Aktionen im ganzen Land am Tag der Milch
Am heutigen Internationalen Tag der Milch werben zahlreiche Berufsverbände mit verschiedenen Aktionen für das hochwertige Grundnahrungsmittel, das sie produzieren. Gleichzeitig erneuern sie ihre Forderung nach besseren Bedingungen für die Milchproduktion. Unter dem Motto „Die Kuh ist kein Klima-Killer“ informiert der Deutsche Bauernverband (DBV) zusammen mit dem Landesbauernverband Brandenburg die Bevölkerung am Brandenburger Tor und möchte sie darauf aufmerksam machen, welch positive Wirkung Milchviehhaltung und die damit einhergehende Kreislaufwirtschaft für das Klima haben.
Im ganzen Land können Interessierte an Kochshows und Kultur im Kuhstall sowie Hofbesuchen und Mitmachveranstaltungen rund um das Thema Milch teilnehmen. Der Milchpräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Karsten Schmal, nutzt den heutigen Tag, um seinen Vorschlag, einen „Grünland-Klima-Bonus“ im Rahmen der GAP-Förderung einzuführen, zu bekräftigen. „Milchkühe sind mehr als ihr CO2-Fußabdruck und spielen eine wichtige Rolle im CO2-Kreislauf. Kühe fressen Gras, Silage und pflanzliche Koppelprodukte aus der Lebensmittelerzeugung, die nicht durch den Menschen verwertet werden können. Das von den Kühen abgegebene biogene Methan wird im Gegensatz zum fossilen Methan innerhalb eines Jahrzehnts wieder abgebaut. Durch die Verwertung von Gras erhalten Kühe das Grünland als bedeutende CO2-Senke. Grünlandbewirtschaftung ist ein Alleinstellungsmerkmal und verdient somit eine Honorierung im Sinne des Klima- und Umweltschutzes“, betont Schmal. Unter dem Motto „Wir baden aus, was die Politik versäumt“ steht die bundesweite Aktion des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) anlässlich des Weltmilchtags, die auf die aktuelle Milchkrise hinweisen soll.
Topagrar
Milchwirtschaft
Deutscher Bauernverband
Laborfleisch unausweichlich bei der zukünftigen Ernährung
Der Fleischkonsum muss massiv reduziert werden. Der Meinung ist unter anderem Prof. Nick Lin-Hi von der Universität Vechta. Der Wirtschaftsethiker sieht das klassisch erzeugte Fleisch als Auslaufmodell, das schon bald von Fleisch aus dem Labor abgelöst werden könnte. „Allerdings sehen wir, dass wir uns in Deutschland eher schwer mit solchen Innovationen und neuen Technologien tun. Wir stehen mit einem Fuß auf der Bremse. Unser Zeitfenster, um als Standort Deutschland eine Rolle in diesem Markt zu spielen, wird immer kleiner. Bis die Musik irgendwann in anderen Ländern spielt“, sagt Lin-Hi. Im Gegensatz zu anderen Ländern scheinen die Menschen in Deutschland und auch die Europäische Union mentale Schwierigkeiten mit elementaren Veränderungen zu haben. „Denken Sie nur an die Einführung der Gurtpflicht in den 70ern. Eine Katastrophe für viele: Beschneidung der Freiheit, das ist das Ende des Glücks, die ganze Welt geht unter. Das ist ein ganz typischer Mechanismus. Die älteren Generationen vertreten oftmals auch die Position: Das, was wir haben, haben wir uns erarbeitet – und das lassen wir uns nicht wegnehmen“, erklärte der Professor in einem Interview mit dem WDR.
„Konventionelles Tierfleisch, selbst mit unseren massiven Subventionen, ist irgendwann nicht mehr konkurrenzfähig. Die Herstellung im Labor ist wesentlich effizienter. Rechnen wir dann noch die ökologischen Kosten drauf, ist das Thema sowieso gegessen. Diese Entwicklung können wir nicht stoppen. Die Zukunft lässt sich nicht aufhalten“, so Lin-Hi. Seinen Berechnungen nach macht die Ernährung knapp ein Drittel der menschengemachten Treibhausgase aus. Die Hälfte dieser Emissionen stammen von tierischen Produkten. Da mit der wachsenden Weltbevölkerung auch der Bedarf an Fleisch ansteigen werde, könnten Innovationen wie In-Vitro-Fleisch dazu beitragen, den CO2-Ausstoß zu verringern. „Optimistische Studien prognostizieren im besten Fall ein Einsparpotential von 90 %: 90 % weniger Flächenverbrauch, 90 % weniger Wasserverbrauch, 90 % weniger Emissionen. Und In-Vitro-Fleisch könnte auch dabei helfen, kognitive Dissonanz aufzulösen“, so der Experte. Er befürchtet, dass Deutschland den Anschluss an andere, weit aufgeschlossenere Ländern verlieren könnte. Wie beispielsweise Singapur, wo kultiviertes Fleisch seit 2020 zugelassen ist. Lin-Hi geht davon aus, dass Europa frühestens 2030 nachziehen wird.
Über In-vitro-Fleisch und seine Vorzüge sowie über die Auswirkungen auf die Nutztierhaltung sprach Prof. Lin-Hi auch auf der Futura.VET am 16. Februar 2023.
WDR
Vetion-Fokusthema Fleischlos glücklich
Bayern kritisiert Pläne zur Anbindehaltung
Als nicht akzeptabel bezeichnet die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber das vom Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) angekündigte Verbot der ganzjährigen Anbindehaltung von Kühen. Die Ministerin fürchtet eine Aufgabewelle bei den rund 11.000 betroffenen Betrieben, da es viele Landwirt:innen nicht schaffen würden, ihre Höfe innerhalb der geplanten Übergangsfrist von fünf Jahren entsprechend umzubauen. Der Referentenentwurf sieht zwar eine Ausnahmegenehmigung für Kleinbetriebe der Ökohaltung vor, die Kaniber jedoch ebenfalls ablehnt. Sie verlangt, dass auch für konventionell wirtschaftende kleine und mittlere bäuerliche Familienbetriebe in Zukunft eine Kombihaltung ohne höhere Haltungsauflagen möglich ist. „Viele bäuerliche Familienbetriebe wirtschaften in sensiblen landschaftlichen Gebieten; insbesondere im Voralpenraum und unseren Mittelgebirgslagen. Sie erhalten und prägen unsere einmalige bayerische Kulturlandschaft. Da braucht es Sensibilität und keine zusätzlichen demotivierenden Aktionen, die nur zu einem Höfesterben führen“, warnt die Ministerin.
Hingegen betrachtet die Tierschutzorganisation VIER PFOTEN die geplante Tierschutzgesetz-Novelle als einen Bruch mit dem Koalitionsvertrag und fordert stattdessen die komplette Abschaffung der Anbindehaltung. „Die Anbindehaltung von Tieren steht in starkem Widerspruch zu § 2 Tierschutzgesetz, in dem eine verhaltensgerechte Unterbringung von Tieren gefordert wird und nach dem es verboten ist, die Möglichkeit des Tieres zu artgemäßer Bewegung so einzuschränken, dass ihm Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden. Dementsprechend ist klar, dass die Anbindehaltung nie gesetzlich erlaubt war. Umso enttäuschender, dass jetzt weiterhin die Kombihaltung erlaubt werden soll – damit wird fühlenden Tieren auch zukünftig über mehrere Monate im Jahr ihr Bewegungs-, Komfort- sowie Sozialverhalten weitgehend eingeschränkt. Die Rinder müssen die meiste Zeit fixiert an ein und derselben Stelle stehen. Sie haben angebunden keine Möglichkeit, zu laufen oder sich umzudrehen”, sagt Rüdiger Jürgensen, Mitglied der Geschäftsleitung VIER PFOTEN Deutschland.
Topagrar
Bayerisches Wochenblatt
VIER PFOTEN
Kaliforniens Tierschutzgesetz zieht weite Kreise
Im Januar 2022 ist in Kalifornien ein Gesetz in Kraft getreten, das den Verkauf von Fleisch verbietet, das von Schweinen stammt, deren Mütter im Kastenstand eingesperrt waren. Zudem wird festgelegt, dass jede Zuchtsau mindestens 2,23 m2 Platz haben muss. Gegen dieses strenge Tierschutzgesetz hatte der Verband der Schweinehalter (NPPC) vor dem Obersten Gerichtshof der USA erfolglos geklagt und zeigte sich enttäuscht über das Urteil. „Wenn wir zulassen, dass sich der Staat zu weit aus dem Fenster lehnt, wird das die Preise für die Verbraucher in die Höhe treiben und kleine Betriebe aus dem Geschäft drängen, was zu einer weiteren Konsolidierung führt“, warnte NPPC-Präsident Scott Hays.
Während sich die zwei US-Schweinefleischunternehmen Tyson Foods und Hormel bereits vor etwa zwei Jahren zur Einhaltung des kalifornischen Tierschutzgesetzes verpflichtet haben, hat Smithfield Foods, der größte Schweinefleischproduzent in den USA, vor 3 Monaten seine Schweinefleischerzeugung im kalifornischen Werk Vernon aufgegeben. Als Grund nannte das Unternehmen „die eskalierenden Kosten für die Geschäftstätigkeit und die Bürokratie“ in Kalifornien.
Nach Meinung der texanischen Kongressabgeordneten Veronica Escobar sollte der Tierschutz im ganzen Land verbessert werden. So sieht ein von ihr im Repräsentantenhaus eingebrachter Gesetzesentwurf vor, dass trächtige Sauen landesweit in Gruppen gehalten werden müssen. Auch soll die Käfighaltung von Sauen verboten werden. Von den Interessensverbänden der US-Farmer wird dieser Vorstoß scharf kritisiert, denn die damit einhergehenden Mehrkosten könnten zu einem Anstieg der Betriebsaufgaben führen. Die Universität Minnesota beziffert die Gesamtkosten auf 2 bis 3 Mrd. US-Dollar.
Am 14. & 15. September 2023 findet die jährliche Tagung „Aktuelle Probleme des Tierschutzes“ statt. In diesem Jahr wird diese als Hybridveranstaltung (Möglichkeit der Teilnahme vor Ort oder live online) angeboten.
SUS
Topagrar
Aktuelle Probleme des Tierschutzes auf Myvetlearn.de
Özdemir verspricht gute Lösung für die Rinderhaltung
Gemäß Koalitionsvertrag soll das Tierschutzgesetz in Deutschland reformiert, Tierschutzvorgaben für die Landwirtschaft strenger werden. Das schließt neben einer Verpflichtung zu Videoaufnahmen in Schlachthöfen und schärferen Vorgaben zu Eingriffen, wie dem Kürzen der Ringelschwänze von Ferkeln, unter anderem auch ein Verbot der ganzjährigen Anbindehaltung von Kühen ein, die besonders in Baden-Württemberg und Bayern verbreitet ist. „Wir werden unserer Verantwortung gerecht sowohl für unsere Almen und artenreichen Kulturlandschaften in Süddeutschland als auch für den Schutz der Tiere, die wir für die Pflege der Landschaft brauchen“, erklärte Bundesagrarminister Cem Özdemir gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Der Minister versprach den Rinderhalter:innen praktikable Regeln, Einzelheiten gab Özdemir aber nicht preis. Der Reformentwurf werde zunächst innerhalb der Regierung abgestimmt. In einem aktuellen Gutachten zur Haltung von Milchkühen hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA ein EU-weites Verbot der ganzjährigen Anbindehaltung gefordert. Es sei wissenschaftlich erwiesen, dass das Wohlergehen von Kühen, die dauerhaft in Ställen angebunden sind, beeinträchtigt ist. Diese Praxis sollte nach Ansicht der EFSA vermieden werden.
Proplanta
EFSA
Frankreich muss Viehbestand verringern
Innerhalb der Europäischen Union (EU) ist Frankreich nach Deutschland der größte Milcherzeuger sowie der größte Produzent von Rindfleisch. Um die Klimaziele zu erreichen, wurde die Rinderproduktion bereits im vergangenen Jahr um knapp 4% im Vergleich zu 2021 zurückgefahren. Doch der französische Rechnungshof mahnt eine weitere Verringerung der Rinderbestände an. Wie am Dienstag mitgeteilt wurde, müsse der Viehbestand deutlich verkleinert werden, um die Methanemissionen zu verringern, die bei knapp 12% lägen. Die Rinderzucht sei ein bedeutender Teil der französischen Landwirtschaft. Sie nimmt knapp ein Drittel der Agrarnutzfläche ein, teilte der Rechnungshof mit. Damit korrelieren die Forderungen des Rechnungshofes stark mit den Plänen des französischen Agrarministeriums, die größere Weideflächen und damit auch einen Zuwachs an Viehbestand beinhalten, was wiederum zu einem Ansteigen der Treibhausgase führen würde.
„Wenn Frankreich seine Klimaverpflichtungen einhalten will, muss es zwangsläufig eine erhebliche Reduzierung des Viehbestands vornehmen. Nicht genug, um die Ernährungssouveränität des Landes zu gefährden, wenn man bedenkt, dass ein Drittel der Franzosen mehr als die von den Gesundheitsbehörden empfohlene Obergrenze von 500 Gramm rotem Fleisch konsumiere“, lautete das Fazit des Rechnungshofes. Dieser rät der Regierung zu klaren Prioritäten bei den Beihilfen, um zu einer leistungsstarken und nachhaltigen Viehzucht zu kommen. Betriebe ohne wirtschaftliche Perspektive und ohne sozioökologischen Mehrwert müssten bei einer Umwandlung weg von der Viehzucht begleitet werden.
Proplanta
Cour de Comptes
Woche gegen Qualzuchten ausgerufen
Viele Tierrassen sind als sogenannte Qualzuchten einzuordnen. Dabei handelt es sich um Hunde, Katzen sowie Heim- und Nutztiere, die so gezüchtet wurden, dass sie den optischen Vorstellungen des Menschen entsprechen – ohne Rücksicht auf daraus resultierende Leiden für die Tiere. Besonders beliebt sind brachycephale Hunderassen wie die Französische Bulldogge oder der Mops, die durch ihre Kurzköpfigkeit massive Schwierigkeiten beim Atmen haben und häufig unter Augen-, Ohren- und Hauterkrankungen sowie schmerzhaften Defekten im Skelett und Muskelsystem leiden. Wegen ihrer typischen Faltohren und den großen Augen wird die Scottish Fold Katze als besonders niedlich angesehen. Doch auf Grund der unheilbaren Erbkrankheit Osteochondrodysplasie, die sich auf Knorpel und Knochen auswirkt, haben diese Tiere bereits in den ersten Lebensjahren Probleme mit den Gelenken und dem Skelett, vor allem mit der Wirbelsäule.
In Österreich wird seit mehr als 1,5 Jahren an einer Novelle des Tierschutzgesetzes gearbeitet, um konkrete Verbesserungen für Heim- und Wildtiere zu erwirken. Da mit keinen Gesetzesänderungen in naher Zukunft zu rechnen ist, verstärkt Tierschutz Austria seinen Druck und hat nun die Woche gegen Qualzuchten ausgerufen. In den nächsten Tagen wird die Tierschutzorganisation Tiere mit Qualzuchtmerkmalen aus dem Tierschutzhaus Vösendorf vorstellen.
Um solche Defektzuchten geht es auch in der Online-Seminarreihe Tierärztliche Gesundheitsbescheinigung für Hunde auf Myvetlearn.de. Am 31. Mai 2023 findet das nächste Live-Webinar mit Prof. Dr. Stephan Neumann statt. Dieses Mal zum Thema Kopf. Alle Webinare der Fortbildungsreihe werden aufgezeichnet und stehen den Kursteilnehmer:innen bis zum 31. Dezember 2023 zur Verfügung. Die Fortbildungsreihe richtet sich gleichermaßen an Amtstierärzt:innen als auch an kurativ tätige Kolleg:innen.
OTS
Online-Fortbildung zu Qualzuchten bei Hunden auf Myvetlearn.de
Vetion-Fokusthema Qualzuchten
Neue EFSA-Gutachten mit Haltungsempfehlungen für Milchkühe und Geflügel
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat verschiedene wissenschaftliche Gutachten zu Nutztierarten in Auftrag gegeben, mit denen die laufende Überarbeitung der Tierschutzvorschriften der Europäischen Union unterstützt wird. In einem neuen Gutachten zur Haltung von Milchkühen fordert die EFSA das Verbot der ganzjährigen Anbindehaltung der Tiere. Grundsätzlich benötigen Milchkühe für ihr Wohlergehen mehr Platz und eine bessere Unterbringung, lauten die Empfehlungen der Gutachter. Es sei wissenschaftlich erwiesen, dass das Wohlergehen von Kühen, die dauerhaft in Ställen angebunden sind, beeinträchtigt ist. Diese Praxis sollte nach Ansicht der EFSA vermieden werden. So wird empfohlen, dass jede Kuh Zugang zu einem Innenbereich haben sollte, der insgesamt mindestens 9 m² umfasst. Darin eingeschlossen ist der Liegebereich. Zudem sollten die Tiere Zugang zu Weideflächen mit trockenen und schattigen Bereichen erhalten. Nach wie vor ist die Haltung in Anbindeställen in Deutschland zulässig. Bei Neubauten wird allerdings in der Regel Laufställen der Vorzug gegeben.
Wie schon in einem, im Februar vorgelegten Gutachten zur Käfighaltung von Legehennen, empfiehlt ein weiteres Gutachten ebenfalls ein grundsätzliches Verbot der Käfighaltung bei Enten, Gänsen und Wachteln. Die EU-Agentur hat dabei eigenen Angaben zufolge eine Reihe von Gefahren ermittelt, die sich negativ auf das Wohlergehen der Vögel auswirken. Weiterhin fordern die Gutachter bei Wasservögeln den Zugang zu offenem Wasser zum Baden oder zumindest zum Eintauchen des Kopfes. Das aktuelle Gutachten wurde im Rahmen der EU-Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ zur Überarbeitung der Tierschutzvorschriften erstellt. Ein Legislativvorschlag der Europäischen Kommission wird voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2023 vorgelegt.
EFSA
Vetion-Fokusthema: Tierschutz geht uns alle an
Private Hochschule bietet Zahnmedizin-Studium in Brandenburg an
Der Mangel an Fachkräften ist weltweit branchenübergreifend ein wachsendes Problem, so auch in den medizinischen Berufen. Vor allem auf dem Land fehlt es an Ärzten, Zahnärzten und Tiermedizinern. Um einem Versorgungsengpass entgegen zu wirken, hat die Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB) nun den ersten staatlich anerkannten Zahnmedizin-Studiengang im Land Brandenburg verwirklicht. An dieser privaten Hochschule können pro Semester 48 Studierende theoretisch sowie vor allem praxisnah ausgebildet werden. Das Studium ist modular aufgebaut und von Beginn an stark an der Praxis und den Patient:innen orientiert. Schon in den ersten Studienabschnitt sind vier Praxiselemente integriert. Ab Semester 7 verlagert sich der Schwerpunkt der Ausbildung dann neben weiterführenden theoretischen Vertiefungen vor allem auf die praktische Ausbildung der angehenden Zahnmediziner:innen in der MHB-Zahnklinik. So sollen die Absolvent:innen direkt nach ihrem Examen fit für die Arbeit in einer Zahnarztpraxis sein. Studienstart ist jeweils zum Sommersemester.
Die Auswahl der Zahnmedizinstudierenden findet dabei anders als an staatlichen Universitäten nicht nach einem notenbasierten numerus clausus statt, sondern nach Persönlichkeit, Motivation und relevanter beruflicher Vorerfahrung. Da die MHB zwar staatlich anerkannt ist, überwiegend aber nicht staatlich finanziert wird, werden zur kostendeckenden Finanzierung Studiengebühren in Höhe von rund 132.000 Euro erhoben. Es wird wie bereits in der Medizin und Psychotherapie auch für die Zahnmedizin attraktive Finanzierungsangebote geben, die das Stuium an der MHB ermöglichen. Da es bereits jetzt einen großen Bedarf an Tierärzt:innen in Deutschland gibt, der aller Voraussicht nach wachsen wird, hat die Branchen-Initiative tierarztmangel.de mit dem „Wörlitzer Memorandum“ 14 Forderungen bzw. Lösungsvorschläge zum Abbau des Tierarztmangels aufgestellt.
MHB
Tierarztmangel.de
Legaler Wildtierhandel meist nicht nachhaltig
Neben der Bekämpfung des illegalen Wildtierhandels muss auch die Überwachung des legalen Handels mit Wildtieren dringend überarbeitet werden. Besonders bedenklich ist, dass die Nachhaltigkeit in den meisten Fällen nicht geprüft wird. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor, die Forschende der International Union for Conservation of Nature (IUCN) Kommission gerade veröffentlicht haben. Darin haben die Wissenschaftler:innen sowohl die bestehenden Instrumente und Schutzmaßnahmen als auch die derzeitigen rechtlichen Rahmenbedingungen systematisch analysiert. Sie kamen dabei zu dem Schluss, dass der derzeitige legale Handel nicht durch strenge Nachweise für die Nachhaltigkeit zahlreicher Arten gestützt wird.
Als besonders bedenklich bezeichnen die Forschenden den Mangel an Daten über das Exportvolumen von Wildtieren, Wildtierpopulationen und der evidenzbasierten Folgenabschätzungen des Handels. „Die Ausbeutung von Wildtieren stellt eine der größten Bedrohungen für das Überleben der Arten dar. Allzu oft wird jedoch legaler Handel automatisch mit nachhaltigem Handel gleichgesetzt, obwohl es an Beweisen fehlt, die bestätigen, dass dies tatsächlich der Fall ist. Unsere Untersuchung wirft ein grelles Licht auf den systematischen Mangel an regulatorischen Schutzmaßnahmen, die dringend erforderlich sind, um sicherzustellen, dass der legale Handel nicht zu einem Rückgang der Wildtierpopulationen führt“, erklärt Dr. Alice Hughes, leitende Wissenschaftlerin und außerordentliche Professorin an der Universität von Hongkong.
Um den legalen Wildtierhandel besser zu kontrollieren und eine echte Bewertung der nachhaltigen Nutzung zu ermöglichen, fordern die Expert:innen eine rigorose Datenerfassung und -analyse von Populationen sowie die Verknüpfung von Handelsquoten mit IUCN- und internationalen Vereinbarungen und verbesserte Datenbanken und Einhaltung von Handelsbestimmungen. „Wir gehen davon aus, dass weitere Untersuchungen zeigen werden, dass weitaus mehr Wildtierarten in nicht nachhaltigem Umfang ausgebeutet werden“, resümiert Mit-Autor Dr. Mark Auliya vom Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels in Bonn, die zusammengetragenen Ergebnisse. Nur mit einer weitreichenden Überwachung könnten Populationsrückgänge sowie ein Aussterben von Arten verhindert werden.
LIB
TAMG: bitte Petition unterschreiben!
Am 1. Januar 2023 ist “das Gesetz zur Änderung des Tierarzneimittelgesetzes zur Erhebung von Daten über antibiotisch wirksame Arzneimittel und zur Änderung weiterer Vorschriften” in Kraft getreten. Auch wenn die Tierärzteschaft in Deutschland den verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika befürwortet, fordert sie mit einer Petition am Deutschen Bundestag, die Rücknahme der Vorgaben, die der EU-Verordnung zugrunde liegen, als auch der weit darüber hinausgehenden bürokratischen Umsetzungen. Mit dem 3-Stufen-Plan sei die tierärztliche Versorgung aller Rinder, Schweine, Hühner und Puten, begründen die Tierärzt:innen ihre Forderung. Diese lehnen die zusätzlichen Regelungen, die nur für Deutschland gelten und weit über die EU-Verordnung hinausgehen, vehement ab.
Eine Rückführung der Gesetzgebung könnte die massiven bürokratischen Konsequenzen für die Tierärzteschaft mindern und zudem die tierärztliche Einflussnahme auf das Tierwohl erhalten. Das neue TAMG sieht eine weitere Reduktion von antibiotischen Behandlungen vor, was bedeutet, dass die Therapie bakterieller Infektionen weiter erschwert oder gar unmöglich macht. Dies steht der Tiergesundheit, dem Tierwohl und dem Tierschutz entgegen. Die Tierärzt:innen fordern daher die Etablierung einer nationalen Tiergesundheitsdatenbank, die zur Analyse genutzt werden kann. Allein damit ließe sich ein nachhaltiger Effekt für die Gesundheitssituation in den landwirtschaftlichen Betrieben erreichen. Die Petition kann noch bis zum 23. Mai 2023 unterzeichnet werden. Machen Sie mit!
Postcast zu den Gründen der Petition
Deutscher Bundestag
Podcast zum TAMG
Sachsen-Anhalt bereitet sich mit Spürhunden auf ASP vor
Seit dem ersten Nachweis der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Deutschland im September 2020 wurde das Virus bei mehr als 5.000 Wild- und Hausschweinen festgestellt. Auch wenn die Seuche in Sachsen-Anhalt bislang noch nicht nachgewiesen wurde, bereitet sich das Land intensiv auf einen Eintrag der ASP vor. Bislang wurden neun Spürhunde ausgebildet, die jederzeit zum Einsatz kommen können.
Fünf weitere Kadaverspürhunde sollen in der nächsten Zeit folgen, wie Landwirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) mitteilt. Die ausgebildeten Hunde können Wildschweinkadaver mit ihrer feinen Spürnase systematisch aufspüren und zeigen dann ihren Fund durch lautes Bellen an. Ende April 2022 hatte die Belgische Schäferhündin Lili als erster Spürhund Sachsen-Anhalts ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Wichtig sei, schnellstmöglich tote Tiere zu finden, wenn diese erkrankt seien, so der Minister.
Topagrar
Vetion Fokusthema: Afrikanische Schweinepest (ASP)
Fleischersatzprodukte weiter auf dem Vormarsch
Der Fleischkonsum in Deutschland ist weiterhin spürbar rückläufig. Ein Grund für den sinkenden Verzehr ist die wachsende Vielfalt an Fleischersatzprodukten. Der Markt erlebt seit mehreren Jahren mit pflanzlichen Alternativen einen regelrechten Boom. Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) wurden hierzulande im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2019 rund 70 Prozent mehr Fleischersatzprodukte hergestellt. Inzwischen hat die Zahl der Erzeugerfirmen die 50er Marke überschritten. Auch die Herstellung von Lebensmitteln aus Zellkulturen befindet sich auf Wachstumskurs. Immer mehr Forschungseinrichtungen arbeiten an der Entwicklung von In-vitro-Fleisch sowie aus Mikroorganismen gewonnenen Milchproteinen. Die britische Regierung hat jüngst dem Unternehmen „Cellular Agriculture Manufacturing Hub“ (CARMA) eine finanzielle Förderung über knapp 13,7 Millionen Euro für ein sieben Jahre dauerndes Projekt zugesichert, das helfen soll, “Laborfleisch” in großem Maßstab herzustellen, die Produktionskosten zu senken und diese Lebensmittel für alle verfügbar zu machen. Zudem wollen sich die Forscher mit der Entwicklung von Lebensmitteln wie nachhaltigem Palmöl durch Präzisionsfermentation befassen.
Für die Sicherheit dieser aus Zellkulturen gewonnenen Lebensmitteln ist die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA zuständig. Bei der künftigen Bewertung wird die Behörde auch mit Herstellern und der Gesellschaft im Allgemeinen zusammenarbeiten. „Wir sind zuversichtlich, dass die von unseren Experten erstellten Leitlinien für neuartige Lebensmittel zusammen mit den anderen einschlägigen sektorübergreifenden Leitlinien der EFSA für diesen Zweck geeignet sind. Tatsächlich haben wir in den letzten Jahren über hundert Anträge für eine Vielzahl neuartiger Lebensmittel anhand dieser Leitlinien bewertet. Dennoch überprüfen wir sie regelmäßig, um sicherzustellen, dass sie in Bezug auf die Fortschritte in Wissenschaft und Technologie stets auf dem neuesten Stand sind“, erklärt Wolfgang Gelbmann, leitender wissenschaftlicher Referent bei der EFSA im Bereich neuartige Lebensmittel. Laut Aussagen der EU-Kommission könne die Zellkulturtechnologie einen potenziellen Beitrag zum Erreichen der Ziele der EU-Strategie „vom Hof auf den Tisch“ für faire, sichere, gesunde und ökologisch nachhaltige Lebensmittelsysteme leisten. Letztendlich werden aber die Verbraucher:innen entscheiden, in welche Richtung sich dieser Markt entwickeln wird.
Destatis
Schweizerbauer
EFSA
Vetion Fokusthema: Fleischlos glücklich
Verbesserungen bei Heim- und Wildtierhaltung dringend notwendig
Bereits im Dezember 2021 ist eine Novelle des österreichischen Tierschutzgesetzes angekündigt worden. Außer einer Adaptierung der Gesetzestexte hinsichtlich landwirtschaftlich genutzter Tiere ist seitdem nicht viel passiert. Doch besonders im Heim- und Wildtierbereich sehen Tierschutzorganisationen und -vereine einen dringenden Handlungsbedarf. „Das politische Tauziehen darf nicht auf dem Rücken der Tiere passieren. Eineinhalb Jahre nach dem Entschließungsantrag des Nationalrats ist noch immer nichts passiert, dabei sind die Änderungen überfällig: Qualzucht ist gang und gäbe, die laxen Zuchtbestimmungen befeuern den illegalen Welpenhandel, und viel zu viele Wildtiere gelangen in private Haushalte, was nicht nur für die Halter:innen selbst, sondern auch für die Öffentlichkeit gefährlich werden kann. Wir fordern die rasche Umsetzung der politischen Versprechen“, erklärt VIER PFOTEN Kampagnenleiterin Veronika Weissenböck.
Ein erster Entwurf des Sozialministeriums hat für massive Kritik von Seiten des Zoofachhandels gesorgt. Das wollen die Tierschützer:innen nicht gelten lassen und haben ihre Forderungen nach einer Gesetzesnovellierung bekräftigt. „Fast 20 Jahre nach Beschluss des Bundes-Tierschutzgesetzes muss dem deutlich gestiegenen Tierschutz-Bewusstsein endlich Rechnung getragen werden. Immer neue und schreckliche Skandal-Bilder von gequälten oder vernachlässigten Tieren sind keine ‚Einzelfälle‘. Materielle Verbesserungen wie strengste Verbote von Qualzuchten oder die lückenlose Erfassung aller ‚Zuchten‘ sind nötig und wichtig, doch wenn die Aufdeckung von Missständen weiter fast ausschließlich durch private Tierschutzvereine oder mutige Einzelpersonen geschieht, dann reichen Novellierungen an der Oberfläche schon lange nicht mehr“, kritisiert Madeleine Petrovic, Präsidentin von Tierschutz Austria.
Um Qualzuchten geht es auch in der Online-Seminarreihe „Tierärztliche Gesundheitsbescheinigung für Hunde“ auf Myvetlearn.de. Die Referenten gehen in den sieben Kursen auf häufige Qualzucht- bzw. Defektzuchtmerkmale bei Hunden ein. Am 31. Mai können sich Amtstierärzt:innen und kurativ tätige Kolleg:innen mit dem Kurs 4 zum Thema cranio-mandibuläre Osteopathie, Hydrocephalus sowie Epilepsie und Taubheit online fortbilden.
VGT
Online-Fortbildung Gesundheitsbescheinigung für Hunde auf Myvetlearn.de
Deutschland hat erste Bundestierschutzbeauftragte
Die Ampel-Regierung hat eine weitere Vereinbarung des Koalitionsvertrags umgesetzt und Deutschlands erste Bundestierschutzbeauftragte berufen. Es ist Ariane Désirée Kari, Fachtierärztin für Tierschutz und seit 2016 stellvertretende Landestierschutzbeauftragte in Baden-Württemberg. Sie wird das neue Amt am 12. Juni 2023 antreten. Nach der Approbation als Tierärztin im Jahr 2012 qualifizierte sich Kari 2015 im Rahmen einer Weiterbildung zur Amtstierärztin und erwarb 2019 die tierärztliche Zusatzbezeichnung Tierschutz. Sie konnte sich zudem zur Fachtierärztin für Öffentliches Veterinärwesen und Tierschutz weiterbilden. „In der Arbeit als Beauftragte der Bundesregierung für Tierschutz sehe ich eine große Chance, den Tierschutz voranzubringen. Ich freue mich sehr darauf, Tieren auf Bundesebene eine Stimme zu geben und sie zum Beispiel in Gesetzgebungsverfahren zu vertreten“, erklärte Kari.
Sie will „immer wieder den Fokus auf Missstände im Umgang mit Tieren richten, damit diese von den zuständigen Stellen behoben werden“. Auch Özdemir zeigte sich im Anschluss an die Bekanntgabe der ersten Bundestierschutzbeauftragten überzeugt, dass Kari mit ihrer Arbeit wichtige Impulse setzen und den gesamtgesellschaftlichen Diskurs und Dialog im Bereich des Tierschutzes mit fachlicher Expertise begleiten und fördern wird. Mit der Schaffung des Amtes auf Bundesebene will er den Tierschutz in Deutschland strukturell und institutionell weiter stärken. Nach Angaben des BMEL soll die Bundestierschutzbeauftragte politisch und fachlich unabhängig arbeiten.
BMEL
Australien setzt auf mRNA-Impfstoffe gegen Rinderkrankheiten
Um für die drohende Gefahr von Tierseuchenausbrüchen gewappnet zu sein, sollen in Australien mRNA-Impfstoffe gegen Rinderkrankheiten schnell getestet und bei Bedarf in Massenproduktion hergestellt werden. In Kooperation mit den Landwirtschaftsministerien der Bundesstaaten New South Wales und Queensland und dem Australian Centre for Disease Preparedness (CSIRO) wird das amerikanische Biotechnologieunternehmen Tiba Biotech zunächst Vakzine zum Schutz vor der Lumpy Skin Disease (LSD) erproben. Die Entwicklung von mRNA-Impfstoffen gegen die beiden Hauptstämme der Maul- und Klauenseuche (MKS) sowie des exotischen Rinderpestvirus sollen später in einem erweiterten Projekt folgen. Der Branchenverband Meat and Livestock Australia (MLA) finanziert das übergreifende Fünfjahresprogramm, um wirtschaftliche, soziale und tierschutzrechtliche Auswirkungen im Falle einer Einschleppung der Seuche in australische Rinderbestände zu vermeiden.
„Impfstofftechnologien der nächsten Generation auf mRNA-Basis können einen bahnbrechenden Ansatz für die Vorbereitung auf Notfallerkrankungen bieten“, erläuterte MLA-Projektmanager Michael Laurence. Noch gibt es in Australien keine Zulassung für LSD-Impfstoffe. MLA hofft jedoch auf eine schnelle Zulassung. „Das LSD-Impfstoffkonstrukt wird jetzt an Tieren auf seine Wirksamkeit getestet. Bis Ende dieses Jahres werden wir wissen, ob dieser Impfstoff bei Wiederkäuern wirken wird“, so Laurence. Die Vakzine der neuen Generation ermöglichten in Labortests zudem, die Immunantwort in geimpften Tieren von einer natürlichen Infektion zu unterscheiden. „Der Erfolg dieses Projekts könnte in weniger als zwei Jahren einen Pilotimpfstoff liefern, der für den Einsatz in Australien geeignet ist“, erklärt der Projektmanager.
MLA
Proplanta
Umsetzung des Tierarzneimittelgesetzes im Fokus des BfT
Um sowohl Tiere als auch die Umwelt und das Klima zu schützen, ist eine gute Tiergesundheit essentiell. Um diese zu erhalten und auch Krankheiten vorzubeugen, befasst sich der Bundesverband für Tiergesundheit (BfT) fokussiert mit der sachgerechten Umsetzung der überarbeiteten europäischen Tierarzneimittelgesetzgebung sowie dem nationalen Tierarzneimittelgesetz. „Der Verband hat in 2022 zusammen mit dem Bundesverband der praktizierenden Tierärzte (bpt) und dem Bundesverband Rind und Schwein (BRS) durch eine Initiative zur Impfmotivation im Kleintierbereich und die Plattform “Gesundes Kalb | Gesunde Kuh” Akzente gesetzt und deutlich gemacht, in welchem Rahmen Tierarzneimittel eingesetzt werden“, berichtet Dr. Sabine Schüller, Geschäftsführerin des BfT. Hinzu kommt auch das Problem der zunehmenden antimikrobiellen Resistenzen, deren Kontrolle von Seiten der Politik in Form von geplanten Anwendungsbeschränkungen und einer pauschalen Minimierung vorangetrieben wird. Der BfT stellt dagegen die gezielte, fachgerechte Anwendung von Antibiotika und die Verbesserung der Tiergesundheit durch die Förderung eines umfassenden Tiergesundheitsmanagements in den Vordergrund. Die Minimierung von Antibiotika bei Nutztieren ist auch das Ziel von VetMAB, dem Online-Fortbildungsportal für Tierärzt:innen und Landwirt:innen. In verschiedenen E-Learning-Modulen geben anerkannte Referenten bewährte Management-Tipps, die sich einfach in den Stallalltag mit Rind, Schwein und Geflügel integrieren lassen. So gibt es gesündere Tiere und damit weniger Antibiotikaeinsatz.
BfT
VetMAB
Erneut Verbot von PMSG gefordert
Zur Zyklussteuerung wird Schweinen in der industriellen Tierhaltung häufig das Trächtigkeitshormon PMSG (eCG) verabreicht. Dieses Hormon wird dazu aus dem Blut trächtiger Stuten gewonnen. Zahlreiche Tierschutz- und Umweltorganisationen, unter ihnen der World Wide Fund for Nature (WWF), fordern ein Verbot für die sogenannten Blutfarmen. „PMSG wird als Tierarzneimittel deklariert und ohne wirklichen medizinischen Behandlungsgrund in der industriellen Tierproduktion eingesetzt. Es dient rein wirtschaftlichen Interessen. In Deutschland wird das Hormon in bis zu 30 % der Schweinezuchtbetriebe eingesetzt“, erklären die Tierschützer.
Scharfe Kritik erntet das isländische Pharmaunternehmens Isteka für seine Behauptung, PMSG habe einen positiven Effekt auf Klima-, Arten- und Tierschutz. Nach Informationen der Tierschutzverbände bezieht das Unternehmen rund 120 Tonnen Blut von 90 Blutfarmen mit knapp 4.800 Islandstuten. „Die Anwendung des Hormons bietet auf globaler Ebene außerordentlich große Vorteile für die Umwelt, fördert darüber hinaus im wahrsten Sinne des Wortes das Tierwohl und die Entwicklung der Tiere, bei denen es zum Einsatz kommt“, erklärt Isteka Kommunikationsleiter, Kristinn Hugason.
Dagegen sprechen jedoch neben dem systematischen Quälen der Stuten auf den Blutfarmen, auch die stark gesteigerte Fruchtbarkeitsleistung der Sauen, so die Verbände. „Etwa ein Drittel der Sauen in Deutschland wird aufgrund von zumeist managementbedingten Reproduktionsstörungen frühzeitig geschlachtet oder getötet. Somit stellen Fortpflanzungsprobleme die häufigste Abgangsursache von Sauen in Deutschland dar. Der Einsatz von Hormonen wie PMSG trägt zu großen Teilen dazu bei“, betont Esther Müller vom Deutschen Tierschutzbund. Zudem sei es unseriös, dem Einsatz von PMSG eine positive Umweltwirkung zuzurechnen, so Matthias Meißner, Abteilungsleiter Biodiversität beim BUND. „Die ökologische Landwirtschaft und NEULAND zeigen, dass der Einsatz von PMSG nicht benötigt wird, und auch in der konventionellen Sauenhaltung gibt es Betriebe, die auf den Einsatz von PMSG bewusst verzichten“, sagt Meißner abschließend.
WWF
Bislang kein Preisabzug für PRRS-Schweine in Dänemark
Zur Bekämpfung des Porzinen Reproduktiven und Respiratorischen Syndrom (PRRS) bei Schweinen hat Dänemark finanzielle Anreize für Mäster geschaffen. Nur für Schlachtschweine mit negativem PRRS-Status soll der reguläre Tagespreis gezahlt werden. Mäster mit positivem Status müssen hingegen mit einem Preisabzug rechnen. Mit diesem landesweit angelegten Sanierungsprogramm sollen bis zum Jahr 2025 85 % der Sauen und 75 % der Mastschweine PRRS-frei sein. Geplant ist eine Erhöhung des sogenannten Malus innerhalb der nächsten Jahre. Noch ist die Umsetzung des Malus Ermessenssache der Schlachthöfe. Diese haben den Preisabzug, der seit Juli 2022 gilt, jedoch noch nicht umgesetzt, was mit der aktuell schlechten Auslastung im Zusammenhang stehen dürfte. Der dänische Dachverband für Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion (LuF) geht aber davon aus, dass die Fleischindustrie noch in diesem Jahr mit den Preisabzügen starten wird.
SUS
Brandschutz in den Ställen soll verbessert werden
Jedes Jahr kommen Zehntausende Tiere bei Bränden in deutschen Ställen ums Leben. Allein im Jahr 2021 wurden mehr als 2.300 Brände in der Landwirtschaft erfasst, durch die mehr als 150.000 Tiere starben. Ein Hauptproblem ist der fehlende oder nicht ausreichende Brandschutz in landwirtschaftlichen Tierhaltungsbetrieben. Besonders gefährdet sind große Haltungsbetriebe. Auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) bekannt gegeben, dass der Brandschutz in Nutztierbetrieben verbessert werden soll. Geplant sei die Aufnahme entsprechender Regelungen in die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV). So soll künftig eine Musterbauordnung als Vorlage für die Landesbauordnungen der Länder dienen, die für das Bauordnungsrecht zuständig sind. Dazu soll unter anderem die Ermächtigungsnorm im Tierschutzgesetz herangezogen werden. Mit den Regelungen soll eine schnellere Brandbekämpfung erreicht werden, damit im Akutfall auch mehr Tiere gerettet werden können.
Deutscher Bundestag
Agrarheute
1,5 Milliarden Euro für Abbau von Nutztierhaltungen
Zur Verringerung der Stickstoffemissionen sollen die Nutztierbestände in den Niederlanden in besonders belasteten Gebieten abgebaut werden. Um die aussteigenden Landwirt:innen finanziell zu entlasten, wurden nun zwei umfangreiche Beihilfepakete in Höhe von knapp 1,5 Mrd. Euro seitens der Europäischen Union (EU) genehmigt. Ziel ist die dauerhafte Schließung von bis zu 3.000 tierhaltenden Betriebe in Natura-2000-Gebieten. Die Tierhalter:innen verpflichten sich mit dem Programm, die Nutztierhaltung dauerhaft und unwiderruflich aufzugeben. Das gilt auch für andere EU-Mitgliedstaaten. Bis zum 27. Februar 2028 können Landwirt:innen, die die Bedingungen erfüllen, an dem Ausstiegsprogramm teilnehmen. Die Verpflichtung, keine tierische Erzeugung zu betreiben, ist auch für jeden künftigen Käufer oder Nutzer der betreffenden Flächen bindend.
Agrarheute
Russland strebt nach größerer Unabhängigkeit bei Tierarzneimitteln
Anders als bei Gas besteht eine sehr hohe Abhängigkeit Russlands bei ausländischen Arzneimitteln. Je nach Produkt betrage die Abhängigkeit der russischen Schweineindustrie von ausländischen Medikamenten und Impfstoffen zwischen 50 und 90 Prozent, wie der russische Verband der Schweinefleischproduzenten schätzt. 70 bis 80 Mio. Dosen Schweineimpfstoffe wurden in den vergangenen Jahren nach Russland importiert. Nun appelliert die russische Veterinärbehörde Rosselhoznadzor an die Schweinehalter:innen im Land, auf den Einsatz von westlichen Impfstoffen und Tierarzneimitteln zu verzichten. Grund seien die Pharmaunternehmen, die Russland sabotieren und unter Druck setzen, indem sie eine bewusste Verknappung herbeiführen, so die Behörde. Russland hat inzwischen seine Produktion von Tierarzneimitteln verstärkt. So wurden in 2022 insgesamt 12,74 Mrd. Dosen Lebendimpfstoff für die Landwirtschaft hergestellt, was einem Wachstum gegenüber des Vorjahres um 90 Prozent gleichkommt, heißt es von Seiten der Veterinärbehörde.
Agrarheute
Milchmarkt steuert auf nächste Krise zu
Der Preisrückgang bei Milch geht weiter. Nachdem die Milchpreise im März 2023 bereits stark gesunken waren, ist auch im April der Rohstoffwert der Milch weiter gefallen. „Der Milchmarkt ist gekippt, die Zeichen stehen auf Sturm,“ sagt der Vorstand der MEG Milch Board Albert Pröpster. „Nachdem einige Molkereien die Auszahlungspreise drastisch gesenkt haben und andere ihrem Beispiel gefolgt sind, steuert der Milchmarkt auf die nächste Krise zu.“ Besonders die Preise für die sogenannte Spotmilch, die unter den Molkereien gehandelt wird, haben das niedrigste Niveau seit 2016 erreicht, wie das ife-Institut in Kiel mitteilte. Die kräftig gewachsene Milchmenge sei der Hauptgrund für den drastischen Preisrückgang, so die Einschätzung der MEG Milch. Gleichzeitig sei auch die Nachfrage gesunken. „Dass der Milchpreis sinken wird, war abzusehen angesichts der Zeichen auf dem Weltmarkt, in den etwa 50 Prozent unserer Milchprodukte fließen. Das Ausmaß und die Geschwindigkeit haben aber sowohl Molkereien als auch Milcherzeuger überrascht“, sagt Manfred Tannen. Der Landvolk-Vizepräsident rechnet auch für Mai 2023 mit weiter sinkenden Auszahlungspreisen für die Milchbauern. Bisher ließen sich zumindest noch die laufenden Kosten auf den meisten Höfen noch decken, was nun aber bedeutend schwieriger werden dürfte, da sich die Preise für Futter, Energie und Arbeitskraft weiterhin auf einem sehr hohen Niveau befinden.
Agrarheute
MEG
Landvolk Niedersachsen
ZDG kritisiert Pläne zum Umbau der Putenhaltung
Mittels eines offenen Briefes und einer Anzeigenkampagne fordert der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Bündnis 90 / Die Grünen) auf, von den von ihm geplanten gesetzlichen Standards in der Putenhaltung Abstand zu nehmen. „Das Eckpunkte-Papier der Bundesregierung entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage. Sie gefährdet damit den Fortbestand der heimischen, verantwortungsvollen Putenhaltung und die Tierwohl-Fortschritte unserer Betriebe“, sagt Bettina Gräfin von Spee, Vorsitzende des Verbandes Deutscher Putenerzeuger (VDP). Der Branchenverband befürchtet, dass statt hochwertiger Lebensmittel minderwertige Importe den Fortbestand einer ganzen Branche gefährden könnte. Besonders kritisiert werden die Pläne hinsichtlich der vorgesehenen Besatzdichten in den Putenställen, die gegenüber den bewährten freiwilligen Haltungsstandards der Branche nochmals drastisch reduziert werden sollen. Der ZDG mahnt, dass EU-weite Standards dringend durchgesetzt werden müssten, was nicht zuletzt dem Willen der Bevölkerung entspräche. Laut einer repräsentativen Umfrage bevorzugten mehr als 80 Prozent der Deutschen einheitliche Tierwohl-Standards in der EU.
ZDG
Kein Einfuhrverbot von Stopfleber in die Schweiz
Foie Gras, hierzulande auch als Stopfleber bekannt, gilt als Delikatesse. LiebhaberInnen sind bereit, viel Geld für den Konsum der Fettleber von Enten und Gänsen auszugeben. Jährlich werden ca. 1,2 Milliarden Dollar umgesetzt, wobei Frankreich mit 75 Prozent der weltweiten Produktion als das Heimatland der Stopfleber gilt. Dort wurde Foie Gras sogar zum nationalen und gastronomischen Kulturerbe erklärt. Dies ist sehr umstritten, da für die Herstellung der Foie Gras jährlich Millionen Enten- oder Gänse über Wochen leiden müssen. „Für die Produktion von Stopfleber werden junge männliche Gänse und Enten mehrmals täglich mit Metallrohren und Futter gestopft, bis ihre Leber krankhaft bis auf das zehnfache ihrer normalen Größe anschwillt, und manchmal auch zerreißt”, erklärt Martin Haab (ZH). Aus Tierschutzgründen hatte der SVP-Nationalrat mit einer sogenannten Motion ein Importverbot für tierquälerisch erzeugte Stopfleber gefordert. Die gequälten Tiere würden Flügelbrüche, schmerzhafte Wunden und oft durchlöcherte Hälse erleiden. In den meisten Ländern ist die Produktion der Stopfleber zwar verboten, Import und Verkauf sind jedoch erlaubt. Trotz vieler Proteste soll aber auch in der Schweiz die Einfuhr nicht verboten werden. Nach Plänen der Schweizer Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Ständerates (WBK-S) soll stattdessen eine Deklarationspflicht eingeführt werden. Der Bundesrat lehnt die Motion ab, da Importverbote gemäß dem internationalen Handelsrecht insbesondere keine willkürliche und ungerechtfertigte Diskriminierung bewirken oder eine versteckte protektionistische Zielsetzung aufweisen dürften. Bei einer Anfechtung müsse die Schweiz beweisen, dass die Voraussetzungen für ein Verbot erfüllt seien. Die Kommissionsmehrheit bevorzugt deshalb eine Kennzeichnung.
Schweizerbauer