Autor des Buches Die fabelhafte Welt der fiesen Tiere
Biologe Frank Nischk ist fasziniert
von Krabbeltieren wie Kakerlaken, Wanzen, Asseln, Heuschrecken und Co. Daher
hat er ein Buch mit vielen kurzweiligen Kurzgeschichten über die Krabbeltiere
von hier bis zum tropischen Regenwald geschrieben: Die fabelhafte Welt der
fiesen Tiere.
Warum er sich selber als Insektenlover
bezeichnet und woher seine Faszination für die teilweise akut vom Aussterben
bedrohten Insektenspezies kommt, verrät der preisgekrönten Natur- und
Tierfilmer aus Köln Vetion.de in einem exklusiven Interview.
Herr Nischk, was fasziniert Sie an Tieren, die bei den meisten Menschen eher ein Gefühl des Ekels erzeugen?
Es kommt meiner Meinung nach darauf an, was
man in einem Tier sucht. In einem süßen Hund sehen wir einen guten Freund, ja
vielleicht sogar den besseren Menschen. Diese Art von Tierliebe ist eine schöne
Sache, doch sie schließt nur solche Arten ein, in denen wir etwas Menschliches oder
Süßes finden. Dass sich andere wie ich auch für Spinnen, Heuschrecken oder auch
Quallen begeistern, hat mit einer Portion Forschergeist zu tun. Es ist einfach
spannend zu sehen, auf wie vielen Wegen sich Leben durchsetzen kann. Schaben
zum Beispiel gibt es seit fast 300 Millionen Jahren auf der Erde. Seitdem sind
Tyrannosaurus, Mammut und Dodo ausgestorben. Warum das so ist, das begeistert
mich und beantworte ich in meinem Buch.
Glauben Sie, dass Ihr Buch es schafft, bei den Menschen Sympathie und Verständnis für diese Tierarten zu wecken, von denen viele als akut bedroht einzustufen sind?
Ich glaube, dass ich offene Türen einrenne.
Viele Menschen sind ja gut informiert beispielsweise über das Insektensterben.
Es gibt viele, die Wildbienen ein Bisschen Raum im eigenen Garten schaffen
wollen. In Bayern haben Millionen Menschen ein Volksbegehren unterschrieben,
den Naturschutz zu verstärken. Ich glaube, man muss gar nicht noch mehr
Sympathie wecken, sondern eher Lösungen aufzeigen. Außerdem möchte ich einfach
auch unterhalten – mit den witzigsten Geschichten aus meinem Leben als Schaben-
und Urwaldforscher.
Was war Ihr spannendstes Erlebnis während Ihrer Recherchearbeit im tropischen Regenwald?
Für mich persönlich ist das spannendste immer
noch das unfassbare Tierstimmenkonzert zum Sonnenuntergang. Wenn zig Arten von
Zikaden, Grillen, Fröschen und Vögel durcheinander zirpen, quaken und singen.
Dann kann man die riesige Vielfalt der Regenwälder ganz direkt spüren.
Aufregend war aber auch ein anderes Erlebnis: Als meine kleine Forschungshütte
einem riesigen Schwarm von Treiberameisen im Weg stand. Da hieß es, schnell zum
Besen greifen und gegen die Massen von Krabblern anfegen. So ein Schwarm kann
aus Hundertausenden einzelnen Ameisen bestehen, ein unfassbares Erlebnis. Am
Ende brannten vom vielen Fegen aber meine Arme.
Wie reagiert Ihr privates Umfeld auf Ihre ungewöhnliche Passion?
Zum Glück für meine Mitmenschen
sind Insekten nicht meine einzige Passion. Ich sammele oder züchte die Tiere ja
auch nicht. Heute geht es mir als Wissensjournalist und Filmemacher viel mehr
darum, die größeren Zusammenhänge zu zeigen. Und auch positive Geschichten von
Menschen zu erzählen, die die letzten Nebelwälder in den Anden schützen. Oder
davon, welch erstaunliche Geschichten sich in einem schnöden Baggersee zutragen
können, wenn man der Natur eine zweite Chance lässt. Für uns Biologen zählt
eine Stinkwanze letztlich genauso viel wie ein Löwe, alles hat seine
Berechtigung.
Was wünschen Sie sich für die Insekten für das Jahr 2021 und was kann jeder „zuhause“ unternehmen, um Insekten besser zu schützen?
Erstmal kann jeder den eigenen
Garten so gestalten, dass Insekten Lebensräume finden. Verwilderte Bereiche,
eine Totholzecke, Wiese statt Rasen – da gibt es gute Tipps bei den Naturschutzorganisationen.
Allerdings reicht das nicht, um das Artensterben zu stoppen. Ich denke, man
sollte auch etwas Druck auf seine Gemeinde machen, wie ökologisch das größere
Konzept ist. Welchen Raum bekommen Tiere und Pflanzen in unserer Kulturlandschaft?
Könnte man nicht zum Beispiel besonders selten gewordene Biotope auf
öffentlichen Flächen ganz neu erschaffen? Ich denke an Feuchtgebiete, Trockenrasen
und Brachflächen in den Städten. ‚Sterile‘ Stadtparks haben wir doch eigentlich
genug.
Die fabelhafte Welt der fiesen Tiere (ISBN: 978-3-453-28114-1) ist am 2. März 2020 im Ludwig Verlag erschienen und im Buchhandel erhältlich.
Außerdem verlost Vetion.de 2
Exemplare des Buchs im Vetion.de-Adventskalender im VETS-Bereich am 11.
Dezember. Eine weitere Gewinnchance haben Tierärztinnen und Tierärzte auch beim
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