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Positivliste könnte Tierleid verhindern

In Deutschland ist es noch immer viel zu leicht, lebende Wildtiere, die unter den Artenschutz fallen, zu kaufen. EU-weit werden hierzulande die meisten Reptilien und Amphibien, aber auch Fische und Säugetiere eingeführt und verkauft. Der Handel über das Internet oder auf Tierbörsen blüht, und es mangelt an detaillierten, gesetzlichen Vorgaben für die Haltung der meist wildgefangenen Tiere. Das erschwert die Arbeit der Veterinärämter, denn eine verpflichtende Sachkundeprüfung der Halter:innen sieht die deutsche Gesetzgebung nicht vor. Der Deutsche Tierschutzbund erneuert wiederholt seine Forderung nach einer Positivliste für die private Heimtierhaltung.

„Selbst Privatpersonen können in den Weiten des Internets relativ einfach exotische Tiere wie Großkatzen, Giftschlangen oder Äffchen erwerben. Die gesetzlichen Regelungen in Deutschland zur Haltung dieser Tiere sind viel zu schwach“, kritisiert Dr. Henriette Mackensen, Leiterin des Referats für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund. „Eine Positivliste könnte das Leid von unzähligen Tieren verhindern, denen wir einfach kein artgerechtes Leben in Haus, Wohnung und Garten bieten können“, betont Mackensen. Eine Positivliste hätte gegenüber einer Negativliste den Vorteil, dass sie kürzer und übersichtlicher wäre und neue Tierarten nicht einfach auf den deutschen Markt kommen könnten. Personen, die ein nicht gelistetes Tier handeln oder halten wollen, müssten demnach selbst nachweisen, dass dies mit dem Tier-, Natur- und Artenschutz vereinbar ist und entsprechende Anträge stellen. „Das kann beispielsweise bei Experten oder wissenschaftlich begleiteten Artenschutzprojekten der Fall sein“, erklärt Mackensen.

Deutscher Tierschutzbund

LTK Hessen formuliert Wahlprüfsteine zur Landtagswahl

Am 8. Oktober 2023 findet die nächste Landtagswahl in Hessen statt. Das hat die Landestierärztekammer Hessen (LTK) zum Anlass genommen und Wahlprüfsteine formuliert. Neben einer Überarbeitung der Gefahrenabwehrverordnung sorgt sich die LTK Hessen besonders um den Fachkräftemangel in der Veterinärmedizin, der noch immer große Probleme bereitet. Die Bereitstellung zusätzlicher Studienplätze, aber auch eine Änderung des Arbeitszeitgesetzes sowie Bürokratieabbau könnten aus Sicht der LTK Hessen zumindest ansatzweise das Problem lösen. Auch das Aufkaufen von Praxen und Kliniken durch Investoren bereitet zunehmend Sorge und erfordert nach Meinung der LTK eine Änderung des Heilberufsgesetzes.

In einem der Wahlprüfsteine formuliert die hessische Tierärztevertretung daher die Frage, ob sich die Politiker:innen für eine entsprechende Änderung einsetzen werden. Die Verteilung der Behandlungskosten von Wildtieren, die immer häufiger in Tierarztpraxen und den Tierschutzvereinen landen, ist Inhalt eines weiteren Wahlprüfsteins. Da auch die Aufnahmestationen schon jetzt überfüllt sind, stellt die LTK Hessen den Parteien zudem die Frage, welche Maßnahmen nach ihrer Meinung ergriffen werden sollen, um dieser Situation zu begegnen. Noch haben sich nicht alle Parteien zu den Wahlprüfsteinen geäußert.

LTK Hessen

Waschbären nicht unterschätzen

Waschbären gehören zu den nicht-heimischen Wildtieren in Deutschland, die sich in den letzten Jahrzehnten sehr ausgebreitet haben. Immer mehr der sogenannten Neozoen leben inzwischen auch in urbanen Gebieten. Aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit in Bezug auf die Nahrungssuche konnten sich die Kleinbären in einigen Gebieten stark vermehren. Auch wenn Waschbären von den meisten Menschen als niedlich bezeichnet werden, sind die kleinen Räuber keineswegs zu unterschätzen.

Die bis zu 85 Zentimeter großen Wildtiere greifen Menschen und Haustiere an, wenn sie sich eingeengt oder bedrängt fühlen. Bei einem Biss können die Infektionskrankheit Leptospirose oder der Waschbärenbandwurm übertragen werden, weshalb in dem Fall unbedingt ein:e Ärzt:in aufgesucht werden sollte. Expert:innen appellieren zudem, Waschbären auf keinen Fall zu füttern, und auch Abfälle für die Tiere unzugänglich aufzubewahren, damit sich die Population nicht noch weiter vermehrt. Auch sollten Hausbesitzer:innen geeignete Maßnahmen ergreifen, die verhindern, dass die Kleinbären ins Haus kommen und dort sesshaft werden.

Um Wildtiere in der Tierarztpraxis geht es auch in der gleichnamigen Online-Seminarreihe für Tierärzt:innen auf Myvetlearn.de. Tiermedizinischen Fachangestellten steht eine separate Online-Reihe zu Wildtieren zur Verfügung.

T-Online

Online-Fortbildungsreihe Wildtiere für Tierärzt:innen

Online-Fortbildungsreihe Wildtiere für TFAs

Waldbrände bedrohen auch viele Tiere

Die Extremwettereignisse nehmen auch in diesem Jahr zu. Aufgrund der anhaltenden Trockenheit in einigen Gebieten hat sich auch die Zahl der Waldbrände erhöht. Die Feuer in Kombination mit starken Winden bringen vieler Orts nicht nur Menschen in Lebensgefahr, auch die Tiere schaffen es häufig nicht, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Neben den Wildtieren sind auch viele Nutz- und Haustiere den Bränden schutzlos ausgeliefert. So auch aktuell auf der griechischen Insel Rhodos, wo zwar Zehntausende Touristen und Einwohner evakuiert wurden, zahlreiche Rinder, Schweine, Ziegen und andere Nutztiere aber zurückgelassen wurden. Dank einiger Tierschutzorganisationen konnten jedoch viele Tiere gerettet werden, in dem sie in verlassenen Häusern und Bauernhöfen nach zurückgelassenen Tieren suchen. Doch auch für gerettete Tiere ist die Situation nach Abklingen der Feuer schwierig, da ihnen die Lebensgrundlage fehlt. Die Tiere benötigen Hilfe, denn sie finden keine Nahrung.

Happy Hunde

Ermittlung der Biodiversität mit Hilfe von Wattestäbchen

Mit Hilfe von Wattestäbchen-Proben von Blättern könnte die Artenvielfalt auch in schlecht zu kontrollierenden Regionen erfasst werden. Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler:innen vom Helmholtz-Institut. Das Team um Jan Gogarten und Molekularökologin Christina Lynggaard von der Universität Kopenhagen hatten in einem dichten tropischen Regenwald in Uganda mit Wattestäbchen Proben von Blättern genommen und so eine große Vielzahl von unterschiedlichen Tier-DNAs finden können. In jedem der 24 verwendeten Wattestäbchen fanden die Forscher:innen die DNA von durchschnittlich etwa acht Tierarten.

Über ihren Fund waren die Forschenden positiv überrascht. Zwar war den Wissenschaftler:innen bekannt, dass sich die Artenzusammensetzung bereits durch kleinste DNA-Mengen feststellen lässt. Doch waren aber zunächst davon ausgegangen, dass die DNA bei dem heißen und feuchten Klima im Regenwald schnell abgebaut werden würde. „Die Vielzahl der nachgewiesenen Tierarten und die hohe Nachweisquote pro Wattestäbchen zeigen, dass tierische DNA problemlos von Blättern abgetupft und anschließend analysiert werden kann“, erklärt Gogarten.

„Diese Methode könnte in größerem Maßstab als Informationsgrundlage dienen, um Biodiversität sowie ihre Verluste zu erfassen und daraus Strategien für das Wildtiermanagement abzuleiten.“ Um Krankheitsübertragungen überwachen zu können, könnte die Wattestäbchen-Methode zudem in Gebieten zum Einsatz kommen, in denen Kontakte zwischen bestimmten Wildtieren und Menschen wahrscheinlich sind.

Spektrum

Neue Professur verbindet Wildtiermanagement und Wissenschaft

Die zunehmenden Verbauungen durch den Mensch beeinflussen auch das Leben von heimischen Wildtieren. Der angestammte Lebensraum der Tiere wird immer kleiner, Mensch und Tier rücken immer näher zusammen, was zahlreiche Konflikte verursacht. Zusätzlich trägt der Klimawandel dazu bei, dass sich auch die Tierbewegungen bzw. Wanderungen verändern. Um die Lebensbedingungen für Wildtiere langfristig zu verbessern und neuartige Lösungsansätze für die Koexistenz von Menschen und (Wild)Tieren zu erarbeiten, wird die Veterinärmedizinische Universität eine neue Professur zum Wildmanagement einrichten. Die neue Tenure Track Professur für den Forschungsbereich „Movement Ecology“ ist aktuell ausgeschrieben.

„Mit der neuen Professur wollen wir unter Einbindung neuer Technologien die Bewegungsmuster unserer Wildtiere erforschen und darauf aufbauend ein regional angepasstes innovatives Wildtiermanagement etablieren. Die neue, zunächst auf vier Jahre befristete Tenure Track Professur Movement Ecology soll zudem die am FIWI bereits vorhandene Expertise zum gesellschaftlichen Umgang mit Wildtieren allgemein und dem Wolf im Speziellen unterstützen und auf Basis neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse weiterentwickeln“, erklärt Petra Winter, Rektorin der Vetmeduni. Ziel der neuen Professur ist es, einen Forschungsschwerpunkt im Bereich Bewegungsökologie, Raumnutzung und Verhalten von Wildtieren am Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie FIWI der Vetmeduni zu etablieren. Im Fokus dabei steht die Schnittstelle zwischen Agrar- und Wildwirtschaft.

Um Wildtiere in der Tierarztpraxis geht es auch in der gleichnamigen Online-Seminarreihe für TierärztInnen auf Myvetlearn.de. Für Tiermedizinische Fachangestellte bietet das Fortbildungsportal eine separate Online-Reihe zu Wildtieren an.

Vetmeduni Wien

Online-Fortbildungsreihe Wildtiere für Tierärzt:innen

Online-Fortbildungsreihe Wildtiere für TFAs

Fördermittel für Drohnen zur Rehkitzrettung verdoppelt

Während der Mähperiode sind besonders Rehkitze gefährdet, von den Mähwerken verletzt oder gar getötet zu werden, da die Jungtiere wegen ihres sogenannten Drückinstinkts nicht fliehen, sondern flach am Boden verharren. Um die Tiere besser zu sichten, haben sich Drohnen mit Wärmebildtechnik als bislang effektivste Maßnahme erwiesen.

Aufgrund des starken Interesses an einer Drohnenförderung durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) wurden die Mittel für das Drohnentechnik-Förderprogramm nun von 2 Millionen auf 4,4 Millionen Euro erhöht. „Jedes Jahr sterben Rehkitze und andere Wildtiere bei der Mahd – das muss nicht sein. Mit unserer Drohnenförderung helfen wir zu helfen. Neben Jäger- und Hegegemeinschaften sind es oftmals Ehrenamtliche, die ihre Freizeit in den frühesten Morgenstunden opfern, um Wildtiere zu retten. Ich danke allen Helfenden, die sich für den Schutz von Wildtieren engagieren”, erklärte Bundesminister Cem Özdemir (Die Grünen).

In den vergangenen zwei Jahren hat das BMEL insgesamt 1.178 Drohnen mit jeweils bis zu 4.000 Euro gefördert. Durch die Aufstockung soll nun sichergestellt werden, dass alle Berechtigten gefördert werden können.

Um Wildtiere geht es auch in der gleichnamigen Online-Seminarreihe für TierärztInnen auf Myvetlearn.de. TFAs steht eine separate Online-Fortbildungsreihe zu Wildtieren zur Verfügung.

BMEL

Online-Seminarreihe Wildtiere auf Myvetlearn.de

Vierteilige Fortbildungsreihe Wildtiere für TFAs

Mit Tränken Wildtieren und Insekten helfen

Die Hitzetage und die extreme Trockenheit machen auch Wildtieren stark zu schaffen. So kann Jede:r Vögeln, Igeln und anderen Wildtieren im heimischen Garten mit dem Aufstellen von Wassertränken helfen, den Flüssigkeitshaushalt auszugleichen. Dabei sollte auf den geeigneten Standort geachtet werden, wie Selina Zang, Fachreferentin für Heimtiere im Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe e.V. (ZZF), rät: „Für Vögel sollten Tränken möglichst erhöht zur Verfügung stehen. Denn beim Trinken und Baden müssen sie sich als potenzielle Beutetiere vor Fressfeinden sicher fühlen.“

Für Igel und Mäuse sollten die Schälchen auf dem Boden stehen. Diese sollten täglich gesäubert und mit frischem Wasser befüllt werden, damit sich keine gefährlichen Keime entwickeln können, empfiehlt der ZZF. Dies ist besonders wichtig, weil Vögel die Tränken auch gern zum Baden nutzen und mehrere Tiere aus einer Quelle trinken. Kleine Zweige auf den Schälchen sorgen dafür, dass auch Insekten wie Bienen nicht ertrinken. Das Aufstellen von Tränken im Garten bzw. auf dem Balkon oder der Terrasse ist außerdem ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz.

Um Wildtiere geht es auch in der gleichnamigen E-Learningreihe auf Myvetlearn.de

ZZF

E-Learningreihe: Wildtiere in der Praxis

Strengere Regulierung der privaten Wildtierhaltung gefordert

Laut einer aktuellen repräsentativen Umfrage wünscht sich eine große Mehrheit der Befragten in Deutschland eine strengere Regulierung der privaten Wildtierhaltung. Mehr als 80 Prozent lehnen die Haltung komplett ab. „Viele Wildtiere sind sehr anspruchsvoll und können in privater Hand kaum artgerecht gehalten werden. Dass Halter oft überfordert sind, spüren auch die Tierheime und Auffangstationen. Sie sind mit der aufwändigen und kostenintensiven Pflege exotischer Wildtiere vollkommen überlastet“, erklärt Dr. Henriette Mackensen, Tierärztin beim Deutschen Tierschutzbund. Zahlreiche Tier- und Artenschutzorganisationen fordern daher die Bundesregierung erneut auf, strengere Vorschriften zur Regulierung der privaten Wildtierhaltung zu erlassen.

Denn neben der Privathaltung betrachten die Tier- und Artenschützer:innen auch den Fang der Wildtiere als problematisch. „Obwohl der Handel und die Privathaltung von Wildtieren mit einer Vielzahl an Risiken für Tier und Mensch einhergeht, sind diese in Deutschland bisher kaum reguliert. Die anstehende Überarbeitung des Tierschutzgesetzes muss jetzt genutzt werden, um diese offensichtlichen Missstände endlich zu ändern“, betont Rüdiger Jürgensen, VIER PFOTEN Deutschland.

„Unzählige Tiere werden jährlich unter tierschutzwidrigen Bedingungen aus der Natur gefangen und nach Deutschland transportiert, darunter auch bedrohte, artgeschützte und gefährliche Tiere“, ergänzt Katharina Lameter von Pro Wildlife. Entgegen anderer europäischer Länder ist hierzulande die Haltung von Affen, Löwen, Pumas sowie anderen exotischen Tieren nahezu ohne Einschränkungen erlaubt, was weitreichende Tier- und Artenschutzprobleme, aber auch hohe Risiken für die öffentliche Sicherheit und Gesundheit mit sich bringt.

Wild beim Wild

Der Ruf der Wildnis? – TiHo präsentiert Projektergebnisse

Die Klinik für Heimtiere, Reptilien und Vögel und das Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) laden Interessierte am 15. Juni 2023 zur Ergebnispräsentation ihres gemeinsamen Forschungsprojekts „Der Ruf der Wildnis? Mensch und Wildtier in urbaner Umgebung – Interaktionen und (un)gewünschte Folgen“ ein. In dem Projekt haben die beteiligten Wissenschaftler:innen die Probleme und Gefahren beleuchtet, die das veränderte Zusammenleben von heimischen Wildtieren und Menschen in urbanen Regionen mit sich bringt. Denn die Ausbreitung der Menschen schränkt sowohl die Lebens- als auch die Rückzugsräume der Wildtiere immer weiter ein, was zunehmend zu Konflikten führt.

In der Online-Abschlussveranstaltung informieren die Forschenden in Kurzvorträgen über ihre Ergebnisse. Zudem haben die Expert:innen Handlungsempfehlungen erstellt, die sich an unterschiedliche Adressaten richten und die Wildtierversorgung sowie den generellen Umgang mit Wildtieren in Deutschland verbessern sollen. Die Veranstaltung ist kostenlos, eine vorherige Anmeldung ist verpflichtend.

Tierärzt:innen und Tiermedizinische Fachangestellte können sich auch auf Myvetlearn.de in zwei separaten, vierteiligen Seminarreihen zu Wildtieren fortbilden.

TiHo

Online-Kursreihe Wildtiere in der Tierarztpraxis auf Myvetlearn.de

Online-Fortbildung Wildtiere für TFAs