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Antibiotikaminimierung geht mit Tiergesundheit und -ernährung einher

Antibiotikaresistenzen nehmen weiter zu und gefährden die Gesundheit von Menschen und Tieren. In ihrem neuen Forschungsprojekt erforscht Julia Steinhoff-Wagner, Professorin für Tierernährung und Metabolismus an der Technischen Universität München (TUM), wie der Einsatz von Antibiotika bei Geflügel reduziert werden kann, ohne das Tierwohl zu beeinflussen. Gemäß Berechnungen des 2014 eingeführten staatlichen Monitorings würden zwar schon weitaus weniger Antibiotika in den Mastgeflügelbetrieben eingesetzt, jedoch seien diese Mengen im Vergleich zu anderen Nutztierarten immer noch auf einem zu hohen Niveau. Wichtig sei, die Mengen weiter zu reduzieren, erklärt Steinhoff-Wagner in einem Interview.

In ihrem Projekt widmet sich die Wissenschaftlerin dem Zusammenhang zwischen Antibiotikaminimierung, Tiergesundheit und Resistenzverschleppung in der Geflügelhaltung. Dabei sieht sie die Reinigung und Desinfektion als wichtigste Schlüsselfaktoren zur Verhinderung einer Erregerverschleppung. Zudem sei die Tierdichte eine wichtige Komponente bei der Entwicklung von Keimen.  

Als den wichtigsten Ansatzpunkt zur Vorsorge betrachtet die Forscherin jedoch die Tiergesundheit. Sind die Tiere adäquat ernährt und leben in einer Umgebung ohne übermäßige Belastung mit krankmachenden Keimen und Stress, können sie problemlos mit geringen Keimlasten umgehen. Wenn die Tiere gar nicht erst erkranken, benötigen sie auch keine Antibiotika. Zurzeit untersucht die Münchener Professorin, welche Konzepte bei der Geflügelhaltung in der Praxis funktionieren.

Mehr Informationen und Ratschläge zur Antibiotikaminimierung im Stall bietet auch das Projekt VetMAB.de, das zahlreiche anerkannte Online-Fortbildungen für Landwirt:innen und Tierärzt:innen zu dieser Thematik anbietet.

Zudem können sich Tierärztinnen und Tierärzte unter Myvetlearn.de in Bezug auf die Antibiotikaminimierung bei Masthähnchen, Legehennen und Puten fortbilden.

TUM

Walpopulationen in europäischen Gewässern stabil

In Nord- und Ostsee sowie den angrenzenden Gewässern des europäischen Atlantiks leben 1,4 Millionen Wale, Delfine und Schweinswale. Zu diesem Ergebnis kamen internationale Forschende aus Dänemark, Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Spanien, Schweden, Portugal und dem Vereinigten Königreich nach einer umfassenden Zählung im Sommer 2022. Unter dem Namen „Small Cetaceans in European Atlantic waters and the North Sea (SCANS-IV)“ hatten die beteiligten Wissenschaftler:innen in acht Teams die Meeressäuger über einen Zeitraum von sechs Wochen mit Flugzeugen und einem Forschungsschiff das Gebiet systematisch erfasst. Dabei zählten sie in dem 1,7 Millionen Quadratkilometer großen Gebiet tausende von Walgruppen 17 verschiedener Arten.

„Die Ergebnisse der vergangenen drei Jahrzehnte haben unser Wissen zur Verteilung und Häufigkeit der unterschiedlichen Walarten in den europäischen Atlantikgewässern erheblich erweitert. Sie ermöglichen es uns, den Erhaltungszustand der Populationen zu bewerten und in Zusammenhang mit menschengemachten Stressfaktoren zu setzen. Diese groß angelegte Zeitreihe soll in den kommenden Jahrzehnten fortgesetzt werden”, erklärte Projektleiterin Dr. Anita Gilles vom Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo).

Die Ergebnisse legen dar, dass sich die Bestände von Schweinswalen und auch von Weißschnauzendelfinen sowie Zwergwalen in den vergangenen 28 Jahren nicht signifikant verändert haben. Die Zählungen belegen jedoch, dass sich die Population des Gemeinen Delfins weiter nach Norden ausgedehnt hat, wie auch die früheren SCANS-Erhebungen bereits gezeigt hatten. Die Schweinswalpopulation hingegen hat sich weiter von Nordwesten nach Süden verlagert, während sie in der westlichen Ostsee, der Beltsee und dem südlichen Kattegat weiter zurückgegangen ist. Die Daten der SCANS-Reihe sind eine wichtige Grundlage, um die Auswirkungen von Beifang und anderen zunehmenden anthropogenen Belastungen wie Offshore-Industrie, Schifffahrt und Fischerei auf Walpopulationen zu bewerten.

Unterdessen hat der dramatische Wassermangel hat im Amazonasgebiet dazu geführt, dass die bedrohten rosa Flussdelfine massenweise verenden. Allein innerhalb der vergangenen Woche seien mehr als 120 Tiere im Lago de Tefé gestorben, berichtet der WWF, der sich an einer Rettungsaktion beteiligt. „Das ist schon jetzt etwa 15 Prozent des dortigen Bestands und die Trockenzeit hat gerade erst begonnen“, berichtet Dirk Embert vom WWF Deutschland. „Wir versuchen, die Überlebenden zu retten, doch es ist ein Rennen gegen die Zeit.“ Fachleute vermuten, dass anhaltende Hitze, Trockenheit sowie Wassertemperaturen von bis zu 39 Grad die Auslöser des Massensterbens sind. Gewebeproben der Delfinkadaver sollen untersucht werden, um die genaue Ursache herauszufinden. Der WWF befürchtet jedoch, dass sich die aktuelle Situation weiter verschärft, denn auch in rund 60 weiteren Gemeinden herrsche ein dramatischer Wassermangel.

TiHo

WWF

Forscherin der FU Berlin stellt Zelltherapie für arzneimittelresistente Epilepsie vor

Weltweit sind mehr als 50 Millionen Menschen an Epilepsie erkrankt, einer der häufigsten neurologischen Erkrankungen. Bei schätzungsweise 5 Millionen Menschen wird jedes Jahr die Neudiagnose Epilepsie gestellt. Eine abnorme elektrische Aktivität im Gehirn kann wiederholt epileptische Anfälle auslösen. Das medizinische Ziel ist es, die Anzahl solcher Anfälle gering zu halten.

Ein internationales Forscherteam, unter ihnen Veterinärmedizinerin und Neurowissenschaftlerin Prof. Sonja Bröer von der Freien Universität Berlin, arbeitet im Rahmen einer Studie an einer regenerativen Zelltherapie, die bei einer arzneimittelresistenten Epilepsie zur Heilung bzw. Linderung führen könnte. Diese Therapie basiert auf Gamma-Aminobuttersäure (GABA) ausschüttenden Nervenzellen, die die übermäßigen elektrischen Entladungen in Nervenzellen des Gehirns hemmen könnten. Basierend auf den Daten aus der Studie wird die Zelltherapie inzwischen in einer laufenden klinischen Phase 1/2-Studie am Menschen getestet.

Die Neu-Berliner Veterinärmedizinerin Bröer wird erste klinische sowie präklinische Daten anlässlich des „Berlin Neuroscience Meeting“ des Einstein-Zentrums für Neurowissenschaften präsentieren.

FU Berlin

Studie Zelltherapie

Stimmforscher löst Rätsel um Katzenschnurren

Katzen können auf verschiedene Geräusche zurückgreifen, um mit Menschen und Tieren zu kommunizieren. Ein Rätsel gaben bislang die außergewöhnlichen Schnurrgeräusche der Samtpfoten auf. Gemäß älteren Theorien wird das Schnurren durch das zyklische Zusammenziehen und Entspannen von Muskeln im Kehlkopf erzeugt. Das würde jedoch einen ständigen neuronalen Input und die entsprechende Ansteuerung durch das Gehirn erfordern. Aktuellen Untersuchungen eines Forscherteams um den Stimmforscher Christian T. Herbst von der Universität Wien zufolge, verursacht ein einzigartiges “Gewebepolster” in den Stimmlippen der Katzen die Schnurrgeräusche.

In einem kontrollierten Laborexperiment konnte der Forscher darlegen, dass der Kehlkopf der Hauskatze ohne neuronalen Input oder zyklische Muskelkontraktionen beeindruckend tiefe Töne mit Schnurrfrequenzen erzeugen kann. Der beobachtete Mechanismus der Klangerzeugung ähnele stark der menschlichen “Schnarrstimme” oder dem “vocal fry”, so Herbst. „Anatomische Untersuchungen haben ergeben, dass ein einzigartiges ‚Gewebspolster‘ in den Stimmlippen der Katzen erklären könnte, wie ein so kleines Tier, das nur wenige Kilogramm wiegt, regelmäßig Töne mit diesen unglaublich niedrigen Frequenzen von 20-30 Hz erzeugen kann. Dieser Wert liegt weit unter den tiefsten Basstönen, die menschliche Stimmen hervorbringen können”, erklärt Herbst.

Die Ergebnisse der Studie stellen zwar keine völlige Falsifikation der bisherigen Theorie dar, sind aber ein klarer Hinweis darauf, dass das derzeitige Verständnis des Katzenschnurrens unvollständig ist und weitere Forschung erfordert.

Universität Wien

Immunokastration gewährleistet besseren Tier- und Umweltschutz in der Fleischproduktion

Nach dem Eintritt des Verbots der betäubungslosen Ferkelkastration Anfang 2021 haben Schweinehalter:innen die Möglichkeit der Ebermast, der chirurgischen Kastration unter Injektions- oder Inhalationsnarkose sowie der Immunokastration. Ein Großteil der männlichen Ferkel wird aktuell in Deutschland chirurgisch kastriert, da das Fleisch männlicher Schweine unter Umständen einen sehr unangenehmen Geruch entwickeln kann und schwerer zu verkaufen ist. Bei der Immunokastration wird das männliche Mastschwein geimpft, um einen möglichen Ebergeruch zu verhindern. Aufgrund der begrenzten praktischen Erfahrungen mit dem Impfstoff Improvac® in Deutschland sowie mangelnder praxisnaher Studien besteht auch nach 20 Jahren eine allgemeine Unsicherheit bei den Mäster:innen hinsichtlich der Immunokastration.

Forschende der Universitäten Göttingen und Kiel sowie des Max Rubner-Instituts in Kulmbach haben sich daher näher mit den Umweltbilanzen, Tiergesundheit, Produktqualität sowie Handelswertermittlung beider Verfahren befasst. Das Projekt „Feldstudie zur Impfung gegen Ebergeruch (FINGER)“ konnte belegen, dass die Immunkastration keine relevanten Nachteile für die Qualität der Erzeugnisse hat. Gleichzeitig seien sogar Tier- und Umweltschutz in der Fleischproduktion bei der Impfung als höher zu bewerten, so die Wissenschaftler:innen. „Wir sind stolz darauf, mit unserer Forschung einen Beitrag zur Verbesserung von Tier- und Umweltschutz zu leisten“, erklärt Prof. Dr. Daniel Mörlein aus der Fakultät für Agrarwissenschaften der Universität Göttingen. „Angesichts der Vorteile in Bezug auf den Tierschutz und die Umweltbilanz kann die Immunokastration daher als Alternative zur chirurgischen Kastration empfohlen werden“, so Agrarwissenschaftler abschließend.

Uni Göttingen

Temperaturanstieg beeinflusst Wachstum von Fledermäusen

Die durch den Klimawandel steigenden Temperaturen haben auch Auswirkungen auf Fledermäuse. So konnten Wissenschaftler:innen der Universität Greifswald in einem mehrjährigen Feldexperiment mit Bechsteinfledermäusen belegen, dass der Temperaturanstieg im Tagesquartier während der Wachstumsphase der Jungtiere zu größeren Tieren führt. Sollte sich das Klima weiter erwärmen und sich gleichzeitig der Rückgang von Insekten intensivieren, könnte das einen negativen Einfluss auf die Populationsentwicklung der Bechsteinfledermäuse haben. Frühere Studien konnten bereits belegen, dass größere Bechsteinfledermäuse eine kürzere Lebenserwartung bei einer gleichzeitig höheren Fortpflanzungsrate haben.

„Die schnellere Fortpflanzungsstrategie größerer Bechsteinfledermäuse kann nur bei jährlich günstiger Insektenverfügbarkeit funktionieren. Wenn nun die Körpergröße der Fledermäuse direkt von der Temperatur beeinflusst wird und gleichzeitig das Insektensterben anhält, könnten sich die wärmeren Sommer langfristig negativ auf die Population der Bechsteinfledermäuse auswirken, da größere Tiere ihren Nahrungsbedarf nicht mehr stillen können“, erklärt Janis Wolf, Co-Erstautor der Studie.

Uni Greifswald

Verbreitung von Viren abhängig von Artenvielfalt

In einem intakten Ökosystem gibt es aufgrund der großen Vielfalt an Tieren auch eine Vielzahl unterschiedlicher Viren. Wenn die Artenvielfalt abnimmt, besteht jedoch die Gefahr, dass sich die Viren verbreiten, die am widerstandsfähigsten sind. Das ist das Ergebnis einer Studie von Wissenschaftler:innen der Charité – Universitätsmedizin Berlin in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), die Auswirkungen der zunehmenden Abholzung von Regenwald auf Stechmücken und deren Viren untersucht hat.

Die Forschenden konnten belegen, dass sich die Zerstörung tropischer Regenwälder negativ auf die Vielfalt an Stechmückenarten auswirkt. Außerdem fanden sie heraus, dass sich in diesem Szenario die widerstandsfähigen Stechmückenarten durchsetzen, was wiederum zu einer schnelleren Verbreitung derer Viren führen kann, sofern es viele Exemplare der Art gibt. „Wenn eine Wirtsart sehr häufig ist, dann erleichtert das die Ausbreitung von Viren“, erklärt Prof. Dr. Sandra Junglen, Leiterin der Arbeitsgruppe „Ökologie und Evolution von Arboviren“ am Institut für Virologie der Charité. Unter ihrer Federführung haben die Wissenschaftler:innen Stechmücken aus einem Gebiet an der Elfenküste auf Virusinfektionen getestet.

„Dann haben wir geschaut, wie sich in den unterschiedlichen Landnutzungstypen die Zusammensetzung an Stechmückenarten unterscheidet, wo bestimmte Viren vorkommen und wie häufig diese sind“, erklärt Kyra Hermanns vom Institut für Virologie der Charité und Erstautorin der Veröffentlichung. „Damit konnten wir zum ersten Mal nachweisen, dass die Verbreitung der Viren nicht auf eine enge genetische Verwandtschaft zurückzuführen ist, sondern auf die Eigenschaften ihrer Wirte – also insbesondere auf jene Stechmückenarten, die gut mit veränderten Umweltbedingungen in gestörten Lebensräumen zurechtkommen“, ergänzt Junglen. Die Studie macht deutlich, wie wichtig Artenvielfalt ist, und kann helfen, neue Einblicke in die Dynamik von Infektionskrankheiten zu generieren.

Charité

MERS-Impfstoff wird an älteren Personen getestet

Forschende der Universität Oxford sind bei der Entwicklung eines Impfstoffes gegen das Middle East Respiratory Syndrome (MERS) einen entscheidenden Schritt weitergekommen. Im Rahmen einer Studie sind am 15.09.2023 die ersten Teilnehmer:innen im Alter von 50 bis 70 Jahren mit einem von der Professorin Dame Sarah Gilbert entwickelten Vakzin geimpft worden. „Vor der COVID-19-Pandemie hatten wir unseren ChAdOx1-MERS-Impfstoff bereits an jungen Erwachsenen in Großbritannien und Saudi-Arabien getestet. Diese Versuche lieferten Informationen, die für die rasche Entwicklung des COVID-19-Impfstoffs von Oxford/AstraZeneca entscheidend waren. Wir kehren nun zu der Aufgabe zurück, einen Impfstoff gegen MERS zu entwickeln und werden ihn zum ersten Mal an älteren Erwachsenen testen, also an der Altersgruppe, die am meisten Schutz vor diesem lebensbedrohlichen Virus benötigt“, erklärt Gilbert.

MERS wird durch ein Virus, das von Kamelen auf Menschen übertragen wird, ausgelöst. Das Virus stammt aus derselben Virusfamilie wie SARS-CoV-2, was für COVID-19 verantwortlich ist. Laut Informationen der Weltgesundheitsorganisation WHO hat auch MERS das Potential, eine Pandemie auszulösen. Noch gibt es weder Behandlung noch einen Impfstoff gegen die Viruserkrankung. „MERS hat eine höhere Sterblichkeitsrate als COVID-19, und wir haben noch keine wirksamen Behandlungen oder Impfstoffe dagegen. Diese Studie ist eine spannende Gelegenheit, auf unserer Partnerschaft mit Liverpool aufzubauen, die während der COVID-19-Impfstoffversuche in Oxford entstanden ist, um einen vielversprechenden Impfstoff gegen ein anderes potenziell tödliches Coronavirus zu untersuchen”, betont Professor Maheshi Ramasamy, Clinician Scientist bei der Oxford Vaccine Group und Leiter der Studie.

WHO

University of Oxford

Universität Oxford

Erstmals Zulassung für kultiviertes Fleisch in Europa beantragt

The Cultivated B (TCB), ein Tochterunternehmen der InFamily Foods Holding im nordrhein-westfälischen Versmold, hat als erstes Biotech-Unternehmen weltweit die EFSA-Zertifizierung für zellbasiertes Fleisch in Europa beantragt. „Der europäische Sektor für kultiviertes Fleisch verfügt über ein enormes Potenzial und erhebliche Wachstumschancen. In dem Maße, wie dieser Markt an Bedeutung gewinnt, ist es unser Ziel, den Zugang zu hochwertigem, nachhaltigem Fleisch für jedermann zu gewährleisten. Der Erhalt der EFSA-Zertifizierung ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung“, erklärte Dr. Hamid Noori, Geschäftsführer von TCB.

Die Zulassung wurde nach Angaben des Unternehmens für ein zellbasiertes Wurstprodukt beantragt, das den in Hot Dogs verwendeten Brühwürsten ähnelt. Hierbei handelt es sich um ein hybrides Wurstprodukt, das aus veganen Zutaten besteht, einschließlich erheblicher Mengen an kultiviertem Fleisch. Sollte das Produkt von Seiten der Europäischen Lebensmittelbehörde zugelassen werden, könnte dies die Grundlage für weitere Zertifizierungen von sogenanntem Laborfleisch sein.

Die Prüfung bei der EFSA gilt jedoch als besonders streng und aufwendig und könnte sich über viele Monate hinziehen. Neben Bedenken hinsichtlich der Lebensmittelsicherheit seitens der Konsument:innen seien die enormen Produktionsmengen, die die Lebensmittelindustrie benötigt, als größte Herausforderungen hinsichtlich zellbasiertem Fleisch zu sehen, heißt es bei TCB.

TCB

FAZ

Hochmoderner Kuhstall nachhaltiger als Weidehaltung

Expert:innen betrachten die Milchviehhaltung in einem modernen Stall als nachhaltiger und zukunftsfähiger als auf der Weide. Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler:innen aus ganz Deutschland, nachdem sie die Haltung von Kühen der vergangenen 25 Jahre in einem gemeinsamen Projekt beleuchtet haben. Nach Meinung des bundesweiten Expertengremiums stellt ein mehrhäusiger Milchviehstall offener Bauart mit integrierten Laufhöfen den optimalen Kompromiss dar. Dieser garantiere sowohl ein ganzjähriges Außenklima als auch direkte Außenklimareize für die Kühe. Das zukunftsfähige Stallkonzept bietet zudem viele Möglichkeiten zur Automatisierung, was sowohl das Tierwohl, die Umwelteinwirkungen und die Arbeitsqualität positiv beeinflussen kann.

Um die klimaschädlichen Emissionen zu verringern, wurde der Stall der Zukunft zudem flächenoptimiert als Liegeboxenlaufstall mit planbefestigten Laufgängen und Fressständen geplant. Ein begrüntes Stalldach sorgt dafür, dass der Hitzeeintrag wirkungsvoll und energiearm reduziert wird. Regenwasser kann zudem gebunden werden und auch die Gesamtklimabilanz der versiegelten Fläche verbessert sich.

Doch für einen solchen Stall, der höchstmögliches Tierwohl, Umweltschutz und Digitalisierung vereint, fielen nach Berechnungen der Wissenschaftler:innen bis zu 20.000 bis 25.000 Euro pro Kuh an Investionskosten an, die kaum zu stemmen seien, wie auch Peter Sanftleben, Direktor der Landesforschungsanstalt Mecklenburg-Vorpommern, prognostiziert. Abstriche seien demnach unvermeidbar. Nun gehe es darum, weiter im Detail zu forschen, so das Gremium.

Agrarheute

Katastrophale Kürzungen bei Nutztierwissenschaften

Das Bundesprogramm Nutztierhaltung ist zentraler Baustein der Nutztierstrategie und hat das Ziel, die Tierhaltung nachhaltig und zukunftsfähig umzubauen. Die vom Bundeministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) angekündigten Kürzungen für das Programm sorgen für massive Kritik seitens der Verbände. Bereits für das laufende Jahr sind Kürzungen geplant. Die Förderung ab 2027 soll voraussichtlich komplett eingestellt werden. Auch wenn bereits laufende Maßnahmen fortgesetzt werden können, wären zahlreiche Forschungsprojekte im Bereich der Nutztierwissenschaften und landwirtschaftlichen Tierhaltung von den Streichungen betroffen!

Als einen herben Rückschlag nicht nur für die wissenschaftlichen Einrichtungen, sondern auch für den landwirtschaftlichen Sektor, alle Tierhaltungsbetriebe und damit letztlich auch das gesamte Agribusiness bezeichnen die Verbände die Pläne des BMEL

In einem Positionspapier betont der Bundesverband Rind und Schwein e.V. gemeinsam mit weiteren Verbänden, noch einmal die Bedeutung der Forschung im Bereich Tierhaltung und fordert eine ungekürzte Forschungsförderung über das Jahr 2027 hinaus. „Die Forschung und Entwicklung in den Bereichen Tierzucht, Tiergesundheit, nachhaltige Fütterung und artgerechte Haltung sind von grundlegender Bedeutung für unsere Gesellschaft, um eine zukunftsfähige gesunde Ernährung der Bevölkerung zu sichern und die Qualität und Wettbewerbsfähigkeit unserer landwirtschaftlichen Produkte zu gewährleisten,“ erklären die Verfasser:innen des Schreibens.

Betroffene und Befürworter einer ungekürzten Forschungsförderung über das Jahr 2027 hinaus, können den Appell durch Mitzeichnung auf der Internetseite Forschung sichern, Innovation fördern öffentlich unterstützen.

BRS

Gen für ASP-Infektion identifiziert

Seit mehreren Jahren grassiert die Afrikanische Schweinepest (ASP) in zahlreichen Ländern der Welt. Mit einer aktuellen Studie konnten Wissenschaftler:innen unter der Leitung des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) und des Roslin-Instituts der Universität Edinburgh das für die Vermehrung des ASP-Virus entscheidende Gen identifizieren.

In ihren Untersuchungen zeigte sich, dass das sogenannte MHC II-Rezeptorprotein SLA-DM für eine effiziente ASPV-Infektion benötigt wird. Da es bislang an international zugelassenen Impfstoffen sowie Behandlungsmöglichkeiten mangelt, könnten die Ergebnisse der Studie die Basis für künftige Forschungsansätze bilden. Insbesondere bietet das gefundene Gen einen geeigneten Ansatz für die Entwicklung wirksamer Therapeutika gegen Infektionen mit dem ASP-Virus oder auch ASPV-resistenter Schweinerassen. Die Studie wurde in Scientific Reports veröffentlicht.

FLI

Ermittlung der Biodiversität mit Hilfe von Wattestäbchen

Mit Hilfe von Wattestäbchen-Proben von Blättern könnte die Artenvielfalt auch in schlecht zu kontrollierenden Regionen erfasst werden. Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler:innen vom Helmholtz-Institut. Das Team um Jan Gogarten und Molekularökologin Christina Lynggaard von der Universität Kopenhagen hatten in einem dichten tropischen Regenwald in Uganda mit Wattestäbchen Proben von Blättern genommen und so eine große Vielzahl von unterschiedlichen Tier-DNAs finden können. In jedem der 24 verwendeten Wattestäbchen fanden die Forscher:innen die DNA von durchschnittlich etwa acht Tierarten.

Über ihren Fund waren die Forschenden positiv überrascht. Zwar war den Wissenschaftler:innen bekannt, dass sich die Artenzusammensetzung bereits durch kleinste DNA-Mengen feststellen lässt. Doch waren aber zunächst davon ausgegangen, dass die DNA bei dem heißen und feuchten Klima im Regenwald schnell abgebaut werden würde. „Die Vielzahl der nachgewiesenen Tierarten und die hohe Nachweisquote pro Wattestäbchen zeigen, dass tierische DNA problemlos von Blättern abgetupft und anschließend analysiert werden kann“, erklärt Gogarten.

„Diese Methode könnte in größerem Maßstab als Informationsgrundlage dienen, um Biodiversität sowie ihre Verluste zu erfassen und daraus Strategien für das Wildtiermanagement abzuleiten.“ Um Krankheitsübertragungen überwachen zu können, könnte die Wattestäbchen-Methode zudem in Gebieten zum Einsatz kommen, in denen Kontakte zwischen bestimmten Wildtieren und Menschen wahrscheinlich sind.

Spektrum

Klimaerwärmung bedroht Kaiserpinguine massiv

Die globale Erderwärmung hat auch dramatische Folgen für die Populationen der Kaiserpinguine. Im Februar 2022 waren die Brutbedingungen besonders schwierig, da das Meereis zu dem Zeitpunkt erstmals auf unter zwei Millionen Quadratkilometer gesunken war. Das entspricht einer Reduzierung um ein Drittel mehr als üblich. Forschende des British Antarctic Survey (BAS) stellten nach Auswertung von Satellitenbildern fest, dass mit großer Wahrscheinlichkeit im vergangenen Jahr in vier von fünf beobachteten Kolonien keine Küken überlebt haben.

„Wir haben noch nie erlebt, dass Kaiserpinguine in einer einzigen Saison in diesem Ausmaß nicht erfolgreich brüten“, erklärt Peter Fretwell, der Hauptautor der Studie. Durch das verfrühte Schmelzen des Meereises konnten die meisetn Pinguinküken nicht überleben, da sie zu diesem Zeitpunkt noch kein wassertaugliches Federkleid besaßen. Denn die jungen Kaiserpinguine werden erst zwischen Dezember und Januar flügge und sind dann erst schwimmtauglich.

Laut Berechnungen der BAS-Wissenschaftler:innen könnte bis zum Ende des Jahrhunderts mehr als 90 Prozent der Kaiserpinguinkolonien ausgestorben sein. „Wir wissen, dass Kaiserpinguine in einem sich erwärmenden Klima sehr gefährdet sind“, erklärt Fretwell. „Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse deuten darauf hin, dass extreme Meereisverluste wie dieser häufiger und häufiger auftreten werden.“

Spektrum

BAS-Studie

Weniger Methan durch spezielle Rinderzucht

Die Haltung von Rindern, insbesondere von Milchkühen, ist verantwortlich für einen großen Teil der Treibhausgasemissionen, da bei der Verdauung der Wiederkäuer Methan erzeugt wird. In den vergangenen 20 Jahren hat sich der Umfang der Ausstöße jedoch um rund 16 Prozent verringert, wie der Bundesverband Rind und Schwein (BRS) mitteilt. Das gehe einher mit den gesunkenen Milchkuhbeständen, so der BRS. Gleichzeitig ist die Milchproduktion um fast 20 % gestiegen, was auf die verbesserte Zucht, eine bedarfsgerechte Fütterung sowie ein optimiertes Management zurückzuführen sei. Laut Destatis lag die durchschnittliche Milchleistung pro Kuh und Jahr 2021 bei etwa 8.500 kg, während es vor etwas mehr als 20 Jahren noch 6.200 kg waren.

Um den Methanausstoß langfristig zu senken, setzt Kanada auf eine spezielle Zucht. Hier sollen jetzt gezielt Rinder gezüchtet werden, die weniger Methan als üblich ausstoßen und damit zum Klimaschutz beitragen sollen. Basis der Zucht ist ein Bullensperma, das durch das Genetikunternehmen Semex und der kanadischen Milchaufzeichnungsagentur Lactanet gewonnen wird. Grundlage für die Produktion des Spermas ist eine gezielte Selektion auf das genetische Merkmal „niedriger Methanausstoß“. Damit ließe sich der Methanausstoß um jährlich rund 1,5 % verringern, wie Semex mitteilt. Bis 2050 sei eine Eindämmung des Methanausstoßes um 20 % bis 30 % möglich. Prof. Christine Baes von der Universität Guelph ist überzeugt, dass die Emissionen in den nachfolgenden Generationen immer weiter sinken könnten.

Das Vorhaben erntet aber auch Kritik. So warnt Juha Nousiainen, Senior Vice President der finnischen Molkerei Valio, vor Verdauungsproblemen bei den Tieren, die durch diese Zucht verursacht werden könnten. Methan werde von Mikroben im Kuhdarm bei der Verdauung von Ballaststoffen produziert, nicht vom Tier selbst, so Nousiainen. 

Topagrar

Proplanta

Parasitäre Würmer können Insulinresistenz reduzieren

Hakenwürmer gehören zu den häufigsten Auslösern von Wurminfektionen in den Tropen und Subtropen. Laut einer aktuellen Studie von Forschenden der James Cook Universität in Australien könnten Hakenwürmer aber auch gegen Stoffwechselerkrankungen helfen. Bei einer klinischen Studie mit 40 Personen zeigte sich bei der Mehrheit der Teilnehmer:innen nach der Infektion mit der menschlichen Hakenwurmart “Necator Americanus” eine deutliche Verringerung der Insulinresistenz. Bei den Proband:innen, die mit Placebos behandelt worden waren, stiegen die Werte hingegen an.

„Stoffwechselerkrankungen sind gekennzeichnet durch entzündliche Immunreaktionen und ein verändertes Darmmikrobiom. Frühere Studien mit Tiermodellen haben gezeigt, dass Hakenwürmer bei ihrem Wirt eine entzündungshemmende Reaktion hervorrufen, um ihr eigenes Überleben zu sichern”, erklärte Studienleiterin Doris Pierce. Bereits in früheren Studien konnte gezeigt werden, dass bestimmte Parasiten sowohl eine Immunaktivität sowie die Insulinresistenz verbessern können. „Die Ergebnisse rechtfertigen Folgestudien in größerem Maßstab, die an mehreren Testzentren in Australien und Übersee durchgeführt werden könnten”, sagt Pierces Doktorvater Paul Giacomin.

Pressetext

James Cook Universität

Neues Antibiotikum hochwirksam auch gegen Krankenhauskeime  

Ein neu entdecktes Antibiotikum zeigt sich auch gegen einige multiresistente Bakterien äußerst wirksam. Clovibactin wurde von Forschenden der Universität Bonn entschlüsselt, dessen Wirkstoff sie gemeinsam mit weiteren niederländischen und US-Wissenschaftler:innen aus einem Bodenbakterium im US-Bundesstaat North Carolina isoliert hatten.

„Das neue Antibiotikum attackiert gleichzeitig an mehreren Stellen den Aufbau der bakteriellen Zellwand, indem es essentielle Bausteine blockiert”, betont die Bonner Wissenschaftlerin Tanja Schneider. Mit Hilfe der sogenannten iCHip-Apparatur war es den Forschenden möglich, bislang als unkultivierbar geltende Bakterien im Labor zu züchten, die zu der Entwicklung des neuen Antibiotikums führten. Versuche mit Mäusen zeigten eine sehr gute Aktivität gegen viele bakterielle Krankheitserreger. Wie die Expert:innen erklärten, seien schnelle Resistenzen gegen Clovibactin unwahrscheinlich.

Das Fortbildungsportal VetMAB – Antibiotikaminierung im Stall bietet Tierärzt:innen und Landwirt:innen ein umfassendes Angebot an E-Learningkursen und stellt bewährte Management-Tipps bereit, die sich einfach in den Stallalltag mit Rind, Schwein und Geflügel integrieren lassen.  

Uni Bonn

Photodynamische Therapie bekämpft multiresistente Keime

Pro Jahr sterben weltweit rund 5 Millionen Menschen an Infektionen, die auf resistente Bakterien zurückzuführen sind. Antibiotika­resistente Erreger treten häufig dort auf, wo viele Antibiotika eingesetzt werden, wie in Kliniken oder auch in der Landwirtschaft. Multiresistente „Krankenhauskeime” nutzen Verletzungen und frische Operationswunden als Eintrittspforte oder befallen immungeschwächte Patient:innen.

Wie ein Bericht des Robert Koch-Institus (RKI) im vergangenen Jahr ergab, war Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA) in allen G7-Staaten die häufigste Todesursache durch antimikrobielle Resistenzen (AMR). Einem chinesischen Forscherteam ist es nun gelungen, eine molekulare „Singulett-Sauerstoff-Batterie“ zu entwickeln, die mit reaktivem Sauerstoff „beladen“ wird, den sie in tiefen Gewebeschichten freisetzt und zielgerichtet Methicillin-resistente Staphylokokken angreift.

Der neue Ansatz der Forschenden um Bingran Yu und Fu-Jian Xu von der Beijing University of Chemical Technology ist die photodynamische Therapie, mit der auch tiefsitzende bakterielle Infektionen bekämpft werden können, da weder Licht noch externer Sauerstoff benötigt werden. Ein an einen speziellen stickstoffhaltigen Kohlenstoff-Sechsring (Pyridon) gebundenes Peptid „erkennt“ spezifisch MRSA-Bakterien, sodass sich die molekularen Batterien in und an den Bakterien anreichern und hier kontinuierlich Singulett-Sauerstoff abgeben. Durch ein Bekämpfen der Bakterien an verschiedenen Stellen gleichzeitig wird eine Resistenzentwicklung so gut wie unmöglich gemacht.

Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

Ungereimtheiten bei Meldungen über Versuchstiere  

Institutionen, die Tiere für Versuchszwecke halten, sind verpflichtet, die zuständigen Behörden regelmäßig über die Anzahl der gehaltenen Tiere zu informieren. Darunter fallen sowohl Wirbeltiere als auch Kopffüßer.

In Tierversuchseinrichtungen in Berlin werden gemäß erfolgter Meldung mehr als 600.000 Versuchstiere gehalten, eine nach Ermessen der Vereine Ärzte gegen Tierversuche und Tierversuchsgegner Berlin-Brandenburg (TVGBB) sehr hohe Zahl. Zudem bemängeln die Vereine Ungereimtheiten bei der Erfassung der Tierkapazitäten. So wurden beispielsweise 1.800 Fische, die im Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gehalten werden können, versehentlich aus der Liste gestrichen, da sie „unter anderer Haltungserlaubnis“ geführt werden.

„Solche Fehler werfen Zweifel an der Genauigkeit der offiziellen Daten auf und erschüttern das Vertrauen in die Behörden“, so Diplom-Biologin Julia Radzwill, wissenschaftliche Referentin bei Ärzte gegen Tierversuche. Die Vereine kritisieren zudem unklare Angaben über die Anzahl von Hamstern im Max-Delbrück-Zentrum sowie die fehlenden Meldungen von Kaninchen der Firma Nuvisan. Auf Nachfragen erhielten die Vereine keine Antwort. „Die Klarheit und Transparenz der Berichterstattung sowohl bei den Institutionen als auch den Behörden müssen verbessert werden, um einen der Realität entsprechenden Überblick über die tatsächliche Anzahl und die Bedingungen der gehaltenen Tiere zu gewährleisten,“ so Christiane Neuhaus von TVGBB.

Positiv dagegen werde jedoch das neue Forschungszentrum Si-M, der Simulierte Mensch, gesehen, welcher humanbasierte Forschung in den Mittelpunkt stellt. „Es ist an der Zeit, die Forschung in Berlin weiter auf zukunftsweisende und vielversprechende Techniken zu lenken – weg von veralteten Tierexperimenten“, so die Biologin abschließend.

Auf der diesjährigen Tierschutztagung am 14. und 15. September 2023 geht es unter anderem auch um die Versuchstierhaltung. Die Tagung ist sowohl als Präsenzveranstaltung als auch als Live-Online-Seminar buchbar.

Ärzte gegen Tierversuche

Neue Methode weist Coronainfektion schneller nach

Eine neue, von Forschenden der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg entwickelte Methode, kann eine Infektion mit dem Virus SARS CoV-2 schneller und zuverlässiger nachweisen. Mit Hilfe der sogenannten MALDI-TOF-Massenspektrometrie stehe bereits nach zwei Stunden ein Ergebnis fest, so die Wissenschaftler:innen. Für das neue Verfahren könnten zudem Geräte eingesetzt werden, die ohnehin in Krankenhäusern und Laboren für den Nachweis von Bakterien- und Pilzinfektionen genutzt werden und somit sofort zur Verfügung stehen.

Ein weiterer Vorteil ist, dass verschiedene Virusvarianten nachgewiesen werden können. „In akuten Phasen wäre das Verfahren die ideale Ergänzung zur PCR, weil wir damit sehr schnell sehr viele Proben analysieren können. Durch schnelle und zuverlässige Ergebnisse lassen sich Ausbrüche womöglich besser eindämmen”, erklärt Lydia Kollhoff, Erst-Autorin der Studie. Zudem ließe sich das Nachweis-Prinzip während künftiger Pandemien relativ einfach auch auf andere Erreger übertragen. Nach einer weiteren Optimierung könnte eine Zertifizierung der Methode beantragt werden, damit es auch in der Klinik angewendet werden kann.

Uni Halle

Neuer Therapieansatz für Männer mit COVID-19

Männer sterben häufiger an oder mit einer SARS-CoV-2-Infektion als Frauen, wie zahlreiche Analysen ergeben haben. Die genauen Ursachen für die höhere Mortalität waren bislang unklar. Einem internationalen Forscherteam unter der Leitung der Virologin Gülşah Gabriel vom Leibniz-Instititut für Virologie (LIV) und der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo) hat nun in Zusammenarbeit mit weiteren Instituten und Kliniken einen möglichen neuen Therapieansatz gefunden. Die Wissenschaftler:innen konnten in ihrer Studie das Enzym Aromatase (CYP19A1) als einen wichtigen Faktor für schwere COVID-19-Verläufe bei Männern ausmachen.

Bei ihren Untersuchungen von mehr als 2.800 genetischen Daten identifizierten die Forschenden eine Mutation im CYP19A1-Gen, die im Zusammenhang mit einem höheren Hospitalisierungsrisiko bei männlichen Patienten stehen könnte. Da eine erhöhte Aktivität des CYP19A1-Gens auch in Lungenproben verstorbener männlicher COVID-19-Patienten erkennbar war, gehen die Wissenschaftler:innen davon aus, dass dieses Gen die geschlechtsspezifischen Ausprägungen der COVID-19-Erkrankung beeinflusst.

„Diese Zusammenarbeit zeigt, dass genetische Untersuchungen wichtig sind, um unser Verständnis für molekulare Ursachen von viralen Erkrankungen und ihren Behandlungen zu verbessern“, erklärt Professorin Alessandra Renieri von der Universität Siena, die die genetische COVID-19-Kohorte etabliert hat. Da diese Beobachtungen auch in präklinischen Studien im Tiermodell bestätigt wurden, könnten Aromatase-Hemmer möglicherweise eine vielversprechende therapeutische Strategie für die individuelle Behandlung männlicher COVID-19-Patienten darstellen. „Die Ergebnisse unserer collaborativen Studie könnten wichtige Hinweise für neue individualisierte Behandlungsstrategien gegen COVID-19 liefern“, betonte Gülşah Gabriel.

LIV

Weitere 15 Mio. für Helmholtz-Institut für One Health

In Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) entsteht derzeit das Helmholtz-Institut für One Health (HIOH). Im April 2022 fand die Gründungsfeier statt. Der interdisziplinäre Ansatz zur Bewältigung der gesundheitlichen Herausforderungen sei nach aktuellem Stand umfassender als ursprünglich geplant, so Mecklenburg-Vorpommerns Wissenschaftsministerin Bettina Martin am vergangenen Montag. Daher habe das Land beschlossen, die zusätzlichen Kosten in Höhe von 15 Mio. Euro komplett bereitzustellen, nachdem die Bundesregierung eine anteilige Kostenübernahme abgelehnt hat.

Mit der erweiterten Landesförderung sollen spezielle Hochsicherheitslabore mit dem Biosafety-Level 3 entstehen, da die Mehrzahl der neu auftretenden Krankheitserreger bei Menschen in der Sicherheitsstufe 3 angesiedelt sind, wie z.B. SARS-CoV-2, hochpathogene Influenzaviren, Hantaviren oder Affenpocken. Auch wird es immer öfter notwendig, Keime mit einem hohen Grad an Resistenzen gegen Pharmazeutika in BSL-3 Laboratorien zu erforschen.

„Jeder Euro, den wir in das große Zukunftsfeld der Forschung an der Schnittstelle zwischen Tier, Mensch und seiner Umwelt investieren, lohnt sich. Das HIOH zieht Spitzenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus der ganzen Welt an und knüpft in Greifswald ein Forschungsnetzwerk von hoher internationaler Bedeutung“, sagte Martin.

„Wir freuen uns sehr, dass wir mit der Unterstützung des Landes die Möglichkeit haben, ein Forschungsinstitut aufzubauen, welches zur Pandemievorsorge und -prävention beiträgt. Wir wissen, dass sich die Gesundheit von Menschen und Tieren nicht mehr isoliert betrachten lässt, sondern eng miteinander sowie der Umwelt zusammenhängt. Unsere Forschung widmet sich den grundlegenden Mechanismen der Entstehung und Übertragung von Infektionskrankheiten, welche zwischen Menschen und Tieren übertragbar sind, sowie antimikrobiellen Resistenzen”, betonte Professor Dr. Fabian Leendertz, Gründungsdirektor des Helmholtz-Instituts für One Health in Greifswald.

Auf Myvetlearn.de können sich Tierärzt:innen in zwei ATF-zertifizierten Online-Seminaren zum Thema Zoonosen fortbilden.

Regierung Mecklenburg-Vorpommern

Online-Seminare Zoonosen auf Myvetlearn.de

Metastasen stoppen und Resistenzen verhindern

Einem Team unter der Leitung des belgischen Forschers Cédric Blanpain von der Universite libre de Bruxelles (ULB) ist es gelungen, ein Medikament zu entwickeln, das Metastasen stoppen könnte und die Resistenzausbildung gegen Chemotherapien verhindert. Die Wissenschaftler:innen konnten nachweisen, dass das Präparat das Molekül Netrin-1 blockiert, das von Tumorzellen bei verschiedenen Krebsarten exprimiert wird. Netrin-1 stimuliert die sogenannte epithelial-mesenchymale Transition (EMT), die eine Schlüsselrolle bei der Bildung von Metastasen sowie der Entwicklung von Resistenzen gegen Krebsmedikamente spielt. Tests bei Patientinnen mit Gebärmutterkrebs zeigten eine Verkleinerung der Tumore bei guter Verträglichkeit. „Jetzt ist es nötig, die Wirksamkeit dieser neuen Therapie auf das Überleben von Patientinnen mit Gebärmutterkrebs zu bestimmen und die Wirksamkeit dieser neuen Kombination aus Antikörper und Chemotherapie für die Behandlung anderer Krebsarten wie Lungen- oder Brustkrebs zu bewerten”, so Blanpain abschließend.

ULB

Pressetext

Neue Professur verbindet Wildtiermanagement und Wissenschaft

Die zunehmenden Verbauungen durch den Mensch beeinflussen auch das Leben von heimischen Wildtieren. Der angestammte Lebensraum der Tiere wird immer kleiner, Mensch und Tier rücken immer näher zusammen, was zahlreiche Konflikte verursacht. Zusätzlich trägt der Klimawandel dazu bei, dass sich auch die Tierbewegungen bzw. Wanderungen verändern. Um die Lebensbedingungen für Wildtiere langfristig zu verbessern und neuartige Lösungsansätze für die Koexistenz von Menschen und (Wild)Tieren zu erarbeiten, wird die Veterinärmedizinische Universität eine neue Professur zum Wildmanagement einrichten. Die neue Tenure Track Professur für den Forschungsbereich „Movement Ecology“ ist aktuell ausgeschrieben.

„Mit der neuen Professur wollen wir unter Einbindung neuer Technologien die Bewegungsmuster unserer Wildtiere erforschen und darauf aufbauend ein regional angepasstes innovatives Wildtiermanagement etablieren. Die neue, zunächst auf vier Jahre befristete Tenure Track Professur Movement Ecology soll zudem die am FIWI bereits vorhandene Expertise zum gesellschaftlichen Umgang mit Wildtieren allgemein und dem Wolf im Speziellen unterstützen und auf Basis neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse weiterentwickeln“, erklärt Petra Winter, Rektorin der Vetmeduni. Ziel der neuen Professur ist es, einen Forschungsschwerpunkt im Bereich Bewegungsökologie, Raumnutzung und Verhalten von Wildtieren am Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie FIWI der Vetmeduni zu etablieren. Im Fokus dabei steht die Schnittstelle zwischen Agrar- und Wildwirtschaft.

Um Wildtiere in der Tierarztpraxis geht es auch in der gleichnamigen Online-Seminarreihe für TierärztInnen auf Myvetlearn.de. Für Tiermedizinische Fachangestellte bietet das Fortbildungsportal eine separate Online-Reihe zu Wildtieren an.

Vetmeduni Wien

Online-Fortbildungsreihe Wildtiere für Tierärzt:innen

Online-Fortbildungsreihe Wildtiere für TFAs

Hunde reagieren auf Erwartungsverletzungen

Hunde reagieren bei nicht erfüllten Erwartungen ähnlich wie Menschen. Das konnte nun ein Forschungsteam der VetmedUni Wien in verschiedenen Experimenten belegen. In ihrer Versuchsreihe wiesen die Wissenschaftler:innen nach, dass die Vierbeiner ihre Umgebung gezielt erkundeten, sobald sich ihre Erwartungen im Zusammenhang mit verdeckten Objekten nicht erfüllten. Enge Parallelen zeigten sich beispielsweise zu dem neugierigen Verhalten von Kindern, die beteiligte Objekte genauer untersuchen, wenn physikalische Regelmäßigkeiten nicht eingehalten wurden.

In drei verschiedenen Experimenten – zwei mit Videos eines sich über den Bildschirm bewegenden und dann verschwindenden Balls sowie eines mit einem echten Ball – konnten die Forschenden eine längere Blickdauer der Hunde bei erwartungswidrigen Ereignissen als bei konsistenten Ereignissen feststellen. „Dieses Ergebnis wurde bei den ersten beiden Experimenten durch Pupillengrößenanalysen weiter gestützt. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Hunde erwarten, dass Objekte wieder auftauchen, wenn sie nicht durch eine blickdichte Blende verdeckt werden, und dass sie die Größe der Blende im Verhältnis zum verdeckten Objekt berücksichtigen“, erklärte Studien-Erstautor Christoph Völter vom Messerli Forschungsinstitut der VetmedUni. Die in ihrer Studie verwendete Methode ist laut den Forscher:innen vielversprechend, um ähnliche Hypothesen auch bei anderen Tierarten zu testen.

„Insgesamt kommen wir zum Schluss, dass Erwartungsverletzungen auch für nichtmenschliche Tiere Lernmöglichkeiten bieten können“, so Völter abschließend.

Vetmeduni Wien

QS-Wissenschaftsfonds fördert Nutztiergesundheit  

Der QS-Wissenschaftsfonds ruft Forschende auf, sich mit ihren innovativen Ideen rund um die Themen Tierwohl und -gesundheit, Hygienemaßnahmen in der Futtermittel-, Land- und Fleischwirtschaft sowie Digitalisierung für eine Forschungsförderung zu bewerben. Neben Forschungsprojekten können auch wissenschaftliche Symposien, zielgruppenorientierte Informations- und Weiterbildungsveranstaltungen sowie Abschluss- und Doktorarbeiten gefördert werden. Der Fokus muss dabei auf den Tierarten Rind, Schwein sowie Mastgeflügel liegen. Die Bewerbungsfrist für die Forschungsförderung, die im Regelfall bei einem Betrag von 30.000 Euro liegt, endet am 15. September 2023.

Das Vetion.de-Fokusthema Forschungs- und Tierschutzpreise gibt einen aktuellen Überblick über dotierte Forschungspreise für wissenschaftliche Arbeiten sowie über dotierte Tierschutz-Preise inkl. des jeweiligen Bewerbungsschlusses.

QS

Vetion-Fokusthema: Forschungs- und Tierschutzpreise

Bedeutende Fortschritte bei Rettung des Nördlichen Breitmaulnashorns

Das aktuell wohl am stärksten vom Aussterben bedrohte Säugetier weltweit ist das Nördliche Breitmaulnashorn (NWR). Ingesamt leben nur noch zwei Tiere dieser Nashornart: Najin und Fatu, Mutter und Tochter. Das BioRescue-Forschungsprojekt, an dem auch das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) beteiligt ist, hat nun bedeutende Fortschritte hinsichtlich ihrer Reproduktion erzielt.

Da die beiden Damen selber keine Kälber austragen können, ist es den Wissenschaftler:innen mit Hilfe moderner Technologien gelungen, 29 Embryonen des Nördlichen Breitmaulnashorns zu erzeugen und in flüssigen Stickstoff einzufrieren (Cryo-Konservierung), um später in eine Leihmutter transferiert werden zu können. Die Spermien für die Befruchtung stammten zur Erhöhung der genetischen Vielfalt von zwei Bullen.

Nach der Eizellenentnahme bei Fatu wurden aus diesen im italienischen Avantea-Labor in Cremona fünf Embryonen erzeugt. Als weiteren Fortschritt konnte das Forschendenteam wilde südliche Breitmaulnashornweibchen (SWR) als zukünftige Leihmütter ausmachen, die das Zuchtprogramm unterstützen können.

Als nächstes werden BioRescue-Wissenschaftler:innen die Embryotransfers mit SWR-Embryonen durchführen, um zu zeigen, dass die angewandten Transfermethoden bei den Nashörnern auch funktionieren. Nachdem eine erfolgreiche Schwangerschaft nachgewiesen ist, wird das Team die kryokonservierten NWR-Embryonen verwenden, um so bald wie möglich lebensfähige NWR-Nachkommen zu erzeugen.

IZW Berlin

Auswirkungen des Zusammenlebens mit Haustieren

Zahlreiche Studien haben sich mit den Effekten des Zusammenlebens von Menschen mit Haustieren befasst. Während einige davon eher negative gesundheitliche Auswirkungen auf die Tierbesitzer:innen bescheinigen, zeigt doch der Großteil der Ergebnisse, dass Hunde, Katzen und andere Heimtiere im Haushalt einen durchweg positiven Effekt auf die Psyche der Menschen haben. So werde das Haustier in den meisten Familien gefühlsmäßig eindeutig als Familienmitglied eingestuft, wie beispielsweise die Untersuchungen des Neuropsychologen Luke Stoeckel vom Massachusetts General Hospital in Boston darlegten. Laut einer Studie eines japanischen Teams wird beim Hund Oxytocin ausgeschüttet, wenn ihm sein Frauchen bzw. Herrchen tief in die Augen schaut. Umgekehrt ist es wissenschaftlich bewiesen, dass der besondere Hundeblick bei seinen Halter:innen eine Vielzahl an Bindungshormonen aktiviert.

Hunde nehmen verschiedene Rollen ein: neben dem Seelentröster bzw. dem Kindersatz macht gemäß Umfragen vielen Hundebesitzer:innen einerseits das Zusammensein einfach nur Spaß (Hedonismus), zum anderen hatten sie das Gefühl, persönlich an der Beziehung zu wachsen (Eudaimonie). In Zeiten der Isolation, wie viele Menschen diese während der Corona-Pandemie erlebten, wurde von einem Großteil der 6.000 Teilnehmenden einer Umfrage das eigene Haustier als wichtige seelische Stütze gesehen.

Tatsächlich jedoch finden etliche Erhebungen keinen positiven statistisch messbaren, positiven Zusammenhang zwischen Tierbesitz und seelischer Gesundheit, wie auch die Hundestudie von Merkouri und Graham. Jene, die eine besonders starke Bindung zu dem Vierbeiner beschrieben, waren ängstlicher und depressiver als andere. Manche Fachleute sprechen gar von einem “Haustier-Effekt-Paradoxon” – die Halter würden “glauben wollen”, dass Hund und Katze ihnen guttun. In Wirklichkeit ginge es ihnen mit dem Tier jedoch schlechter. Eine Wiener Arbeitsgruppe um Christine Krouzecky dagegen verweist auf die zusätzliche Belastung, die die Pflege eines Haustieres gerade in Krisenzeiten bedeute.

Einen nachgewiesenen positiven Effekt haben Haustiere laut verschiedener Studien jedoch auf autistische Kinder, Wachkomapatient:innen, Kinder mit ADHS sowie Demenzkranke. Etliche Studien belegen auch: Kinder oder Erwachsene, die die Pflege von Haustieren übernehmen, sind im Schnitt umweltbewusster. Sie ernähren sich häufiger vegetarisch und setzen sich stärker aktiv für den Tier- und Naturschutz ein.

Spektrum

BfR-Summer Academy erstmals wieder in Präsenz

Nach drei Jahren als Online-Veranstaltung fand die 11. BfR-Summer Academy nun erstmals wieder in Berlin statt. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zeigte sich zufrieden über das Ergebnis der diesjährigen Veranstaltungsreihe. Insgesamt nahmen 32 Wissenschaftler:innen aus 20 Ländern an dem zweiwöchigen Austausch mit den Themenschwerpunkten Risikobewertung und Risikokommunikation teil. Ergänzend zur Theorie und Praxis der Risikobewertung wird in der BfR-Summer Academy auch die Bedeutung der Kommunikation von Risiken für verschiedene Zielgruppen vermittelt und trainiert. In diesem Jahr lag der Fokus darauf, den wissenschaftlichen Austausch für sichere Lebensmittel auf globaler Ebene zu stärken.

BfR

Österreich unterstützt Landwirt:innen bei der Digitalisierung

Die Digitalisierung schreitet weltweit voran und hat inzwischen alle Bereiche der Landwirtschaft erreicht. So gewinnt auch Künstliche Intelligenz (KI) in der Tierhaltung und dem Pflanzenbau immer mehr an Bedeutung. „Ein wesentlicher Teil der Verwaltung, Buchhaltung und Förderantragstellung findet auf den meisten Höfen bereits digital statt. Nun müssen wir ein Umfeld schaffen, damit die Digitalisierung und die damit einhergehenden größeren Veränderungen, bei der täglichen Arbeit im Stall und auf den Feldern, erfolgreich umgesetzt werden kann. Wir müssen Digitalisierung in der Landwirtschaft aktiv aufzugreifen und vorantreiben, um die Chancen auch für die kleinstrukturierte österreichische Landwirtschaft zu mobilisieren”, erklärte der österreichische Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig bei der Vorstellung des Projekts AgrifoodTEF, einem Netzwerk von Testzentren in Europa.

Hier werden Unternehmen & Start-ups aus dem Agrar- und Lebensmittelproduktionssektor bei der Produktentwicklung von KI- und Robotik-Lösungen unterstützt. Um eine gute digitale Infrastruktur als Basis für den Ausbau der Digitalisierung zu schaffen, unterstützt Österreich mit der ‘Innovation Farm – Farming for Future’ Landwirt:innen bei der mobilen und stationären Breitbandversorgung, wie Digitalisierungsstaatssekretär Florian Tursky betonte. Betriebe können einen entsprechenden Antrag stellen und bis zu 50.000 Euro für den Breitbandausbau erhalten. Ziel sei es, dass alle landwirtschaftlichen Betriebe bis 2030 mit einem Breitbandanschluss fürs Internet ausgestattet werden sollen, so Tursky.

Topagrar 

Vetion-Fokusthema: Digitalisierung von Veterinärmedizin und Landwirtschaft 

Ei-Ersatz aus Wasserlinsen

Nach Informationen der Statista GmbH ist in Deutschland die Zahl der Menschen, die sich vegan ernähren bzw. weitgehend auf tierische Erzeugnisse verzichten, in den vergangenen 7 Jahren stetig gewachsen. So hat auch der pflanzliche Ei-Ersatz an Bedeutung zugenommen. Das Start-up Plantible Foods aus den Niederlanden hat mit Rubi-Whisk nun den ersten Ei-Ersatz aus Wasserlinsen auf den Markt gebracht. Das aus der freischwimmenden Lemna-Pflanze, auch Entengrütze genannt, gewonnene “Rubi-Protein” kann (RuBisCO) sowohl für Backwaren als auch für Fleischalternativen und pflanzlichen Milchprodukte verwendet werden.

In einem neu entwickelten Verfahren wird das Protein in einem mechanischen Prozess von der Pflanze extrahiert. Dabei entsteht ein neutral riechendes und schmeckendes, farbloses Protein mit funktionellen Eigenschaften, die tierischen Proteinen ähneln. Rubi-Whisk ist wasserlöslich, kann in wenigen Minuten steif geschlagen werden und besitzt eine hohe Stabilität. Schon in diesem Sommer planen die beiden Gründer Tony Martens  Fekini und Maurits van de Ven, das Produkt in großen Mengen herzustellen, um die steigende Nachfrage zu bedienen. Im ersten Schritt wird der Ei-Ersatz in veganen Macarons verarbeitet.

Topagrar

Statista

Vetion-Fokusthema: Fleischlos glücklich

Studie beleuchtet Tierwohlprogramme in der Milchviehhaltung

Auch im Bereich der Milchwirtschaft stehen die Haltungsbedingungen von Nutztieren immer mehr im Fokus der Verbraucher:innen sowie der Politik. Um herauszufinden, wie hoch die Bereitschaft bei den Milchproduzent:innen ist, höhere Tierwohlstandards umzusetzen, haben Forschende der Fachhochschule Kiel und des ife Instituts Kiel die wachsende Verbreitung von Tierwohllabels bei Milchprodukten verglichen. „Unser Vergleich der relevantesten Tierwohlstandards in der Milchviehhaltung hat gezeigt, dass der Standard ‚Für mehr Tierschutz‘ in der Premium-Stufe des Deutschen Tierschutzbundes e. V. insgesamt die meisten und höchsten Anforderungen aufweist. Für Verbraucher:innen ist es aber schwierig, die verschiedenen Labels und Stufen zu unterscheiden, die jeweiligen Anforderungen zu kennen und zum Teil auch zu verstehen“, erklärt Prof. Dr. Holger Thiele von der FH Kiel.

Zudem sind die Wissenschaftler:innen der Frage nachgegangen, welche Vor- und Nachteile die Produzent:innen von der Einführung eines vom Bund geplanten Tierwohllabels erwarten. „Die Teilnahme an einem Tierwohlprogramm muss sich für Landwirt:innen lohnen. Sie müssen für zertifizierte Milch einen höheren Preis erhalten“, fordert die Kieler Doktorandin Henrike Grotsch. Aktuell bieten laut der Studie Lebensmittelhandel und insbesondere die Discounter immer häufiger Milch mit ihren eigenen Labels an, jedoch erheben sie bislang keinen stabilen Preisaufschlag. Mit ihrer Studie wollen die Forschenden aus Kiel einen Beitrag für eine langfristig tragfähige Konzeption einer Tierwohlkennzeichnung leisten.

Um verschiedene Themen und Probleme des Tierschutzes geht es auch in der Myvetlearn.de-Fortbildung “Aktuelle Probleme des Tierschutzes“, die als Präsenzfortbildung in Hannover oder wahlweise online als Live-Stream am 14. und 15. September 2023 angeboten wird.

FH Kiel

Menschen und Bären zeigen ähnliche lebensstilbedingte Erkrankungen

Bären, die in Gallefarmen gehalten wurden, leiden unter chronischen, Entzündungen und anderen Erkrankungen. Das hat eine internationale Studie unter Leitung der Veterinärmedizinischen Universität Wien ergeben. Die Forschenden konnten dabei signifikante Parallelen zu lebensstilbedingten Erkrankungen feststellen, die auch beim Menschen für das beschleunigte und frühzeitige Altern verantwortlich gemacht werden.

„Chronische Entzündungen in Verbindung mit schlechter Haltung und chronischem Stress scheinen das Risiko für die Entwicklung degenerativer Krankheiten wie fettleibiger Sarkopenie (verminderte Muskelmaße und -kraft), chronischer Nierenerkrankung und beeinträchtigter Herz-Kreislauf-Funktion zu erhöhen. Diese Störungen sind ein Anzeichen beschleunigter Alterung. Der Phänotyp (Erscheinungsbild) von Gallefarm-Bären steht hier im deutlichen Gegensatz zum gesunden Phänotyp wilder Bären, die Winterschlaf halten“, erklärt Studien-Erstautorin Szilvia K. Kalogeropoulu vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI) der Vetmeduni.

„Die pathologischen Parallelen zu entzündlichen und durch Immunseneszenz – also die Verschlechterung des Immunsystems – bedingten Zuständen beim Menschen lassen darauf schließen, dass die Erkenntnisse durch in Gallefarmen gehaltene Bären als Modellbeispiel zur Untersuchung der Pathophysiologie und der schädlichen Auswirkungen lebensstilbedingter Krankheiten dienen könnten. Dadurch kann man diese Pathologien aus einem weiteren Winkel betrachten und hoffentlich dadurch besser verstehen lernen“, ergänzt Studien-Letztautorin (Supervisorin) Johanna Painer-Gigler vom FIWI. 

Vetmeduni Wien

Corona-Spürhunde auf der Fährte von Post-COVID

Mangels bevölkerungsrepräsentativer, kontrollierter Studien mit ausreichender Nachbeobachtungszeit kann aktuell die Häufigkeit des Post-COVID-Syndroms nicht verlässlich geschätzt werden. Um eine Grundlage für eine verbesserte Diagnostik zu erhalten, ist das Projekt „Dogolomics“ ins Leben gerufen worden. Mit Hilfe von trainierten Spürhunde, die Post-COVID erschnüffeln können, möchte ein Team aus Forschenden der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo), der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) sowie der TU Braunschweig die Ursachen von Post-COVID aufklären. Ziel ist herauszufinden, welche Stoffe die Hunde riechen, und zu klären, ob virale Überreste oder veränderte Stoffwechselprozesse an der Entstehung von Post-COVID beteiligt sind.

„Dogolomics wird stark von unserem Projekt DEFEAT Corona profitieren, über das wir schon viele Menschen mit Post-COVID erreichen und untersuchen konnten“, sagt Professorin Dr. Alexandra Dopfer-Jablonka aus der MHH-Klinik für Rheumatologie und Immunologie. „Wir sind stolz und hoch motiviert, Teil eines großartigen niedersächsischen Teams zu sein, in dem wir alle unsere Erfahrung und unser Können vereinen. Gemeinsam wollen wir versuchen, das schwierige Thema Post-COVID in einem wirklich einzigartigen Ansatz zu entschlüsseln,“ fügt ihr Kollege Professor Dr. Georg Behrens hinzu.

In einer Studie aus dem Jahr 2022 konnten Forschende der Klinik für Kleintiere der TiHo unter Leitung von Prof. Holger Volk bereits belegen, dass Hunde Proben von Post-COVID-19-Patienten erkennen können. „Auch, wenn wir noch nicht entschlüsselt haben, wie Hunde Corona so präzise erschnüffeln können, sind wir uns sicher, dass sie uns helfen werden, das Post-COVID-Syndrom weiter zu erklären und damit die zukünftige Diagnostik zu verbessern“, sheißt es in der Presseerklärung der TiHo. Post-Covid zeigt sich durch Symptome wie Müdigkeit, Muskel- oder Gelenkschmerzen, Verwirrung, oder Depression. Die Diagnose ist komplex und derzeit auch schwierig.

TiHo Hannover

Robert Koch-Institut

Neue Erkenntnisse zur Genexpression bei PRRS

Das Porcine Reproductive and Respiratory Syndrome (PRRS) ist eine Viruserkrankung bei Schweinen, die mit hohen wirtschaftlichen Schäden einher geht. Die Tiere zeigen bei einer PRRS-Infektion leichte bis schwere klinische Atemwegssymptome sowie eine gestörte Fortpflanzung. Die Erkrankung kann jedoch auch zu einer erhöhten Anfälligkeit für sekundäre virale und bakterielle Infektionen der Schweine führen, da sich die Immunantwort des Wirts verändert.

In einer aktuellen Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien konnte ein Forscherteam unter der Leitung von Emil Lagumdzic vom Institut für Immunologie sowie Armin Saalmüller, Leiter des Instituts für Immunologie, neue Erkenntnisse zur Genexpression nach einer PRRS-Infektion erlangen.

„Die umfangreichen Transkriptomdaten helfen, die Gensignaturen der Immunantwort von PBMCs und CD8+-T-Zellen nach einer PRRS-Infektion zu erklären. Darüber hinaus liefert unsere Studie potenzielle Biomarker-Ziele, die für die Entwicklung von Impfstoffen und Therapeutika nützlich sind“, erklärt Lagumdzic, der für seine Untersuchungen mit dem PRRS-Forschungspreis 2022 von Boehringer-Ingelheim ausgezeichnet wurde. Ein besseres Verständnis der Immunantworten kann zu einer gezielten Entwicklung wirksamer Impfstoffe und damit zum Schutz vor der gefährlichen Viruserkrankung beitragen. 

Vetmeduni Wien

Vetion-Fokusthema: Porcine Reproductive and Respiratory Syndrome

Grüne kritisieren neuen EU-Gesetzentwurf zur Gentechnik

Ein aktueller Gesetzentwurf der Europäischen Kommission zur Gentechnik in der Landwirtschaft hat heftige Kritik auf Seiten der Grünen ausgelöst. Geplant sind weitreichende Lockerungen. So sollen bestimmte gentechnisch veränderte Pflanzen nicht mehr gekennzeichnet werden müssen. Konkret geht es um sogenannte Neue Genomische Verfahren (NGT), mit denen präzise Eingriffe an der DNA einer Pflanze möglich sind. Die Kommission erhofft sich dadurch mögliche Vorteile für den Klima- und Umweltschutz. Aufgrund des Klimawandels und der einhergehenden Extremwetter brauche es neue Pflanzensorten, die sich besser an klimatische Veränderungen anpassen können, weniger Wasser benötigen oder resistenter gegenüber Krankheiten sind.

Ausgenommen von den Regelungen sind sowohl die Biolandwirtschaft als auch Pflanzen, die komplexer genetisch bearbeitet worden sind und nicht mehr gleichzusetzen sind mit konventionellen Züchtungen. Für diese werden strengere Regelungen gelten, die eine Kennzeichnung sowie eine Risikobewertung beinhalten. Scharfe Kritik äußerten Bundesumweltministerin Steffi Lemke und Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze. „Die Gentechnik hat in ihrer Geschichte noch keinen wesentlichen Beitrag zur Ernährungssicherung geleistet”, erklärte Schulze auf Twitter.

Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger betrachtet den Gesetzentwurf jedoch als einen Schritt in die richtige Richtung. Nach Meinung der Ministerin könne nicht auf die Errungenschaften der neuen Techniken verzichtet werden. Größere Ernteerträge oder hitzetolerantere Pflanzen seien dadurch schnell und mit kleinerem Aufwand als bisher möglich. Diese Chance müsse man jetzt ergreifen, so Stark-Watzinger. „Mit den neuen Techniken können züchterische Innovationen schneller in der Praxis ankommen”, begrüßte auch der Deutsche Bauernverband (DBV) den “pragmatischen Vorschlag der Kommission”.

NTV

Alarmierende Ausbreitung von hochresistenten Keimen in ukrainischen Kliniken

Resistenzen gegen antimikrobiell wirksame Substanzen bleiben trotz zahlreicher Maßnahmen weiterhin eine der größten Gefahren für Mensch und Tier. In den Kliniken der kriegsgebeutelten Ukraine scheinen sich multiresistente Keime besonders stark auszubreiten. Das ergab eine umfassende Untersuchung schwedischer Forschender. Das Team unter der Leitung des Bakteriologen Kristian Riesbeck hat zwischen Februar und September 2022 Proben von Kriegsverletzten in den Laboren der Universität Lund analysiert und fand dabei eine hohe Zahl an besonders resistenten Bakterien. Neben 131 schwerverletzten Soldaten und Zivilisten waren auch acht Kinder mit Lungenentzündungen unter den Patienten.

„Ich bin ziemlich dickhäutig und habe zahlreiche Situationen mit Patienten und Bakterien miterlebt. Allerdings muss ich zugeben, dass ich noch nie zuvor auf so resistente Bakterien gestoßen bin”, erklärte Riesbeck zu den Ergebnissen der Untersuchung. „Bis zu sechs Prozent aller Proben enthielten Bakterien, die gegen jedes von uns getestete Antibiotikum resistent waren”, so Riesbeck weiter. Selbst gegen das Breitband-Antibiotikum Colistin waren die Keime bei fast zehn Prozent der Proben resistent. Die Forschenden vermuten, dass die vorherrschenden Überlastungen und zerstörten Infrastrukturen in dem kriegsgeschädigten Land zu der drastischen Ausbreitung der multiresistenten Keime geführt haben. Die genauen Ursachen konnte die Untersuchung jedoch nicht ausmachen. Bei dem Bakterium Klebsiella pneumoniae konnten die Bakteriolog:innen eine besonders hohe Resistenz feststellen, was Riesbeck als sehr besorgniserregend einstuft. „Das hatten wir nicht erwartet. Obwohl in China Einzelfälle dokumentiert wurden, übersteigt das alles, was wir bisher gesehen haben”, so der Forscher. Das Bakterium, das quasi überall im menschlichen Körper auftreten kann, ist relativ selten und kann nicht nur bei immunschwachen, sondern auch bei gesunden Menschen zu Lungenentzündungen, Harnwegsinfektionen, Blutvergiftungen und Gehirnhautentzündungen führen. 

Die Ergebnisse der Studie, die im Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlicht wurden, zeigen deutlich, wie sich Kriegszeiten sowohl auf die Ausbreitung als auch auf die Resistenzen solcher Keime auswirken können. Riesbeck betont deshalb, dass nicht nur militärische Hilfe für die Ukraine wichtig sei, sondern auch die Bereitstellung von Ressourcen, um die resistenten Keime in Krankenhäusern in den Griff zu bekommen. Es bestehe zudem die Gefahr, dass diese sich über den gesamten europäischen Raum ausbreiten könnten. Um sich schon während der Ausbildung ein umfassendes Wissen über Antibiotikaresistenzen aneignen zu können, haben Studierende der Veterinärmedizin die Möglichkeit, die ATF-zertifizierten Online-Fortbildungen zur Antibiotikaminimierung im Stall auf Myvetlearn.de ab sofort kostenfrei zu absolvieren.

NTV

Universität Lund

VetMAB-Kurse auf Myvetlearn.de

Professor Mettenleiter in den Ruhestand verabschiedet

Am 28. Juni 2023 ist der langjährige Präsidenten des Friedrich-Loeffler-Instituts, Professor Thomas C. Mettenleiter, vom Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft Cem Özdemir in einer kleinen Feierstunde in den Ruhestand verabschiedet worden. Mettenleiter begleitete dieses Amt insgesamt 27 Jahre. Nun wird seine Aufgaben Prof. Dr. med. vet. Christa Kühn übernehmen. Özdemir würdigte besonders die Entwicklung des Instituts über diesen Zeitraum hinweg und die Leistungen, die das FLI zu einem Institut von Weltrang geformt haben. 

FLI

Infektionsforschung soll ausgebaut werden

Am 1. Juli 2023 übernimmt Prof. Josef Penninger als Leiter des interdisziplinären Infektionsforschungszentrums in Braunschweig die wissenschaftliche Geschäftsführung des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI). Der mehrfach für seine herausragenden Beiträge zur Genetik und Molekularbiologie international ausgezeichnet Wissenschaftler verlässt dafür die University of British Columbia (Kanada), an der er das Life Sciences Institute leitete.

„Wir freuen uns sehr, dass wir mit Prof. Josef Penninger eine herausgehobene Forscherpersönlichkeit als neuen Wissenschaftlichen Geschäftsführer des HZI gewinnen konnten. Er wird die Internationalisierung und wissenschaftliche Profilierung des Zentrums weiter vorantreiben. Mit Prof. Penninger können wir einen starken Impulsgeber für die Forschung zurück nach Europa und Deutschland holen. Der Forschungsstandort Deutschland gewinnt dadurch weiter an Attraktivität“, sagt Prof. Veronika von Messling, Ministerialdirektorin des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und Aufsichtsratsvorsitzende des HZI.

Penninger erklärte seine Ziele wie folgt: „Ich freue mich sehr über die neuen Herausforderungen und Möglichkeiten am HZI. Das HZI ist ein großartiger Ort für die Erforschung der Infektionsbiologie mit exzellenten Wissenschaftlern und einer gut aufgestellten Organisation. Jetzt ist es an der Zeit, den nächsten Schritt zu machen – das HZI als das beste internationale Zentrum für Infektionsforschung in der Welt zu positionieren. Um diese Vision zu verwirklichen, schaffen wir auch mehrere neue Forschungsstellen, über die wir das HZI mit den besten jungen Köpfen aus der ganzen Welt auffrischen. Außerdem werden wir ein einzigartiges Programm für Technologiefachkräfte entwickeln, um Deutschland zu einem weltweit führenden Standort für Forschungsinnovationen in der Infektionsbiologie zu machen, der das Potenzial hat, radikal neuartige und personalisierte Therapien zu entwickeln und auch neue Unternehmen zu gründen.”

Am HZI wird grundlegend zu bakteriellen und viralen Krankheitserregern, dem Immunsystem und der Immunabwehr sowie zu neuen Wirkstoffen geforscht, um das Verständnis von Infektionen immer weiter zu vertiefen.

HZI

Temperaturanstieg verursacht großes Fischsterben in Texas

Forschende sorgen sich wegen eines massiven Fischsterbens im Nordatlantik. Seit Mitte Juni 2023 sind Zehntausende tote Fische am Strand von Quintana im US-amerikanischen Texas angeschwemmt worden. Der Grund wird in dem massiven Temperatur-Anstieg des Meeres gesehen, der für das Absenken des Sauerstoffgehaltes verantwortlich ist, was wiederum zum Ersticken der Fische geführt hat. Wie der deutsche Klimaforscher Mojib Latif erklärt, steht der Temperaturanstieg mit mehreren Faktoren im Zusammenhang. Der Ozeanograf am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel sagt im Interview mit FOCUS online Earth, dass seit Beginn der Messungen in diesem Frühjahr weltweit die wärmsten Meerestemperaturen dokumentiert wurden. Die für diese Jahreszeit außergewöhnliche Wärme des Atlantiks basiere auch auf dem Abschwächen der Nordost-Passatwinde. Laut Daten der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), erreichten die Temperaturen am 11. Juni 2023 mit 22,7°C einen neuen Rekord und übertrafen damit den bisherigen am selben Tag aus dem Jahr 2010 um 0,5°C. Latif führt als weiteren Effekt allerdings auch die langfristige globale Erwärmung an.

Zudem lässt das Wetterphänomen El Niño die Temperaturen im tropischen Pazifik steigen und sorgt auch für das Ausbleiben des nährstoffreichen Tiefenwassers, was sonst vor den Küsten Südamerikas an die Oberfläche kommt. Hinzu kommt, dass die Meeresspiegel steigen und die Ozeane durch die erhöhte Aufnahme von CO2 versauern. Die NOAA bezeichnet den Golf von Mexiko als eine sogenannte „Todeszone“ bzw. hypoxische Zone. In diesem Bereich sei der Sauerstoffgehalt im Wasser besonders niedrig. Die Expert:innen sehen in diesem Phänomen jedoch keine Ausnahme, da dies jeden Sommer auftrete und in erster Linie eine Folge von übermäßiger Nährstoffverschmutzung durch menschliche Aktivitäten und die Landwirtschaft im Wassereinzugsgebiet des Mississippi sei.

Focus

NOAA

Weniger Tierversuche an Fischen dank 3R

Das Klima wird sich nachhaltig verändern und dies wird unterschiedlichste Auswirkung auf Flora und Fauna und somit für das Leben auf der Erde haben. Auch die Wissenschaftler des Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) in Dummersdorf führen verschiedene Versuche durch, die Rückschlüsse auf die Folgen des Klimawandels geben sollen. Dazu nutzen sie jedoch immer weniger Versuchstiere, sondern setzen verstärkt Zellkulturen ein. Durch die Anwendung von Zellkultursystemen, die bereits in der Humanforschung Standard sind, sind viele herkömmliche Tierversuche in der Fischforschung überflüssig.

„Die Anwendung des 3R-Prinzips bedeutet Tierversuche zu reduzieren, zu verfeinern und zu ersetzen, um ethische Standards zu verbessern und den Einsatz von Tieren zu minimieren“, erläutert PD Dr. Bianka Grunow, Leiterin der Arbeitsgruppe „Wachstumsphysiologie der Fische“ am Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) in Dummerstorf.

Die Arbeitsgruppe „Wachstumsphysiologie der Fische“ am FBN konzentriert sich daher auf drei Kernthemen, bei denen das 3R-Prinzip im Mittelpunkt steht: Die Analyse des Fischfilets, um Rückschlüsse auf die Qualität und die Gesundheit der Tiere ziehen zu können; die Entwicklung von Fischlarven, um Haltungsmethoden zu verbessern; und die Erforschung von Zellkultursystemen von Fischen. Während die ersten beiden Forschungsbereiche vor allem das Wohl der Tiere in Aquakultursystemen im Blick haben, zielt die Untersuchung von Zellkultursystemen darauf ab, Tierversuche an Fischen zu ersetzen und damit die Zahl der Tierversuche zu reduzieren.

Eine aktuelle Zustandsbewertung und Möglichkeiten zur Verbesserung des Fischwohls im Tierversuch wurde im Mai 2023 im Reviews in Fish Biology and Fisheries veröffentlicht.

„Obwohl Fische nicht über die gleiche Ausdrucksweise wie Säugetiere verfügen, ist es angesichts der hohen Anzahl an Fischen in Versuchen umso entscheidender, diese Wirbeltiergruppe grundlegend zu verstehen”, betont Grunow. „Durch die Herstellung von Zellkulturen aus Fischgewebe und die Untersuchung der Zellen auf physiologischer Basis können wir beispielsweise Rückschlüsse auf die Auswirkungen steigender Wassertemperaturen oder verringerten Sauerstoffgehalts ziehen – und das ohne den Einsatz von Tieren.“ Die steigenden Temperaturen beeinflussen insbesondere in Flachwassergebieten, wie im Küstenbereich, die Überlebensfähigkeit der Fische und vor allem der Fischlarven. Zudem sind die Mengen an Schadstoffen in Küstengewässern höher. Die gewonnenen Erkenntnisse aus der Untersuchung von Zellkulturen können sowohl in der Aquakulturindustrie als auch für weitere ökotoxikologische Fragestellungen in der Forschung genutzt werden.

idw

FBN

Großanlage für In-vitro-Fleisch in Spanien

Mit dem Bau eines neuen Zentrums strebt der Fleischkonzern JBS die weltweite Führung im Bereich kultivierter Proteine an. In der nordspanischen Stadt San Sebastián haben die Bauarbeiten der weltweit größten Anlage für In-vitro-Fleisch begonnen. Die kommerzielle Produktion soll bereits Mitte 2024 starten. „Als weltweit größter Proteinproduzent liegt es in unserer Verantwortung, an der Spitze von Initiativen an der Schnittstelle von Lebensmitteln und Technologie zu stehen“, erklärte JBS-Direktor in den USA, Eduardo Noronha.

Im Dezember 2021 hatte der Konzern mit Sitz in Brasilien die Übernahme des spanischen Unternehmens Biotech Foods verkündet. In der neuen, großtechnischen Industrieanlage sollen nach Fertigstellung jährlich mehr als 1.000 Tonnen Kulturprotein produziert werden; mittelfristig könne die Kapazität auf 4.000 Tonnen erweitert werden, so JBS. Produkte wie Hamburger, Steaks, Wurstwaren oder Frikadellen sollen mit der gleichen Qualität, Sicherheit, Geschmack und Textur wie bei herkömmlichen Fleischprodukten erzeugt werden. Die Technologie habe das Potential, nicht nur Proteine von Rindern, sondern auch von Hähnchen, Schweinen und Fisch zu produzieren. Die Investitionskosten liegen bei rund 38 Millionen Euro. Das Unternehmen wird zudem im brasilianischen Bundesstaat Santa Catarina ein hochmodernes Zentrum für Biotechnologie und kultivierte Proteinforschung errichten. Ziel ist dort die Entwicklung einer hochmodernen, 100-prozentigen brasilianischen Technologie zur Herstellung alternativer Proteine.

Zudem hat das United States Department of Agriculture (USDA) in der vergangenen Woche die Kulturfleischprodukte der Firmen Upside Foods und GOOD Meat für den Verkauf in den USA zugelassen.

Schweizerbauer

Lebensmittelpraxis

Vetion-Fokusthema: Fleischlos glücklich

Tests zweier Geflügelpest-Impfstoffe vielversprechend

Das Virus der hochpathogenen Aviären Influenza (HPAI) führt in ganz Europa vermehrt zu Ausbrüchen und hohen Tierverlusten. Besonders besorgniserregend ist die Lage in Frankreich. Wie das französische Landwirtschaftsministerium mitteilt, gab es allein in den beiden vergangenen Monaten mehr als 70 Nachweise der Geflügelpest in Nutztierhaltungen. Die jahreszeitlich unübliche Seuchenaktivität bereitet den Expert:innen große Sorgen. Einen ersten Erfolg jedoch verzeichnete das Land hinsichtlich der getesteten Impfstoffe. Ersten Ergebnissen zufolge, sind die Vakzine sowohl bei den Experimenten zur Untersuchung des Impfschutzes und der Virus-Ausscheidung als auch bei den Versuchen zur Ansteckung unter geimpften Tieren als „sehr vielversprechend“ einzustufen. Die beiden getesteten Impfstoffe hätten unter anderem die Ausscheidung der Menge des Erregers verringern können, erklärte das Ministerium. Zudem scheinen die Impfungen das Ansteckungsrisiko deutlich reduzieren und eine Infektion über die Luft möglicherweise sogar vollständig verhindern zu können. Die französischen Landwirt:innen hoffen auf eine schnelle Zulassung, denn die Angst vor der nächsten Ausbruchswelle ist groß.

Topagrar

Vetion-Fokusthema: Aviäre Influenza/Geflügelpest

Forscher:innen belegen Hirnveränderungen durch COVID-19

Eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 (COVID-19) kann nicht nur Auswirkungen auf die Lunge haben, sondern verändert auch das Gehirn. Zu diesem Schluss kamen Forschende der kanadischen University of Waterloo. Mittels eines neuen MRT-Verfahrens, dem “Correlated Diffusion Imaging” (CDI), konnten die Wissenschaftler:innen schleichende Veränderungen in der weißen Substanz erkennen. Die CDI-Darstellungen der weißen Substanz des Frontallappens weisen bei COVID-19-Patienten eine weniger eingeschränkte Verbreitung von Wassermolekülen auf. Gleichzeitig haben die Betroffenen eine eingeschränktere Verbreitung im Kleinhirn.

Um herauszufinden, ob COVID-19 auch die graue Hirnsubstanz verändert, müssen weitere Studien folgen. Alexander Wong hatte CDI ursprünglich zur besseren Erkennung von Krebs entwickelt. Der Forscher hofft nun, dass diese Forschung bei COVID-19 zur verbesserten Diagnose und Behandlung führt. „Das könnte jedoch erst der Anfang für CDI sein. Dieses Verfahren könnte auch zur Erforschung von degenerativen Vorgängen bei anderen Krankheiten wie Alzheimer oder für den Nachweis von Krebserkrankungen der Brust oder der Prostata eingesetzt werden”, so Wong.

Auch in Deutschland laufen aktuell zahlreiche Corona-Forschungsarbeiten. Für eine Long Covid-Studie sucht die Stadt Stuttgart derzeit 5.000 Freiwillige, bei denen ein PCR-Test eine Covid-Infektion ergab. Zusammen mit der Universitätsklinik Tübingen sollen diese Personen mit 5.000 weiteren Stuttgarterinnen und Stuttgartern verglichen werden. Die Studie soll helfen, die notwendigen Hilfs- und Therapieangebote bestmöglich zu gestalten.

Pressetext

University of Waterloo

SWR

Christa Kühn wird neue FLI-Präsidentin

Prof. Dr. med. vet. Christa Kühn wird die neue Präsidentin des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) und tritt damit die Nachfolge von Prof. Dr. Dr. Thomas Mettenleiter an, der Ende Juni 2023 in den Ruhestand gehen wird. Kühn wurde von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir berufen, wie das BMEL am vergangenen Freitag bekannt gab.

„Das FLI mit seiner national und international anerkannten Forschung ist unverzichtbar bei der Bekämpfung von Tierseuchen, bei der Arbeit am One-Health-Ansatz oder bei Fortschritten in den Bereichen Tierschutz und Nutztiergenetik. Es freut mich sehr, dass es gelungen ist, mit Christa Kühn eine anerkannte und hochqualifizierte Wissenschaftlerin als Präsidentin zu gewinnen. Sie wird die Arbeit des FLI durch ihre jahrelange Erfahrung bereichern und die Fortführung seiner erfolgreichen Forschungstätigkeiten sicherstellen. Für Ihre neue Aufgabe wünsche ich ihr viel Erfolg”, erklärte Özdemir.

Seit mehr als 20 Jahren ist die Tierärztin und neue FLI-Präsidentin bereits am Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) in Dummersdorf tätig, seit 2004 in Führungspositionen – zuletzt als Leiterin des Instituts für Genombiologie. In seiner Begrüßungsrede dankte der Bundesminister auch dem scheidenden FLI-Präsidenten Prof. Thomas Mettenleiter für seine erfolgreiche Arbeit.

BMEL

KI als Chance für das Gesundheitswesen

Von 2015 bis 2023 war Tierarzt Prof. Lothar H. Wieler Präsident des Robert Koch-Instituts. Nach seinem Ausscheiden trat der 61-Jährige im April 2023 seine neue Stelle als Sprecher des Digital Health Clusters und Leiter des Fachgebiets Digital Global Public Health am Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam an. In seiner ersten Vorlesung sprach Wieler vor Familie, Freunden und Weggefährten sowie Studierenden und Professor:innen über Global Public Health, die Last der übertragbaren und nicht übertragbaren Krankheiten in der Welt und die Notwendigkeit der Vorbeugung. Denn viele Todesfälle ließen sich mit mehr Prävention verhindern, so Wieler. So wird der Fachtierarzt für Mikrobiologie sich in seiner Forschungsarbeit auch verstärkt der Bekämpfung von antimikrobiellen Resistenzen (AMR) widmen, die nach Einschätzung der WHO eine der größten, globalen Bedrohungen für die öffentliche Gesundheit ist.

Die neuen Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) betrachtet Wieler als Chancen für das Gesundheitswesen. Jedoch befürchtet er, dass KI-Anwendungen in der Medizin bestehende Diskriminierungen erlernen und verstärken können. „Wir können die KI nicht stoppen. Es macht doch viel mehr Sinn, diese Entwicklung in eine richtige Bahn zu lenken, und dass wir wirklich dafür Sorge tragen, dass die Anwendungen sinnhaft sind und den Menschen dienen”, mahnte Wieler auch in einem Gespräch mit HPI-Chefredakteur Leon Stebe. „Hier brauchen wir mehr Regeln.“ Auch befürchtet er, dass die Ungleichheit zwischen dem globalen Norden und den südlichen Ländern durch die Digitalisierung noch größer werde. Das komplette Interview mit dem HPI-Professor kann in der aktuellen Folge des HPI-Wissenspodcasts “Neuland” mit dem Titel: “Die Zukunft von Digital Global Public Health” nachgehört werden.

HPI

Vetion-Fokusthema: Digitalisierung von Veterinärmedizin und Landwirtschaft

Der Ruf der Wildnis? – TiHo präsentiert Projektergebnisse

Die Klinik für Heimtiere, Reptilien und Vögel und das Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) laden Interessierte am 15. Juni 2023 zur Ergebnispräsentation ihres gemeinsamen Forschungsprojekts „Der Ruf der Wildnis? Mensch und Wildtier in urbaner Umgebung – Interaktionen und (un)gewünschte Folgen“ ein. In dem Projekt haben die beteiligten Wissenschaftler:innen die Probleme und Gefahren beleuchtet, die das veränderte Zusammenleben von heimischen Wildtieren und Menschen in urbanen Regionen mit sich bringt. Denn die Ausbreitung der Menschen schränkt sowohl die Lebens- als auch die Rückzugsräume der Wildtiere immer weiter ein, was zunehmend zu Konflikten führt.

In der Online-Abschlussveranstaltung informieren die Forschenden in Kurzvorträgen über ihre Ergebnisse. Zudem haben die Expert:innen Handlungsempfehlungen erstellt, die sich an unterschiedliche Adressaten richten und die Wildtierversorgung sowie den generellen Umgang mit Wildtieren in Deutschland verbessern sollen. Die Veranstaltung ist kostenlos, eine vorherige Anmeldung ist verpflichtend.

Tierärzt:innen und Tiermedizinische Fachangestellte können sich auch auf Myvetlearn.de in zwei separaten, vierteiligen Seminarreihen zu Wildtieren fortbilden.

TiHo

Online-Kursreihe Wildtiere in der Tierarztpraxis auf Myvetlearn.de

Online-Fortbildung Wildtiere für TFAs

Immer mehr Igel-Unfälle durch Mähroboter

Zur Zeit sind wieder zahlreiche Igel auf Wiesen, Feldern und Gärten auf Futtersuche. Doch die Gefahr, durch Mähroboter verletzt oder gar getötet zu werden, wächst stetig. Denn einerseits ist der Absatz der automatisierten Rasenmäher stark gestiegen und andererseits sind diese Roboter technisch noch nicht so entwickelt, dass Igel erkannt und so vor schweren Schnittverletzungen bewahrt werden, wie Dr. Anne Berger vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) erklärt.

Das Institut hat mit Freiwilligen von Igelauffangstationen seit September 2022 Daten zu Schnittverletzungen bei Igeln, die eindeutig auf Mähroboter zurückzuführen sind, gesammelt und wissenschaftlich dokumentiert. Inzwischen wurden mehrere Hundert dieser Fälle belegt. „Wir gehen zudem von einer sehr hohen Dunkelziffer aus, da viele Tiere erst gar nicht gefunden bzw. gemeldet werden“, so Berger. Fatal sei auch, dass die Mähroboter meist nachts eingesetzt werden, wenn die Igel auf Futtersuche sind. Zudem flüchten die Tiere bei Gefahr nicht, sondern rollen sich zusammen und warten ab, erklärt die Forscherin weiter. „Werden Sie von den Robotern überrollt und verletzt, suchen sie – so sie es noch können – lautlos Schutz in Hecken und Büschen, um nicht anderen Raubtieren aufzufallen, für die sie dann leichte Beute wären. Aber auch leichte Schnittverletzungen an Körperstellen, an denen das Tier sich nicht lecken kann, etwa im oberen Kopf- oder Rückenbereich, können später zu schweren Entzündungen oder zur Ablage von Fliegeneiern in den Wunden und somit – wenn unbehandelt – auch zum Tod führen.“

Da die Igel-Auffangstationen mit der Situation überfordert sind, fordern die IZW-Forschenden dringende Unterstützung durch die Politik. Um die Problematik nachhaltig zu kommunizieren und Aufklärungsarbeit zu leisten, haben Igel-Expert:innen aus Praxis und Forschung im Mai 2023 die „Igel-Initiative BRD“ gegründet, in der auch das Leibniz-IZW vertreten ist.

Da auch immer mehr Igel in die Tierarztpraxis gebracht werden, können sich Tierärzt:innen auf Myvetlearn.de in zwei E-LKearningkursen online fortbilden. Zum Einen steht ihnen der Einsteigerkurs Igel zur Verfügung, der sich intensiv mit den Besonderheiten des Europäischen Braunbrustigels befasst. Für die Teilnahme an dem ATF-anerkannten Online-Fortbildung erhalten die Teilnehmenden 5 ATF-Stunden. Zum Anderen geht Referentin Karolin Schütte von der Wildtier- und Artenschutzstation Sachsenhagen in Kurs 4 der Online-Seminarreihe Wildtiere auf die künstliche Aufzucht, die Unterbringung und Vorbereitung auf die Auswilderung von Igelsäuglingen ein. Abschließend werden aufzuchtbedingte und häufige Erkrankungen besprochen.

IZW

Einsteigerkurs Igel auf Myvetlearn.de

Wildtiere Kurs 4 auf Myvetlearn.de

Bewerbungsfrist für Deutschen Tierschutzpreis endet bald

Bereits zum 19. Mal hat der Deutsche Tierschutzbund den Deutschen Tierschutzpreis 2023 ausgeschrieben. Mit Unterstützung der Zeitschrift FUNK UHR und Super TV sollen auch in diesem Jahr besonders engagierte Tierschützer:innen für ihre Arbeit für das Tierwohl ausgezeichnet werden. Die Bewerbungsfrist endet allerdings schon am 15. Juni 2023. Bis dahin können sowohl Menschen als Institutionen für die Auszeichnung vorgeschlagen werden, zudem können sich Tierschützer:innen auch selbst bewerben. Der Preis, der in verschiedenen Kategorien vergeben wird, ist mit einem Preisgeld von insgesamt 8.000 Euro verbunden, das den Tieren zu Gute kommen soll. Die feierliche Preisverleihung findet am 19. Oktober 2023 in Berlin statt.

Das Vetion.de-Fokusthema Forschungs- und Tierschutzpreise hält Sie jederzeit auf dem aktuellen Stand über dotierte Forschungspreise für wissenschaftliche Arbeiten sowie Tierschutz-Preise inkl. der jeweiligen Bewerbungsfristen. Ein regelmäßiger Blick in die Übersicht lohnt sich.

Deutscher Tierschutzbund

Vetion-Fokusthema Forschungs- und Tierschutzpreise

Nicht mehr lange bis zur eisfreien Arktis

Schon innerhalb der nächsten 20 Jahre könnte die Arktis eisfrei sein. Das geht aus einer Studie hervor, die ein internationales Forscherteam unter der Leitung des südkoreanischen Forscher Min Seung Ki von der Pohang-Universität für Wissenschaft und Technologie erstellt hat. Gesammelte Messdaten aus 40 Jahren ergaben, dass sich der erste meereisfreie September, selbst bei einer Verringerung der CO2-Emissionen, schon bis 2040 einstellen könnte.

„Das arktische Meereisgebiet ging in den vergangenen Jahrzehnten rapide zurück, mit einer immer stärkeren Abnahme seit 2000“, schreiben die Autor:innen, unter ihnen der Hamburger Klimaforscher Dirk Notz. Anders als im aktuellen Bericht des Weltklimarats (IPCC) prognostiziert, schrumpfe das Meereisgebiet stärker, als bislang angenommen. Demzufolge wäre die Arktis im September erst gegen Mitte des Jahrhunderts im Durchschnitt praktisch eisfrei – allerdings unter Szenarien mit mittleren und hohen Treibhausgas-Emissionen.

Für die in der Arktis lebenden Tierarten wie Eisbären, Robben und Zugvögel würden sich die Lebensbedingungen dramatisch verändern. Aber auch auf Ökosysteme außerhalb der Arktis habe das schneller verschwindende Meereis enorme Auswirkungen, so die Wissenschaftler:innen. Denn das Eis in der Arktis hat eine wichtige Bedeutung für der Regulierung des globalen Klimasystems, da es Sonnenlicht reflektiert und damit zur Kühlung der Atmosphäre beiträgt. Wenn das Eis schmilzt, wird weniger Sonnenlicht reflektiert. Dies kann den globalen Temperaturanstieg beschleunigen. Wichtig sei nun, sich in naher Zukunft auf eine saisonal eisfreie Arktis einzustellen und entsprechend zu planen, konstatieren die Autor:innen in der Studie.

Laut einer jüngst auf der Uno-Klimakonferenz in Bonn vorgestellten Studie nimmt die Erwärmung mittlerweile mit einer Geschwindigkeit von über 0,2 Grad pro Jahrzehnt zu. Im Jahrzehnt von 2013 bis 2022 habe sie bereits ein Plus von 1,14 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Niveau erreicht.

Schweizerbauer

University of Pohang

Unric

Konzepte für die zukünftige Welternährung

Die Weltbevölkerung wächst kontinuierlich. Laut der UN könnte schon im Jahr 2040 die 8,5-Milliarden-Marke erreicht werden. Expert:innen auf der ganzen Welt arbeiten daher mit Hochdruck an Konzepten für die Zukunft der Welternährung. „Essen muss auch noch in 20 Jahren günstig im Preis und gut für die Umwelt sein“, erklärte Professor Dr.-Ing. Marius Henkel jüngst auf einer Veranstaltung des Bayerischen Bauernverbands (BBV). Der Bioingenieur ist der erste Professor für zellulare Landwirtschaft in Deutschland mit einem Lehrstuhl in Weihenstephan. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Entwicklung von Bio-Scaffolding Technologien und skalierbaren Konzepten für kultiviertes Fleisch sowie die biotechnologische Herstellung von funktionellen Komponenten für Lebensmittel.

Nach Meinung des Experten ist die konventionelle Viehzucht und Futter-Generierung ineffizient. Bei der zukünftigen Lebensmittelerzeugung müssten sowohl Verfügbarkeit als auch Sicherheit, Ethik, Tierwohl und Lebensmittel-Gerechtigkeit in der Welt gewährleistet sein, so Henkel. „Essen muss auch noch in 20 Jahren günstig im Preis und gut für die Umwelt sein.“ Imitate aus pflanzlichen Rohstoffen wie Bohnen oder Tofu, Lebensmittel aus Biomasse sowie Fleisch aus Zellkulturen sind nach Meinung des Experten die Produkte der Zukunft, um Eiweiße in Form lebenswichtiger Proteine zu erhalten.

Während Henkel für Hybrid-Produkte und Erzeugnisse aus Präzisionsfermentation die größten Chancen sieht, glaubt er hingegen nicht an eine realistische Zukunft von kultiviertem Fleisch aus echtem tierischen Gewebe, da sich die Kosten auf einem weiterhin hohen Preisniveau bewegten und Fleisch aus dem Bioreaktor damit ein Exoten-Produkt bleiben würde. Eine ganz andere Meinung vertritt dazu Prof. Nick Lin-Hi von der Universität Vechta, der In-vitro-Fleisch als unausweichlich bei der zukünftigen Ernährung betrachtet. Der Wirtschaftsethiker glaubt, dass das klassisch erzeugte Fleisch schon bald von Fleisch aus dem Labor abgelöst werden könnte und spricht von einer Sprunginnovation, die das Potential haben, die erwähnten Hybrid-Produkte zu verdrängen.

Merkur

Vetion-Fokusthema Fleischlos glücklich

Zusammenfassung Futura.VET

Bedrohung durch invasive Insektenarten wächst

Immer mehr Tier- und Pflanzenarten siedeln sich in gebietsfremden Arealen an. Einige dieser Arten sind werden als invasiv eingestuft, das heißt, sie verbreiten sich stark, verdrängen nach und nach einheimische Arten und bedrohen so die Biodiversität. Alleine in der Europäischen Union (EU) schätzen Experten die Zahl der sogenannten gebietsfremden Arten (Neobiota) auf etwa 12.000, von denen etwa 10 bis 15 Prozent als problematisch gelten. Mit den eingeschleppten Insekten wächst auch in unseren Breitengraden die Gefahr von Infektionskrankheiten, wie dem Dengue-Fieber, Zika oder Chikungunya, die von der Asiatischen Tigermücke übertragen werden. Zwischen der Einfuhr von exotischen Pflanzen und Insekten gibt es eine zeitliche Verzögerung, die Forschende der Universität Lausanne als Zeitbombe bezeichnen. In einer aktuellen Studie haben sie die Fälle, in denen die Wirtspflanzen bereits in neuen Breitengraden angesiedelt sind, die dazugehörigen Insekten jedoch noch nicht entdeckt wurden, berechnet.

Die Schweizer Wissenschaftler:innen haben diese sogenannte Invasionsschuld auf 3.400 Insekten beziffert, was einer weltweiten Zunahme um 35 Prozent entspräche. Für unsere Breitengrade, die Europäische Paläarktis, berechneten die Forscher:innen eine Invasionsschuld von 417 Insektenarten. „Diese Zahlen sind umso erschreckender, als sie nur die Invasionsschuld zu einem bestimmten Zeitpunkt quantifizieren: 2010“, erklärte Studienautorin Cleo Bertelsmeier. „Sie berücksichtigen die Tatsache nicht, dass wir trotz eines gewissen Bewusstseins auch heute noch exotische Pflanzen einschleppen. Die daraus resultierenden Einschleppungen von Insekten werden also höchstwahrscheinlich weiter zunehmen“, betont die Forscherin.

Schweizerbauer

Universität Lausanne

NABU

Neue Klasse von Antibiotika gegen resistente Bakterien

Die Zahl Antibiotikaresistenzen wächst stetig. Geschätzt fünf Millionen Menschen auf der Welt sterben jährlich in Folge nicht behandelbarer bakterieller Infektionen. Neuartige Antibiotika werden daher dringend benötigt. Neue Hoffnung machen Studien des Schweizer Chemikers Oliver Zerbe, Leiter des NMR-Labors der Universität Zürich, die er mit einem Forscherteam in Zusammenarbeit mit der Firma Spexis Wirkstoffe durchgeführt hat. Die Hoffnung liegt dabei auf einem neuen Angriffspunkt im Stoffwechsel der Bakterien. In einer soeben publizierten Studie berichtet Zerbe nun über die Entwicklung einer hochwirksamen Antibiotika-Klasse, die Gram-negative Bakterien, die von der WHO als besonders gefährlich eingestuft werden, auf neuartige Weise bekämpft.

Die Forschenden setzen bei ihren Untersuchungen bei dem natürlich vorkommenden, winzigen Eiweiß Thanatin an, das Insekten zur Abwehr von Infektionen dient. Durch das Unterbrechen einer wichtigen Transportbrücke durch das Eiweiß stauen sich bestimmte Stoffwechselprodukte im Zellinnern an und das Bakterium stirbt ab. Da sich Thanatin nicht als Antibiotikum eignet, haben die Wissenschaftler:innen die chemische Struktur gezielt verändert, um dessen Eigenschaften zu verbessern. Das Team setzte die verschiedenen Komponenten des bakteriellen Transportwegs synthetisch zusammen und konnte dann durch Kernspinresonanzspektroskopie (NMR) bildlich darstellen, wo und wie sich Thanatin anlagert und den Transport unterbricht. Anhand dieser Informationen planten Mitarbeitende der Spexis AG die chemischen Modifikationen, die notwendig waren, um eine stärkere antibakterielle Wirkung zu erzielen.

Die Tests mit Mäusen mit bakteriellen Infektionen waren sehr zufriedenstellend. „Vor allem bei Lungeninfektionen erwiesen sich die neuartigen Antibiotika als sehr wirksam“, so Zerbe. „Insbesondere sind sie hocheffektiv bei Carbapenem-resistenten Enterobakterien, gegen die fast alle erhältlichen Antibiotika machtlos sind.“ Auch führten die Wirkstoffe nicht zu Nierenschäden und blieben im Blut über lange Zeit stabil – alles Eigenschaften, die Voraussetzung für eine Zulassung als Medikament sind.  Bevor erste Tests am Menschen beginnen können, seien aber noch weitere präklinische Untersuchungen nötig, so Zerbe. „Wir sind zuversichtlich, dass dies die Ausbildung von zukünftigen Resistenzen maßgeblich verlangsamen wird“, erklärt der Wissenschaftler. „Jetzt besteht die Aussicht, dass bald eine neue Klasse von Antibiotika auf den Markt kommt, welche auch gegen resistente Bakterien wirksam ist.“

Uni Zürich

Weideboden fördert Klauengesundheit

Klauenerkrankungen und Gliedmaßenprobleme gehören zu den häufigsten Erkrankungen bei Milchkühen. Hier werden infektiöse und nicht-infektiöse Erkrankungen unterschieden. Um die Klauen der Kühe zu schonen und vor Problemen zu schützen, sollte der Druck auf die Gliedmaßen der Tiere gleichmäßig verteilt werden, da punktuelle Belastungen oder Quetschungen Druckpunkte oder Sohlengeschwüre verursachen können.

Eine Forscherteam unter der Leitung von Prof. Christoph Mülling an der Universität Leipzig hat Druckbelastung auf Beton sowie auf verschiedenen Gummimatten verglichen. Sie fanden heraus, dass Gummibodenbeläge weniger Druck auf die Klauen stehender Kühe verursachen im Vergleich zu Beton. Auch der zweite Versuch, bei dem die Wissenschaftler:innen verschiedene Bodenbeläge und Gangarten von Milchkühen analysierten, zeigte, dass sich das Gewicht der Tiere auf Beton auf weniger Kontaktpunkte als auf Gummiboden verteilt. Nach einer weiteren Untersuchung errechneten die Forschenden, dass Weideböden für die geringste Druckbelastung sorgt. Daher könnte ein nachgiebiger Untergrund in Milchkuhställen Klauenerkrankungen verringern und dier Klauengesundheit fördern.

Topagrar

Studie der Uni Leipzig

Methanausstoß von Rindern neu bewertet

Der aktuelle Klimabericht des Weltklimarats (IPCC) hat neue Erkenntnisse zum Einfluss von Methan auf den Klimawandel offen gelegt. Die Autor:innen stellen darin die bisherige Berechnungsmethode des globalen Erwärmungspotentials (GWP) von Methan in Frage. Zudem erklären sie, dass die Verwendung des globalen Temperaturänderungspotentials (GTP) die bessere Methode zur Berechnung des Einflusses von Methan im Verhältnis zu CO2 auf das Klima sei. 

Aus diesem Anlass mahnen die Rinderhalter:innen in Österreich eine Korrektur der bisherigen Bewertungen der klimatischen Auswirkungen der Viehwirtschaft an. „Im Grunde geht es dabei um die Frage, welchen Einfluss das bei Rindern entstehende Methan im Vergleich zu Kohlendioxid auf die Klimaerwärmung hat. Und die Antwort des Berichts lautet: eine deutlich geringere als bisher angenommen“, betonte der Johannes Schmuckenschlager, Präsident der Landwirtschaftskammer Niederösterreich. Nach der bisherigen Messmethode sei die Klimawirkung des Rindermethans bislang um das Zweifache überschätzt worden, so der Kammerpräsident.  „Wir müssen diese neuen Erkenntnisse in unsere Programme für den Klimaschutz einfließen lassen“, fordert Schmuckenschlager.

Den Methanausscheidungen von Kühen unter Praxisbedingungen geht das neue Projekt MethaCow der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) auf den Grund. Ziel ist es, zu unterscheiden, wie verschiedene Futtermischungen den Methanausstoß in der Praxis beeinflussen, erklärt Projektleiter Thomas Ettle. Eine neue Technologie misst in einer sogenannten Green-Feed-Station mehrmals täglich die Methankonzentration in der Atemluft der Rinder.

Schweizerbauer

LfL

Gesundheitliche Auswirkungen des Klimawandels

Der Klimawandel schreitet voran und auch die Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung weltweit nehmen immer bedrohlichere Ausmaße an. In dem gerade erschienenen Sachstandsbericht unter der Federführung des Robert Koch-Instituts (RKI), der im Rahmen des Projekts „KlimGesundAkt“ erstellt wurde, wird der Klimawandel als die größte Herausforderung für die Menschheit eingestuft. Die Mitwirkenden, rund 90 Autor:innen aus über 30 Forschungseinrichtungen und Behörden, nehmen in der ersten Ausgabe der Beitragsreihe Bezug auf den Einfluss des Klimawandels auf Infektionskrankheiten, die vermehrt auftreten. Neben Vektor- und Nagetier-assoziierten Infektionen, wasserbürtigen Infektionen und Intoxikationen sowie lebensmittelassoziierten Infektionen und Intoxikationen beleuchten die Autor:innen auch die Zunahme von Antibiotikaresistenzen.

„Neben verschiedenen themenspezifischen Handlungsempfehlungen haben alle Beiträge eines gemeinsam: Sie weisen auf einen anhaltend hohen Forschungsbedarf hin. Auch erweitertes Monitoring vieler gesundheitlicher Auswirkungen des Klimawandels wird empfohlen“, resümieren die Expert:innen. Gleichzeitig zeigen sie in dem Sachstandsbericht auch Möglichkeiten auf, den Folgen des Klimawandels entgegenzutreten. „Daher erfordern gesundheitssensibler Klimaschutz und Klimawandelanpassung eine intersektorale Zusammenarbeit und den Austausch verschiedener Akteurinnen und Akteure im Sinne von One Health und Health in All Policies“, betonen die Autor:innen des Editorials und haben dazu passend die Überschrift formuliert: „Gemeinsam können wir den Auswirkungen des Klimawandels begegnen“.

Um den One-Health-Ansatz ging es unter anderem auch bei der Futura.VET, die erstmalig am 16. Februar 2023 stattgefunden hat.

RKI

Sachstandsbericht zu Klimawandel und Gesundheit

Futura.VET

EMA-Zulassung für Impfstoff gegen Dengue-Fieber

Durch den Klimawandel breiten sich Tigermücken immer mehr aus. Auch in einigen deutschen Bundesländern gab es zahlreiche Funde der Stechmücke, die unter anderem das Dengue-Fieber übertragen kann. Die virale Erkrankung tritt bereits in 125 Ländern auf und gehört zu den Top 10 Bedrohungen für die globale Gesundheit. Besonders gefährdet sind schwangere Frauen, kleine Kinder sowie Menschen mit Übergewicht, Diabetes oder Herzerkrankungen.

Ein erster Impfstoff gegen das Dengue-Fieber hat nun die Zulassung der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) erhalten und könnte damit für Entspannung sorgen. Erstmalig können sich nun Reisende in tropische und subtropische Länder durch eine Impfung gegen eine Ansteckung schützen. Der Impfstoff wurde in einem umfangreichen klinischen Entwicklungsprogramm mit mehr als 28.000 Teilnehmer*innen geprüft, einschließlich der Phase-3-Studie TIDES, und ist für alle ab einem Alter von 4 Jahren verfügbar.

Zwar verursacht das Virus der Regel lediglich eine leichte Infektion mit grippeähnlichen Symptomen, es kann aber auch zu schwerwiegenden Symptomen wie Atembeschwerden oder Blutungen unter der Haut kommen. Bei 20% der Reisenden kann dies zu einem Krankenhausaufenthalt in dem Land führen, das sie besuchen.

OTS

Weitere Infos über das Dengue-Fieber

Paul-Ehrlich-Institut

Laborfleisch unausweichlich bei der zukünftigen Ernährung

Der Fleischkonsum muss massiv reduziert werden. Der Meinung ist unter anderem Prof. Nick Lin-Hi von der Universität Vechta. Der Wirtschaftsethiker sieht das klassisch erzeugte Fleisch als Auslaufmodell, das schon bald von Fleisch aus dem Labor abgelöst werden könnte. „Allerdings sehen wir, dass wir uns in Deutschland eher schwer mit solchen Innovationen und neuen Technologien tun. Wir stehen mit einem Fuß auf der Bremse. Unser Zeitfenster, um als Standort Deutschland eine Rolle in diesem Markt zu spielen, wird immer kleiner. Bis die Musik irgendwann in anderen Ländern spielt“, sagt Lin-Hi. Im Gegensatz zu anderen Ländern scheinen die Menschen in Deutschland und auch die Europäische Union mentale Schwierigkeiten mit elementaren Veränderungen zu haben. „Denken Sie nur an die Einführung der Gurtpflicht in den 70ern. Eine Katastrophe für viele: Beschneidung der Freiheit, das ist das Ende des Glücks, die ganze Welt geht unter. Das ist ein ganz typischer Mechanismus. Die älteren Generationen vertreten oftmals auch die Position: Das, was wir haben, haben wir uns erarbeitet – und das lassen wir uns nicht wegnehmen“, erklärte der Professor in einem Interview mit dem WDR.

„Konventionelles Tierfleisch, selbst mit unseren massiven Subventionen, ist irgendwann nicht mehr konkurrenzfähig. Die Herstellung im Labor ist wesentlich effizienter. Rechnen wir dann noch die ökologischen Kosten drauf, ist das Thema sowieso gegessen. Diese Entwicklung können wir nicht stoppen. Die Zukunft lässt sich nicht aufhalten“, so Lin-Hi. Seinen Berechnungen nach macht die Ernährung knapp ein Drittel der menschengemachten Treibhausgase aus. Die Hälfte dieser Emissionen stammen von tierischen Produkten. Da mit der wachsenden Weltbevölkerung auch der Bedarf an Fleisch ansteigen werde, könnten Innovationen wie In-Vitro-Fleisch dazu beitragen, den CO2-Ausstoß zu verringern. „Optimistische Studien prognostizieren im besten Fall ein Einsparpotential von 90 %: 90 % weniger Flächenverbrauch, 90 % weniger Wasserverbrauch, 90 % weniger Emissionen. Und In-Vitro-Fleisch könnte auch dabei helfen, kognitive Dissonanz aufzulösen“, so der Experte. Er befürchtet, dass Deutschland  den Anschluss an andere, weit aufgeschlossenere Ländern verlieren könnte. Wie beispielsweise Singapur, wo kultiviertes Fleisch seit 2020 zugelassen ist. Lin-Hi geht davon aus, dass Europa frühestens 2030 nachziehen wird.

Über In-vitro-Fleisch und seine Vorzüge sowie über die Auswirkungen auf die Nutztierhaltung sprach Prof. Lin-Hi auch auf der Futura.VET am 16. Februar 2023.

WDR

Vetion-Fokusthema Fleischlos glücklich

Resistenz gegen Bakterien mittels Schnelltest erkennen

Antibiotikaresistenzen nehmen weltweit zu und sorgen laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für jährlich rund 1,3 Millionen Todesfälle. Ein Grund für die wachsende Zahl der Resistenzen ist die zu häufige Verabreichung von Breitbandantibiotika, da es oft zu lange dauert, bis das richtige Antibiotikum gefunden wird. Hoffnung macht ein neues Verfahren, das Forschende am Karolinska Institutet in Stockholm entwickelt haben. Dank der Methode “5PSeq” kann schon innerhalb von fünf Minuten erkannt werden, welche Bakterien gegen welches Antibiotikum resistent sind. Laut den Mediziner:innen ist das neue Verfahren einfach anzuwenden und basiert auf der Sequenzierung der Boten-RNA (mRNA), die die Bakterien bei der Synthese von Proteinen abbauen. „Wir sind zuversichtlich und hoffen, dass dies ein Werkzeug zur Überwindung von Antibiotikaresistenzen ist, die ein ernstes und wachsendes Problem darstellen”, sagt Entwicklungsleiter Vicent Pelechano.

Sein für die Kommerzialisierung gegründetes Unternehmen 3N Bio erhielt kürzlich eine Finanzierung vom schwedischen Forschungsrat, damit der Test in Kooperation mit dem Karolinska Institutet so weiterentwickelt werden kann, dass er routinemäßig eingesetzt werden kann. Der schwedische Forscher und sein Team haben “5PSeq” an 96 Bakterienarten verschiedener Stämme getestet. Bereits nach wenigen Minuten konnten sie erkennen, ob die Bakterien auf eine Antibiotikabehandlung ansprachen oder nicht. Der Effekt war nach etwa einer halben Stunde am deutlichsten. „Es ist entscheidend, dass Ärzte schnell die richtigen Antibiotika für schwerkranke Patienten mit bakteriellen Infektionen finden, um bestmöglich zu helfen”, erklärt Pelechano.

Mit der Antibiotikaminimierung befasst sich auch das Projekt VetMAB. Mit dem Ziel, den Antibiotikaeinsatz bei Nutztieren zu reduzieren, geben anerkannte Experten in verschiedenen E-Learningkursen bewährte Management-Tipps, die sich einfach in den Stallalltag integrieren lassen. Auf Myvetlearn.de stehen Tierärzt:innen zudem sieben ATF-anerkannte VetMAB-Module zur Online-Fortbildung zur Verfügung.

Karolinska Institutet

Pressetext

3N Bio

VetMAB

Geschlechtsbestimmung im Ei mittels Sensor

Seit dem 1. Januar 2022 ist in Deutschland das Töten von männlichen Eintagsküken als unerwünschte Nachkommen von Legehennen verboten. Um dieses Verbot einhalten zu können, stehen den Brütereien mit dem Züchten der Brüderhähne und Ausbrüten der sogenannten Zweinutzungshühner sowie als dritte Alternative auch die Geschlechtsbestimmung im Ei zur Verfügung. Mit Hilfe eines neuen Verfahrens lässt sich das Geschlecht der Embryos nun bereits am Geruch befruchteter Eier erkennen. Das gemeinsame Projekt der University of Carolina, Davis und dem Sensor-Start-Up Sensit Ventures ist eine deutlich weniger aufwändige und viel effizientere Methode als bisher auf dem Markt befindliche Verfahren.

Die Geschlechtsbestimmung wird über einen Sensor durchgeführt, der lediglich die Luft, die mit den geschlechtsspezifischen organischen Verbindungen angereichert ist, analysiert. Mit dieser Methode lassen sich männliche und weibliche Embryonen acht Tage nach der Befruchtung mit einer Genauigkeit von 80 Prozent identifizieren. Nach der Analyse können die männlichen Eier aussortiert bzw. verwertet werden. Das Verfahren könnte dazu beitragen, die wirtschaftliche Situation der Hühnerzüchter:innen zu verbessern und dem Töten männlicher Küken, das in zahlreichen Ländern noch immer zugelassen ist, Einhalt zu gebieten.

Pressetext

Sensit Ventures

Förderung für Antibiotikaminimierung in Geflügelställen

Mit einer Förderung in Höhe von knapp 930.000 Euro unterstützt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) die Antibiotikaminimierung in Geflügelställen. Das Forschungsvorhaben DesGefUV zielt darauf ab, die Stallluft in Geflügelhaltungen durch ein zu entwickelndes Gerät zu optimieren. Dieses soll die Luft in den Haltungen umwälzen und mittels eines UVC-LED-basierenden Luftdesinfektionssystems permanent aufbereiten. Dadurch könnten Infektionskrankheiten gemindert sowie der Einsatz antimikrobieller Arzneimittel, insbesondere sogenannter Reserveantibiotika, nachhaltig gesenkt werden.

„Unser Ziel ist es, dass weniger Antibiotika in der Tierhaltung eingesetzt werden – dafür braucht es vor allem gute Bedingungen in den Ställen. Mit unserer Förderung wollen wir die Forschung gezielt unterstützen, um Wege zu finden, wie Infektionskrankheiten wirksam verringert werden können. Antibiotikaresistenzen sind eines der größten Gesundheitsprobleme unserer Zeit, zurecht wird deshalb auch von der ‚stillen Pandemie‘ gesprochen. Damit wir auch in Zukunft Krankheiten bei Mensch und Tier wirkungsvoll behandeln können, müssen wir den Einsatz von Antibiotika dauerhaft senken“, erklärt die Parlamentarische Staatssekretärin Dr. Ophelia Nick.

Mit der Antibiotikaminimierung im Stall befasst sich auch das Projekt VetMAB. Mit dem Ziel, den Antibiotikaeinsatz bei Rindern, Schweinen und Geflügel zu reduzieren, geben anerkannte Experten in verschiedenen E-Learningkursen bewährte Management-Tipps, die sich einfach in den Stallalltag integrieren lassen. Auf Myvetlearn.de stehen Tierärzt:innen zudem sieben ATF-anerkannte VetMAB-Module zur Online-Fortbildung zur Verfügung.

BMEL

VetMAB

VetMAB-Module auf Myvetlearn.de

TiHo Hannover ist neues Mitglied der DAM

Das Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) der Stiftung Tierärztliche Hochschule (TiHo) Hannover ist als 24. Mitglied der Deutschen Allianz Meeresforschung (DAM) beigetreten. Mit seinen etwa 50 Forschenden an den Standorten Hannover und Büsum wird die ITAW die Auswirkungen menschlichen Handels auf Meeressäugerpopulationen erforschen.

„Wir freuen uns sehr, die TiHo in den Reihen der DAM zu begrüßen! Mit seiner interdisziplinären Ausrichtung sowie der national und international anerkannten Kompetenz in der Meeressäuger-Forschung bereichert und ergänzt das ITAW die thematische Bandbreite der DAM-Mitgliedseinrichtungen passgenau um die veterinärmedizinische und infektionsbiologische Perspektive“, so Joachim Harms, Vorstandsvorsitzender der DAM. „Die Mitgliedschaft hebt unsere bereits bestehende Zusammenarbeit auf eine neue Ebene – und unterstützt das Ziel der DAM, den nachhaltigen Umgang mit Küsten, Meeren und Ozeanen zu fördern.”

TiHo Hannover

Vetmeduni mit gutem Ranking

Laut dem aktuellen Ranking des Center for World University Rankings (CWUR) wird die Veterinärmedizinische Universität Wien auf Platz 1148 aller weltweiten Universitäten gelistet. Damit zählt die Vetmeduni zu den besten 5,6 Prozent aller Hochschulen. Ingesamt hat das CWUR über 20.500 Hochschulen gelistet, die anhand von verschiedenen Indikatoren, unter anderem der Qualität der Lehre sowie der Forschungsleistung, bewertet werden. Unter den Top-100 des aktuellen Rankings befinden sich auch die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München (Platz 46) und die Freie Universität (FU) Berlin (Platz 58).

Vetmeduni Wien

CWUR

Klimawandel verändert Artenverhältnis in der Arktis

Aktuellen Forschungsdaten zu Folge hat sich das Artenverhältnis von arktischen Tieren durch den Klimawandel stark verändert. Seit mehr als vier Jahrzehnten beobachten Forschende der Universität Jena Brutvogelarten in der Arktis. „Wir zählen, wie viele Brutpaare es gibt und welchen Bruterfolg sie haben, also wie viele Küken am Ende der Saison überlebt haben“, berichtet Polarornithologin Christina Braun, die das Forschungsteam der Uni leitet. Nach den Auswertungen der Daten der letzten Exkursion vor wenigen Wochen kamen die Wissenschaftler:innen zu dem Ergebnis, dass einige Vogelarten von der Erwärmung des Meeres stark profitieren und andere Arten aufgrund des schwindenden Meereises in andere Regionen abwandern. So nahmen die Bestände des Riesensturmvogels in den letzten Jahren zu, während die Kapsturmvögel aus dem Forschungsgebiet auf King Georg Island fast vollständig verschwunden sind. Zudem breiteten sich Eselspinguine immer mehr aus, Adélie- und Zügelpinguine seien hingegen kaum noch in dem etwa 35 km2 großen Areal vorhanden, so Braun. „Beide Arten sind von Meereis abhängig, da dieses die Basis für die antarktische Nahrungskette bildet, indem der Antarktische Krill, die Hauptnahrung von Pinguinen und Walen, die dort vorhandenen Eisalgen abweidet. Da das Meereis immer weiter schrumpft, wandern die Pinguine immer weiter nach Süden, in weniger geeignete Gebiete ab“, erklärt die Polarornithologin.

Universität Jena

Tropenkrankheiten in Deutschland zu erwarten

Der Klimawandel bewirkt, dass auch in Deutschland teils tropische Temperaturen herrschen. Das ist eine gute Voraussetzung, dass sich mehr und mehr Insekten aus tropischen und subtropischen Gebieten auch in unseren Breitengraden wohlfühlen und vermehren. Damit steigt das Risiko, dass sich in Europa gefährliche Krankheiten wie das Dengue- oder das Gelbfieber sowie das Zika-Virus verbreiten. Das West-Nil-Virus ist bereits in Deutschland und weiteren Ländern Mitteleuropas angekommen. Das ist das Ergebnis einer Studie der Forschungsgruppe Medizinische Biodiversität und Parasitologie von der Goethe-Universität in Frankfurt am Main.

Die beteiligten Forschenden haben die Habitate der Asiatischen Tigermücke in Europa näher untersucht. Sie befürchten, dass selbst bei einem nur moderaten Temperaturanstieg mit einem vermehrten Auftreten der Tigermücke in Deutschland zu rechnen ist. Die Wissenschaftler:innen schätzen, dass in Zukunft in nahezu allen Gebieten Europas Klimabedingungen herrschen werden, die die Übertragung der Infektionskrankheiten begünstigen. Denn die Larven der ursprünglich in den süd- und südostasiatischen Tropen und Subtropen beheimateten Stechmückenart entwickeln sich schneller bei warmen Temperaturen. Aufgrund ihrer großen Anpassungsfähigkeit ist die Tigermücke schon jetzt in Teilen Mitteleuropas anzutreffen.

Topagrar
Vetion Fokusthema: West-Nil-Virus

Fleischersatzprodukte weiter auf dem Vormarsch

Der Fleischkonsum in Deutschland ist weiterhin spürbar rückläufig. Ein Grund für den sinkenden Verzehr ist die wachsende Vielfalt an Fleischersatzprodukten. Der Markt erlebt seit mehreren Jahren mit pflanzlichen Alternativen einen regelrechten Boom. Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) wurden hierzulande im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2019 rund 70 Prozent mehr Fleischersatzprodukte hergestellt. Inzwischen hat die Zahl der Erzeugerfirmen die 50er Marke überschritten. Auch die Herstellung von Lebensmitteln aus Zellkulturen befindet sich auf Wachstumskurs. Immer mehr Forschungseinrichtungen arbeiten an der Entwicklung von In-vitro-Fleisch sowie aus Mikroorganismen gewonnenen Milchproteinen. Die britische Regierung hat jüngst dem Unternehmen „Cellular Agriculture Manufacturing Hub“ (CARMA) eine finanzielle Förderung über knapp 13,7 Millionen Euro für ein sieben Jahre dauerndes Projekt zugesichert, das helfen soll, “Laborfleisch” in großem Maßstab herzustellen, die Produktionskosten zu senken und diese Lebensmittel für alle verfügbar zu machen. Zudem wollen sich die Forscher mit der Entwicklung von Lebensmitteln wie nachhaltigem Palmöl durch Präzisionsfermentation befassen.

Für die Sicherheit dieser aus Zellkulturen gewonnenen Lebensmitteln ist die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA zuständig. Bei der künftigen Bewertung wird die Behörde auch mit Herstellern und der Gesellschaft im Allgemeinen zusammenarbeiten. „Wir sind zuversichtlich, dass die von unseren Experten erstellten Leitlinien für neuartige Lebensmittel zusammen mit den anderen einschlägigen sektorübergreifenden Leitlinien der EFSA für diesen Zweck geeignet sind. Tatsächlich haben wir in den letzten Jahren über hundert Anträge für eine Vielzahl neuartiger Lebensmittel anhand dieser Leitlinien bewertet. Dennoch überprüfen wir sie regelmäßig, um sicherzustellen, dass sie in Bezug auf die Fortschritte in Wissenschaft und Technologie stets auf dem neuesten Stand sind“, erklärt Wolfgang Gelbmann, leitender wissenschaftlicher Referent bei der EFSA im Bereich neuartige Lebensmittel. Laut Aussagen der EU-Kommission könne die Zellkulturtechnologie einen potenziellen Beitrag zum Erreichen der Ziele der EU-Strategie „vom Hof auf den Tisch“ für faire, sichere, gesunde und ökologisch nachhaltige Lebensmittelsysteme leisten. Letztendlich werden aber die Verbraucher:innen entscheiden, in welche Richtung sich dieser Markt entwickeln wird.

Destatis
Schweizerbauer
EFSA
Vetion Fokusthema: Fleischlos glücklich

Australien setzt auf mRNA-Impfstoffe gegen Rinderkrankheiten

Um für die drohende Gefahr von Tierseuchenausbrüchen gewappnet zu sein, sollen in Australien mRNA-Impfstoffe gegen Rinderkrankheiten schnell getestet und bei Bedarf in Massenproduktion hergestellt werden. In Kooperation mit den Landwirtschaftsministerien der Bundesstaaten New South Wales und Queensland und dem Australian Centre for Disease Preparedness (CSIRO) wird das amerikanische Biotechnologieunternehmen Tiba Biotech zunächst Vakzine zum Schutz vor der Lumpy Skin Disease (LSD) erproben. Die Entwicklung von mRNA-Impfstoffen gegen die beiden Hauptstämme der Maul- und Klauenseuche (MKS) sowie des exotischen Rinderpestvirus sollen später in einem erweiterten Projekt folgen. Der Branchenverband Meat and Livestock Australia (MLA) finanziert das übergreifende Fünfjahresprogramm, um wirtschaftliche, soziale und tierschutzrechtliche Auswirkungen im Falle einer Einschleppung der Seuche in australische Rinderbestände zu vermeiden.

„Impfstofftechnologien der nächsten Generation auf mRNA-Basis können einen bahnbrechenden Ansatz für die Vorbereitung auf Notfallerkrankungen bieten“, erläuterte MLA-Projektmanager Michael Laurence. Noch gibt es in Australien keine Zulassung für LSD-Impfstoffe. MLA hofft jedoch auf eine schnelle Zulassung. „Das LSD-Impfstoffkonstrukt wird jetzt an Tieren auf seine Wirksamkeit getestet. Bis Ende dieses Jahres werden wir wissen, ob dieser Impfstoff bei Wiederkäuern wirken wird“, so Laurence. Die Vakzine der neuen Generation ermöglichten in Labortests zudem, die Immunantwort in geimpften Tieren von einer natürlichen Infektion zu unterscheiden. „Der Erfolg dieses Projekts könnte in weniger als zwei Jahren einen Pilotimpfstoff liefern, der für den Einsatz in Australien geeignet ist“, erklärt der Projektmanager.

MLA
Proplanta

Mehr Tierwohl im Kaninchenstall

Die gewerbliche Aufzucht von Kaninchen kann sowohl tierwohlgerecht als auch wirtschaftlich sein. Das zeigt das europaweit einzigartige EIP-Agri-Projekt eines völlig neu konzipierten Tierwohl-Kaninchenstalls. Die sieben Projektpartner haben den innovativen Stall für die Haltungsstufe 3 mit Außenklimareiz konzipiert. Allen Partnern geht es darum, herauszufinden, was das Beste für die Tiere ist. Auf dem Hof von Landwirt und Projektkoordinator Thomas Bauer in Hohenlohe ist der Tierwohlstall in den Probelauf gestartet. „Wir wollen zeigen, dass wir uns ständig weiterentwickeln. Die Haltung der Tiere mit Außenklimareiz und Einstreu ist nach der Umstellung von Käfig- auf Bodenhaltung nun die nächste große Herausforderung für die Branche“, sagt Bauer stellvertretend für die sieben Projektpartner. Modernste Kamera- und Computertechnik sowie intelligente Systeme zur Auswertung werden genutzt, um das Verhalten der Kaninchen zu analysieren. Ein Technikraum und ein umlaufender Gang ermöglichen dabei die Kontrolle der automatischen Klima- und Lichtsteuerung, der Fütterung, Reinigung und persönliche Rundgänge. Die Ergebnisse sollen anschließend auch anderen Kaninchenhaltern zur Verfügung gestellt werden. „Mich interessiert besonders, ob und wie sie untereinander agieren, wenn sie in diesen neuen Ställen leben. Werden sie sich in der Gruppe anders verhalten? Welche Einstreu wird die richtige sein und wo liegen die Unterschiede?“, erklärt Susan Loske von der Technischen Hochschule Bingen, die selbst viel vor Ort auf dem Hof sein wird.

Agrarheute

Forschung zu Vektor-übertragenen Erregern bei Equiden

In einer wissenschaftlichen Studie wollen Tierärzt:innen und Parasitolog:innen der Vetmeduni Wien mehr Informationen zu Infektionskrankheiten bei Pferden sammeln, die von Vektoren übertragen werden. Denn bislang sind kaum Daten zu vektor-übertragenen Erregern bei Equiden in Österreich vorhanden. Zu den Vektoren gehören Zecken, Fliegen und Stechmücken, die unter anderem das West-Nil-Virus übertragen können. Um einen Überblick über die Verbreitung dieser Erreger in Österreich zu erhalten, werden Pferdehalter:innen gebeten, Proben von ihrem Pferd sowie einen vollständig ausgefüllten Fragebogen einzusenden und das Forschungsprojekt so zu unterstützen. „Je mehr Daten wir aus ganz Österreich haben, desto besser können Pferdehalter:innen das Risiko von gefährlichen Erregern einschätzen“, erklärt Jessika Cavalleri, eine der Projektleiterinnen und Leiterin der Internen Medizin Pferde an der Vetmeduni. Ab Sommer 2023 sollen sowohl Blut- als auch Kotproben von Pferden, Ponys und Eseln gesammelt werden, um sie auf Infektionen zu untersuchen.

Vetmeduni Wien

Wildtierschutz beim Mähen

Der Wildtiernachwuchs ist gerade erst zur Welt gekommen und schon lauern ernste Gefahren durch die in Kürze startende Frühjahrsmahd. Besonders gefährdet sind neben jungen Feldhasen und Bodenbrütern auch Rehkitze, die in Wiesen und Grünroggen verweilen. Instinktiv ducken sich die Jungtiere, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Der Deutsche Bauernverband (DBV) appelliert gemeinsam mit anderen Verbänden an die Landwirt:innen, den Mähtermin rechtzeitig zusammen mit den Jagdpächtern zu koordinieren, damit geeignete Schutzmaßnahmen, wie das Absuchen der Wiesen mit Jagdhunden, bzw. das Aufstellen von Knistertüten, Flatterbänder oder Kofferradios, ergriffen werden können. Auch sollten die Wiesen und Felder grundsätzlich von innen nach außen gemäht werden, damit die Tiere während der Mahd flüchten können. Zudem können Drohnen helfen, Jungtiere auf großen Flächen zu lokalisieren. Die Verbände fordern die Politik außerdem auf, der Forschungs- und Innovationsförderung zum Schutz von Wildtieren eine hohe Priorität einzuräumen. Auch Igel sind in Gefahr, von Mährobotern verletzt oder sogar getötet zu werden. Um die Stacheltiere zu schützen, hat ein Abiturient aus March (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald) einen intelligenten Mähroboter entwickelt. Dieser ist mit einer Kamera, einem Minicomputer und Künstlicher Intelligenz ausgestattet, um Igel zu erkennen und an ihnen vorbeizufahren. Der Mähroboter ist so konzipiert, dass Igel auf einer Entfernung von 50 Zentimetern erkannt werden können. Nach ersten Versuchen im heimischen Wohnzimmer hat das Gerät schon den Praxistest mit lebenden Igeln bestanden. „Die Entscheidung, ob es ein Igel ist oder kein Igel ist, dauert ungefähr 50 Millisekunden”, erklärt der 20-jährige Erfinder. Mit seiner Erfindung hat er schon den Regionalwettbewerb von Jugend forscht gewonnen. Ende März wird er am Landeswettbewerb in Karlsruhe teilnehmen – und auch noch an weiteren Wettbewerben, etwa dem Bundesumweltwettbewerb. Um Wildtiere in der Praxis geht es auch in der gleichnamigen, ATF-anerkannten E-Learningreihe auf Myvetlearn.de, bei der sich Tierärzt:innen und TFAs in zwei separaten Reihen online fortbilden können.

DBV
SWR
Online-Reihe Wildtiere für Tierärzt:innen
Online-Reihe Wildtiere für TFAs

Wanderverhalten von Wildschweinen untersucht

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) wurde allein im ersten Quartal 2023 europaweit bei knapp 3.300 Wildschweinen nachgewiesen. Das waren rund 19 Prozent mehr als in der Vorjahresperiode. Mehr als ein Drittel aller positiven Nachweise fanden dabei in Polen statt (1.184), und auch in Italien hat sich die Zahl der infizierten Wildschweine von 93 auf 316 erhöht. Glücklicherweise ist die Zahl der ASP-Einträge in Hausschweinehaltungen zurückgegangen (-30), wie das europäische Tierseuchenmeldesystem (ADIS) mitteilt. Um die fast in der ganzen Welt grassierende Tierseuche bekämpfen zu können, hat sich ein Forschungsprojekt des Nationalparks Bayerischer Wald mit dem Wanderverhalten von Schwarzwild beschäftigt. Anhand der von besenderten Wildschweinen gesammelten Daten konnten die Forschenden feststellen, dass die Schwarzkittel grundsätzlich ihrem Revier treu bleiben und sich in einem Radius von durchschnittlich sechs Kilometern bewegen. „Die erhaltenen Daten liefern uns interessante Einblicke in das Raumnutzungungsverhalten der Wildschweine“, erklärt Prof. Marco Heurich, Leiter des Sachgebietes Nationalparkmonitoring und Tier-Freigelände im Nationalpark. Neben den Halssendern kamen zur Überwachung auch automatisch auslösende Wildtierkameras zum Einsatz. „Im Rahmen des Projektes konnte keine saisonalen Wanderungen von Wildschweinrotten beobachtet werden, wie dies beispielsweise bei Rehen und Rothirschen der Fall ist. Weiterhin konnten wir wertvolle Informationen sammeln, die für die räumliche Festlegung von ASP-Bekämpfungsmaßnahmen von unmittelbaren Nutzen sein können“, lautet Heurichs erstes Fazit.

Nationalpark Bayerischer Wald
SUS

Weniger Nachwuchs bei mehr als 50 Prozent der Vogelarten weltweit

Der Klimawandel führt auch dazu, dass Vögel auf der ganzen Welt im Durchschnitt immer weniger Nachwuchs bekommen. Der Rückgang zeigt sich zwar schleichend, könnte sich in den Jahrzehnten verstärken. Das ist das Ergebnis einer internationalen Studie, an der mehr als 100 Forscher:innen aus der ganzen Welt beteiligt waren. Untersucht wurden die Daten von 104 Vogelarten aus nahezu 50 Jahren. Dabei fanden die Wissenschaftler:innen heraus, dass große Vögel mehr Zeit benötigen, um sich an die veränderten Bedingungen anzupassen und daher weniger Vogelbabys bekommen. Besonders anfällig für die Klimaveränderungen seien auch Zugvögel, so die Autor:innen der Studie, die im Fachmagazin “pnas” veröffentlicht wurde. Immer häufiger passiere es, dass Zugvögel nicht mehr rechtzeitig ihre Brutgebiete erreichen, weil die Erwärmung der Brut- und Überwinterungsgebiete nicht gleichmäßig verläuft. Kommen sie zu spät, können sie ihre Brutsaison nicht voll ausnutzen. Sind sie zu früh, finden sie nicht genügend Nahrung für die Aufzucht ihrer Jungen. Insgesamt stellten die Forscher:innen fest, dass mehr als die Hälfte aller analysierten Vogelarten stetig weniger Nachwuchs bekommen, während bei 43 % die Zahl der Nachkommen angestiegen ist. Um die Aufzucht verschiedener Jungvogelspezies geht es auch in Kurs 3 der Online-Seminarreihe Wildtiere, die Tierärzt:innen auf Myvetlearn.de zur Verfügung steht. Referent Dr. Florian Brandes vermittelt hier die Grundlagen und Besonderheiten, die bei der Aufzucht zu beachten sind. Dabei wird auf die Fütterung unterschiedlicher Singvögel und anderer Vogelarten sowie die artgemäße Unterbringung und Vorbereitung auf die Auswilderung eingegangen. Weiterhin werden aufzuchtbedingte und häufige Erkrankungen besprochen. Tiermedizinischen Fachangestellten (TFAs) steht ebenfalls ein vierteiliger E-Learningkurs zu dem Thema auf Myvetlearn.de zur Verfügung.

Schweizerbauer
pnas
Online-Reihe Wildtiere für Tierärzt:innen
Online-Reihe Wildtiere für TFAs

Zwei Geflügelpest-Impfstoffe in den USA in der Testphase

Nach verheerenden Ausbrüchen der hochpathogenen Aviären Influenza (HPAI) in den USA testet das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) zwei Impfstoffe der Unternehmen Zoetis und Merk Animal Health gegen die Geflügelpest. Die AI ist mit Ausnahme von Hawaii in allen US-Staaten aufgetreten und hat seit dem ersten Auftreten im Dezember 2021 annähernd 60 Mio. Hühner, Puten und andere Vögel getötet. In dem Fall, dass die ersten Ergebnisse erfolgversprechend sind und die Entwicklung der Impfstoffe fortgesetzt werden kann, würde es aber mindestens weitere 18 bis 24 Monate dauern, bis ein Impfstoff auf dem Markt wäre, der an das aktuell zirkulierende Virus angepasst ist, so ein Sprecher der Behörde. Auch in Deutschland grassiert das HPAI-Virus noch immer. Zuletzt wurde es in einem Betrieb im Landkreis Schwäbisch-Hall (Baden-Württemberg) nachgewiesen. Daraufhin mussten 8.700 Puten gekeult werden. Im Januar 2023 war das Virus in einem Geflügelbetrieb im bayerischen Landkreis Schwandorf mit 70.000 Enten festgestellt worden, die daraufhin ebenfalls getötet werden mussten.

Agrarheute
American Veterinary Medical Association