Kälber, die mit ihren Müttern Kontakt haben, fühlen sich deutlich wohler als Kälber, die früh von ihren Müttern getrennt wurden. Das zeigt eine neue Studie von Anna Rademann und Kolleginnen vom Zentrum für Tierernährung und Tierschutzwissenschaften der Vetmeduni Wien. Dazu untersuchten die Forschenden auf 50 Milchviehbetrieben in Österreich das Verhalten, die Gesundheit und die Lebensbedingungen von Kälbern und Jungrindern in den beiden Aufzuchtsystemen.
Zur möglichst objektiven Erhebung des Wohlergehens der Tiere wurde das Welfare Quality® Protocol (WQP) verwendet, ein von Expert:innen entwickeltes Protokoll zur Tierwohl-Beurteilung. Die Analyse zeigte, dass Kälbermit Kuhkontakt weniger Verhaltensstörungen, wie gegenseitiges Besaugen, zeigten als jene ohne mütterlichen Kontakt. Solche Verhaltensweisen gelten als Anzeichen für Stress oder unbefriedigte Bedürfnisse. Gleichzeitig hatten Kontakt-Kälber mehr Platz und häufiger Zugang zu Weideflächen zur Verfügung, was für die Kälber essenziell ist, da es ihnen besser ermöglicht, sich artgerecht zu bewegen und zu spielen. Diese Faktoren tragen wiedrum maßgeblich zu einer besseren Lebensqualität bei.
Aus früheren Studien ist zudem bekannt, dass sich Kontakt zu Kühen auch langfristig positiv insbesondere auf das Sozialverhalten der Tiere auswirkt.
Trotz der Vorteile ist die KKK-Aufzucht in der Praxis noch selten. Die Studie zeigt jedoch, dass die kuhgebundene Kälberaufzucht in der Praxis gut möglich ist. „Die kuhgebundene Kälberaufzucht verbessert nicht nur das Wohlbefinden der Tiere, sondern ist auch mit einer nachhaltigeren Landwirtschaft vereinbar. Insbesondere für Kälber, die in den ersten Lebenswochen besonders verletzlich sind, bietet der Kontakt zu Kühen wichtige Vorteile“, so Rademann. Auch das Wohlergehen der Kühe, der Landwirt:innen und die Einflüsse der Mensch-Tier Beziehung wurden in dem Projekt genauer untersucht. Die Ergebnisse befinden sich aktuell noch in der Auswertung und Aufbereitung.
Vetmeduni Wien
Für ihr besonderes Engagement hinsichtlich des Natur- und Artenschutzes sind Dr. Anita Idel und Barbara Scheitz am 16.11.2023 mit dem Heinz Sielmann Ehrenpreis 2023 ausgezeichnet worden.
Die Preisträgerin Dr. Anita Idel ist Tierärztin und Buchautorin und hat sich in den letzten Jahren intensiv mit den Spannungsfeldern zwischen Landwirtschaft und Naturschutz auseinandergesetzt. Mit ihrem Buch „Die Kuh ist kein Klimakiller“, das 2010 erschienen ist, räumte sie mit einem hartnäckigen Mythos auf.
Als zweite Preisträgerin wählte die Jury Barbara Scheitz aus, die sich als Geschäftsführerin der Andechser Molkerei Scheitz GmbH zu einer Pionierin des nachhaltigen unternehmerischen Handelns hervortat. Nicht nur, dass Scheitz seit 20 Jahren ihr Unternehmen konsequent ökologisch weiterentwickelt hat. Zudem fördert die Andechser Molkerei im Besonderen die Weidehaltung, indem die entsprechenden Erzeuger seit 2015 einen Zuschlag erhalten, was einzigartig in Deutschland ist.
„Mit großem Weitblick und Mut haben die beiden Preisträgerinnen jeweils auf ihrem Gebiet neue Maßstäbe hinsichtlich der Vereinbarkeit von ökonomischem Handeln und Artenschutz gesetzt. Mit der Ehrung möchte die Heinz Sielmann Stiftung die gesellschaftliche Relevanz und Pionierleistung der Arbeit von Dr. Anita Idel und Barbara Scheitz hervorheben und würdigen.“, erklärte Fritz Brickwedde während der Preisverleihung. „Die Vereinbarkeit von Ökonomie und Ökologie vor allem in Hinsicht auf die Tierhaltung ist für beide Preisträgerinnen Lebensthema und Herzensanliegen“, betonte der Stiftungsratsvorsitzende der Heinz Sielmann Stiftung.
Heinz Sielmann Stiftung
Im US-Bundesstaat South Carolina ist bei einer Kuh die atypische Form der Bovinen Spongiformen Enzephalopathie (BSE) festgestellt worden. Die Krankheit wurde im Rahmen einer Routinekontrolle bei der fünfjährigen Kuh nachgewiesen. „Das Tier wurde nie geschlachtet und stellte zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für die Lebensmittelversorgung oder die menschliche Gesundheit in den Vereinigten Staaten dar“, betonte das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA).
Seit dem ersten Nachweis der BSE vor 20 Jahren war dies nun der inzwischen siebte positive Befund bei einer Kuh in den USA. Lediglich bei dem ersten Nachweis handelte es sich um die klassische Form der BSE. Die übrigen Tiere waren an der atypischen BSE vom Typ H oder L erkrankt. Daher werde es aufgrund des Handelsabkommens mit China auch keinerlei Auswirkungen auf den Rindfleischhandel in den USA geben, versicherte das USDA. Zuletzt waren die Rindfleischausfuhren von Brasilien nach China nach dem Bekanntwerden eines atypischen BSE-Falls in dem südamerikanischen Land für einen Monat unterbrochen worden, da das Gesundheitsprotokoll hier anders geregelt ist.
Proplanta
Vetion-Fokusthema Bovine Spongiforme Enzephalopathie