedoch jedes Unternehmen brauche. Auf die Tierärzteschaft bezogen brachte er an, dass nicht mehr nur Frauen Teilzeit arbeiten möchten, sondern auch Männer und damit überproportional Arbeitskräfte fehlten, um den bisherigen 365/24/7-Tierarzt zu ersetzen.

Die Ursachen und Lösungsansätze für den Tierärztemangel sind vielfältig, diese finden Sie auf der Webseite Tierarztmangel.de des Dessauer Zukunftskreises (DZK). Das Plädoyer zu Vollzeitarbeit fand Zustimmung und Kritik.

Michael Kretschmer (sächs. Ministerpräsident; m.) besuchte den VMF-Stand auf der vetexpo.

Angesichts des aktuellen Rückgangs an niedergelassenen Tierärzt:innen diskutierte das Berufspolitische Forum in mehreren Vorträgen auch, wie mehr junge Tierärztinnen und Tierärzte dazu ermutigt werden können, sich selbstständig zu machen. „Wir möchten jungen Veterinärmedizinern zeigen, dass die Arbeit in der eigenen Praxis nicht nur Spaß macht, sondern sich auch finanziell lohnt. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für eine Niederlassung sind derzeit hervorragend, da eine kontinuierlich steigende Nachfrage nach tierärztlichen Leistungen besteht“, betonte der Präsident der Sächsischen Landestierärztekammer, Dr. Uwe Hörügel. So gebe es unkomplizierte Finanzierungsmodelle, die den Erwerb und die Tilgung einer Praxis ohne Startkapital ermöglichen.

Tipp: Das Thema Fachkräftemangel in der Tiermedizin wird auch die Veranstaltung am 14.2.2024 an der Pferdeklinik der FU Berlin zum Thema „Notfallpatient Veterinärmedizin? Studien zu aktuellen Herausforderungen unseres Berufsstands“ aufgreifen.

Begleitet wurde das Fortbildungsprogramm an allen drei Kongresstagen von einer großen und bunten Industrieausstellung, der vetexpo. Hier verflog die Zeit zwischen den Vortragsblöcken und an den meisten Ständen herrschte reges Treiben, entsprechend begeistert waren die Aussteller. 95 Prozent von ihnen planen, auch im Jahr 2026 auf der vetexpo vertreten zu sein und empfehlen die Veranstaltung weiter. „Der Leipziger Tierärztekongress ist für uns als Goldsponsor immer ein besonderes Event. Die Resonanz an unserem Messestand war überwältigend“, sagt Betina Prestel, Geschäftsführerin der Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH Deutschland und Vorsitzende des Bundesverbandes für Tiergesundheit.

Blick auf die vetexpo, Bereich CAREER CORNER

Aber auch Aussteller mit kleineren Ständen an weniger exponierten Stellen zeigten sich erfreut aufgrund des großen Interesses.

Vetion.de hat ein paar Ausstellerstimmen für Sie eingefangen:

So freute sich der Bundesverband tiermedizinisches Praxismanagement (TPM) über reges Interesse und eine tolle Plattform zum Networken. Außerdem hat uns Dr. Matthias Sobotta vom Kaltplasmahersteller neoplas vet. in einem kurzen Videointerview erklärt, wie Kaltplasma für eine bessere Wundheilung eingesetzt werden kann. Auch Medicopartner und der Praxissoftware Hersteller Vetinf zogen gegenüber Vetion.de ein positives Resümee der Messe.
Ebenso Hardenberg Consulting als Veranstalter der Jobmesse vetjobs24 CAREER CORNER, auf der sich 35 Unternehmen als potenzielle Arbeitgeber dem interessierten Nachwuchs präsentierten. „Mit der Career Corner geben wir den Ausstellern die Möglichkeit, sich als attraktive Arbeitgeber zu präsentieren, um auch den jungen Studierenden und den jungen Berufseinsteigern zu zeigen, was sie in ihrem Unternehmen für Karrieremöglichkeiten haben“, erklärte Frau Andrea Schmid als Organisationsleiterinder CAREER CORNER.

Eine Leipziger Besonderheit konnten die Besucher:innen der vetexpo wieder erleben: an jedem Tag sangen Alumni und Studierende gemeinsam Bergfestlieder.

CAREER PARTY am Freitagabend im HuWa Leipzig

Auch das kollegiale Begleitprogramm kam wieder einmal gut an, obwohl die LTK-Organisatoren sich zum zweiten Mal gegen die traditionelle Party in der Moritzbastei entschieden hatten und die Messebesucher:innen stattdessen in der Kongresshalle am Zoo tanzten und ausgelassen feierten. Da aber auch die Karten für diese Location binnen weniger Stunden restlos vergriffen waren, folgten viele der Einladung von Hardenberg Consulting zu einer Feier in das Hundertwasserhaus. Die rege Tanz- und Networking-Veranstaltung richtete sich von der Idee her vor allem an Arbeitssuchende und suchende Arbeitgeber.

Der 13. Leipziger Tierärztekongress mit Fachmesse vetexpo findet vom 15. bis 17. Januar 2026 zeitgleich zur PARTNER PFERD auf der Leipziger Messe statt.
Nicht verpassen!

Hier ein paar Videoeindrücke von der vetexpo:

Andrea Schmid von hardenberg consulting erzählt, was es mit der vetjobs24 CAREER CORNER auf der vetexpo auf sich hat
Wolfgang Matzner und Doreen Meyer vom Bundesverband Tiermedizinischer Praxismanager berichten über den Verband und seine Ziele
Gerd Zimmermann stellt die Praxissoftware vetinf vor und ist begeistert vom Leipziger Tierärztekongress

Noch mehr Videos vom Kongress finden Sie auf unserem Instagram-Kanal @vetion.de


Veranstaltungstipp:

Wer den Resilienzworkshop mit Tierarzt und Coach für Persönlichkeitsentwicklung, Dr. Michael Katikaridis (im Bild l.), auf der CAREER CORNER verpasst hat, kann sich seine wertvollen Tipps in den Resilienz-Webinaren am 15.2. und 29.2.24 (je 19 Uhr, je 1 ATF-Stunde) auf Myvetlearn.de anhören. Die Kurse sind insbesondere geeignet für Studierende und Berufseinsteiger:innen, um lange Freude am praktischen Beruf zu haben – diese erhalten einen Sonderrabatt.

Bergfesttradition auf dem Leipziger Tierärztekongress

Besucher des Leipziger Tierärztekongress (LTK) 2024 konnten auf der Industrieausstellung vetexpo auch in diesem Jahr wieder eine Besonderheit der Leipziger Tiermedizin miterleben.

Ein Chor ehemaliger und aktueller Studierender sang täglich gemeinsam „Bergfest muss bestehen“:

Bergfestchor am Samstag auf dem Leipziger Tierärztekongress 2024

Das Lied besteht bereits seit 1994 und repräsentiert damit einen der vielen Bausteine der langjährigen Traditionen des Bergfestes. Dieses ist einzigartig in Leipzig im Vergleich zu den anderen veterinärmedizinischen Bildungsstätten in Deutschland. Der aktuelle Bergfestjahrgang feiert das erfolgreiche Erreichen der Hälfte des anstrengenden Tiermedizinstudiums – und wird dabei von anderen Studierenden, Alumni und Lehrenden gefeiert. Die Ursprünge des Leipziger Bergfestes gehen auf eine wenigstens 75-jährige Geschichte zurück. Mehr dazu und der aktuellen Form des Bergfestes kann auf der Fakultätshomepage (u.a. Sammlung aller Bergfestzeitungen und -filme) und in der im vergangenen Jahr erschienen Fakultätschronik (S. 322-330) nachgelesen werden. Die Fakultät selbst ist nur wenig älter, gerade 100 Jahre, die veterinärmedizinische Ausbildung in Sachsen begann jedoch schon vor 250 Jahren. Mit beiden Jubiläen befasste sich eine Geschichtssession am Freitagnachmittag. Die Vorträge sind in einer aktuell erschienen Festschrift auf der Seite tiermedizin-leipzig.de nachzulesen. Diese kann auch als Printexemplar bestellt werden.

Wie wichtig und prägend das Bergfest ist, und dass die Tradition unbedingt erhalten werden müsste, bekräftigten die Sänger des Bergfestliedes. Auf dem bunten Sammelsurium von zur Schau gestellten Bergfest-T-Shirts, -wappen und -kappen las man am Donnerstag schon Jahreszahlen von Matrikeln der letzten fast 40 Jahre. An den darauffolgenden Tagen fanden sich unter Jubel jeweils in der Mittagszeit immer mehr Alumni und Studierende ein: man sah und hörte Biber, Elche, Hasen, Elefanten, Wölfe, Orcas, Bisons uvm.

Die Hasen (Matrikel 98) feierten zeitglich mit dem LTK ihren 20-jährigen Studienabschluss. Jan Rockhoff und Katrin Scheil sind zwei Repräsentanten dieses Jahrganges und waren bei allen Singrunden an diesen Tagen dabei. Rockhoff berichtet, er kam als Student erst im fünften Semester nach Leipzig und hätte ohne das Bergfest und die dazugehörigen Vorbereitungen niemals so schnell Anschluss gefunden, bspw. durch die ein- bis zweimal wöchentlichen Proben des Männerchores. Katrin Scheil sagt, das Lied sagt aus, worum es beim Bergfest geht: Gemeinschaft und Zusammenhalt. Und das bleibe auch noch lange nach dem Studium erhalten, betont „Elefant“ Anne Heckmann (Matrikel 96). Die gewonnen guten Kontakte beschränken sich dabei nicht nur auf den eigenen Jahrgang: „Du weißt auch später im Arbeitsleben immer wen du anrufen kannst, wenn du eine Frage hast.“ Sie hält das Bergfest für „unheimlich wichtig. Es schweißt einfach zusammen und man gewinnt neue Motivation für dieses extrem anstrengende Studium“.

Und so schallte es:

„Steht nun auf, nehmt euch bei der Hand.

Gemeinsam seid der Zukunft zugewandt.

Das ist das Spiel der Zeit: Alles wird vergeh’n.

Jetzt liegt’s an euch – Bergfest muss besteh’n!“

Ein Teil des Bergfestchores am Donnerstag auf dem Leipziger Tierärztekongress 2024

Sophia Neukirchner

LTK 2024 … das darf man auf keinen Fall verpassen

10.01.2024

Vom 18. bis zum 20. Januar 2024 findet in der Leipziger Messe der 12. Leipziger Tierärztekongress statt. Erwartet werden rund 6.000 Teilnehmer:innen, die an dem fachlich sehr vielfältigen Vortragsprogramm teilnehmen. Begleitet wird das Vortrags- und Seminarprogramm von der Industrieausstellung vetexpo sowie von der vetjobs 24 Career Corner, einer Jobmesse für vornehmlich junge Tierärzt:innen. Hier treffen sich Tierärzt:innen und potentielle Arbeitgeber:innen aus Praxis, Klinik, Industrie und dem öffentlichen Dienst wie auf einem Wochenmarkt an rund 50 Ständen zum entspannten Austausch über eine mögliche Zusammenarbeit. Außerdem wird ein attraktives Rahmenprogramm, bestehend aus kostenfreien Workshops zu berufsrelevanten Themen, angeboten. In diesem Rahmen bietet auch Vetion.de Workshops an:

Do., 18.1.2024, 15:30 Uhr und Fr., 19.1.2024, 10:00 Uhr:
Deutschkurs für internationale Tierärzt:innen – Veterinärmedizinische Fachsprache online lernen

Fr., 19.1.2024, 9:00 Uhr:
Resilienz-Workshop Hurra! Endlich Tierarzt – so bleibt die Begeisterung für den Beruf erhalten

In den Mittagspausen von ca. 12:00 bis 14:00 Uhr werden die Workshop-Räume (Stand F30) dann von der Initiative BerufTierarzt des Dessauer Zukunftskreises (DZK) genutzt, um mit Hilfe der anwesenden Tierärzt:innen ca. 1-minütige Videos für den Instagram-Channel zu produzieren, die potentiellen Studienanfänger:innen ein authentisches Bild des Berufs vermitteln und sie für die Vielfalt des tierärztlichen Berufs begeistern sollen. Der DZK hofft auf rege Teilnahme!

Weiterhin informiert der DZK am Donnerstagnachmittag (17:00 – 17:20 Uhr) über Digitale Geschäftsmodelle in der Tierarztpraxis neu denken… Wie hilft uns KI in der Praxis? (CCL Saal 4).

Praxismanagerin Kathrin Siemer geht dann am Samstag um 10:30 Uhr (Halle 2, Offenes Vortragsforum, J24) im Namen des DZK auf das Thema Arbeitsbedingungen im Praxisalltag verbessern ein, u.a. auch, um dem Tierarztmangel entgegen zu wirken.

Weiterhin empfehlen wir am Donnerstagmorgen von 10:00 bis 12:00 Uhr im Saal Schwerin (CCL) die Impulsreferate zum Thema One Health und Nachhaltigkeit sowie die Geschichtssession im CCL Raum 11 am Freitag von 14:00-18:00 Uhr anlässlich des eben vergangenen Jubiläums zum 100-jährigen Bestehens der Veterinärmedizinischen Fakultät Leipzig und 250 Jahre veterinärmedizinischer Ausbildung in Sachsen.

www.tieraerztekongress.de

DVG Congress in Berlin – gut besucht und top organisiert

30.11.2023

Vom 22. bis 25. November fand in Berlin der Jahreskongress der DVG statt. Integriert in dieses Event waren 16 Fachgruppentagungen. All das sowie ein ausgewogenes und spannendes Programm sorgten neben dem Standort Berlin dafür, dass mehr als 2.650 Personen diese Präsenzfortbildung im Neuköllner Hotel Estrel besuchten.

Nach der Begrüßung am Donnerstagabend durch den DVG-Präsident Prof. Martin Kramer sowie durch den Präsidenten der DGK-DVG, Prof. Dr. Andreas Moritz, und durch die diesjährigen Organisatoren des DVG-Kongresses, die Familie van Suntum/Klasen aus Germersheim, sprach die Pferdeexpertin Prof. Dr. Renate Weller aus Calgary über den gesellschaftlichen Wandel, das Problem mit den Generationsunterschieden und ihre Auswirkungen auf die veterinärmedizinische Ausbildung und Berufstätigkeit. In ihren Augen muss aufgrund des riesigen Wissenszuwachses die Ausbildung entschlackt und das Erlernen praktischer Fähigkeiten sowie das kritische Hinterfragen von Wissen und sogenannter Fakten gefördert werden. Sie forderte jeden einzelnen Hochschullehrer auf, seine Vorlesungen zu entschlacken und an die neuen Lerneigenschaften der jungen Generation anzupassen. Den weiteren Chancen und Risiken von KI sieht sie positiv und ohne Furcht entgegen. Gleichzeitig forderte sie die Veterinärmediziner auf, die sich daraus für die Tiermedizin ergebenden Möglichkeiten für Wissenschaft, Forschung und Praxis zu nutzen. Ähnlich sieht den Generationenkonflikt auch Dr. Rolf Nathaus, der in seinem Vortrag am Freitagmorgen das Problem Tierarztmangel im Blick hatte und verschiedene Lösungsansätze skizzierte, die auch auf der gleichnamigen Webseite zu finden sind.

Ansonsten gab es wie immer ein vielseitiges und buntes Programm zu den unterschiedlichsten Tierarten, die sich mit Wissenschaft und Praxis, Gegenwart und Zukunft auseinandergesetzt haben.

Begleitet wurde die Fortbildungsveranstaltung auch durch eine Industrieausstellung, die mit 105 Ausstellern wieder recht gut gebucht war. Neben den Playern aus der veterinärpharmazeutischen Industrie und der Futtermittelbranche, waren vor allem die verschiedenen Praxisgruppen vertreten. Es gab aber auch den ein oder anderen neuen Aussteller, der mit innovativen Produkten aufwarten konnte, wie beispielsweise die Neoplas med GmbH, die ein Kaltplasmagerät sowie seine vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten, u.a. die Verbesserung der Wundheilung, vorgestellt haben.

Aber natürlich durften auch die verschiedenen Preisverleihungen auf dem DVG Congress nicht fehlen. So ging die Richard-Völker-Medaille 2023 an Prof. Dr. Michael Fehr (Hannover). PD Dr. Mirja Nolff (Zürich) und Dr. Kerstin von Pückler (Gießen) wurden mit dem Förderpreis der DGK-DVG ausgezeichnet. Weiterhin gab es viele Auszeichnungen für Nachwuchswissenschaftler, die für ihre Vorträge oder Poster prämiert wurden.

Im Anschluss an die Eröffnungsfeier gab es noch einen entspannten und kollegialen Austausch unter Kollegen im Rahmen der „Berliner Sause“ bei Currywurst und Bier.

bpt-Kongress 2023 in München wird vielen in Erinnerung bleiben

24.10.2023

Mit rund 2.000 Teilnehmenden verabschiedet sich der bpt im Jahr 2023 vom Kongressstandort München. Der Auftritt von Hubert Aiwanger beim get together in München sorgt für Diskussionen.

In München Riem hat vom 19. bis 21. Oktober 2023 der diesjährige bpt-Jahreskongress stattgefunden. Wie bpt-Präsident Dr. Siegfried Moder am Freitag bekannt gab, was dies der letzte bpt-Kongress am Messesee in München. Aufgrund der stark gestiegenen Preise hat sich die Vertretung der praktizierenden Tierärzt:innen in Deutschland dazu entschlossen, Bayern den Rücken zu kehren und den im Zwei-Jahresrhythmus zu Hannover alternierenden Veranstaltungsort nach Wiesbaden zu verlegen. Erster Termin für den neuen Standort ist Herbst 2025.

Wie sich diese Entscheidung auf die Besucherzahlen auswirken wird, bleibt abzuwarten, hatte man doch das Gefühl, das die Teilnehmenden mit dem Standort recht zufrieden waren. Laut dem Veranstalter nahmen in diesem Jahr rund 2.000 Tierärzt:innen, Studierende, Ausstellende und TFAs an dem tierartenübergreifenden Kongress teil, der mit vielen interessanten Vorträgen, namhaften Vortragenden und einem thematisch sehr bunten Programm punktete.

TAppV-Novelle möglichst geräuschlos durchsetzen

Im Fokus der berufspolitischen Session stand in diesem Jahr die geplante Novelle der Verordnung zur Approbation von Tierärztinnen und Tierärzten (TAppV). Ziel der Podiumsdiskussion war die Klärung der Fragen, was schief läuft im Studium und was die Praxis als zukünftiger Arbeitgeber aber auch die Studierenden von der TAppV-Novelle erwarten. Hier gingen die Meinungen des Diskutanten weit auseinander. Einigkeit bestand jedoch in den Punkten, die Inhalte vor allem im Vorklinischen Bereich zu entschlacken und ggf. auch Fächer zusammen zu legen, um mehr Raum für Ökonomie und Vermittlungskompetenzen und zum Verinnerlichen des Lernstoffs zu schaffen. Einer Änderung der „breiten Approbation“ in eine „eingeschränkte, spezialisierte Approbation“ wurde hingegen vor allem von universitärer Seite eine klare Absage erteilt.

Zudem kam durch die Äußerungen von Prof. Dr. Dr. Markus Schick, Leiter der Abteilung Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft heraus, dass die geplanten Änderungen der TAppV bereits weit vorangeschritten sind, diese jedoch möglichst nicht sehr groß und gravierend ausfallen sollen, damit eine entsprechende Änderungen der TAppV möglichst geräuschlos und damit noch in dieser Legislaturperiode durchgesetzt werden könne.

Laute Entrüstung wegen geforderter Männerquote

Auch in dieser Podiumsdiskussion kam das momentan allgegenwärtige Thema Tierärztemangel auf, in diesem Fall war die recht hohe Drop out Quote ein Thema, die mit 20-25% beziffert wurde. Als einer der Gründe dafür wurde auch die nicht zielgerichtete und suboptimale Auswahl der Studierenden genannt sowie das geänderte Bewerbungsverfahren bei der Stiftung für Hochschulzulassung Dortmund. Seit dem Wintersemester 2020/2021 ist es möglich, sich gleichzeitige für Veterinärmedizin, Medizin, Pharmazie und Zahnmedizin zu bewerben.

Für Hubert Aiwanger (stellvertretender Ministerpräsident des Freistaats Bayern) liegt die Lösung u.a. in einer Männerquote für das Tiermedizinstudium. Dafür möchte er sich stark machen, wie er in seiner – den Anwesenden unangekündigten „Bierzelt“-Rede –  auf dem get together am Freitagabend den vielen verdutzten Anwesenden verriet. Dies stieß – vorsichtig formuliert – nicht auf Gegenliebe im Frauen-dominierten Berufsstand. Dies wurde auch akustisch vor Ort deutlich zum Ausdruck gebracht durch lautes und anhaltenden Buhen sowie einer nicht abebbenden Unruhe während der gesamten Rede.

v.l.n.r.: stellv. Ministerpräsident Bayern Hubert Aiwanger und bpt-Präsident Siegfried Moder

Ohne Frauen läuft in der Tiermedizin schon längst nichts mehr

Im Anschluss machten die Mitglieder des inzwischen zum Fachausschuss „Netzwerk Junger bpt“ aufgestiegenen ehemaligen Arbeitskreis auf dem Instagram-Account @jungerbpt ihre Meinung zur Rede deutlich: „Männerquote ist eine Idee des letzten Jahrhunderts und von Hubert Aiwanger – danke für nichts, es bleibt zu hoffen, dass er nicht Landwirtschaftsminister wird und für uns zuständig wird – und wenn doch, soll er sich warm anziehen.“
Den Post zierte ein Bild von versammelten Tierärztinnen mit gespanntem Bizeps. In den Kommentaren darunter schrieb die erste Vizepräsidentin des bpt, Dr. Petra Sindern: „Ohne Frauen läuft in der Tiermedizin schon längst nichts mehr, auch kein Notdienst. Es wäre schön gewesen, wenn Herr A. das klar gewürdigt hätte!“.

Andere Kommentatoren gingen weiter und stellten klar die Persona zur Frage, was mutmaßlich hierauf zielte: Aiwanger war zuletzt im Kontext eines antisemitischen Flugblattes bundesweit in Kritik geraten. Jüdische Gemeinden in Bayern sahen sich vor den Kopf gestoßen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt (Krieg im Nahen Osten) war Aiwanger also keine „intelligente Rednerwahl“.

Weitere Lösungsansätze, die Aiwanger in seiner Rede aufzählte, waren die Notwendigkeit von mehr Studienplätzen, eine gute Bezahlung und in diesem Zusammenhang der Erhalt der Gebührenordnung. Zudem erklärte er, sich für die Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes einsetzen zu wollen. Dies war vermutlich auch der Grund für den bpt, diesem – vielerorts, aber scheinbar nicht überall, umstrittenen „Bayern-Politiker“ – eine Bühne zu geben.

Wie es dazu kam

Die Stellungnahme des bpt dazu lautet: „Der Bundesverband Praktizierender Tierärzte (bpt) hat als seine Hauptaufgabe die Interessenvertretung der praktizierenden Tierärztinnen und Tierärzte auf Bundes- und Landesebene. Um diese Aufgabe erfolgreich wahrnehmen zu können, ist ein kontinuierlicher Dialog mit Entscheidungsträgern aus allen politischen Parteien von entscheidender Bedeutung. […]Hubert Aiwanger, stellvertretender Ministerpräsident und Wirtschaftsminister des Freistaats Bayern, hatte sein Kommen angekündigt und kurzfristig um die Möglichkeit eines kurzen Grußworts gebeten. Der Inhalt dieses Grußworts war weder im Vorfeld abgestimmt noch uns zuvor bekannt. Insbesondere stieß seine Äußerung zum hohen Frauenanteil von über 80% unter den Tiermedizinstudierenden sowie die flapsige Erwähnung zur Einführung einer Männerquote auf Kontroversen. Diese Thematik wird bereits seit geraumer Zeit auch in tierärztlichen Kreisen diskutiert. Unmittelbar nach der Äußerung, noch auf der Bühne, stellte bpt-Präsident Dr. Siegfried Moder die bpt-Position dagegen. Der bpt bedauere, dass dennoch Irritationen entstanden sind. Gleichzeitig arbeiten wir weiter intensiv daran, einen offenen Dialog mit Politikerinnen und Politikern aller Parteien zu führen, um als Anwalt der praktizierenden Tierärztinnen und Tierärzte die Bedürfnisse und Anliegen der Tierärzteschaft effektiv, ausgewogen und bestmöglich vertreten zu können“, begründete der bpt sein Vorgehen.

Aiwanger- Auftritt war Gesprächsthema Nummer 1

Der Auftritt Aiwangers sowie die Entscheidung, ihm im Rahmen eines Bundeskongresses eine Bühne zu bieten, noch dazu bei einem feierabendlichen get together, sorgte jedoch für viel Irritation und Diskussionsbedarf unter den Anwesenden. Die Meinungen reichten von „wer sind denn die beiden Männer auf der Bühne, warum werden die so ausgebuht“, über „naja, so ist eben Bayern“, „mir hat’s gründlich die Laune verdorben“ bis hin zu „mir reicht’s, ich gehe, mit dem möchte ich nicht von einem Buffet essen“. Auch am nächsten Tag war der Auftritt Aiwangers das Gesprächsthema Nummer Eins. Allerdings waren die Befragten am Samstag mehrheitlich stärker wegen des Frauen-Affronts Aiwangers erbost als wegen der mangelnden Sensibilität des Veranstalters bei der Rednerauswahl oder der erzwungenen Politisierung des get togehters.

Fazit

Fachlich ein sehr gelungener Abschiedskongress vom Standort München. Emotional seit langem mal wieder ein aufregender und bewegender bpt-Kongresse aufgrund lebhafter Diskussionen über Politisierung, einem fragwürdigen bayerischen Selbstverständnisses, mangelnder Sensibilität und fehlender Solidarität mit Israel aufgrund der gegenwärtigen Situation von Seiten eines akademischen Bundesverbands sowie des stattgefundenen Frauen-Bashings.

Veranstalter von fachbezogenen Veranstaltungen würden künftig gut beraten sein, politische Redner auf die offizielle Begrüßungs- oder Fachveranstaltung wie berufspolitische Diskussionen zu beschränken und solche nicht in den „Freizeitteil“ zu integrieren. Insbesondere in diesem Fall wäre – nicht zuletzt aufgrund des aktuellen Zeitgeschehens – mehr Feingefühl wünschenswert gewesen!

100 Jahre Veterinärmedizin in Leipzig

06.10.2023

Vielfältiges Programm: Akademischer Festakt, Malereiausstellung und Galaabend

Seit 1923 besteht die Veterinärmedizinische Fakultät in Leipzig (VMF). Aus diesem Anlass feierte sie am vergangenen Wochenende ihr hundertjähriges Bestehen gleich mit zwei Großereignissen. Am Freitagnachmittag, 29.9.2023, fand ein akademischer Festakt in der Universitätskirche „Paulinum“ der Universität Leipzig statt. Nach der Begrüßung durch das Orgelspiel wurde die Geschichte der Fakultät, die ihren Ursprung bereits 1774 als „Thierarzneyschule“ in Dresden hat, vom Dekan der VMF, Prof. Thomas Vahlenkamp, vorgetragen. Er legte den Schwerpunkt insbesondere auf die viel diskutierte Umzugsentscheidung und der turbulente Neustart am jetzigen Standort in Leipzig mit einer für die damalige Zeit visionären Ausstattung und einem Baugeschehen in wirtschaftlicher Rezession. Gut 17.000 Tiermedizinstudierende aus dem In- und Ausland genossen seitdem ihre Ausbildungszeit in Leipzig. „Den Gründungsvätern ist hoher Respekt zu zollen, denn sie haben in Leipzig den Grundstein gelegt für das weit über die Grenzen Leipzigs und Sachsens hinaus gehende hohe Renommee, welches die Veterinärmedizinische Fakultät Leipzig heute in den Bereichen Forschung, Lehre und Tierheilkunde genießt“, so Vahlenkamp.

Grußworte der Leipziger Universitätsrektorin, Prof. Eva Inés Obergfell, dem Staatsminister für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, Dr. Wolfram Günther, und dem Vizepräsidenten der Bundestierärztekammer, Dr. Martin Hartmann, beleuchteten vor allem die heutige Bedeutung der Fakultät für die universitäre Gemeinschaft, die Öffentlichkeit, Daseinsfürsorge und Tierärzteschaft. Der hohe Praxisanteil im Studium wurden erwähnt und Leuchtturmprojekte, wie VETIDATA, nutriCARD und Forschungsprojekte im Bereich der Herdengesundheit von Milchviehherden. Dazwischen durfte weiteren musikalischen Intermezzi mit historisch passenden Stücken gelauscht werden.

Prof. Hartwig Bostedt hält die Festrede, Foto: Fürll

Die Festrede hielt Prof. Dr. Dr. Hartwig Bostedt, der einen Großteil der Leipziger Geschichte der Fakultät teils außenstehend, teils verbunden, miterlebt hat. Kern seiner Ausführungen waren unter anderem der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, die schweren Zerstörungen der Gebäude und einem Minimum an Hochschullehrerschaft; auch beleuchtete er den Aufschwung der Fakultät nach der Wende 1990: „Alles in allem kann man der Fakultät als Außenstehender zusprechen, dass sie die sich nach der Wende neu ergeben habenden Möglichkeiten voll genutzt und sich höchst erfolgreich entwickelt hat. Dies gelang ihr nicht zuletzt deshalb, weil sie sich stets von sich aus, über alle Zeiten hinweg, auch in schwierigen Situationen, dem Lehr- und Leistungswillen verpflichtet fühlte. Sie hat damit die Kriterien für eine moderne, mit der Zeit gehende Bildungsstätte exzellent erfüllt.“ Dabei würdigte den Einsatz der Mitarbeiterschaft, Studierenden und Dozierenden ohne die manche Phase der Fakultät so nicht zu meistern gewesen wäre.

Einen Höhepunkt der Festveranstaltung bildete die Verleihung der Ehrendoktorwürde an Prof. Dr. Dr. Andreas Hensel. Der Leiter des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) wurde für seinen Einsatz für das Öffentliche Gesundheitswesen und die Festigung der Stellung des Tierarztes/der Tierärztin darin – im Sinne von One Health – gewürdigt. Die Laudatio hielt Prof. Uwe Truyen, der das Institut für Tierhygiene und Öffentliches Veterinärwesen an der VMF leitet, dem Prof. Hensel ebenfalls in der Vergangenheit bereits vorstand. Hensel schloss seine Danksagung mit dem Appell: „Zwei Dinge sind es, die die akademische Welt ausmachen. Das eine ist Herz und das andere ist Hirn. Nutzen wir es!“

Mit der überraschenden Einladung auf die Bühne zum Abschluss der Veranstaltung durch den Dekan Prof. Vahlenkamp an das Team der Veterinärmedizin-historischen Sammlung (Prof. Manfred und Dr. Brigitta Fürll, Dr. Hans-Christoph Kießig, Dr. Silvia Blaschzik) wurde ein besonderes Projekt im Zuge des Jubiläums gewürdigt: die Erstellung der Festschrift, die am Ausgang des Paulinums an die Gäste verteilt wurde und die Geschichte der Fakultät auf mehr als 350 Seiten abbildet.

Ein lockeres Get-together rundete den ersten Tag der Jubiläumsfeierlichkeiten ab.

Am Samstag, 30.9.2023 folgte der zweite Teil: Ein Galaabend in der Kongresshalle am Zoo Leipzig mit Live-Cover-Band (MaxExpress aus Leipzig), Kuchenanschnitt durch den Dekan – feierlich in Talar und Amtskette – und durch die Rektorin, gutem Buffett und anschließender reger Tanzbeteiligung.

Wer in Leipzig studiert hatte, kam zum Teil mit Bergfestschärpe und nicht wenige Matrikelwappen zierten die Emporen. Alumni wurden auch vom Moderator interviewt.

Eine besondere Einlage aus den Reihen der Fakultät eröffnete die Tanzfläche: Mitarbeiter:innen, Professor:innen, Studierende, Ehemalige und einige Angehörige hatten sich unter Leitung von Dr. Dora Bernigau, Institut für Veterinär-Anatomie der VMF, zu einer fakultären Tanzgruppe zusammengefunden. Die Anfänge wurden bereits im November letzten Jahres gemacht, der harte Kern daraus probte schließlich gut zwei Monate intensiv vor dem Auftritt auf dem Jubiläumsball, berichtet Anna Schmidt, Tierärztin in der Abteilung Chirurgie an der Kleintierklinik der Fakultät, die unter den neun Tanzpaaren war: „Das hat viel Spaß gemacht.“

Die etwa 300 Gäste in festlicher Abendgarderobe konnten dann noch eine weitere Tanzperformance im Stil der 20er Jahre, vorgeführt durch die Tanzschule Jörgens, genießen. Damit wurde der Charme der Erbauungsjahre der Fakultät aufgegriffen.

Aber auch die Gäste ließen sich nicht lange bitten. Auch, wer keinen klassischen Tanz beherrschte, kam durch Dr. Shenja Loderstedt, Neurologe an der Kleintierklinik der VMF und erfahrener DJ aus den Reihen des TV-Club-Leipzig auf seine Kosten. Das an die Leipziger Spezialitäten – Mensparty und Bergfest – angelehnte Motto („My Doc is my DJ“) gab Gelegenheit zur Darbietung einiger studentischer Traditionen der Fakultät ein: Matrikeltänze und Bergfestlieder luden zum Staunen und Mitmachen ein. Das Lied „Leipzig, Leipzig“ konnten dann auch so viele anwesende Alumni und aktuelle Fakultätsangehörige mitsingen und -tanzen, weil es schon seit 1996 besteht. Wer mehr über diese und weitere zahlreiche studentische Traditionen der Leipziger Veterinärmedizinischen Fakultät erfahren möchte, ist eingeladen, einen Blick in die zum Jubiläum erschienene umfangreiche Fakultätschronik zu werfen. Bestellbar beim Dekanat der VMF (dekanat@vetmed.uni-leipzig.de).

„Es war eine sehr schöne Festveranstaltung, die alle sehr genießen konnten“, sagt Anna Schmidt, die 2019 ihren Abschluss in Leipzig gemacht hat und schon am Freitag Gast der Jubiläumsfeierlichkeiten war: „Die langen Reden hatten ihren Platz am Vortag: An diesem Tag stand das ausgelassene Feiern im Mittelpunkt.“

Hubertus Keimer, Geschäftsführer LABOKLIN und Ehrenmitglied im Freundeskreis der Fakultät, empfand den Abend ebenfalls als vollen Erfolg: „In der alt ehrwürdigen Kongresshalle herrschte ein lebhafter Austausch zwischen den Semestern, der Professorenschaft und geladenen Gästen. Ein wirklich toller Gesellschaftsabend beendete die 100-Jahr-Feier.“

Noch über das Festwochenende hinaus war eine Aktion zum Jubiläum zu bestaunen: Der Leipziger Maler Martin Galle portraitierte einige Tiere im Auftrag der Fakultät. 32 weitere international arbeitende Künstler trugen bei. Die Ausstellung waren vom 16.9. bis zum 5.10.2023 im Hörsaal der Klauentierklinik an der Fakultät zu sehen. Ein schönes Stück (Fohlen) zierte auch das Paulinum am Freitag.

Sophia Neukirchner

Weitere Bilder der Feierlichkeiten sind hier zu finden.

(Historische) Fakultätsgesichter und Broschüren zur Geschichte der Fakultät hier.

Zweiter Austausch zum Tierarztmangel in Wörlitz

05.10.2023

Sieben Maßnahmen wider den Tierärztemangel haben rd. 60 Vertreter:innen der Veterinärbranche aus Kammern, Verbänden, Praxis und Industrie Ende September auf Einladung des Dessauer Zukunftskreises (DZK) in Wörlitz diskutiert – und konkrete Schritte auf den Weg gebracht. Keine Maßnahme wird allein den Tierarztmangel und damit eine angemessene tierärztliche Rund-um-die-Uhr-Versorgung der Haus- und Nutztiere sicherstellen können. Aber in der Addition könnten sie zügig umgesetzt bereits kurzfristig Verbesserungen bringen. Ein Überblick:

Notdienstberuf braucht Arbeitszeitflexibilisierung

Für den Notdienstberuf Tierarzt ist das enge Korsett des Arbeitszeitgesetzes mit acht bzw. in Ausnahmen max. zehn Stunden Arbeitszeit gefolgt von mindestens elf Stunden Ruhezeit absolut ungeeignet. Darüber herrscht Einigkeit. Doch der Weg zu einer Arbeitszeitflexibilisierung wird in der Branche – und so auch in Wörlitz – intensiv diskutiert. Aktuell haben der Bundesverband praktizierender Tierärzte (bpt), die Bundestierärztekammer und 16 Landestierärztekammern einen gemeinsamen Appell an die Politik gerichtet, das Arbeitszeitgesetz anzupassen (Lockerung der Tages-Höchstarbeitszeit bei unveränderter Wochenhöchstarbeitszeit).

Arbeitsbedingungen und Tarifvertrag – angestellte Tierärzte in den Praxen bald in der Mehrheit

Der andere, branchenintern zu gehende Weg wäre ein Tarifvertrag. In diesem kann man flexible Arbeitszeiten vereinbaren. Er regelt dann auch weitere Arbeitsbedingungen, zum Beispiel Gehalt und Überstundenvergütung, Urlaubstage und Teilzeitfragen. Viele Praxisinhaber:innen fremdeln noch mit diesem Weg.

In der Realität gibt bereits jetzt in sechs von 17 Landestierärztekammern weniger Praxisinhaber:innen als in den Praxen angestellte Tierärzt:innen. Darunter in großen Bundesländern wie Niedersachsen und NRW. Spätestens 2024 wird sich das bundesweite Zahlenverhältnis umgekehrt haben und dann durch den Demographischen Wandel (Stichwort Baybboomer-Rente der Praxisinhaber:innen) rasant zu Gunsten der Angestellten Tierärzt:innen verändern. Parallel wächst die Zahl der nichttierärztlichen Arbeitgeber (Corporates). Die steigende Nachfrage in Tierarztpraxen, kann momentan nur durch die stetig steigende Zahl angestellter Tierärzt:innen bedient werden

Die Branche muss also eine Balance finden zwischen selbständiger Berufsausübung in Freier Praxis und verlässlich attraktiven Rahmenbedingungen für die angestellten Tierärzt:innen. Es gilt sie sie möglichst in Vollzeit im Beruf zu halten. Das umfasst Vergütung, (Arbeitszeit)Flexibilität, Kompetenzen, Wertschätzung und vieles mehr.

Die DZK-Arbeitsgruppe „Arbeitsbedingungen“ hat hierzu eine Übersicht an Umsetzungstips für Praxisalltag und eine „Checkliste“ entwickelt, die demnächst auf tierarztmangel.de veröffentlicht wird.

Die Stille Reserve – Wiedereinsteiger:innen gezielt fördern

Wie groß die Zahl potentieller Wiedereinsteiger:innen tatsächlich ist, weiß niemand genau. Je nach Datenlesart gibt es ein Potential von 2.000 bis 4.000 approbierten Tierärzt:innen, die zumindest zeitweise dem Beruf den Rücken gekehrt haben. Möglichst viele zurückzugewinnen und künftig im Beruf zu halten, ist ein vergleichsweise „einfacher“ Weg, den Tierärztemangel zu bremsen – und zugleich eine kontinuierliche Aufgabe. Denn bei einem Frauenanteil unter den Tiermedizinstudierenden von rd. 88 Prozent waren in den vergangenen zehn Jahren jährlich zwischen 800 und 900 Tierärztinnen in Elternzeit. Ihnen können und sollten die Arbeitgebenden bedarfsgerechte Rückkehrangebote nach/in der Familienphase machen.

Stichworte sind: Attraktives Einkommen als Grundlage für die Entscheidung weiter im Beruf zu bleiben; die Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch verlässliche, kompatible Arbeitszeiten sowie eine verfügbare Kinderbetreuung und eine generelle Wertschätzung von Care Arbeit. Auch ein Tarifvertrag könnte die nötige Motivation und Sicherheit geben, wieder in den Beruf einzusteigen.

Im ersten Schritt sollte die Branche das Informationsangebot für „Wiedereinsteigerinnen“ und ihre Arbeitgebenden verbessern, indem sie Informationen über bestehende Angebote (z.B. Wiedereinsteigerkurse / FAQ „Wie gelingt der Wiedereinstieg“) zentral bereitstellt. Außerdem gilt es die Datenlage über die Zielgruppe zu verbessern und ggf. direkte Ansprachemöglichkeiten über die Kammern zu schaffen. Genauso wichtig ist es, dass der Kontakt der Arbeitgebenden zu den Mitarbeiterinnen während der Elternpause gar nicht erst verloren geht.

Ausländische Tierärzt:innen schneller integrieren

Eine weitere, unmittelbar für den Arbeitsmarkt verfügbare Gruppe, sind Tierärzt:innen aus dem (europäischen) Ausland. Im neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz ist die Tiermedizin jetzt offiziell als „Mangelberuf“ eingestuft. Als solcher soll sie von schnelleren Zulassungsverfahren profitieren können. Doch in der Realität ist selbst für EU-Tierärzte, die eigentlich Niederlassungsfreiheit genießen, der Weg zur Berufsausübung in Deutschland keineswegs einfach: Unterschiedliche Anlaufstellen in 16 Bundesländern, intransparente und zum Teil unnötig lange Verfahren, schrecken Interessenten ab.

Die DZK-Arbeitsgruppe „Fachkräfteintegration“ hat diese Missstände benannt und empfiehlt dringend eine zentrale Anlaufstelle einzurichten, die mehrsprachig(!) Wege durch den Behördendschungel aufzeigt. Notwendig ist auch ein bundeseinheitliches Verfahren für die Kenntnisprüfungen, die von Nicht-EU-Tierärzt:innen zur Erlangung der Approbation abzulegen sind.

Die Sprachhürde ist dabei ein große Hindernis für ausländische Tierärzt:innen. Momentan ist zur Kenntnisprüfung und Berufsausübung das Sprachniveau ‚Deutsch B2‘ verpflichtend. Hier sollte ‚Englisch B2’ als gleichwertig anerkannt werden. Das würde Deutschland auch im Wettbewerb mit anderen Ländern gleichsetzen.

Die Webseite VetWorkGermany.com stellt entsprechende Informationen in Deutsch und Englisch zur Verfügung. Mitglieder des DZK haben außerdem bereits die Projekte support4vetmed.de (Vorbereitung auf die Approbationsprüfungen für Tierärzt:innen aus Drittländern) und deutschkurs-tieraerzte.com mitentwickelt.

Aktueller Bericht zum Thema im Praktischen Tierarzt – Ausgabe 9/2023

Kompetenzen für Tiermedizinische Fachangestellte (TFA) erweitern

Gleich zwei zwei Berufsgruppen können von erweiterten TFA-Kompetenzen profitieren: Die Tiermedizinischen Fachangestellten selbst, weil es ihnen neue Möglichkeiten der beruflichen Weiterentwicklung eröffnet. Auch dort gibt es einen Fachkräftemangel, zu viele TFA verlassen Beruf. Für Tierärzt:innen in den Praxen wird Arbeitszeit frei, wenn TFA mehr Aufgaben übernehmen (dürfen).

Deshalb gilt es kurzfristig die (bestehenden) Aufstiegsfortbildungen und Weiterbildungen bekannter zu machen. Außerdem sollten die Anbieter vernetzt werden und an gemeinsamen Curricula und Standards arbeiten.

Auch der zwischen bpt und dem Verband der Medizinischen Fachangestellten erarbeitet neue „Delegationsrahmen“ muss bekannter und eingesetzt werden.

Für die berufliche Weiterentwicklung bieten sich zwei Wege an: Einer zielt auf breitere medizinische Einsatzgebiete für TFA. Der andere eröffnet Wege ins Praxismanagement. Beides wird aktuell besonders in Großbritannien und den USA aktive vorangetrieben.

Außerdem sollte die zuletzt 2006 überarbeitete Ausbildungsordnung der TFA modernisiert und an die aktuellen Berufsanforderungen angepasst werden.

Der Tierärzte-Atlas – erster Schritt zu „besseren“ Daten

Mit den vorhandenen tierärztlichen Strukturdaten (u.a. Deutsche Tierärztestatistik) lässt sich tatsächliche „Versorgungslage“ in Deutschland nicht abbilden. Um den entsprechenden Bedarf an Tierärzt:innen in Zukunft zu kennen bzw. besser abschätzen zu können, müssen mehr Daten zur Verfügung stehen. Hier sind die Tierärztekammern gefordert, bei ihnen vorhandene Daten (z.B. Alterstruktur der Tierärzteschaft) genauer auszuwerten und ggf. neue Daten zu erheben (z.B. Umfang der Teilzeitarbeit / regionale Abdeckung nach Tierart).

Parallel wird der DZK ein Konzept für einen „Tierärzteatlas“ vorlegen, in dem mit Unterstützung aus der Branche die bereits jetzt verfügbaren Daten attraktiver und aussagekräftiger aufbereitet werden. Das Projekt orientiert sich am französischen „Atlas Demographique de la Profession Vétérinaire“ (Link).

Öffentlichkeitsarbeit – einen schönen Beruf realistisch beschreiben

Es gibt viele Interessenten für das Tiermedizinstudium. Dennoch ist eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit nötig, die ein realistisches Bild des tierärztlichen Berufs mit all seinen Höhen und auch Tiefen abbildet, um die „richtigen“ Bewerber:innen für das Studium anzusprechen. Dazu wurde die Webseite www.beruftierarzt.de eingerichtet. Ein gleichnamiger Instagram-Kanal ist in Vorbereitung.

Der DZK lädt Kolleginnen und Kollegen aus allen tierärztlichen Berufsfeldern ein, beide Formate mit Leben zu füllen, in dem sie Situationen und Eindrücke aus dem Berufsalltag beisteuern (Texte, Videos, Audio-Snipets kontakt@dessauer-zukunftskreis.de).

Für die professionelle Betreuung der Kanäle ist jedoch perspektivisch die Einbindung eines professionellen Dienstleisters notwendig. Dies müsste entsprechend finanziert werden.

Tagungsbilanz

Ausgezeichnet haben das Treffen nicht nur die gut vorbereiteten und aufgearbeiteten Inhalte und die fruchtbaren Diskussionen, sondern auch die freundlich-konstruktive Stimmung, mit der sich alle Beteiligten begegnet sind. Einmal mehr wurde deutlich, wie ernst die Lage und wie groß bereits teilweise die Versorgungslücken durch Tierärzt:innen in Deutschland sind und in absehbarer Zeit noch werden.

Klar ist: Es müssen Lösungen her und zwar möglichst rasch, um auch weiterhin dem Staatsziel Tierschutz durch eine angemessene tierärztliche Versorgung der Haus- und Nutztiere und zwar bei Tag und bei Nacht, gewährleisten zu können. Aber nicht nur im kurativen Bereich besteht ein Mangel an Tierärzt:innen. Dies betrifft auch den Öffentlichen Dienst mit der Lebensmittelsicherheit und dem Tierschutz sowie den Bereich Lehre und Forschung.

Zwei volle Tage Tierschutz in Hannover

22.09.2023

Die wohl älteste Tierschutztagung im deutschsprachigen Raum fand in diesem Jahr erstmalig als Hybrid-Veranstaltung statt


Zwei volle Tage lang galt es Vorträgen zu „Aktuellen Problemen des Tierschutzes“ am 14. und 15. September 2023 an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) zu lauschen – und mehr als 450 Personen hörten zu.
Möglich war die große Anzahl an Teilnehmenden durch einen zusätzlichen Live-Stream der Präsenzveranstaltung. Realisiert wurde dies durch das Team von Vetion.de, das die Veranstaltung der traditionellen Tagung bereits in den Pandemie-Jahren unterstützt hatte, als ausschließlich Online-Formate möglich waren. Daraus entstand die Idee, die 43. Auflage der Tierschutztagung in diesem Jahr erstmalig als Hybrid-Veranstaltung durchzuführen, was bei den Teilnehmenden – vor allem amtlich tätige Tierärzt:innen – sowie den Organisatoren – der Akademie für Tierärztliche Fortbildung (ATF), dem Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (ITTN) und der DVG-Fachgruppe Umwelt- und Tierhygiene – überaus gut ankam. An dieser Stelle ein großer Dank für die technische Unterstützung vor Ort an alle beteiligten Mitarbeiter:innen der TiHo (insb. Frau Enzig-Strohm, Herr Göbel, Herr Fricke-Reuter und Frau Dr. Ille).


Einen fulminanten Auftakt lieferte am Donnerstag der bundesweite Warntag, da der Probealarm natürlich auch auf den Handys der gut 160 Teilnehmenden vor Ort im Hörsaal der Pathologie ausgespielt wurde – pünktlich zur Begrüßung durch Prof. Nicole Kemper vom ITTN.


Die Fachvorträge eröffnete Dr. Katharina Kluge, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), mit einem Überblick zu aktuellen Gesetzesänderungen im Bereich Tierschutz: Haltungskennzeichnung auf tierischen Produkten, Anbindehaltung Milchkühe, Videoüberwachung Schlachthof, Schwanzkupieren Ferkel, Ausstellungsverbot Qualzuchten.
Die Vielzahl an hochkarätigen Referent:innen und Themen zeichnet die Tagung grundsätzlich aus. In den je zwanzig minütigen Präsentationen wurden u.a. behandelt: §6 Tierschutzgesetz, insb. Kastrationsproblematik (Kluge), Öffentlichkeitsarbeit Veterinäramt (Bothmann), Erfahrungen und Anregungen zur Sachkunde(prüfung) für Tierheimmitarbeiter (Rickert), für die Unterhaltung eines Reitbetriebes (Caanitz), die Hundezucht (Schneider), den sozialen Einsatz (Hegger-Gravenhorst, von Minden); Behördlicher Vollzug im Sinne der Pferde (Stucke).
Anschaulich waren die Vorträge vor allem durch die reichhaltigen Erfahrungen der Referierenden in Praxis und Vollzug. Leider kommen dadurch auch sehr bedrückende Berichte zu Tage, wie zum Masthühnertransport (Watzer).
Stets konstruktiv waren die Diskussionen, die sich jedem Vortrag anschlossen und bei der das Team Kemper, Bothman, Franzky, Herzog, Kluge, Leßmann souverän durch die zahlreichen Fragen in Chat und Hörsaal moderierte. Häufig erbeten wurden dabei Hilfestellungen zur praktischen Anwendbarkeit von Gesetzen.


Aktuelle Ergebnisse aus der Forschung präsentierten Rolzhäuser (Notschlachtung Rind), Diehl (Evakuierung von Milchvieh bei Stallbränden) und Ullmann (Tunnelhandling von Mäusen in der Versuchstierhaltung).
Auch Nischenthemen kamen nicht zu kurz: Ziervogelhaltung (Hirt), Ziervogelzucht (Ehlenbröker), Zierfischhaltung (Hetz), Oktopoden (Johnigk) und ganzjährige Weidehaltung von Rindern und Pferden auf Naturschutzflächen (Kämmer); und auch nicht die Zusammenarbeit mit weiteren Tierschutz-Organisationen (TVT, Deutscher Tierschutzbund etc.).
Ethische bzw. philosophische Fragestellungen und damit Anregungen zum Weiterdenken lieferte ein Zwiegespräch zwischen Svenja Joswig und Peter Kunzmann zum Thema Tierhospiz und der Abschlussvortrag von Buchautor („Food Code“) Hendrik Haase zu digitalen Innovationen in der Tierhaltung und Lebensmittelbranche und damit einhergehenden Herausforderungen und Chancen (Sensortechnik, Big Data, KI etc.).

Sophia Neukirchner (l.) und Dr. Jens Kluth (r.) waren für Vetion.de vor Ort. Dr. Diane Hebeler (ATF) war federführend in der Organisation.


Besonders positiv an dieser Tagung ist – neben der sehr guten Organisation und Teilnehmendenbetreuung (federführend Diane Hebeler und Team von ATF und ITTN) sowie Themenvielfalt – die Mischung aus tierärztlichen und fachfremden Referierenden, was einen Blick über den Tellerrand ermöglicht.
Ein Dank allen Zuschauer:innen, Referierenden, Organisatoren und Helfenden für die gelungene Veranstaltung.


Sophia Neukirchner (für Vetion.de)

Ein gedruckter Tagungsband mit Kurzfassungen der Vorträge kann bei der Geschäftsstelle der ATF (atf@btkberlin.de, Betreff: Bestellung Tagungsband Tierschutztagung 2023) für 20 € zzgl. Versand erworben werden.
Die nächste Tierschutztagung findet voraussichtlich im September 2024 statt. Der Termin wird rechtzeitig auf Myvetlearn.de und im Myvetlearn.de-Newsletter bekannt gegeben.

Tierärzt:innen im Öffentlichen Dienst finden auf Myvetlearn.de weitere interessante und lohnenswerte Online-Fortbildungen:

Für Profis: Leadership-Wochenende Tiermedizin

18.08.2023

vom 1.-3.9.2023 im Gut Altona bei Bremen

Wertschätzende und Orientierung gebende Führung ist nachweislich die stärkste Waffe, die es gibt, um gute Leute langfristig zu halten.

Das ist sicher keine Neuigkeit. Aber im Alltag wahrscheinlich nicht immer so leicht umsetzbar. Ein Termin jagt den nächsten, Überstunden werden schon nicht mehr gezählt und emotional reagierende Patientenbesitzer haben Redebedarf… Und dann hat auch noch T. schon wieder vergessen, dass der Verband nicht in der Pferdebox gewechselt wird, sondern außerhalb. Damit muss man leben? Muss man nicht. Mit dem entsprechenden Führungs-Knowhow und einigen wenigen Führungswerkzeugen sind die obigen und andere Probleme schnell „in den Griff“ zu kriegen. Der Campus für „führende“ Diplomates & Collegen wurde eigens dafür 2022 aus der Taufe gehoben. Vom 01. – 03.09.2023 im Gut Altona bei Bremen geht’s in die nächste Runde. Mit 13 ATF-Punkten. Themen sind u.a.:

  • Individuelle und persönliche Standortbestimmung aller Teilnehmenden via Jobfidence®-Verfahren (www.jobfidence.com)
  • Führungsrolle im Wandel: Wann wird man als Leader in einem Team akzeptiert?
  • Wer wird Leader: Leitungstypisches Verhalten
  • Leadership-Werkzeuge
  • Praxis-Fälle: Was tun, wenn…?
  • Individuelle Feedbacks und Karriereberatung
  • Wie entsteht Vertrauen?

Eine erfolgreiche Klinikleiterin aus Süddeutschland betonte kürzlich nach einem Leadership-Wochenende, besonders wichtig sei für sie am Anfang der Karriere die Erkenntnis gewesen, dass die Ursache für viele Konflikte schlichtweg organisatorische
(z.B. unklare Befugnisse) oder eben Führungsmängel seien. Seitdem sie das wisse, würden für sie Führungsthemen die gleiche Priorität haben wie Fachthemen. Die deutlich gesunkene Fluktuation gebe ihr recht.


Dipl.-Psych. Ute Klarius lädt zum Leadership-Wochenende Tiermedizin ein

Sie möchten Ihr Wissens- und Verhaltensrepertoire zum Thema Führung erweitern?
Dann sind Sie beim nächsten Campus herzlich willkommen. Weitere Informationen & Anmeldung sehr gern unter: ute.klarius@klarius.de oder 06431/ 9719632. Es sind noch Plätze frei. Aufmerksame Teamführung, individuelle Motivation und ausgewogene Kommunikation sind in Tierarztpraxen und Tierkliniken die Grundlage für Spaß an der Zusammenarbeit und gemeinsame Leistungsfreude. Und damit auch die Basis für erfolgreiche Medizin und glückliche Patientenbesitzer….

Wir freuen uns auf Sie!

Wir – das sind Dipl.-Psych. Ute Klarius und Dr. med. vet. Felix von Hardenberg – die Seminarleitung.

So war‘s auf dem EuroCongress 2023 in Hohenroda

12.07.2023

Jedes Jahr veranstaltet VetKOM den EuroCongress für TFAs.

Dabei geht es vor allem um Austausch und Networking, aber natürlich auch um Fortbildung. In diesem Jahr bestand die Mischung aus 14 Vorträgen sowie 11 Seminaren. Rund 270 sehr engagierte TFA sind nach Hohenroda gereist und haben sich sowohl in das Fortbildungsprogramm als auch in das Freizeitprogramm zahlreich eingebracht.

Begleitet wurde die Veranstaltung von einer kleinen Industrieausstellung, auf der sich auch die beiden Hauptsponsoren Purina und Boehringer Ingelheim Vetmedica präsentierten.

Fazit:

Bombige Stimmung, grandiose Organisation, spannende Fortbildung und hochsommerliches Wetter à besser konnte es nicht sein, um sich nach drei Jahren Pause endlich wieder in Präsenz auszutauschen!

International Media Event bei Zoetis in Dublin

06.07.2023

Das Tierarzneimittelunternehmen Zoetis hatte am 27. und 28. Juni 2023 Medienvertreter: innen aus ganz Europa zum Zoetis Headquarter nach Cherrywood in Dublin (Irland) eingeladen, um verschiedene Initiativen und Produkte des Unternehmens vorzustellen, die in Zukunft die Nachhaltigkeit der Nutztierhierhaltung verbessern sollen.

Los ging es am ersten Tag mit einem Besuch des international anerkannten University College Dublin (UCD). Hier ist auch der Fachbereich Veterinärmedizin angesiedelt.

Hier bekamen wir Gäste nicht nur Einblicke in den Aufbau des dortigen Studiums, sondern auch in die One-Health-Initiativen sowie die ungewöhnlich stark ausgebildete interdisziplinäre Zusammenarbeit an der Uni. Davon zeugten auch die spannenden Forschungsprojekte, die mit dem Ziel, die Nachhaltigkeit zu verbessern, Tierwohl, Tiergesundheit, Ökonomie und Umweltschutz miteinander verbinden.

In diesem Zusammenhang wurde auch die an die UCD angeschlossene Lyons Farm vorgestellt, ein eigener Lehr- und Forschungsbetrieb mit dem Ziel, Studierenden und Akademiker:innen von Lehr- und Forschungsprogrammen Zugang zu großen Tier- und Pflanzenbetrieben für die Durchführung ihrer Studien und Seminare zu ermöglichen. Diese Programme sind von nationaler Bedeutung und untermauern die technische Innovation sowie die wissenschaftlich orientierte Ausbildung. Ein mehrwöchiger Aufenthalt ist Bestandteil des Tiermedizinstudiums an der UCD.

Abgerundet wurde der Tag durch eine Führung durch die UCD Tierklinik, geleitet von Klinikleiter Dr. Rory Breathnach, sowie durch ein wunderbares Abendessen, gemeinsam mit einigen Professor: innen der UCD sowie den Mitarbeiter: innen von Zoetis aus den einzelnen Ländern.

Am nächsten Tag stand dann die Besichtigung des noch recht neuen Headquaters des Unternehmes Zoetis in Cherrywood auf dem Programm. Nach der Besichtigung des modernen Firmengebäudes, das wenige Mitarbeiterwünsche offen lässt, wurde das Geheimnis um die neuen Produkte für mehr Nachhaltigkeit gelüftet.

Noch in diesem Jahr wird Zoetis den Schnelltest „Vetscan Mastigram+“, welcher der einfachen und schnellen Erkennung von Mastitiden dienen soll. Mit Hilfe eines einfachen Peilstabtests lassen sich Gram-positive Mastitiden in nur acht Stunden nachweisen, so dass die Ergebnisse noch vor dem nächsten Melken vorliegen.. Anschließend kann – je nach Ergebnis – gleich beim nächsten Melken behandelt werden. Da oft nur Gram-positive Fälle von einer Behandlung mit antimikrobiellen Mitteln profitieren (Lago A. and Godden SM. (2018) Use of Rapid Culture Systems to Guide Clinical Mastitis Treatment Decisions, in Vet Clin North Am Food Anim Pract.), können Landwirt:innen und Tierarzt:innen diese Informationen nutzen, um eine gezieltere Therapie durchzuführen und sicherzustellen, dass antimikrobielle Mittel nur bei den Kühen eingesetzt werden, die sie benötigen. Das soll Zeit und bei negativem Testergebnis auch Antibiotika einsparen.

Ebenfalls schon sehr bald in Deustchland und Österreich verfügbar sein wird ein Impfstoff für Schweine: „CircoMax“. CircoMax ist ein fortschrittlicher PCV2-Impfstoff, der als einziger PCV2-Impfstoff weltweit 2 verschiedene PCV2-Antigene (PCV2a und PCV2b) enthält. Dabei handelt es sich um einen One-Shot-Impfstoff, der für einen Immunschutz mindestens 23 Wochen sorgt. Die Impfung soll sowohl die zelluläre als auch die Antikörper-basierte Immunabwehr stimulieren. Auch dazu demnächst mehr Infos auf Vetion.de

Zoetis Deutschland plant für 2024 auch den Launch eines weiteren Impfstoffes im Rinderbereich. Bald werden wir auch hierzu mehr berichten.

Fazit: Ein spannendes Media-Treffen, an dem gleich eine ganze Reihe Produktneuheiten zur Verbesserung der Tiergesundheit sowie der Nachhaltigkeit präsentiert wurden. Obendrauf gab es spannende Einblicke in die UCD, die im Vergleich zu den deutschen veterinärmedizinischen Fakultäten schon allein aufgrund der Räumlichkeiten, Einrichtungen und Ausstattungen ein wenig „Neid“ aufkommen lassen könnte.

Julia Henning

BLTK fordert mehr Unterstützung im Kampf gegen Tierärztemangel

16.06.2023

Vom 15. bis 19.6.2023 finden in Augsburg die 31. Bayerischen Tierärztetage statt. Die Bayerische Landestierärztekammer (BLTK) fordert als Organisator dringend Unterstützung im Kampf gegen den Tierärztemangel. Politik und Gesetzgeber sind in der Pflicht, schnellstmöglich Maßnahmen zu ergreifen, um den bereits existierenden Tierärztemangel in den kommenden Jahren nicht noch weiter zu verschärfen.

Gleichzeitig sind die Erwartungen und Anforderungen von Tierhalter:innen, Verbraucher:innen, Politik und Gesellschaft an die Tierärzteschaft immens. Neben einer ständigen Verfügbarkeit mit Notfallversorgung bei Erkrankungen der Heim-, Sport- und Nutztiere, müssen auch die Nutztierbestände durch eine optimale Betreuung gesund- und leistungsfähig gehalten werden, wobei allerdings auch die Wirtschaftlichkeit der Tiere für die Landwirte stets berücksichtigt werden muss. Weiterhin sind Tierärzt:innen mit der Aufgabe der Tierseuchenbekämpfung vertraut und müssen Sorge tragen für sichere und rückstandsfreie Lebensmittel. Daher hat ein eklatanter Mangel an Tierärzt:innen in den Praxen, Veterinärämtern, Untersuchungseinrichtungen, Schlachtbetrieben oder auch an den Universitäten schwerwiegende Folgen für die gesamte Gesellschaft, den Tierschutz, die Gesundheit der Tiere und den gesundheitlichen Verbraucherschutz. Er wird sich in der Zukunft weiter zuspitzen, wenn nicht sofort Maßnahmen ergriffen werden. „Wir sind selbst zum „Notfallpatienten“ geworden“, so Dr. Iris Fuchs, Präsidentin der Bayerischen Landestierärztekammer.“

Die BLTK fordert daher auf einer Pressekonferenz auf den Bayerischen Tierärztetagen von Politik und Gesetzgeber konkrete Rahmenbedingungen im Arbeitszeitgesetz hinsichtlich der Erweiterung des eigenen Entscheidungsspielraumes für flexiblere Arbeitszeitgestaltung zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Weiterhin sei ein Abbau von Bürokratie und 1:1-Einhaltung des EU-Rechts bei Dokumentation dringend notwendig. Auch müssten die Zulassungsbedingungen zum tierärztlichen Studium erleichtert und berufliche Vorqualifikationen höher gewertet werden im Zulassungsverfahren. Ebenfalls aktualisiert und an die neuen Herausforderungen angepasst werden müssten die Ausbildungsinhalte und Praktika im Studium. Aber auch Niederlassungsprämien, insbesondere für Landtierarztpraxen, müssten angedacht werden, ebenso wie Förderprogramme für Ausbildungs-/Weiterbildungspraxen.

Weitere mögliche Handlungsoptionen benennt auch der Dessauer Zukunftskreis (DZK) in seinem 14 Punkte umfassenden Wörlitzer Memorandum.

Auf den 31. Bayerischen Tierärztetagen wird ein umfangreiches Fortbildungsprogramm zu aktuellen Themen mit interessanten Vorträgen und mehr als 20 Seminaren geboten. Diese sind in diesem Jahr gut besucht. Begleitet wird die Fortbildungsveranstaltung am Freitag und Samstag durch eine Fachmesse, an der mehr als 50 Austellerfirmen teilnehmen.

Am Freitag, 16. Juni 2023 gibt es eine Podiumsdiskussion zum Thema “Zukunft der Bayerischen Tierärzteschaft”. Außerdem sind am Samstag, 17. Juni 2023, die Studierenden der Tiermedizin zum Studierendentag eingeladen. Hier können sie sich umfangreich über die verschiedenen Tätigkeitsfelder innerhalb des tierärztlichen Berufes informieren und anschließend die Vortragsveranstaltungen besuchen.

Nachfolgend ein paar Impressionen von den 31. Bayerischen Tierärztetagen in Augsburg.

Deutschland kann Tiertransporte in Nicht-EU-Länder verbieten

Tierschützer:innen, Verbraucher:innen und Mitbürger:innen waren am Mittwoch (14.6.2023) aufgerufen, anlässlich des internationalen Tages gegen Tiertransporte zu einer Kundgebung am Brandenburger Tor in Berlin zu kommen. Mit einer spektakulären Aktion machten dort die Organisationen des Tierschutznetzwerks sowie des Bündnisses für Tierschutzpolitik auf die Transportbedingungen und Leiden der Tiere während der Tiertransporte aufmerksam. Gleichzeitig forderten sie die Politik in Deutschland und Europa auf, zu handeln und Tiertransporte in Nicht-EU-Länder schnell zu verbieten. Innerhalb der EU sollten diese auf eine Transportzeit von max. vier Stunden begrenzt werden.

Die Aktion startete mittags vor dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und endete vor dem Brandenburger Tor am Pariser Platz. Dort wurde ein Kran aufgebaut, an dem ein vier Meter großes, lebensechtes 3D-Modell einer Kuh hing. Das Aktionsszenario bezieht sich auf Vorfälle im spanischen Hafen von Cartagena, wo im Frühjahr 2021 über 2.000 Rinder nach einer dreimonatigen Odyssee notgetötet werden mussten. Die aufgebaute Kulisse sollte auf das Leid der Tiere auf langen Drittlandexporten, insbesondere auf Schiffstransporten, aufmerksam machen. Denn die Tiere leiden auf den Transporten unter Stress, Hunger, Durst und Enge. Viele Tiere verletzen sich dabei und erreichen ihren Zielort gar nicht erst.

Aber auch in den Zielländern außerhalb der EU erwartet die Tiere nichts Gutes, sondern meist schlechte Haltungs- und grausame Schlachtbedingungen, häufig ohne jegliche Betäubung.

„Wir sind geschockt über die Gleichgültigkeit, mit der diese Tierquälerei seit Jahrzehnten bis heute geduldet wird. Sie ist mit nichts zu rechtfertigen und nicht zu entschuldigen. Lebendtierexporte sind Unrecht und müssen endlich aufhören“, sagte Ina Müller-Arnke, Expertin für Tiertransporte bei der Tierschutzorganisation Vier Pfoten.

Die Tierschützer forderten Landwirtschaftsminister Cem Özdemir auf, das Verbot von Lebendtiertransporten in Nicht EU-Ländern endlich, zumindest auf nationaler Ebene zu verbieten. „Inzwischen gibt es mehrere Rechtsgutachten, die bestätigen, dass ein bundesweites Verbot solcher Drittlandexporte durch eine Rechtsverordnung möglich ist. Außerdem ermöglicht die aktuelle Überarbeitung des Tierschutzgesetzes, ein Verbot solcher Transporte direkt im Gesetz zu verankern“, so Rüdiger Jürgensen, Mitglied der Geschäftsleitung bei VIER PFOTEN Deutschland.

Dieser Forderung schloss sich auch Ina Latendorf MdB, Sprecherin für Tierschutz der Linken im Bundestag an bestätigte die Optionen eines nationalen Alleingangs.  

Bilder: J. Henning

Gleichzeitig waren jedoch das Interesse und damit auch die Teilnahme an der Demo sowie der Kundgebung gering. Inklusive der Organisator:innen und Redner:innen hatten sich auf dem Pariser Platz weniger als 50 Personen versammelt. Zufällig vorbeikommende Passanten ließ das Thema vollkommen unberührt. Viele setzten ihren Weg reaktionslos fort … trotz des baumelnden Rindes am Krahn.

Treffen der Praxismanager:innen in Glashütten

10.06.2023

Am 9. und 10. Juni 2023 haben sich in Glashütten Deutschlands tiermedizinische Praxismanager:innen auf dem 2. Kongress des Bundesverbandes Tiermedizinischen Praxismanagementes (TPM) getroffen. Auf die rund 60 Teilnehmer:innen wartete ein umfangreiches Programm aus interessanten Vorträgen und Workshops sowie ein lebhafter Austausch mit Kolleg:innen. Unter anderem stellten Hubertus Keimer und Dr. Rolf Nathaus vom Dessauer Zukunftskreis (DZK) am Freitag in einem Workshop die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle für die Tierarztpraxis vor. Am Samstag gingen sie auf das Problem Versorgungsmangel in der Tiermedizin durch Fachkräftemangel ein. Im Fokus der Veranstaltung standen außerdem Konfliktlösungen, Kommunikation im Team sowie mit den Kunden als auch die Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit. Aber auch Themen wie Arbeitssicherheit, Vorschriften und der Versorgungsmangel in der Tiermedizin wurden ausführlich besprochen. Außerdem wurde der Vorstand in seiner bisherigen Zusammensetzung wieder gewählt.

Fazit der Veranstalter: ein sehr schönes Fachkräfte-Meeting mit vielen engagierten und motivierten Teilnehmer:innen, die vor allem in den Workshops sehr intensiv gearbeitet haben. Neben dem fachlichen Input stand vor allem der kollegiale Austausch und das Netzwerken im Vordergrund.

Organisations- und Referierendenteam

Steakholder sprachen in Wien über die Zukunft der Veterinärmedizin

08.06.2023

Im Technik-Museum in Wien fand am 7. Juni 2023 auf Initiative der Österreichischen Tierärztekammer der “Zukunftstalk 2023” mit zahlreichen Steakholdern der Branche aus Österreich und den Nachbarländern statt. Im Fokus standen die künftigen Herausforderungen in der Veterinärmedizin. Etwa 130 Steakholder folgten der Einladung und diskutieren mit Vertreter:innen aus Politik, Wirtschaft, Bildung und NGOs den Status quo und Wege aus dem Fachkräftemangel. Gleichzeitig wurde auch das 75-jährige Jubiläum der Tierärztekammer gewürdigt. „Die Tierärzteschaft hat auch in den vergangenen Jahren den gesellschaftlichen Stellenwert unter Beweis gestellt – man denke hier an die Lebensmittelsicherheit, die Bekämpfung der Antibiotikaresistenzen, aber auch an die Seuchenbekämpfung in Zeiten von Pandemien. Ein 75-jähriges Jubiläum ist daher immer ein guter Anlass, neue Weichen zu stellen – darum ging es auch in unserer berufspolitischen Diskussion zum Thema Tierärztemangel – Quo vadis Tiermedizin‘“, betonte ÖTK-Präsident Mag. Kurt Frühwirth.

Die berufspolitische Diskussion, die von dem erfahrenen ehemalige ORF-Journalisten Gerald Groß moderiert wurde, der auch durch das gesamte Programm führte, stand ganz im Zeichen einer Analyse im deutschsprachigen Raum. Hier kamenDr. Siegfried Moder, Präsident Bundesverband Praktizierender Tierärzte (BpT), und Dr. Iris Fuchs, Präsidentin der Bayrischen Landestierärztekammer (BLTK), sowie auch Dr. Olivier Glardon, Präsident Gesellschaft Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte (GST), gemeinsam mit Mag. Frühwirth zum Schluss, dass sich nicht nur die Arbeitsbedingungen und die Wertschätzung gegenüber tierärztlichen Kompetenzen ändern müssen. „Ein ganzes Maßnahmenbündel, angefangen von der Ausbildung bis zur Berufsausübung, wird nötig sein, um die Attraktivität der Berufsausübung wieder zu steigern. Dabei soll das Kernprofil unseres Freien Berufs nicht an Bedeutung verlieren“, so Frühwirth. Als Beispiele solch erforderlicher Maßnahmen wurden die Verbesserungen und Intensivierung der Digitalisierung, eine Entbürokratisierung der Abläufe und Dokumentationspflichten, das Schaffen von mehr Studienplatzen sowie die Ausbildung von mehr unterstützenden Personals wie TFAs oder medizinisch-technische Assistent:innen und Praxismanager:innen genannt. Das alles führe dazu, Ressourcen besser zu nutzen und wieder mehr Zeit für die Arbeit am Tier aufbringen zu können.

Konsens bestand auch darin, dass bei diesem Thema alle in einem Boot sitzen. Man müsse sich auf die gegenwärtige Situation nicht nur schnellstens einstellen, sondern einlassen und Wege für die junge Generation aufzeigen. Nur so würden diese wieder eine Zukunft und auch verantwortliche Aufgabe in der Tiermedizin für sich sehen.

Auch in den Pausen waren sich die Teilnehmer:innen einig, dass keine Lösungswege ausgeklammert werden dürften. Denkverbote seien bei der Entwicklung von Gegenmaßnahmen fehl am Platz. Stattdessen müsse man sich zuhören und die Situation im Gesamtzusammenhang sehen, ohne persönliche Befindlichkeiten. Zusammenarbeit auf allen Ebenen sei das Gebot der Stunde, um u.a. den sich sonst stark verschärfenden Versorgungsengpass für die Tiere abzuwenden.

DeutscheVET feierte Premiere in Dortmund

01.06.2023

Nachdem sich die DeutscheVET in der Kölner Messe seit 2017 langsam zu etablieren schien, fand die Veranstaltung am 26. und 27. Mai 2023 erstmals am neuen Standort in Dortmund statt. Der Umzug ins Ruhrgebiet war durch den Wechsel zum neuen Veranstalter, der HINTE Expo & Conference, zustande gekommen und im Vorfeld von vielen Beteiligten kritisch beäugt worden, nicht zuletzt auch aufgrund des ungünstigen Termins am Pfingstwochenende.

Doch das umfassende, von der Stiftung Tierhochschule Hannover (TiHo) erarbeitete Vortragsprogramm, zog mehr als 2.000 Tierärzt:innen und tiermedizinische Fachangestellte in die Dortmunder Westfalenhallen. Die 70 Fachvorträge waren entsprechend gut besucht. „Die DeutscheVET bietet in Dortmund wirklich eine großartige Atmosphäre. Es war eine Freude, so viele bekannte Gesichter wiederzusehen. Der fachliche Austausch war fantastisch. Ich bin zuversichtlich, dass die Fortsetzung in Zukunft noch erfolgreicher sein wird”, zeigte sich auch Prof. Dr. Holger Volk von der TiHo zufrieden.

Die Kongressteilnehmer:innen nutzten in Dortmund auch die Gelegenheit, sich bei den knapp 90 Industrieausstellern über Neuigkeiten zu informieren. Wie bereits in den vergangenen Jahren in Köln, hatten auch am neuen Standort eher kleinere Unternehmen die Chance genutzt, ihre Produkte und Dienstleistungen auf dem Kongress zu präsentieren. „Wir sind äußerst zufrieden mit unserer Teilnahme an der DeutscheVET”, sagte Achim Rehahn, Geschäftsführer von Animal Tree. „Obwohl wir uns bewusst waren, dass Pfingsten und das Bundesligafinale sich negativ auf die Anzahl Besucher auswirken würde, haben wir eine bemerkenswerte Resonanz erfahren und konnten wertvolle Verbindungen zu erstklassigen Tierarztpraxen knüpfen.”

Die vielfach geäußerten Befürchtungen, dass die Besucherzahl am 2. Kongresstag wegen des letzten Bundesligaspiels des BVB Dortmund im angrenzenden Westfalenstadion und der geplanten Meisterschaftsfeier geringer ausfallen würde, hatten sich nicht bewahrheitet. Auch Gerd Zimmermann, Inhaber der VetInf GmbH, bestätigte, dass die Gespräche und der Austausch am 2. Kongresstag noch intensiver waren. Diesem positiven Fazit schloss sich die HINTE Expo & Conference an. „Die Erstauflage in Dortmund hat unsere Erwartungen übertroffen. Das Feedback der Ausstellenden und Besuchenden war durch die Bank gut. Trotz des Termins kurz vor Pfingsten und dem Ausnahmezustand wegen des Meisterschaftsfinale in Dortmund registrierten sich Tierärzt:innen und TFAs zwischen Bayern und Schleswig Holstein bei der diesjährigen Veranstaltung”, konstatierte Christoph Hinte, Geschäftsführer der HINTE Gruppe.

Gaby DeMuirier war für Vetion.de vor Ort und war überrascht von der besonderen Atmosphäre: „Trotz des eher schwierigen Termins vor Pfingsten war die Veranstaltung gut besucht und die Stimmung überwiegend positiv unter den Teilnehmer:innen und Aussteller:innen. Es hat Spaß gemacht, einige nach langer Zeit einmal wieder zu sehen und Zeit für einen intensiven Austausch zu haben. Dortmund als Standort hat mir gut gefallen.“

Die nächste DeutscheVET wird daher am 7. und 8. Juni 2024 wieder in der Messe Dortmund stattfinden.

Erneut Auszeichnung für LABOKLIN

30.03.2023

Dr. Elisabeth Müller, Geschäftsführerin LABOKLIN

Das veterinärmedizinische Diagnostiklabor LABOKLIN aus Bad Kissingen ist erneut mit dem TOP 100-Siegel 2023 ausgezeichnet worden. Diese Auszeichnung ist mittelständischen Unternehmen vorbehalten, die durch besondere Innovationen überzeugen. Die Preisverleihung findet am 23. Juni 2023 in Augsburg statt. Übergeben wird die Auszeichnung von Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar, der als Mentor den Innovationswettbewerb TOP 100 begleitet. In das vorangegangene wissenschaftliche Auswahlverfahren flossen mehr als 100 Kriterien aus fünf Kategorien ein: Innovationsförderndes Top-Management, Innovationsklima, innovative Prozesse und Organisation, Außenorientierung/Open Innovation sowie Innovationserfolg.

LABOKLIN ist ein inhabergeführtes veterinärmedizinisches Diagnostiklabor. Das Leistungsspektrum reicht von Mikrobiologie, klinischer Labordiagnostik, Parasitologie, Allergie und Hygiene bis hin zur Pathologie und Genetik.

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Ehrendoktorwürde für Professor Dr. Wolfgang Baumgärtner von der TiHo

Diese Information steht nur Tierärztinnen und Tierärzten zur Verfügung.

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Felix Wankel Tierschutz-Forschungspreis für Prof. Kemper

Prof. Dr. Nicole Kemper von der Stiftung Tierärztliche Hochschule (TiHo) Hannover ist mit dem Felix Wankel Tierschutz-Forschungspreis 2023 ausgezeichnet worden. Sie erhielt die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung für ihr wissenschaftliches Lebenswerk zur tiergerechten Schweinehaltung. Kemper leitet das Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) und befasst sich seit Jahren mit unterschiedlichen Aspekten der Schweinehaltung, um die Lebensbedingungen der Tiere zu verbessern und den Tierschutz in der Schweinehaltung voranzutreiben. „Die Auszeichnung ist eine große Ehre und zugleich weiterer Ansporn für mich. Ich hoffe, dass sie hilft, auf den Tierschutz in der Schweinehaltung aufmerksam zu machen und zu zeigen, dass eine zukunftsfähige Haltung machbar ist“, sagt Kemper. Der Felix Wankel Tierschutz-Forschungspreis wird alle 2 Jahre durch die Tierärztliche Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München für hervorragende, experimentelle und innovative wissenschaftliche Arbeiten verliehen.

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„Ich möchte den Beruf des Praxismanagers attraktiver und bekannter machen“

Mit der Vorsitzenden des Bundesverbandes Tiermedizinisches Praxismanagement im Interview

Praxismanagerin Kathrin Siemer

Kathrin Siemer hat in den Niederlanden „Tiermanagement“ studiert und ist seit 20 Jahren geschäftsführende Praxismanagerin in der Tierklinik Lüsche. Ihrer Meinung nach, können gut ausgebildete nicht-tierärztliche Praxismanager:innen viele tierärztliche Aufgaben übernehmen und so dazu beitragen, den Fachkräftemangel und die damit verbundene Versorgungslücke in deutschen Tierarztpraxen und -kliniken zu lösen. Diese Spezialisierung böte sich etwa für Tiermedizinische Fachangestellte (TFAs) an. Siemer hat erlebt, dass in anderen Ländern Praxismanager:innen eine zentrale Rolle in tierärztlichen Praxen und Kliniken einnehmen und gut vernetzt sind – in Deutschland seien Praxismanager:innen in Tierarztpraxen bisher noch oft Alleinkämpfer und die Ausbildung ist nicht geregelt. Das möchte sie mit ihrem vor wenigen Jahren gegründeten “Berufsverband Tiermedizinisches Praxismanagement“ (TPM) ändern. Dieser soll Anlaufstelle für Fortbildungen und Erfahrungsaustausch sein. Im Interview mit Dr. Julia Henning von Vetion.de spricht sie über die Ideale des Verbandes und den am 9. und 10. Juni 2023 anstehenden 2. TPM-Kongress.

Sie sind die Vorsitzende des Vereins „Bundesverband Tiermedizinisches Praxismanagement“ (TPM). Seit wann gibt es diesen Verband?

Der TPM wurde im November 2021 durch rund 20 Praxismanager deutschlandweit gegründet. Vorausgehend war eine 4-monatige Vorbereitung, in der wir die Satzung, das Ziel und natürlich auch die Veröffentlichung in einer Arbeitsgruppe gemeinsam zu Papier gebracht haben. Daraus entstanden ist ein Berufsverband mit derzeit 5 Vorstandsmitgliedern und diversen Arbeitsgruppen.

Was haben Sie seitdem erreichen können?

Nach nunmehr 1,5 Jahren haben wir mittlerweile 150 Mitglieder für unseren Verein gewinnen können. Damit hatte ich persönlich so schnell nicht gerechnet!

Die Mitglieder in unserem Berufsverband haben einen unterschiedlichen Hintergrund, teilweise sind es Tierärzte und Praxisinhaber, dann natürlich auch reine Praxismanager sowie TFAs, die einen Großteil ihres Jobs in der Organisation, Strukturierung, Verwaltung und Mitarbeiter-Verantwortung haben.

Wir bieten unseren Mitgliedern einen regen Austausch und viel Diskussion und Kommunikation mithilfe einer App. Diese Option wird wirklich tagtäglich genutzt. Dadurch entstehen tolle Fragen, Inspirationen, Ideenaustausch und manchmal findet man auch einfach nur „ein offenes Ohr“ in der Runde. Das ist der Vorteil eines eher kleineren Berufsverbandes, so kennt man sich größtenteils noch persönlich.

Des Weiteren haben wir einmal monatlich einen sogenannten „Monats-Call“, das ist eine abendliche Online-Veranstaltung, zu der jedes Mal ein Referent mit einem interessanten Praxismanagement-Thema geladen wird. Auch an diesen Abenden wird in der Runde viel diskutiert und sich ausgetauscht. Diese Treffen sind immer sehr lehrreich!

Aber natürlich geht nichts über den persönlichen Austausch, daher haben wir bereits im letzten Sommer unseren ersten TPM-Kongress veranstaltet, der in diesem Jahr wiederholt werden soll.

In diesem Jahr findet der TPM-Kongress am 9. und 10. Juni in Glashütten statt. Was ist das Ziel dieses Kongresses?

Ziel des Kongresses ist vor allem das persönliche Treffen der Teilnehmer, ein guter, interessanter Austausch, für den wir im Laufe der zwei Tage auch genügend Zeit eingeplant haben.

Was erwartet die Teilnehmer:innen und wen genau möchten Sie als Teilnehmer:innen erreichen?

Wir haben Themen ausgesucht, die die gesamte Bandbreite der tierärztlichen Praxis betreffen: von der Mitarbeiterkommunikation über Konfliktmanagement bis hin zu Marketing und Arbeitssicherheit ist alles dabei.

Dabei sind nicht nur Mitglieder geladen. Das Programm richtet sich an alle Interessierten der Branche. So können sich gern alle Tierärzte und TFAs anmelden und alle, die einfach nur Interesse an PM-Themen haben und gern dabei sein möchten.

Warum ist Ihnen das Thema Praxismanagement so ein persönliches Anliegen für das Sie sich so engagieren?

Als ich meinen Job als Praxismanagerin vor 20 Jahren in der Tierklinik Lüsche begann, hatte ich das Gefühl „allein auf der Welt zu sein“ mit meinen tagtäglichen Herausforderungen und Problemen. Erst im Laufe der Jahre habe ich erfahren, dass sich der Beruf des PM in anderen Ländern, zum Beispiel in den USA und England wie auch den Niederlanden bereits seit vielen Jahren etabliert hat und dort häufig eine wichtige und verantwortungsvolle Position in der tierärztlichen Praxis einnimmt. Davon habe ich mir in der Vergangenheit viel abgeschaut und durfte einige internationale Kongresse und Fortbildungsveranstaltungen besuchen. Das hat mir in meiner persönlichen Entwicklung sehr geholfen. Genau dies möchte ich nun auch den jungen PM in Deutschland bieten und dadurch auch den Beruf des PM hierzulande attraktiver und bekannter machen. Denn ich bin fest davon überzeugt, dass es in wenigen Jahren keine Praxis mehr ohne geben wird!

Können beispielsweise TFAs, die durch Weiterbildung und mehr Kompetenzen als Praxismanager:innen spezialisiert wurden, kurz- und mittelfristig auch einen Teil des Problems Fachkräftemangel bei den Tierärzt:innen lösen?

Absolut! Das Phänomen beobachte ich schon seit einiger Zeit!

Wenn Tierärzte und Praxisinhaber erst einmal die Vorteile und Verbesserungen durch den Einsatz eines PM für sich in der eigenen Praxis erkannt haben und entsprechend auch Kompetenzen übergeben, entwickeln sich viele junge PM zu sehr verantwortungsvollen Führungskräften, die gemeinsam mit dem Inhaber bzw. Geschäftsführer ein Team bilden können.

Wichtig hierfür ist, dass wir in Deutschland ein Berufsbild etablieren, das den Nachwuchskräften einen roten Faden an die Hand gibt und das allgemeine Anerkennung in der Branche findet. Hierfür haben wir bereits seit einem guten Jahr den berufsbegleitenden Studiengang an der Hochschule Neu-Ulm für Praxismanager etabliert und arbeiten derzeit sogar an einem Bachelor-Studiengang.

Ich wünsche Ihnen ganz viel Erfolg bei Ihrer weiteren Arbeit und nun erstmal vor allem für den Kongress!

Online-Seminarreihe zur Personalführung in Tierarztpraxis und -klinik

27.03.2023

Termine

  • Bewusstsein: Dienstag, 18. April 2023, 8:15-9:45 Uhr
  • Direkte Führung: Dienstag, 25. April 2023, 8:15-9:45 Uhr
  • Indirekte Führung: Dienstag, 2. Mai 2023, 8:15-9:45
  • Kommunikation: Dienstag, 9. Mai 2023, 8:15-9:45 Uhr

In zahlreichen Studiengängen werden Studierende mittlerweile gezielt auf Führungsaufgaben vorbereitet. In der tiermedizinischen Ausbildung spielen Führungskompetenzen hingegen immer noch keine Rolle. In der Regel erhalten die fachlich besten Mitarbeitenden oder diejenigen mit der längsten Praxiszugehörigkeit Führungspositionen. Dabei wird übersehen, dass nur wenige Mitarbeitende von Haus aus die entsprechenden Führungsqualitäten mitbringen, denn nicht alle, die tierärztlich oder in Assistenz exzellent tätig sind, sind auch gute Führungskräfte.

Werden diese Menschen dann befördert, handelt es sich um Vorgesetzte und nicht automatisch um Führungskräfte. Überforderung, Stress und Frustration sind die Folge. In solchen Umgebungen verlieren beide Seiten. Die Erkenntnis, dass Assistentinnen und Assistenten nicht die Praxis oder Klinik verlassen, sondern vielmehr ihre Führungskraft, wird zur traurigen Realität.

Das ist eine Antwort auf die Frage, weshalb auch Tierärzt:innen sich mit dem Thema Führung auseinandersetzen sollten.

Die zweite ist, dass gut entwickelte Führungseigenschaften dabei helfen, Spaß und Freude an der Arbeit zu behalten und zu festigen. Führung beginnt immer mit Selbstführung. Daher ist es nicht entscheidend, ob Sie nur ein „Ein-Personen-Betrieb“ sind, nur Ihre eigene Praxis führen, ein Team leiten oder für einen Fachbereich verantwortlich sind.

In einer 4-teiligen Online-Seminarreihe auf Myvetlearn.de mit dem Tierarzt und Trainer für Persönlichkeitsentwicklung, Dr. Michael Katikaridis (München), wird das „Warum“, das „Was“ sowie das „Wie“ der Führung behandelt. Es geht sowohl um die Weiterentwicklung der kommunikativen Fähigkeiten, die Fähigkeit einer differenzierten Wahrnehmung der Realität, die Stärkung der mentalen Fähigkeiten als auch Entwickeln eines tieferen Verständnisses von sich selbst und somit auch von Führung. Erst durch die Entwicklung der mentalen Haltung können besprochene und erlernte Führungswerkzeuge nachhaltig ihre volle Wirkung entfalten.

Die langjährige Erfahrung von Dr. Michael Katikaridis als Tierarzt ist außerdem ein wertvolles Asset, da er aus erster Hand weiß, welche Herausforderungen mit der Umsetzung der vermittelnden Konzepte in der Praxis verbunden sind. Dies trägt dazu bei, dass die Inhalte des Webinars praxisnah und relevant sind und den Teilnehmenden helfen, die besprochenen Kompetenzen effektiver anzuwenden.

Die Online-Kurse sind einzeln oder im Komplettpaket buchbar.

Programm und Anmeldung unter www.Myvetlearn.de

Interview mit Michael Katikaridis

Lieber Michael,

wir sind sehr froh, Dich als Referenten für unsere 4-teilige Online-Seminarreihe zum Thema Personalführung, die am 18.4.23 startet, gewonnen zu haben. Für Myvetlearn.de, der Online-Lernplattform für Tierärzt:innen von Vetion.de und der ATF, ist neben Deiner Persönlichkeit und Deiner Art, Inhalte zu vermitteln, vor allem die Tatsache wichtig, dass Du nicht „nur“ Persönlichkeitstrainer, sondern auch Tierarzt bist. Du hattest bis vor nicht all zu langer Zeit ja selber eine Praxis (Tierarztpraxis am Stadtweiher in Dachau) mit acht Angestellten, bevor Du Dich entschlossen hast, Dich neu aufzustellen.

Was hat Dich dazu bewogen, Dich dem Coaching von tierärztlichen Persönlichkeiten anzunehmen? Ich frage provokant: Warum bist „ausgerechnet“ Du in Deinen Augen dazu qualifiziert?

Ich denke weniger in der Kategorie „entweder, oder“ als vielmehr in „sowohl als auch“. Was also qualifiziert „auch“ mich, dieses Webinar zu halten?

  • Zum einen genau diese Haltung. Ich versuche immer, verschiedene Perspektiven zu berücksichtigen und flexibel auf unterschiedliche Situationen und Herausforderungen zu reagieren. Dies ist besonders wichtig, wenn es darum geht, komplexe Themen wie Persönlichkeitsentwicklung und Führung zu vermitteln und gegebenenfalls auf individuelle Bedürfnisse und Situationen der Teilnehmenden einzugehen.
  • Zum anderen ist meine langjährige Erfahrung als Tierarzt ein wertvolles Asset, da ich aus erster Hand verstehe, welche Herausforderungen mit der Umsetzung der vermittelnden Konzepte in der Praxis verbunden sind. Dies trägt dazu bei, dass die Inhalte des Webinars praxisnah und relevant sind und den Teilnehmenden helfen, die besprochenen Kompetenzen effektiver anzuwenden.
  • Letztendlich möchte ich alle mit meiner Leidenschaft zu den Themen Persönlichkeitsentwicklung, Kommunikation und Führungskompetenzen inspirieren und sie mit den grundlegenden Praktiken vertraut machen.

Was ist Dir bei Deinem Coaching persönlich das wichtigste Anliegen, hat die größte Bedeutung für Dich, um erfolgreich eine Praxis und Mitarbeiter/Kollegen zu führen? Gibt es ein Patentrezept?

Nein, es gibt kein Patentrezept, allerdings gibt es Kernaspekte:

  • Ein wesentlicher Punkt ist, dass man Freude daran entwickelt, sich selbst besser kennenzulernen und an der eigenen Selbstreflexion und Selbstführung zu arbeiten. Denn nur wer Lust hat, sich selbst besser kennenzulernen, kann auch andere führen und inspirieren. Wer sich auf diesen Aspekt konzentriert, wird die eigene Persönlichkeit weiterentwickeln und dadurch das Fundament legen, um als Führungskraft erfolgreich zu sein.
  • Ein weiterer wichtiger Punkt ist, immer nach dem “Warum” zu fragen. Wenn man versteht, warum man bestimmte Entscheidungen trifft und welche Ziele man verfolgt, kann man klarer und zielgerichteter handeln. Das fördert Klarheit und Orientierung, was wiederum zu mehr Sicherheit und Zufriedenheit führt.

Wie ist Deine Online-Seminarreihe auf Myvetlearn.de aufgebaut? Was wirst Du vermitteln und wie?

  • Der rote Faden, der sich durch alle Module zieht, ist die Erkenntnis, dass die eigene geistige Haltung die Basis für erfolgreiches und nachhaltiges Umsetzen ist. Zu erkennen, in welcher Haltung man sich situationsbedingt befindet und welche anderen Haltungen man einnehmen könnte, eröffnet ganz neue Handlungsspielräume. Es macht eben einen großen Unterschied, ob ich ein Skalpell in der Haltung einer Chirurgin oder eines Mörders führe. Wenn es dir gelingt, dir deine eigenen, meist unbewussten Haltungen sichtbar zu machen, wirst du deine Fähigkeiten im Umgang mit dir, deinem Team und deinen Klienten auf ganz neue Ebenen bringen.
  • Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Tatsache, dass Führungskompetenz nicht notwendigerweise aus Fachkompetenz abgeleitet werden kann. Es ist wichtig zu verstehen, dass Fachwissen allein nicht ausreicht, um eine erfolgreiche Führungskraft zu sein. Vielmehr erfordert es eine spezielle Reihe von Fähigkeiten und Eigenschaften, um ein Team oder sich selbst erfolgreich zu führen.
  • Auch das Spannungsfeld, das entsteht, wenn du als Tierärztin oder Tierarzt sowohl Führungsaufgaben als auch Fachaufgaben ausführen musst und es dadurch immer wieder zu Konflikten und Überforderung kommen kann, wird berücksichtigt.
  • Die Webinarreihe selbst setzt sich aus frei gehaltenen Impulsvorträgen mit Erläuterungen an einem Whiteboard zusammen. Ich freue mich auf einen anschließenden, intensiven Austausch bzw. möchte jedes neue Modul mit einer QA-Session (Question and Answer-Session, Fragerunde; Anm. d. Red.) zum vorangegangenen Modul beginnen.

An wen richtet sich die Online-Seminarreihe, wer wird sich dort wiederfinden, abgeholt werden und davon profitieren?

Die komplette Webinarreihe richtet sich vor allem an Tierärzt:innen, die eine eigene Praxis führen oder Verantwortung für ein Team haben. Tierärzt:innen, die Lust haben, mehr über sich, über Eigenverantwortung und Kommunikation zu erfahren, finden sich in Modul 1 und 4 wieder.

Welche Voraussetzungen/Vorkenntnisse sollten die TeilnehmerInnen mitbringen für Deine Online-Seminarreihe?

Du brauchst keine speziellen Vorkenntnisse für meine Webinarreihe. Ich würde allerdings meinen, Neugier und Lust auf Neues sind wertvolle Voraussetzungen. Den letzten Satz möchte ich gerne Alexander von Humboldt sagen lassen:

„Kühner als das Unbekannte zu erforschen, kann es sein, das Bekannte zu bezweifeln.“

Jetzt bin ich noch viel gespannter auf den 18.4.23 und kann es kaum erwarten, zu verfolgen, wie die Kurse (einzeln oder im Paket buchbar) dann tatsächlich sein werden und was ich daraus mitnehmen werden.

Herzlichen Dank für Deine Zeit!

Interview: Dr. Julia Henning (Vetion.de/Myvetlearn.de)

Zur Person Michael Katikaridis

“Gemeinsam mit meinem Kompagnon leitete ich 14 Jahre lang eine Kleintierpraxis mit der Weiterbildungsermächtigung zur Fachtierärztin / zum Fachtierarzt für Kleintiere im Raum München. Ich war stolz darauf, ein engagiertes Team zu leiten und unseren Patient:innen die bestmögliche, tiermedizinische Versorgung bieten zu können.

Vor beinahe 10 Jahren durchlebte ich dann eine schwere Krise in Form einer Erschöpfungsdepression, die mich dazu brachte, mich neu zu orientieren.
Ich beschloss, mein Interesse für Persönlichkeitsentwicklung und Kommunikation zu nutzen und habe mich in diesen Themen intensiv weitergebildet, qualifiziert und zertifiziert. Mittlerweile bin ich ein erfahrener Trainer für Persönlichkeitsentwicklung, helfe Menschen dabei, ihre Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern und ihre Führungskompetenzen zu entwickeln.
Es bereitet mir Freude, Menschen zu fördern und ihnen zu helfen, sich selbst besser zu führen. Meine wöchentlichen Gruppenarbeiten sowie Impulsvorträge im Klinikum Bad Trissl (onkologisches Kompetenzzentrum Oberaudorf) erfüllen mich dabei mit Dankbarkeit.
Die Möglichkeit, Menschen zu fördern, ihnen dabei zu helfen, ihre psychische Abwehrkraft zu kräftigen, ihr volles Potenzial zu entfalten und ihr Leben auf eine positive Art und Weise zu gestalten, ist dabei immer wieder inspirierend und sinnstiftend.

Mehr zu mir unter www.kupua.de

Online-Yoga für Mental Health in der Tiermedizin

20.03.2023

Tierärztin, Yoga-Lehrerin und Resilienzcoach Melina Gantzer berichtet im Interview mit Vetion.de-Redakteurin Sophia Neukirchner darüber, wie ihr Yoga in ihrem tierärztlichen Alltag hilft, besser mit Stress umzugehen und wie das jede:r ab sofort in einer kostenlosen 15-minütigen Online-Session in den Fortbildungen auf Myvetlearn.de ausprobieren kann.

Und hier können Sie Melina erleben:

Start je 19:15 Uhr. Alle Notdienstkurse sind mit 2 ATF-Stunden anerkannt. Weitere Informationen und Buchung hier
Start je im Anschluss an die Fortbildung, die 15 Uhr beginnt. Alle Kurse dieser Reihe sind mit 2 ATF-Stunden anerkannt. Weitere Informationen und Buchung hier

Hauptamtliche Geschäftsführer bei der VUK

13.03.2023

Eberhard Hock und Oliver Volin sind die neuen Geschäftsführer des vor vier Jahren gegründeten Verbund Unabhängiger Kleintierkliniken e.V. (VUK). Die neue hauptamtliche Geschäftsführung ist seit 1. März 2023 im Amt und soll den VUK auf dem bereits eingeschlagenen Professionalisierungspfad unterstützen. Weiteres Ziel der VUK ist das gewinnen neuner Mitglieder. Wir freuen uns sehr, dafür Eberhard Hock und Oliver Volin gewonnen zu haben, die ab sofort gemeinsam mit dem VUK-Vorstand die Themen vorantreiben werden“, so Präsident Dr. Dirk Remien. Sein Vorstandskollege und Co-Präsident Dr. Tim Bonin ergänzt: „Mit ihrer langjährigen Erfahrung in der Veterinärbranche und in Verbünden sind die beiden ein echter Glücksfall für den VUK. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit.“

Eberhard Hock ist Diplom-Agraringenieur und rund 23 Jahre in der Vertriebsverantwortung bei scil animal care company. Diplom-Kaufmann Oliver Volin kommt aus der genossenschaftlichen Finanzgruppe, wo er mehr als 25 Jahre seine Expertise in der kooperativen Ökonomie aufbaute.

Der VUK vertritt die Interessen von privaten und inhabergeführten Kleintierkliniken, Tiergesundheitszentren und auf Klinikniveau arbeitenden Kleintierpraxen.

Futura.VET zur Mensch-Tier-Beziehung erfolgreich gestartet

24.02.2023

Am 16. Februar 2023 war es endlich soweit. Pünktlich um 13:00 Uhr wurde die erste Futura.VET mit dem Leitthema Mensch-Tier Beziehung eröffnet. Mit freundlichen und begeisterten Worten, aufgrund des vielfältigen Programms, begrüßte Hubertus Keimer als Mitveranstalter die gut 100 Anwesenden, die sich per Zoom zugeschaltet hatten. Ihr Resümee: ein spannender Auftakt des neuen, innovativen Formats, welches jetzt noch bis Ende Mai 2023 als Aufzeichnung zur Verfügung steht.


Die Futura.VET steht für ein zukunftsweisendes Fortbildungsformat, dass sich sowohl an Tierärzt:innen als auch Humanmediziner:innen und Landwirt:innen richtete,

  • denen das Tierwohl, die Veterinärmedizin und ihr Standing in der Gesellschaft am Herzen liegt.
  • die bereit sind, ihr Fachgebiet zu verlassen, um durch neue Einblicke und Perspektiven vorausschauend zu handeln.
  • die im Wandel der „Mensch-Tier-Beziehung“ Chancen und Aufgaben für den Tierarztalltag und den One-Health-Gedanken sehen.

Das Leitthema der Auftaktveranstaltung war die Mensch-Tier-Beziehung, die ohnehin viele Facetten hat, aber auch wesentlich die Arbeit von Tierärzt:innen sowie Landwirt:innen beeinflusst. Durch tiergestützte Therapien in Bezug auf Zoonosen berührt die Mensch-Tierbeziehung jedoch auch wesentlich die Humanmedizin. Speziell die steigende Zahl an Zoonosen hat so große Bedeutung, dass in diesem Zusammenhang dem Themengebiet One-Health ein ganzer Block auf der Futura.VET eingerichtet wurde, in dem u.a. auf die Bedeutung der intradisziplinären Zusammenarbeit, der globalen Ausrichtung der One-Health Bemühungen sowie auf die ökonomischen Vorteile eingegangen wurde.

Den Anfang machte der Keynote-Vortrag des Ethikers Prof. Dr. Peter Kunzmann, der auf die Gründe und Folgen der großen Wende im Mensch-Tier-Verhältnis einging und so einen hervorragenden Einstieg in das Thema gab.

Weiter ging es mit dem Block Nutztiere, der durch ein Fachgespräch zum Thema Moralische Herausforderungen der Veterinärmedizin in der Nutztierhaltung zweier Experten auf ihrem Gebiet weiterging. Dr. Christian Dürnberger, Ethiker am Messerlie Forschungsinstitut, Dr. Joachim Lübbo Kleen, Spezialist für Rindergesundheit und als Berater im Milchvieh- und Rinderbereich tätig, waren sich beide einig, dass der Tierarzt im Spannungsfeld der kostenorientierten Landwirtschaft, dem Tierwohl/Tiergesundheit und den sich wandelnden ethisch-moralischen Ansprüchen der Verbraucher:innen steht und diskutierten über Möglichkeiten, wie der Veterinär diese Herausforderungen meistern kann.

Ihnen schloss sich ein Vortrag von Guido Puhlmann, dem Leiter des Biosphärenreservats Mittelelbe, an, der hinsichtlich der Landschaftspflege und des Umweltschutzes eine Lanze für die Landwirtschaft und die Viehhaltung brach. Beides sei unverzichtbar, entscheidend sei jedoch die Intensität der landwirtschaftlichen Nutzung.

Auf die Nutztierhaltung künftig zu verzichten bzw. auf das Essen von Fleisch zugunsten von mehr Klimaschutz möchte hingegen Prof. Dr. Nick Lin-Hi, der Fleisch und Milch aus dem Bioreaktor und damit die zelluläre Landwirtschaft als Gamechanger sieht. Aus seiner Sicht ist bereits das letzte Jahrzehnt der Nutztierhaltung zur Produktion von Fleisch und Milch angebrochen, da „Laborfleisch“ eine Sprunginnovation werde, die aufgrund der zahlreichen Vorteile gegenüber „echtem“ Fleisch bestehe und somit die klassische Nutztierhaltung zweifelsfrei verdrängen werde. Zudem werde auch der Preis mittelfristig entscheidend sein.

Nach einer kurzen Pause ging es weiter mit dem Block Companion Animals, moderiert von Prof. Dr. Stephan Neumann. Zu Anfang stellte Frau Dr. Christina Mayer die Ergebnisse der Zoetis-Studie HABRI zum Mensch-Tier-Verhältnis vor, mit globalen Daten aus großen Regionen Nord- und Südamerika, Europa und Asien.

Dann ging es weiter mit der Pferdekommunikationswissenschaftlerin Linda Weritz, die erklärte, dass sich die Motive für Pferdebesitz und Reiten im Wandel befinden und damit auch Veränderungen für Pferdetierärzte und Pensionsstallbetreiber einhergehen werden.

Im Anschluss folgte der Vortrag von Prof. Dr. Achim Gruber, der auf das Phänomen der sich stetig intensivierenden Defektzucht bei Hunden einging und die Folge, die das für die Tiere hat. Er stellte die Frage, ob es nicht langsam Zeit wird, Rassen neu zu denken. Einerseits aus Tierschutzaspekten, andererseits aufgrund der Tatsache, dass bereits mehr als die Hälfte der Hunderassen durch genetische Verarmung vom Aussterben bedroht ist.

Den letzten Vortrag des CA-Blocks hielt die Psychologin Wanda Arnskötter, die sich auf die Erforschung von tiergestützten Therapien spezialisiert hat und den Nutzen für Tier und Mensch aufzeigte.

Im letzten Block, der insgesamt 5,5 Stunden langen Veranstaltung, die auch aufgezeichnet wurde, stand der One-Health Ansatz im Mittelpunkt. Moderiert wurde dieser von Dr. Rolf Nathaus.

Darin stellte Prof. Jonathan Rushton die Bedeutung der globalen Zusammenarbeit im Bereich Humanmedizin, Landwirtschaft, Umweltschutz und Veterinärmedizin in den Fokus, ebenso wie Prof. Dr. Jakob Zinsttag, der diese Bedeutung an weiteren Beispielen unterstrich. Als letzte Vortragende der Futura.VET konnte Frau Dr. Kim Grützmacher vom Leibnitz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung gewonnen werden, die sich mit den Herausforderungen der interdisziplinären Zusammenarbeit, aber auch ihrer unbedingten Notwendigkeit befasste.

Alles in allem eine sehr informative, tolle und innovative Veranstaltung, die viele neue Einblicke und Gedankenanstöße brachte, um einmal konkret über Entwicklungen der Zukunft nachzudenken und wie diese die Arbeit von Tierärzt:innen beeinflussen werden.

Die Tatsache, dass während der gesamten Zeit gerade einmal 2% der Zuhörer:innen verloren ging, spricht für sich. Auch bei der Betrachtung der Evaluation durch die Teilnehmer:innen gab es vornehmlich sehr positives Feedback und alle waren sich einig, dass diese Veranstaltung Zukunft hat und unbedingt fortgesetzt werden sollte. Zudem würden mehr als 90%, der Teilnehmer:innen die Futura.VET Freunden und Bekannten weiterempfehlen. So lauteten ausgewählte Kommentare: „Das Format eines interdisziplinären Gesprächs ist sehr ansprechend (im Vergleich zum klassischen Vortrag), bitte auf jeden Fall beibehalten.“ und „Vielen Dank für den tollen Nachmittag. Viele tolle Vorträge, neue Denkansätze, super! Gerne wieder!“

Sicher werden sich die Veranstalter das zu Herzen nehmen und an einer Fortsetzung arbeiten. Angedacht ist für das nächste Mal ein Hybridformat, um auch dem Wunsch nach mehr Diskussion und Austausch gerecht werden zu können.

Die Aufzeichnung der Fututa.VET steht in drei Paketen noch bis zum 31.5.2023 zur ATF-anerkannten Fortbildungsteilnahme zur Verfügung unter www.futura.vet

Die Futura.VET ist eine Initiative des Dessauer Zukunftskreises unter Leitung von Hubertus Keimer, Dr. Julia Henning, Dr. Rolf Nathaus, Prof. Stephan Neumann und Dr. Sabine Schüller in Kooperation mit der Leipziger Messe.

Expertise der Tierärzteschaft für den Tierschutz ist signifikant

01.02.2023

Auch in diesem Jahr hat die Bundetierärztekammer wieder im Rahmen der Internationalen Grünen Woche in Berlin zu einer Pressekonferenz geladen. Thema am 20. Januar 2023 in Berlin war, die Bedeutung der Tierärztinnen und Tierärzte für den Tierschutz darzustellen. Schließlich sind die TierärztInnen die verpflichteten Schützer der Tiere, denen ihr Wohl und Ihre Gesundheit stark am Herzen liegt. Dies betrifft sowohl die Nutztiere als auch die Haustiere und Luxustiere wie das Pferd.

Vor allem den im öffentlichen Veterinärwesen arbeitenden Kolleginnen und Kollegen kommt hier eine herausragende Rolle zu, da sie ja diejenigen sind, die routinemäßig auf landwirtschaftlichen Betrieben Kontrollen durchführen oder im Falle von Beschwerden und Anzeigen tätig werden. Aber auch den bestandsbetreuenden TierärztInnen kommt hier eine große Bedeutung zu, da die Gesundheit der (Nutz-)Tiere von verschiedensten Faktoren und deren komplexen Wechselwirkungen beeinflusst wird.  So lassen sich z. B. durch eine regelmäßige Analyse aller Tiergesundheitsparameter, Krankheitsursachen frühzeitig erkennen und umgehen. In der Folge ist auch der Arzneimitteleinsatz reduziert. Die Tierärzteschaft ist somit ein integraler Bestandteil der öffentlichen Gesundheitsvorsorge und des gesundheitlichen Verbraucherschutzes, betont Dr. Iris Fuchs, 1. Vizepräsidentin der BTK und Veterinärdirektorin des Landratsamtes in Bayreuth. TierärztInnen sind unverzichtbar für eine präventive Tiergesundheitsstrategie, die wiederum essentiell für den Tierschutz ist. Allerdings sei es für das Tiergesundheits-Vorbeugeprinzip zwingend erforderlich, dass der Gesetzgeber die dafür, und seit Jahren von der Tierärzteschaft angemahnten, notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen schafft! Dazu gehören die Erweiterung und Ergänzung der rechtlichen Tierhaltungsvorschriften. Das Schaffen einer zuverlässig verfügbaren Tiergesundheitsdatenbank mit der Möglichkeit für eine tierärztliche Auswertung sowie eine rechtlich verbindliche Umsetzung der Integrierten Tierärztlichen Bestandsbetreuung auf Grundlage des bereits geltenden EU-Tiergesundheitsrechtsaktes.

Dr. Sylvia Heesen, Ministerialrätin beim Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, Referatsleiterin Tierschutz, Tierseuchenbekämpfung, Tiergesundheit und Tierische Nebenprodukte sowie 2. stellvertretende Vorsitzende der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT) erklärte, dass der Umgang mit schwer erkrankten oder verletzten Einzeltieren deutlicher Verbesserungen bedarf. Das zeigt z. B. eine Analyse aktueller Tierschutzprobleme in der Nutztierhaltung. Es ist und bleibt gemeinsame Aufgabe der Tierärzteschaft, vermeidbare Schmerzen, Leiden und Schäden des einzelnen Lebewesens durch mangelhaften Umgang, mangelhafte Versorgung, leistungsüberfordernde Zucht und nicht bedürfnisgerechte Haltung von Tieren zu verhindern. Um dieser Aufgabe bestmöglich nachkommen zu können, ist sich die Tierärzteschaft einig, dass der Staat dafür auch die rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen muss. Entsprechend forderte der Deutsche Tierärztetag den Gesetzgeber auf, im Sinne des Staatsziels Tierschutz im Grundgesetz,Verstößen gegen das Tierschutzgesetz eine hohe Priorität einzuräumen.

Als 3. Redner und als Pate der Kleintiere war Prof. Dr. Achim Gruber, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Tierpathologie der Freien Universität Berlin, anwesend, der vor allem auf die züchterischen „Qualzuchterfolge“ der letzten Jahrzehnte hingewiesen hat und gleichzeitig die Rolle und die Verantwortung der Tierhalter anmahnte, sich keine Haustiere mit angezüchteten Defekten anzuschaffen. Gebe es keine Nachfrage mehr nach diesen Tieren, würden sie auch nicht mehr gezüchtet. Gleichzeitig lobte er das Engagement der Tierärzteschaft, hier Aufklärung zu betreiben. Zudem forderte er mehr Unterstützung bei der Umsetzung des geltenden Rechts durch Veterinärbehörden und Staatsanwaltschaften und eine deutliche Präzisierung und Schärfung der Gesetzgebung mit klaren Handlungsgrundlagen. Auch die Einführung eines Heimtierzuchtgesetzes müsse in diesem Zusammenhang diskutiert werden.

Positives Fazit für bpt-Kongress 2022 in Hannover

26.11.2022

Nach mehreren Jahren Pandemie-bedingter Pause hat der bpt-Jahreskongress in diesem Jahr wieder wie gewohnt gemeinsam mit der EuroTier in Hannover stattgefunden. Vom 17. bis 19. November 2022 trafen sich dort rund 2.300 TierärztInnen, etwa 600 Studierende und mehr als 150 TFAs. Hinzu kamen 131 Ausstellerfirmen und 190 Referierende.

Und in der Tat spiegelte sich das gute Besucherergebnis spätestens auf der bpt-Party in der Münchner Halle wider. Hier war die Stimmung ausgelassen und fröhlich und es herrschte bis zum Ende reges Treiben auf der Tanzfläche und an der Bar.

Aber auch fachlich und berufspolitisch wurde ein interessantes Programm geboten. Unter anderem gab es am Samstagvormittag einen Round table zum Thema „Fachkräftemangel – wie entgegenwirken?“ an dem auch RA Peter Klotzki (BFB) und TÄ Sabine Buder teilnahmen. Klotzki ist Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Freien Berufe beschrieb die Situation bei den Tierärzten noch als hoffnungsvoll, da grundsätzlich mal genügend TierärztInnen ausgebildet werden würden, hingegen in anderen freien Berufen bereits die Zahl derer, die ein Studium beginnen würden, schon hinter dem eigentlichen Bedarf zurückliege.

Es sei jedoch wichtig, dass die Vorteile eines freien Berufes weiterhin gesehen, geschätzt und gelebt werden.

Buder hingegen ist niedergelassenen Tierärztin und mehrfache Mutter. Sie engagiert sich zudem in der Brandenburger CDU, da sie möchte, dass politische Entscheidungen endlich wieder von Personen getroffen werden, die wissen, wovon sie reden. Dann könne man auch wieder etwas Vernünftiges bewegen. Außerdem setzt sie sich bei den KollegInnen für mehr Wertschätzung des Nachwuchses und für mehr Respekt voreinander ein.

Es fehlte aber natürlich auch nicht an klassischen Fortbildungsangeboten in den Bereichen Pferd, Rind, Schwein, Geflügel, Zoo- und Wildtier sowie Kleintier. „Die 190 Referenten haben unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf den neuesten Stand gebracht. Auch auf unserer Fachmesse mit 131 Ausstellerfirmen gab es viele neue Impulse“, freute sich bpt-Präsident Dr. Siegfried Moder. Er machte in seiner Eröffnungsrede zudem klar, dass die Tierärzteschaft mit weiteren Verschärfungen des Arzneimittelrechts und dem damit einhergehenden bürokratischen Aufwand nicht einverstanden ist. „Wichtiger, und vor allem im Sinne der Reduzierung des Arzneimitteleinsatzes wesentlich zielführender als die angestrebte Verschärfung des Tierarzneimittelgesetzes, wäre die nationale Umsetzung der längst bestehenden EU-Vorgaben einer tierärztlichen Bestandsbetreuung in der Nutztierhaltung“, so Moder.

Bei der Delegiertenversammlung am Donnerstag wurde eine Resolution verabschiedet, mit der die Regierungskoalition aufgefordert wird, den kurzfristig eingebrachten Änderungsantrag zum Tierarzneimittelgesetz (Drucksache 20/3712) zurückzuziehen. Leider ohne Erfolg, wie sich zeigte, da der Antrag am 22.11.2022 in einer Sondersitzung des Landwirtschaftsausschusses dennoch angenommen worden ist.

Die Tierärzteschaft hat sich klar gegen die geplanten Verschärfungen des Tierarzneimittelrechts positioniert. Zum einen, weil der bürokratische Aufwand, der auf die Tierärzteschaft zukommt, immer weiter steigt und damit die ohnehin knappen tierärztlichen Ressourcen weitergebunden werden. Zum anderen, da trotz entspannter Resistenzlage wieder Verbote einzelner Wirkstoffe im Raum stehen, die dazu führen, dass kranke Tiere nicht angemessen therapiert werden können.  

Fotoserie Münchner Abend

Fotoserie bpt-Kongress

von. Dr. Julia Henning

Prof. Tacke nun an der Spitze der LTK Hessen

25.11.2022

Prof. Dr. Sabine Tacke ist die neue Präsidentin der Landestierärztekammer Hessen. Sie wurde von den Delegierten am 24.11.2022 gewählt, nachdem der bisherige Präsident, Dr. Ingo Stammberger, nach zehn Jahren im Amt nicht mehr kandidierte und nun Ehrenpräsident ist. Mit ihr steht erstmals eine Frau an der Spitze der LTK Hessen. Tacke ist bereits seit 2012 Vizepräsidentin und seit 2007 Mitglied im Vorstand der LTK.

“Ich freue mich sehr, dass die Delegierten mir ihr Vertrauen ausgesprochen haben”, so Prof. Tacke. “Unser Berufsstand steht vor großen Herausforderungen. So muss zum einen die tierärztliche Versorgung von Haus- und Nutztieren gewährleistet werden. Gleichzeitig gilt es, die Arbeitsbedingungen zukunftsfähig zu gestalten, so dass die Kolleginnen und Kollegen weiterhin mit Engagement und Freude ihren Beruf ausüben können. Dafür will ich mich in den nächsten fünf Jahren einsetzen. Denn Tierärztinnen und Tierärzte tragen wesentlich dazu bei, Tier und Mensch gesund zu erhalten. Wie eng beides zusammenhängt, hat nicht zuletzt die Pandemie gezeigt.”

Die LTK Hessen ist als Körperschaft des öffentlichen Rechts die Berufsvertretung der über 3.300 Tierärztinnen und Tierärzte in Hessen.

www.ltk-hessen.de

10-jähriges Bestehen von HelpingVets

19.10.2022

Am 6. Oktober 2022 wurde wieder ehrenamtliches Engagement im Bereich Tierschutz gewürdigt und außerdem ein neues Format für die Wohltätigkeitsveranstaltung in Aussicht gestellt.

HelpingVets ist eine Charity-Veranstaltung, die von der Firma „Heel Vet“ ausgerichtet wird. Jedes Jahr können ehrenamtliche Personen oder Organisationen im Bereich Tierschutz für den Preis nominiert werden. Unter den Einreichungen werden dann drei ausgewählt, die mit je 2000 Euro für die Erweiterung ihrer Arbeit gewürdigt werden. In diesem Jahr feierte die Aktion ihr 10-Jähriges.

Die Moderatorin Kristina Sehr (Mitte oben) leitete durch die Online-Preisverleihung. Fabian Pochmann (o. r.) und Benedicta Springer (u. r.) gaben einen Rückblick über die vergangenen 10 Jahre HelpingVets.

Zu Beginn der Online-Preisverleihung am 6. Oktober 2022 gaben Heel-Mitarbeit Fabian Pochmann und die ehemalige Agentur-Chefin der Ammersee Communication Benedicta Springer einen Rückblick über die „HelpingVets“-Veranstaltung und würdigten die mit dem Preis ausgezeichneten Tierschutzprojekte seit 2013.

Auf den Baden-Badener Fortbildungstagen zunächst als Spenden-Gala zugunsten einer internationalen Tierschutzorganisation gestartet, wurde der Fokus ab 2014 auf das Inland gesetzt und ein festes Preisgeld auf stets drei Projekte verteilt. Anlässlich der Verleihung von 2016, die ab da nicht mehr auf den Fortbildungstagen, sondern an wechselnden Plätzen stattfand, wurde das Konzept erweitert, ab da hieß es „Menschen helfen Tieren und Tiere helfen Menschen“.

Mit prominenten Moderatoren wie Hardy Krüger jr. und Nina Ruge sowie außergewöhnlichen Orten wurde in den vergangenen Jahren den Vertretern prämierter Hilfsprojekte angemessene Würdigung entgegengebracht.

Für die Zukunft wurden Überlegungen zu einem ganz neuen Format angedeutet, aber noch keine Details bekannt gegeben.

Die Preisträger 2022 sind:

Die „SI-HO Ranch“ ist seit 25 Jahren im Tierschutz aktiv, aber erst im vergangenen Jahr wurde ein Verein gegründet. Von Anfang an lebt der alte Bauernhof, an dem ausgestoßene oder missbrauchte Tiere zeitweise oder für immer aufgefangen werden, von einem außergewöhnlichen Maß an privater Energie: „Wir verzichten auf Urlaub, zahlen viel privat.“ Derzeit leben hier etwa 60 Tiere – darunter Hunde und Katzen, Schafen, Ziegen, Schweine, Hühner, Esel und ein blindes Pferd, gelegentlich auch Rehkitze. Außerdem besuchen die Ehrenamtlichen im Rahmen des „Glücksbringer“-Projektes mit Mini-Ponys und Hunden Einrichtungen für alte oder behinderte Menschen und leisten Bildungsarbeit in Schulen und Kindergärten sowie vor Ort. Das Preisgeld wird in den weiteren Ausbau eines Dachbodenabteils für Katzen investiert.

„Wenn man das runde Gesicht mit den schwarz-umrandeten gelben Augen einmal gesehen hat, dann lässt Sie das nicht mehr los“, so beschreibt Dr. Helmuth Mett, der administrative Leiter des NABU Nördliches Markräfenerland seine Faszination für den Steinkauz – und gleichzeitig dessen Eignung als Botschafter, mit dem Interesse an der Erhaltung des Lebensraumes der Streuobstwiesen geweckt werden soll. Dessen typischer Bewohner ist der Steinkauz – in dieser Gegend erst seit wenigen Jahren wieder angesiedelt. Das Steinkauz-Projekt begann 2010 mit der Wiederansiedlung des Wildvogels und widmet sich nun dem Ziel einer stabilen Population. Zu diesem Zweck werden Niströhren angeschafft bzw. gebaut und an attraktiven Stellen aufgehangen. In diesem Jahr konnten 26 Jungkäuze beringt werden. Ein wichtiger Bestandteil ist auch die regelmäßig stattfindende Begegnungsaktion für Familien mit Kindern im Mai bzw. Juni. Das Preisgeld soll für weitere Röhren und eventuell auch den Erwerb eigener Streuobstwiesen aufgewandt werden.

Das Tierheim Hersbruck ist ein relativ kleiner Vertreter seiner Art, vermittelt dafür aber außergewöhnliche viele Tiere. Dabei können gleichzeitig nur etwa 80 Tiere aufgenommen werden. Dazu zählen Hunde, Katzen, Kleinsäuger und Vögel. Die Spezialisierung auf Reptilien und die Beratung von interessierten Haltern sowie Aufnahme und Vermittlung dieser Tiere ist eine weitere Besonderheit der Einrichtung. „Auch in Deutschland leiden noch Tiere, besonders Straßenkatzen“, sagt die stellvertretende Leiterin Ronja Pfaffenberger. Sie und ihre Mitstreiter betreiben deshalb viel Öffentlichkeitsarbeit, um Menschen zu animieren, Tierheimtiere aufzunehmen. „Wir sind ein sehr familiärer Verein und behandeln alle unsere Tiere wie die eigenen.“ Von den 2000 €, mit denen ihre Arbeit ausgezeichnet wurde, soll ein Katzenquarantänezimmer noch katzenfreundlicher ausgestaltet werden.

Sophia Neukirchner

Zusammenschluss Tierpathologie München und SYNLAB Vet

18.10.2022

Die Tierpathologie München ist als Labor in die SYNLAB Vet eingegliedert worden. Diese Entscheidung wurde von den Eigentümern der Tierpathologie München sowie der Geschäftsführung von SYNLAB Vet nach reiflicher Überlegung getroffen, da beide Labore bereits eine langjährige Zusammenarbeit verbindet. Zudem sind beide kompetente Partner für Tierärzt:innen und Tierkliniken. Durch den Zusammenschluss können sie gemeinsam das Serviceangebot für die Kunden ausbauen und die Weiterentwicklung im Bereich der Tierpathologie vorantreiben.

Im Rahmen der Eingliederung der Tierpathologie München in SYNLAB Vet ist eine Aufstockung der Ressourcen geplant, um die aktuell in der Tierpathologie München bestehenden Aufnahmebeschränkung in Zukunft lockern zu können.

Das Team der Tierpathologie München und die Mitarbeiter von SYNLAB Vet freuen sich auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit.

Wechsel bei Royal Canin

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Wiedersehen macht Freude!

18.07.2022

Leipziger Tierärztekongress auch im Sommer ein Erfolg

Der Leipziger Tierärztekongress 2022, der vom 7. bis 9. Juli 2022 stattfand, war geprägt von großer Wiedersehensfreude und ausgelassener Stimmung der anwesenden Tierärztinnen und Tierärzte, trotz der anhaltenden Corona-Pandemie. Das mag auch zu den weniger gedrängten Gängen in der Industrieausstellung „vetexpo“ beigetragen haben.

Auftaktveranstaltung zum Thema “Bits and Bytes – Fluch oder Segen für die Tiermedizin?”. Moderation: Jörg Held

Am Einlass der Leipziger Messe unter regenbenetzter Glaskuppel las man auf den Tickets noch den Januartermin, zu dem der Kongress ursprünglich geplant war, die Temperaturen sagten aber etwas anderes. Pandemiebedingt war „das größte Klassentreffen der Veterinärmedizin“ in den Sommer verlegt worden. Die Hoffnung, dass eine solche Großveranstaltung dann nach Coronaschutzverordnung zulässig sein würde, wurde erfüllt.

Die Pandemie konnte man jedoch angesichts der parallel erneut steigenden Inzidenzen nicht ganz vergessen. In der dicht besetzten Eröffnungsveranstaltung am Donnerstagmorgen ermutigte der Kongresspräsident Prof. Uwe Truyen die Besucher des Kongresses zum freiwilligen Tragen einer Maske und zum Fernbleiben bei Unwohlsein, auch erwähnte er Schnelltests, die kostenlos zur Verfügung standen. Jedem Besuchenden blieb also selbst überlassen, inwiefern er sich wie für diese Fachfortbildung gewohnt, den reichlichen Gelegenheiten zum persönlichen Kontakt und gemeinsamen Feiern mit ehemaligen Kommiliton:innen und Kolleg:innen hingeben wollte.

Die Maskentragenden waren jedoch deutlich in der Minderzahl. Die Wiedersehensfreude und der Hunger nach Präsenz war vorherrschend und ließ Bedenken scheinbar in den Hintergrund rücken. Dennoch konnte niemand die Augen vor den durch eine Corona-Infektion dezimierten Referent:innenreihen verschließen. Kreative Lösungen wurden gefunden, Vorträge von anderen gehalten, Referierende live oder per Videoaufnahme zugeschalten.

Dem Besucher:innenrekord des Jubiläumskongresses in 2020 geschuldet (6200 Gäste) wurde der Platz für die Industriemesse vetexpo, die in diesem Jahr bereits am Donnerstag gemeinsam mit den Fachvorträgen startete, erweitert. Dies und die etwas geringere Besucher:innenzahl in diesem Jahr (5.600 Personen) sorgten für weniger Gedränge als in den vergangen Jahren. Neu waren dort auch die Workshop-Räume auf der Career Corner, in denen man sich im kleinen Kreis zu Themen wie „Kind und Karriere“, „Anforderungen an Führungskräfte“ oder dem neuen Online-Deutschkurs für tierärztliche Kolleg:innen aus dem Ausland informieren konnte. Dieser ist ein Projekt von Vetion.de und startete pünktlich zum Kongress.

Die Dichte der Vorträge und Seminare war gewohnt hoch und das Themenspektrum abseits der klassischen Fächer bildete die vielfältigen Anforderungen an den Tierarztberuf in der heutigen Zeit ab. Bereits die Auftaktveranstaltung sensibilisierte in Mitarbeit humanmedizinsicher Referierender die Zuhörerschaft für die vielfältigen Möglichkeiten der digitalen Vernetzung in der Praxis, aber auch die damit einhergehende Verantwortung im Bereich Datenschutz. Mit Blick auf den herrschenden Fachkräftemangel ist auch die Aufmerksamkeit auf die Kommunikationsfähigkeit von Tierärzt:innen und die Leistungen im Bereich Personalakquise und -entwicklung stärker geworden und schlug sich im Fortbildungsangebot nieder. Tierärzt:innen mit dem Wunsch nach Selbstständigkeit konnten sich in der Niederlassungsberatung zu klassischen Wegen oder parallel zu neuen Trends in der tierärztlichen Berufsausübung, etwa der Angliederung an eine sogenannte „Kette“ informieren. Schattenseiten des tierärztlichen Berufes – oft zitiert sind etwa Überarbeitung, ethische Konflikte bei Tierschutzfällen, Euthanasieentscheidung oder schlechte Zahlungsmoral der Patientenbesitzer:innen – wurden in Resilienz- und Selbstverteidigungs-Workshops beleuchtet.

Nicht in die Zukunft, sondern in die Vergangenheit schaute die Session „Geschichte der Veterinärmedizin“. Wer diese verpasst hat, kann sich auf der Website tiermedizin-leipzig.de (an der die Autorin mitwirkt, Anm. d. Red.) über die Bestellmöglichkeit von umfangreichen Broschüren zu diesem Thema, insbesondere zur Historie der Veterinärmedizinischen Fakultät Leipzig informieren.

Wem jedoch die Zukunft wichtiger ist als die Vergangenheit und wer diese auch gerne selbst gestalten möchte, dem sei die im kommenden Jahr erstmals stattfindende „FuturaVet“ ans Herz gelegt. Diese neue Fachmesse wartet am 16. Februar 2023 zunächst mit einer Online-Veranstaltung unter fachlicher Mitwirkung von Veterinär-, Humanmedizin und Agrarwissenschaft auf und soll ab 2025 mit Möglichkeit zu Networking und Industrieausstellung im zwei Jahresturnus in Leipzig stattfinden. Ziel der FuturaVet soll es sein, neue Blickwinkel und Anregungen aufzuzeigen, um Probleme nachhaltig und gemeinschaftlich im Sinne des One-Health-Ansatzes mit der Humanmedizin und der Agrarwirtschaft zu lösen. Tickets können bereits erworben werden. Mehr dazu auf der Website Futura.vet

Wie immer in Leipzig konkurrierten zum Tierärztekongress mehrere besuchenswerte Netzwerktermine am Abend miteinander, insbesondere am Freitag. Die Entscheidung musste zwischen der großen Kongressparty, zu der Industriesponsor Ceva diesmal in die Kongresshalle am Zoo anstelle der „Moritzbastei“ einlud, dem Leipziger Tierärztefasching im Anker und der in diesem Jahr erstmals stattfindenden vetjobs24.com-Careerparty, ausgerichtet von Hardenberg Consulting GmbH im Café „Hundertwasser“, fallen.

Ein Wiedersehen beim 12. Leipziger Tierärztekongress ist vom 18. bis 20. Januar 2024 geplant.

Sophia Neukirchner, Bilder: sn, gm

Digitale Transformation der Landwirtschaft in Berlin

01.06.2022

Digital Farming Conference 2022

Am 17. Mai 2022 hat die Agentur Bitkom die Digital Farming Conference in Berlin veranstaltet. Eine Veranstaltung, die die TeilnehmerInnen einerseits auf den neuesten Stand der digitalen Transformation in der Landwirtschaft bringen und Trends sowie Chancen aufzeigen soll und andererseits eine sehr gute Möglichkeit für Networking und Informationsaustausch darstellt.

In diesem Jahr lag einer der Schwerpunkte auf der zukünftigen Agrar- und Ernährungspolitik. Ein Thema, das nicht nur vom Klimawandel, sondern auch von der Ukraine-Russland-Krise beeinflusst wird. So wurden die Fördermöglichkeiten für Start Ups in dem Bereich Fleischersatz, Agrarrobotik und Indoor-Farming sowie die aufgesetzten Fördertöpfe und Fonds vorgestellt.

Ebenfalls im Fokus stand die Verbesserung des Tierwohls durch Digitalisierung: Welche Möglichkeiten gibt es, um den Gesundheitszustand und das Wohlbefinden von Tieren digital abzubilden und mehr Tierwohl in die Ställe zu bringen?

Woran arbeiten die Start-ups?

Diese Frage hat zumindest teilweise ein Battle beantwortet, in dem sich mehrere internationale Start-ups vorgestellt und ihre Projekte/Ziele erläutert haben. Darunter auch „VetVise“ aus Hannover, das mit seiner Technologie zu mehr Tierwohl, sichereren Lebensmitteln, einem geringeren ökologischen Fußabdruck und gleichzeitig zu größerem wirtschaftlichem Ertrag der landwirtschaftlichen Betriebe beitragen möchte.

Eine andere Session hat sich mit den Möglichkeiten von Carbon Farming und anderen nachhaltigen Geschäftsmodellen der Zukunft befasst, die zu einer Abnahme des klimaschädlichen Treibhausgases CO2 beitragen sollen. Ebenso ging es um Datenerfassung und-verarbeitung sowie um die Sicherung der Datenhoheit.

Alles in allem eine kurzweilige Veranstaltung mit vielen interessanten Beiträgen und Diskussionen auf zwei Bühnen, die die aktuellen und zukünftigen Trends der Branche abbildet und namhafte – sowie mit der Staatssekretärin Dr. Ophelia Nick auch populäre – Speaker zu bieten hatte. Durch die lockere und ungezwungene Atmosphäre und die offenen Räume stand auch Networking mit anderen Teilnehmern bzw. mit den Ausstellern hoch im Kurs.

Die nächste Digital Farming Conference findet am 4. Mai 2023 im Berliner Cosmos in der Nähe des Frankfurter Tores statt.

IRINA hilft Tieren auf der Flucht

12.03.2022

Eine von einer Tierärztin gegründete Initiative am Berliner Hauptbahnhof unterstützt ukrainische Geflüchtete mit Tieren

Ein Helfer in gelber Weste gibt am Tier-Hilfestand am Berliner Hauptbahnhof Spenden für zwei Chihuahuas einer Geflüchteten aus

Berliner Hauptbahnhof, in der zweiten Woche des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Dutzende Frauen mittleren Alters in dicken Jacken, in der einen Hand ein Kind, in der anderen einen Rollkoffer oder eine Supermarkttasche, die an einem Gleis im Untergeschoss ankommen. Helfer in gelben und orangen Westen, manche haben ihren Namen oder die Sprachen, die sie sprechen, auf einem Klebebandstreifen auf der Brust stehen, die die Geflüchteten die Rolltreppen hinauf und zwischen den üblichen Pendlern hindurchlotsen. Gelb-blau beflaggte Aufsteller weisen den Weg zu Infopunkt und Essensstand. Kamerateams versuchen das Geschehen einzufangen, an ihnen vorbei rollen Wägen mit Hilfsgütern, die Freiwillige vorbeibringen. Auf den wenigen Bänken sitzen alte Menschen, neben den Bänken stehen Katzenkörbe, eine Frau füttert ihren blonden Labradorwelpen, ein schwarzer Mastiff, dem ein warmes, rosa Shirt umgeworfen wurde, lässt die Zunge baumeln.

Berlins Oberbürgermeisterin Franziska Giffey hat Berlin im aktuellen Fluchtzusammenhang als „Tor zu Deutschland“ beschrieben, hier kommen aktuell mehr als 10.000 flüchtende Menschen täglich an. Manche bleiben für eine Nacht oder eine lange Zeit, andere reisen direkt zu anderen Zielen in Deutschland oder in umliegenden Ländern weiter. Das eingerichtete Ankunftslager im Berliner Norden war schnell ausgelastet, weitere sind in der Errichtung. Einige Geflüchtete kommen bei Bekannten unter, andere in einer der zahlreich angebotenen privaten Unterkünfte.

Die Einreise nach Europa sollte diesmal für Mensch und Tier so unkompliziert wie möglich gestaltet sein. So unkompliziert sah dann auch die Hilfe aus, die sie hier erwartete.

Improvisiertes Hilfe-Camp am Hauptbahnhof

Der Berliner Hauptbahnhof, wo neben dem Zentralen Omnibusbahnhof die meisten Geflüchteten ankommen, wurde von ehrenamtlichen Helfern, die sich via Social Media selbst organisierten oder über Hilfsverbände kamen, schnell mit dem Nötigsten ausgestattet: Essen, Getränke, Frauenkleidung, Hygieneartikel, Spielzeug. Jeder brachte etwas vorbei, wer da war, packte mit an. So entstand innerhalb weniger Tage ein „Hilfe-Camp“, mit improvisierten Ständen neben Corona-Test-Station und Erste-Hilfe-Zelt. Selbstgeschriebene Hinweisschilder pflastern Säulen und umglaste Wartebereiche, die als Kinderspielecke dienen. Freiwillige geben warme Getränke, Essen und Bedarfsgegenstände aus, in zweiter Reihe sortieren andere ankommende Spenden, ein Schild erinnert die Helfenden in rotem Filzstift daran, Pausen zu machen und selbst etwas zu essen. Im Hintergrund Gitarrenspiel und Gesang, vereinzelt herumwandernde Polizisten und DB-Sicherheitsleute.

Eine von denen, die einfach nur helfen will, ist Tierärztin Regina Korth. „Ich dachte, ich könnte vielleicht ein paar Winterjacken vorbeibringen.“ Doch dann las sie in einer der zahlreichen Telegram-Gruppen für Ukraine-Hilfe, dass jemand um einem Katzenkorb bat. Die 44-Jährige, die eigentlich bei der Deutschen Ärzte Finanz arbeitet, fragte einige ihrer befreundeten Tierarztpraxen in Berlin ab. „Dort bleiben meist viele Körbe zurück, nachdem Tiere eingeschläfert werden mussten“, weiß sie aus ihrer Praxiszeit. Die Hilfsbereitschaft unter den KollegInnen und TierarzthelferInnen war sofort groß, sagt sie. Gemeinsam mit ihrem Freund, Mike Granzow, wollten sie die Körbe an die verschiedenen Ankunftsstationen in Berlin verteilen. Am Hauptbahnhof ließ man sie nicht mehr weg. „Auf die Frage, wo wir die Hilfsgüter für Tiere abstellen könnten, bekamen wir die Antwort: Wie lange könnt ihr bleiben? Das hier ist Iliki, euer Dolmetscher.“

Improvisierte Schilder weisen den Weg zu improvisierten Ständen und helfenden Händen. In der Mitte: Mike. Hier war der Stand noch klein.

„Begonnen haben wir mit ein paar Händen voll Tierfutter und einem Stück Pappe, das wir von einem Karton abgerissen haben“, erinnert sich Mike. Eine Russin, namens Xenia, die als Anwohnerin selbst am Bahnhof half, schrieb mit einem Edding in Kyrillisch „Hundefutter“ und „Katzenfutter“ darauf und schon war ihr Hilfsstand geboren. Das war am 1. März. In der folgenden Woche verbrachten Regina, die Tierärztin, und Mike, der ehemalige Maurer, täglich acht bis 14 Stunden am Hauptbahnhof, koordinierten und verteilten nötige Spenden und Helfende, führten Gespräche mit der Deutschen Bahn, Tierschutzvereinen, der Tierärztekammer, der Senatsverwaltung.

Offene Fragen

Vieles ist zu diesem Zeitpunkt noch unklar. Die Einreisebestimmungen für Tiere in die EU wurden für die Geflüchteten erleichtert, die Mitnahme von Tieren sollte die Flucht nicht erschweren. Normalerweise ist für Hunde, Katzen und Frettchen bei Einreise ein gültiger Tollwutschutz verpflichtend in Verbindung mit einem EU-Heimtierausweis und Kennzeichnung des Tieres mit einem elektronischen Chip. „Das Risiko der Einschleppung der Tollwut durch Tiere aus der Ukraine wird als relativ gering erachtet“, so das Bezirksamt Mitte, zuständige Behörde für den Hauptbahnhof. Hygiene ist dennoch zu beachten. Sonderregelung: „Die Meldung sollte direkt nach der Ankunft bei der Veterinäraufsicht des örtlich zuständigen Bezirksamtes erfolgen“, dann werden die nötigen Schritte veranlasst und weiter: „Im Bezirk Mitte sind bis dato (Freitagmittag, Anm. d. Red.) die Tiere von vier Geflüchteten gemeldet worden.“ Regina sagt, viele Menschen, die zu ihrem Stand kommen, wissen über die Meldepflicht, viele Tiere seien schon gut geimpft. Offene Fragen sind, wohin genau man sich wenden müsse, welche Tierarztpraxis im Zweifelsfall helfen könne. Die Tierärztekammer schickte eine Liste, der zuständigen Ämter in Berlin herum. Ohne festen Wohnsitz ist es aber schwer, „die örtlich zuständig Behörde“ zu finden, eine Quarantäne zu realisieren, sprachliche Hürden bei der Anmeldung zu überwinden. „Direkt nach der Ankunft“ – das kann auch nachts und am Wochenende sein, wenn keine Behörde offen hat, gibt Regina zu bedenken.

Die Hilfsbereitschaft der Tierärzteschaft ist groß. Es haben sich schon eine ganze Reihe von Kolleg:innen gemeldet, die kostenfrei Tiere behandeln wollen“, sagt Dr. Kathrin Herrmann, Landestierschutzbeauftrage von Berlin. Unzählige bieten eine Unterkunft für gerettete Tiere an. Zwei Freundinnen haben die Website haustier-info-ukraine.de gegründet, um Infos zu bündeln. Die Tiertafel Berlin vergibt Gutscheine für nachzuholende Impfungen, gegebenenfalls notwendige Blutuntersuchungen für die Bestimmung des Tollwutschutzes und alles weitere.

Diese Infos müssen die geflüchteten Menschen nur erreichen, einen übersetzten Flyer habe die Tierärztekammer in Arbeit. „Seuchenschutz ist wichtig“, sagt Regina. Dieser Aufgabe haben sich die Tierhelfer am Hauptbahnhof genauso angenommen wie die Hilfe bei kleineren, aber dringlicheren Problemen: „Viele Katzen und Hunde haben auf der langen Flucht in ihren Korb gepinkelt, brauchen neue Decken, auch gegen die Kälte“. Viele der ankommenden Menschen ständen unter Schock, sagt Regina, „sie sind unsicher, es kursieren Gerüchte, sie haben Angst, dass man ihnen die Tiere wegnimmt“.

Die Hilfsbereitschaft für Mensch und Tier ist enorm

Am Mittwoch umfasst ihr Stand zwischen DRK-Zelt und Kinderkleidung acht Quadratmeter: Trocken- und Nassfutter für Katzen und Hunde, Leinen und Geschirre, Katzenkörbe. Viele private Tierfreunde brachten etwas vorbei, als sie vom Stand erfuhren, Großspender, wie das Futterhaus, ebenfalls.  „Manche kommen einfach vorbei, und drücken uns einen Geldschein für weitere Anschaffungen in die Hand“, berichtet Mike. Mehrere Hundert Körbe hätten sie bereits ausgegeben, mehrere Tonnen Hunde- und Katzenfutter seien gespendet worden. Das „Angebot“ wird nach Bedarf erweitert: „Wir hatten hier auch schon Meerschweinchen, Hamster und Vögel. Vor allem aber sind es kleine Hunde.“ Spendenaufrufe in sozialen Netzwerken werden mittlerweile größtenteils unterlassen, das Netzwerk ist weit und gut ausgestattet: Zahlreiche Tierarztpraxen, Studierende, Ehrenamtliche aus tierlieben Vereinen, wie den Samtpfoten Neukölln, dem Tierschutzverein, der Wildtierrettung Oranienburg und der Tiertafel sowie Privatleute helfen aus, nicht nur mit Spenden und Händen – „bisher haben sich gut 50 Menschen am Stand engagiert“ –, nun auch mit Lagerräumen und Fahrdiensten. „Das ist so toll“, sagt Regina.

Der Stand darf bestimme Grenzen aus Brandschutzgründen nicht überschreiten: “Wir sind hier nur geduldet.” Die Spendenbereitschaft ist größer.

Zeitweise war die Tierliebe der Berliner zu groß, der Stand überschritt die von der Bahn aus Brandschutzgründen veranlassten Standgrenzen und wurde nach wenigen Tagen über Nacht weggeräumt: „Wir sind hier nur geduldet“, sagt Mike. Manche private Spender verloren sich außerdem in Details: „Wir sind dankbar für alle Spenden. Zwischendurch musste ich aber auch erklären, dass in dieser Situation nicht wichtig ist, welche Duftnote das Hundeshampoo hat, das vorbeigebracht wird. Es geht hier um die Grundversorgung. Man darf nicht vergessen, dass das hier zuallererst eine humanitäre Katastrophe ist.“ Wenn sie zu viel bekommen, geben sie die Spenden an andere Tierschutzverbände oder die Bahnhofsmission weiter.

Ines, von den Samtpfoten Neukölln, steht hier bereits seit vier Stunden, sie wirkt fertig, sagt, sie stehe in Kontakt mit einem Tierheim in der Ukraine, das mehr als zwei Dutzend Katzen evakuieren könne. Über die Situation am Hauptbahnhof sagt sie: „Ein fester Stand wäre hilfreich.“ Regina meint, mehr TierärztInnen wären auch gut, um in Notfällen eine Ersteinschätzung abgeben zu können. Behandlungen am Stand sind in der aktuellen Situation aber ausgeschlossen, stellt sie klar.

Kommuniziert wird „notfalls mit Händen und Füßen, die jüngeren sprechen aber auch Englisch.“ Eine russische Tierärztin, die gerade auf die Approbation wartet, hilft außerdem aus, sonst auch umstehende Gelbwesten. „Wir bekommen viele Umarmungen. Alles ist sehr emotional“, sagt Regina, insbesondere dann, „wenn Ukrainerinnen, die erst einen Tag zuvor angekommen sind, am nächsten Tag selbst zum Helfen da sind.“

Zentrale Ankunft- und Verteilstationen entstehen

Gerade ist viel im Umbruch, vor dem Bahnhof wird zur Stunde ein Willkommenszelt aufgebaut. Die Berliner Stadtmission hat im Auftrag der Oberbürgermeisterin offiziell die Versorgung der ankommenden Geflüchteten übernommen. Am Samstag wird am alten Flughafen in Tegel eine zentrale Ankunftsstation errichtet werden, unter der Leitung der Berliner Tiertafel und dem Tierschutzverein wird es einen Stand mit Tierbedarf und eine tierärztliche Versorgung geben, so der Plan, ein mobiles tierärztliches Einsatzteam für die Unterkünfte ist im Gespräch. Spenden sollen nun nur noch zentral in einem Hangar am Tempelhofer Flughafen abgegeben werden. Man will den Bahnhof entlasten, aber: „Ganz klar ist, ohne dieses ehrenamtliche Engagement wäre es nicht gegangen. Das ist wirklich eine herausragende Leistung“, dankt Giffey. Noch ist unklar, ob die Tierhilfe-Initiative einen festen Platz in den neugeschaffenen Strukturen bekommt. Für Klärungen bleibt jedoch keine Zeit, „wir machen erstmal weiter“, stellt Mike klar, auch als im Zuge der Umstrukturierung ihr Stand zum zweiten Mal geräumt wird: „Beißt euch fest, sucht die Sachen wieder zusammen. Die Menschen brauchen uns hier, wo sie ankommen.“

Nun hat die Initiative sogar Namen und Logo

Auch wenn sich die Zuständigkeiten geändert haben, ist der Bedarf an Freiwilligen ungebrochen, „im Zweistunden-Takt kommen Züge an, da steigen je 600, 800, 1000 Menschen aus, die uns am Hauptbahnhof an die Grenzen unserer Belastbarkeit bringen, das betrifft Helfer aller Player, die hier aktiv sind“, schildert Rainer König, Leiter der Berliner Stadtmission, die Lage. Shuttle-Busse fahren die Menschen teilweise in andere Bundesländer. Viele geflüchtete Menschen würden auf dem Boden schlafen oder einfach nur mit einer Decke auf einem Stuhl die Nacht verbringen.

„Die Menschen sind beruhigter, wenn sie wissen, dass es zumindest ihren Tieren gut geht“, sagt Regina. Ihre Initiative hat mittlerweile einen Namen „IRINA“. Das hat zwei Gründe: „Am ersten Tag saß ein kleines Mädchen namens Irina am Hauptbahnhof und hat allein Hundefutter an die Geflüchteten verteilt. Außerdem bedeutet IRINA ‚Frieden‘.“

Sophia Neukirchner, Fotos: privat

Wer mit der Initiative Kontakt aufnehmen möchte, tut das am Besten über regina.korth@aerzte-finanz.de


Mittlerweile ist klarer, wie Tierarztpraxen, denen ein Tier aus der Ukraine vorstellig wird, genau vorgehen sollen (Impfen, Antikörper-Titer-Test); auch Vordrucke für die unkomplizierte Anmeldung der Tiere per E-Mail stehen nun bereit. Häusliche Quarantäne, falls nötig, wurde in dieser besonderen Situation erlaubt. Mehr dazu im Interview mit Berlins Landestierschutzbeauftragter Dr. Kathrin Herrmann

Weitere Links zu Hilfsmöglichkeiten für Menschen und Tiere in der Ukraine und auf der Flucht finden Sie in unserem Fokusthema

Zur Situation von aus der Ukraine Geflüchteten mit Tieren in Leipzig: Bericht des MDR

Vernetzungsplattform Haustier-Info-Ukraine von Tiermedizinstudentin gestartet

11.03.2022

Den geflüchteten Menschen aus der Ukraine und ihren Haustieren schlägt in Deutschland eine Welle der Hilfsbereitschaft entgegen, auch in der Tierärzteschaft. Hilfe ist akut nötig, deshalb braucht es kreative Köpfe, die unkompliziert Informationen in der Landessprache bereitstellen und Angebote bündeln. Die Online-Plattform Haustier-Info-Ukraine.de entstand aus diesem Gedanken heraus.

Tabitha Stephani Haustiere-Info-Ukraine.de
Tabitha Stephani hat die Website Haustier-Info-Ukraine.de gebaut

Eine Initiatorin ist Sofiia Merkureva, Tiermedizinstudentin im 11. Semester an der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Gebaut wurde die Website von der 27-jährigen Tabitha Stephani: “Die Website entstand ganz schnell learning-by-doing und mit der Hilfe meines Freundes, der selbst Ukrainer ist. Sofiia bat mich um Hilfe für die Idee, sie hat die fachlichen Informationen zusammengetragen und stand in engem Kontakt mit dem Veterinäramt in Hannover. Wir haben in einer Telegram-Gruppe mitgelesen, in der viele Infos für flüchtende Menschen mit Tieren aus der Ukraine geteilt wurden und wollten das besser organisieren.”

Sofiia Merkureva Haustiere-Info-Ukraine.de
Tiermedizinstudentin Sofiia Merkureva trug die fachlichen Informationen zusammen

Alle Infos auf der schlichten und damit sehr übersichtlichen Website sind in Deutsch, Englisch, Russisch und Ukrainisch verfügbar. Die Übersetzung sei ganz schnell gegangen – unter anderem mit der Hilfe einer hilfsbereiten Ukrainerin aus einer der Chat-Gruppen, die alle gebrauchten Sprachen spricht. Seit nun genau einer Woche ist die Website online, auf der Informationen zur Einreise mit Haustieren in die EU/Deutschland geteilt werden, außerdem weitere Links, wie man helfen kann, Schaubilder zur Tollwutimpfung, eine Unterkunftsbörse u.v.m. Kernstück ist eine offene Liste für TierärztInnen, die kostenlose Sprechstunden für die Geflüchteten anbieten können und eine solche für DolmetscherInnen für die Sprechstunden.

Das Matching zwischen diesen beiden Gruppen ebenso wie für die Unterkunftsgesuche und -angebote erledigen die engagierten Freundinnen mit weiteren Helfenden händisch. “Freiwillige, die in dem Projekt helfen wollen, kommen sehr viele”, sagt Tabitha. Die Website soll deutschlandweit nützlich sein und so tragen sie parallel zu dem Einträgen aus den Anmeldeformularen proaktiv laufend alle Infos, die sie aus Social Media-Gruppen und dem Netzwerk bekommen, zum Beispiel zu Tierarztpraxen, die pro bono helfen, ein. Die beiden Initiatorinnen freuen sich, wenn die Website noch bekannter wird.

Sophia Neukirchner, Fotos: privat

Vetion.de findet: Bedarf erkannt und super umgesetzt! Das Projekt kann auch TierärztInnen, die helfen wollen, aber nicht wissen, wo sie sich melden können oder keine passenden Sprachkenntnisse haben, helfen. Danke euch! Spread the world!

Weitere Links zu Hilfsmöglichkeiten für Menschen und Tiere in der Ukraine und auf der Flucht finden Sie in unserem Fokusthema

Außerdem interessant:

Interview mit Berlins Landestierschutzbeauftragter Dr. Kathrin Herrmann dazu, wie TierärztInnen und Helfende sich nun im Umgang mit Tieren aus der Ukraine verhalten sollen

Eine von einer Tierärztin gegründete Initiative namens “IRINA” unterstützt ukrainische Geflüchtete mit Tieren am Berliner Hauptbahnhof

“Die Hilfsbereitschaft für Menschen und Tiere ist sehr groß”

Landestierschutzbeauftragte für Berlin,
Dr. Kathrin Herrmann (Foto: privat)

In Berlin kommen aktuell die mit Abstand meisten Geflüchteten aus der Ukraine an. Nicht wenige haben ihre Haustiere dabei. Die Landestierschutzbeauftragte Dr. Kathrin Herrmann spricht im Interview über die Hilfsbereitschaft der Tierärzteschaft, wichtige Kontakte und was PraktikerInnen und Helfende jetzt im Umgang mit Tieren aus der Ukraine beachten müssen.

Vetion.de: Wie ist die Versorgung von ankommenden Tieren
geflüchteter Menschen in Berlin bisher organisiert?

Herrmann: Bisher gibt es einen Stand am Hauptbahnhof, wo eine Gruppe von ehrenamtlichen Helfer:innen (inkl. Tierärzt:innen) Tierfutter, Katzenstreu, Decken, Leinen und andere Bedarfsgegenstände verteilen. Diese Initiative namens „IRINA“ wurde von Tierärztin Dr. Regina Korth und ihrem Freund ins Leben gerufen. Sie sagte mir, dass sie bereits aus 20 bis 25 Tierarztpraxen aus Berlin und Brandenburg gebrauchte Transportboxen und Futterspenden erhalten hat. Die Spendenbereitschaft der Kolleg:innen ist großartig! Es sind außerdem eine Reihe von Tierschutz-NGOs sowie die Berliner Tierärztekammer und viele Freiwillige dabei, Weiteres zu organisieren, wie z.B. Unterkünfte für Tiere und ihre Menschen sowie medizinische und sonstige Versorgung. Die Hilfsbereitschaft für Menschen und Tiere ist sehr groß.

Wird es eine zentrale tierärztliche Behandlungsstelle/Registrierungsstelle für diese Tiere geben?

Ja, am Samstag (12. März 2022, Anm. d. Red.) wird die zentrale Registrierungsstelle am ehemaligen Flughafen Tegel eröffnet. Dort wird es dann sowohl einen mobilen Tierarztservice (organisiert von der Berliner Tiertafel e.V.) als auch einen Stand mit allen möglichen Bedarfsgegenständen inkl. Futter und Transportboxen für Tiere (organisiert vom Tierschutzverein für Berlin und Umgebung Corp e.V. /Landesverband des Deutschen Tierschutzbundes e.V./ Tierheim Berlin) geben.

Die Hilfsbereitschaft der Tierärzteschaft ist groß. Es haben sich schon eine ganze Reihe von Kolleg:innen gemeldet, die kostenfrei Tiere behandeln wollen. Der Vorstand der Berliner Tiertafel e.V. hat Google Maps mit allen Tierärzt:innen, die pro bono Tiere von Geflüchteten behandeln, gefüllt (Liste).

Der Fachbereich Veterinärmedizin der FU Berlin hat mir gestern Abend mitgeteilt, dass er auch kostenfrei Tiere von Geflüchteten behandeln wird, ebenso wie die Tieräzt:innen des Berliner Tierheimes. Ebenso erreichen die Berliner Tierärztekammer und meine Stabsstelle vermehrt E-Mails und Anrufe von Menschen, inkl. Tieräzt:innen, die helfen wollen. Mein Team unterstützt bei der Koordination der Helfer:innen und bei der Suche von Unterkünften, in denen auch Tiere willkommen sind.

Besteht Bedarf an TierärztInnen und wohin können sich diese wenden?

Ja, es gibt immer Bedarf an Tierärzt:innen. Sie können sich entweder an die Tiertafel wenden (berlin@tiertafel.org) an meine Stabsstelle (tierschutzbeauftragte@senjustva.berlin.de) oder die Tierärztekammer (battenfeld@tieraerztekammer-berlin.de). Entweder können sie ihre Praxis mit in die Liste der pro bono behandelnden TÄ aufnehmen lassen oder sie können den mobilen Tierärzt:innendienst am ehem. Flughafen Tegel unterstützen. Sinnvoll wäre sicher auch, dass die größeren Unterkünfte für Geflüchtete angefahren werden und die Tiere dort vor Ort versorgt werden. Wir werden eruieren, wie man die Menschen mit Tieren am besten erreicht.

Wie sollen sich praktizierende TierärztInnen verhalten, denen ein Tier aus der Ukraine vorstellig wird?

Praktizierende Tierärzt:innen sollten die Tiere untersuchen und behandeln, insbesondere sollte die Kennzeichnung und Impfung ungeimpfter Hunde, Katzen und Frettchen mit zugelassenem Tollwutimpfstoff (nicht gekennzeichnete Tiere gelten grundsätzlich als ungeimpft) und die Ausstellung eines Heimtierausweises erfolgen. Bei Hunden, Katzen und Frettchen, die zum Zeitpunkt der Einreise bereits geimpft sind, sollte eine Tollwut-Titerbestimmung gemacht werden.

Aufgrund der Annahme, dass Geflüchtete z.T. in andere EU-Länder weiterreisen, wird die Ausstellung eines EU-Heimtierausweis empfohlen. Nach der Impfung wird eine mindestens 21-tägige Beobachtung durch das Veterinäramt als flankierende Maßnahme angesehen. Unter anderem aus diesem Gründen sollen die praktizierenden Tierärzt:innen die Veterinärämter über vorgenommene Impfungen umgehend informieren. Die Tierärztekammer Berlin hat hier eine Mitteilung per E-Mail vorgeschlagen, was sicherlich der machbarste Weg ist, um die Veterinärämter zeitnah zu informieren. Es kann meines Erachtens den Geflüchteten nicht zugemutet werden, dass sie selbst beim Veterinäramt vorstellig werden. 

Auszug aus dem sich im Anhang befindlichen Dokument Veterinärfachliche Maßnahmen Heimtiere: 

Die praktizierenden Tierärzte und Tierärztinnen werden gebeten, Tierbesitzer an das für den Haltungsort zuständige Bezirksamt, Fachbereich Veterinär- und Lebensmittelaufsicht zu verweisen. Kennzeichnung und Impfung von Tieren sowie Blutentnahmen für Titerbestimmungen können grundsätzlich erfolgen, wenn die zuständige Veterinärbehörde darüber unverzüglich in Kenntnis gesetzt wird. Nähere Auskünfte erteilt die zuständige Veterinär- und Lebensmittelaufsicht. https://www.berlin.de/sen/verbraucherschutz/service/veterinaer-und-lebensmittelaufsichtsaemter/


Wie müssen sich Helfer verhalten, die vorübergehend Tiere aus der Ukraine aufnehmen oder mit Ihnen Kontakt haben mit Blick auf die Seuchenhygiene?

Da nach der Impfung eine 21-tägige Beobachtung in Form einer häuslichen Quarantäne für Hunde, Katzen und Frettchen gilt, sind entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Tiere in Quarantäne sollten nicht mit anderen Tieren zusammengehalten werden. Es sollte ein separater Raum zur Verfügung stehen. Hunde sollten, wenn sie spazieren geführt werden, einen Maulkorb tragen. Das Tollwutrisiko wird zwar als gering eingestuft, aber es sollte keinesfalls außer Acht gelassen werden. Die Möglichkeit einer häuslichen Quarantäne für drei Wochen wurde eingeräumt, weil es sonst nicht machbar wäre, derart viele Hund und Katzen (und ggf. Frettchen) in Quarantäne zu haben. Das Berliner Tierheim hat keine Kapazitäten mehr.

Interview: Sophia Neukirchner

Anlagen: Hilfreiche PDFs der Senatsverwaltung (Rundschreiben Berliner Tierärztekammer 10.03.22) zum Umgang mit Haustieren aus der Ukraine


Weitere Links zu Hilfsmöglichkeiten für Menschen und Tiere in der Ukraine und auf der Flucht finden Sie in unserem Fokusthema

Eine Tiermedizinstudentin aus Hannover hat ebenfalls eine Online-Liste ins Leben gerufen, um TierärztInnen, DolmetscherInnen, Geflüchtete und Menschen, die eine Unterkunft anbieten können, deutschlandweit zu vernetzen: www.haustier-info-ukraine.de Die Plattform sammelt außerdem Infos zur Einreise etc. Alles in Deutsch, Englisch, Ukrainisch und Russisch. Lesen Sie hier die ganze Geschichte.

Unterstützung von Tierschutzprojekten

11.02.2022

Tierschutz ist vielfältig und wird in Deutschland in sehr vielen und sehr unterschiedlichen Projekten umgesetzt, die in erster Linie vom ehrenamtlichen Engagement von tierfreundlichen Menschen leben, die sich für das Wohl der Tiere einsetzen. Diese Helfer und diese Projekte möchte die Initiative Helping Vets von Heel Veterinär finanziell und auch medial unterstützen. Diese Initiative wurde bereits vor 10 Jahren ins Leben gerufen und seitdem können sich jedes Jahr ehrenamtlich tätige Tierschutzorganisationen und Tierschutzprojekte um eine Auszeichnung bewerben. Dieses Jahr endet der Bewerbungsschluss am 31. Mai 2022.

Jedes Jahr wählt eine Jury aus den eingereichten gemeinnützigen Tierschutzprojekten, die Besonderes leisten und sich durch Nachhaltigkeit, Vorbildwirkung und soziales Engagement für Mensch und Tier auszeichnen, drei Projekte aus und unterstützt sie mit jeweils 2.000 Euro Preisgeld.

Für die Bewerbung bei Helping Vets 2022 wird eine aussagekräfti­ge Projektbeschreibung benötigt, die einzureichen ist unter vet­med@heel.de oder reichen über www.vetepedia.de. Im Rahmen der Jubilä­umsveranstaltung der Helping Vets werden die Preisträger dann der Öffentlichkeit vorgestellt und für ihren Ein­satz ausgezeichnet.

Mehr Informationen unter www.vetepedia.de/helping-vets/aktion

DVG -Hybrid-Congress in Berlin ein Erfolg

01.12.2021

Vom 18. bis 20. November 2021 fand im Berliner Hotel Estrel der DVG Congress als Hybrid-Veranstaltung statt.  Insgesamt haben 2.300 Personen vor Ort und/oder online in Form eines Live-Streams teilgenommen. Trotz auch da schon steigender Inzidenzzahlen konnte diese Fortbildungsveranstaltung unter 2G gerade noch durchgeführt werden. Und aufgrund des guten Hygienekonzeptes von Hotel und Veranstalter ist es tatsächlich gelungen, endlich mal wieder eine Präsenzveranstaltung mit Live-Gesprächen und Diskussionen sowie einer „echten“ Industrieausstellung mit immerhin 82 Ausstellern zu genießen, wenn gleich das fortwährende Tragen der Maske mit den Stunden auch sehr anstrengend wurde. Dennoch machten 1.570 Personen von dem Besuch der Präsenzveranstaltung Gebrauch.

Es war den Tierärztinnen und Tierärzten deutlich anzumerken, wie groß die Freude war, mal wieder unter Kollegen zu sein.  Dies war auch bei der Festveranstaltung zu 70 Jahre DVG am Donnerstagabend im Berliner Chamäleon Theater zu spüren, wo die geladenen Personen ausgelassen redeten, aßen und tranken. Natürlich galt auch hier ausnahmslos die Regelung 2G., ebenso wie bei der festlichen Verleihung des Felix-Wankel-Tierschutzforschungspreises, der am Freitagabend verliehen wurde.

In diesem Jahr ging der Preis der Felix-Wankel-Stiftung, die Forschungsarbeiten für die Reduzierung des Einsatzes sowie der Lebensbedingungen Versuchstieren sowie Initiativen im Sinne des Wohls von Nutztieren unterstützt, an Univ. Prof. Dr. med. vet. Rupert Palme vom Department für biomedizinische Wissenschaften der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Er wurde ausgezeichnet für seine Arbeiten zur nicht-invasiven Messung von Glukokortikoiden, nämlich über den Kot. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert.

Das Preisgeld über 5.000 Euro ging an Dr. Christian Lotz, stellv. Abteilungsleiter In-vitro-Testysteme am Translationszentrum für regenerative Therapien des Fraunhofer-Instituts für Silicatforschung ISC. Er wurde für die Entwicklung eines neuen Verfahrens ausgezeichnet, das es ermöglicht, eventuelle Augenreizung künftig ohne Tierleid zu testen und somit das Potenzial hat, nach rund 80 Jahren den Draize-Augentest abzulösen.

Ebenfalls mit 5.000 Euro wurde Frau Dr. iur. Charlotte E. Blattner ausgezeichnet. Sie erhielt den wissenschaftlichen Sonderforschungspreis 2021 für ihre Doktorarbeit zum Thema Extraterritoriale Jurisdiktion und die Herausforderungen. Damit setzte sie sich für mehr Tierschutz von Nutztieren ein, der auch nach Überquerung der Landesgrenzen rechtskräftig bleibt.

Insgesamt kann man von einem wegweisenden Kongresskonzept sprechen, das mutig von DVG-Vorstand und -geschäftsführung gewählt und von den TeilnehmerInnen anerkannt wurde, freut sich die DVG. Zudem sind vor Ort noch zwei neue Gruppierungen der DVG gegründet worden. Dies ist zum einen der Arbeitskreis Forensische Veterinärmedizin, der sich mit juristischen Fragestellungen in der Tiermedizin befasst und dessen erste Tagung regen Zuspruch fand. Der zweite neue Arbeitskreis behandelt aktuelle Themen rund um die “Klinische Hygiene”.

Prof. Wolfgang Löscher auf der Liste der meist zitierten Wissenschaftler

19.11.2021

Prof. Dr. Wolfgang LöscherProfessor Dr. Wolfgang Löscher ist Pharmakologe und Neurowissenschaftler an der Stiftung Tierärztliche Hochschule (TiHo) Hannover. Außerdem ist er einer der am häufigsten zitierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weltweit. „Ich freue mich sehr über die Auszeichnung als Anerkennung meiner Forschungsarbeiten“, sagt der mehrfach ausgezeichnete Epilepsie-Forscher über seinen Platz auf der jährlich neu erstellten Liste „Highly Cited Researchers” des US-amerikanischen Unternehmens Clarivate Analytics. Sie zeigt, welche Publikationen der jeweiligen Fachdisziplin zu dem einen Prozent zählen, die am meisten zitiert wurden. Rund 6.600 Namen (davon 331 aus Deutschland) in 21 Disziplinen umfasst die Aufzählung von Clarivate Analytics. Professor Löscher wird in der Kategorie „Cross-Field“ geführt. Sie erfasst Forschende, die interdisziplinär – also über ihr eigentliches Arbeitsgebiet hinaus – Einfluss auf die Wissenschaft haben. Als Basis für die Bestenliste dienen die Daten des „Web of Science“, in dem alle Zitate wissenschaftlicher Untersuchungen gesammelt werden. Für die Auswertung analysierte Clarivate Analytics die wissenschaftlichen Veröffentlichungen der Jahre 2010 bis 2020 und untersuchte, wie oft die Arbeiten der Forschenden von Kolleginnen und Kollegen aus der Wissenschaft in deren Veröffentlichungen zitiert wurden. Doch nicht nur die Anzahl der Zitate ist Gradmesser für den wissenschaftlichen Einfluss. Auch das Ansehen der Fachzeitschrift, in der publiziert wurde, fließt in die Bewertung ein.

Die gesamte Liste der „Highly Cited Researchers 2021“ sowie weitere Informationen gibt es auf der Internetseite von Web of Science.

Tierärztliche Klinik Oberhaching und Laboklin ausgezeichnet

19.10.2021

Der Preis „Bayerns Best 50“ wird jedes Jahr verliehen und zeichnet inhabergeführte Unternehmen des Mittelstandes aus, die sich als besonders wachstumsstark erwiesen haben und innerhalb der letzten fünf Jahre die Zahl ihrer MitarbeiterInnen überdurchschnittlich steigern konnten.

In diesem Jahr hat das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie unter anderem die Tierärztliche Klinik Oberhaching als eines der besten mittelständischen Unternehmen in Bayern ausgezeichnet. Die Kleintierklinik gehört zu den größten inhabergeführten Tierkliniken und ist die zweitgrößte Klinik für Kleintiere in Deutschland. Der Fokus der Tierärztlichen Klinik Oberhaching liegt auf der Ausbildung. So wurden in den vergangenen fünf Jahren etwa 100 junge Menschen zu Tiermedizinischen Fachangestellten ausgebildet. Daneben bildete die auch als “Cat-Friendly-Clinic” zertifizierte Klinik TierärztInnen und FachtierärztInnen aus. Mehr als 200 Angestellte, davon über 50 TierärztInnen, arbeiten inzwischen in der Kleintierklinik. „Wir freuen uns sehr, in 2021 erstmalig zu den besten und erfolgreichsten Unternehmen des Freistaates Bayerns zu gehören. Wir setzen damit ein Zeichen, dass gerade in einem Markt, in dem Fachkräfte absolut rar sind, wir uns trotzdem konsequent behaupten und weiterentwickeln konnten”, erklärt Korbinian Pieper, Partner und Chefarzt der Klinik. Seit mehr als 25 Jahren werden in der Tierklinik Oberhaching Kleintiere mit besonderem Schwerpunkt auf Hund und Katze in allen relevanten Teilbereichen der Tiermedizin behandelt und betreut. 

Der Preis “Bayerische Unternehmerin des Jahres” wurde an Dr. Elisabeth Müller verliehen. Sie ist Mitgründerin, Inhaberin und Geschäftsführerin des tiermedizinischen Labors Laboklin in Bad Kissingen. Bei der Preisverleihung stellte der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger Laboklin als das dynamischste Unternehmen unter weiblicher Führung aus dem Kreis der “Bayerns Best 50” vor. „Frauen wie sie brauchen wir in der bayerischen Wirtschaft. Deshalb werben wir mit diesem Preis für eine stärkere Repräsentanz von Frauen in Führungspositionen“, so Aiwanger über die promovierte Mikrobiologin aus Unterfranken. 

Nach der Gründung im Jahr 1989 ist das Unternehmen stetig expandiert. Mittlerweile ist es fast in ganz Europa sowie in Asien und auf der arabischen Halbinsel tätig. So ist auch die Zahl der MitarbeiterInnen in den vergangenen fünf Jahren kontinuierlich gewachsen. Aktuell hat das Unternehmen rund 600 Mitarbeitende.

Laboklin führt Laboruntersuchungen für Tiere durch – unter anderem zur Erkennung von Krankheiten oder zum Monitoring chronisch Kranker. Im Portfolio des Unternehmens finden sich neben zahlreichen genetischen Untersuchungen auch ein Hygienemonitoring für die Human- bzw. Veterinärmedizin. Seit dem vergangenen Jahr leistet Laboklin auch einen Beitrag zur Bekämpfung der Corona-Pandemie und führt PCR-Tests durch: zunächst im Auftrag von Gesundheitsämtern im Raum Unterfranken, später auch darüber hinaus, z.B. für Reiseunternehmen. Im Frühjahr diesen Jahres hat das Unternehmen außerdem zahlreiche Schnellteststrecken aufgebaut. Im Gegensatz zu vielen anderen Testzentren konnte im Falle eines positiven Schnelltests auch gleich vor Ort ein PCR-Test durchgeführt werden. Ein weiterer Vorteil war, dass die Ergebnisse immer innerhalb von 24 Stunden feststanden, so Müller.


Von links: Juror Prof. Dr. Thomas Edenhofer, Preisträgerin “Bayerische Unternehmerin des Jahres 2021” Dr. Elisabeth Müller, Bayerns Wirtschaftsstaatssekretär Roland Weigert. © StMWi/S.Heuser

Trotz demographischem Wandel und den zunehmenden Anforderungen einer modernen Arbeitswelt haben die geehrten Unternehmen die Zeichen der Zeit erkannt und sich den Herausforderungen in der Fachkräfteversorgung gestellt. „Gerade jetzt braucht unsere Wirtschaft Mutmacher und Vorbilder, um die Stärke von Bayerns Mittelstand zu zeigen”, betonte Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger bei der Preisverleihung. 

Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie
https://www.stmwi.bayern.de/presse/pressemeldungen/pressemeldung/pm/357-2021/

Tierärztliche Klinik Oberhaching

https://www.tierklinik-oberhaching.de/aktuelles-aus-der-tierklinik/tieraerztliche-klinik-oberhaching-bayerns-best-50/

Preisträger „Helping Vets 2021“ prämiert

13.10.2021

Ausgezeichneter Tierschutz

Der Tierschutz in Deutschland hat eine lange Tradition und wird in unterschiedlichs­ten Formen intensiv gepflegt. Größten Res­pekt verdienen die Menschen, die sich dem Wohl von Tie­ren verschrieben haben und sich mit großem persönlichem Engagement und viel Herzblut Tag für Tag für den Schutz von Haus-, Wild- und Nutztieren widmen. Neben viel Zeit wird dafür auch Geld benötigt.

Um Tierschutzvereine bei ihrer wichtigen und ehr­baren Tätigkeit zu unterstüt­zen und sie für ihren Einsatz zu hono­rieren, verleiht Heel Veterinär jedes Jahr die Aus­zeichnung Hel­ping Vets an drei Vereine, die ganz Besonde­res leisten. Als kleiner Beitrag für mehr Tierschutz soll so die Vorbildwirkung, der Nachhaltigkeitsgedanke sowie das besondere soziale Engagement der TierschützerInnen hervorgehoben werden. Am 07. Oktober 2021 wurden die diesjährigen Preisträger durch Heel Veterinär prä­miert und der Öffentlichkeit vor­gestellt.

„Menschen helfen Tieren, Tiere helfen Menschen“

Auch im 9. Jahr hatte die Helping Vets-Jury wieder die schwere Aufgabe, aus 30 Einsendungen die drei Preisträger auszuwählen. Nach gründlicher Überlegung fiel die Wahl auf die Flugmodus e.V. Rehkitzrettung, die Pfotenhilfe für Obdachlose e.V. sowie VITA e.V. Assistenzhunde.


Die 3 Preisträger 2021

Flugmodus e. V.
Das Team von Flugmodus e. V. sucht in Burgstetten (Baden-Württemberg) und Umgebung landwirtschaftliche Wiesen vor dem geplanten Mähen mit Wärmebilddrohnen nach Rehkitzen ab, um diese vor dem sicheren Mähtod zu bewahren. „Mithilfe der Drohne suchen wir nach Rehkitzen, die im Mai und Juni geboren werden und im schützenden hohen Gras liegen. Dort werden sie von ihrer Mutter mehrmals am Tag besucht und versorgt“, erklärt der Vereinsgründer und erste Vor­sitzende Andreas Metz. Da die Jungtiere in den ersten zwei bis drei Wochen keinerlei Fluchtinstinkt haben, verharren sie bei Gefahr geduckt am Boden und laufen nicht davon. Wird die Wiese in dieser Zeit vom Landwirt gemäht, bedeu­tet das jedes Jahr für unzählige Rehkitze den sicheren Tod. In 2021 konnten die TierschützerInnen 147 Rehkitze sowie 2 gigantische Igel durch den Drohneneinsatz retten.

„Unser Einsatz beginnt damit, dass uns Landwirte oder Jagdpächter kontaktie­ren und uns die Flä­chen übermitteln, die meist schon am nächsten Morgen gemäht werden sollen,“ erzählt Metz. Nach der Flugplanung am Vorabend fliegt das Team die jeweiligen Flächen bereits in den frühen Mor­gen­stunden in 50 Metern Höhe mit der Drohne ab – ein Wett­lauf gegen die Zeit, „denn so­bald die Sonne die Wiesen erwärmt, hat die Wärmebildkamera keine Chance mehr.“ Stößt Metz mit der Kamera auf Wärmebild­punkte, leitet er sein Team sofort zur richtigen Stelle in der Wiese. „Handelt es sich bei dem Fund um ein junges Rehkitz ohne Fluchtinstinkt, können wir es prob­lemlos in unsere Wäschekörbe heben. Jedes davon wäre zweifelsfrei vom Mähwerk erfasst worden.“
Die ehrenamtliche Dienstleistung von Flugmodus e.V. ist für Landwirte und Jagdpächter kos­tenlos und wird gerne in Anspruch genommen. Der Verein finanziert sich komplett durch Spenden­gelder und Mitgliedsbeiträge. Stellvertretend für alle RehkitzretterInnen nahm der Vereinsvorsitzende glücklich den mit 2.000 Euro dotierten Preis entgegen. Das Preisgeld wird in die An­schaffung weiterer techni­scher Ausrüstung investiert, denn auch au­ßer­halb der Mähsaison möchte Flugmodus e.V. bei der Tierrettung helfen: „Wir stehen immer dann zur Verfügung, wenn man eine Wär­mebild­drohne sinnvoll einsetzen kann – also auch bei der Suche nach vermissten Hunden und Kat­zen“, sagt Metz, der sich für die Zukunft wünscht, dass sich noch mehr Menschen in der Rehkitzrettung engagieren.

Pfotenhilfe für Obdachlose e.V.
Als 2. Preisträger wurde die Pfotenhilfe für Obdachlose e.V. ausgezeichnet. Der Verein kümmert sich mit einer mobilen Tierarztpraxis um die medizinische Versorgung von Haustieren, deren HalterInnen nicht in der Lage sind, für die Kosten aufzukommen. Durch diesen Einsatz möchte das Team rund um Frank Mörtel und Tierärztin Dr. Jeannette Pfeffer einerseits den Vierbeinern ein gesundes und schmerzfreies Leben ermöglichen, andererseits aber auch den zugehörigen Zweibeinern helfen. „In vielen Fällen ist der Hund der wichtigste Grund für den Besitzer, selbst noch am Leben festzuhalten. Deshalb geben wir alles, um bedürftigen Menschen ihren tieri­schen Lebenspartner möglichst lange zu erhal­ten.“

Die Vereinsarbeit der Pfotenhilfe umfasst die gesamte medizinische Grundversorgung der tie­rischen Patienten, von der Behandlung akuter Beschwerden über eine dauerhafte Therapie von chronischen Erkrankungen bis hin zu chirurgi­schen Eingriffen. Mit einem zu einer mobilen Tierarztpraxis umgebauten Rettungswagen fährt das Team regelmäßig Diakonien und paritätische Einrichtungen in einem Aktionsradius von ca. 35-40 Kilometern rund um Groß-Gerau an, um vor Ort die vorab vereinbarten Tier­arzt-Ter­mine durchzuführen. Ihren persönlichen Antrieb für das Engage­ment im Verein begründet Dr. Jeannette Pfeffer mit der Über­zeugung, dass jeder Mensch in eine solche Situation geraten kann. „Es gibt keine Garantie dafür, dass ein Leben immer super läuft und es gerad­linig seinen Weg geht. An jedem Tag kann ein Ereignis dazu füh­ren, dass man auf einmal ohne alles dasteht.“

Auch die Pfotenhilfe für Obdachlose finanziert sich ausschließlich über Spenden und Mitgliedsbei­träge, die re­lativ ge­ring gehalten werden, um sie möglichst vielen Menschen ermöglichen zu können. Genau wie auch das Helping Vets-Preisgeld von 2.000 Euro fließen sämtliche Spen­den ausschließlich in die Be­handlung der Vierbeiner. Der Verein ist daher über jeden Koope­rationspartner dankbar, der den Verein nicht nur monetär, sondern auch tatkräftig un­ter­stützt. Auch werden dringend TierärztInnen aus der Region gesucht, die den einen oder anderen Samstag abdecken können.  

VITA e.V. Assistenzhunde
Der Verein VITA e.V. Assistenzhunde stellt bereits seit dem Jahr 2000 Kindern, Ju­gendlichen und Erwachsenen mit Behinderung vierbei­nige Helfer zur Seite, die bei alltäglichen Aufgaben unterstützen und Türen öffnen – im realen wie im über­tragenen Sinne. „VITA-Assistenzhunde sind Medizin auf vier Pfoten“, sagt Tatjana Kreidler, Gründerin und erste Vorsitzende des Vereins in Hümmerich (Rheinland-Pfalz).

Die VITA-Assistenzhunde, allesamt Golden oder Labrador Retriever, übernehmen bestimmte alltägliche Aufgaben für ihre menschlichen Partner, die im Rollstuhl sitzen und in ihrer Beweg­lichkeit zum Teil stark eingeschränkt sind. Sie bringen ihnen zum Beispiel Ge­gen­stände oder heben diese auf, öffnen und schließen Türen oder helfen beim An- und Ausziehen sowie beim Einkauf. In einem Notfall können die Hunde zudem Alarm aus­lösen oder Hilfe holen. Neben ihrem Einsatz als praktischer Alltagshelfer sind die Vierbeiner aber noch weit mehr für ihre Partner: Sie erhöhen die Le­bensqualität und Lebensfreude, indem sie das Selbstwert­gefühl, Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen steigern, Gesellschaft leisten, Ein­samkeit vermindern, die Isolation aufbrechen und dabei helfen, soziale Kontakte herzustellen. „Die Hunde haben eine therapeutische Funktion, denn sie ver­mitteln ihren zweibeinigen Teampart­nern das Ge­fühl, voll akzeptiert, geliebt und gebraucht zu werden, und machen sich dadurch von dritten Perso­nen unabhängiger“, erklärt Kreidler die äußerst wichtige soziale Komponente der VITA-Teams.

Die Vereinsgründerin entwi­ckelte die sogenannte „Kreidler-Methode“, um Mensch und Hund fürei­nander zu sensibili­sieren und zu wirklichen Partnern zu machen. Die Methode hat sich mittler­weile auch andernorts mit großem Erfolg etabliert, „denn gerade bei Kindern bewir­ken die Hunde oft kleine Wunder – psychisch, physisch, sozial und kognitiv.“ Die Ausbildung der Hunde ist allerdings sehr kosten- und zeitintensiv. Im Alter von etwa acht Wochen kommen die Welpen für 12-15 Monate zu sogenannten Pa­ten, bei denen sie aufwachsen und sozialisiert werden. Nach der Aus­bil­dung führt der Verein die Vierbeiner mit den Bewerbern zusammen, um zueinan­der passende Mensch-Hund-Teams zu ermitteln. Beim „Matching“ steht immer das Wohl des Hundes im Vordergrund. „Der Hund ist das Schloss, der Mensch der Schlüssel“, betont Kreidler. Mit der Zusam­men­führung ist die intensive Betreuung durch VITA allerdings noch nicht abge­schlossen: Alle Teams werden regelmäßig nachbetreut und geschult – und das ein Hundele­ben lang. „Der Schwerpunkt bei den Menschen ist die sozialtherapeuti­sche Betreuung. Wir begleiten unsere Teams bei den Entwicklungen, die sich im Laufe eines Hundele­bens von etwa 14 Jahren er­geben.“

Tierschutz auch zukünftig wichtig  

Der Tierschutz wird auch im nächsten Jahr weiter von Heel Veterinär honoriert. Schon ab November 2021 können sich Organisationen, Vereine und Privatpersonen für den Helping Vets 2022 bewerben. „Der Tierschutz war und ist für Heel Veterinär ein besonders großes Anliegen“, so Fabian Pochmann, Leiter Marketing Heel Veterinär im Rahmen der Preisverleihung. „Die drei Helping Vets-Preisträger 2021 zeigen, wie unterschiedlich Tierschutz aussehen kann und wie wichtig Men­schen sind, die sich in diesem Bereich engagieren. Und deshalb wird sich Heel Veterinär auch wei­terhin für das Tierwohl einsetzen. Wir freuen uns schon heute auf die Helping Vets 2022 und auf eine genauso große Anzahl an tollen Bewerbun­gen wie in diesem Jahr“, so Pochmann weiter.

Ehrendoktorwürde für Lothar H. Wieler, Gerd Sutter und Christian Drosten

11.10.2021

Die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) hat am 27. September 2021 den Titel Doctor honoris causa an Professor Dr. Lothar H. Wieler, Professor Dr. Christian Drosten und Professor Dr. Gerd Sutter verliehen. Damit wurden die Herren für ihre ganzheitliche wissenschaftliche Betrachtung der Gesundheit von Menschen und Tieren ausgezeichnet. „Die Corona-Pandemie hat uns schmerzlich gezeigt, wie schwer uns ein neuer Infektionserreger treffen kann. Geschätzt können zwei Drittel aller Erreger zwischen Menschen und Tieren übertragen werden. Die Gesundheit von Menschen und Tieren sowie die Umwelt sind also eng miteinander verbunden. Es ist nur logisch, dass Human- und Tiermedizin dem One-Health-Ansatz folgen und eng zusammenarbeiten, um Infektionserreger und die Krankheiten, die sie verursachen, zu erforschen“, erläuterte TiHo-Präsident Dr. Gerhard Greif die Entscheidung der TiHo.

Mit den Ehrungen unterstreicht die TiHo die Bedeutung des One-Health-Ansatzes, der einen Schwerpunkt der Forschungsarbeiten der TiHo bildet.


Professor Dr. Dr. h. c. Lothar H. Wieler erhält die Ehrendoktorwürde für seinen herausragenden wissenschaftlichen Beitrag in der Zoonosenforschung und für die One-Health-Thematik sowie für seine Rolle in der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie. Wieler ist Tierarzt und Präsident des Robert Koch-Instituts in Berlin. In dieser Funktion berät er die Bundesregierung und informiert regelmäßig über den Sachstand der Pandemie in Deutschland. Die TiHo würdigt mit der Verleihung des Ehrendoktortitels ganz besonders seine Rolle während der Pandemie, in der er ruhig, souverän und faktenbasiert die Öffentlichkeit informierte.

Tierarzt Professor Dr. Gerd Sutter wurde ebenfalls für seine herausragende Forschung auf dem Gebiet neu auftretender Zoonoseerreger und Infektionskrankheiten sowie für sein Engagement für den One-Health-Gedanken ausgezeichnet. „Gerd Sutter fühlt sich zutiefst dem One Health-Gedanken verpflichtet. Influenza-, Paramyxo- und Coronaviren sind nur wenige der vielen tierischen Krankheitserreger, die auf den Menschen übertragen werden können und die im schlimmsten Fall eine Pandemie verursachen können. Gerd Sutter hat an Impfstoffen gegen HIV, Masern, aviärer Influenza, West Nil, dem MERS- und dem SARS-Coronavirus-2 gearbeitet. Seine große Erfahrung und seine exzellente Vernetzung mit Kolleginnen und Kollegen weltweit sorgen dafür, dass wir auch in Zukunft viel von ihm erwarten können“, so Professor Dr. Volker Moennig, in seiner Laudatio.

Als Humanmediziner und „Pandemie-Virologe“ erhielt auch Professor Dr. Christian Drosten die Ehrendoktorwürde und zwar für seine herausragende Forschung auf dem Gebiet der RNA- und Corona-Viren sowie für seine wichtige und wertvolle Aufklärungsleistung während der Pandemie. Mit seinen allgemeinverständlichen Erläuterungen virologischer und epidemiologischer Sachverhalte in unterschiedlichen Medien zeigte er, was die Wissenschaft weiß, wie sie funktioniert und mit welchen Methoden die Wissenschaft arbeitet. Dies hat wesentlich zum öffentlichen Verständnis und zur Akzeptanz der notwendigen Maßnahmen zur Begrenzung der Krankheitslast und der Sterblichkeit durch COVID-19 in Deutschland beigetragen.

Prof. Dr. Almuth Einspanier erhält Professor Niklas-Medaille

07.10.2021

Prof. Dr. Almuth Einspanier von der Universität Leipzig hat beim politischen Erntedank am 5. Oktober 2021 in Berlin die renommierte Professor Niklas-Medaille verliehen bekommen. Die Medaille ist die höchste Auszeichnung, die das Bundeslandwirtschaftsministerium für besondere Verdienste und herausragendes Engagement seit 1978 vergibt. Einspanier erhielt sie für ihre Forschung im Bereich des Tierschutzes zum Ausstieg aus dem Kükentöten. Mit ihrem Team entwickelte sie ein Technologieverfahren zur Geschlechtsbestimmung im Ei, wodurch das Schreddern männlicher Eintagsküken als nachkommen von Legehennen verhindert werden kann.  

Dessauer Zukunftskreis initiiert Wahlpflichtfach Digitalisierung an der Uni Leipzig

14.07.2021

Auf Initiative des Dessauer-Zukunftskreises (DZK) ist es im Wintersemester 2020/2021 gelungen an der Veterinärmedizinischen Fakultät (VMF) der Universität Leipzig einen Wahlpflichtkurs Digitalisierung in der Veterinärmedizin zu etablieren. Der erste Wahlpflichtkurs dieser Art an einer veterinärmedizinischen Bildungseinrichtung in Deutschland überhaupt. Vetion.de interviewte dazu Gastdozent Tobias Knopf von der Hochschule Anhalt und Studiendekan Prof. Dr. Johannes Seeger.

Vetion.de: Herr Knopf, als wie wichtig empfinden Sie aus der momentanen Betrachtung das Thema Digitalisierung in der Veterinärmedizin und warum sind Sie der Experte für dieses Thema?

Knopf: Der durch die Digitalisierung beschriebene wirtschaftliche und gesellschaftliche Wandel durchdringt alle Branchen. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hochschule Anhalt beschäftige ich mich intensiv mit den Ursachen, Entwicklungen, Chancen und Herausforderungen dieser digitalen Transformation und widme mich insbesondere den Themen digitale Kompetenzen und Digitalisierung von Aus- und Weiterbildung.

Seit 2014 setze ich mich verstärkt mit den Entwicklungen in der Veterinärmedizin auseinander. Als Consultant für digitale Kommunikation berate ich seitdem sowohl praktizierende Tierärzte als auch Partner aus der Tiergesundheitsbranche. Immer wieder begegnet mir dabei das Paradoxon, dass die Veterinärmedizin in diesem globalen Prozess für sich die Sonderstellung beansprucht, nicht oder unvergleichbar von disruptiven Geschäftsideen, neuen Arbeitsmodellen oder neuen Wertschöpfungsprozessen betroffen zu sein. Als wäre die Veterinärmedizin ein eigener Planet und niemand besäße eine Rakete, um dort zu landen.

Dem ist natürlich nicht so. Viel mehr ist auf dem Planeten Veterinärmedizin besonders viel Platz und Entfaltungsmöglichkeit für Akteure, die Erfahrungen und Wissen in anderen Branchen sammeln konnten, die bereits digitalisierter sind. Viele Vertreter der Veterinärmedizin haben es versäumt selbst diese Chancen zu ergreifen. Statt diesen Fakt zu akzeptieren und auf den fahrenden Zug aufzuspringen, versuchen insbesondere Praktiker den Zug zu stoppen, indem sie sich unbeholfen vor diesen werfen.

Natürlich ist das Schwarzmalerei, es gibt auch die Gegenbeispiele, die Chancen für sich und ihr Geschäft entdeckt haben. Das vergessen praktizierende Tierärzte gerne: Eine Praxis oder Klinik ist eine Unternehmung, die sich dem Wettbewerb zu sehr ähnlichen aber auch konkurrierenden Geschäftsmodellen stellen muss. Das höchste Ziel mag das Tierwohl sein. Das kann aber nicht erreicht werden, wenn eine Klinik sich nicht gegen Substitute behaupten kann, ob das nun andere Kliniken oder digitale Plattformen sind.

Vetion.de: Verraten Sie mir mehr darüber, wie es dazu kam und was Ihr persönlicher Antrieb war, solch einen Wahlpflichtkurs zu planen und umzusetzen?

Knopf: Seit 2015 stehe ich im engen Austausch mit dem Dessauer Zukunftskreis (DZK), der sich durchaus visionär und kritisch mit aktuell und zukünftig relevanten Themen für die Veterinärmedizin auseinandersetzt. Auch im DZK hat man die Einflüsse externer Strukturtreiber und die durch die Digitalisierung zunehmende Innovationsgeschwindigkeit in der Branche wahrgenommen. Durch den Kontakt mit Fr. Dr. Julia Henning und Hubertus Keimer vom DZK kam es Anfang 2020 zu einer Studie, in der die digitale Kompetenz von Akteuren der Branche und deren Einstellung zur Digitalisierung messbar werden sollte. Der Zeitpunkt ist spannend, weil wir so zufällig einen unverfälschten Blick auf die Digitalisierung der Branche exakt vor der COVID-19-Pandemie erlangen konnten. Dieser Gradmesser zeigte bereits vor der Pandemie, dass insbesondere in der Aus- und Weiterbildung von werdenden und praktizierenden Tierärzten Bedarf an digitalen Kompetenzen besteht.

Durch die Kontakte des DZK zur Universität Leipzig, hier im speziellen zu Prof. Johannes Seeger, Prof. Gotthold Gäbel und Prof. Walter Brehm, konnte im dritten Fachsemester ein Wahlpflichtmodul für Studierende initiiert werden, welches sie auf die neuen Herausforderungen durch die Digitalisierung vorbereitet.

Vetion.de: Wie war die Resonanz auf diesen Kurs und wie würden Sie ihn selber beurteilen?

Knopf: Die Studierenden haben durchweg positives Feedback für die erste Durchführung des Moduls gegeben. Insbesondere haben sie die Gastvorträge von Akteuren aus Praxis und Industrie wie Dr. Rolf Nathaus von Farmtool und Hubertus Keimer von Laboklin sowie die Interaktivität des Kurses hervorgehoben. Eine Herausforderung, da der Kurs pandemiebedingt ausschließlich digital stattgefunden hat und ich dennoch den geplanten Workshop-Charakter erhalten wollte. Frontalunterricht funktioniert online noch schlechter als offline. Aber wie könnte man besser digitale Kompetenzen gewinnen als durch die direkte Anwendung? Ich selbst bin mit dem Ergebnis des Kurses ebenfalls höchst zufrieden. Interaktivität funktioniert nur, wenn die Studierenden aktiv mitarbeiten. Hier könnte ich den Teilnehmerinnen und Teilnehmern kein größeres Lob aussprechen. Am Ende des Kurses entstanden zwei völlig neue Geschäftsideen für praktizierende Tierärzte, die von den Studierenden entwickelt wurden und durchaus die Chance zur Marktreife hätten.

Sowohl die Studierenden als auch ich mussten jedoch feststellen, dass 14 Stunden zu wenig für einen Ritt durch dieses komplexe Themengebiet sind. Darauf wurde vom Studiendekan reagiert und die Anzahl der Stunden für das Wahlpflichtfach im Wintersemester 2021/2022 verdoppelt. Die Studierenden des dritten Fachsemesters und ich haben so die Möglichkeit, noch intensiver Methoden zur Bewältigung der digitalen Herausforderungen zu betrachten und diese bei gleichbleibender Interaktivität des Kurses auch direkt anzuwenden.

Vetion.de: Welche Themen werden Sie in diesem umfangreicheren Wahlpflichtkurs behandeln und wird dieser Kurs in jedem Falle als Online-Veranstaltung stattfinden oder ggf. auch vor Ort an der Uni?

Knopf: Im Modul lernen die Studierenden nicht Facebook-Seiten oder Newsletter zu erstellen. Technologien ändern sich so schnell, dass dieses Wissen bereits überholt wäre, wenn die Studierenden es benötigen. Viel mehr versuche ich den Studierenden das Handwerkzeug mitzugeben, um sich selbst strategisch mit den jeweils aktuellen Technologien und Trends auseinandersetzen zu können. Dabei analysieren wir Schlüsselfaktoren der Digitalisierung wie beispielweise künstliche Intelligenz, smarte Assistenten, Big Data, digitale Ökosysteme, Plattformen, aber auch demographischer Wandel und New Work Models.

Ob der Kurs ausschließlich online stattfinden wird, kann ich heute noch nicht sagen. Angestrebt wird es nicht. Sowohl Online- als auf Offline-Lehre haben ihre Vor- und Nachteile. Letztendlich steht der Lernerfolg der Studierenden im Vordergrund. Diesen halte ich bei einer sinnvollen Mischung aus Online und Offline für am größten. Falls es möglich ist, werden wir uns also unbedingt vor Ort treffen. Darüber hinaus wird die digitale Kollaboration weiterhin integraler Bestandteil des Kurses sein.

Vetion.de: Warum sollten Studierende der Veterinärmedizin in jedem Fall diesen Wahlpflichtkurs belegen, was nehmen die angehenden Tierärztinnen und Tierärzte daraus mit für Ihr Berufsleben?

Knopf: Nach Besuch des Moduls verstehen die Studierenden die Zusammenhänge zwischen den Faktoren der Digitalisierung und deren Auswirkungen auf die Veterinärmedizin besser. Zudem können sie selbst Strategien zur Nutzung dieser Einflüsse für ihre spätere Tätigkeit konzipieren. Somit sind sie gut vorbereitet, um eine Tierarztpraxis oder -klinik mit Kundenorientierung und Leistungsinnovationen wettbewerbsfähig zu gestalten. Falls die Studierenden keiner praktizierenden Tätigkeit nachgehen möchten, können sie dieselben Methoden beispielsweise in einem Tiergesundheitsunternehmen anwenden.

Lieber Herr Knopf, das klingt alles sehr spannend und schlüssig. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Umsetzung des Wahlpflichtkurses!

Abschließend möchte ich noch den Studiendekan Prof. Dr. Johannes Seeger zwei Fragen dazu stellen.

Vetion.de: Lieber Herr Prof. Seeger, Sie haben die Etablierung des Wahlpflichtkurses sehr unterstützt und an der VMF ermöglicht. Wie lautet Ihr Fazit für den 1. Wahlpflichtkurs und die weiteren Pläne?

Prof. Seeger: Ich habe Herrn Tobias Knopf im Sommer 2020 bei einem Treffen des DZK kennengelernt. Herr Knopf hat die Ergebnisse einer Studie „Stand der Digitalisierung in der tierärztlichen Praxis“ der Industrie und an den Universitäten vorgestellt. Die Präsentation der Daten und die Diskussion waren professionell und Perspektiven der Digitalisierung in der Veterinärmedizin wurden aufgezeigt. Im Januar 2021 habe ich für Tobias Knopf einen Lehrauftrag an der VMF für einen Wahlpflichtkurs zur Digitalisierung in der Veterinärmedizin im Fakultätsrat beantragt. Der erste Kurs war mit 15 Studierenden gut besucht. Das Feedback der Teilnehmer ist sehr positiv. Tobias Knopf und eingeladene Gastdozenten haben es verstanden, die Digitalisierung in der Vorklinik, im 3. Fachsemester, so spannend und lebendig darzustellen, dass die Teilnehmer des Kurses eine Erweiterung auf 28 h Wahlpflicht angeregt haben. Im Frühjahr 2021 habe ich mit Herrn Knopf diese Option diskutiert und für das WS 2021/22 vereinbart. Damit ist das Wahlpflichtfach Digitalisierung in der Veterinärmedizin im Curriculum der Leipziger Veterinärmedizinischen Fakultät fest implementiert.

Vetion.de: Wie sehen Sie die Zukunft der Digitalisierung in der Veterinärmedizin und an der Uni Leipzig?

Prof. Seeger: Die Digitalisierung in der Veterinärmedizin hat durch die Corona-Pandemie einen wichtigen Input und den dringend notwendigen Ausbau erfahren. Das betrifft sowohl die Ausstattung der Hörsäle und zentralen Kursräume mit moderner Technik für die hybride Lehre, die Einführung von professionellen Zoom-Lizenzen für alle Lehrenden und den weiteren Ausbau der Zentralen Teaching Plattform, Core Unit Virtuelle Mikroskopie, an der VMF aber auch an der Medizinischen Fakultät und der Fakultät für Lebenswissenschaften, in der Biologie. Die Universität Leipzig hat ein Projekt zur Künstlichen Intelligenz beim BMBF zur Begutachtung eingereicht. Ein Teilprojekt wurde von mir beantragt und soll die Digitalisierung an der VMF weiter voranbringen. Die verstärkte Einführung digitaler Lehrformate soll dazu beitragen, den Lernerfolg bei den Studierenden zu verbessern. Die Präsenzlehre ist jedoch in der Vorklinik und Klinik unverzichtbar, um nach TAppV Tierärztinnen und Tierärzte auszubilden. Das darf auch unter den Einschränkungen der Pandemie nicht in Vergessenheit geraten. Die Nutzung digitaler Lehrformate wird auch nach der Pandemie ein unverzichtbarer Anteil der Ausbildung an der VMF und der Universität Leipzig sein. Ich freue mich sehr, dass wir mit dem Wahlpflichtkurs Digitalisierung in der Veterinärmedizin als erste Veterinärmedizinische Bildungseinrichtung in Deutschland dieses Fach in das Curriculum integriert haben.              

Vielen Dank Prof. Seeger für diese Einblicke!

Aktuelle Nachrichten zur Digitalisierung der Veterinärmedizin finden sich gesammelt unter diesem Fokusthema.

Einen Artikel zum Wahlpflichtkurs Digitalisierung erscheint auch im Veti-Kalender 2021/22.

„Die Akzeptanz und Hilfsbereitschaft sind sehr hoch“

19.05.2021

Seit Mitte April gibt es am Fachbereich Veterinärmedizin der Freien Universität Berlin (FU) ein eigenes Testzentrum für Studierende und MitarbeiterInnen. Vetion.de hat mit Forschungsdekan und Epidemiologe Prof. Uwe Rösler gesprochen, der als Leiter des Instituts für Tier- und Umwelthygiene am Fachbereich maßgeblich an der Einrichtung des Testzentrums beteiligt war.

Vetion.de: Wie funktioniert so ein eigenes Testzentrum?

Rösler: Am Testzentrum in der umfunktionierten Mensa haben alle MitarbeiterInnen und Studierenden die Möglichkeit, sich zweimal pro Woche kostenlos im Rahmen eines assistierten Selbsttests testen zu lassen. Termine können unkompliziert über ein Online-Buchungssystem gemacht werden. Die Auswertung erfolgt durch geschultes Personal. Am Ende gibt es eine offizielle Bescheinigung. Bei positiven Nachweisen erfolgt eine interne, datenschutzkonforme Erfassung und die oder der Betroffene muss sich einem PCR-Test unterziehen. Davon gab es bisher aber nur zwei.

Ist das Testzentrum ein Unikat an der Universität?

Es gibt an der FU nur zwei Fachbereiche, die Präsenzveranstaltungen durchführen, weil es für die Lehre essenziell ist. Nur diese haben ein eigenes Testzentrum. Alle anderen Einrichtungen stellen an ihren Instituten Tests für die MitarbeiterInnen zur Verfügung. Damit sind wir neben dem Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie, der einzige Fachbereich, der ein eigenes Testzentrum betreibt. Das ist eine Besonderheit, auch verglichen mit den anderen veterinärmedizinischen Fakultäten in Deutschland.

Gibt es eine Testpflicht für Studierende?

Als wir mit dem offenen Testzentrum für Studierende und MitarbeiterInnen am 15.4.21 begonnen haben, gab es noch keine Testpflicht für Studierende. Wir haben aber allen Studis klar kommuniziert, dass sich die MitarbeiterInnen in der Lehre einem erhöhten Risiko aussetzen und wenn der Anteil der Nicht-getesteten zu hoch ist, wir die MitarbeiterInnen nicht mehr zur Durchführung einer Lehrveranstaltung verpflichten können; dass dann der Anteil der Präsenzveranstaltungen abnimmt. Eine Statistik darüber, wer sich wann testen lässt, führen wir nicht, aber wir sehen auch jetzt viele Studierende regelmäßig, gehen also davon aus, dass sich alle vor einer Präsenzveranstaltung testen lassen.

Welche Vorteile bietet ein Testzentrum für die Lehre?

Der Anteil an Präsenzveranstaltungen wird bei uns so hochgehalten, auch dank des anhaltend starken Einsatzes unseres Lehrdekans, Prof. Jörg Aschenbach, für die Wichtigkeit der Hands-On-Lehre im Tiermedizinstudium. Um Ostern herum war mit einer zentralen Teststrategie am Fachbereich so bereits die praktische Propädeutikausbildung möglich. Da haben wir alle Studierenden des fünften Semesters täglich über zwei Wochen getestet. Das System wurde damit erprobt und hat gut funktioniert. In diesem Semester laufen vor Ort die klinische Rotation, die Parasitologiekurse, die klinische Labordiagnostik, die Kurse für Mikrobiologie und Lebensmittelhygiene.

Natürlich erlischt mit einem Schnelltest nicht das Risiko einer Übertragung, aber die Sicherheit ist höher. Das ist wichtig, um den Studierenden die Angst vor und nach einer Präsenzveranstaltung zu nehmen. Und natürlich werden damit Infektketten unterbrochen. Alle Hygienemaßnahmen, wie Abstand und Maske gelten weiterhin.

Die Einrichtung eines Testzentrums war damit vorausschauend, da nun (ab 1. Mai, Anm. d. Red.) mit der Aktualisierung der SARS-CoV-2-Infektionsschutzmaßnahmenverordnung nur dann Präsenzveranstaltungen möglich sind, wenn ein negativer Corona-Test vorliegt, der nicht älter als 24 Stunden ist. Dafür würde die Möglichkeit, sich von staatlicher Seite aus einmal pro Woche kostenlos in einer öffentlichen Einrichtung in Berlin testen zu lassen, nicht mehr ausreichen. So ist es für alle Beteiligten strukturierter und einfacher.

Wie wird das Testzentrum finanziell und personell gestemmt?

Die Finanzierung der Tests übernimmt das FU-Präsidium, weil wir eine exponierte Stellung haben. Wir testen täglich etwa 120-150 Personen. Die Akzeptanz und Hilfsbereitschaft sind sehr hoch.

Für das Testzentrum haben sich in den Kliniken und Instituten schnell über 40 MitarbeiterInnen gefunden, die die Schichten von jeweils etwa drei Stunden am Vormittag und Nachmittag freiwillig abdecken. Das ist natürlich unbezahlbar. Im vergangenen Jahr haben bereits alle am Fachbereich Großes geleistet.

Wie lang wird es das Testzentrum noch geben?

Wir hoffen, dass wir das Testzentrum insgesamt aber nur noch wenige Wochen aufrechterhalten müssen. Im Sommer werden wir uns noch mit einer Teststrategie beschäftigen müssen. Dann werden die Impfungen ihre Wirkung entfalten und wir können hoffentlich zur Normalität zurückkehren.

Das Interview führte Sophia Neukirchner
Transparenzhinweis: Die Autorin ist zum Zeitpunkt der Erscheinung des Interviews Mitarbeiterin an der Tierklinik für Fortpflanzung der Veterinärmedizinischen Fakultät Berlin

Digital bietet auch Vorteile – Vetion.de im Interview mit Dr. Carolin Kretzschmar, Fortbildungsreferentin der bpt Akademie

19.04.2021

bpt-INTENSIV Kleintier DIGITAL „Die Wunde“

29. April bis 2. Mai 2021

Vetion.de: Liebe Frau Kretzschmar, die diesjährige Fortbildung bpt-INTENSIV Kleintier findet ja nicht im angestammten Bielefeld, sondern komplett im Internet statt. Müssen die Tagungsbesucher nun also entsprechend den ganzen Tag vor dem Rechner sitzen statt im Vortragssaal?

Kretzschmar: Auf gar keinen Fall, das will doch niemand! Deshalb haben wir den klassischen Präsenz-Ablauf in bildschirmverträgliche Lerneinheiten umgebaut. Und die sind so terminiert, dass die Teilnehmer sie zeitlich ganz flexibel sogar neben der weiterlaufenden Praxis besuchen können. Live-Webinare finden jeden Tag vornehmlich mittags und abends statt und werden zusätzlich aufgezeichnet. Wer live teilnimmt, kann per Teilnehmer-Chat seine Fragen an die Referenten richten – ganz anonym, und ohne in einem Saal voller Kollegen an ein Mikro treten zu müssen. Voraufgezeichnete Falldarstellungen stehen rund um die Uhr zum Abruf bereit – wann immer man will, und so oft man will. Der vertiefende Seminarverbund, an dem in Bielefeld aus Platzgründen nur ein Teil der Tagungsbesucher teilnehmen kann, steht in diesem Jahr allen Teilnehmern offen. Ein weiterer Vorteil des Digitalformates ist, dass die Tagungsbesucher noch bis zum 16. Mai auf alle Inhalte zugreifen können.

Was ist der inhaltliche Schwerpunkt in diesem Jahr?

Kretzschmar: Auch digital bietet die bpt-INTENSIV die Gelegenheit, um sich zu einem speziellen Thema von A bis Z auf den aktuellen Stand zu bringen. Dieses Jahr steht die Wunde im Fokus – ein Thema, an dem im Praxisalltag niemand vorbeikommt. 20 praxisnahe ATF-Stunden rund ums Wundmanagement bietet das Programm. Bissverletzungen, Wundheilungsstörungen, lokale Antiseptika inkl. Kaltplasma, Für und Wider der Antibiose in der Wundbehandlung, Wundauflagen, Vakuumtherapie, Wundverschlusstechniken und die Rekonstruktion großer Hautdefekte sind nur einige der Themen. Namhafte Experten werden referieren, darunter Frau Prof. Andrea Meyer-Lindenberg von der LMU München, mit der wir das Programm gemeinsam geplant haben, und PD Dr. Mirja Nolff von der Uni Zürich, Autorin des Fachbuches „Modernes Wundmanagement“.

Das Praxisführungsprogramm geht den Ursachen für die immens großen Nachfolgeprobleme in Tierarztpraxen nach und zeigt Lösungsansätze auf. Und für alle, die ihre Niederlassung planen, gibt es einen „Crashkurs Existenzgründung“. Auch an das Praxisteam ist gedacht: TFA-Fortbildungen widmen sich der Wunde und – speziell für leitende TFA – dem Thema Personal.

Bietet die Tagung über die reine Fortbildung hinaus noch etwas? 

Kretzschmar: Durchaus! Für den bpt als Praktikerverband hat die Berufspolitik zentrale Bedeutung – auch auf den digitalen Tagungen. Gleich an zwei Abenden gibt es topaktuelle berufspolitische Themen live aus dem bpt-Studio. Am 29. April ist Gelegenheit, aus erster Hand Informationen über den aktuellen Stand des Gesetzgebungsverfahren für das nationale Tierarzneimittelgesetz zu erhalten und über die konkreten Auswirkungen für die tierärztliche Praxis zu diskutieren. Am 30. April steht das Thema GOT-Überarbeitung auf der Agenda mit Informationen über die bis zu diesem Zeitpunkt bekannten Eckpunkte des vom BMEL in Auftrag gegebenen Gutachtens und über das geplante weitere Vorgehen. Los geht es jeweils um 20 Uhr.

Und wir freuen uns sehr, wie viele Ausstellerfirmen uns in die digitale Welt begleiten, so dass es auf der Tagung auch eine bpt-Fachmesse DIGITAL geben wird. Auf drei Messehallen verteilen sich die virtuellen Stände. Dort und an der Messewand können sich die Besucher ab dem ersten Kongresstag bis zum 16. Mai rund um die Uhr in aller Ruhe informieren und nach Messeangeboten Ausschau halten. Die Mitarbeiter der Ausstellerfirmen sind beim Meet & Greet am 29. und 30. April, jeweils von 12 bis 19 Uhr, live am Messestand erreichbar. Attraktive Preise gibt es auf der Messe-Rallye zu gewinnen, mitmachen lohnt sich. Auf den virtuellen Messebühnen präsentieren die Aussteller Fachveranstaltungen und Produktinformationen. Allein acht Live-Webinare gibt es am 29. April. Auch hier gilt: Die Aufzeichnungen bleiben bis zum 16. Mai verfügbar.

Zu einer gelungenen digitalen Transformation gehört auch der Austausch der Teilnehmerinnen und Teilnehmer untereinander. Bietet die bpt-INTENSIV diese Möglichkeit?

Kretzschmar: Stimmt, online-Tagungen sind manchmal eine recht einsame Angelegenheit. Die bpt-INTENSIV macht es aber tatsächlich möglich, sich – fast wie im wirklichen Leben – zwischen den Fortbildungen mal auf einen Schwatz zu treffen: im bpt-Café, das sich schon beim digitalen bpt-Kongress letzten Herbst sehr schnell vom Geheimtipp zum Renner entwickelt hat. Das bpt-Café ist rund um die Uhr geöffnet. Einem entspannten Video-Chat im Kollegenkreis steht also nichts im Wege.

Liebe Frau Kretzschmar, wir finden, das hört sich alles nach einem weiteren gelungenen digitalen Kongressformat an und drücken Ihnen die Daumen für ein gutes Gelingen.

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All-In-Ticket, Anmeldung und Infos:

Ein Ticket für alle Leistungen gibt es jeweils für Tierärzte und TFA.

Preise, Anmeldung, detailliertes Programm und alle weiteren Infos zur Tagung inkl. Modus zum Erhalt der ATF-Stunden sowie einer Sammlung von FAQ finden Sie unter

www.bpt-intensiv.de

Interview mit Professor Dr. Holger Volk zu den Einsatzmöglichkeiten von Corona Spürhunden

01.03.2021

Prof. Dr. Peter VolkBereits im Sommer vergangenen Jahres veröffentlichten Forschende aus der Klinik für Kleintiere und des Research Center for Emerging Infections and Zoonoses der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) als Erste eine Studie, in der sie zeigten, dass trainierte Spürhunde in der Lage sind, anhand von Speichelproben Infektionen mit SARS-CoV-2 beim Menschen zu identifizieren. Das Erstaunliche: Die Ausbildung motivierter Hunde dauert lediglich rund eine Woche, wobei die mittlere Detektionsrate bei 94 Prozent liegt, mit einer Sensitivität von 83% und einer Spezifität von 96% (Jendrny et al. 2020).

Was das für die Praxis der Pandemie-Bekämpfung und die Rückkehr zur Normalität bedeutet und wie solche Hunde eingesetzt werden können bzw. in anderen Ländern bereits werden, verrät Prof. Dr. Holger Volk, Leiter der Klinik für Kleintiere der TiHo Hannover, Vetion.de in einem Interview.

Vetion.de
Prof. Volk, die Ergebnisse Ihrer Studie sind ja sehr vielversprechend. Hohe Trefferquote bei kurzer Ausbildungszeit und dazu noch einfach im Handling, nachhaltig und umweltfreundlich, ohne anfallenden Plastikmüll oder dem Risiko falsch negativer Ergebnisse aufgrund einer fehlerhaften Probennahme. Und das alles anhand einer unaufwendigen Speichelprobe. Das könnte man Win-Win auf der ganzen Linie nennen.

Gehen wir recht in der Annahme, dass Sie und die beteiligten Organisationen sich vor Nachfragen nach diesen Hunden oder der Anfrage für eine Ausbildung von Hunden kaum retten können?

Volk
In der Tat ist die Anfrage von Hundehaltern, ihre Tiere zu einem Corona-Spürhund ausbilden zu lassen, recht groß. Allerdings ist das so einfach auch nicht, da für die Ausbildung der Tiere ja nicht nur ein Schnüffelkasten benötigt wird, sondern auch inaktivierte Proben von Sars-CoV-2-positiven Personen. Gleichzeitig geht die Nachfrage von Seiten des Gesundheitsministeriums oder anderer öffentlich zuständiger Stellen nahezu gen Null. Die Zuständigen in Deutschland setzen scheinbar lieber auf konventionelle Labor- oder Schnelltests. Das Zutrauen in die Fähigkeiten von Hunden sind in Deutschland bislang nicht sehr ausgeprägt, obgleich auch andere ähnliche Studien die gleichen positiven Ergebnisse offenbart haben. Das ist in anderen Ländern wie Großbritannien, Finnland, Vereinigte Emirate und den USA anders. Hier wurden solche Hunde sogar beim letzten Super Bowl eingesetzt.

Vetion.de:
Was genau riechen die Hunde bei Sars-CoV-2-infizierten Personen und ab welchem Infektionstag etwa?

Volk:
Wir gehen davon aus, dass die Viren bereits vor ihrer Replikation die Stoffwechselprozesse der befallenen Zellen verändern. Dies ist es, was die Hunde riechen können. Zumindest zeigen Untersuchungen aus Finnland, dass die Hunde infizierte Personen bereits vor dem Auftreten klinischer Symptome identifizieren können. Da die Stoffwechselprozesse aber auch während der Phase der Virusausscheidung verändert sind, können die Hunde auch virämische Personen erkennen.

Vetion.de:
Was bedeutet das jetzt für die Praxis, also im Sinne der Pandemie-Bekämpfung und einer Rückkehr zur Normalität?

Volk:
Meiner Meinung nach, könnten bereits ausgebildete Spürhunde, ob Drogen-, Sprengstoff- oder Zollhunde, binnen sehr kurzer Zeit zu einem Corona-Spürhund ausgebildet und bei der Identifikation von Sars-CoV-2 infizierten Personen eingesetzt werden. Ich denke da an Urlaubsrückkehrer auf Flug- und Bahnhöfen, kleinere bis mittlere Veranstaltungen oder an Altersheime. Aber sicher sind noch viel mehr sinnvolle Szenarien denkbar, in denen die Hunde erfolgreich eingesetzt werden könnten.

Vetion.de:
Mir würden da spontan Messen, Einkaufzentren, Restaurants, Fußgängerzonen, Theater, Kinos, Universitäten und große Betriebe einfallen.

Wie müsste man denn vorgehen, wenn man sich für den Einsatz von solchen Hunden interessiert? An wen müsste ich mich bzgl. der Genehmigung dieses Corona-Sicherheitskonzeptes wenden und woher bekomme ich solche Hunde?

Volk:
Nun, hier bin ich sicherlich kein Experte, aber ich würde mich an das zuständige Gesundheitsamt wenden und das mit den Zuständigen dort besprechen. Unserer Erfahrung nach sind viele Ämter für erfolgversprechende, zielführende Ideen aufgeschlossen und dankbar.
Wenn ich einen solchen Hund einsetzen wollen würde, würde ich mich an eine private Einrichtung wenden, die nach Sprengstoff oder Bomben suchen. In jedem Fall müsste die Ausbildung von motivierten Hunden, die Spaß haben an der Arbeit, professionell erfolgen und auch zertifiziert sein. Es müsste jedoch auch noch das Problem gelöst werden, dass man für die Ausbildung positive, aber inaktivierte Proben benötigt. Dies ist in meinen Augen vor allem eine logistische Aufgabe. Zudem muss für eine erfolgreiche Arbeit der Hunde auch sichergestellt werden, dass die Tiere immer mal wieder ein Erfolgserlebnis haben im Sinne einer positiven Probe. Wenn die Suche immer nur negativ verläuft, zeigt das zwar, dass die Corona-Bekämpfungsmaßnahmen Früchte tragen, es frustriert aber die Hunde.

Vetion.de:
Lieber Herr Volk, wir danken Ihnen für dieses Gespräch und hoffen auf mehr Offenheit von Seiten der Politik für neue Ansätze, insbesondere, wenn sie so vielversprechend sind.

Jendrny, P., Schulz, C., Twele, F. et al. 
Scent dog identification of samples from COVID-19 patients – a pilot study. 
BMC Infect Dis 20, 536 (2020).
https://doi.org/10.1186/s12879-020-05281-3

Jan Nemec ist neuer Geschäftsführer von MSD Tiergesundheit

01.02.2021

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Durch die Hauptstadt bei Tag und Nacht

14.01.2021

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Sabrina Hessing-Jansen Teil der Geschäftsführung des Veterinär-Fachgroßhändlers ReboPharm

Stephanie Müller – StraußSeit dem 14. Januar 2021 ist Sabrina Hessing-Jansen Teil der Geschäftsführung des Veterinär-Fachgroßhändlers ReboPharm. Die 40-Jährige wird das Unternehmen künftig gemeinsam mit der geschäftsführenden Gesellschafterin Inga Koenen leiten und für die Bereiche Einkauf, Beschaffung, IT und Finanzen verantwortlich sein. Ihr Fokus wird dabei in erster Linie auf Prozessoptimierung und Effizienzsteigerung liegen. Ziel des Unternehmens ist es, die Geschäftstätigkeit weiter auszubauen und kontinuierlich weiter zu wachsen.

„Ich freue mich sehr auf meine neue Verantwortung im Unternehmen und die weitere gemeinsame
Arbeit mit Inga Koenen“, so Sabrina Hessing-Jansen. „Uns eint eine klare Vorstellung über das Wachstumspotenzial von ReboPharm und eine gemeinsame Vision, wie wir das Unternehmen erfolgreich in die Zukunft führen möchten.“

Sabrina Hessing-Jansen war seit 2017 als Einkaufsleiterin bei ReboPharm tätig. Sie ist ausgebildete Industriekauffrau und internationale Diplom-Betriebswirtin.

Seuchenlage hoch zwei

18.12.2020

Dr. Mario SteinDr. Mario Stein ist Referatsleiter des Lebensmittelüberwachungs- und Veterinäramtes im Erzgebirgskreis. Sein Landkreis ist deutschlandweit die am viertstärksten von der Corona-Pandemie betroffene Region. Aber nicht nur mit hohen Corona-Inzidenzwerten machte Sachsen in den letzten Wochen des Jahres Schlagzeilen: Neben Brandenburg, wo die ersten Fälle der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei Wildschweinen im September dieses Jahres auftraten, ist der Freistaat (Kreis Görlitz) das einzige weitere deutsche Bundesland, in dem bisher ASP-positive Tiere gefunden wurden. Steins Amt in Aue im Erzgebirge war Vorreiter bei der Ausrichtung von Tierseuchenübungen zur Afrikanischen Schweinepest in Sachsen. Im Interview mit Sophia Neukirchner spricht er über die seuchenbedingte Doppelbelastung für sein Referat und wie ein gestiegenes Hygienebewusstsein in der Gesellschaft im Zuge der Pandemie auch für die Tierseuchenbekämpfung von Vorteil sein kann.

Vetion.de: Was hält Ihr Amt gerade mehr in Atem – Corona oder die Afrikanische Schweinepest?

Dr. Mario Stein: Da wir primär für die Tierseuchenbekämpfung verantwortlich sind, beschäftigt uns natürlich vordergründig die Bedrohungslage durch die Afrikanischen Schweinepest. Hinzu kommt nun auch in Sachsen die Geflügelpest – bisher zum Glück nur als Einzelnachweis bei Wildgeflügel. Corona wirkt in diesem Zusammenhang erschwerend. Der Lockdown betrifft uns weniger: „Das Amt ruht nie.“

Inwiefern erschwert die Corona-Pandemie die Arbeit Ihres Referats im Bereich Tierschutz und Tierseuchen?

Zum einen ist da die ständige Bedrohung, dass Mitarbeiter durch Quarantäne-Maßnahmen ausfallen – glücklicherweise ist das bisher noch nicht passiert. Wenn das aber geschehen würde, wäre es schon ein Problem, da es nicht möglich ist, unter permanenten Personalreserven zu arbeiten. Zudem unterstützen wir von Anfang an die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie: personell bei der Kontaktnachverfolgung im Gesundheitsamt – besonders im Moment ist da in Sachsen natürlich viel zu tun; aber unsere Mitarbeiter übernehmen auch Aufgaben aus diesem Bereich direkt. Im Zuge der Überwachung von Lebensmittelbetrieben kontrollieren wir beispielsweise auch die Einhaltung von Hygienemaßnahmen.

Andersrum setzten wir unsere Mitarbeiter – trotz Schutzkleidung – auch potentiellen Risiken aus, etwa bei der Kontrolle von Krankenhausküchen. Die Pandemie ist eine mentale Belastung. Aber natürlich nicht nur für uns, sondern für alle in der Gesellschaft. Das merken unsere Mitarbeiter in ihren Außendiensttätigkeiten: Die Leute, die wir besuchen, sind durch Corona ohnehin schon belastet und durch unsere Kontrollen im Bereich Lebensmittel und Tierschutz, die wir natürlich trotz Pandemie durchführen müssen, zusätzlich genervt. Dann kommt es auch schon mal vor, dass unsere Mitarbeiter mit der Anweisung konfrontiert werden, dass Fremdpersonal ohne negativen Corona-Test nicht aufs Betriebsgelände gelassen werden darf. Inwiefern solche Aussagen gerechtfertigt sind oder teilweise zur Abwendung von Kontrollen missbraucht werden, lässt sich schlecht beurteilen. Das ist ein Konfliktpunkt.

Welche neuen Aufgaben sind hinzugekommen?

Insbesondere im Lockdown besteht eine hohe Verunsicherung in der Bevölkerung, was noch erlaubt ist und was nicht. Die Versorgung der Tiere muss natürlich weiterhin gewährleistet sein. Die Tierarztpraxen haben weiter geöffnet. Aber da hört es ja nicht auf. Uns erreichen auch Fragen von landwirtschaftlichen Betrieben oder vor wenigen Minuten von jemandem, der wissen wollte, ob denn jetzt der Hufschmied noch kommen darf. Solche Fragen gab es vorher nicht.

Mit Blick zurück auf die Afrikanische Schweinepest: Ein wichtiger Bestandteil der Prävention bzw. Bekämpfung ist es, die Wildschweinpopulation zu reduzieren. Gemeinschaftsjagden zu diesem Zweck sind deshalb trotz Kontaktbeschränkungen weiterhin erlaubt – das war uns wichtig – aber jede Jagd muss von uns einzeln mit Hygienekonzept genehmigt werden.

Nun gibt es im Erzgebirgskreis nur wenige schweinehaltende Betriebe (4 größere, insg. etwa 9.500 Tiere, Anm. d. Red.) und noch keinen ASP-Fall. Dennoch waren und sind Maßnahmen gegen die Afrikanische Schweinepest schon länger ein großes Thema: Im August 2018 führte Ihr Referat die erste große Tierseuchenübung zu diesem Thema in Sachsen durch. Erkenntnisse daraus konnten über Vorträge im Nachgang auch in die Arbeit im Landkreis Görlitz einfließen. Was läuft Ihrer Meinung nach gut im Kampf gegen die ASP und was nicht?

Der mobile Elektrozaun an der Grenze zu Polen hat sich zu Beginn in jedem Fall bewährt. Fast alle positiven Wildschweine fanden sich im gefährdeten Gebiet entlang der Neiße östlich des Zaunes. Die zwei positiven Proben westlich davon stammten von Wildschweinteilen, die Prädatoren verschleppt haben. Darüber, dass nun ein fester Zaun entlang der sächsisch-polnischen Grenze gebaut wird, bin ich froh und auch darüber, dass dort das Technische Hilfswerk (THW) aus unserem Landkreis mitwirkt und Erfahrungen sammeln kann. Diese Maßnahme ist weit vorangeschritten und kurz vor der Vollendung. Der Fokus auf diverse Zäune an der Grenze zu Polen hätte meines Erachtens jedoch ruhig schon früher beginnen können. Bereits 2017 war die Bedrohungslage aus Tschechien schließlich bekannt, bevor der Druck aus Polen so groß wurde. 2018 war das für uns der Anlass, eine groß angelegte Tierseuchenübung durchzuführen, in der wir alle Maßnahmen schon anwandten. Erst 2019 gab es dann eine zentrale Übung in Sachsen. Tschechien hat es mit einer konsequenten Seuchenbekämpfungsstrategie, welche die Einzäunung und eine vollständige Eradikation des Wildschweinbestandes unter Einsatz aller verfügbaren Kräfte beinhaltete, vorgemacht. Inwiefern so eine umfassende Zusammenarbeit in Deutschland gelingt, ist die Frage.

Worauf setzen Sie im Erzgebirgskreis bei der Verhinderung eines Eintrages der ASP?

Laut geltender Allgemeinverfügung an die Jäger in Sachsen muss jedes sogenannte Stück „FUK“-Wild (Fall-, Unfallwild oder krank erlegtes Wild, Anm. d. Red.) beprobt werden – mindestens durch einen Bluttupfer (Prämie 30 Euro). Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, gegen eine Prämie von 10 Euro, auch gesund geschossenes Wild beproben zu lassen. Wichtig ist die schnelle Entfernung von FUK-Wild vom Fundort und die gesonderte Beseitigung (Prämie 30 Euro). Dafür stehen extra Tonnen auf dem Gelände der Straßenmeistereien. Diese werden von der Tierkörperbeseitigungsanlage mit separaten Fahrzeugen angefahren, sodass eine Verschleppung zwischen den Betrieben im Rahmen der Routinefahrten ausgeschlossen ist.

Die Hausschweinehalter haben wir alle über die Berufsverbände und während unserer Vor-Ort-Kontrollen sensibilisiert. Das Problem sind hier eher die Kleinstbestände mit nur sehr wenigen Tieren. Grundsätzlich haben wir seit dem ASP-Ausbruch in Tschechien die Freilandhaltung von Schweinen im Landkreis verboten. Ein Auslauf ist genehmigungspflichtig und muss mit einem doppelten Zaun gesichert sein. Dennoch fallen ab und an noch zufällig kleinere Freilandhaltungen auf, die wir dann entsprechend regulieren müssen.

Haben Sie das Gefühl, dass im Zuge der Pandemieerfahrung auch das Bewusstsein für die Prävention von Tierseuchen in der Bevölkerung gestiegen ist?

Ja, den Eindruck habe ich schon. Zumindest ist seit dem Frühjahr der Begriff der Hygiene im Alltag angekommen. Das ist grundsätzlich begrüßenswert. Sich einmal mehr die Hände zu waschen, kann schließlich auch für die Tierseuchenprävention von Vorteil sein.

Einen E-Learning-Kurs zur Afrikanischen Schweinepest (1 ATF-Stunde) in Kopperation mit dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) finden Sie bei MyVetlearn.de


Im August 2018 fand im Landkreis Erzgebirge (Sachsen) eine Tierseuchenübung zur Vorbereitung auf die Afrikanische Schweinepest statt. Organisiert wurde sie von dem Lebensmittelüberwachungs- und Veterinäramt Aue/Erz, unterstützt von u.a. der örtlichen Jägerschaft, dem THW und dem Insitut für Tierhygiene und Öffentliches Veterinärwesen der Universität Leipzig (Prof. Truyen und Prof. Pfeffer). Einige Eindrücke der Lagebesprechung, des mobilen Einsatzstabes, Probennahme, Bergung des Kadavers, Desinfektion des Wildschweinfundortes, Aufbaue eines mobilen Elektro- und Duftzaunes, Fallwildsuche mit Suchhunden und Drohneneinsatz sehen Sie hier:

Bilder: Sophia Neukirchner

Ansgar Busch ist neuer Vorsitzender der Allgäuer Tierärztlichen Gesellschaft

02.12.2020

Ansgar Busch Tierarzt Ansgar Busch gehört seit über 12 Jahren zum Technical Service der Firma Zoetis Deutschland GmbH. Er lebt und arbeitet im Raum Memmingen im Allgäu. Seit dem Januar 2020 ist er nun auch Vorsitzender der Allgäuer Tierärztlichen Gesellschaft.

Vetion.de hat ein kurzes Interview mit Ansgar Busch über seine Idee, Visionen, Pläne und neuen Herausforderungen geführt.

Wie sind Sie an Ihre neue Position gekommen und für wie lange haben Sie den Vorsitz nun mindestens inne?

Man könnte jetzt Spaßes halber sagen, ich bin zufällig gestanden! Nein, ich bin im Vorfeld gefragt worden, wohne in Memmingen und bin in ein Team von Kollegen/-innen gekommen, die das schon seit längerer Zeit machen. Ich musste das natürlich auch vorher noch mit meinem Arbeitgeber abklären, da ein wenig von ehrenamtlicher Arbeit auch immer mit in die Arbeitszeit fällt, aber in meinem Falle natürlich auch umgekehrt. Aber nun werde ich für voraussichtlich mindestens 3 Jahre dieses Amt bekleiden.

Was haben Sie sich für Ihre Zeit als Vorsitzender vorgenommen, was wollen sie verändern, was planen Sie?

Ich werde die bereits schon vorher gute Arbeit fortsetzen. Außerdem werde ich versuchen, eine Mitgliedschaft noch attraktiver zu machen und das Interesse, festes Mitglied der Allgäuer Tierärztlichen Gesellschaft zu werden, zu fördern. Eines meiner Ziele ist es, einen Mehrwert der Mitgliedschaft zu schaffen (z.B. Seminare exklusiv bzw. vergünstigt) . Hier sind Ideen übrigens  immer willkommen!

Welches sind die größten Hindernisse, auf diese Sie aktuell stoßen?

Ganz klar, das nicht Durchführen können von Präsenzveranstaltungen. Man hat dabei eine ganz andere Dynamik.

Aber: durch Online-Seminare haben mehr Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit teilzunehmen, wenn sie sich „trauen“. Gerade für ältere Kollegen ist es immer noch eine gewisse Überwindung, sich mit dem „Computerkram“ zu beschäftigen. Bei der letzten Veranstaltung hat z.B. ein 83-jähriger Kollege teilgenommen, der im Vorfeld so seine Zweifel hatte. Wenn die Gegebenheiten es zulassen, würde ich gerne nach der Coronapandemie eine Mischung aus Präsenz- und Online-Veranstaltung  durchführen bzw. ich würde die Präsenzveranstaltung dann gerne gleichzeitig online streamen.  

Warum würden Sie Kolleginnen und Kollegen raten, Mitglied zu werden?

Allein schon wegen der Präsenzveranstaltungen. Das ist ein nettes und regelmäßiges Miteinander  und wir planen normalerweise pro Jahr 10 Veranstaltungen. Das Programm ist abwechslungsreich und jeder darf sich selber gerne einbringen. Besonders wertvoll ist jedoch auch der kollegiale Austausch bei diesen Veranstaltungen, sowohl sozial-gesellschaftlich als auch aus tierärztlicher Sicht.

Wie sehen Sie die Entwicklung der Rinderpraxis in Deutschland, insbesondere in Hinblick auf den Nachwuchsmangel und das steigende Notdienstproblem?

Jetzt bin ich auch schon ca. 12 Jahre aus der Praxis raus. Bzgl. der Dienste der Assistenten und der Bezahlung hat sich in der Zeit, zumindest wo ich Einblick habe, schon einiges geändert. Ich z.B. habe mit einer 6 Tage Woche bei einer Bezahlung von 3000,- DM begonnen, war voll motiviert und hatte Spaß an der Arbeit in einem netten Arbeitsklima, abgelenkt von vielen neuen Eindrücken! Ich fand die Bezahlung damals aber auch nicht angemessen!

Dennoch sehe beide Seiten kritisch: Die Seite der „Chefs“, die haben leider häufig vergessen, wie sie sich selbst zu Ihrer Anfangszeit gefühlt und was sie über Ihre Bezahlung gedacht haben.

Auf der Anderen Seite herrscht heute von Seiten der Assistenten/ -innen ohne große Arbeitserfahrung ein ausgeprägtes und  forderndes Anspruchsdenken hinsichtlich Arbeitszeit, Bezahlung und der  Dienste.

Ich habe oft mit Kollegen/-innen gesprochen und war ehrlich gesagt erstaunt, was die „Anfänger“ fordern! Aber aktuell können sie sich in der Regel die Stelle aussuchen, da Nachwuchs an alle Ecken gesucht wird. Da sind Sie meiner Generation gegenüber klar im Vorteil.

Es ist nötig, dass  Konzepte erarbeitet werden, die eine leistungsgerechte Bezahlung und ein vernünftiges Arbeitszeitmodell möglich machen, denn neben der Arbeit gibt es auch noch mindestens ein weiteres Leben!

Was würden Sie sich für die Rinderpraxis wünschen?

Viel motivierten Nachwuchs!

Vergleichbare tierärztliche Leistung mit vergleichbaren Kosten, damit die beratende Praxis nicht lange Strecken durch die Lande fahren muss und die kurativ betreuende Praxis nur die Fälle „nachbehandelt“, die der Landwirt nicht mit den vom beratenden Tierarzt da gelassenen Medikamenten in der Griff bekommt!

Außerdem bedarf es Beratungsverträge, die nicht nur auf dem Papier bestehen!

Und schließlich ist es ganz wichtig, die „schwarzen Schafe“,  sowohl in der Tierärzteschaft als auch in der Landwirtschaft zu finden und strafrechtlich zu belangen, mit Sinn und Verstand! Hier steht für mich der Tierschutz an erster Stelle, auch und im Besonderen dem Verbraucher geschuldet.

Zudem sollten in den Überwachungsorganen Personen sitzen, die unbefangen sind und aus verschiedenen Gremien stammen, aber eben auch aus der buiatrischen Praxis, wenn es um Verstöße gegen Rinder bzw. auf Rinderbetrieben geht.

Herr Busch, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei Ihrer Arbeit!

bpt- Kongress Digital 2020 übertrifft alle Erwartungen

01.12.2020

Der erste veterinärmedizinische Digitalkongress ist nach einer Woche am 25. November 2020 als großer Erfolg zu Ende gegangen. Der Veranstalter, der Bundesverband praktizierender Tierärzte (bpt), durfte sich über mehr als 3.000 TeilnehmerInnen freuen. „Mit insgesamt 3.070 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war unser Digitalkongress nicht nur eine gelungene Premiere in der virtuellen Welt, sondern auch der erfolgreichste Kongress in der 100-jährigen bpt-Geschichte mit durchweg positiver Resonanz“, erklärt bpt-Präsident Dr. Siegfried Moder. Neben dem klassischen Fortbildungs- und Informationsangebot für Praktiker standen in diesem Jahr mehr denn je die aktuellen berufspolitischen Herausforderungen im Mittelpunkt. Hier ging es neben den Auswirkungen der Coronakrise auf die Tierarztpraxen um die Themen Fachkräftemangel in der Tierarztpraxis, die tierärztliche Gebührenordnung (GOT), den Sinn und Unsinn bzw. die Vor- und Nachteile eines Tarifvertrages für angestellte TierärztInnen und die aktuellen Tierseuchengeschehen – hier ist die Afrikanische Schweinepest (ASP) sowie die Geflügelpest zu nennen.

Ein weiterer Baustein des diesjährigen bpt-Kongresses war der Live Career Day mit einer Fülle von Vorträgen und Diskussionsrunden rund um den tierärztlichen Arbeitsmarkt und den Einstieg ins Berufsleben.

Der Digital-Kongress, der auf einer virtuellen Messeplattform stattfand, war eine Mischung aus Live-Vorträgen in den verschiedenen Veranstaltungssälen und bereits vorher erstellten Vortragsaufzeichnungen. Aber auch die Live Sessions wurden aufgezeichnet. Alle Vorträge/Beiträge stehen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf der Messeplattform noch bis zum 9. Dezember 2020 zur Verfügung.

„Ich freue mich natürlich riesig über den Erfolg. Erfolgreich sein ist aber auch nicht immer einfach, denn jetzt stehen wir vor der Überlegung, wie es künftig weitergehen soll: Kongresse – wie gehabt – als Präsenzveranstaltung, im rein digitalen Format oder Hybride”, fasst Moder den Erfolg zusammen.

Battle: Brauchen Tierarztpraxen /-kliniken einen Personalmanager?

TÄ Christian Protz versus Dr. Felix von Hardenberg

Protz: „Den emotionalen Charakter dieses Personalmanagements möchte ich als Chef nicht abgeben…
Ich sehe das eindeutig als Aufgabe des Chefs.“

v. Hardenberg: „Ich denke, dass Tierarztpraxen ohne jemanden, der bewusst und
aktiv die Aufgaben eines Personalmanagers übernimmt,  nicht zukunftsfähig sind.“

Battle: Brauchen wir einen Tarifvertrag?

Dr. Christian Wunderlich versus Dr. Bodo Kröll

Wunderlich: „Es gibt keine Branche, in der Not- und Nachtdienste geleistet werden, die nicht einen Tarifvertrag haben.“

„Ich lehne Ausnahmeregelung von Arbeitszeitgesetzt ab, da sie nicht im Sinne des Arbeitnehmers sind.“

Kröll: Ich gebe wirklich zu bedenken, dass wir bei den ganzen Diskussionen um Arbeitszeitgesetz, Flexibilisierung, Notdienst, Kliniken brechen uns reihenweise weg, wir mit einem Tarifvertrag noch schlechter aufgestellt sind, als dass wir daraus einen Gewinn ziehen würden.“

Hubertus Keimer: Digitalsierung und Telemedizin in Zusammenarbeit mit dem Dessauer Zukunftskreis

Dr. Kai Kreling: Nachfolgeregelung

Abschlussveranstaltung mit Schwerpunkt Fachkräftemangel und Tarifvertrag

Virtueller Kongress: Auch Myvetlearn.de (Vetion.de/ATF) war vertreten

Interview mit dem Insektenlover Frank Nischk

Stephanie Müller – Strauß Autor des Buches Die fabelhafte Welt der fiesen Tiere

Biologe Frank Nischk ist fasziniert von Krabbeltieren wie Kakerlaken, Wanzen, Asseln, Heuschrecken und Co. Daher hat er ein Buch mit vielen kurzweiligen Kurzgeschichten über die Krabbeltiere von hier bis zum tropischen Regenwald geschrieben: Die fabelhafte Welt der fiesen Tiere.

Warum er sich selber als Insektenlover bezeichnet und woher seine Faszination für die teilweise akut vom Aussterben bedrohten Insektenspezies kommt, verrät der preisgekrönten Natur- und Tierfilmer aus Köln Vetion.de in einem exklusiven Interview.

Herr Nischk, was fasziniert Sie an Tieren, die bei den meisten Menschen eher ein Gefühl des Ekels erzeugen?

Es kommt meiner Meinung nach darauf an, was man in einem Tier sucht. In einem süßen Hund sehen wir einen guten Freund, ja vielleicht sogar den besseren Menschen. Diese Art von Tierliebe ist eine schöne Sache, doch sie schließt nur solche Arten ein, in denen wir etwas Menschliches oder Süßes finden. Dass sich andere wie ich auch für Spinnen, Heuschrecken oder auch Quallen begeistern, hat mit einer Portion Forschergeist zu tun. Es ist einfach spannend zu sehen, auf wie vielen Wegen sich Leben durchsetzen kann. Schaben zum Beispiel gibt es seit fast 300 Millionen Jahren auf der Erde. Seitdem sind Tyrannosaurus, Mammut und Dodo ausgestorben. Warum das so ist, das begeistert mich und beantworte ich in meinem Buch.

Glauben Sie, dass Ihr Buch es schafft, bei den Menschen Sympathie und Verständnis für diese Tierarten zu wecken, von denen viele als akut bedroht einzustufen sind?

Ich glaube, dass ich offene Türen einrenne. Viele Menschen sind ja gut informiert beispielsweise über das Insektensterben. Es gibt viele, die Wildbienen ein Bisschen Raum im eigenen Garten schaffen wollen. In Bayern haben Millionen Menschen ein Volksbegehren unterschrieben, den Naturschutz zu verstärken. Ich glaube, man muss gar nicht noch mehr Sympathie wecken, sondern eher Lösungen aufzeigen. Außerdem möchte ich einfach auch unterhalten – mit den witzigsten Geschichten aus meinem Leben als Schaben- und Urwaldforscher.

Was war Ihr spannendstes Erlebnis während Ihrer Recherchearbeit im tropischen Regenwald?

Für mich persönlich ist das spannendste immer noch das unfassbare Tierstimmenkonzert zum Sonnenuntergang. Wenn zig Arten von Zikaden, Grillen, Fröschen und Vögel durcheinander zirpen, quaken und singen. Dann kann man die riesige Vielfalt der Regenwälder ganz direkt spüren. Aufregend war aber auch ein anderes Erlebnis: Als meine kleine Forschungshütte einem riesigen Schwarm von Treiberameisen im Weg stand. Da hieß es, schnell zum Besen greifen und gegen die Massen von Krabblern anfegen. So ein Schwarm kann aus Hundertausenden einzelnen Ameisen bestehen, ein unfassbares Erlebnis. Am Ende brannten vom vielen Fegen aber meine Arme.

Wie reagiert Ihr privates Umfeld auf Ihre ungewöhnliche Passion?

Zum Glück für meine Mitmenschen sind Insekten nicht meine einzige Passion. Ich sammele oder züchte die Tiere ja auch nicht. Heute geht es mir als Wissensjournalist und Filmemacher viel mehr darum, die größeren Zusammenhänge zu zeigen. Und auch positive Geschichten von Menschen zu erzählen, die die letzten Nebelwälder in den Anden schützen. Oder davon, welch erstaunliche Geschichten sich in einem schnöden Baggersee zutragen können, wenn man der Natur eine zweite Chance lässt. Für uns Biologen zählt eine Stinkwanze letztlich genauso viel wie ein Löwe, alles hat seine Berechtigung.

Was wünschen Sie sich für die Insekten für das Jahr 2021 und was kann jeder „zuhause“ unternehmen, um Insekten besser zu schützen?

Erstmal kann jeder den eigenen Garten so gestalten, dass Insekten Lebensräume finden. Verwilderte Bereiche, eine Totholzecke, Wiese statt Rasen – da gibt es gute Tipps bei den Naturschutzorganisationen. Allerdings reicht das nicht, um das Artensterben zu stoppen. Ich denke, man sollte auch etwas Druck auf seine Gemeinde machen, wie ökologisch das größere Konzept ist. Welchen Raum bekommen Tiere und Pflanzen in unserer Kulturlandschaft? Könnte man nicht zum Beispiel besonders selten gewordene Biotope auf öffentlichen Flächen ganz neu erschaffen? Ich denke an Feuchtgebiete, Trockenrasen und Brachflächen in den Städten. ‚Sterile‘ Stadtparks haben wir doch eigentlich genug.

Die fabelhafte Welt der fiesen Tiere (ISBN: 978-3-453-28114-1) ist am 2. März 2020 im Ludwig Verlag erschienen und im Buchhandel erhältlich.

Außerdem verlost Vetion.de 2 Exemplare des Buchs im Vetion.de-Adventskalender im VETS-Bereich am 11. Dezember. Eine weitere Gewinnchance haben Tierärztinnen und Tierärzte auch beim News-Quiz im VETS-Bereich. Hier verlosen wir ein Exemplar. Mehr über das Buch erfahren Sie auch in unserer Rezension.

Vetion’s Geschäftsführer als Moderator auf dem bpt-Kongress Digital 2020

24.11.2020

Dr. Jens KluthViele Kolleginnen und Kollegen kennen ihn bereits als Moderator der Webinare von MyVetlearn.de:

Dr. Jens Kluth von Vetion.de. Nun war bzw. ist er auch als Moderator auf dem diesjährigen bpt-Kongress Digital 2020 tätig und zwar in ganz unterschiedlichen Sessions.

Dank der Videoaufzeichnung aller Live-Sessions können die Sessions auch anschließend noch bis zum 9. Dezember 2020 von den Kongressteilnehmern angesehen werden. Jens Kluth hat die folgenden moderiert:

Controlling in der Tierarztpraxis

Diagnostik und Therapie von Erkrankungen des Geschlechtsapparates bei Vogelpatienten

Herzerkrankungen naturheilkundlich behandeln – was geht und was nicht?

EuroTier: Ausblick 2021 und Neuheitenwettbewerb 2020 – Trends in der Nutztierhaltung

Gerne übernimmt er auch für Ihre Veranstaltung die Moderation. Darüber hinaus bieten wir Ihnen auch die Realisierung Ihrer (Fortbildungs)-Veranstaltungen und Webinare an. Dabei nutzen wir das System Adobe Connect.

Bitte kontaktieren Sie uns, wenn Sie Fragen haben oder mit uns über eine Veranstaltungsplanung sprechen möchten:

info@vetion.de

DVG-Vet-Congress in Zeiten von Corona

26.10.2020

Der diesjährige DVG-Vet-Congress der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG) fand vom 15. bis 17. Oktober 2020 statt. In diesem Jahr musste anstelle der geplanten Hybrid-Veranstaltung aufgrund der sich wieder verschärfenden Corona-Situation auf einen reinen Online-Kongress zurückgegriffen werden.

Der diesjährige DVG-Vet-Congress der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG) fand vom 15. bis 17. Oktober 2020 statt. In diesem Jahr musste anstelle der geplanten Hybrid-Veranstaltung aufgrund der sich wieder verschärfenden Corona-Situation auf einen reinen Online-Kongress zurückgegriffen werden.

Trotz der kurzfristigen Umstellung von hybrid auf pure online hat alles gut geklappt, und das verwendete System zum Anhören der Vorträge sowie zum Besuch der VET-Messe liefen allzeit stabil. Mehr als 80 Unternehmen und Verbände nutzten die Chance, sich mit einem virtuellen Stand auf der VET-Messe zu präsentieren.

Mit etwa 1.900 registrierten Teilnehmern insgesamt und bis zu 12 parallelen Live-Sessions war der Kongress erfreulich gut gebucht, besucht und vielfältig aufgestellt.

Auch das Vortragsprogramm für Tiermedizinische Fachangestellte fand online statt. Von den Seminaren, die traditionell am Tag vor dem eigentlichen Kongress stattfinden, konnten ebenfalls einige virtuell angeboten werden.

Als interaktive Formate wurden den TeilnehmerInnen Fragenkontakte mit Referenten, Industrievertretern auf der VET-Messe und auch zu allen Besuchern des Kongresses in Form von Chats geboten.
„Wir sind sehr froh und auch stolz, unseren DVG-Vet-Congress erfolgreich innerhalb von knapp zwei Wochen vollständig ins Internet verlegt zu haben. Damit konnten wir den Teilnehmern einen spannenden und erkenntnisreichen Kongress bei maximaler Sicherheit bieten”, so Prof. Dr. Dr. h.c. Martin Kramer, Präsident der DVG.

„Der DVG-Vet-Congress 2020 war ein besonderes Ereignis, das durch den großartigen Einsatz aller Beteiligten und ihrer Bereitschaft, sich auf das Online-Experiment einzulassen, wunderbar gelungen ist”, freute sich Dr. Susanne Alldinger, die Geschäftsführerin der DVG.

Fazit

Eine sehr gelungene Auftaktveranstaltung eines reinen Online-Kongresses in der Veterinärmedizin, umso mehr, berücksichtigt man die Kurzfristigkeit. Die Navigation zwischen virtuellen Posterpräsentationen und VET-Messe sowie den Live-Fachvorträgen war intuitiv und übersichtlich gestaltet. Die Teilnahme wurde dadurch leicht gemacht. Wünschenswert wäre lediglich eine noch schnellere Auffindbarkeit der aktuell stattfindenden Live-Veranstaltungen gewesen.

Dennoch hoffen vermutlich nicht nur die Veranstalter und Aussteller, sondern auch viele Tierärztinnen und Tierärzte, am nächsten DVG-Vet-Congress wieder live im Berliner Hotel Estrel teilnehmen zu können, um neben der Fortbildung auch Kollegen und Freunde zu treffen sowie neue Kontakte zu knüpfen.
Der nächste DVG-Vet-Congress ist für die Zeit vom 17.-20. November 2021 geplant.

Online Züchtertag war ein voller Erfolg

12.10.2020

Am 26.09.2020 drehte sich in der Steubenstraße 4 in Bad Kissingen zum nunmehr sechsten Mal alles um das Thema „Hundezucht“, jedoch dieses Jahr ein bisschen
anders als die Male zuvor. Das in Bad Kissingen ansässige veterinärmedizinische Diagnostiklabor LABOKLIN, hätte normalweise an diesem Wochenende die aus ganz Deutschland
angereisten Hundezüchter im Kursaal in Bad Bocklet begrüßt.
Aufgrund der Corona-Pandemie entschloss sich Frau Dr. Elisabeth Müller, Inhaberin und Geschäftsführerin von LABOKLIN, in diesem Jahr auf die Präsenzveranstaltung zu verzichten und stattdessen den Hundezüchtern einen interessanten Fortbildungstag als Online-Veranstaltung anzubieten. Die ganze Organisation hat das Team rund um den Züchtertag vor neue Herausforderungen gestellt. Für diese Veranstaltung wurde eine eigene Homepage erstellt, die als Anlaufstelle für die Züchter diente. Über diese Seite konnten die Züchter das
Hauptprogramm verfolgen, ebenso wie die drei fachspezifischen Seminare am Nachmittag.
Neben den vielseitigen Fachvorträgen wurde auch ein Labogen-Messestand und eine Expertenrunde den Teilnehmenden angeboten. Frau Dr. Müller diskutierte hier mit den anwesenden Referenten aktuelle Fragestellungen. Dabei wurde auch auf die Fragen der Teilnehmenden eingegangen, die diese im Chat stellen konnten.
Gerade der persönliche Kontakt mit den Hundezüchtern musste weichen. Viele von den Züchtern, die in den Vorjahren angereist waren, sind LABOKLIN treu geblieben und haben
an der Online-Veranstaltung teilgenommen – und zusätzlich hat LABOKLIN auch viele Züchter angesprochen, die sonst nicht den weiteren Weg nach Bad Kissingen auf sich
genommen hätten. Sie alle wurden sehr herzlich von Frau Dr. Elisabeth Müller begrüßt und ihnen wurde ein interessanter und spannender Tag mit guten Vorträgen, neuen Erkenntnissen und gutem Gedankenaustausch versprochen.
LABOKLIN hatte mit ihrem Online Züchtertag-Konzept wieder höchst informative Fachvorträge und Workshops zusammengestellt. Insgesamt haben sich rund 330 Teilnehmer zu dieser Veranstaltung angemeldet. Über 100 Züchter, die aus ganz Deutschland, der Schweiz, Österreich und Belgien live zugeschaltet waren, lauschten den spannenden Vorträgen.
Zudem bekommen im Nachgang über 200 Züchter einen Link für die Aufzeichnung per E-Mail geschickt.
Beide Geschäftsführer, Dr. Elisabeth Müller sowie Hubertus Keimer, freuten sich insbesondere, mit Dr. Anne Posthoff, Fachtierärztin für Klein- und Heimtiere, eine ausgewiesene Expertin in Sachen Zucht als Referentin gewinnen zu können: Sie referierte zum Thema „Trächtig werden – trächtig bleiben, dann klappt’s auch mit den Welpen“,
was beim Online-Publikum aufgrund ihrer bemerkenswerten Fachkompetenz und ihres guten Rufes auf sehr großes Interesse stieß.
Kein Wunder also, dass Dr. Anne Posthoff auch im Anschluss vielfältige Fragen per Chat bekam.
Zudem referierte Herr Dr. Konrad Blendinger über die Möglichkeiten der Besamung, Herr Bauer, Frau Dr. Klein und Frau Dr. Breu erklärten den Teilnehmenden die Genetik und
beschäftigten sich mit ausgewählten Erbgängen.
Frau Dr. Laukner weihte die Zuschauer in die Mysterien der Farbvererbung ein. Das optimale Gewichtsmanagement konnte Frau Dr. Kinast-Dörries von Vet-Concept den Zuschauern näher bringen, und Frau Theresa Specht von MSD und Herr Dr. Ingo Schäfer referierten in ihrem Seminar am Nachmittag über Ektoparasiten und Prophylaxe in veränderten
Wetterbedingungen.
Neben medizinischen und genetischen Themen ging es bei den Fachvorträgen auch um rechtliche Aspekte: Kristina Trahms, Rechtsanwältin für Hunderecht und Inhaberin der gleichnamigen Kanzlei in Viersen, informierte die Teilnehmer über Züchterhaftung und Kaufvertragsgestaltung. Hier wurde auf beeindruckende Weise deutlich, dass auch ein
Themenbereich, der auf den ersten Blick vielleicht eher trocken anmutet, überaus interessant und vielschichtig sein kann.
Ein Termin für die nächste Züchtertagung steht übrigens auch bereits fest: Am 19.09.2021 wird die siebte Züchtertagung stattfinden. Ob es wie dieses Jahr eine reine Online-
Veranstaltung wird, oder die Hundezüchter sich wieder in Bad Bocklet begrüßen können, wird sich zeigen. Schwerpunktthema hierbei wird „Alles rund um den Welpen“ sein.

Großer Preis des Mittelstands 2020: LABOKLIN als Preisträger ausgezeichnet

28.09.2020

Dr. Elisabeth MüllerFast 400 Unternehmerinnen und Unternehmer aus den Wettbewerbsregionen Baden-Württemberg, Bayern, Berlin/Brandenburg, Hessen, Sachsen und Thüringen erlebten am Samstag, den 12.09.2020 im Würzburger Hotel Maritim die Auszeichnungsgala der Oskar-Patzelt-Stiftung zum „Großen Preis des Mittelstandes 2020“, der mittlerweile zum 26. Mal vergeben wurde. Das diesjährige Wettbewerbsmotto lautete „Meilensteine setzen“. Auch wenn die Gala in Zeiten der Corona-Pandemie diesmal etwas anders ablief, war es dank eines ausgeklügelten Hygienekonzepts dennoch ein unvergesslicher Abend für die Anwesenden.

Dr. Helfried Schmidt und Petra Tröger, Vorstände der Oskar-Patzelt-Stiftung, überreichten die begehrte Preisträgerstatue an 14 Unternehmen der sechs Wettbewerbsregionen. Unter den bayerischen Preisträgern befand sich erneut das 1989 gegründete veterinärmedizinische Diagnostiklabor LABOKLIN mit Sitz in Bad Kissingen, dessen Geschäftsführerin Dr. Elisabeth Müller sichtlich stolz den Preis für ihr Unternehmen entgegennahm. Im Jahr zuvor hatte sie bereits die Auszeichnung als „Finalist“ mit nach Hause nehmen dürfen.

„Ich freue mich riesig über diese Anerkennung. Schließlich war es ein deutschlandweiter Wettbewerb, zu dem wir nominiert wurden.  Die beste Bestätigung für die eigene Arbeit ist natürlich immer das Lob der Kunden. Aber der Preis ist eine Bestätigung besonders für unsere Tätigkeiten in den Bereichen, die da unter die Lupe genommen wurden: das war nicht nur Entwicklung des Labors und der Zahl der Mitarbeiter sondern eben auch unserer Innovationsfähigkeit, die Fähigkeit uns auf Veränderungen einzustellen, ein attraktives Arbeitsumfeld zu schaffen mit Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten und unser soziales Engagement in der Region“, erklärte Elisabeth Müller. 

Die Jury bewertete insbesondere die Entwicklung und das Leben des beruflichen Miteinanders, die Innovationsstärke und Wendigkeit im Markt, das Engagement und die Verbundenheit mit der Region.

LABOKLIN investiert kontinuierlich in die Aus- und Weiterbildung der Belegschaft. Im Fokus stehen sowohl fachliche Qualifikationen als auch Inhalte zu Kommunikation, Konfliktbewältigung und Führung. Im Zuge der Coronavirus-Pandemie wurden rasch Webinare eingeführt, an denen die Kunden und Angestellten auch von zu Hause aus teilnehmen können. Verbesserungsvorschläge der Mitarbeiter werden verfolgt und, soweit möglich, schnell in Zusammenarbeit mit dem Vorschlagenden umgesetzt. Zudem profitiert die Belegschaft von kostenfreien Gesundheitsvorsorgeuntersuchungen nach eigener Wahl, betrieblicher Altersvorsorge, bedarfsgerechter und flexibler Arbeitszeitanpassung, Sport im firmeninternen Fitnessraum, Yoga im Betrieb und vielem mehr.

„Wissen, Weiterbildung und Innovationen bleiben für mich entscheidende Faktoren, die uns als Unternehmen erfolgreich vorangebracht haben und dabei mitwirken, dass wir unsere hervorragende Position in der Branche behaupten und weiter ausbauen“, so Elisabeth Müller. Eine hervorragend ausgebildete, motivierte Belegschaft, die Spaß bei der Arbeit habe und auch in Ausnahmesituationen wie der Corona-Pandemie an einem Strang ziehe, sei durch nichts zu ersetzen. Daher gelte der Dank für die Auszeichnung in ganz besonderem Maße ihrer „Truppe“. „Wir versuchen, ultimative Dienstleistung zu leben“, so Dr. Müller, das sei oft der entscheidende Unterschied zum Wettbewerb.

„Für die Zukunft sind natürlich noch so einige Pläne in der Schublade- auch einige, bei denen die Schublade schon aufgezogen ist. Durch die Herausforderungen im Rahmen der Pandemie haben wir unsere direkten Kontakte mit den Kollegen vermisst und mit den online Seminaren zu interessanten Fällen gute Alternativen geschaffen. Eine online Fragestunde für tiermedizinische Fachangestellte wurde ins Leben gerufen. Unser Hauttag wurde erstmalig komplett als Hybridveranstatlung durchgeführt: es gab Referenten vor Ort sowie online für Teilnehmer vor Ort wie auch online. Die positive Resonanz der Kollegen hat uns bestärkt, weiter neue Wege einzuschlagen.”

Obgleich der Große Preis des Mittelstands nicht dotiert ist, stößt er auf eine anhaltend hohe Resonanz, da er bei den Ausgezeichneten als Anerkennung und Bestätigung ihrer Leistungen gilt. Diesmal setzten sich die Ausgezeichneten gegen mehr als 3.100 Mitbewerber durch, die 2020 in den sechs Wettbewerbsregionen nominiert waren. Bundesweit waren es fast 5.000 Nominierte (kleine und mittlere Unternehmen, Banken und Kommunen), 533 davon erreichten die Juryliste. Interessant ist, dass es sich dabei nicht nur um Newcomer handelt, sondern auch um alteingesessene Unternehmen, die schon so manche Krise erfolgreich gemeistert haben.

LABOKLIN, mit Sitz in Bad Kissingen, ist ein europaweit tätiges, akkreditiertes Fachlabor für veterinärmedizinische Diagnostik und beschäftigt mittlerweile über 400 Mitarbeiter. Seit mehr als 30 Jahren steht das Labor Tierarztpraxen und -kliniken aber auch verschiedenen Forschungseinrichtungen als verlässlicher Partner zur Seite und hat sich in diesem Bereich zu einem der führenden Dienstleister etabliert. Die Leistungsqualität wird durch regelmäßige interne und externe Kontrollen erhalten. Dank regem Austausch mit diversen Forschungseinrichtungen profitieren Kunden von einem hochaktuellen Angebot. Das Spektrum reicht hierbei von Untersuchungen aus dem Bereich der Mikrobiologie, der klinischen Labordiagnostik und der Allergie, bis hin zur Pathologie und Genetik.

Bayer Online-Tagung für Nutztierpraktiker

03.06.2020

Am 20. Juni 2020 hatte die Bayer Nutztierakademie noch einmal zu einer Fortbildungsveranstaltung geladen – online versteht sich. Das Motto der Online-Tagung hieß auch Online Fortbilden in Zeiten der Pandemie.
Von 9:00 bis 17:00 Uhr wurde den teilnehmenden Tierärztinnen und Tierärzten ein spannendes Vortragsprogramm geboten, wobei die Rindergesundheit im Fokus der Veranstaltung
stand. Moderiert wurde der Tag von Dr. Stephan Groeger.
Der erste Block befasste sich mit der Eutergesundheit. Dr. Martin tho Seeth von der Tierärztlichen Hochschule Hannover gab in seinem Vortrag aktuelle Empfehlungen zur effektiven Mastitistherapie.
Daran schloss sich PhD Christian Scherpenzeel von der GD Animal Health in Deventer (Niederlanden) an. Er ging auf das selektive Trockenstellen ein und berichtete über die Erfahrungen aus den Niederlanden.
Der 2. Block befasste sich mit der tierärztlichen Leistung als lohnende Investition. Bernd Lührmann von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen legte in seinem Vortrag eindrucksvoll die Herausforderungen dar, die Landwirte zu meistern haben, um rentabel zu wirtschaften, gleichzeitig aber auch den Ansprüchen an das Tierwohl, die Tiergesundheit und die Umwelt gerecht zu werden. Gleichzeitig gab er Empfehlungen für eine zielführende Interaktion auf den landwirtschaftlichen Betrieben zwischen
Tierarzt, Landwirt und Berater, denn er weiß, dass sich nachhaltige Rentabilitätssteigerungen in den Betrieben nur realisieren lassen durch
ein konkretes und plausibles Herdenmanagement!
das Ermitteln u. Verbessern prod. – techn. Schwachstellen!
das Erfassen u. Analysieren betriebswirtschaftliche Kennzahlen!
ein zeitraumnahes Controlling!
Sein Motto: Was sich für den Landwirt auszahlt, sichert auch dem Tierarzt und Berater das Einkommen.
Auch Dr. Stefan Borchardt von der Tierklinik für Fortpflanzung der Freien Universität Berlin weiß, Leistungen u. gute Fruchtbarkeit schließen sich nicht aus. Er gab in der Online-Tagung aktuelle Informationen rund um die Fruchtbarkeit von Hochleistungskühen.
Im dritten und letzten Block hielt Frau Dr. Andrea Fiedler einen Vortrag zum Thema Schmerzsignale der Kuh. Sie verriet, wann und wie gehandelt werden muss.
Außerdem sprach Torsten Pabst als einziger Referent über ein Thema aus der Schweinepraxis. Er ging auf die Möglichkeiten ein, Eisenmangelanämie und Kokzidiose Durchfall einfach und komfortabel vorzubeugen.
Als krönender Abschluss einer gelungenen und mit stetig mehr als 120 Teilnehmern gut besuchten Online-Fortbildung sprach Prof. Stephen LeBlanc von der Guelph Universität in Kanada über Immunity and Inflammation in Transition Cows.
Fazit
Eine gelungene Online-Fortbildung, die trotz ihrer Länge von 8 Stunden kurzweilig war. Die Referenten stießen mit ihren Vorträgen auf reges Interesse bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Ein würdiger Abschied einer etablierten Fortbildungsinstitution im Bereich der Nutztiermedizin. Hinweis: Die Vorträge wurden aufgezeichnet und stehen weiterhin als Online-Fortbildung für Tierärztinnen und Tierärzte zur Verfügung. Eine erfolgreiche Teilnahme ist mit 7 ATF-Stunden anerkannt.

Ausgefallene Praktika wegen Corona: TAppV in Leipzig außer Kraft gesetzt – Interview mit Prof. Seeger

11.05.2020

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Bangen um das Praktische Jahr

Im Praktischen Jahr (PJ) im 9. und 10. Semester wählen sich die Studenten der Tiermedizin normalerweise den Schwerpunkt für ihr weiteres Berufsleben und wenden praktisch das an, was sie in den vier Jahren zuvor gelernt haben. Für Studenten des Abschlussjahrgangs 2021 wurde das notgedrungen zur Nebensache – mit dem Beginn der Corona-Krise in Deutschland Mitte März 2020 ging es nur noch darum, das Studium überhaupt in Regelzeit beenden zu können. Besondere Zeiten, die einzigartige Lösungen erfordern. Eine Reportage über organisatorische und rechtlichen Hürden, starke studentische Eigeninitiative und Einsatz der fertigen Tierärzte für die angehenden Kollegen.
Die neurologische Abteilung einer Kleintierklinik soll es sein. Das Zimmer in Berlin hat sie bereits untervermietet, eine neue Unterkunft am Praktikumsort ist gefunden, auch das Zugticket ist gebucht. Mitte März bekommt Julia Arnoldi plötzlich die Absage für ihr geplantes Praktikum. Der Grund: Die Corona-Kontaktbeschränkungen. „Das war frustrierend“, sagt die Tiermedizinstudentin rückblickend. Sie studiert im 10. Semester an der Veterinärmedizinischen Fakultät Berlin.
Das Praktische Jahr ist von Fakultät zu Fakultät leicht verschieden aufgebaut, abhängig davon, wie die Lehre in den vorherigen Studienjahren gestaltet war. Ein halbes Jahr Rotation durch alle Kliniken, dazu einige Schwerpunktkurse und die Pathologie „intramural“, also in den Mauern der Fakultät, ist ein Entwurf. Hinzu kommt ein halbes Jahr „extramurale“ Praktika.
An den Universitäten geht zunächst nichts mehr
Arnoldi und ihre Kommilitonen erreichen nun täglich neue Mails aus dem Dekanat: Donnerstag, 12.3., die Fakultät bestätigt den universitätsweiten Erlass – „alle Präsenzlehrveranstaltungen sind abgesagt“; Freitag, 13.3., „(…) in ihrem Interesse einen Eilantrag an das Präsidium gerichtet, mit der Bitte (…) eine Ausnahme für unsere Rotation zu erwirken“, die Aussichten auf Erfolg seien jedoch gering: „Wir raten Ihnen im eigenen Interesse, sich weiterhin für eine Fortsetzung der Rotation zur Verfügung zu halten, um ggf. kurzfristig wieder an die Universität zurückkehren zu können“; Dienstag, 17.3., „im nächsten Semester wird die Lehre bis auf Weiteres ausschließlich online sein“; Mittwoch, 18.3., „Wir gehen in den Präsenznotbetrieb“.Das heißt, nur absolut notwendiges Personal darf das Fakultätsgelände betreten. Studenten der Tiermedizin, die sich gerade in der klinischen Rotation oder im Praktikum an einem universitären Institut befinden, gehören nicht dazu und werden nach Hause geschickt.
Das Praktische Jahr ist die letzte große Hürde vor dem Staatsexamen. Wieviel Stunden in wieviel Wochen wo zu absolvieren sind und welchen Anforderungen der Praktikumsbetrieb zu genügen hat, ist in der Tierärztlichen Approbationsordnung (TAppV) genaustens festgehalten. Nur wenn alle Praktika nach den Maßgaben der staatlichen Verordnung absolviert wurden, wird der Student zu den Abschlussprüfungen im elften Semester zu gelassen.
Die Studenten sind verunsichert. Schnelle Entscheidungen müssen getroffen werden, um den Studienabschluss der aktuellen PJ-ler nicht zu gefährden. Die fünf Fakultäten bestreiten dabei unterschiedliche Wege: Am 20.3. sichert der Prodekan für Lehre an der Veterinärmedizinischen Fakultät in Leipzig (VMF), Prof. Johannes Seeger, allen seinen Studenten zu, wegen der Corona-Pandemie ausgefallene oder abgebrochene Praktika ersatzlos anzuerkennen. „Das hat die Studierenden dort natürlich gefreut, aber die TAppV-konformität war zu diesem Zeitpunkt noch nicht völlig geklärt“, erklärt Luise Grace Klass, Studentin im Praktischen Jahr in Berlin.
Einige Wochen pausiert die Lehre an fast allen der fünf Veterinärfakultäten in Deutschland komplett. Ende April geht immer noch nichts: „Seit sechs Wochen können wir aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen die klinische Rotation nicht einmal in Kleinstgruppen durchführen“, berichtet Prof. Jörg Aschenbach, Prodekan für Lehre am Fachbereich Veterinärmedizin der Freien Universität Berlin.
Die Ausbildung ohne Präsenz weiterlaufen zu lassen, „schien am Anfang eine nicht zu meisternde Aufgabe“. Dann werden Lösungsansätze gefunden, die mit dem Homeoffice der Studenten zu vereinbaren sind. „Von einem Tag auf den anderen haben etwa unserer Pathologen die gesamte Rotation auf Online-Lehre umgestellt“, erzählt der Prodekan aus Berlin. Dort wird für einen Teil des klinischen Rotationsabschnittes „virtueller Ersatz“ erarbeitet, die praktische Lehre am Tier wird auf das Ende des Semesters verschoben. „Damit können wir die Zeit überbrücken, bis zu der wir wieder schrittweise zum Unterricht am Tier zurückkönnen.“
Erste Lösungsansätze: Online-Rotation oder 1:1-Betreuung
Die Online-Rotation in Berlin startet am 20.04. und kommt gut an, sagt Arnoldis Kommilitonin Luise Grace Klass. Sie befindet sich gerade in der Online-Rotation der Tierklinik für Fortpflanzung: „Ich habe mich voll gefreut, dass es überhaupt weitergeht. An anderen Standorten wurde das teilweise ersatzlos gestrichen.“ Sie sagt, es wird viel gutes Videomaterial verwendet und sieht darin einen Vorteil: „Manche Fälle, die ich so sehe, hätte ich in der Zeit an der Klinik vielleicht gar nicht gesehen.“
Zu dem Zeitpunkt, als in Berlin Studenten der Universität noch grundsätzlich fern bleiben müssen, darf in Gießen nun zumindest schon wieder ein Rotationsstudent je diensthabendem Tierarzt in die Klinik anstatt wie sonst in einer Kleingruppe Studierender. „Beim Wechsel zwischen zwei Kliniken gehen die Studierenden dann zunächst in zwei Wochen Homeoffice, wo sie Aufgaben bearbeiten“, erklärt der Studiendekan der Veterinärmedizinischen Fakultät Gießen, Prof. Stefan Arnhold, das Hygienekonzept. Er hat sich dafür eingesetzt, „den Studierenden diesen wertvollen Einblick dennoch ermöglichen zu können. „90 Prozent der Studierenden sind auch zufrieden mit dieser Möglichkeit. Es gibt jedoch auch Studenten, die Angst haben, dass sie sich und damit Angehörige zuhause anstecken könnten.“ Deshalb setze man auf maximale Flexibilität: Wenn jemand Bedenken habe, könne er sich auch komplett für eine Rotation im Homeoffice entscheiden.
Prof. Aschenbach bedauert die fehlende Praxis in diesem Universitätssemester: „Auch ein noch so gut gemachter Online-Unterricht kann eine solide Ausbildung am Tier nicht ersetzen. Letztere ist im Veterinärmedizinstudium unverzichtbar.“
Draußen sieht es schlecht aus
Für die Lehre an den Universitäten unter Corona-Beschränkungen haben sich also zunächst kreative und flexible Lösungen gefunden. „Mehr Kopfzerbrechen bereiten uns jedoch abgesagte Praktika“, sagt Prof. Thomas Göbel, Studiendekan an der Münchener Tiermedizinischen Fakultät.
Im zweiten „extramuralen“ Teil des Praktischen Jahres werden Schlachthof, amtliches Veterinärwesen und die Lebensmittelkontrolle an von den Studierenden selbstgewählten Institutionen außerhalb der Universität abgehakt – und natürlich die langersehnten zwölf Wochen kurativen Arbeitens in einer tierärztlichen Praxis oder Klinik absolviert. Von diesen zwölf Wochen können zudem bei Bedarf vier Wochen Wahlpraktikum für einen nicht-kurativen Schwerpunkt genutzt werden. Viele Studenten nutzen das Praktische Jahr normalerweise auch dafür, Auslandserfahrung zu sammeln, daran ist im Moment aber ohnehin nicht mehr zu denken, es gibt im Zuge der Corona-Krise bereits im Inland ausreichend Probleme:
Tierärzte werden aufgefordert, ihre Beatmungsgeräte für die intensivmedizinische Betreuung in Krankenhäusern bereitzuhalten. Veterinärmedizinische Labore sollen die Diagnose von Sars-CoV-2 unterstützen. Es besteht die Sorge, dass auch Haustiere sich anstecken könnten. Es mangelt an Schutzkleidung und Desinfektionsmittel. Dürfen Tierarztpraxen weiterhin geöffnet bleiben? Der Bundesverband der praktizierenden Tierärzte (bpt) kämpft bei der Regierung darum, Tierärzte als systemrelevant einzustufen. Der Praxisalltag verändert sich: Mitarbeiter sollen sich möglichst nicht mehr begegnen, Tierbesitzer müssen draußen bleiben, planbare Behandlungen sollen verschoben werden, Landwirte dem Tierarzt nicht zu nahe kommen. Tierärzte „im Feld“ sind unsicher, wie sie diese Kontaktbeschränkungen und neu geltende Hygieneregeln mit Studenten in Einklang bringen können. Der bpt empfiehlt: lieber nicht. Die wirtschaftlichen Sorgen und das Risiko der Schließung der Praxis im Falle eines Viruseintrages sind groß. Aus der Not heraus entscheiden sich viele Praktiker gegen die Studenten.
Die zunehmenden staatlichen Bemühungen, die Ansteckungsrate mit dem neuartigen Coronavirus gering zu halten, erschweren auch die Bedingungen für tiermedizinische Pflichtpraktika in der Fleischhygiene und Lebensmittelüberwachung sowie dem amtlichen Veterinärwesen. Außer- und innerdeutsche Reisebeschränkungen werden erlassen. Wer nicht unbedingt das Haus verlassen muss, soll in der Wohnung bleiben, Homeoffice ist das Gebot der Stunde. Am Schlachtband, wo die Praktikanten die Schlachttieruntersuchung lernen sollen, geht das nicht, Abstandsregelungen sind hier aber kaum einzuhalten. Schlachthöfe sollen später als “Corona-Hotspots” bezeichnet werden. Gastronomiebetriebe und öffentliche Einrichtungen schließen. Typische Tätigkeiten der Praktikanten in der amtlichen Lebensmittelkontrolle, wie “Rückrufüberwachungen, Probenahmen und Vorortkontrollen können eben nur situationsbedingt vermittelt werden”, so der Präsident des Bundesverbandes der beamteten Tierärzte (BbT), Dr. Holger Vogel. Absagen an Praktikanten erfolgen “aus Gründen der Unsicherheit”. Auch Arnoldi trifft es. Das Berliner Bezirksamt versichert, sie zu berücksichtigen, sobald Praktikanten wieder zugelassen sind. Das werde vermutlich im Juli bis September der Fall sein, wird ihr gesagt. „Aber das muss dann zeitlich auch wieder mit den anderen Praktika passen“, bemerkt Arnoldi, die sich im Bundesverband der Veterinärmedizinstudierenden Deutschlands (bvvd) berufspolitisch engagiert. Eine fristgerechte Absolvierung aller geforderten Praktika bis zum Beginn der Staatsexamensprüfungen im Herbst rückt damit weiter in die Ferne.
Praktikumsplätze sind Mangelware
Die Organisation des praktischen Jahres ist bereits in Nicht-Krisenzeiten eine Hürde. Die Gründe dafür werden mit Covid-19 zu einem riesigen Problem. Zum einen ist da die straffe Taktung: Maximal vier (mancherorts acht) Wochen Luft sind vorgesehen, das heißt, die Praktikumszeiträume müssen genau in einander greifen.
Zum anderen besteht insbesondere für das Schlachthofpraktikum ein massiver Mangel an Praktikumsplätzen, was eine Planung des Praktischen Jahres weit im Voraus nötig macht.
„Das Schlachthofpraktikum war schon immer schwierig und ist es jetzt natürlich umso mehr“, bestätigt Studiendekan Göbel für München: „Das mag an den anderen Standorten anders gewesen sein, aber mit 300 Studenten pro Jahrgang und ohnehin zu wenig Schlachthöfen, bei denen man sich zwei Jahre im Voraus melden muss, um überhaupt einen Platz zu bekommen und die dann teilweise plötzlich schließen… Das ist ohnehin schon lange nicht mehr vertretbar und sollte überdacht werden. Vielleicht ist die jetzige Situation der Anlass dafür.“
Einen abgesagten Schlachthofpraktikumsplatz innerhalb weniger Wochen zu ersetzen, ist also ein Ding der Unmöglichkeit. Göbel stellte Online-Ersatzangebote aus den Universitätsinstituten in Aussicht.
Um solche Ersatzangebote für ausgefallene extramurale Praktika bemühte sich nicht nur München. Arnhold berichtete etwa von Anfragen beim Regierungspräsidium Hessen: „Der dortige Bereich Veterinärwesen wäre bereit, Fälle zur Bearbeitung zur Verfügung zu stellen und die Bearbeitung zu betreuen. Wir könnten dann – falls im Oktober wieder Präsenzveranstaltungen möglich sind – Wochenendunterricht für die anbieten, die diese Praktika bis dahin wirklich nicht aufholen konnten.“
Solidarisierung der Verbände und studentische Eigeninitiative
Der Präsident des Bundesverbands der beamteten Tierärzte (BbT), Holger Vogel, bittet seine Amtskollegen am 5.4. darum, Studierende der Veterinärmedizin bei der Absolvierung ihrer Pflichtpraktika zu unterstützen.
Praktikumsplätze sind in Corona-Zeiten für Tiermedizinstudenten Mangelware, fertige Tierärzte sind es in Deutschland seit vielen Jahren. Die rund 900 angehenden Absolventen, die sich derzeit im Praktischen Jahr befinden, sind auf dem Arbeitsmarkt im kommenden Jahr nicht entbehrlich. Mit dieser Begründung alamiert der Veterinärmedizinische Fakultätentag den Bundesverband der Praktizierenden Tierärzte (bpt). Nun bittet also auch dieser am 17.4. seine Mitglieder darum, Studierenden ihre Praktika zu ermöglichen, denn “spätestens, wenn die Krise vorbei ist, wird unser Berufsstand doch wieder unter den Folgen des sich in den letzten Jahren zugespitzten Tierärztemangels zu leiden haben”. Der Verband erstellt zu Unterstützung der Studierenden eine Liste noch freier kurativer Praktikumsplätze. 70 Praxen zeigten freie Plätze an. Die Idee dazu kam aufgrund einer Initiative der Berliner Studentin Luise Grace Klass.
„Wir wollen, dass kein Student wegen fehlender Praktika aufgrund der Pandemie sein Studium nicht in Regelstudienzeit absolvieren kann“, sagt Aschenbach, „den wichtigsten Beitrag dazu leisten die Studierenden selbst, die sehr gut organisiert und vernetzt sind und sich hier untereinander helfen, dass möglichst viele Praktika realisiert werden können.“
Die Vizepräsidentin für Lehre der Tierärztlichen Hochschule Hannover, Prof. Andrea Tiphold, erklärt, man wolle bis August erstmal sammeln, wen es überhaupt beträfe. Erst Ende des Semesters könne man dann abschließend sagen, ob alle Studierenden ihr Studium in Regelstudienzeit abschließen könnten. Ende April sei in Hannover die Ansage gekommen, dass ausgefallene Praktika nachgeholt werden müssten. Zu diesem Zeitpunkt sind jedoch bereits wertvolle Wochen verstrichen und ein Aufholen ist nicht mehr möglich. „Das löste Panik bei den Studierenden aus“, berichtet Studentin Luise Grace Klass.
Telefonaktion: Wo ist überhaupt noch was frei?
Dass ein Student den Puffer von vier bis acht Wochen jeden Praktischen Jahres Ende April noch übrig hat, sei unrealistisch, sagt Klass; die Suche nach noch freien Praktikumsplätzen ist ohnehin schwierig: Bei manchen Studenten spielt die örtliche Bindung aufgrund festem Nebenjob, fehlender Kinderbetreuung, fehlendem PKW oder fehlendem Geld für eine auswärtige Unterkunft eine Rolle. Des Weiteren: Unwissenheit darüber, wo, insbesondere bei den amtlichen Stellen, überhaupt Praktikanten genommen werden. Eine aktuelle bundesweite Liste dafür gibt es für kaum einen Bereich der extramuralen Praktika, die Suche läuft zumeist individualisiert.
Klass ist selbst nicht von Praktikumsabsagen betroffen, will ihren Kommilitonen aber helfen. Es gilt schnell einen Überblick zu gewinnen, wo zeitnah zumindest im amtlichen Veterinärwesen noch Praktikumsplätze frei sind. Sie erstellt eine Liste von 378 Veterinärämter in Deutschland, bei denen sie mit der Unterstützung ihrer Kommilitonen ab dem 14.4. telefonisch die Ressourcen abfragen will. Über den bvvd gewinnt sie für die Telefonaktion bundesweite Beachtung. „Ich war platt, wie viele Helfer sich innerhalb weniger Tage fanden“, berichtet die Zehntsemestlerin. Darunter Studenten aus allen fünf deutschen Standorten und auch von der Wiener Fakultät. „Das waren nicht nur betroffene Studierende im Praktischen Jahr. Viele hatten ohnehin gerade Zeit und waren froh, etwas tun zu können. Da war eine große Solidarität.“
Mit so gewonnen rund 60 Helfern ist die Sache in zwei Tagen geklärt, die Angerufenen hätten sich „über die positive Initiative gefreut“, so Klass. Das Ergebnis: „Mehr als 50 Ämter haben noch freie Plätze, Schlachthöfe leider gar nicht mehr.“ Die daraus entstandene Liste mit Infos zur Verfügbarkeit von Praktikumsplätzen auf dem Amt helfe vielen Studenten und soll für zukünftige Jahrgänge aufrechterhalten werden. Klass weist in diesem Zusammenhang auch auf „absurde Anforderungen“ mancher Ämter insbesondere in Bayern und Baden-Württemberg hin, die nur „Studenten aus der Region“ nehmen würden.
Theorie statt Praxis, aber wenigstens etwas
Arnoldi ist froh, zumindest Rotation und Schlachthof schon hinter sich zu haben und hat sich damit abgefunden, dass sie ihre klinischen Erfahrungen nicht in den Fachabteilungen sammeln kann, auf die sie sich gefreut hatte. Sie bringt es auf den Punkt, indem sie ihren Kommilitonen rät: „Versucht jetzt einfach irgendwie euer PJ zu machen. Das sind eben höhere Mächte.“ Sie selbst absolviert in der durch Absagen frei gewordenen Zeit ein Online-Ersatzpraktikum am Institut für Veterinär-Physiologie, dessen Leiter Studiendekan Aschenbach ist.
Das Angebot ist in Berlin in Zusammenarbeit von mehreren Instituten als Ersatz für ausgefallene kurative Praktika eingerichtet wurden. Von 100 so geschaffenen Plätzen hatten sich ursprünglich 50 Studierende angemeldet, berichtet Aschenbach, „aber erfreulicher Weise haben nun auch schon wieder etwa 20 abgesagt, weil sie doch kurative Praktika gefunden haben.“ Statt Praxis Textarbeit, „um zumindest einige Stunden zu sammeln“, sagt Arnoldi, die dennoch froh ist: „Natürlich wäre es cooler im Labor zu stehen und PCRs zu machen oder praktisch am Tier zu arbeiten, aber das ist ein super Angebot und nimmt ordentlich den Druck raus.“
Ersatzangebote: Ist das rechtens?
Dabei stehen die Bemühungen um Ersatzangebote stets unter der vagen Angst, dass die zuständigen Staatsministerien der Länder diese nicht TAppV-entsprechend ablehnen könnten.
„Wir haben ein Konzept von Ersatzausbildungen für die ausgefallenen Praktika im öffentlichen Bereich definiert und mit dem LAGeSo abgestimmt. Die TappV erlaubt in § 23 Abs. 2 bzw. § 31 Abs. 1 Satz 3 eine ‚von der Universität anerkannte Ersatzausbildung‘ für Praktika. Damit können wir unter den besonderen Bedingungen der COVID-19-Pandemie ausgefallene extramurale Praktika unter Wahrung der Regelungen der TAppV zumindest in einem gewissen Umfang ersetzen“, erläutert der Berliner Studiendekan. Das Konzept glückt. Am 5.5. bestätigt das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) die TAppV-Konformität. Es beinhaltet jedoch den Hinweis, dass es Probleme bei der Anerkennung von Ersatzleistungen mehrerer Praktika geben könnte. Weiterhin ist in Berlin deshalb die Ansage, sich „intensiv um Praktikumsplätze zu bemühen“.
Der Bundesverband der Veterinärmedizinstudierenden Deutschland e.V. (bvvd) fordert in einer Stellungnahme zum 1. Mai „flexible, schnelle und national einheitliche“ Lösungen, „um zu verhindern, dass sich durch verschobene Prüfungstermine und abgesagte Praktika, der Abschluss des Studiums verzögert“. So sollen Erleichterung und Planungssicherheit für die Studierenden erreicht werden. Klass schlägt vor, eine bundesweite „Corona-Klausel“ in die TAppV aufzunehmen, damit Studierenden im Herbst pandemiebedingt ausgefallene Praktika, die sie trotz aller Bemühungen nicht haben nachholen können, bei der Zulassung zum Staatsexamen erlassen werden.
In Leipzig ging man diesen radikalen Weg: Die Legitimierung für den “Leipziger Weg der VMF” durch das Sächsische Staatsministerium soll im Mai abschließend erfolgen, so Prodekan Seeger: „Ich bin froh darüber, es war eine große Entscheidung, anderenfalls hätten die Studierenden ein Jahr verloren.” In einer Notsituation wie dieser, in der grundlegende Bürgerrechte beschränkt werden, müsse man auch an der Universität flexible Entscheidungen treffen, schließlich sei absehbar gewesen, dass nicht mehr genügend Praktikumsplätze verfügbar waren. „Das geht. Was nicht geht, sind zwei Jahrgänge nebeneinander.“
Dieser Meinung ist auch Studiendekan Arnhold aus Gießen: Natürlich hätten alle Studenten die Möglichkeit, freiwillig ein Jahr anzuhängen, wenn sie die verpassten Erfahrungen nachholen wollen würden. „Aber damit ist auch keinem geholfen, zum Beispiel wenn wir dadurch dann im nächsten Jahr doppelt so viele Studierende betreuen und prüfen müssen.“
Zuversicht
Der Einsatz der Fakultäten und Verbände ist groß. Ein Rest Unsicherheit bleibt bei den Veterinärmedizinstudierenden, die ihren Abschluss im Frühjahr 2021 anstreben, aber dennoch. Für Arnoldi geht es mittlerweile wieder bergauf: Aus der Kleintierklinik kam doch noch grünes Licht für ihr Praktikum und auch sonst ist sie zuversichtlich: „Ich habe das Gefühl, in Berlin gut aufgehoben zu sein. Von Anfang an wurde uns kommuniziert, dass von uns auch viel Eigenverantwortlichkeit gefordert wird. Ich habe ein großes Vertrauen in den Fachbereich, dass wenn im September was fehlt, das irgendwie gelöst wird und wir trotzdem zu unseren Staatsexamensprüfungen antreten können.“
Sophia Neukirchner
Transparenzhinweis: Die Autorin ist zum Zeitpunkt der Erscheinung des Artikels Doktorandin an der Tierklinik für Fortpflanzung der Veterinärmedizinischen Fakultät Berlin
Leseempfehlung: Die Corona-Pandemie beeinflusst nicht nur die Lehre im Praktischen Jahr. Für Studenten aller Semester erfolgt die Lehre aufgrund der Corona-Pandemie bis auf weiteres überwiegend digital. Wie die verschiedenen tiermedizinischen Fakultäten diese Herausforderung meistern, lesen Sie in Interviews Digitales Semester Tiermedizin”>Interviews mit Professoren und Studenten aus Leipzig, Berlin, Hannover, München und Gießen.

Interview mit Prof. Jörg Aschenbach zur digitalen Lehre

06.05.2020

Prof. Jörg Aschenbach
Prof. Jörg Aschenbach, Prodekan für Lehre an der Veterinärmedizinischen Fakultät Berlin über den Start ins Digitale Semester
Interview mit Prof. Jörg Aschenbach, Prodekan für Lehre
an der Veterinärmedizinischen Fakultät Berlin, der erzählt, wie die
ersten Tage im digitalen Semester angelaufen sind.

Vetion.de: Wie liefen die ersten Tage des digitalen Semesters an?

Prof. Dr. Jörg Aschenbach: Die erste Woche ist sehr gut angelaufen. Sowohl von den Studierenden, etwa über die Semestersprecher, als auch den Dozierenden habe ich viel positive Rückmeldung erhalten.
Sowohl kleine, als auch die großen Formate kamen zur Anwendung. Beispielsweise hatten sich zur Einführungsveranstaltung des vierten Semesters 178 Studierenden gleichzeitig auf unserer Plattform WebEx zugeschaltet, ohne dass es zu Problemen kam. Bei diesen Zahlen kann man natürlich nicht mehr auf jeden Einzelnen achten, aber das kann man im Hörsaal auch nicht.

In der Lehrplanung haben wir keine Veranstaltungen weggelassen, sondern alles auf online umgestellt. Das klappte und klappt weitestgehend sehr gut. Immerhin hatten wir mit digitaler Lehre auch schon vorher einige Erfahrung, etwa im Projekt Quervet oder Blended-Learning-Einheiten zur Betriebswirtschaft.

Aber natürlich bin ich nicht glücklich, dass es auf zurzeit keine praktische Lehre mehr gibt.

Vorlesungen sind sicher gut online umzusetzen, wie sieht es aber mit Übungen aus?


Physiologieübungen per Videokonferenz mit Testat, aber ohne EKG-Anlegen, virtuellen Ersatz für klinische Lehre, Spenden für Studenten und jeden Tag ein Lächeln
Gerade bin ich in der Betreuung einer Physiologie-Übung mit Webex. Die findet im Prinzip fast genauso wie vor Ort statt. Selbst Testate kann man im Webex umsetzen. Bei dieser konkreten Lehreinheit war die Umstellung auf online unproblematisch, da es ohnehin um eine Computersimulation geht. Die Studierenden haben sich das Simulationsprogramm auf den heimischen Rechner geladen und können die Versuche ohne Einschränkungen durchführen. Bei anderen Übungen ist das teilweise etwas schwieriger. Normalerweise hätten wir das EKG-Anlegen und andere Handgriffe am Hund geübt. Das geht jetzt natürlich nicht.

Und die klinische Lehre?

Hier muss ich als Lehrdekan wirklich den Hut vor meinen Kolleginnen und Kollegen ziehen. Das schien am Anfang eine nicht zu meisternde Aufgabe vor dem Hintergrund, dass die Corona-Schutzmaßnahmen hier in Berlin besonders tiefgreifend umgesetzt werden. Zwischenzeitlich haben wir für alle klinischen Unterrichtseinheiten einen virtuellen Ersatz ausgearbeitet und umgesetzt. Damit können wir die Zeit überbrücken, bis zu der wir wieder schrittweise zum Unterricht am Tier zurückkönnen. Wir hoffen alle, dass dies möglichst bald sein kann. Auch ein noch so gut gemachter Online-Unterricht kann eine solide Ausbildung am Tier nicht ersetzen. Letztere ist im Veterinärmedizinstudium unverzichtbar.

Welche Hürden gab es bei der Umsetzung der Online-Lehre?

Eine Schwierigkeit war, dass das Videokonferenztool WebEx, mit dem wir jetzt arbeiten, für die Studierenden erst am 20.4., also am ersten Semestertag, freigeschaltet werden konnte. Die Dozierenden konnten das Tool zwar schon eine Woche früher austesten, aber die Studierenden wurden quasi „ins kalte Wasser geschmissen“. Sie lernten aber alle extrem schnell – die Plattform ist sehr intuitiv bedienbar. Auch unter Netz- und Serverüberlastungen leiden wir gelegentlich, aber bisher konnten alle Probleme zeitnah behoben werden.

Wie wurden die Studierenden für die digitale Lehre fit gemacht?

Wir haben die Studierenden so früh es ging, darüber informiert, wie sie sich für das „Kreativsemester“ fit machen müssen. Da ging es etwa darum, welches technische Equipment sie brauchen werden. Wir haben sie aber auch darüber informiert, dass es nicht nur ums Studieren geht, sondern, dass sie auch auf ihre Gesundheit achten müssen, sei es mit Sport, sozialen Kontakten per Videotelefonie oder einem Lächeln an jedem Tag. Ich glaube, die regelmäßigen Infomails kamen gut an.

Gab es Studierende, die Schwierigkeiten hatten, die Technik finanziell oder organisatorisch rechtzeitig beschaffen zu können? Welche Unterstützung gab es in solchen Fällen?

Bisher habe ich das vorsichtige Gefühl, dass zumindest der allergrößte Teil unserer Studierenden dies organisatorisch und finanziell meistern konnte – was mich sehr erleichtert. Es wird aber sicher auch bei uns Studierende geben, die in Schwierigkeiten geraten sind. Das ist etwas, was mich sehr bewegt. Ich stehe in Kontakt mit unserer Fachschaft, mal in die Studierendenschaft „hineinzuhören“, wo evtl. der Schuh drückt. Dann werden wir schauen, ob wir hier gezielt beraten und ggf. auch unterstützen können.

Die Freie Universität macht gerade eine Umfrage unter allen Studierenden und fragt persönliche Härten ab. Für Studierende in Not hält eigentlich das studierendenWERK Berlin einen Notfonds bereit. Dieser war aber leider sofort nach Ausbruch der Pandemie ausgeschöpft und nimmt derzeit keine neuen Anträge mehr an. Es laufen Spendenaufrufe für diesen Fonds und man hofft sehr auf zusätzliches Geld vom Berliner Senat.

Wird man von den neu erstellten Online-Formaten etwas künftig beibehalten?

Das werden wir evaluieren müssen, wenn die Pandemie dem Ende zugeht. Es wird sich sicher Einiges als übernehmenswert herausstellen. Manches wird sich vielleicht auch relativieren, wenn der Glanz des Neuen abgefallen ist. Die Universität geht mittlerweile davon aus, dass wir ohnehin auch im Wintersemester mit weiteren Einschränkungen der Präsenzveranstaltungen rechnen müssen. Es bleibt daher noch etwas Zeit, die Zukunft nach Corona zu planen. Die soliden Ausbildungsanteile am Tier werden aber sicher auch in Zukunft nicht durch virtuelle Lehre zu ersetzen sein.

Sophia Neukirchner
Transparenzhinweis: Die Autorin ist zum Zeitpunkt der Erscheinung des Artikels Doktorandin an der Tierklinik für Fortpflanzung der Veterinärmedizinischen Fakultät Berlin

Leseempfehlung: Und wie sieht es an den anderen Standorten in der Umsetzung des Digitalen Semesters aus? Weitere Interviews mit Professoren und Studenten aus Hannover, München, Gießen, Leipzig und Berlin finden Sie hier.

Stephanie Müller – Strauß ist Scientific Communication Manager bei PURINA Deutschland

30.04.2020

Stephanie Müller – StraußStephanie Müller-Strauß ist als Scientific Communication Manager für die wissenschaftliche Kommunikation beim Tiernahrungshersteller PURINA verantwortlich. PURINA ist einer der führenden Experten für Heimtiernahrung weltweit.

Als studierte Tiermedizinerin stellt Stephanie Müller-Strauß die Kontaktperson zu Tierärzten und Universitäten dar. Die 29-Jährige hat an der Universität München Tiermedizin studiert und parallel dazu Ernährungsberatung im Fernstudium. Ihre Leidenschaft für die Tierernährung hat sie 2017 auch beruflich umgesetzt und als Tierärztin bei Nestlé Purina in der Schweiz begonnen. Im Herbst 2019 ist die gebürtige Münchnerin zu PURINA Deutschland gewechselt. Am Firmensitz in Euskirchen berät sie bei Fragen zu Tiergesundheit, Ernährung und Heimtierpflege und steht für Schulungen für interne und externe Interessengruppen zur Verfügung.

Ein großer Teil ihrer Arbeit besteht darin, auf wichtigen Veterinärkonferenzen präsent zu sein, um stets die neuesten Erkenntnisse aus der Veterinärmedizin sowie der technischen und wissenschaftlichen Forschung in ihre tägliche Arbeit bei PURINA zu integrieren.

Zusätzlich wirkt Stephanie Müller-Strauß von tierärztlich Seite an dem großen Ziel von PURINA mit, auch in Deutschland die Veterinärdiäten zu implementieren und damit einen neuen, starken Partner für Tierärzte aufzubauen. Besonderer Fokus liegt hier im Bereich der Neurologie. Auf diesem Fachgebiet ist PURINA schon in weiten Teilen Europas mit der einzigen Veterinärdiät, die durch den Einsatz von mittelkettigen Fettsäuren nachweislich die Gehirngesundheit verbessert, äußerst erfolgreich.

Große Unterstützung erhält das Team von PURINA hierbei durch das PURINA Institute. Bestehend aus einem vielfältigen Team aus über 500 Wissenschaftlern und Haustierexperten aus aller Welt, veröffentlicht das PURINA Institute seine innovativen Forschungsergebnisse und neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Tierernährung, um das Wissen und den Austausch auf diesem Gebiet unter Wissenschaftlern, Tierärzten und Tierbesitzern zu fördern. Das PURINA Institute engagiert sich außerdem für globale Initiativen zur Verbesserung der Gesundheit von Haustieren und vergibt u.a. Forschungszuschüsse für die ECVIM-CA. Darüber hinaus ist das PURINA Institute der erste Diamond Partner des WSAVA (Weltverband der Kleintierärzte). Diese Kollaboration machte es möglich, dass am 17.04. das Webinar „COVID-19 and Companion Animals – What we know today” von der WSAVA veröffentlicht wurde. Das Webinar kann weiterhin unter folgendem Link angesehen werden: https://www.youtube.com/watch?v=lMCYLATHhzs.

Dr. Freya Fuchs verstärkt die Kölner vetproduction GmbH

08.04.2020

Dr. Freya FuchsDr. Freya Fuchs verstärkt seit dem 1. März 2020 die Redaktion der Kölner vetproduction GmbH. Fuchs ist sowohl Tierärztin als auch Tiermedizinische Fachangestellte sowie Tierhalterin.  Sie bringt neben tierärztlichen auch  journalistische Berufserfahrungen mit. Zuletzt hat sie eine Weiterbildung am Kölner mibeg-Institut „Klinische Forschung/Klinischer Monitor“ absolviert.

Vetion.de hat mit Dr. Freya Fuchs gesprochen.

Vetion.de: Welche Aufgaben werden Sie bei der Vetproduction übernehmen?

Dr. Freya Fuchs: Zurzeit bin ich als Redakteurin in erster Linie für die Erstellung tiermedizinischer Inhalte sowie die Erstellung der Newsletter für unsere Abonnenten zuständig.

Wo sehen Sie Ihre Stärken?

Meine große Stärke sehe ich in der Aufbereitung und Vermittlung wissenschaftlicher und tiermedizinischer Inhalte gegenüber einem breiten Publikum, das sowohl Fachkreise wie auch Laien einschließt.

Was versprechen Sie sich von Ihrem neuen Arbeitsumfeld?

Von meinem neuen Arbeitsumfeld verspreche ich mir, dass ich meine beiden großen Leidenschaften, die Tiermedizin und das Schreiben, beruflich vereinen kann.

Wo haben Sie Tiermedizin studiert?

An der University of Veterinary Medicine in Ungarn/Budapest

Haben Sie auch schon als praktizierende Tierärztin gearbeitet? Wenn ja, wo?

Ja, nach meinem Studium war ich zunächst als praktizierende Tierärztin in einer Kleintierpraxis in Bonn tätig. Vor meinem Studium habe ich zudem als tiermedizinische Fachangestellte jahrelang Erfahrung in Tierarztpraxen gesammelt.

In welchem Bereich haben Sie schon journalistische Erfahrungen sammeln können?

Journalistische Erfahrung habe ich in der Vergangenheit durch das Verfassen von tiermedizinischen Artikeln für die Zeitschrift des Tier-, Natur- und Artenschutz Siebengebirge e.V. sammeln können. Auch war ich im Rahmen eines dreimonatigen Praktikums an der Erstellung wissenschaftlicher Texte im Bereich Humanmedizin beteiligt.

Welche Einschränkungen erleben Sie durch die Corona-Krise in Ihrem neuen Job?

Große Einschränkungen bei der Ausübung meines Berufs erfahre ich durch die Corona-Krise aktuell nicht, da sich meine Aufgaben sehr gut im Homeoffice erledigen lassen. In der heutigen Zeit stehen einem zum Glück diverse Kommunikationswege zur Verfügung, die den Austausch mit meinen Kollegen*innen problemlos ermöglichen.

Bpt-Webinar zu Soforthilfen, Telemedizin, Kurzarbeit – Aufzeichnungen ab heute zugänglich!

03.04.2020

Zu dem am 30.3.2020 gemeinsam von bpt, ATF und Vetion.de durchgeführten Webinar zu SARS-CoV-2 / Covid-19: Aktuelle Themen und Antworten, schrieb der bpt: „Das gab’s noch nie: Ein Webinar für rund 500 Teilnehmer, das über Nacht augebucht war und noch dazu viel Anerkennung eingebracht hat für die schnelle Reaktion, wichtige Themen aufzugreifen und Fragen zu beantworten, die vielen unter den Nägeln brennen. (…)“
Eine Aufzeichnung des Webinars finden Sie auf myvetlearn.de und hier eine kurze Zusammenfassung.
Systemrelevanz aller Tierärzte
Tierärzte wurden aufgrund der intensiven Bestrebungen der Tierärzteverbände als systemrelevant eingestuft. Das betrifft auch Kleintier-, Pferde- und reine Fahrpraktiker. Das bedeutet, dass die Praxen auch bei verschärften Maßnahmen geöffnet bleiben dürfen. Den Anspruch auf Notbetreuung der Kinder regelt dennoch jedes Bundesland für sich.
bpt-Präsident Dr. Siegfried Moder berichtete von den Bestrebungen des Verbandes, tiermedizinische Labore in die Bearbeitung der Corona-Tests einzubeziehen, die teilweise bereits fruchteten – bis zu 70.000 Tests wöchentlich könnten so zusätzlich bearbeitet werden – und der Sichtung von Beatmungsgeräten, die aus der Tiermedizin der Humanmedizin zur Verfügung gestellt werden können.
Moder: „Es geht nicht mehr nur darum, die eigene Praxis am Laufen zu halten, sondern auch darum, die Humanmedizin zu unterstützen.“
Mehr Informationen dazu in exklusiven Interviews mit Dr. Elisabeth Müller (Laboklin).
Wir sind systemrelevant, um die „Grund- und Notfallversorgung der Tiere“ sicherzustellen. Was zu dieser Formulierung gehört, entscheidet jeder Tierarzt selbst. Heiko Färber, Geschäftsführer des bpt, schlug vor, die „Planbarkeit“ als Maßstab zu erheben, was verschoben werden kann und was nicht. Welche Impfungen notwendig sind, solle auch
jeder selbst entscheiden. Gleiches gilt für Behandlungen im Großtierbereich ohne ausreichende Möglichkeit des Infektionsschutzes und mit telemedizinischen Hilfestellungen (Telefon, Videokonsultation, Bilder senden): Es bleibe auch mit Blick auf die Haftung ein stetiges Abwägen zwischen Veterinärmedizinischen Standards, nötiger Sorgfalt und
bestmöglicher Behandlung und dem Mindern des Infektionsrisikos für Mitarbeiter und Patientenbesitzer/Erfüllung der räumlichen Distanzierung als Strategie des RKI.
In der Musterberufsordnung der Bundesländer/TÄHAV steht, dass eine Behandlung eines Tieres oder Bestandes ohne vorherige „physische“ Untersuchung grundsätzlich unzulässig sei.
Diese zu ändern, wäre aufwändig und langwierig. Nun wird schnell reagiert und flexibel ausgelegt. Färber berichtet von Gesprächen mit dem BMEL und BMG am 24.3.2020, in denen klar herauskam, dass man sich in einer Ausnahmesituation befinde und deshalb besondere Maßstäbe angelegt würden. Somit darf man sich Telemedizinischer
Hilfsmittel bedienen. Das Fernbehandlungsverbot werde also für diese Zeit gelockert. Im Einzelfall entscheidet die Landestierärztekammer.
Färber: „Wir sollten die Telemedizin nun für uns Tierärzte nutzen und nicht-tiermedizinischen Anbietern nicht den Markt überlassen.“
Moog zu Telemedizin: „Gut begründen, gut dokumentieren und Mut haben!“ Gabriele Moog, Referentin der Geschäftsführung des bpt, sagte, die Telemedizin ist immer noch ein
„unbekanntes Terrain mit vielen Grauzonen“ und werde eine „Insellösung“ bleiben; man müsse bei der Telemedizin Datenschutz und Haftung im Blick behalten. Eine gute Dokumentation und Aufklärung des Tierhalters über die Grenzen und Risiken seien grundlegend. Auch die Haftpflichtversicherung vorher über das geplante Vorgehen zu informieren, könne nicht schaden.
Datenschutzrechtlich ist auf eine sichere Verbindung zu achten. Auch das Heilmittelwerbegesetz wurde angesprochen. Moog: „Natürlich dürfen Sie mit ihrem telemedizinischen Angebot auf Ihrer Homepage werben!“
Auch bei der Abrechnung könne man die GOT flexibel auslegen. §7 lässt Analogien zu, z.B. zu telefonischer Beratung oder Gutachten erstellen. Wenn kein Notdienst bestehe, dann 1-3-fache Anwendung.
Versand von Arzneimitteln weiterhin Grauzone, aber nicht grundsätzlich verboten
Zum Versenden von Arzneimitteln, was ohne vorherige Konsultation laut AMG ebenfalls unzulässig wäre, sagte Färber: „Wenn es sich dabei um Ihnen gut bekannte, nicht-lebensmittelliefernde Tiere handelt, ist das zulässig.“
Marcus Langen, Vorsitzender der bpt-Fachgruppe Lebensmittel, gab Hinweise über die Umsetzung der Hygieneregeln in der tierärztlichen Praxis. Diese orientierten sich an den bereits kommunizierten Regeln der Vermeidung jeglichen unnötigen Kontaktes (leeres Wartezimmer, Besitzer draußen) und regelmäßiger Reinigung von Kontaktflächen. Auch hier spielt die Aufstellung eines Maßnahmenplanes und die Dokumentation der Umsetzung eine wichtige Rolle, denn es gehe darum, dem Gesundheitsamt im Zweifelsfall darlegen zu können, was man zur Minderung der Kontaktzeit zwischen Personen getan hat. Nach neuesten Richtlinien des RKI gelte nun die Sonderreglung für systemkritische Berufe, wie die Tierärzte es sind, dass nicht in jedem Fall die gesamte Praxis geschlossen und unter Quarantäne gestellt werden muss. Der Grundsatz der Gesundheitsämter ist, wer zur „Kontaktgruppe 1“ laut RKI (kumulierte Kontaktzeit von 15 Minuten mit dem Infizierten) gehört, muss in Quarantäne. Wenn der Besitzer ausschließlich für eine schnelle Bezahlung an den Tresen kommt, dürfte das unter 15 Minuten bleiben. Proaktiv an Gesundheitsbehörde wenden: Schließung der Praxis vorbeugenEs habe sich als hilfreich erwiesen, wenn man die eigenen Maßnahmen zur Kontaktreduzierung prophylaktisch dem zuständigen Gesundheitsamt übermittelt, prüfen lässt und daraufhin geforderte
Nachbesserungen umsetzt. Denn im Ernstfall entscheidet dieses Gesundheitsamt auch über die Umsetzung der Quarantäne.
Er verwies auch auf die Desinfektionsmittelliste des RKI und die nachträgliche Aufnahme von 70-prozentigem Isopropanol als wirksam gegen Sars-CoV-2. Wirksam seien demnach alle Desinfektionsmittel mit der Aufschrift „begrenzt viruzid“, „begrenzt viruzid plus“ und „viruzid“.
Kurzarbeit: Voraussetzungen gelockert, Berechnung und Auszahlung beim Arbeitgeber Jörg Tietze, Notar und Anwalt mit Tätigkeitsschwerpunkt Arbeitsrecht i.R., sprach ausführlich über die Kurzarbeit als geeignete Maßnahme, um Einkommensengpässe der Praxis abzufedern. Hierbei muss mit jedem Mitarbeiter eine Einzelvereinbarung geschlossen werden, in der die reduzierte Stundenanzahl und die Dauer der Kurzarbeit festgehalten ist. (Dieser Zeitraum kann auch unterbrochen werden.) Zu beachten ist auch, dass niemand zur Kurzarbeit gezwungen werden kann.
Die Kurzarbeit muss bei der zuständigen Arbeitsagentur angezeigt werden bis spätestens zum Letzten des Anfangsmonats. Der Arbeitgeber zahlt dem Arbeitnehmer die dann tatsächlich nur noch gearbeiteten Stunden (aufzeichnen!) mit allen Sozialabgaben normal weiter aus und 60 bzw. 67 Prozent des zum letzten Netto-Arbeitsentgelt (ohne Überstunden) fehlenden Lohnes (Differenz).
(Zusätzliche Erstattung einiger Sozialabgaben dabei aufgrund Corona.) Diesen zweiten Anteil kann der Arbeitgeber sich bis drei Monate nach der Auszahlung bei der Arbeitsagentur zurückholen. Eine freiwillige Aufstockung des so verringerten Einkommens für den Arbeitnehmer ist durch den Arbeitgeber auf eigene Kasse möglich.
Auszubildende können nur unter bestimmten Voraussetzung nach Schließung der Praxis auf Kurzarbeitsgeld gesetzt werden. (Die Ausbildung endet mit abgeschlossener Prüfung.) 450-Euro-Kräfte haben keine Möglichkeit zur Kurzarbeit (ggf. über Urlaub lösen?), Rentner auch nicht und auch nicht bereits gekündigte Mitarbeiter.
Kurzarbeitergeld erfordert einige Voraussetzungen. Eine wurde aufgrund der Pandemie für 2020 gelockert: Es müssen nur noch zehn Prozent der Angestellten von einer erheblichen Minderarbeit betroffen sein. Außerdem muss die Maßnahme unvermeidbar sein. Sie ist nicht unvermeidbar, wenn noch Resturlaub aus 2019 oder Überstunden abgebaut
werden können oder andere Arbeiten (Dokumentation zb) umverteilt werden können.Soforthilfen: „Vollzug vor Prüfung“
Gabriele Moog gab einen kurzen Einblick in die Hilfen der Bundesregierung bei finanziellen Nöten. mSoforthilfen, die nicht zurückgezahlt werden müssen, können bis zum 31.5. beantragt werden. Dafür muss klar dargelegt werden, dass Liquiditätsengpässe bestehen. Die einzelnen Bundesländer haben unterschiedliche Kriterien für die Vergabe und Höhe ausgeschrieben (9-30.000 €). Beispielsweise müssen nicht überall zuerst die Rücklagen angegangen werden.
Eine andere Maßnahme sind Steuerstundungen. Hier hat der bpt angeregt, dass die Prüfung der Voraussetzungen aufgrund der aktuellen Situation nach der Stundung folgen solle
(Prinzip „Vollzug vor Prüfung“).
Zugang zu Steuerstundungen, Bürgschaften und Krediten erleichtert
Stephan Jansen vom Verband Deutscher Bürgschaftsbanken erklärte gemeinsam mit Moog, wie Bürgschaften bei der Vergabe von Krediten durch die Hausbank helfen können. Erster Ansprechpartner für Kredite/Bürgschaftsanträge sollten der Steuerberater und die Hausbank sein. Bürgschaftsanträge (auch Teil des Krisenpaketes) können dann kostenlos online gestellt werden. Jansen rät dazu, bei der Berechnung des zu erwarteten Liquiditätsausfalls lieber etwas vorsichtiger zu planen, zum Beispiel für das nächste halbe Jahr keine Erträge bei gleichen Kosten und anschließend langsames Wachstum, denn „niemand kann das gerade abschätzen“. Ungenutzte Kredite könne man dann zurückgeben.
Der Zugang zu KfW-Unternehmerkrediten (ab 14.4.) und ERP-Gründerkredit (je über 5 Jahre Laufzeit, Rückzahlung staffelbar oder am Ende) ist in der aktuellen Situation ebenfalls erleichtert, kann jedoch gerade dadurch erschwert werden, dass erste Ansprechpartner (Hausbanken) überlastet oder unvorbereitet sind.
Moder: Studenten Praktika ermöglichen
Moder appellierte im Webinar zudem, man solle Studenten nach Beachtung infektionsschutzrechtlicher Grundsätze bei der Durchführung ihrer Praktika unterstützen.
Er erwähnte auch die geplante Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes: Im „Corona-Paket“ der Bundesregierung vom 23.3. sind speziell für die Land- und Ernährungswirtschaft – zu der auch Tierärzte gezählt werden dürften – Auflösung von täglichen und wöchentlichen Obergrenzen vorgesehen. „Wir leben in unruhigen Zeiten. Die Situation danach
wird eine andere sein als zuvor. Bleiben Sie gesund und kreativ! Wir werden das gemeinsam meistern!“, sagt bpt-Präsident Siegfried Moder abschließend.

Dr. Elisabeth Müller im Gespräch über Sars-CoV-2 Tests, Testkapazitäten und mehr

02.04.2020

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„One world – one health“ – Solidarische Kollegialität selbstverständlich

30.03.2020

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bpt-Präsident Siegfried Moder über Systemrelevanz von Tierärzten, Telemedizin als Chance und ASP als Sorge in der Corona-Krise

19.03.2020

Dr. Siegfried ModerIch bete, dass die ASP nicht in dieser angespannten Situation ausbricht.“

Vetion.de: Lieber Herr Moder, Sars-CoV-2 hat Deutschland und die Welt fest im Griff. Die Verunsicherung in der Klein-, Pferde- und Nutztierpraxis ist groß. Aus diesem Grund haben Sie bzw. der Bundesverband der praktizierenden Tierärzte (bpt) gemeinsam mit anderen Institutionen der Tierärzteschaft einen Brandbrief an Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil geschrieben. Darin fordern Sie die Einstufung des tierärztlichen Berufes als systemrelevant. Was würde sich dadurch ändern?

Dr. Moder: Dadurch könnten Tierärztinnen und Tierärzte (im Falle einer Ausgangsperre, Anm. d. Red.) weiter ihrem Beruf nachgehen  und die Versorgung der Patienten aufrechterhalten. Nur so kann auch weiter die Aufgabe der Tierseuchenüberwachung und -bekämpfung sowie die Einhaltung des Tierschutzes und der Lebensmittelsicherheit gewahrt werden. Durch die Einstufung als systemrelevanter Beruf –  was wir übrigens auch für TFAs und TierpflegerInnen gefordert haben –wird zudem die Betreuung in den Kindergärten und Kitas ermöglicht. Dies würde für eine Entspannung der personellen Situation in den Tierarztpraxen sorgen.

Vetion.de: Ist damit zu rechnen, dass dabei Nutztierpraxen, Gemischtpraxen und Kleintierpraxen von der Politik gleichgestellt werden? Es gibt Gerüchte, dass nicht alle praktizierenden Tierärzte als systemrelevant eingestuft werden könnten.

Dr. Moder: Wir haben gegenüber den Verantwortlichen unsere Forderung, die Systemrelevanz grundsätzlich für alle Tierärzte anzuerkennen, noch einmal nachdrücklich bekräftigt, damit auch unsere Haustiere weiterhin bedarfsgerecht versorgt werden können. Ich gehe davon aus, dass unsere Forderung in Berlin Gehör finden und diese Ansicht in den nächsten Tagen von Seiten der Politik kommuniziert werden wird.

Ruhe bewahren!

Vetion.de: Was empfehlen Sie den Kolleginnen und Kollegen in diesen Tagen?

Dr. Moder: Ruhe bewahren! Vieles wird in den kommenden Tagen klarer werden. Ich hoffe zudem, dass wir in 2-4 Wochen zu einer gewissen Routine gefunden haben werden. Schließlich muss das Leben ja auch trotz Corona weitergehen, auch wenn uns dieses Virus noch viele Monate auf unerfreuliche Art begleiten wird.

Ich gehe davon aus, jeder in Kürze seine persönliche Handlungsoption finden wird; ob dies nun die Einführung einer Terminsprechstunde oder eines ausgeweiteten Notdienstes ist oder die Entscheidung fällt, die Praxis vorübergehend zu schließen. In diesem Fall ist jedoch eine Vertretung zu organisieren.

Wichtig ist, dass die allgemeinen Hygiene-Richtlinien eingehalten und in der Praxis auch an Personal und Klienten kommuniziert werden. Dazu gehört ein ausreichender Abstand zwischen den Klienten und zwischen Klienten, Tierarzt und Personal. Ebenfalls dazu gehört regelmäßiges Händewaschen, die Verwendung von Papierhandtüchern und Handschuhen.

Außerdem können die Tierhalter bereits am Telefon nach ihrem Gesundheitszustand oder ihrem Infektionsrisiko gefragt werden. Ist der Tierhalter krank, sollte er versuchen, dass jemand anderes mit dem Tier in die Praxis kommt, sofern der Besuch nicht zu verschieben ist. Routineuntersuchungen sollten zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Eine weitere Möglichkeit ist, dass das Tier vor der Praxis an das Personal übergeben und nach Vereinbarung wieder abgeholt wird. Hier sind der Kreativität kaum Grenzen gesetzt.

Vetion.de: Sie selber sind ja Inhaber einer Rinderpraxis. Wie managen Sie die Situation in der Praxis aktuell?

Dr. Moder: Wir versuchen weitestgehend auf physische Kontakte innerhalb des Praxisteams und mit den Landwirten zu verzichten. Alle Besprechungen und Patientenübergaben erfolgen beispielsweise fernmündlich, für das Bestücken der Apotheke im Praxiswagen haben wir einen speziellen Rhythmus eingeführt. Das A und O ist eine gute Hygiene und Desinfektion.

In größeren Praxen/Kliniken kann auch ein fester Schichtbetrieb eine gute Option sein. Auch in Hinblick auf eine mögliche Quarantäne.

Supergau ASP

Vetion.de: Wie beurteilen Sie die gegenwärtige Situation in Hinblick auf hochansteckende Tierseuchen wie die Geflügelpest und die Afrikanische Schweinepest (ASP)?

Dr. Moder: Ich bete, dass die ASP nicht in dieser angespannten Situation ausbricht. Im Moment steht die Politik stark unter Druck und viele Politiker sind am Rande der Belastungsgrenze oder bereits überfordert.

Sollte dieses gefürchtete Szenario doch eintreten, muss rasch und beherzt gehandelt werden, um den Schaden für die Landwirte möglichst klein zu halten.

Zusammenhalt, Lernen, Umdenken und One-Health

Vetion.de: Wird sich die Tiermedizin/Tierärzteschaft durch diese Krise verändern?

Dr. Moder: Ich denke die Corona-Krise hat gezeigt, dass Tierärzte wichtig sind. Deshalb wird auch der Begriff One-Health wieder größere Bedeutung erlangen und wir haben die Chance, die Bedeutung des tierärztlichen Berufes in der Gesellschaft zu stärken sowie unsere Leistungen angemessen anerkennen und honorieren zu lassen. Außerdem wird auch die Telemedizin neu überdacht werden nach der Krise und die Möglichkeiten, die sie für Tierärzte, Tierhalter und Patienten bietet.

Persönlich wünsche ich mir auch nach der Krise mehr Zusammenhalt und Kollegialität unter den Kolleginnen und Kollegen zum Wohle unseres Berufsstandes und der Versorgung der Tiere. In jedem Fall werden wir aus dieser Krise lernen, sowohl fachlich als auch menschlich.

Wünschenswert wäre auch ein Umdenken in einigen Punkten, wie beispielsweise der Geiz-ist-geil-Mentalität oder „Das geht auch günstiger“.

Vetion.de: Vielen Dank Herr Moder. Das halte ich für einen guten Abschluss, der hoffentlich in Zukunft stärker und von vielen Akteuren beherzigt werden wird. Ich bedanke mich für das Gespräch. Bleiben Sie gesund. Abschließend möchte ich jedoch nicht versäumen, mich für Ihren Einsatz für die Tierärzteschaft und die Praktiker in dieser Krisenzeit zu bedanken!

Dr. Julia Henning

Selbstständigkeit als Chance

05.03.2020

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2018er Rekordmarke getoppt: bpt-INTENSIV 2020 – Erfolgreichste Bielefelder Kleintierfortbildung alle

03.02.2020

Vergangenes Wochenende wimmelte es in Bielefeld bzw. in Bielefelds Stadthalle nur so von Tierärztinnen und Tierärzten. Der Grund: die Bielefelder Kleintiertagung bpt-INTENSIV.
Für das diesjährige Spezialthema Ophthalmologie reisten rund 1.300 Tierärztinnen und Tierärzte an. Darüber hinaus besuchten das TFA-Fachprogramm 340 Tiermedizinische
Fachangestellte die Fortbildungen zu Existenzgründung und Praxisführung. Außerdem stellten noch knapp 100 Aussteller ihre Produkte und Dienstleistungen auf der Fachmesse
vor. Dies alles zusammen ergibt einen neuen Besucherrekord von mehr als 1.600 Teilnehmerinnen und Teilnehmern – und dies trotz der drohenden Coronavirus- Epidemie, die
aktuell alle Medien beherrscht.
„Damit hat die Tagung die Rekordmarke von 2018 nochmals getoppt und ihre Position als eine der wichtigsten Kleintierfortbildungen im deutschsprachigen Raum einmal mehr bestätigt“, freut sich bpt-Präsident Dr. Siegfried Moder.
„Dieser grandiose Erfolg unserer erfolgreichsten Kleintiertagung in Bielefeld aller Zeiten ist sicherlich nicht zuletzt dem Schwerpunktthema zu verdanken, mit dem bpt und
FVO ganz offensichtlich das Interesse der Kollegenschaft punktgenau getroffen haben“, so Moder.
Ergänzt wurde das Hauptprogramm durch zahlreiche Seminare. In der traditionellen berufspolitischen Veranstaltung am Samstagabend wurde lebhaft die Frage diskutiert, welche
Chancen und Risiken die Telemedizin mit sich bringt.
In den Pausen wurden außer Fachthemen auch immer wieder das Coronavirus diskutiert und welche Folgen/Auswirkungen eine Epidemie für die tierärztliche Praxis haben könnte. Die Stimmung blieb jedoch gelassen und heiter, lediglich die Begrüßungen vielen dieses mal weniger herzlich aus als in der Tiermedizin sonst gewohnt. An den Ständen der Aussteller herrschte in den Pausen reges Treiben. Viele haben die Fortbildung in Bielefeld genutzt, um frisch und sportlich in das neue Jahr zu starten, was hie und da auch an der Standkleidung zu erkennen war.
Rechts ein kleiner bildhafter Eindruck von der Industrieausstellung am Freitag.
Weitere Bilder sowie Bilder der 70-ger Jahre Party am Freitagabend finden Sie unter Vetmagazin.de.
Die nächste bpt-INTENSIV Kleintier in Bielefeld widmet sich vom 25. bis 28. Februar 2021 dem Schwerpunktthema „Die Wunde“.

bpt informiert über Tierärztemangel und Notdienstproblematik auf der Grünen Woche

24.01.2020

Im Rahmen der Grünen Woche in Berlin hat der Bundesverband praktizierender Tierärzte (bpt) auch in diesem Jahr wieder eine Podiumsdiskussion auf dem ErlebnisBauernhof veranstaltet. In diesem Jahr lautete das Thema „Notdienst / Tierärztemangel – Was ist jetzt zu tun?“, da dieser bislang vor allem die ländlichen Regionen und die Nutztiere
betrifft und sich trotz unterschiedlicher Bemühungen weiter zu verschärfen scheint.An der Podiumsdiskussion am 23. Januar 2020 nahmen teil Dr. Siegfried Moder, der Präsident des bpt, Dr. Holger Vogel, Präsident des Bundesverbands der beamteten Tierärzte (BbT), Dr. Iris Fuchs, Amtstierärztin aus Bayreuth sowie 1. Vizevorsitzende der
Bundestierärztekammer (BTK), Nina Küke, Gemischtpraktikerin aus Mecklenburg-Vorpommern, Lisa Dahlmann, Studentin der Tiermedizin, und PD Dr. Andreas Palzer,
Schweinepraktiker und bpt-Präsidiumsmitglied. Moderiert wurde die einstündige Diskussion von Heiko Färber, dem Geschäftsführer des bpt.
Dabei wurden folgende Gründe für die Notdienstproblematik identifiziert:Rund 25% der Uniabsolventinnen und -absolventen kommen niemals in der kurativen Praxis an. Ein weiterer Teil kommt nach der Baby-Pause nicht zurückDer ländliche Raum und strukturschwache Regionen sind für junge Tierärztinnen und Tierärzte wenig attraktiv
„Wir bilden an den Universitäten ausreichend Tierärztinnen und Tierärzte aus, aber in der Praxis kommen zu wenig an“, so Moder.
Eine Möglichkeit, mehr angehende Tierärztinnen und Tierärzte für die Nutztierpraxis zu begeistern, sieht Palzer in der stärkeren Einbindung von erfahrenen und motivierten Praktikern in die Ausbildung. In der Vergangenheit sie es versäumt worden, „für die Nutztierpraxis und den tollen Beruf Werbung zu machen“. Dies gelte sowohl vor dem Studium als auch im Studium.
Stattdessen werde „uns in der Uni eher vermittelt, die Gemischtpraxis ist ein Auslaufmodell und die Spezialisierung die Zukunft“, so Dahlmann. Dass Erfahrungen in der Gemischtpraxis aber auch für andere Tätigkeitsgebiete von Vorteil sind, weiß Iris Fuchs: „Auch für die Arbeit auf dem Amt wäre eine mehrjährige Erfahrung in der Gemischtpraxis von großem Vorteil.“
Aufgrund des recht hohen Durchschnittsalters der Nutztierpraktiker von inzwischen 59 Jahren wird mittelfristig mit einer weiteren Verschärfung der Situation gerechnet, wodurch es zu echten „Versorgungsengpässen“ von Nutztieren, aber auch von Pferden und Haustieren kommen kann, da der Halter unter Umständen weite Strecken bis zum
nächsten Notdienst zurücklegen muss.
„Dies kann im Falle einer Kolik beim Pferd oder einer Magendrehung beim Hund lebensbedrohlich sein und ist somit tierschutzrelevant“, sagte Moder.
Tierhalter sind zumeist nicht bereit, Mehrkosten für den Notdienst zu leisten. Damit ist der Notdienst für viele Praxen unwirtschaftlich
Der bpt hat einmal durchgerechnet, was die Bereitstellung eines 24-stündigen Bereitschaftsdienstes an sieben Tagen die Woche an Kosten verursacht bzw. wie hoch die durch
diesen Service generierten Mehreinnahmen sein müssen, damit sich dieser Service rechnet: Demnach muss eine Klinik/Praxis rund 130 Stunden pro Woche an Mehrarbeitszeiten abdecken. Dadurch entsteht ein zusätzlicher Personalaufwand von rund 60.000 Euro pro Monat bei einfacher Teambesetzung, die durch diesen Service erwirtschaftet werden müssen. Die hohen Mehrkosten sind ein Grund, dass immer mehr Kliniken ihren Klinikstatus zurückgeben, um der Pflicht des 24/7-Bereitschaftsdienstes zu umgehen.
Für den tierärztlichen Beruf und die Motivation, langfristig in der kurativen Praxis tätig zu sein, ist es zwingend notwendig, sich die tierärztliche Leistung angemessen bezahlen zu lassen.
Dies gilt sowohl für die Behandlung von Haustieren sowie von Nutztieren. Nur so können auch auskömmliche Gehälter gezahlt werden. Dazu bedarf es jedoch auch einer größeren Wertschätzung der Leistung des Tierarztes durch den Halter sowie durch den Verbraucher, damit der Landwirt auch in der Lage ist, die tierärztliche Leistung angemessen zu
bezahlen.
Für einen finanziellen Ausgleich für Tierärztinnen und Tierärzte, die einen Notdienst anbieten, soll jetzt die neue Notdienst-Gebührenordnung sorgen, durch die das Abrechnen einer Notdienstgebühr (50 Euro) verpflichtend sowie die Abrechnung des 2- bis 4-fachen Satzes für erbrachte Leistungen ermöglicht wird.
„Ab dem 21.4.2021 wird die Bestandsbetreuung für Rinder haltende Betriebe zur Pflicht. In dem Zusammenhang fordert Vogel, dass der Notdienst auf Betrieben von den sie
betreuenden Tierärzten übernommen wird.
Arbeitszeitgesetz und der vermehrten Wunsch nach Teilzeitstellen erschweren den Praxisbetrieb und Notdienste zusätzlich
Es ist der zunehmende Personalmangel, vor allem in ländlichen Regionen sowie das starre deutsche Arbeitszeitgesetz, das u. a. eine tägliche Höchstarbeitszeit von 8 Stunden pro Tag mit maximal 48 Stunden pro Woche und eine verpflichtende Ruhezeit von mindestens 11 Stunden pro Tag am Stück festlegt. Bereitschaftsdienste müssen dabei auf die genannte Höchstarbeitszeit angerechnet werden. Nur wenige Klinken sind in der Lage, genügend Personal zu beschäftigen und die hohen Zusatzkosten zu stemmen. Dies gelingt meist nur in Ballungsräumen.
Die Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes von der Tagesarbeitszeit hin zur Wochenarbeitszeit würde schon neue Möglichkeiten eröffnen, betonte Moder.
„Könnten angestellte Tierärzte dann Bereitschaftsdienste übernehmen und müssten beispielsweise nur neun oder zehn Stunden Ruhezeit statt der derzeit geltenden elf Stunden zwischen zwei Arbeitstagen einhalten, wäre das ein weiterer Schritt in die richtige Richtung“, findet auch bpt-Geschäftsführer Heiko Färber. Dies sollte selbstverständlich stets im Einvernehmen geschehen.
Außerdem ist seit vielen Jahren der wachsende Wunsch nach einer Teilzeitbeschäftigung zu beobachten, um Familie und Beruf miteinander zu vereinen. Daher muss dringend nach neuen Arbeitszeitmodellen gesucht werden, die sowohl ein Familienleben als auch die Versorgung der Tiere außerhalb der normalen Praxiszeiten erlauben. An dieser Stelle sind zum Wohle der Tiere und des Tierschutzes die Arbeitgeber, aber auch die Arbeitnehmer gefragt, aufeinander zuzugehen und Lösungen zu finden.

BTK sensibilisiert für ASP-Ausbruch – Maßgeblich ist die Früherkennung

23.01.2020

Die Bundestierärztekammer (BTK) sieht die Bedrohung durch die Afrikanische Schweinepest (ASP) für Deutschland immer größer werden. Daher war die ASP auch Thema auf der Pressekonferenz der BTK, die am 21. Januar 2020 auf der Grünen Woche in Berlin stattfand. Zu dem Thema referierten Dr. Iris Fuchs, die 1. Vizepräsidentin der BTK und Prof. Dr. Dr. Thomas Mettenleiter, Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts. Ihr Anliegen: die hoch ansteckende Tierseuche in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken und jedermann aufzufordern, bei der Früherkennung und somit der erfolgreichen Bekämpfung zu helfen.
Außerdem sei es jetzt notwendig, bestimmte Vorbereitungen zu treffen, um das Ausmaß eines Ausbruchs so gering wie möglich zu halten und auch die Folgen für die Schweinehalter. Denn für die Schweinehalter bedeutet ein Ausbruch der ASP bei Hausschweinen das Sperren von Exportmärkten, was dramatische Preiseinbrüche zur Folge hätte. Außerdem wird es zu erheblichen Strukturveränderungen durch Aufgabe von kleineren Mastbetrieben und regionalen Vermarktern kommen, was auch Auswirkungen auf den Vor- und Nachgelagerten Bereich wie Futtermittel, Stallbau, Schlachtunternehmen, Ernährungsindustrie etc. hätte.
Daher ist es jetzt um so wichtiger, dass die Schweinehaltungshygieneverordnung eingehalten wird, betriebsspezifische Biosicherheitspläne umgesetzt werden, der Hoftierarzt frühzeitig eingebunden wird und Vermarktungsstrukturen geplant werden, um die Existenz zu sichern. Zudem muss das Personal in den Veterinärverwaltungen aufgestockt werden.
Außerdem müssen Tierärzte, Landwirte und Jäger geschult werden. Vor allem der Kadaversuche kommt neben der gelebten Biosicherheit auf den Betrieben eine sehr große Bedeutung zu. „Es ist zwingend notwendig, dass jedes tot aufgefundene Wildschwein auf das Virus untersucht wird, um die Seuche erfolgreich bekämpfen zu können“, so
Dr. Fuchs. Dieser Meinung ist auch Prof. Mettenleitner. Zudem sagte er: „Ich kann mich an keine Tierseuche erinnern, auf die wir uns solange vorbereiten konnten. Wie gut, wird sich gegebenenfalls bald zeigen.“ Solange sich alle an die abgesprochenen und vorbereiteten Maßnahmen halten und wachsam sind, sind beide jedoch optimistisch, auch für den Fall eines vermutlich kurz bevorstehenden Ausbruchs.