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Zwei volle Tage Tierschutz in Hannover

22.09.2023

Die wohl älteste Tierschutztagung im deutschsprachigen Raum fand in diesem Jahr erstmalig als Hybrid-Veranstaltung statt


Zwei volle Tage lang galt es Vorträgen zu „Aktuellen Problemen des Tierschutzes“ am 14. und 15. September 2023 an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) zu lauschen – und mehr als 450 Personen hörten zu.
Möglich war die große Anzahl an Teilnehmenden durch einen zusätzlichen Live-Stream der Präsenzveranstaltung. Realisiert wurde dies durch das Team von Vetion.de, das die Veranstaltung der traditionellen Tagung bereits in den Pandemie-Jahren unterstützt hatte, als ausschließlich Online-Formate möglich waren. Daraus entstand die Idee, die 43. Auflage der Tierschutztagung in diesem Jahr erstmalig als Hybrid-Veranstaltung durchzuführen, was bei den Teilnehmenden – vor allem amtlich tätige Tierärzt:innen – sowie den Organisatoren – der Akademie für Tierärztliche Fortbildung (ATF), dem Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (ITTN) und der DVG-Fachgruppe Umwelt- und Tierhygiene – überaus gut ankam. An dieser Stelle ein großer Dank für die technische Unterstützung vor Ort an alle beteiligten Mitarbeiter:innen der TiHo (insb. Frau Enzig-Strohm, Herr Göbel, Herr Fricke-Reuter und Frau Dr. Ille).


Einen fulminanten Auftakt lieferte am Donnerstag der bundesweite Warntag, da der Probealarm natürlich auch auf den Handys der gut 160 Teilnehmenden vor Ort im Hörsaal der Pathologie ausgespielt wurde – pünktlich zur Begrüßung durch Prof. Nicole Kemper vom ITTN.


Die Fachvorträge eröffnete Dr. Katharina Kluge, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), mit einem Überblick zu aktuellen Gesetzesänderungen im Bereich Tierschutz: Haltungskennzeichnung auf tierischen Produkten, Anbindehaltung Milchkühe, Videoüberwachung Schlachthof, Schwanzkupieren Ferkel, Ausstellungsverbot Qualzuchten.
Die Vielzahl an hochkarätigen Referent:innen und Themen zeichnet die Tagung grundsätzlich aus. In den je zwanzig minütigen Präsentationen wurden u.a. behandelt: §6 Tierschutzgesetz, insb. Kastrationsproblematik (Kluge), Öffentlichkeitsarbeit Veterinäramt (Bothmann), Erfahrungen und Anregungen zur Sachkunde(prüfung) für Tierheimmitarbeiter (Rickert), für die Unterhaltung eines Reitbetriebes (Caanitz), die Hundezucht (Schneider), den sozialen Einsatz (Hegger-Gravenhorst, von Minden); Behördlicher Vollzug im Sinne der Pferde (Stucke).
Anschaulich waren die Vorträge vor allem durch die reichhaltigen Erfahrungen der Referierenden in Praxis und Vollzug. Leider kommen dadurch auch sehr bedrückende Berichte zu Tage, wie zum Masthühnertransport (Watzer).
Stets konstruktiv waren die Diskussionen, die sich jedem Vortrag anschlossen und bei der das Team Kemper, Bothman, Franzky, Herzog, Kluge, Leßmann souverän durch die zahlreichen Fragen in Chat und Hörsaal moderierte. Häufig erbeten wurden dabei Hilfestellungen zur praktischen Anwendbarkeit von Gesetzen.


Aktuelle Ergebnisse aus der Forschung präsentierten Rolzhäuser (Notschlachtung Rind), Diehl (Evakuierung von Milchvieh bei Stallbränden) und Ullmann (Tunnelhandling von Mäusen in der Versuchstierhaltung).
Auch Nischenthemen kamen nicht zu kurz: Ziervogelhaltung (Hirt), Ziervogelzucht (Ehlenbröker), Zierfischhaltung (Hetz), Oktopoden (Johnigk) und ganzjährige Weidehaltung von Rindern und Pferden auf Naturschutzflächen (Kämmer); und auch nicht die Zusammenarbeit mit weiteren Tierschutz-Organisationen (TVT, Deutscher Tierschutzbund etc.).
Ethische bzw. philosophische Fragestellungen und damit Anregungen zum Weiterdenken lieferte ein Zwiegespräch zwischen Svenja Joswig und Peter Kunzmann zum Thema Tierhospiz und der Abschlussvortrag von Buchautor („Food Code“) Hendrik Haase zu digitalen Innovationen in der Tierhaltung und Lebensmittelbranche und damit einhergehenden Herausforderungen und Chancen (Sensortechnik, Big Data, KI etc.).

Sophia Neukirchner (l.) und Dr. Jens Kluth (r.) waren für Vetion.de vor Ort. Dr. Diane Hebeler (ATF) war federführend in der Organisation.


Besonders positiv an dieser Tagung ist – neben der sehr guten Organisation und Teilnehmendenbetreuung (federführend Diane Hebeler und Team von ATF und ITTN) sowie Themenvielfalt – die Mischung aus tierärztlichen und fachfremden Referierenden, was einen Blick über den Tellerrand ermöglicht.
Ein Dank allen Zuschauer:innen, Referierenden, Organisatoren und Helfenden für die gelungene Veranstaltung.


Sophia Neukirchner (für Vetion.de)

Ein gedruckter Tagungsband mit Kurzfassungen der Vorträge kann bei der Geschäftsstelle der ATF (atf@btkberlin.de, Betreff: Bestellung Tagungsband Tierschutztagung 2023) für 20 € zzgl. Versand erworben werden.
Die nächste Tierschutztagung findet voraussichtlich im September 2024 statt. Der Termin wird rechtzeitig auf Myvetlearn.de und im Myvetlearn.de-Newsletter bekannt gegeben.

Tierärzt:innen im Öffentlichen Dienst finden auf Myvetlearn.de weitere interessante und lohnenswerte Online-Fortbildungen: