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Tierschutzkonferenz in Österreich

In Österreich haben sich am vergangenen Donnerstag die Landestierschutzreferenten zu einer Konferenz in Krems getroffen, um über dirngende Probleme des Tierschutzes zu sprechen. Die Landesrätin Susanne Rosenkranz sprach von einer „ausgesprochen guten Landestierschutzreferenten-Konferenz mit guten Diskussionen“, es sei rege und intensiv über Tierschutz diskutiert worden. Man habe Beschlüsse gefasst, die man an die neue Bundesregierung weiterleiten werde, „denn Tierschutz geht uns alle an.“ Hauptthemen waren demnach die Bekämpfung des illegalen Welpenhandels, Tierhalteverbote und Tiertransporte.

„Der illegale Welpenhandel ist ein Millionengeschäft für die Hundemafia“, unterstrich Rosenkranz und sagte weiters: „Uns geht es darum, das traurige Schicksal der Tiere aufzuzeigen und Bewusstsein in der Bevölkerung zu schaffen, dass hier Tierleid am laufenden Band produziert wird. Diese Tiere leiden meistens an Krankheiten, Fehlstellungen, sind nicht geimpft und nicht gechipt. Die Menschen sind mit diesen Tieren dann meistens überfordert und viele Tiere landen oftmals in Tierheimen.“ Die Konferenz fasste daher Beschlüsse zur Verhinderung des illegalen Welpenhandels. Niederösterreich habe dahingehend mit der Tierschutz-Taskforce seit rund einem dreiviertel Jahr eine „schnelle Eingreiftruppe“, die bereits einen Welpenhandelring aufgedeckt habe. „Wir tun, was wir können. Aber es ist nie genug“, sagte sie.

Der zweite große Verbesserungspunkt liege laut Rosenkranz im Tierhalteverbot nach Diversion. Sollte ein Tierhalter aufgrund von Verfehlungen in der Tierhaltung eine Diversion zugesprochen bekommen, können Verfahren lange dauern, ohne dass sich die beanstandeten Zustände geändert hätten. „Das ist nicht im Sinn des Tierschutzes“, betonte Rosenkranz, die sich dafür aussprach, den zuständigen Behörden ein früheres Einschreiten zu ermöglichen und bereits bei der ersten Beanstandung ein Tierhalteverbot aussprechen zu können.

Im Hinblick auf Tiertransporte sollte das Ziel sein, Langstreckentransporte grundsätzlich zu verbieten. Weiterhin hat man sich verständigt, an den Bund mit der Bitte heranzutreten, eine Sensibilisierungs- und Aufklärungskampagne zur Kastrationspflicht für Katzen durchzuführen.

Land Niederösterreich

Tierärzte Atlas Deutschland 2024

Am heutigen Freitag ist im Eichenkranz zu Wörlitz im Rahmen des 3. Wörlitzer Treffens des Dessauer Zukunftskreises (DZK) der erste Tierärzte Atlas Deutschland vorgestellt worden. Er enthält in sechs Kapitel Zahlen, Daten und Fakten der Tiermedizin und zeigt Trends und Entwicklungen dieser Branche auf.

Auf insgesamt 88 Seiten informiert die Branche übersichtlich und mit vielen Grafiken über die Personal- und Marktentwicklung, ordnet Strukturen und erläutert Hintergründe.

Der Tierärzte Atlas Deutschland ist eine Brancheninitiative aller veterinärmedizinischen Verbände und Organisationen, um eine gemeinsamen Datenbasis für die deutsche Tierärzteschaft zu schaffen, die es ermöglicht, sich strukturierter mit den richtigen Herausforderungen auseinander zu setzen, um Lösungen und Forderungen faktenbasierter aufzustellen, so dass die veterinärmedizinischen Ausbildungszentren, die dazugehörende Wirtschaft, die veterinärmedizinischen Institutionen und die politischen Entscheider die richtigen Weichen stellen können; außerdem soll der Atlas dazu beitragen, dass keine falschen Zahlen mit entsprechend inkorrekten Interpretationen mehr in die Welt gesetzt werden.

Mehr Informationen zum Tierärzte Atlas Deutschland finden sich auf der Webseite Tierärzteatlas. Dort findet sich auch eine pdf-Version zum Download. Die gedruckte und gebundenen Variante kann gegen eine Schutzgebühr von 10 Euro bestellt werden.

FLI setzt Geflügelpest-Risiko herauf

Vor dem Hintergrund des Herbstvogelzuges und sinkender Temperaturen, die die Stabilität des Erregers begünstigen, hat das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) das Risiko für Infektionen mit und die Verbreitung von Geflügelpest für wilde Wasservögel, Geflügelhaltungen und gehaltene Vögel eine Stufe heraufgesetzt. Lediglich die Einschätzung bezüglich des Infektionsrisikos für deutsche Rinderbestände bleibt weiterhin sehr gering.

FLI

Syringomyelie bei Zwergrassen weit verbreitet

Untersuchungen der Universität Utrecht zeigen, dass kleine reinrassige Hunde und Kreuzungen kleiner Hunderassen häufig an Syringomyelie leiden. Dies ist eine Erkrankung, bei der das Kleinhirn durch das Hinterhauptsloch (Foramen magnum) austritt und/oder sich Hohlräume bilden, die das Rückenmark schädigen und Schmerzen verursachen können. Darüber müssen sich die Züchter bewusst sein, wenn sie mit diesen kleinen Hunde züchten und auch die Personen, die solche Hundrassen kaufen.

Der Veterinär-Neurologe und außerordentliche Professor Paul Mandigers hat die beiden Erkrankungen bereits bei Pomeranians und Cavaliers erforscht. Die Tatsache, dass diese Erkrankungen nun auch bei Chihuahuas, Französischen Bulldoggen, Griffons und Möpsen sowie bei mehreren anderen kleinen Hunderassen und Mischlingen in signifikanter Häufigkeit festgestellt wurden, zeigt, dass diese Krankheiten weiter verbreitet sind als ursprünglich angenommen.

„Hunde mit diesen Anomalien können sehr leiden. Wir müssen dies unbedingt verringern, indem wir den Züchtern helfen, eine gesunde Auswahl von Zuchthunden zu treffen. Die Hunde können durch MRT-Untersuchungen untersucht werden. Durch die Auswahl gesunder Elterntiere kann viel Leid bei den Nachkommen verhindert werden. Lassen Sie uns diese Krankheiten gemeinsam bekämpfen“, appelliert Mandigers an Züchter:innen.

Universität Utrecht

Geflügelpestvirus dringt über Luft in Ställe ein

Das Geflügelpestvirus kann über die Luft in Geflügelställe eindringen. Dies konnten Forscher der Universität Utrecht zeigen, in dem sie DNA von Wasservögeln in der Luftzufuhr von Geflügelställen nachweisen konnten. Dies könne auch den Eintrag des Virus trotz strenger Biosicherheitsmaßnahmen erklären. Demnach können winzige mit dem Virus kontaminierte Partikel von wildlebenden Wasservögeln, wie Federn und Kot, über die Luftzufuhr in Geflügelställe gelangen. Der Nachweis der DNA von wilden Wasservögeln im Geflügelstall untermauere diese Theorie des Eintrags, so die Forschenden.

ATF-anerkannte Fortbildungen zur Biosicherheit finden Sie auf Myvetlearn.de

Geflügelnews

Großbritannien verschärft ASP-Regeln

Um eine Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) nach Großbritannien zu vermeiden, begrenzt das britische Landwirtschaftsministerium (DEFRA) die persönliche Einfuhr von Schweinefleisch bzw. deren Produkte auf maximal zwei Kilogramm pro Person. Voraussetzung für eine Einfuhr ist zudem die verpflichtende Herstellung der Produkte nach EU-Handelsnormen. Der Beschluss gilt seit dem 27. September 2024.

Bislang konnte eine Erreger-Einschleppung in das Vereinigte Königreich erfolgreich verhindert werden. Die DEFRA hat angekündigt, dass Verstöße gegen die Vorgaben zur Einfuhr von Schweinefleisch und Schweinefleischprodukten werden mit umgerechnet knapp 6.000 Euro geahndet werden. 

Auch wenn die Forderung des britischen Schweineproduzentenverband (NPA) nach einem kompletten Einfuhrverbot nicht erfüllt worden ist, begrüßt der Verband die Regelverschärfung. NPA-Geschäftsführerin Lizzie Wilson warnt jedoch vor der illegalen Einfuhr von Schweinefleisch, das in großen Mengen von organisierten Kriminellen in Lieferwagen und anderen Fahrzeugen ins Land gebracht wird.

Schweizerbauer

Nachtfahrverbot für Mähroboter in Köln

Köln geht in Sachen Igelschutz voran und verbietet das nächtliche Betreiben von Mährobotern. Die Allgemeinverfügung ist am 1. Oktober 2024 in Kraft getreten. Das Verbot umfasst auch die Hauptdämmerungszeiten, also die Zeiträume 30 Minuten vor Sonnenuntergang beziehungsweise 30 Minuten nach Sonnenaufgang. So sollen Igel und andere nachtaktive Kleintiere besser geschützt werden. Die stetig wachsende Zahl der Mähroboter, die häufig nachts betrieben werden, stellen eine große Gefahrenquelle für die Wildsäuger dar, da Igel bei einem Kontakt nicht flüchten, sondern sich zusammenrollen. Das kann gravierende bis tödliche Schnittverletzungen zur Folge haben.

Analysen des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung zufolge ist die Zahl der Unfälle mit Mährobotern in den letzten Jahren gestiegen, was auch zu einer Überlastung von Igelauffangstationen geführt hat. Fast die Hälfte der Tiere überlebe eine Begegnung mit dem Mähroboter nicht, berichtet das Leibniz-Institut dem “Kölner Stadt-Anzeiger”.   

Das Nachtfahrverbot für Mähroboter ist nur eine von unerlässlichen Maßnahmen, die die Populationen der Wildsäuger vor weiteren Rückgängen schützen sollen. In den letzten Jahrzehnten wurde eine stetige Bestandsabnahme der einst häufigen Art beobachtet. 2024 hat die Deutsche Wildtierstiftung den Igel zum Wildtier des Jahres gewählt, um auf das Problem aufmerksam zu machen. Trotz vieler Gefahren erreicht die Igel-Population in Städten zum Teil sogar höhere Dichten als in ländlichen Gebieten. Neben städtischen Gärten und Parkanlagen sind Igel zunehmend auch in privaten Gärten unterwegs. Für das Wohlbefinden und den Schutz der Tiere ist es von großer Bedeutung, dass diese weitestgehend natürlich gestaltet sind, damit den Igeln sowohl genügend Nahrung als auch Ruheplätze zur Verfügung stehen. Auch sollten keine Zäune und Kaninchendraht den Durchgang versperren. Zudem können Sie – mit der richtigen Bepflanzung – ein Lebensraum für zahlreiche Insekten sein, der Hauptnahrungsquelle für Igel.

Da Igel auch immer häufiger in den Tierarztpraxen vorgestellt werden, können sich Tierärzt:innen mit dem Einsteigerkurs Igel auf Myvetlearn.de online fortbilden. In dieser Online-Fortbildung geht es um den Igel als Patienten in der Tierarztpraxis. Um Wildtiere in der Praxis geht es auch in der gleichnamigen, ATF-anerkannten E-Learningreihe auf Myvetlearn.de, bei der sich Tierärzt:innen online fortbilden können. Denn gerade im Herbst werden immer häufiger verletzte Wildtiere in die Tierarztpraxen gebracht. In einer separaten Reihe können sich auch Tiermedizinische Fachangestellte zum Thema Aufzucht, Pflege und Behandlung von Wildtieren online fortbilden. Beide Kursreihen enthalten zudem zahlreiche interaktive Elemente, die einerseits den Spaß steigern und andererseits die Bearbeitung der Inhalte intensivieren. 

Aber auch das Personal von Igelstationen und Wildtierauffangstationen muss natürlich die notwendige Fach- und Sachkunde besitzen, um die gesetzlichen Vorschriften einhalten und Auflagen beachten zu können, die es rund um diese unter Naturschutz stehende Art gibt. Dies vermittelt der Kurs Igel auf dem Portal Tierhalter-Wissen.de.

Stadt Köln

KI hilft bei Medizin-Dokumentation

Einen Großteil der Arbeitszeit einer Ärztin und eines Arztes nimmt die tägliche Dokumentationspflicht ein. Digitale Sprachmodelle, die mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) funktionieren, haben das Potential, Abhilfe zu schaffen. Eine Studie des Universitätsklinikums Freiburg hat Arztbriefe, die von vier verschiedenen KI-Tools erstellt wurden, bewertet. Für das Training der Modelle wurden rund 90.000 reale klinische Dokumente aus der Freiburger Klinik für Augenheilkunde verwendet.

Die Analyse ergab, dass ein nicht-kommerzielles Modell die besten Ergebnisse erreichen konnte. Bei diesem konnten rund 93 Prozent der Berichte mit nur minimalen Anpassungen genutzt werden.

„Speziell für die deutsche Sprache trainierte Modelle können wertvolle Unterstützung bei der Erstellung von medizinischen Berichten leisten. Das könnte die Arbeitsabläufe im Klinikalltag deutlich erleichtern”, erklärt Studienleiter Christian Haverkamp. Ein KI-Tool wird schon seit längerem im Regelbetrieb an der Klinik für Augenheilkunde genutzt.

Uniklinik Freiburg

TÄHAV-Novelle geht erste Schritte in Richtung Bürokratieabbau

Die Beharrlichkeit des Bundesverbandes praktizierender Tierärzte (bpt) hat sich, zumindest in Teilen, hinsichtlich der TÄHAV-Novelle ausgezahlt. Die vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) vorgelegte Novelle der Tierärztlichen Hausapothekenverordnung (TÄHAV) hat am 27. September 2024 die Zustimmung des Bundesrates erhalten. Mit der Neufassung werden die bisherigen Vorschriften zum Betrieb einer tierärztlichen Hausapotheke an die aktuelle unionsrechtliche Tierarzneimittel-Verordnung angepasst. Die Regelungen enthalten außerdem unter anderem Anforderungen an die Betriebsräume und an den Umgang mit den dort zubereiteten und aufbewahrten Tierarzneimitteln. 

Der bpt zeigt sich besonders zufrieden mit der mehrheitlichen Entscheidung der Länder, die Beschlussempfehlung Nr. 7 abzulehnen. Im Vorfeld hatte der Verband massive Kritik an zwei Empfehlungen des Agrarausschusses geäußert, da diese einen weiteren Aufbau von Bürokratie bedeutet hätten.

„Wir sind sehr zufrieden, dass hier das klar formulierte Ziel „Bürokratieabbau in der Tiermedizin“ erstmalig auch umgesetzt wurde, statt weiterhin mit unnötigen und nutzlosen Angaben die Arbeitszeit meiner tierärztlichen Kolleginnen und Kollegen am Tier zu verschwenden. Das ist ein großer berufspolitischer Erfolg, der hoffentlich auch Signalwirkung hat!“, betont bpt-Präsident Dr. Siegfried Moder.

Auch das BMEL begrüßt den Beschluss des Bundesrates. Im Vorfeld hatte das Ministerium sich sehr für den Bürokratieabbau in den Tierarztpraxen stark gemacht.

bpt

Tierschutzforschungspreis 2025 mit Neuerungen

Der Tierschutzforschungspreis wird jedes Jahr ausgeschrieben und würdigt herausragende wissenschaftliche Arbeiten, die zur Verbesserung des Tierschutzes und zur Weiterentwicklung von tierschonenden Forschungsverfahren beitragen. Für die diesjährige Auszeichnung hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) neue Preiskategorien festgelegt. Zudem ist eine Bewerbung nur noch auf Basis einer Nominierung möglich. Nominierungsberechtigt sind die nationalen 3R-Zentren sowie die Leitungen nationaler Forschungseinrichtungen im Bereich der Lebens- und Naturwissenschaften.

„Tierschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, bei der die Wissenschaft eine Schlüsselrolle spielt. Mit unserem Tierschutzforschungspreis wollen wir diejenigen unterstützen und auszeichnen, die durch ihre Forschung das Leben von Versuchstieren verbessern und den Weg für tierschonende Alternativen zu Tierversuchen ebnen. Dafür haben wir den kommenden Tierschutzforschungspreis neu konzipiert, um die Leistungen der Wissenschaft besser zu fördern”, erklärt die Parlamentarische Staatssekretärin Dr. Ophelia Nick.  

Um Tierversuche auf das unerlässliche Maß zu beschränken und den bestmöglichen Schutz der Versuchstiere zu gewährleisten, wird der Tierschutzforschungspreis 2025 erstmalig in drei Kategorien und mit einem Preisgeld von zwei Mal 100.000 Euro bzw. einmal 20.000 Euro vergeben. Die Bewerbungsfrist endet am 31. Dezember 2024.

Vom 24.-26. Oktober 2024 findet der Kurs 1 zur Qualifikation als Tierschutzbeauftragte als Live-Online-Seminar auf Myvetlearn.de statt. Diese Fortbildung besteht aus sechs Blöcken und hat das Ziel, Tierärzt:innen für eine Tätigkeit als Tierschutzbeauftragte zu qualifizieren. Kurs 2 findet vom 03.-05.04.2025 in Berlin statt.

BMEL

Faktencheck Artenvielfalt zeigt Maßnahmen gegen Biodiversitätsverlust auf

Die Zahl der wertvollen Habitatsflächen in Deutschland reduziert sich täglich, mit ihnen schwinden immer mehr Tier- und Pflanzenarten. Die biologische Vielfalt schrumpft zunehmend, was die Leistungsfähigkeit und Funktionsweise von Ökosystemen wiederum negativ beeinflusst. Das zeigt der gerade veröffentlichte wissenschaftliche Bericht „Faktencheck Artenvielfalt“ (FA). Für die aktuelle Ausgabe haben rund 150 Wissenschaftler:innen die Erkenntnisse aus über 6.000 Publikationen ausgewertet und in einer eigens dafür entwickelten Datenbank zusammengeführt.

„Der Faktencheck Artenvielfalt ist weltweit eines der ersten Beispiele, wie große internationale Berichte – wie die globalen und regionalen Assessments des Weltbiodiversitätsrates IPBES – auf einen nationalen Kontext zugeschnitten aussehen können; mit dem Ziel, Handlungsoptionen für die konkrete nationale und subnationale Politik aufzuzeigen und zu entwickeln“, erklärt Christian Wirth, Professor an der Universität Leipzig und Mitherausgeber des FA.

Die Bestandsaufnahme zeigt, dass ein Drittel der Arten in Deutschland gefährdet sowie etwa drei Prozent bereits ausgestorben sind. Insgesamt sind 60 % der 93 untersuchten Lebensraumtypen in einem unzureichenden oder schlechten Zustand. „Die Zeitreihen zeigen, dass sich die Trends der Lebensräume und Populationen nun auch in der biologischen Vielfalt von Lebensgemeinschaften niederschlagen. Naturnahe Lebensgemeinschaften beginnen an Arten zu verarmen. Gleichzeitig sehen wir eine beschleunigte Verschiebung hin zu neuartigen Lebensgemeinschaften mit zunehmendem Anteil gebietsfremder Arten“ sagt Jori Maylin Marx, Wissenschaftlerin an der Universität Leipzig und Mitherausgeberin des FA.

Jedoch zeigt der FA auch positive Entwicklungen einiger Artengruppen und Lebensräume, z.B. durch die Verbesserung der Wasserqualität unserer Flüsse und die Förderung natürlicher Strukturelemente in Wäldern und in der Agrarlandschaft. „Das zeigt, dass wir mit gezielten Maßnahmen den Biodiversitätsverlust stoppen können,“ erklärt Nina Farwig, Professorin an der Universität Marburg und FA-Mitherausgeberin. „Für eine echte Trendwende müssen wir die Natur verstärkt wiederherstellen. Vor allem aber müssen wir lernen, mit der Natur zu wirtschaften – nicht gegen sie. Das kann auch bedeuten, dass wir ökologische Folgekosten in Wirtschaftsberichten bilanzieren. Vor allem müssen neue biodiversitätsbasierte Landnutzungssysteme entwickelt werden. Moderne Technologien können hierbei helfen“. 

Der wissenschaftliche Bericht „Faktencheck Artenvielfalt. Bestandsaufnahme und Perspektiven für den Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland“ steht online zum kostenlosen Download auf der Seite der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) bereit.

FEdA

ÖTK ruft zum Kampf gegen illegalen Welpenhandel auf

Seit 2007 wird jedes Jahr am 28. September der Welttollwuttag begangen. Die Initiative wurde ins Leben gerufen, das Bewusstsein für die Verbesserung der Gesundheit von Mensch und Tier durch die Prävention dieser Krankheit zu schärfen und verschiedene Interessengruppen zusammenzubringen.

Auch wenn die meisten westeuropäischen Länder tollwutfrei sind, bedroht der illegale Welpenhandel die öffentliche Gesundheit. Aus diesem Grund nehmen die österreichischen Tierärzt:innen den Welttollwuttag zum Anlass, ein Zeichen für die Notwendigkeit der Tollwutimpfung zu setzen und fordern ein konsequentes Bekämpfen der kriminellen Aktivitäten der Welpenhändler:innen. 

„Die Tollwut ist eine der gefährlichsten Zoonosen weltweit und ist nach wie vor eine gefährliche Bedrohung für Mensch und Tier. Dank Impfprogrammen und präventiven Maßnahmen ist die Krankheit in vielen Ländern weitgehend unter Kontrolle. Österreich ist erfreulicherweise seit 2008 tollwutfrei. Der illegale Welpenhandel stellt jedoch ein potenzielles Risiko dar, tollwutinfizierte Tiere ins Land zu bringen – es ist höchste Vorsicht geboten“, betont Mag. Kurt Frühwirth, Präsident der österreichischen Tierärztekammer (ÖTK).

Da viele der illegal importierten Hunde aus Ländern stammen, in denen die Tollwut noch immer auftritt, wird die Problematik weiter verschärft. Deshalb sei die regelmäßige Impfung aller Haustiere auch in tollwutfreien Regionen von großer Bedeutung, so Frühwirth.

„Oft sind diese Welpen zu jung, um geimpft zu werden, oder sie erhalten gefälschte Impfdokumente, die eine ernsthafte Bedrohung für die Gesundheit von Mensch und Tier darstellen“, erklärt der ÖTK-Präsident. Zum Welttollwuttag rufen Tierärzt:innen daher auf, Haustiere regelmäßig impfen zu lassen und illegale Praktiken im Tierhandel nicht zu unterstützen.

Das Projekt Impfen für Afrika des Vereins Tierärzte ohne Grenzen hat das Ziel, die Tollwut in Ostafrika bis 2030 einzudämmen. Seit bald 20 Jahren führt der Verein Impfkampagnen in der Region durch, die durch die von Tierarztpraxen gespendeten Impfeinnahmen mit unterstützt werden. Wenn Sie auch teilnehmen möchten, können Sie sich ganz einfach hier anmelden.

ÖTK

Workshop zur Gewaltprävention auf dem bpt-Kongress

Mitarbeitende in Tierarztpraxen klagen immer häufiger über verbale oder körperliche Angriffe durch Tierhalter:innen. Sie werden angebrüllt oder sogar angegriffen, wenn die Patientenbesitzer:innen unzufrieden mit der Diagnose oder der Rechnung sind. Eine ruhige und gelassene Kommunikation ist in diesen Fällen nicht immer möglich. Um zu lernen, wie man in einer solchen Situation deeskalierend auf den/die Aggressor:in einwirken kann, steht Besucher:innen des bpt-Kongress in Hannover am 16.11.2024 ein Workshop zur Gewaltprävention zur Verfügung, der mit einer Dauer- oder Tageskarte zugänglich ist (begrenzte Saalkapazität).

Die Referierenden Nina Bartel und Christopher Seegers gehen in diesem Workshop auf Risikofaktoren und Gefahrensituationen ein und befassen sich sowohl mit den rechtlichen Aspekten und der Handlungskompetenz bei verbalen Attacken und Beschimpfungen als auch bei tätlichen Übergriffen.

 bpt

Bau des ASP-Festzauns in Hessen beendet

Ein 54 Kilometer langer Schutzzaun entlang der B45 und L3095 in Hessen wird aller Voraussicht nach am 2. Oktober 2024 erfolgreich abgeschlossen. Der neue Zaun erstreckt sich von Eppertshausen bis Münster (Hessen) und führt weiter bis zur Grenze zu Baden-Württemberg. Der Zaunbau war am 22. August 2024 als Barriere zur Eindämmung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Richtung Odenwald und in die angrenzenden Länder Bayern und Baden-Württemberg begonnen worden.

„Mit dem erfolgreichen Abschluss dieses Zaunbaus haben wir eine starke Barriere geschaffen, um die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest effektiv einzudämmen“, erklärte Staatssekretär Michael Ruhl und bedankte sich bei den rund 920 überwiegend ehrenamtlichen Einsatzkräften. Die schnelle Umsetzung des Zaunbaus ist unter anderem der Tatsache geschuldet, dass ein Großteil des verwendeten Materials aus Brandenburg stammt, wo es bereits erfolgreich zur Eindämmung der ASP eingesetzt wurde. So konnten gleichzeitig Ressourcen geschont werden.

Landwirtschaftsministerium Hessen

BTV breitet sich in Europa weiter aus

Die Blauzungenkrankheit (BTV) breitet sich weiter in Richtung nördliches und östliches Europa aus. Erstmals wurden BTV-Ausbrüche in Skandinavien gemeldet. Wie das schwedische Landwirtschaftsministerium mitteilt, wurde das Virus vom Serotyp 3 (BTV-3) bei einer Milchkuh in der Gemeinde Uddevalla nördlich von Göteborg nachgewiesen. Das betroffene Tier hatte eine verminderte Milchleistung gezeigt und war zeitweise lethargisch. Ein zweiter Ausbruch wurde in der Stadt Laholm in einem Rinderzuchtbetrieb mit 123 Tieren festgestellt. Auch hier ist bislang eine einzelne Kuh betroffen, die durch die Symptome Fieber, Erosionen der Nasenschleimhaut und Durchfall aufgefallen war. Mit diesen beiden Ausbrüchen verliert Schweden nach 15 Jahren den Status als „frei von der Blauzungenkrankheit“.

Während das Landwirtschaftsministerium in Stockholm im Jahr 2009 noch im Rahmen einer EU-weiten Strategie eine Pflichtimpfung angeordnet hatte, lehnt das Ressort aktuell eine Bekämpfung auf nationaler Ebene ab. Freiwillige Impfungen könnten vorgenommen werden, eine Infektion könne damit aber nicht verhindert werden, heißt es auf der Seite. In Schweden müssen die Landwirt:innen die Kosten für die BTV-Impfung selbst tragen.

Im Nachbarland Norwegen ist es ebenfalls nach 2010 zu einem ersten Ausbruch der Blauzungenkrankheit gekommen. Nach Informationen der Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH) sind zwei Tiere einer Schaffarm im Süden des Landes betroffen. Der Virusstamm konnte allerdings noch nicht identifiziert werden.

Das BTV-Virus breitet sich aber auch in östlicher Richtung aus. Seit 2016 ist die Tiersuchen erstmalig in Österreich aufgetreten, wie auf der Kommunikationsplattform VerbraucherInnengesundheit zu lesen ist. Bis zum 19.09.2024 wurden fünf Ausbrüche des Serotyps 3 in Vorarlberg bestätigt, zudem der Serotyp 4 in einem Betrieb in der Steiermark nachgewiesen worden war. Weitere Verdachtsfälle befinden sich aktuell in Abklärung. Auch die Alpenrepublik verliert damit den Status „frei von Blauzungenkrankheit“.

In Deutschland ist das Virus bereits weit verbreitet und verursacht vor allem bei Schafen große Verluste und enormes Tierleid. Daher empfehlen Experten der StIKo Vet dringend die Impfung der Tiere sowie von Rindern. Nicht zu letzt, da die anhaltend feuchte Witterung für eine Explosion der Stechmückenpopulation gesorgt hat, die das Virus übertragen.

Schweizerbauer

The Cattle Site

Angst vor ASP-Einschleppung nach Frankreich wächst

Seit dem ersten Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Brandenburg vor nahezu genau vier Jahren, sind mehr als 6.000 infizierte Wildschweine in Deutschland bestätigt worden. Die meisten Kadaver wurden in Brandenburg und Sachsen gefunden. Seitdem breitet sich das Virus in verschiedenen Bundesländern aus. Nach dem ersten Nachweis bei einem Wildschwein in Hessen im Juni sowie in Rheinland-Pfalz im Juli 2024, ist die ASP im August dieses Jahres auch erstmals in Baden-Württemberg aufgetreten.

Da der letzte positive ASP-Nachweis lediglich 80 Kilometer von der französischen Grenze entfernt ist, wächst die Angst der Schweinebauern im Nachbarland vor einem Eintrag. Der Nationale Verband der Bauernverbände (FNSEA) hat darauf reagiert und fordert die regionale Ausrottung von Wildschweinen entlang der deutsch-französischen Grenze. Neben der Prüfung der Biosicherheit aller schweinehaltenden Betriebe, müsse zudem ausreichend Material für den Zaunbau bevorratet werden, lautet die Forderung der französischen Bauern an die Regierung in Paris. 

Mit der regelmäßigen Überprüfung der Biosicherheitsmaßnahmen in den Betrieben befasst sich auch die 7-teilige Online-Fortbildungsreihe Biosicherheit in der tierärztlichen Bestandsbetreuung von Myvetlearn.de. Diese bietet Tierärzt:innen in allgemeinen und tierartspezifischen Kursen fundiertes Wissen zu den Hygiene- und Biosicherheitsmaßnahmen in Beständen verschiedener Tierarten. In Kurs 4 der Reihe geht es um Maßnahmen und Hinweise zur Biosicherheit für Schweinebestände.

Agrarheute

Vermehrung von H5N1-Viren bei Rindern auf Euter begrenzt

Zwischen März und September 2024 ist es in den Vereinigten Staaten von Amerika in mehr als 200 Milchbetrieben zu Infektionen der Milchkühe mit dem hochpathogenen Virus der Geflügelpest vom Subtyps H5N1 gekommen. Inzwischen haben Betriebe in 14 US-Bundesstaaten positive Nachweise gemeldet. Zudem haben sich bislang 15 Personen mit dem Rinder-assoziierten Vogelgrippe-Virus angesteckt, vier davon im direkten Zusammenhang mit Kontakt zu infizierten Rindern oder deren Milch.

Verbunden mit den Infektionen waren Milchleistungsrückgang, Virusvermehrung im Euter und hohe Ausscheidungsraten in der Milch. Eine gerade veröffentlichte Studie ist unter anderem der Frage nachgegangen, ob sich das amerikanische Rinder-H5N1 Virus der Klade 2.3.4.4b, Genotyp B3.13 auch im Respirationstrakt vermehren kann. Ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) hat nun mittels zweier unabhängiger, experimenteller Infektionsversuche an laktierenden Rindern (durch das FLI) und Kälbern (durch die Kansas State University, KSU) diese Fragen beantworten können.

Die Wissenschaftler:innen des FLI konnten mit ihren Untersuchungen belegen, dass eine direkte H5N1-Infektion des Euters zu schweren Symptomen führt, teilweise mit hohem Fieber und Mastitis. Das gilt sowohl für das verwendete Virusisolat aus den USA als auch das aus Europa. Dabei konnten sehr hohe Viruslasten in der Milch aller infizierter Rinder nachgewiesen werden und die Milchproduktion verringerte sich drastisch. Dagegen konnten die Forscher weder eine nasale Virusvermehrung noch eine systemische Ausbreitung des Virus im Körper der infizierten Kühe beobachten.

Die Studienbeteiligten der Kansas State University konnten zudem zeigen, dass eine oronasale H5N1-Infektion von Kälbern mit dem US-Stamm nur zu einer moderaten Virusvermehrung im Respirationstrakt führt und das Virus darüber hinaus nicht an Kontakt-Kälber übertragen wurde.

„Diese beiden wichtigen Tierstudien lassen die Schlussfolgerung zu, dass neben der amerikanischen H5N1-Variante auch andere H5N1-Viren der Klade 2.3.4.4b in der Lage sind, sich effizient im Eutergewebe von Rindern zu vermehren und mit der Milch in hohen Mengen ausgeschieden zu werden“,so der Leiter der Studie am FLI, Prof. Dr. Martin Beer, Leiter des Instituts für Virusdiagnostik und Vizepräsident des FLI. „Außerdem wird sehr deutlich, dass in den USA vor allem die Milch und Melk-Prozeduren maßgeblich für die Verbreitung und Übertragung zwischen Milchkühen verantwortlich sind und eher nicht der respiratorische Weg.“

Die Forschenden drängen darauf, umgehend wirksame und umfassende Maßnahmen zu treffen, damit sich die Geflügelpest bei Kühen in den USA nicht weiter verbreitet. Auch müssten weitere genetische Anpassungen des Virus verhindert werden, um die weitere Übertragung auf Geflügel, Wildvögel und andere Säugetiere sowie des Menschen zu verhindern.

FLI

Erweiterungsstudium zur Stärkung der praktischen Kompetenzen   

Die Veterinärmedizinische Universität Wien hat das Angebot für ihre Studierenden um eine prä- und postgraduelle Weiterbildung zur Erstkonsultation und -versorgung von Klein- und Heimtieren, aber auch Ziervögeln und Reptilien, erweitert.

Das Ziel dieses Erweiterungsstudiums ist es, die erlangten theoretischen Basiskenntnisse und -fertigkeiten aus dem Grundstudium zu vertiefen und praktisch anzuwenden. Ebenso werden durch direkten Patientenbesitzer:innen-Kontakt sowohl die Kommunikationsfähigkeit, die sozialen Kompetenzen sowie professionelles Verhalten in der Erstkonsultation und -versorgung trainiert.

Weiterhin erlernen die Studierenden die praktischen Kompetenzen, die von der European Association of Establishments for Veterinary Education (EAEVE) im Bereich Erst- und Notfallversorgung angegeben werden. Die Zulassung setzt den bereits erfolgten Abschluss eines Studiums der Veterinärmedizin oder die aufrechte Zulassung zum Diplomstudium Veterinärmedizin voraus. Eine Zulassung für das zweisemestrige Studium ist bis zum 31. Oktober 2024 möglich.

Vetmeduni Wien

Vogelgrippe: Möglicherweise erster Fall von Mensch-zu-Mensch Übertragung

Die US-Gesundheitsbehörde CDC hat im Bundesstaat Missouri einen weiteren Fall von Vogelgrippe vom Typ A(H5) bei einem Menschen bestätigt. Die betroffene Person musste aufgrund der Schwere der Symptome ins Krankenhaus eingeliefert werden. Hier fiel der Test auf Vogelgrippe positiv aus. Das Besondere und auch das Besorgniserregende an diesem Fall ist, dass die betroffene Person weder Kontakt zu Rindern, noch zu Geflügel oder zu unzureichend erhitzten tierischen Produkten hatte. Daher könnte es sein, dass das Virus womöglich von einem Menschen übertragen wurde.

Die CDC untersucht jetzt diese Möglichkeit. Eine Übertragung unter engen Kontakten des Patienten sei bisher aber nicht festgestellt worden.

Das ist der 14. Vogelgrippe-Fall bei einem Menschen in diesem Jahr in den Vereinigten Staaten. Allerdings wird von einer wesentlich größeren Dunkelziffer ausgegangen.

Frankfurter Rundschau

Neue Corona-Studie verstärkt Ursprungstheorie

Seit Anfang 2020 hat das Coronavirus Sars-CoV-2 sich in der ganzen Welt ausgebreitet und zu 700 Millionen Infektionen und 7 Millionen Toten weltweit geführt. Und noch immer ist der Ursprung des Erregers nicht vollends geklärt. Gemäß einer aktuellen Studie eines internationalen Forschungsteams ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass das Virus ursprünglich von Wildtieren stammte, die auf dem Markt der chinesischen Millionenmetropole Wuhan gehandelt wurden.

Die Wissenschaftler:innen haben mehr als 800 Proben untersucht, die das Chinesische Zentrum für Krankheitskontrolle und -prävention (CDC) ab dem 1. Januar 2020 in verschiedenen Arealen des Huanan Seafood Market in Wuhan genommen hatte. In dieser Region waren bereits Ende 2019 die ersten Ausbrüche mit dem Coronavirus aufgetreten. Ein schnelles Schließen seitens der örtlichen Behörden hatte zwar verhindert, dass Proben der auf dem Markt angebotenen Wildtiere genommen werden konnten, aber die Forschenden analysierten Proben unter anderem von Böden, Oberflächen von Käfigen und Ständen sowie von Abwasserrinnen des Marktes.

Neben dem Erbgut von Tieren konnten die Wissenschaftler:innen auch genetische Rückstände von Sars-CoV-2 nachweisen. Bei den Tieren, die in diesem Bereich pfeilgeboten wurden, handelte es sich unter anderem um Marderhunde, Schleichkatzen, Bambusratten und Stachelschweine. Insbesondere von Marderhunden ist bekannt, dass sie Träger von Coronaviren sein können.

„Viele Tierarten wurden von dem Markt entfernt, bevor die chinesischen CDC-Teams kamen, daher haben wir keinen direkten Nachweis dafür, dass die Tiere infiziert waren“, erklärt Co-Autorin Florence Débarre von der Universität Sorbonne in Paris. Allerdings deute die gleichzeitige Präsenz von Tiererbgut und Sars-Cov-2-Rückständen in Proben darauf hin, dass Tiere auf diesem Markt infiziert gewesen sind.

„Außerdem wurden beide Gründungslinien der Pandemie auf dem Markt nachgewiesen“, erklärte der bekannte Virologe Prof. Christian Drosten von der Berliner Charité. Dies sei am besten damit zu erklären, dass der Erreger mehrmals vom Tier auf den Menschen übergesprungen ist.

Jedoch kann die Studie wegen des Fehlens von direkten Proben von gehandelten Tieren keinen wirklichen Beweis für eine Herkunft des Erregers von Wildtieren liefern. „Eine Häufung von positiven Proben an einem Marktstand, der Tiere verkauft hat, kann sowohl durch infizierte Menschen als auch durch infizierte Tiere erklärt werden“, betont der Experte für Virenevolution Richard Neher von der Universität Basel. 

Dennoch deutet Ko-Autor Michael Worobey von der University of Arizona die Studienresultate als starke Indizien dafür, dass die Pandemie ursprünglich von Wildtieren ausging. Die Studie sei das letzte Stück in einem Puzzle, dessen Bild ohnehin bereits recht deutlich gewesen sei, betont er – und beschreibt das wahrscheinlichste Szenario. „Wildtiere mit Viren mitten in Großstädten mit hoher Bevölkerungsdichte mit Menschen in Kontakt zu bringen, zählt zu den riskantesten Dingen, die man tun kann“, konstatiert Worobey. Welche Tierart genau für das Überspringen des Virus auf den Menschen verantwortlich ist, lässt die Studie offen. Besonders wahrscheinlich sei dies für Marderhunde, Schleichkatzen, Bambusratten und Malaiische Stachelschweine, heißt es.

University of Arizona

Igel richtig füttern

Aktuell sind zahlreiche Igel unterwegs, um Futter zu finden und sich genügend Pfunde für den Winterschlaf anzufuttern. Da das Angebot an Insekten, wie Käfer, Schmetterlingslarven, Regenwürmer, Käferlarven oder Ohrwürmer, in vielen Regionen zu knapp ist, sind die Wildsäuger unter Umständen auf ein zusätzliches Futterangebot angewiesen, damit sie die kalte Jahreszeit unbeschadet überstehen können. Dabei ist es jedoch von großer Bedeutung, dass das richtige Futter bereit gestellt wird und lediglich geschwächte Tiere zugefüttert werden. Gesunden und aktiven Igeln könnte das Zufüttern von Igelnahrung eher schaden als nutzen.

Ein Handeln ist nur notwendig, wenn Igel offensichtlich tagsüber auf Futtersuche oder die Augen eingefallen sind. Typische Zeichen einer Schwächung sind zudem eine birnenförmige Figur, Einbuchtungen am Hinterkopf oder offensichtlicher Befall mit Parasiten. Während Igel frisches Obst und Gemüse sowie Rosinen, Brot oder Milch nicht vertragen, freuen sich die Stacheltiere über Fleisch, Insekten und Eierzeugnisse. Neben speziellem Igelfutter eignet sich auch Katzenfutter mit einem hohem Fleischanteil bzw. Hundefutter oder gekochtes, aber ungewürztes Hackfleisch. Des Weiteren sollte der Kot regelmäßig aufgesammelt und der Fressnapf jeden Tag gründlich gereinigt werden.

Da Igel auch immer häufiger in den Tierarztpraxen vorgestellt werden, können sich Tierärzt:innen mit dem Einsteigerkurs Igel auf Myvetlearn.de online fortbilden. In dieser Online-Fortbildung geht es um den Igel als Patienten in der Tierarztpraxis. Um Wildtiere in der Praxis geht es auch in der gleichnamigen, ATF-anerkannten E-Learningreihe auf Myvetlearn.de, bei der sich Tierärzt:innen online fortbilden können. Denn gerade im Herbst werden immer häufiger verletzte Wildtiere in die Tierarztpraxen gebracht. In einer separaten Reihe können sich auch Tiermedizinische Fachangestellte zum Thema Aufzucht, Pflege und Behandlung von Wildtieren online fortbilden. Beide Kursreihen enthalten zudem zahlreiche interaktive Elemente, die einerseits den Spaß steigern und andererseits die Bearbeitung der Inhalte intensivieren. 

Aber auch das Personal von Igelstationen und Wildtierauffangstationen muss natürlich die notwendige Fach- und Sachkunde besitzen, um die gesetzlichen Vorschriften einhalten und Auflagen beachten zu können, die es rund um diese unter Naturschutz stehende Art gibt. Dies vermittelt der Kurs Igel auf dem Portal Tierhalter-Wissen.de.

Stern

Planted baut hochmoderne Produktionsstätte in Bayern

Die Beliebtheit von pflanzenbasiertem Fleischersatz steigt bei Verbraucher:innen in Deutschland kontinuierlich. So wird das Schweizer Unternehmen Planted seine Kapazitäten deutlich ausbauen und im bayerischen Memmingen ein neues Werk bauen. Hier soll nach Angaben des Start-Ups die modernste Produktionsstätte Europas für pflanzenbasiertes Fleisch entstehen. Da der deutsche Markt aktuell den größten für Exporte einnimmt, lag die Entscheidung für den neuen Standort in dem Freistaat nahe. Auf dem ehemaligen Brauereigelände sollen bereits ab dem ersten Quartal 2025 täglich bis zu 20 Tonnen pflanzliches Fleisch produziert werden.

Das Start-Up wird für seine Produktion auf fossile Brennstoffe verzichten und stattdessen nahezu CO2-neutral mit Brunnenkühlung, Fernwärme und Solarenergie arbeiten. „Unsere internationale Expansion folgt der strategischen Entscheidung, unsere biotechnologische Kompetenz und Standorte ebenfalls im Ausland, nahe bei unseren Kunden auszubauen. Unser Ziel ist es, innovative Produkte unserer Fermentationsplattform schnell auf den Markt zu bringen, insbesondere das planted.steak, das unsere derzeit fortschrittlichste und disruptivste Fermentationstechnologie in Bezug auf Skalierbarkeit, Geschmack und Produktqualität nutzt“, erklärt Lukas Böni, Mitgründer und Mitglied der Geschäftsleitung von Planted. 

Das Vetion-Fokusthema Fleischlos glücklich informiert ebenfalls über Alternativen zu konventionell hergestelltem Fleisch sowie pflanzliche Alternativen.

Planted

EU-Kommission wird um Tierschutzkommissar erweitert

Die Europäische Union bekommt erstmals einen Kommissar für Tierschutz. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat in der vergangenen Woche verkündet, dass eine neue Kommission für Gesundheit und Tierschutz eingerichtet werden wird und den ungarischen Politiker Olivér Várhelyi für dieses Amt vorgeschlagen. Várhelyis Arbeit solle stark mit der Arbeit anderer Kommissionen verknüpft sein, heißt es auf Seiten der EU. Ziel sei es, den Tierschutz auf allen Ebenen nachhaltig voran zu bringen. Die neue Kommission soll voraussichtlich im Oktober von den Abgeordneten im EU-Parlament bestätigt werden.

Der Verein Ärzte gegen Tierversuche bezeichnet diesen Schritt als Meilenstein für die EU-Politik. Seit März 2021 hatte ein Bündnis, bestehend aus mehr als 60 Tierschutzorganisationen in ganz Europa, mit der Kampagne #EUforAnimals eine EU-Kommission für Tierschutz gefordert und über 300.000 Unterschriften gesammelt. „Es ist äußerst erfreulich, dass die aktuelle EU-Kommission endlich auf die Forderungen der Bürger gehört hat, die seit Jahrzehnten bessere EU-Rechtsvorschriften zum Schutz der Tiere fordern“, so Dr. med. vet. Corina Gericke, Vizevorsitzende von Ärzte gegen Tierversuche.

Die Tierschützer:innen erwarten, dass der neue Kommissar entscheidend dazu beiträgt, dass die veralteten EU-Tierschutzvorschriften überarbeitet werden. Inwieweit auch der Bereich Tierversuche in das Ressort des neuen Tierschutz-Kommissars fällt, ist noch unklar.

Vom 24.-26. Oktober 2024 findet der Kurs 1 zur Qualifikation als Tierschutzbeauftragte als Live-Online-Seminar auf Myvetlearn.de statt. Diese Fortbildung besteht aus sechs Blöcken und hat das Ziel, Tierärzt:innen für eine Tätigkeit als Tierschutzbeauftragte zu qualifizieren. Kurs 2 findet vom 03.-05.04.2025 in Berlin statt.

EU

Ärzte gegen Tierversuche

FLI erneuert Impfempfehlung gegen WNV wegen steigender Zahlen

Im laufenden Jahr ist eine vermehrte, regionale Zunahme an Infektionen mit dem West-Nil-Virus (WNV) festzustellen, wie das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) mitteilt. Bisher sind bereits 51 Fälle bei Vögeln und 85 Fälle bei Pferden registriert worden. Das FLI möchte daher Pferdehalterinnen und -halter noch einmal ausdrücklich auf die Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) zum Schutz ihrer Tiere hinweisen.

Besonders betroffen sind die Bundesländer Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Sie stellen derzeit das Haupt-Endemiegebiet von WNV in Deutschland dar. Eine Ausbreitung aus dem Endemiegebiet war zuvor mit wenigen Fällen sichtbar, nimmt dieses Jahr aber größere Ausmaße an, bedingt durch ein anhaltend warmes und feuchtes Klima sowie ein gehäuftes Vorkommen der Stechmückenpopulation. So werden aktuell vermehrt Fälle bei Pferden mit zum Teil sehr schwerem Verlauf auch im östlichen und südöstlichen Niedersachen nachgewiesen.

West-Nil-Virus ist ein von Mücken übertragender Erreger mit weltweiter Bedeutung und einer der am weitesten verbreiteten Flaviviren. Vögel unterschiedlicher Arten sind die Hauptwirte für das Virus, das auch zahlreiche Säugetierarten infizieren kann, die aber häufig keine oder nur schwache Krankheitssymptome entwickeln. Pferde gelten als Fehlwirte, d.h. von ihnen gehen keine weiteren Infektionen aus. Bei ihnen werden in der Regel nach einer Infektion keine oder nur milde klinische Anzeichen beobachtet. Allerdings kann es bei nicht-geimpften Pferden, die zuvor keinen Kontakt mit dem Virus hatten, in ca. 8 % der Fälle auch zu einem schweren Verlauf mit neurologischen Ausfallserscheinungen kommen. Die Sterblichkeit derartiger Fälle liegt bei 30-50 %. Die Fälle ohne tödlichen Ausgang zeigen häufig lebenslang bleibende Schäden. 

In Deutschland sind derzeit drei Impfstoffe gegen WNV für Pferde verfügbar. Sie sind gut verträglich und schützen sicher vor schweren Verlaufsformen der Erkrankung. Laut Empfehlungen der StIKo Vet sollten Pferde im Ausbreitungsgebiet des Virus geimpft werden. Darüber hinaus auch solche, die dorthin, und sei es auch nur für sehr kurze Zeit, verbracht werden sollen. Zum Ausbreitungsgebiet gehören inzwischen allerdings weite Teile Nord- und Ostdeutschlands. Weiterhin ist es möglich, wertvolle Zoo- und Zuchtvögel mittels Impfung vor einer Infektion und klinischen Erkrankung zu schützen, denn gemäß der neuen EU Tierarzneimittel-Verordnung ist es möglich, Pferdeimpfstoffe hierfür umzuwidmen.

Auch der Mensch kann über einen Mückenstich mit dem WNV infiziert werden und dadurch erkranken. Informationen zu aktuellen Infektionszahlen bei Menschen stellt das hierfür zuständige Robert Koch-Institut auf seiner Webseite zur Verfügung.

FLI

Künstliche Intelligenz zur verbesserten Kontrolle im Stall

Lely Zeta ist ein revolutionäres Konzept, das sowohl das Tierwohl von Kühen verbessern als auch die landwirtschaftlichen Betriebe weiter optimieren soll. Mit Hilfe von Kameras, LED-Beleuchtung, künstlicher Intelligenz und intelligenten Algorithmen haben die Landwirt:innen die Möglichkeit, noch mehr Daten über ihre Kühe und den Stallbetrieb zu sammeln.

Vorgestellt wurde das visionäre Konzept im Rahmen des Yellow Revolution Events. „Mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz im Betrieb beginnt ein ganz neues Kapitel in der Milchviehhaltung. Zeta ruft verschiedenste Informationen und Daten darüber ab, was im Stall passiert. Wir halten es für ein Konzept mit großem Potenzial”, erklärte Korstiaan Blokland, Direktor für Innovationen bei Lely, während der Vorstellung.      

Das Lely Zeta-Konzept funktioniert durch das Aufhängen und Verknüpfen verschiedener Einrichtungen im Stall. Die 24/7-Kamerasicht kombiniert mit der Objekterkennung durch künstliche Intelligenz und intelligenten Algorithmen ermöglicht es, dass Zeta den Standort von Kühen und mobilen Robotern erkennt ebenso wie bestimmte Verhaltensweisen und Ereignisse im Stall. Das intelligente, datengesteuerte Lernsystem nutzt diese Ergebnisse, um den Betrieb des Stalls zu verbessern.

Mit Zeta stellt Lely die Weichen für den landwirtschaftlichen Betrieb der Zukunft. Das System erfasst außerdem Daten, die sich nicht nur direkt auf die Kühe beziehen. Lely wird die Funktionen des Zeta-Konzepts in den kommenden Jahren testen und weiterentwickeln.

Lely

BTV bringt Schäfer:innen an den Rand ihrer Existenz

Die Blauzungenkrankheit (BTV) breitet sich immer weiter in Deutschland aus. Neben Rindern sind Schafe besonders betroffen von der Tierseuche. Schäfer:innen haben bereits große Teile ihrer Herden durch die Krankheit verloren und sind an den Rand ihrer Existenz gedrängt worden. Wie auch Sven Scheffler, der in den letzten Wochen mehr als 800 seiner 4.000 Kopf großen Herde tot oder offensichtlich lebensschwach geborgen hat. „Durch die Blauzunge ist der schönste Beruf für mich mittlerweile zum schlimmsten geworden“, konstatiert Scheffler.

In der vergangenen Woche hatte die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) in einer aktualisierten Stellungnahme auf die Dringlichkeit hingewiesen, gefährdete Wiederkäuer unverzüglich mit einem der zur Anwendung gestatteten BTV-3-Impfstoffe zu impfen. Die Impfung gegen das Virus hat der Schäfer Scheffler nach eigenen Aussagen mit großer Wahrscheinlichkeit zu spät vornehmen lassen. Sein finanzieller Schaden beläuft sich mittlerweile auf rund 200.000 Euro, Tendenz steigend. „Ein Ende ist bisher leider nicht in Sicht. Wenn da nicht bald was kommt, würde es am meisten Sinn machen, aufzuhören“, sagt der Schäfer und blickt über die abgesteckte Weide mit den kranken Tieren.

Agrarheute

FLI

Smart Farming im Fokus des VetmedTalk

Unter dem Jahresmotto „Kein Hunger“ geht der VetmedTalk, der Online-Talk der Veterinärmedizinischen Universität Wien, heute Abend (17.09.2024) um 18.30 Uhr in die 3. Runde des laufenden Jahres. In der einstündigen Gesprächsrunde werden die Expert:innen Borbala Foris (Zentrum für Tierernährung und Tierschutzwissenschaften, Vetmeduni) und Michael Iwersen (Zentrum für Systemtransformation und Nachhaltigkeit in der Veterinärmedizin, Vetmeduni) zum Thema „Sind gesunde Tiere produktive Tiere? – wie landwirtschaftliche Produktivität und Tiergesundheit mittels Smart Farming gesteigert werden können“. Mit Hilfe des Live-Chats können die Zuschauer:innen Fragen stellen, die die Expert:innen direkt beantworten. Moderiert wird der Online-Talk von Bernhard Weingartner, Wissenschaftskommunikator und Initiator des Science Slam Österreich.

Vetmeduni Wien

Forschungsprojekt bietet Gesundheitsberatung für sächsische Imker:innen

Honigbienen gehören zu den wichtigsten Nutztieren. Neben Pestiziden und Monokulturen stellen Pilze, Milben und Viren eine gesundheitliche Bedrohung für die Bienenvölker dar. In Sachsen gibt es derzeit 4.500 Imker:innen mit Wohnsitz bzw. Bienenvölkern in dem Bundesland. Um diese Imker:innen zu unterstützen, wurde das Forschungsprojekt ImBieSax ins Leben gerufen. Ein Team aus Forschenden der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (HTWD) bietet eine umfassende Gesundheitsfachberatung an, die für die Imker:innen in Sachsen kostenfrei ist.

„Unser Ziel ist es, eine sachsenweite tierärztliche Beratung aufzubauen, die sich besonders auf effektives Bienenmanagement und die Gesundheit der Bienenvölker konzentriert“, erläutert der Projektleiter Professor Markus Freick. 

Neben persönlichen Gesprächen und Probenentnahmen vor Ort stehen die Forschenden auch für eine telefonische Beratung zur Verfügung. Ziel des Projektes ist es, den im Freistaat ansässigen Imker:innen den Zugang zu fundierten Informationen zu sichern, um die Gesundheit ihrer Bienenvölker nachhaltig zu verbessern.

„Eine spezielle tierärztliche Beratung hinsichtlich Bienengesundheit, wie bei anderen Nutztierbeständen, gab es seit der Wiedervereinigung Deutschlands in Sachsen nicht, obwohl das Wissen über Bienen in der tierärztlichen Approbationsverordnung enthalten ist und während des Veterinärmedizinstudiums gelehrt wird“, erklärt Tierärztin und Projektmitarbeiterin Dr. Julia Dittes. Besonderer Fokus liegt auf der Prävention und Bekämpfung von Krankheiten wie der Varroamilbe und Virusinfektionen. Zudem soll das Wissen über moderne Imkereipraktiken verbreitet und gestärkt werden. 

Bis zum Ende des Jahres wertet das Team den Fragebogen und die Ergebnisse der Proben aus. Damit wollen die Forschenden feststellen, welche Krankheitserreger nachweisbar sind und ob es dabei regionale Unterschiede innerhalb Sachsens gibt. Dr. Dittes und ihre Mitarbeiterinnen verfolgen die Entwicklung der Bienenvölker auch über den Winter und planen die Fortführung des Projektes.

Um die Gesundheit und die Haltung von Bienen geht es auch in der dreiteiligen E-Learningreihe Grundkurs Bienen, die Tierärzt:innen auf Myvetlearn.de zur Verfügung steht. Die Kursreihe ist geeignet zur Weiterbildung für den Erwerb der Zusatzbezeichnung Bienen/den Fachtierarzt für Bienen.

HTWD

Expertengremium entwickelt Strategie zur Reduzierung von Tierversuchen

Nach Plänen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sollen nach und nach Tierversuche durch Alternativmethoden ersetzt werden. Trotz stetiger Reduzierung waren es im Jahr 2022 noch immer mehr als 1,73 Millionen Wirbeltiere und Kopffüßer, die für Versuche eingesetzt wurden. Diese Zahl soll weiter reduziert werden.

„Wir wollen Tierversuche wo immer möglich überflüssig machen oder zumindest die Zahl der Versuchstiere deutlich reduzieren. Dafür brauchen wir Alternativmethoden, die auch in der Praxis funktionieren – das ist der Ansatz, den wir mit unser Reduktionsstrategie verfolgen. Ich freue mich, dass sich an der Erarbeitung Vertreterinnen und Vertreter aus allen betroffenen Bereichen beteiligen und ihre Expertise einbringen. Wichtig ist, dass wir Tiere besser schützen und unnötiges Leid verhindern, aber die teils lebensrettende Forschung weiter möglich ist”, erklärt die Parlamentarische Staatssekretärin Dr. Ophelia Nick anlässlich eines Expertentreffens am 9. September 2024.

Das Treffen war die Auftaktveranstaltung zu einem Prozess für die Erarbeitung einer Strategie, an der Vertreter:innen aus Wissenschaft, Forschung, Wirtschaft und Tierschutzorganisationen sowie der fachlich betroffenen Bundesministerien beteiligt sind. Im ersten Halbjahr 2025 wollen die Expert:innen ein finales Konzept für die Reduktionsstrategie vorlegen. 

BMEL

Veti-Kalender 2024/2025 für das kommende Studienjahr jetzt erhältlich

Der Veti-Kalender ist der Taschenkalender für Studierende und junge TierärztInnen. Er erscheint pünktlich zum Beginn des Wintersemesters 2024/2025 und enthält viele wertvolle Fachinformationen wie beispielsweise die physiologischen Daten und Laborwerte der Tierarten sowie Impfempfehlungen, ein Fachwörterlexikon, interessante Termine und Adressen zu den Fachbereichen der Veterinärmedizin in Deutschland.

Durch sein praktisches Kalendarium, in das bereits alle wichtigen Termine für „Vetis“ an den Fachbereichen sowie die bedeutenden Kongresse/Tagungen in Deutschland eingetragen sind wird er zum perfekten Begleiter für das Veti-Studium.

Außerdem enthält der Veti-Kalender viele Lerntipps und Eselsbrücken, die wichtigsten Abkürzungen und anzeigepflichtigen Krankheiten sowie ein veterinärmedizinisches Fachwörterlexikon, dass eine Vielzahl der medizinischen Begriffe erklärt, was insbesondere für die unteren Semester von großem Nutzen ist.

Top-Thema in dieser Ausgabe sind ein Interview mit der „Erfinderin“ der 1st Day Skills Academy Lisi Basler. Was bietet sie und was sind ihre Ziele, Visionen, was treibt sie an? Und zur Inspiration stellen wir die beeindruckende Erfolgsgeschichte der Tierklinik Germersheim vor nach dem Motto: wir müssen groß denken!

Außerdem neu in dieser Ausgabe: das kleine Röntgen-ABC. Ein kleiner Einblick in das Prinzip des Röntgens sowie den Strahlenschutz. 

Der Veti-Kalender kostet Euro 8,99 und ist ab sofort im Vetion.de-Shop erhältlich.

Pestizide in Kombination mit Fungiziden sind Gefahr für Honigbienen

In Kombination mit Fungiziden können Insektizide einen negativen Einfluss auf die Entwicklung und die Lebensdauer von Honigbienen haben. Das geht aus einer Studie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) hervor. Ein Forschendenteam des Biozentrum der JMU untersuchte zog Honigbienen im Labor und mischte ihnen verschiedene Pflanzenschutzmittel ins Futter – zum einen in Konzentrationen, wie sie in der Umwelt vorkommen, zum anderen in zehnfach höherer Dosierung. Neben dem Neonikotinoid Acetamiprid fütterten die Wissenschaftler:innen eine Mischung der Fungizide Boscalid und Dimoxystrobin (beides pilztötende Mittel) sowie eine Kombination aus dem Neonikotinoid und den zwei Fungiziden.

Während die niedrigere Neonikotinoid-Dosierung allein keinen Einfluss auf die Überlebensraten der Bienen hatte, zeigte die Kombination mit den Fungiziden eine signifikant erhöhte Sterblichkeit der erwachsenen Bienen. „Das ist ein alarmierender Befund, da Honigbienen durch ihren großen Flugradius mit vielen verschiedenen Pflanzenschutzmitteln in Kontakt kommen“, erklärt Doktorandin Sarah Manzer, Erstautorin der Studie.

Die Forschenden konnten belegen, dass sich die Pflanzenschutzmittel gegenseitig in ihrer Wirkung verstärken können und miteinander interagieren. Außerdem sei es möglich, dass es nur bei niedrigen, nicht aber bei hohen Konzentration zur Interaktion komme, und umgekehrt. „Hier klaffen in der Pestizidforschung Wissenslücken, die wir nun mit einem weiteren Puzzleteil verkleinern konnten“, so die JMU-Forscherin. Nach Ansicht der Würzburger Wissenschaftler:innen sind weitere Versuche unerlässlich, um die Wirkung von Pflanzenschutzmittelmischungen noch besser zu verstehen.

Um die Haltung, die Gesundheit und den Schutz von Bienen geht es unter anderem auch in der gleichnamigen vierteiligen E-Learning-Reihe, die Tierärzt:innen zur Online-Fortbildung auf Myvetlearn.de zur Verfügung steht. Die Kursreihe ist geeignet zur Weiterbildung für den Erwerb der Zusatzbezeichnung Bienen/den Fachtierarzt für Bienen.

JMU Würzburg

USA untersucht Mensch-zu-Mensch-Übertragung von AI

In den Vereinigten Staaten von Amerika hat sich ein weiterer Mensch mit dem Aviären Influenzavirus (AI) infiziert. Betroffen ist eine männliche Person im Bundesstaat Missouri, der nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt wieder nach Hause entlassen wurde. Damit erhöht sich die Zahl der Infizierten auf inzwischen 14 Personen. Der vorliegende Fall ist jedoch ungewöhnlich, da bislang nicht klar ist, wie sich der Patient angesteckt hat, meldet die US-Gesundheitsbehörde CDC.

Denn anders als bei den vorherigen Fällen, soll der Mann keinen Kontakt zu infizierten Tieren gehabt haben. Alle anderen betroffenen Personen hatten vor ihrer Erkrankung engen Kontakt zu erkranktem oder verendetem Geflügel. „Vermutlich müssen Menschen sehr große Virusmengen aufnehmen, um sich zu infizieren“, lautet die Erklärung des Robert Koch-Instituts (RKI). Möglich sei aber auch, dass sich das Virus in Säugetieren weiter verändert und anpasst. So müsse man in dem vorliegenden Fall auch eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung in Betracht ziehen, heißt es weiter auf Seiten des CDC. Das wird nun weiter untersucht.

„Ob sich ein bestimmtes Vogelinfluenzavirus genetisch so verändern und an den Menschen anpassen kann, dass es von Mensch zu Mensch übertragbar wird, lässt sich nicht vorhersagen“, räumt das RKI auf seiner Website ein. Zumindest habe es eine solche Veränderung bei den Viren A(H5N1) und A(H7N9) nicht gegeben. Jedoch hatten sich verschiedene Säugetierarten, wie Kühe, Katzen, Nerze und Füchse, mit dem H5N1-Virus infiziert. Grundsätzlich sei es zudem möglich, dass sich die Viren über verschiedene Zwischenwirte besser an den Menschen anpassen. Eine fortgesetzte Mensch-zu-Mensch-Übertragung gibt es nach derzeitigen Erkenntnissen nicht. Die CDC schätzt das Risiko für die Bevölkerung dementsprechend gering ein.

Frankfurter Rundschau

Tierkörperbeseitigungsanlagen wegen BTV überlastet

Die Blauzungenkrankheit (BTV) hat sich in den vergangenen Wochen massiv in Deutschland ausgebreitet. Wie das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) mitteilte, wurden bis zum 29. August 2024 bundesweit rund 6.000 Fälle gemeldet.  Neben Rindern und Ziegen erkranken insbesondere Schafe. Die Zahl der verendeten Schafe hat deswegen so stark zugenommen, dass es in einigen Regionen zu einem bedrohlichen Engpass bei den Tierkörperbeseitigungsanlagen gekommen ist, da sie den rechtzeitigen Abtransport der verendeten Tiere nicht mehr gewährleisten können.

Nach Informationen des Belgischen Rundfunks (BRF) ist auch die Zahl der verendeten Rinder doppelt so hoch wie normal, bei den Schafen sogar vier- bis fünfmal so hoch. Wegen der explosionsartigen Ausbreitung der Blauzungenkrankheit in Belgien hat die Tierkörperbeseitigungsfirma Rendac die Arbeitszeiten erhöht. Nun werde auch an Samstagen und an Feiertagen gearbeitet, damit möglichst alle Tiere entsorgt werden können, heißt es weiter. 

Auch in Deutschland kommen die Tierkörperbeseitigungsanstalten aufgrund des vermehrten Auftretens von verendeten Tieren an ihre Grenzen. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen bezeichnet die Situation als heikel. Sowohl im Rinder- als auch im Schafsektor berichten Tierhalter:innen von einem erhöhten Aufkommen an Tierkadavern aufgrund der Tierseuche. Bei den Schafen sei die Situation teilweise katastrophal.

Agrarheute

Sorge vor den Auswirkungen der AI in der Antarktis

Die Insel Südgeorgien im Südpolarmeer und auch die Falklandinseln im Südatlantik sind Heimat für viele verschiedene, teils seltene Vogelarten. Lange Zeit waren die beiden zur Antarktis gehörenden Inseln von Ausbrüchen der Aviären Influenza (AI) verschont geblieben, bis sich das hochpathogene Virus im Herbst 2023 auch hier unter den Wildvogelbeständen ausgebreitet hat. Expert:innen befürchten, dass ganze Kolonien aufgrund des mangelnden Immunschutzes stark dezimiert werden könnten.

Britische Forschende haben nun eine aktuelle Studie veröffentlicht, die den Weg der H5N1-Viren von Südamerika Richtung Antarktis nachzeichnet. „Die Daten der Studie stammen aus der vorangegangenen Brutsaison und belegen die Einführung und frühe Ausbreitung des Virus”, sagte Marc Engelsma von der Universität Wageningen (Niederlande), der selbst nicht an der Studie beteiligt war. „Die Sorge gilt nun der neuen Brutsaison, die auf der südlichen Halbkugel bevorsteht.”

Die Wissenschaftler:innen konnten das Virus bei mehreren Vogelarten sowie bei zwei Robbenarten nachweisen. Wie sie in der Studie schreiben, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich das Virus von Südamerika durch Zugvögel ausgebreitet hat. Da sich auch Robben und Seelöwen vermehrt infiziert haben, steigt bei den Forschenden auch die Sorge, dass sich das Virus in den Pinguinkolonien ausbreiten könnte. Noch sei das Risiko gering, so die Wissenschaftler:innen. Doch wie schlimm das Virus dort in nächster Zeit wüten werde, sei noch nicht abzusehen, da die Überlebenschancen des Virus in der kalten Umgebung erhöht ist.

NTV

Selbstversorgungsgrad von Fleisch sinkt

Der stetig sinkende Verzehr von Schweine- und Rindfleisch in Deutschland hat zur Aufgabe von zahlreichen Landwirt:innen geführt. Dementsprechend ist hierzulande auch 2023 die Fleischproduktion deutlich gesunken. Nach Informationen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) produzierten die gewerblichen Schlachtunternehmen im vergangenen Jahr 280.200 Tonnen bzw. 4,0 % weniger Fleisch als im Vorjahr. Damit sank die inländische Fleischproduktion im siebten Jahr in Folge. Hingegen zeigen aktuelle Zahlen aus dem August einen geringen Anstieg von 1,3 % im Vergleich zum Vorjahr.

Auch wenn der Selbstversorgungsgrad (Erzeugung/Verbrauch) in Deutschland aktuell 120 Prozent beträgt, ist auch in diesem Bereich eine fallende Tendenz zu beobachten, was die Frage aufwirft, ob auch in Zukunft noch genügend Fleisch in Deutschland produziert wird. Während es für Schweinefleisch trotz Ausstiegswelle bei den Schweinehalter:innen noch immer einen großen Exportüberschuss von mehr als 287.100 t gibt und auch die Rindfleischproduktion relativ ausgeglichen ist, verbrauchen die Menschen in Deutschland deutlich mehr Geflügelfleisch, als die heimischen Landwirt:innen produzieren. Laut Angaben von Destatis betrug der Importüberschuss für das erste Halbjahr 2024 128.550 t. Der Grund liegt an der wachsenden Beliebtheit für Geflügelfleisch. Der Pro-Kopf-Verbrauch lag vor zehn Jahren noch bei 11,6 kg Geflügelfleisch, inzwischen ist dieser auf rund 13 kg gestiegen. Erstmals seit 2016 leichter Anstieg der Schweinefleischproduktion im ersten Halbjahr

In den ersten sechs Monaten des Jahres schlachteten die Betriebe in Deutschland 21,9 Millionen Schweine. Dies entspricht einem geringen Anstieg von 0,4 % (78 100 Tiere) im Vergleich zum Vorjahr.

Agrarheute

StIKo Vet erweitert die Impfempfehlung gegen West-Nil-Virus

Seit einem Monat haben die Infektionen mit dem West-Nil-Virus (WNV) in Deutschland zugenommen. Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) sieht in der anhaltend feuchtwarmen Witterung den Hauptgrund für die starke Mückenaktivität und die damit einhergehende vermehrte Viruszirkulation.

Betroffene Gebiete sind vor allem die Bundesländer Brandenburg, Berlin, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Das FLI weist jedoch auf eine besorgniserregende Häufung von WNV-Nachweisen in Niedersachsen hin.  Seit August 2024 hat das Land insgesamt acht Nachweise registriert: im Kreis Gifhorn bei einer Amsel und einem Pferd sowie bei Pferden in den Kreisen Lüchow-Dannenberg, Rotenburg (Wümme), Uelzen, Celle und der Stadt Braunschweig. Damit verdichten sich die Hinweise, dass WNV sich in dem Bundesland etablieren könnte.  

Um Pferde vor Infektionen mit WNV und den teils lebenslang bleibenden Schäden zu schützen, rät das FLI dringend zu einer Impfung. Die drei derzeit in Deutschland zur Verfügung stehenden Impfstoffe für Pferde sind gut verträglich und schützen sicher vor schweren Verlaufsformen der Erkrankung. Denn auch wenn die WNV-Infektion in der Regel nur einen milden klinischen Verlauf bei Pferden nimmt, kommt es bei infizierten, immunologisch naiven, nicht-geimpften Pferden in ca. 8% der Fälle zu neuroinvasiven Formen mit schweren Verlaufsformen. Klinisch ist diese Form chararkterisiert durch Ataxien, Paresen der Hinterhand, Paraplegien und sogar Festliegen. Die Letalität derartiger Fälle liegt bei 30-50%, wie das FLI weiter mitteilt. Das Institut empfiehlt Pferdebesitzer:innen und Tierärzt:innen aufgrund des aktuell sehr dynamischen Seuchengeschehens, bei neurologischen Symptomen vermehrt an WNV zu denken.

Die StIKo Vet erweitert daher ihre Impfempfehlung und rät mittelfristig dazu, Pferde über die bisherigen Verbreitungsgebiete hinaus in der gesamten niederdeutschen Tiefebene gegen WNV impfen zu lassen. Mit einem langanhaltenden Schutz vor der Erkrankung könne jedoch erst vier Wochen nach der zweiten Dosis der Grundimmunisierung gerechnet werden, heißt es weiter. Für die laufende Mückensaison, die sich etwa Ende Oktober ihrem Ende zuneigen wird, kommen jetzt begonnene Impfmaßnahmen vermutlich zu spät. Vor Beginn der Mückensaison 2025, im zeitigen Frühjahr, sollte die Grundimmunisierung aber abgeschlossen sein. 

FLI

Verhaltungsstörungen bei Schweinen durch Wühlareale vermeiden

Schweine sind neugierige Tiere und lieben es, ihre Umgebung zu erkunden und zu wühlen. Abgesehen von der Freilandhaltung gibt es aber kaum Haltungssysteme, die den Tieren dieses arttypische Verhalten ermöglichen. Mangelt es den Tieren jedoch an adäquaten Wühlmöglichkeiten, kann es zu Verhaltensstörungen wie Schwanzbeißen kommen. Noch gibt es jedoch nur wenig Erfahrung zum Bau und Management von Wühlarealen in Mastschweineställen.

Ein neues Merkblatt des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (Fibl) bereitet aktuelle Erkenntnisse aus Praxis und Wissenschaft auf und gibt Einblicke für eine tiergerechte Haltung. Zudem zeigen die beiden Autorinnen Mirjam Holinger und Manuela Helbing (beide Fibl) anhand von drei Beispielen, wie Landwirt:innen die Balance zwischen tiergerechter Haltung und betrieblichen Anforderungen finden können. Das Merkblatt soll als Orientierungshilfe dienen für alle, die mehr über die Gestaltung von Ausläufen mit Wühlarealen erfahren möchten.

Wie aus dem Merkblatt hervorgeht, ist Stroh, insbesondere wenn es nur in geringen Mengen eingestreut wird, kein ideales Wühlmaterial. Am besten eignen sich erdähnliche Substanzen, wie Krippenreste vom Rindvieh, Langstroh, Gemüsereste, Rindenschnitzel, Äste oder Erde. Empfohlen wird zudem das Untermischen von Maiskörnern, Karotten oder anderen Leckereien wie Pellets, um das Wühlmaterial für die Tiere attraktiver zu machen. Die Schweine verbringen mehr Zeit mit dem Wühlen und das gelegentliche Finden von Futter setzt einen belohnenden Anreiz.   

Schweizerbauer

NRW schaltet Meldeportal zur Tierhaltungskennzeichnung für Schweinemäster frei

Im August 2023 ist das Gesetz für eine staatliche, verpflichtende Tierhaltungskennzeichnung in Kraft getreten. Ab dem 1. September 2025 muss unverarbeitetes Schweinefleisch nach den fünf verschiedenen Haltungsformen „Stall“, „Stall+Platz“, „Frischluftstall“, „Auslauf/Weide“ oder „Bio“ gekennzeichnet sein.

Ab sofort können Schweinemäster die Tierhaltungskennzeichnung auf der Internetseite des Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) durchführen, wie das Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW mitteilt. Nach diesen Informationen wurde für die Landwirt:innen eine möglichst bürokratiearme Lösung entwickelt. Die Registrierung kann über die bestehende “Hi-Tier-Datenbank”-Kennung im Meldeportal erfolgen. Verfügbare Betriebsdaten liegen dann bereits voreingestellt vor. Lediglich die Daten zur Stallfläche, Anzahl der Tiere und zur Haltungsform müssen eintragen und dazu vorliegende Nachweise, etwa Bescheinigungen von Zertifizierungsunternehmen wie beispielsweise ITW oder die Ökozertifizierung, ergänzt werden. Die Betriebe erhalten dann innerhalb von zwei Monaten eine unbefristete behördliche Kennnummer mit der Kennung der angegebenen Haltungsform.

Die verpflichtende staatliche Haltungskennzeichnung soll Verbraucherinnen und Verbraucher darüber informieren, aus welcher Haltungsform das Mastschwein stammt. Diese Verpflichtung betrifft den gesamten inländischen Lebensmittelhandel.

LANUV

FLI rechnet mit weiterer WNV-Ausbreitung

Für August 2024 meldet das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) einen Anstieg der Infektionen mit dem West-Nil-Virus (WNV). Seit dem Beginn der Hauptzeit der WNV-übertragenen Stechmücken (Gnitzen) im Juli hat das Institut vermehrt Infektionen bei Wild- und Zoovögeln registriert. Zudem waren auch erste Nachweise von infizierten Pferden zu verzeichnen. Derzeit sind vom Nationalen Referenzlabor (NRL) bereits 14 Fälle bei Pferden und 18 bei Wild- und Zoovögeln bestätigt worden.

Besonders betroffen seien die Bundesländer Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen, teilt das FLI mit. Zudem gab es erste Infektionsfälle in Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern sowie in verschiedenen Landkreisen Niedersachsens. Auch aus Nordrhein-Westfalen wurden Verdachtsfälle, die sich noch zur Abklärung am NRL befinden, gemeldet.  

Das FLI rechnet, wie schon in den vergangenen Jahren, mit weiteren Erkrankungsfällen bei Wild- und Zoovögeln sowie Pferden und empfiehlt, eine mögliche WNV-Infektion als wichtige Differentialdiagnose bei einer neurologischen Symptomatik von Vogel und Pferd mit abzuklären. 

Impfung von Pferden empfohlen

Gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) am Friedrich-Loeffler-Institut sollten Pferde in den bereits betroffenen Gebieten und Pferde, die in betroffene Gebiete verbracht werden, vorab geimpft werden.

Außerdem weist das Institut auf eine derzeit verstärkte Aktivität des Usutu-Virus (eng verwandt mit dem West-Nil-Virus) in einigen Bundesländern hin. Dies führt in manchen Regionen zu Massensterben von Wildvögeln, vorrangig Amseln, wie schon bei der Epidemie im Jahr 2018.

FLI

Hessen erweitert Imkerei-Förderung

Um die Bestände der Honigbienen zu erweitern und damit die flächendeckende Bestäubung der Kultur-und Wildpflanzen zu gewährleisten, unterstützt Hessen die Imker:innen in seinem Land durch sektorspezifische Fördermaßnahmen. Neben der Aus- und Fortbildung und Vortragsveranstaltungen sowie Imkertagen und besonderen Schulungsprojekten, sollen vor allem Maßnahmen zur Verbesserung der Zucht und Haltung von Honigbienen finanziell unterstützt werden. Weiterhin können Investitionen des Landesverbandes Hessischer Imker e.V. oder der erwerbsmäßig tätigen Imker:innen gefördert werden.

Die Zuwendungen werden als Projektförderung in Form von Zuschüssen als Anteil- oder Festbetragsfinanzierung gewährt. Die Finanzierungsart richtet sich nach den jeweiligen Fördergegenständen. Zuständige Bewilligungsstelle ist das Regierungspräsidium Gießen. Die entsprechenden Anträge sind grundsätzlich online über das Agrarportal der WI Bank zu stellen. Für die Gewährung von Fördermitteln für das laufende Jahr gilt die Antragsfrist bis 30. September.

Auch das Agrar-Umweltministerium Brandenburg hat das Ziel, die Bienenstände zu erhöhen. Über über eine neue Richtlinie unterstützt das Land daher angehende Neuimker:innen bei ihrem Start in die Bienenhaltung mit bis zu 1.000 Euro für die Erstausstattung. „Viele aktive Imkerinnen und Imker im Land gehören mittlerweile älteren Jahrgängen an. Eine Daueraufgabe bleibt es daher, im Land jüngere Menschen zu gewinnen, die Interesse an der Bienenhaltung haben und dieses alte, spannende Handwerk im Haupt-, im Nebenerwerb oder als Hobby ausüben. Brandenburg hat eine lange Tradition der Imkerei, denn nachgewiesen ist das Halten von Bienen zur Honiggewinnung in der Mark bereits seit dem Jahr 965. Die Zahl der Bienenvölker in Brandenburg ist erfreulicherweise seit zehn Jahren wieder ansteigend und wir arbeiten daran, dass dies so bleibt. Deshalb unterstützen wir mit der Richtlinie Neuimkerinnen und Neuimker bei der Anschaffung der Erstausrüstung“, erklärt Agrar-Umweltstaatssekretärin Anja Boudon.

Um die Gesundheit und die Haltung von Bienen geht es auch in der dreiteiligen E-Learningreihe Grundkurs Bienen, die Tierärzt:innen auf Myvetlearn.de zur Verfügung steht. Die Kursreihe ist geeignet zur Weiterbildung für den Erwerb der Zusatzbezeichnung Bienen/den Fachtierarzt für Bienen.

Regierungspräsidium Gießen

Tierärzt:innen in MVP am Limit

Neben der Afrikanischen Schweinepest (ASP) und der Geflügelpest breitet sich nun auch die Blauzungenkrankheit (BTV) in verschiedenen Regionen Deutschlands aus. Mecklenburg-Vorpommern gehört zu den Ländern, in dem alle drei Tierseuchen grassieren, deren Bekämpfung die dort ansässigen Tierärzt:innen an ihre Grenze bringt. So befürchtet der Präsident der Landestierärztekammer MV, Dr. Holger Vogel, eine drohende Eskalation im Veterinärwesen. Hinzu komme der hohe bürokratische Aufwand, der den Arbeitsdruck noch zusätzlich erhöhe. Erste Versorgungslücken seien in MV bereits jetzt zu erkennen.

Die Veterinärämter arbeiten mit Hochdruck an der Koordinierung der Seuchenmaßnahmen. Die Schweinepestfälle, u. a. in den angrenzenden Bundesländern, verlangten von den Amtstierärzt:innen höchste Einsatzbereitschaft, um die Seuche einzudämmen, aufzuhalten und zu tilgen. Dazu gehört auch der Bau und die Abnahme der ASP-Schutzzäune sowie die gesamte Tierseuchendiagnostik. „Das zerrt am Personalbestand“, so der Kammerchef, der eine „unverzügliche“ personelle Entlastung fordert.

Allmählich gerate die tierärztliche Versorgung in Mecklenburg in Gefahr. Noch sei die Grundversorgung gesichert, meinte Vogel. Mittlerweile gebe es aber erste Lücken bei der Versorgung, so z.B. in der Hobbyhaltung von Hühnern und Enten. Auch der tiermedizinische Nachwuchs entscheidet sich immer häufiger gegen die Nutztiermedizin, nicht zuletzt, weil inzwischen viel Arbeitszeit in die anwachsenden Dokumentationspflichten einfließt. „Da steht dann die Betreuung des Einzeltiers oftmals nicht mehr ausschließlich im Vordergrund“, sagt Vogel, der auch der Präsident der Bundestierärztekammer ist, abschließend.

Nordkurier

Tierarztmangel.de

LAVES startet Geflügelpest-Monitoring bei Katzen

Die hochpathogene aviäre Influenza (HPAI) hat sich innerhalb der Wildvogelpopulationen in vielen europäischen Ländern stark ausgebreitet. Mittlerweile konnte das hochpathogene Geflügelpestvirus während des gesamten Jahr nachgewiesen werden. Zudem ist der Erreger inzwischen auch auf verschiedene andere Tierarten übergesprungen. So konnten Infektionen mit dem AI-Virus unter anderem bei Füchsen und Nerzen, aber auch bei Katzen nachgewiesen werden. In Deutschland ist allerdings bislang kein Fall einer Ansteckung bei einer Hauskatze bekannt geworden.

Gemeinsam mit der Tierärztekammer Niedersachsen hat das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) nun ein Projekt gestartet, um eine mögliche Anpassung des Virus an Säugetiere zu verfolgen. Da Katzen unter den bisher infizierten Säugetieren den engsten Kontakt mit Menschen haben, richtet sich das Monitoring der Wissenschaftler:innen auf die Samtpfoten. Die Forscher:innen werden Proben von Katzen untersuchen, die sich im Freien aufhalten und dadurch Kontakt zu Wildvögeln haben könnten.

Für dieses Projekt wird die Hilfe der praktizierenden Tierärzt:innen in Niedersachsen benötigt. Wenn sie bei Katzen im Rahmen der regulären Behandlung Blutentnahmen durchführen, soll mit Einverständnis der Tierhalter:innen, eine Probe zur Untersuchung an das LAVES geschickt werden. Bei Tieren mit grippeähnlichen Krankheitssymptomen ist zusätzlich eine Nasentupferprobe für einen PCR-Test notwendig. Das LAVES stellt die erforderlichen Materialien für die Untersuchungen kostenlos zur Verfügung, auch fallen keine weiteren Kosten für die Tierärzt:innen an. Jede eingehende Probe ist hilfreich und trägt zu einem weiteren Erkenntnisgewinn bei, um die Anpassung des aviären Influenzavirus an Säugetiere zu verfolgen.

LAVES

ASP-Risikoampel zeigt Mängel in Biosicherheit auf

Aktuell breitet sich die Afrikanische Schweinepest (ASP) in Deutschland weiter aus. Niedersachsen gehört zu den Bundesländern, die bislang von der Tierseuche verschont blieben. Um zu verhindern, dass ASP-Erreger in die Betriebe eingeschleppt werden, ist eine hohe Biosicherheit von großer Bedeutung. Die ASP-Risikoampel ist ein kostenloses Online-Tool, das den Betrieben zur Risikobewertung eines Eintrags von ASP, sowohl in Offenstallhaltungen als auch in geschlossenen Ställen, zur Verfügung steht. Neben gesetzlichen Vorgaben finden die Landwirt:innen auch aktuelle fachliche Empfehlungen mit dem Schwerpunkt der ASP-Prävention. Sie versteht sich als Ergänzung zu den Vorgaben der Schweinehaltungshygieneverordnung und weiteren Biosicherheitsempfehlungen und umfasst auch einige (EU-konforme) Vorgaben zu Früherkennung und Dokumentation.

Um einen eventuellen Nachbesserungsbedarf zu identifizieren, müssen insgesamt 119 Fragen beantwortet werden. Das Tool errechnet auf Basis der Antworten, wie hoch das Eintragsrisiko des eigenen Betriebs ist. Zudem wird die individuelle Risikoeinschätzung nach verschiedenen Bereichen unterteilt. „Machen Sie mit. Nutzen Sie unser Tool und finden Sie heraus, wo es auf Ihrem Betrieb Sicherheitslücken gibt“, lautet der Appell von Dr. Barbara Grabkowsky an die Schweinehalter:innen in Niedersachsen. Sie hatte an der Entwicklung der Risikoampel mitgewirkt, die 2019 erstmals veröffentlicht wurde und nun in der überarbeiteten Version 2.0 von 2023 zur Verfügung steht.

Die 7-teilige Online-Fortbildungsreihe Biosicherheit in der tierärztlichen Bestandsbetreuung von Myvetlearn.de bietet Tierärzt:innen in allgemeinen und tierartspezifischen Kursen fundiertes Wissen zu den Hygiene- und Biosicherheitsmaßnahmen in Beständen verschiedener Tierarten. In Kurs 4 der Reihe geht es um Maßnahmen und Hinweise zur Biosicherheit für Schweinebestände. 

Land und Forst

Kittenflut bringt Tierheime an ihre Grenzen

Die Zahl der freilebenden Straßenkatzen wächst stetig weiter und bringt Tierheime in Deutschland an ihre Grenzen. Wie der Deutsche Tierschutzbund berichtet, seien in den vergangenen Wochen vermehrt Kitten gefunden, abgegeben oder ausgesetzt worden. Der Grund für diese Katzenschwemme sind nach Informationen des Dachverbandes  unkastrierte Freigängerkatzen aus Privathaushalten und Straßenkatzen, die sich unkontrolliert fortpflanzen. Tierschutzvereine und Tierheime haben große Probleme, der aktuellen Situation Herr zu werden.

„Die Tierheime sind überfüllt und am Ende ihrer Kräfte. Auch uns erreichen täglich Anfragen von Katzenhaltern, die ihr Tier loswerden möchten“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Durchaus sei dieses Leid zu vermeiden, so Schröder, der seit vielen Jahren eine bundesweite Kastrationspflicht für Freigängerkatzen fordert, auch wenn die Bundesregierung anderes behaupte. „Wenn die Politik nicht dafür Sorge trägt, dass weniger Tiere im Heim landen, wird der praktische Tierschutz zusammenbrechen“, so der Tierschützer weiter.

Hinzu kommt, dass viele der Kitten, die in den Tierheimen landen, geschwächt sind durch Krankheiten, Parasiten, Verletzungen und Hunger, und daher zusätzlich eine aufwändige Pflege und Versorgung benötigen, wie aus dem gerade veröffentlichten „Große Katzenschutzreport“ des Deutschen Tierschutzbundes hervorgeht. Außerdem werden zahlreiche Kitten einfach herzlos entsorgt, in Müll- oder Kleidercontainern, sogar in der Müllpresse. „Es hilft nur eine Kastrationspflicht, aber das will keiner hören“, so die Tierschützer:innen.

Deutscher Tierschutzbund

CO2-Betäubung von Schweinen in Schlachthöfen dokumentiert

In Deutschland werden ca. 80 Prozent aller Schweine vor der Schlachtung mit CO2 betäubt, nachdem die Tiere zuvor in Kleingruppen in eine spezielle Fahrstuhlgondel gebracht wurden. Dies ist ein durchaus verbreitetes und keineswegs illegales Prozedere in Deutschland und der EU.

Tierschützer:innen kritisieren jedoch, dass den Schlachtschweinen durch die CO2-Betäubung durchaus Schmerzen und Leid zugefügt wird, was gemäß der deutschen Tierschutzschlachtverordnung nicht zulässig ist. Neben einem langen Erstickungsprozess würden die Schleimhäute der Schweine durch das CO2 verätzt und bereiteten zusätzliche Schmerzen. Da die Verbraucher:innen in Deutschland mehrheitlich kein Wissen über die Art und Folgen der Betäubung haben, wurde in einem niedersächsischen Schlachthof heimlich von Tierschützer:innen das Betäubungs-Prozedere aufgenommen und das Video der Organisation Animal Rights Watch zur Verfügung gestellt.

Bereits vor Jahren hatte die Europäische Lebensmittelbehörde diese Betäubungsmethode kritisiert und auf das Leiden der Schlachtschweine hingewiesen sowie der EU-Kommission empfohlen, die Betäubung mit CO2 schrittweise einzustellen. Mit Hinweis auf die dadurch entstehenden Kosten wies die Kommission die Empfehlung jedoch ab. „Die Folgeabschätzung hat ergeben, dass solch eine Empfehlung derzeit in der EU aus wirtschaftlicher Sicht nicht tragbar ist”, lautete die Begründung.

Nun fordern erneut die Tierschützer:innen von Animal Rights Watch ein Verbot dieser Betäubungsmethode.

Um das Tierwohl und den Schutz von Nutztieren geht es unter anderem auch in der Tierschutztagung am 12. und 13. September 2024 der ATF in Hannover (10 ATF-Stunden), die in diesem Jahr auch wieder als Hybridveranstaltung (Möglichkeit der Teilnahme vor Ort oder online im Live-Stream) angeboten wird.

NDR

Hessen baut ASP-Zaun

Um die weitere Verbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Hessen zu vermeiden, hat das Land begonnen, einen zusätzlichen Festzaun über eine Länge von 50 Kilometern entlang der B45 zu bauen. „Dieser feste Zaun ist eine weitere wichtige Maßnahme im Rahmen der Gefahrenabwehr. Wir wollen einen deutlichen Vorsprung vor dem Seuchengeschehen erzielen und eine starke Barriere gegen die Ausbreitung der ASP auf andere Regionen bilden“, betont Landwirtschaftsminister Ingmar Jung. 

Unterstützung erhält das Land Hessen von Seiten des Technischen Hilfswerks (THW), der Landesstraßenbaubehörde HessenMobil sowie der Landesforstbehörde HessenForst. Zudem arbeiten ehrenamtliche Personen und zahlreiche Mitarbeitende der Landesbehörden im Zwei-Schicht-Betrieb, um den Zaun so schnell wie möglich fertigzustellen. Geplant ist eine Bauzeit von etwa 2-3 Wochen. „Sowohl bei der Kadaversuche als auch beim Zaunbau und der gegenseitigen Unterstützung bei der Materialbeschaffung arbeiten wir alle eng zusammen. Die Seuche macht keinen Halt an Ländergrenzen. Wir hoffen, mit dieser Gemeinschaftsaktion die ASP erfolgreich einzugrenzen und insbesondere eine Verbreitung in den Odenwald und nach Bayern und Baden-Württemberg zu verhindern,“ so der Minister. Bei dem Festzaun kommt auch bewährtes Material aus Brandenburg zum Einsatz, welches dort erfolgreich verwendet und aufgrund neuer Zonierungen nicht mehr benötigt wurde.

Landwirtschaftsministerium Hessen

Tierseuchen in Deutschland verursachen Millionenschäden

Neben der Geflügelpest und der Afrikanischen Schweinepest (ASP) breitet sich auch seit Oktober 2023 erstmals seit dem Jahr 2009 die Blauzungenkrankheit (BTV) in Deutschland massiv aus. Die R+V, Deutschlands größter landwirtschaftlicher Tierversicherer, erwartet durch das aktuelle Seuchengeschehen Schäden in Millionenhöhe. „Die Blauzungenkrankheit breitet sich derzeit explosionsartig in Deutschland aus“, erklärt Carsten Reimer, Agrarexperte bei der R+V Versicherung. „Bei uns gehen täglich neue Schadenmeldungen ein.“ „Die feuchtwarme Witterung in diesem Sommer befeuert die Mückenpopulation und damit die Ausbreitung der Blauzungenkrankheit“, so der Agrarexperte weiter. „Wir rechnen mit einem ähnlich schlimmen Ausmaß wie bei dem Seuchenzug von 2007/2008.“

In diesen Jahren zahlte der Tierversicherer rund 14 Millionen Euro an die Tierhalter:innen. Milchviehalter:innen verzeichnen durch die BTV massive Einbußen, da Kühe besonders nach der Kalbung schwer erkranken können. „Die Kühe geben dann weniger oder keine Milch mehr“, berichtet Reimer. „Für die Landwirte bedeutet das massive Einbußen.“ Da seitens des Staates keinerlei Entschädigung gezahlt wird, empfiehlt der Versicherungsexperte Rinderhalter:innen den Abschluss einer entsprechenden Ertragsschadenversicherung.

Anders sieht es bei den Schweinehalter:innen aus, deren Bestände im Fall eines ASP-Ausbruchs getötet werden müssen. In diesem Fall gibt es staatliche Ausgleichzahlungen. Die übrigen Schweinehalter:innen, deren Betriebe in den Sperrzonen liegen, erhalten jedoch kaum Erlöse für ihre Schlachttiere. Zudem müssen sie die zusätzlichen Kosten für Blutproben und Transport selber tragen, da diese nicht durch den Staat aufgefangen werden. Auch seien die Landwirt:innen in den entsprechenden Gebieten bei ihrer Ernte eingeschränkt, so Reimer. Die Erreger der Tierseuche überdauern lange in der Umwelt, die Weiterverbreitung in andere Regionen soll unbedingt verhindert werden. Deshalb dürfen Wildschweine nicht aufgescheucht werden – etwa durch Spaziergänger, Hunde oder landwirtschaftliche Maschinen. 

Auch wenn die Aviäre Influenze (Geflügelpest) aktuell etwas rückläufig ist, sei doch angesichts des nahenden Herbstes und des Beginns des Vogelzugs mit weiteren Ausbrüchen zu rechnen, so Reimer. Auch hier rechnet der Agrarexperte wieder mit hohen Zahlungen an die Landwirt:innen. Der Schaden, den der Versicherer seit Oktober 2020 wegen der Geflügelpest zu tragen hatte, beläuft sich auf insgesamt 36 Millionen Euro.

R+V

Blauzungenkrankheit breitet sich in Niedersachsen schnell aus

Die Blauzungenkrankheit des Serotyps 3 (BTV-3) breitet sich unter Rindern, Schafen und Ziegen in Niedersachsen rasant aus. Wie Agrarministerin Miriam Staudte in der vergangenen Woche darlegte, seien bis zum 16. August 2024 bereits 1.005 Fälle gemeldet worden. Allein im August 2024 waren 460 Fälle dokumentiert worden (Juli: 90).

Besonders betroffen ist der Landkreis Peine, in dem es neben mehreren Ausbrüchen in Schafhaltungen auch erste Verdachtsfälle bei Rindern gibt. „Bereits wenn sich erste Symptome zeigen, die den Ausbruch der Blauzungenkrankheit befürchten lassen, besteht Anzeigepflicht“, erklärt Kreissprecher Fabian Laaß. Er rät Halter:innen von Schafen, Ziegen, Rindern, Alpakas und Lamas dringend, die Tiere gut zu beobachten und bei entsprechenden Symptomen ihren Tierarzt und das Veterinäramt zu informieren.

Ministerin Staudte rät allen Tierhaltern, ihre Tiere zu impfen. Dafür stehen seit wenigen Wochen Impfstoffe gegen das BTV-Virus Serotyp 3 auf dem Markt zur Verfügung. Sie schützen mit hoher Wahrscheinlichkeit gegen klinische Symptome bei gleichzeitig guter Verträglichkeit. „Zwar kann auch bei geimpften Tieren noch eine Infektion auftreten, aber in der Regel sind die Krankheitserscheinungen bei diesen deutlich milder. Hierfür kann eine Beihilfe für die Impfung seitens der Tierseuchenkasse gewährt werden“, so Laaß. Der Kreissprecher weist zudem darauf hin, dass jede Impfung gegen die Blauzungenkrankheit dem zuständigen Veterinäramt innerhalb von sieben Tagen nach der Durchführung der Impfung gemeldet werden muss.

Landkreis Peine

NDR

Biolandwirtschaft sorgt für gesündere Honigbienen

Honigbienen gehören zu den wichtigsten Bestäubern in der Landwirtschaft. Mehr als 600 heimische Nutz- und Wildpflanzen sind auf diese Bestäuber angewiesen. Daher ist die Gesundheit der Bienenvölker von elementarer Bedeutung. Gemäß einer Studie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und der Universität Göttingen wachsen die Völker stärker und sind insgesamt gesünder, wenn sie in der Nähe von Blühstreifen und ökologischer Landwirtschaft angesiedelt sind.

Nachdem die Forschenden Daten von 32 Bienenvölkern an 16 Standorten über ein Jahr gesammelt und ausgewertet hatten, konnten sie belegen, dass die Bienenkolonien, die in der Nähe von Biolandwirtschaft platziert waren, ein besseres Wachstum aufwiesen. Einen Grund dafür sehen die Wissenschaftler:innen in der geringeren Belastung durch Parasiten, insbesondere durch die Varroa-Milbe, die zu den gefährlichsten Honigbienenschädlingen gehört und für Bienen tödliche Viren übertragen kann. Auch hätten das vielfältigere Nahrungsangebot sowie der geringere Einsatz von Pestiziden das Immunsystem der Bienen gestärkt, so die Forschenden.

Im Gegensatz dazu hatten mehrjährige naturnahe Lebensräume für die Honigbienen eher Nachteile: Größere Flächenanteile bedeuteten in der Regel einen größeren Befall mit Varroa-Milben. „Naturnahe Flächen sind trotzdem ein wichtiges Instrument, um die Artenvielfalt zu fördern, und sie dienen vielen Tieren als Lebensraum. Nur im Fall der Honigbienen ist es eben anders”, erklärt Bienenforscher Prof. Dr. Robert Paxton von der MLU. Die Erkenntnisse der Studie könnten helfen, das Landschaftsmanagement noch besser auf Bienen und andere Bestäuber auszulegen.

Um die Gesundheit und die Haltung von Bienen geht es auch in der dreiteiligen E-Learningreihe Grundkurs Bienen, die Tierärzt:innen auf Myvetlearn.de zur Verfügung steht. Die Kursreihe ist geeignet zur Weiterbildung für den Erwerb der Zusatzbezeichnung Bienen/den Fachtierarzt für Bienen.

MLU

ASP-Restriktionen führen zu Platzmangel in den Schweineställen

Seit dem ersten Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) Mitte Juni im Landkreis Groß-Gerau wurde die Tierseuche bislang in acht Betriebe nachgewiesen. In den ASP-betroffenen Betrieben mussten daher annähernd 4.000 Schweine getötet werden.

Da Betriebe, die in einer der Sperrzonen liegen, aber nicht von ASP-Ausbrüchen betroffen sind, in den letzten Wochen jedoch kaum Schweine verkaufen konnten, mussten nun auch fast 500 gesunde Schweine geschlachtet werden, um wieder ausreichend Platz für den übrigen Bestand zu schaffen. Ein Schlachtbetrieb in Norddeutschland ist derzeit der einzige in Deutschland, der Schweine aus der ASP-Schutzzone III schlachten darf, da kleiner Schlachtbetriebe oft baulich nicht die Voraussetzungen für die Schlachtung und die getrennte Lagerung des Fleisches erfüllen.

„Damit ist in den beiden Höfen, die bislang nicht selbst von der Afrikanischen Schweinepest betroffen, aber in ihrem wirtschaftlichen Handeln stark eingeschränkt sind, wieder ausreichend Platz für den übrigen Bestand geschaffen worden. Damit musste es nicht zu Tötungen aus Tierwohlgründen kommen“, erklärt Adil Oyan, Erster Kreisbeigeordneter. „Nun hoffen wir alle, dass das Schweinepest-Virus auf keinem weiteren Hof im Kreis Groß-Gerau Tiere befällt. Die Verluste sind bereits viel zu hoch. Wir werden weiterhin mit vereinten Kräften alles dafür tun, dass wir die Seuche möglichst schnell eindämmen können“, so Oyan abschließend.

Proplanta

Kreis Groß-Gerau

USUV-positive Fälle bei Vögeln nehmen stark zu

Der jedes Jahr am 20. August begangene Welt-Moskito-Tag geht zurück auf die Entdeckung des britischen Arztes Sir Ronald Ross. Er fand im Jahr 1897 heraus, dass die weiblichen Moskitos (Stechmücken) Malaria zwischen Menschen übertragen können.

Der Naturschutzbund NABU und das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) nehmen diesen Tag zum Anlass, auf die wachsende Zahl von Amseln und anderen Vögeln hinzuweisen, die durch das Usutu-Virus (USUV) verendet sind. Das Virus wird ebenfalls wie das West-Nil-Virus (WNV) von Stechmücken übertragen. Dutzende Päckchen mit verendeten Vögeln, die täglich im BNITM eintreffen, sowie die vermehrten Meldungen über kranke oder verendete Vögel beim NABU bereiten den Expert:innen Sorge. Über seine Meldeseite wurden dem Naturschutzbund in den zurückliegenden sechs Monaten mehr als doppelt so viele kranke oder tote Vögel gemeldet als im Vergleichszeitraum 2023. Der Grund für die starke Aktivität des Virus in Stechmücken könnte der warme und vor allem feuchte Sommer sein.

Bei einem Viertel der beim BNITM eingesandten Tierkadaver wurde das Usutu-Virus nachgewiesen. Hingegen fanden sich bislang keine West-Nil-Viren. „Der Anstieg der USUV-positiven Fälle in diesem Jahr zeigt, wie wichtig es ist, die Ausbreitung des Virus zu beobachten, zu dokumentieren und wissenschaftlich auszuwerten“, sagt Dr. Renke Lühken, Leiter der BMBF-Nachwuchsgruppe Arbovirus-Ökologie und der Arbeitsgruppe Vektorbekämpfung am BNITM. „Dabei sind wir auf die Unterstützung durch die Bevölkerung angewiesen. Vielen Dank an alle, die sich die Mühe machen, uns verendete Tiere einzusenden und so einen Beitrag zur Forschung zu leisten.“ Das BNITM bittet die Bevölkerung daher, weiterhin tote oder kranke Vögel zu melden und gegebenenfalls an das Institut zu senden.

BNITM

idw




ASP erstmals bei Hausschweinen in Rheinland-Pfalz festgestellt

Nach dem ersten Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) am 9. Juli 2024 in Rheinland-Pfalz breitet sich die Tierseuche weiter in dem Bundesland aus. Erstmals ist die ASP in der vergangenen Woche auch bei einem Hausschweinebestand amtlich festgestellt worden. Betroffen ist ein Kleinstbetrieb in Gerolsheim im Landkreis Bad Dürkheim. Nach bisherigen Erkenntnissen ist die Eintragsquelle noch unklar. Allerdings konnte festgestellt werden, dass in der Haltung alle geltenden Hygienemaßnahmen umgesetzt wurden. 

Wie das Landwirtschaftsministerium in Mainz berichtet, werden in allen Sperrzonen rund um die Fundorte unter Einsatz von mit Drohne und Suchhunden nach weiteren Wildscheinkadavern gesucht. Bislang wurden in dem 1500 Hektar großen Gebiet weder Wildschweine noch Kadaver von verstorbenen Tieren gefunden.  

Das Ministerium appelliert dringend an alle Schweine haltenden Betriebe,  ihre Biosicherheitsmaßnahmen zu überprüfen und ggf. anzupassen. Zudem sind die Halter:innen angehalten, bei Symptomen wie hohem Fieber, Appetitlosigkeit, Atemwegs- und Magen-Darm-Problemen, Blaufärbungen, Festliegen, aber auch bei plötzlichen Todesfällen umgehend .die Veterinärbehörden zu informieren.

Auch in Mecklenburg-Vorpommern ist man in Sorge wegen einer weiteren Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest. Landwirtschaftsminister Till Backhaus appelliert an die Bevölkerung, die Tore geschlossen halten des 62,4 km langen Schutzzaunes entlang der deutsch-polnischen Grenze, der im November 2020 fertigestellt wurde, nach dem Passieren dringend wieder zu schließen. „Eine Vielzahl der eingebauten Weide-, Gatter- und Fußgängertore, die dem Wechsel von Landnutzern der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft, der Jägerschaft und den Erholungssuchenden dienen, wurden in den vergangenen Wochen nach dem Passieren nicht mehr geschlossen“, erklärt Backhaus. „Die Schutzzäune können ihre Funktion nur dann erfüllen, wenn sie geschlossen gehalten werden. Ich bitte alle Landnutzer eindringlich, die Tore nach der Nutzung wieder zu schließen“, mahnt er.

Mit der regelmäßigen Überprüfung der Biosicherheitsmaßnahmen in den Betrieben befasst sich auch die 7-teilige Online-Fortbildungsreihe Biosicherheit in der tierärztlichen Bestandsbetreuung von Myvetlearn.de. Diese bietet Tierärzt:innen in allgemeinen und tierartspezifischen Kursen fundiertes Wissen zu den Hygiene- und Biosicherheitsmaßnahmen in Beständen verschiedener Tierarten. In Kurs 4 der Reihe geht es um Maßnahmen und Hinweise zur Biosicherheit für Schweinebestände.

Umweltministerium Rheinland-Pfalz

Kreis Bad Dürkheim

Ministerium MV

Blauzungenkrankheit auch in Bayern nachgewiesen

Die Blauzungenkrankheit (BTV) greift in Deutschland weiter um sich. Nun hat die Tierseuche auch Bayern erreicht. Die BTV wurde bei einzelnen Tiere eines Schafe haltenden Betriebs in Aschaffenburg festgestellt. Der Nachweis wurde bereits durch das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bestätigt.

Somit verliert nun auch Bayern als letztes Bundesland den Status „seuchenfrei“ in Hinsicht auf die BTV. Die Bundesländer haben sich jedoch geeinigt, dass Verbringungen in nicht freie Gebiete innerhalb Deutschlands ohne Erfüllung spezifischer Bedingungen erfolgen können. Im Rahmen des aktuellen BTV3-Seuchengeschehens wurden deutschlandweit bislang mehr als 2.900 Fälle amtlich bestätigt.   

Bayerische Staatsregierung

Fliegen als potenzielle Überträger der Geflügelpest

Ein Forscherteam der japanischen Universität Kyushu kann belegen, dass Schmeißfliegen H5N1-Viren übertragen können. Die Ergebnisse ihrer Studie zeigen einen potenziellen neuen Übertragungsweg für die Geflügelpest auf und unterstreichen die Notwendigkeit, neue Gegenmaßnahmen zur Prävention und Kontrolle der Krankheit in Geflügelbetrieben zu entwickeln.

Japan meldete in der Wintersaison 2022-2023 mehr als 320 Ausbrüche, 17,7 Millionen Vögel mussten gekeult werden. Neben vielen anderen Wildvögeln verendeten in der gleichen Zeitspanne auch 1600 Kraniche aus einer Kolonie von 10000 Kranichen an der Geflügelpest. Die Forscher:innen nahmen das Massensterben der Wildkraniche zum Anlass, an verschiedenen Orten rund um die Stadt Izumi im Süden Japans Fallen aufzustellen, um Schmeißfliegen zu sammeln und diese zu untersuchen. „Wir waren besonders an einer Schmeißfliegenart, Calliphora nigribarbis, interessiert, da sie im Gegensatz zu anderen Fliegenarten im Winter aktiv ist, was mit der Hauptsaison der Vogelgrippe zusammenfällt. Dies und ihre Anziehungskraft auf das Fleisch und den Kot von Tieren macht sie zu einem Hauptverdächtigen für die Verbreitung des Virus”, erklärt Erstautor Prof. Ryosuke Fujita.

In mehr als zwei Prozent der gesammelten Schmeißfliegen konnten die Wissenschaftler:innen H5N1-Viren nachweisen. Die meisten viruspositiven Schmeißfliegen wurden an der Probenahmestelle gesammelt, die der Kranichkolonie am nächsten lag. Das Forschungsteam führte auch Gentests durch, um zu bestätigen, dass die Schmeißfliegen denselben Virusstamm tragen, der die Kranichkolonie infiziert hat.

Schmeißfliegen nehmen die H5N1-Viren von infizierten toten Vögeln auf, wobei das Virus bis zu zwei Tage lang infektiös bleibt. Da die Fliegen mindestens zwei Kilometer pro Tag fliegen können, ist es nach Einschätzung der Forscher möglich, dass sie nahe gelegene Geflügelfarmen oder andere Wildvogelpopulationen in einem Umkreis von 4 km erreichen. Auf ihrem Weg könnten die Insekten Futter- und Wasserquellen kontaminieren, so dass gesunde Vögel durch direkten Kontakt mit diesen kontaminierten Quellen oder durch die Aufnahme erwachsener oder larvenförmiger Schmeißfliegen infiziert werden könnten.

Im nächsten Schritt werden Fujita und seine Kollegen nun mit der Regierung zusammen arbeiten, um Schmeißfliegen in Quarantänegebieten rund um infizierte Geflügelfarmen zu fangen, in der Hoffnung, endgültige Beweise dafür zu finden, dass Schmeißfliegen diese Ausbrüche verursachen. Die Forschenden entwickeln außerdem neue Instrumente, die mithilfe künstlicher Intelligenz die potenziellen Risiken von Vektorinsekten bewerten und vorhersagen. „Durch den Einsatz fortschrittlicher Technologien in Verbindung mit der Forschung vor Ort können wir die Ausbreitung der Vogelgrippe und anderer durch Insekten übertragener Krankheiten besser verstehen und kontrollieren und so letztlich die Gesundheit von Mensch und Tier schützen”, so Fujita abschließend.

Universität Kyushu

Niedersachsen startet nächste Kastrationsaktion

Das Land Niedersachsen setzt auch in diesem Jahr die jährliche Aktion zur kostenlosen Kastration von freilebenden Hauskatzen in dem Bundesland fort. Die nächste Aktion startet bereits am 19. August 2024. Bis zum 15. September 2024 können dann in Niedersachsen ansässige Tierschutzvereine, Tierheime und ehrenamtliche Betreuer:innen von kontrollierten Futterstellen freilebende Hauskatzen ab dem Alter von vier Monaten kostenlos bei teilnehmenden Tierarztpraxen kastrieren lassen. Zudem werden alle Katzen bei der Kastration mit einem Mikrochip versehen und von der Praxis in einem Haustierregister als Fundtier der Gemeinde registriert, in der die Katze aufgefunden worden ist. Die zweite Kastrationsaktion findet  vom 4.11. – 15.12.2024 statt.

Für die beiden Aktionszeiträume stellt das Land Niedersachsen 400.000 Euro zur Verfügung. Tierärzt:innen können sich während der Aktionszeiträume im internen Mitgliederbereich der Tierärztekammer Niedersachsen, die die Katzenkastration dankenswerterweise flankierend unterstützt, über die Bedingungen der Teilnahme informieren und die entsprechenden Formulare nutzen.

Ministerium Niedersachsen

Blauzungenkrankheit erreicht Thüringen und Sachsen-Anhalt

Nach Mecklenburg-Vorpommern ist die Blauzungenkrankheit (BTV) erstmals nun auch in Thüringen und Sachsen-Anhalt aufgetreten. Betroffen von der Tierseuche sei jeweils ein Schaf im Landkreis Eichsfeld und Nordhausen in Nordthüringen, wie das Gesundheitsministerium mitteilt. „Der heiße und feuchte Sommer beschleunigt die Ausbreitung der Blauzungenkrankheit enorm, da er Stechmücken ideale Bedingungen bietet”, erklärt Gesundheitsministerin Heike Werner. Die Ministerin appelliert an alle Halter:innen von Rindern, Schafen, Ziegen und Neuweltkameliden, ihre Tiere dringend gegen die BTV zu impfen.

Am vergangenen Mittwoch wurde das Blauzungenvirus Serotyp 3 (BTV3) erstmals auch im Landkreis Harz und im Altmarkkreis Salzwedel nachgewiesen. Auf Grund der Ausbrüche hat nun Sachsen-Anhalt ebenfalls seinen Status als “BTV-frei” verloren. Das bedeutet, dass für das Blauzungenvirus empfängliche Tiere nur unter bestimmten Bedingungen in BTV-freie Regionen innerhalb von Deutschland und der EU transportiert werden dürfen.

MDR

Halle.de

Kaniber fordert Absenkung des Schutzstatus beim Wolf

Bayern ist geprägt von einer besonderen Landschaft aus Almen und Alpen. Doch aktuell steht die Almwirtschaft in dem Freistaat vor großen Problemen und Herausforderungen. Einerseits könnte das geplante Verbot der ganzjährigen Anbindehaltung viele Bäuer:innen in Bayern zum Aufgeben zwingen. Andererseits bedroht die wachsende Wolfspopulation die Weidetierhaltung massiv.

Landwirtschafts- und Tourismusministerin Michaela Kaniber fordert daher, dass der Schutzstatus des Wolfes international dringend abgesenkt wird. Ihre Forderung richtet Kaniber direkt an den Rat der Europäischen Union. Die Ministerin hofft auf den Zuspruch der Europäischen Kommission, die sich Ende letzten Jahres  für eine Absenkung ausgesprochen hatte.

Auf der traditionellen Hauptalmbegehung in der vergangenen Woche erklärte Kaniber, dass die Rückkehr der großen Beutegreifer die bayerischen Alm- und Alpbäuer:innen mehr und mehr an den Rand ihrer Existenz bringe. „Wir wollen der Landwirtschaft und der Biodiversität helfen. Das geht aber nicht mit Wolf. Eine Koexistenz mit dem Wolf ist möglich, aber sie ist nicht friedlich und sie hat Folgen. Das Problem beginnt nicht erst mit dem Riss. Mir haben Bauern geschildert, wie sie ihre Tiere verloren haben, die in Panik in den Bergen zu Tode gekommen sind”, beschreibt Kaniber die Sorgen der Weidetierhalter:innen.

Die Ministerin appelliert daher an die Bundesregierung, ihren Widerstand aufzugeben. „Wir brauchen eine Bestandsregulierung oberhalb dieses Erhaltungszustands. Unsere europäischen Nachbarn machen das vor“, so die bayerische Agrarministerin. In Anbetracht des Verbots der Anbindehaltung fordert Kaniber erneut die Ampelkoalition auf, das geplante Tierschutzgesetz (TierSchG) zurückzuziehen und völlig neu aufzulegen. „Die Änderungen werden wieder einmal die kleineren Betriebe treffen, die wir in Bayern und angeblich auch die Bundesregierung erhalten wollen!“, sagt die Ministerin.

Um das Tierwohl und den Schutz von Nutztieren geht es unter anderem auch in der Tierschutztagung am 12. und 13. September 2024 der ATF in Hannover (10 ATF-Stunden), die in diesem Jahr auch wieder als Hybridveranstaltung (Möglichkeit der Teilnahme vor Ort oder online im Live-Stream) angeboten wird.

Ministerium Bayern

WNV-Nachweis bei Papagei im Tierpark Berlin

Im Tierpark Berlin sind in der zweiten Julihälfte fünf Mitchell-Loris verendet. Mindestens bei einem der Papageien wurde das West-Nil-Fieber nachgewiesen. Weitere Untersuchungsergebnisse durch das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) als nationales Referenzlabor stehen derzeit noch aus.   

Das West-Nil-Virus stammt ursprünglich aus Afrika und wird durch Stechmücken übertragen. Als mögliche Überträger komme auch die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) in Frage, teilt der Senat weiter mit. Diese seien bereits in den Bezirken Treptow-Köpenick und Neukölln nachgewiesen worden. Andere Vogelpopulationen des Tierparks seien bislang nicht von einer Infektion mit WNV betroffen. Einen Impfstoff für Vögel gegen das Virus gibt es nicht.

Die Berliner Senatsverwaltung appelliert jedoch an Pferdehalter:innen, ihre Tiere dringend impfen zu lassen. Pferde gehören mit zu den empfänglichen Tierarten und auch wenn infizierte Pferde häufig keine Symptome zeigen, kommt es bei etwa acht Prozent der infizierten Equiden zu einem schweren Krankheitsverlauf mit einer Sterblichkeit von 30 bis 50 Prozent. In diesem Fall treten zentralnervöse Störungen und Ausfallerscheinungen wie Stolpern, allgemeine Schwäche, Muskelzittern und Lähmungen bis hin zum Festliegen der Tiere auf. Überlebende Pferde behalten in der Regel bleibende Schäden zurück. Für die WNV-Impfung von Pferden stehen verschiedene Impfstoffe zur Verfügung.

Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz Berlin

Tagesspiegel

ASP springt nach Baden-Württemberg über

Nachdem die Afrikanische Schweinepest (ASP) in den vergangenen Wochen erstmals in Hessen und Rheinland-Pfalz ausgebrochen ist, wurde in Baden-Württemberg am 08.08.2024 das erste Wildschwein positiv auf die Tierseuche getestet. Auch wenn die Bestätigung durch das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) aktuell noch ausstehe, lässt die hohe Virenlast leider kaum einen Zweifel an der ASP. „Die Afrikanische Schweinepest hat Baden-Württemberg erreicht, das Virus ist bei einem krank erlegten Wildschwein nachgewiesen worden. Wir sind gut vorbereitet, alle notwendigen Maßnahmen wurden umgehend ergriffen“, erklärt Landwirtschaftsminister Peter Hauk.

Um die Tierseuche auf ein möglichst kleines Gebiet einzudämmen sowie ein Einschleppen des Virus in Schweinehaltungen zu vermeiden, wurden umgehend eine Koordinationsgruppe und ein Tierseuchenstab eingerichtet. „Hausschweinebestände sind in Baden-Württemberg nach wie vor nicht vom ASP-Virus betroffen. Damit das so bleibt, sind vor allem die Biosicherheitsmaßnahmen streng einzuhalten“, mahnte Hauk am Freitag (09.08.2024).

Nach Informationen des FLI wurde das ASP-Virus seit dem ersten Ausbruch im September 2020 bei mehr als 5.900 Wildschweinen nachgewiesen. Auch in unserem Nachbarland Polen scheint die ASP kaum zu bekämpfen zu sein. Allein in diesem Jahr waren 23 Schweine haltende Betriebe von Ausbrüchen betroffen. 1.059 Wildscheine sind dort in den vergangenen sieben Monaten an dem Virus verendet, wie der Deutsche Jagdverband (DJV) mitteilt.

Mit der regelmäßigen Überprüfung der Biosicherheitsmaßnahmen in den Betrieben befasst sich auch die 7-teilige Online-Fortbildungsreihe Biosicherheit in der tierärztlichen Bestandsbetreuung von Myvetlearn.de. Diese bietet Tierärzt:innen in allgemeinen und tierartspezifischen Kursen fundiertes Wissen zu den Hygiene- und Biosicherheitsmaßnahmen in Beständen verschiedener Tierarten. In Kurs 4 der Reihe geht es um Maßnahmen und Hinweise zur Biosicherheit für Schweinebestände.

Agrarheute

Ministerium Baden-Württemberg

BTV erreicht Mecklenburg-Vorpommern

Die Blauzungenkrankheit (BTV) breitet sich in Deutschland weiter aus. Erstmals seit 2009 wurde die Rinderkrankheit auch in Mecklenburg-Vorpommern nachgewiesen. Betroffen ist ein Mutterkuhbetrieb mit 23 Tieren im Landkreis Ludwigslust-Parchim. Gemäß des EU-Tiergesundheitsrechtes wurde der Bestand gesperrt und unter amtliche Überwachung gestellt. Durch den positiven Nachweis verliert das Land den BTV-Freiheitsstatus, was zur Folge hat, dass das Verbringen der empfänglichen Tierarten sowie von Zuchtmaterial ist nun nur noch unter Auflagen möglich ist.

Das Landwirtschaftsministerium weist darauf hin, dass eine Impfung gegen  den BTV-Serotyps 3 der einzige Schutz vor Erkrankungen sei. Die Anwendung bestimmter nicht zugelassener Impfstoffe gegen den Serotyp 3 des Blauzungenvirus, hatte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) per Eilverordnung die sofortige, aber übergangsweise Anwendung von drei Impfstoffen genehmigt. Die Tierseuchenkasse von MV unterstützt diese Impfung durch Zahlung einer Beihilfe.

Auch in Göttingen sowie im Landkreis Harburg (Niedersachsen) wurden weitere BTV-Ausbrüche festgestellt. Wie das Landratsamt Harburg mitteilt, wurden bei Routineuntersuchungen Infektionen mit dem Blauzungenvirus vom Serotyp 3 bei je einem Tier in Rinderhaltungen in den Samtgemeinden Tostedt und Elbmarsch nachgewiesen. im Landkreis Göttingen wurden drei BTV-Infektionen festgestellt, Todesfälle gebe es bisher keine. Weitere Verdachtsfälle würden noch untersucht.

Regierung MV

Land und Forst

Japans Jagd auf Finnwale in der Kritik

Die japanische Fischereibehörde hat bekannt gegeben, dass nun auch Finnwale wieder gejagt werden dürfen. Die Behörde hat die Fangquote auf 59 Tiere in japanischen Gewässern festgelegt, nachdem eine wissenschaftliche Untersuchung ergeben hatte, dass es im Nordpazifik viele Finnwale gebe. Ein erstes Tier wurde bereits von dem Walfangunternehmen Kyodo Senpaku getötet. Umweltschützer:innen kritisieren die Entscheidung Japans scharf.

„Der kommerzielle Walfang ist grausam, unnötig und vollkommen aus der Zeit gefallen. Japan muss diese unsinnige Praxis sofort einstellen und sollte stattdessen gemeinsam mit der Weltgemeinschaft an dringend benötigen Lösungen zum Schutz der Meere arbeiten”, erklärte Andreas Dinkelmeyer, Kampagnenleiter der Tier- und Umweltschutzorganisation IFAW (International Fund for Animal Welfare) in Deutschland.

Laut Roter Liste sind Finnwale als “verletzlich“ eingestuft. Es besteht demnach ein hohes Risiko, dass die zweitgrößten Säugetier der Welt in unmittelbarer Zukunft in der Natur aussterben. Aktuell gibt es noch 100.000 Tiere. Für Japan ist der Walfang zu einer Frage der Souveränität geworden, nachdem die japanische Regierung vergeblich für die Wiederzulassung der kommerziellen Jagd gekämpft hat. Denn aktuell findet das dunkle Walfleisch in dem wohlhabenden Inselstaat nur noch wenige Liebhaber:innen.

Spektrum 

Geo

Ursache für Vogelsterben noch unklar

Innerhalb einer Woche sind bei Pocking im Landkreis Passau mehr als 800 Vögel auf einer rund 40 Hektar großen betroffenen Fläche verendet. Neben Möwen wurden unter den Vögeln auch rund ein Dutzend Kiebitze gefunden. Die Suche nach der Ursache hält noch an. Das Landratsamt Passau führt derweil umfangreiche Analysemaßnahmen  durch, um den Grund für das Massensterben zu finden. Bisher schließen die Behörden jedoch die Geflügelpest als Ursache weitestgehend aus.

Nach Informationen des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit wird in alle Richtungen ermittelt (Bakterien, Verunreinigungen etc.). Es brauche eine gewisse Zeit, um entsprechende Bakterien-Kulturen anzulegen, hieß es. Die Untersuchung von Vogelkadavern hatte bei fünf von sechs Tieren den Nachweis einer Durchfallerkrankung ergeben, ansonsten aber keine konkreten Hinweise auf Erkrankungs- oder Todesursachen. Bei einem Tier war ein hochgradiger Salmonellenbefall festgestellt worden.

Den Angaben zufolge nimmt das Vogelsterben langsam ab. Die Zahlen sänken allmählich, erläuterte der Sprecher des Landratsamtes. Trotzdem warnen die Behörden vor dem direkten Kontakt mit verendeten Wildtieren.

Um Wildtiere in der Praxis geht es auch in der gleichnamigen, ATF-anerkannten E-Learningreihe auf Myvetlearn.de, bei der sich Tierärzt:innen online fortbilden können. Denn gerade im Sommer werden immer häufiger verletzte Wildtiere in die Tierarztpraxen gebracht. In einer separaten Reihe können sich auch Tiermedizinische Fachangestellte zum Thema Aufzucht, Pflege und Behandlung von Wildtieren online fortbilden. Beide Kursreihen enthalten zudem zahlreiche interaktive Elemente, die einerseits den Spaß steigern und andererseits die Bearbeitung der Inhalte intensivieren. Kurs 3 der Reihe befasst sich mit der Aufzucht von Jungvögeln.

Landkreis Passau

Proplanta

Hybridschweine in den USA verursachen Schäden in Milliardenhöhe 

In Nordamerika machen sich immer mehr sogenannte Superschweine breit. Die Kreuzungen aus Wild- und Hausschweinen stammen ursprünglich aus Kanada und stechen besonders durch ihre enorme Größe und Widerstandskraft hervor.

In den späten 80er Jahren waren eurasische Wildschweine in Kanada für die landwirtschaftliche Fleischproduktion und den Abschuss eingeführt worden. Die Nachfrage nach Wildschweinen entwickelte sich jedoch nicht wie erwartet. Dies führte in den 1990er Jahren dazu, dass einige Erzeuger ihre Tiere absichtlich in die freie Wildbahn entließen, in dem Glauben, dass die Tiere den harten kanadischen Winter nicht überleben würden. Doch stattdessen gediehen die Schweine prächtig.

„Diese Schweine haben eine hohe Reproduktionsrate, sind sehr mobil und haben eine hohe Ausbreitungsfähigkeit”, erklärt Ryan Brook, Professor für Tier- und Geflügelwissenschaften an der Universität von Saskatchewan in Kanada. Brook und seine Kollegen hatten im Mai 2024 die Ergebnisse einer Studie zu Hybridschweinen vorgestellt. Demnach sind die Schweine auch kälteresistent, weshalb die Wissenschaftler sie “Superschweine” tauften.

Inzwischen haben sich die Hybridschweine in Nordamerika zu einer landesweiten Plage entwickelt. Die stetig wachsende Population der aktuell etwa 6 Mio. Wildschweinhybriden bahnen sich ihren Weg durch Fauna und Flora, zerstören dabei Ernten und Bäume und verschmutzen Gewässer. Nach Schätzungen der US-Regierung entstehen dabei jährlich Schäden in Höhe von 1,5 Mrd. Dollar. Zudem gefährden die Hybridschweine heimische Arten. Außerdem steigt mit der wachsenden Population auch die Gefahr, dass sich Tierseuchen wie die Afrikanische Schweinepest (ASP) weiter ausbreiten.

Live Science

Agrarheute

BMEL ruft Zentralen Krisenstab zur ASP-Bekämpfung ein

Seit dem ersten Auftreten der Afrikanischen Schweinepest (ASP) im Jahr 2020 wurde die Tierseuche in Brandenburg, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern, und zuletzt auch in Hessen und Rheinland-Pfalz nachgewiesen. Auch angesichts der ASP-Ausbrüche in hessischen Schweinehaltungen im Juli hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in der vergangenen Woche den “Zentralen Krisenstab Tierseuchen” als übergeordnetes politisches Entscheidungsgremium einberufen, um Erkenntnisse zu teilen und ein weiteres Vorgehen zu besprechen. Zudem sollen Maßnahmen von überregionaler und politischer Bedeutung beraten werden, um bei Bedarf ein bundeseinheitliches Vorgehen zu beschließen.

„Wir verfolgen die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest sehr genau. Hessen und Rheinland-Pfalz leisten hervorragende Arbeit bei der Eingrenzung des Seuchengeschehens, das hat auch die EUVET-Mission Anfang Juli bestätigt. Der Bund unterstützt die zuständigen Bundesländer gemeinsam mit dem Friedrich-Loeffler-Institut in gewohnter Manier beispielsweise bei den epidemiologischen Untersuchungen oder der Abstimmung der Maßnahmen und Sperrzonen-Gebietskulissen mit der EU. Die Ausbreitung aufzuhalten, ist eine Mammutaufgabe und wichtig für unsere schweinehaltenden Betriebe. Hier können auch die Bürgerinnen und Bürger Verantwortung übernehmen, indem sie achtsam sind. Im Zweifel reicht schon ein achtlos weggeworfenes Wurstbrot, denn das Virus kann auch über infizierte Lebensmittel eingeschleppt werden. Wir werden dazu auch eine Informationskampagne neu starten, um Menschen zu sensibilisieren – etwa an Autobahnraststätten gerade jetzt im sommerlichen Reiseverkehr”, erklärt Staatssekretärin Silvia Bender.

Zur gleichen Zeit mahnen der Deutsche Bauernverband (DBV), der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) und der Deutsche Verband Tiernahrung (DVT) in einem gemeinsamen Schreiben ein einheitliches Vorgehen beim Tierseuchenmanagement an. Die Verbände fordern darin eine koordinierte Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren – einschließlich staatlicher Institutionen, Forschungseinrichtungen, Landwirten und Veterinärdiensten.

„In Krisensituationen, zu denen wir akute Ausbrüche von Tierseuchen zählen, ist es entscheidend, die Ressourcen auf die Bekämpfung und Tilgung der Seuche zu konzentrieren und nicht auf bürokratische Abläufe“, so die drei Agrarverbände. Neben regelmäßigen Fort- und Weiterbildungen sowie Krisenübungen des betroffenen Personals wird die Adressatin Dr. Katharina Kluge, zuständige neue Unterabteilungsleiterin im BMEL, gebeten, sich für eine engere Zusammenarbeit zwischen den Bundesländern und den zuständigen Behörden vor Ort einzusetzen.

BMEL

Proplanta

Inflexion und TPP gehen Partnerschaft ein  

Die 2018 gegründete Tierarztkette Tierarzt Plus Partner (TPP) hat mit dem Private-Equity-Unternehmen Inflexion einen neuen Partner gefunden. Durch diese Partnerschaft soll die Kette weiter ausgebaut werden. Inflexion will seine Branchenerfahrung nutzen, um mit dem Gründungsmanagement und den Gesellschaftern von TPP zusammenzuarbeiten und das Wachstum des Unternehmens zu beschleunigen. So sind in erster Linie weitere Investitionen in die Digitalisierung des Unternehmens, in die Ausbildung und in den Ausbau des Netzes von Tierarztpraxen in ganz Deutschland geplant, sowohl durch Akquisitionen als auch durch die Eröffnung neuer Standorte auf der grünen Wiese.  

In den vergangenen sechs Jahren hat sich TPP mit annähernd 100 Tierarztpraxen zum inzwischen größten Tierarztnetz in Deutschland entwickelt. TPP arbeitet mit lokalen Tierärzt:innen zusammen, um führende Dienstleistungen im Bereich der Tiergesundheit anzubieten, und unterstützt sie mit umfassenden Schulungen, Best Practices der Branche und erheblichen Investitionen in Technologie. 

„TPP ist die vierte Investition von Inflexion im Bereich Tiergesundheit und unterstützt ein bewährtes Team, das unsere Philosophie des nachhaltigen Wachstums in einer berufsorientierten Branche teilt. Wir freuen uns, unseren regionalen und sektoralen Ansatz zu kombinieren, um das erhebliche Wachstumspotenzial von TPP zu unterstützen“, erklärt Andrew Neville von Inflexion. „Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Inflexion, um weiterhin in das Wachstum unseres Unternehmens und die Entwicklung unseres Netzwerks zu investieren. Unser Gründungs- und Führungsteam bleibt an Bord und wir bleiben unserer Mission treu, jeden Tag das beste Erlebnis für Tiere und Menschen zu schaffen“, ergänzt TPP-Mitbegründer und CEO Fabian Kröll.

TPP

Inflexion

Virtuelle Schweinebrille erstmals im Einsatz

Vor drei Jahren hat der niederländische Fleischhersteller Vion die „virtuelle“ Kuhbrille eingeführt, um Baumaßnahmen in Schlachthofställen zu optimieren und die Mitarbeitenden fortzubilden. Mittels der VR-Brille kann die Augenfunktionsweise von Tieren abgebildet werden. Im Frühjahr 2024 wurde der Prototyp der Schweinebrille getestet und nun in der vergangenen Woche erstmals In in Crailsheim, dem Kombischlachthof von Vion, eingesetzt.

„Die Wahrnehmung von Schweinen unterscheidet sich signifikant von der menschlichen und auch von der der Rinder. Schweine haben ein breiteres Sichtfeld, ihre Sehschärfe ist geringer als die des Menschen und sie reagieren empfindlicher auf Bewegungen“, erklärt Dr. Veronika Weber, Tierärztin und Director Quality Assurance & Operations Vion Germany, den Hintergrund zu den tierischen VR-Brillen. Auch sei die Höhe der Augen bei Schweinen ein signifikanter Unterschied zu Rindern, so Weber weiter. „Sie sind nur 30 cm über dem Fußboden. Das ergibt ein komplett anderes Sichtfeld als beim Mensch oder auch beim Rind.“ 

Dank der innovativen Software können die Benutzer:innen die Umgebung aus der Sicht der Schweine erleben. Das wiederum kann dabei helfen, das Tierwohl auf Schlachthöfen bei der Planung und Neugestaltung zu verbessern. „Der Effekt der VR-Brille war einfach unglaublich. Alle Teilnehmer meinten im Nachgang, jetzt ein viel besseres Verständnis für die Tiere und die Art, wie sie sich bewegen, zu haben. Ich konnte es nicht erwarten, jetzt endlich auch selber die Schweinebrille auszuprobieren und bin wirklich beeindruckt“, erklärt Dr. Veronika Weber.

Vion

Tierhaltungskennzeichnung wird unterschiedlich umgesetzt

Am 1. August 2023 ist das Gesetz für die staatliche, verpflichtende Tierhaltungskennzeichnung (TierHaltKennG) in Kraft getreten. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Die Grünen) hatte das Gesetz vorgelegt, mit dem Ziel, mehr Transparenz und Klarheit in Bezug auf die Haltungsform von Nutztieren zu schaffen und so Verbraucher:innen eine bewusste Kaufentscheidung zu ermöglichen. Bislang haben die Bundesländer das Gesetz jedoch unterschiedlich umgesetzt.

Während Bayern noch dabei ist, ein elektronisches Portal für die Meldungen der Schweinehalter:innen zu entwickeln und die Meldefrist zunächst verlängert hat, hat Schleswig-Holstein am vergangenen Freitag (26. Juli 2024) das Meldeverfahren zur staatlichen Tierhaltungskennzeichnung noch kurz vor dem Fristende gestartet. Die Mitteilung ihres Haltungssystems können die Halter:innen über ein bereitgestelltes Formular per Post oder E-Mail an das Landwirtschaftsministerium in Kiel vornehmen.

Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium hatte bereits im Juni 2024 die Halter:innen von Mastschweinen im Alter von zehn Wochen bis zur Schlachtung aufgefordert, dem Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) als zuständige Behörde bis 1. August 2024 entsprechend Meldung zu geben, in welches Haltungssystem ihre Schweinehaltung einzuordnen ist. Ohne Meldung sei in Niedersachsen keine Vermarktung möglich, heißt es von behördlicher Seite.

Özdemir hatte die Vorreiterrolle Niedersachsens bei der Umsetzung des Kennzeichnungsgesetzes sehr begrüßt. „Gut, dass Niedersachsen vorangeht – und nichts anderes hätte ich auch von dem Bundesland mit der meisten Schweinehaltung erwartet. Damit können die Landwirtinnen und Landwirte dort nun ihre Meldungen vorbereiten und das schafft natürlich Planungssicherheit“, so der Minister.

Auch in Thüringen und Baden-Württemberg hat das Meldeverfahren zur gesetzlichen Tierhaltungskennzeichnung begonnen. „Baden-Württemberg setzt die Vorgaben […] schlank und unbürokratisch um, sodass Landwirte so gering wie möglich belastet werden”, erklärte Landwirtschaftsminister Peter Hauk. Nach seiner Meinung habe der Bund trotz der Bemühungen der Länder um eine Überarbeitung des TierHaltKennG an dessen unbefriedigender Ausgestaltung festgehalten. Insbesondere die enthaltenen Übergangsregelungen hätten dazu geführt, dass den Ländern zu wenig Zeit für eine gute und einheitliche Lösung bliebe beziehungsweise gegeben wurde.

Agrarheute

Umfrage zur Optimierung von Biosicherheitskonzepten

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) breitet sich aktuell in Deutschland aus. Zuletzt wurde die Tierseuche mehrfach bei Wild- und Hausschweinen in Hessen nachgewiesen. Auch die Nachweise des Geflügelpestvirus H5N1 bei Kühen, Katzen und Waschbären in den USA bereiten große Sorgen. Um die Wahrscheinlichkeit eines Tierseucheneintrags, der große wirtschaftliche Schäden verursacht, in den Bestand zu verringern, ist ein gut durchdachtes Biosicherheitskonzept elementar.

Wegen des dynamischen Ausbruchsgeschehens und um die Datenlage zu verbessern, führt die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) mit dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bis zum 30. September 2024 eine Umfrage zur Biosicherheit in deutschen Schweine- und Geflügelbeständen durch. Diese Befragung unter möglichst zahlreichen landwirtschaftlichen Betrieben hat das Ziel, die Biosicherheitsmaßnahmen zu optimieren und damit die Ausbreitung von Tierseuchen zu verhindern.

Das Verbundprojekt „Ökologische Tierhaltung als Beitrag zum Klimaschutz – im Fokus von Tierkrankheiten und Tierseuchen (ÖTiKliS)“ befasst sich intensiv mit der Entwicklung von Maßnahmen, die die Tiergesundheit sicherstellen und auch während einer Tierseuche eine optimale, ressourcenschonende Produktion in landwirtschaftlichen Betrieben ermöglichen. Die Daten, die in der Umfrage gesammelt werden, bilden die Grundlage für Entscheidungen bezüglich Haltungsformen und baulicher Maßnahmen für eine ökologische und Tierwohl fördernde Landwirtschaft.  Ziel ist, daraus im Tierseuchenfall Strategien zu entwickeln, die die Anforderungen der ökologischen Tierhaltung mit den gesetzlichen Vorgaben vereinen.

Mit der regelmäßigen Überprüfung der Biosicherheitsmaßnahmen in den Betrieben befasst sich auch die 7-teilige Online-Fortbildungsreihe Biosicherheit in der tierärztlichen Bestandsbetreuung von Myvetlearn.de. Diese bietet Tierärzt:innen in allgemeinen und tierartspezifischen Kursen fundiertes Wissen zu den Hygiene- und Biosicherheitsmaßnahmen in Beständen verschiedener Tierarten (Rind, Schwein, Geflügel, Pferd). In Kurs 4 der Reihe geht es um Maßnahmen und Hinweise zur Biosicherheit für Schweinebestände, während sich Kurs 5 mit der Biosicherheit für Geflügelbestände befasst. Ein kostenfreies Impulsreferat zur Bedeutung der Maßnahmen dient als Einführung.

HSWT

Weiterer ASP-Fall in Hessen

Erneut gab es einen positiven Nachweis der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Hessen. Erstmals ist auch der Landkreis Darmstadt-Dieburg in Südhessen betroffen, wie die Darmstadt-Dieburger Kreisverwaltung am Mittwochabend mitgeteilt hat. Ein totes Wildschwein war am Dienstagabend (30.07.2024) in Pfungstadt-Eschollbrücken gefunden worden. Eine endgültige Bestätigung des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) steht jedoch noch aus. Aktuell ist auch noch unklar, ob die bisherigen Sperrzonen ausgeweitet werden müssen. Nach dem ersten ASP-Nachweis in Hessen Mitte Juni 2024 hatte der Landkreis bereits umfassende Maßnahmen ergriffen, unter anderem wurden flächendeckende Drohnenflüge, Wildschweinbarrieren und Informationskampagnen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit durchgeführt. Dennoch kam es immer wieder zu Infektionen von Hausschweinebeständen.

Landkreis Darmstadt-Dieburg

Veterinärbehörden geraten wegen ASP zunehmend an ihre Grenzen

In Deutschland ist der Mangel an Tierärzt:innen trotz verschiedener Maßnahmen noch immer stark zu spüren. Durch die aktuelle Häufung von Ausbrüchen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) geraten die Veterinärbehörden zunehmend an ihre Grenzen. In den Veterinärverwaltungen, Laboren und den zuständigen Stellen der Bundeswehr führt die prekäre Tierseuchensituation zu einer zusätzlichen personellen Belastung, die kaum zu stemmen ist. 

Die Bundestierärztekammer (BTK) weist erneut auf diese Problematik hin und warnt vor einer Eskalation. „Die gegenwärtige ASP-Situation in den angrenzenden Bundesländern zu Polen und die ASP-Einträge in Schwarzwild und Hausschweinebestände in Hessen und Rheinland-Pfalz verlangen u. a. den Veterinärämtern höchste Einsatzbereitschaft ab, um den Seuchenzug einzudämmen, aufzuhalten und das Ziel der Seuchentilgung zu erreichen“, mahnt der BTK-Präsident Ltd. VD Dr. Holger Vogel. „Personelle Entlastungen sind unverzüglich sicherzustellen – sowohl in den Grenzbundesländern als auch in den Bundesländern mit Solitäreinträgen. Auch die Bereitstellung der erforderlichen Finanzmittel in der aktuellen Phase der Ausbreitung ist zwingend erforderlich“, erklärt Vogel.

Bereits vor sechs Jahren hatte der Deutsche Tierärztetag die Landesregierungen aufgefordert, länderübergreifende, verbindliche Leitlinien für die personelle Ausstattung der Veterinär- und Untersuchungsämter zu erarbeiten und deren Umsetzung durch die Länder vollständig zu finanzieren. Es muss dafür Sorge getragen werden, dass die staatlichen Untersuchungseinrichtungen den Herausforderungen der Zukunft gewachsen sind, insbesondere durch eine angemessene Ausstattung mit qualifiziertem Personal.

BTK

Igel schon bald vom Aussterben bedroht?

Eigentlich haben Igel keine großen Ansprüche. Doch Hecken, Büsche und Gehölze, in denen die Wildsäuger ihre natürliche Nahrung finden, werden in der Landschaft und den Gärten Deutschlands immer seltener. Versiegelungen von Vorgärten sowie Mauern und enge Drahtgitterzäune sowie Monokulturen und aufgeräumte Kulturlandschaften machen den Igeln das Leben schwer, wie Heike Philipps, die Vorsitzende des bundesweit tätigen Vereins Pro Igel e.V., erklärt.

Braunbrustigel siedeln sich immer mehr in den Parks der Städte und in den Gärten an. Da diese wichtigen Rückzugsgebiete aber immer kleiner werden und die menschgemachten Gefahren hingegen größer, verschwinden die Igel nach und nach. Neben Mährobotern, die meist nachts in Betrieb sind, führen auch freilaufende Hunde, Autos und Zäune zu unzähligen, teils schweren Verletzungen bei den Igeln. Zudem sorgt auch der Insektenschwund für weniger Nahrung. Finden Igel nicht ausreichend Nahrung oder Wasser und sind ständig Störungen ausgesetzt, würden sie in der Folge abwandern. Doch auch Abwanderung sei nicht die Lösung, wie Philipps sagt: „Es gibt für den Igel kaum Ausweichmöglichkeiten und auf der Suche nach einem lebenswerten Raum zum Leben sind sie großen Gefahren ausgesetzt.“

Aktuell steht der Braunbrustigel auf der Vorwarnliste der Roten Liste der Säugetiere. Auf der Seite der Deutschen Wildtierstiftung heißt es jedoch, dass der Igel bei gleichbleibendem negativem Einfluss des Menschen wohl in naher Zukunft in die Kategorie gefährdet hochgestuft werden müsse. Um den Wildsäugern zu helfen, reichen bereits kleine Maßnahmen aus. Schon das Belassen von Laubhaufen und anderen Verstecken, der Verzicht von Insektiziden und Rattengift oder das Ausschalten von Mährobotern bei Nacht würden das Leben der Igel verbessern. Ändert sich hingegen nichts, wird diese bekannte Tierart weiterhin schleichend aus unserem Ökosystem verschwinden.

„Wenn wir Menschen jetzt nicht die Lebensräume des Igels aufwerten und öffnen, verschwindet der Igel genauso wie die Singvögel in den 80er Jahren. ‚Verschwinden‘ ist sicher als die weichere Variante der Formulierung ‚Aussterben‘ zu interpretieren. Wir sollten die Warnungen daher ernst nehmen und etwas tun, denn: Der Igel hat keine Zeit mehr“, betont Heike Philipps abschließend.

Da Igel auch immer häufiger in den Tierarztpraxen vorgestellt werden, können sich Tierärzt:innen mit dem Einsteigerkurs Igel auf Myvetlearn.de online fortbilden. In dieser Online-Fortbildung geht es um den Igel als Patienten in der Tierarztpraxis. Um Wildtiere in der Praxis geht es auch in der gleichnamigen, ATF-anerkannten E-Learningreihe auf Myvetlearn.de, bei der sich Tierärzt:innen online fortbilden können. Denn gerade im Sommer werden immer häufiger verletzte Wildtiere in die Tierarztpraxen gebracht. In einer separaten Reihe können sich auch Tiermedizinische Fachangestellte zum Thema Aufzucht, Pflege und Behandlung von Wildtieren online fortbilden. Beide Kursreihen enthalten zudem zahlreiche interaktive Elemente, die einerseits den Spaß steigern und andererseits die Bearbeitung der Inhalte intensivieren.

Come-on.de

ASP-Ausbruch in weiterem hessischen Schweinebetrieb

In Hessen im Landkreis Groß-Gerau ist in einem weiteren Betrieb die Afrikanische Schweinepest (ASP) festgestellt worden. Der betroffene Betrieb liegt in Trebur und hält etwa 1.800 Hausschweine. Diese müssen nun aus tierseuchenrechtlichen Gründen alle getötet werden. Damit sind bereits acht Betriebe im Kreis Groß-Gerau betroffen. Der erste ASP-Fall in Hessen war Mitte Juni 2024 bei einem Wildschwein im Kreis Groß-Gerau festgestellt worden. Seitdem findet in der Region eine großangelegte Kadaversuche statt. Mittlerweile wurden bereits 107 Kilometer sogenannter taktischer Elektrozäune aufgestellt. Diese sollen die Wanderung infizierter oder erkrankter Tiere verhindern. Rund 29.000 Hektar Fläche wurden bisher von Kadaversuchhunden und Drohnen abgesucht. Bislang wurden dabei 72 positive Fälle entdeckt.

Landwirtschaftsministerium Hessen

Katzenelend in Deutschland nimmt zu

Am 8. August wird jedes Jahr weltweit der Tag der Katze gefeiert. Aus diesem Anlass weist der Deutsche Tierschutzbund erneut auf das Leiden von Millionen Straßenkatzen in Deutschland hin. Zudem werden die hierzulande am häufigsten gehaltenen Haustiere immer öfter Opfer von Tierquälerei. Um das bundesweite Ausmaß des Katzenelends sichtbar zu machen, hat der Tierschutzbund die Kampagne „Jedes Katzenleben zählt“ ins Leben gerufen.

„Eines der größten unbemerkten Tierschutzprobleme ist das Leid der Millionen Straßenkatzen in Deutschland. Sie leben versteckt und zurückgezogen auf verlassenen Grundstücken, Industriegeländen oder in Schrebergärten. Täglich müssen sie um ihr Überleben kämpfen“, erklärt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Aber auch Katzen, die in Haushalten leben, führen nicht unbedingt immer ein gutes Leben. Nach Informationen der Tierschützer:innen werden zahlreiche Katzen Opfer von Tierquälerei oder Tötungen, häufiger als alle anderen Tierarten. Katzen werden häufig ausgesetzt und sich selbst überlassen, nicht artgerecht gehalten, geschlagen und getreten oder sogar vergiftet.

In den Tierheimen landeten in den vergangenen 12 Monaten mehr Katzen als in den Jahren davor. Die Gründe liegen einerseits an den Folgen des Corona-bedingten Haustierbooms, andererseits pflanzen sich unkastrierte Freigängerkatzen aus Privathaushalten und Straßenkatzen unkontrolliert fort.

„Vermehrt geben Katzenhalter, die ihre Tiere unüberlegt angeschafft haben, diese in Tierheimen ab oder setzen sie aus. Auch uns erreichen täglich Anfragen von Menschen, die ihre Katze wieder loswerden möchten. Immer wieder finden Tierschützer zudem verwaiste Kitten von Straßenkatzen“, berichtet Dr. Dalia Zohni, Fachreferentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund. Jede Straßenkatze stammt dabei ursprünglich von einer unkastrierten Hauskatze ab, die Freigang hat, aber nicht kastriert ist. Um das Leid der Straßenkatzen zu minimieren und zukünftiges Leid zu verhindern, fordert der Deutsche Tierschutzbund eine bundesweite Kastrationspflicht für Freigängerkatzen, wie sie einige Gemeinden bereits eingeführt haben.

Deutscher Tierschutzbund

Alarmierender Anstieg von Vogelgrippefällen bei Menschen  

Die zunehmende Verbreitung des hoch pathogenen Vogelgrippevirus H5N1 stellt ein erhebliches Risiko für die öffentliche Gesundheit dar. Insbesondere das Potential der Viren, sich unter verschiedenen Tierarten zu verbreiten, lässt weltweit die Sorge um eine künftige Pandemie wachsen.

In Asien nimmt die Zahl der infizierten Menschen aktuell besorgniserregend zu, wie die Welternährungsorganisation (FAO) mitteilt. Seit Ende 2023 wurden 13 Fälle in Kambodscha gemeldet, weitere aus China und Vietnam. Hinzu kommt, dass das H5N1-Virus neue Wild- und Haustierarten infiziert hat, darunter Aasfresser, Meeressäuger, fleischfressende Haustiere, Säugetiere, die als Pelztiere gezüchtet werden, und seit kurzem auch Wiederkäuer wie Milchkühe. Das Auftreten neuer A/H5N1-Stämme, die leichter übertragbar sind, erhöht die Pandemie-Gefahr, warnt das FAO-Notfallzentrum für grenzüberschreitende Tierkrankheiten (ECTAD) in Südostasien. Die Organisation ruft daher zu dringenden regionalen Anstrengungen auf, um den Anstieg der Vogelgrippefälle zu bekämpfen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ein Projekt gestartet, das zum Ziel hat, Menschen in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen, Zugang zu hochwertigen und erschwinglichen Medikamenten zu verschaffen. Auf Basis der mRNA-Technologie, die während der Corona-Pandemie zur Entwicklung von Impfstoffen in Rekordzeit beigetragen hat, soll ein Impfstoffkandidat des argentinischen Herstellers Sinergium Biotech nun mit Unterstützung der WHO und der Organisation Medicines Patent Pool (MPP) weiter entwickelt werden. Das gemeinsam von der WHO und dem MPP entwickelte mRNA-Technologietransferprogramm wurde im Juli 2021 mit dem Ziel ins Leben gerufen, in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen (LMICs), Kapazitäten für die Entwicklung und Produktion von mRNA-basierten Impfstoffen aufzubauen.

„Diese Initiative ist ein Beispiel dafür, warum die WHO das mRNA-Technologietransferprogramm ins Leben gerufen hat – um Forschung, Entwicklung und Produktion in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu fördern, damit die Welt bei der nächsten Pandemie besser vorbereitet ist, um eine wirksamere und gerechtere Reaktion zu ermöglichen“, sagt WHO-Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus.

Die FAO mahnt Regierungen, internationale Organisationen sowie den privaten Sektor zu einer intensiveren Zusammenarbeit und einem transparenten und zeitnahen Informationsaustausch an, um wirksame Eindämmungsstrategien zu entwickeln. Die Stärkung der Biosicherheitsmaßnahmen in der Geflügelindustrie sei zwingend erforderlich, einschließlich Impfstrategien und Förderung guter landwirtschaftlicher Praktiken, heißt es weiter.

Mit der regelmäßigen Überprüfung der Biosicherheitsmaßnahmen in den Betrieben befasst sich auch die 7-teilige Online-Fortbildungsreihe Biosicherheit in der tierärztlichen Bestandsbetreuung von Myvetlearn.de. Diese bietet Tierärzt:innen in allgemeinen und tierartspezifischen Kursen fundiertes Wissen zu den Hygiene- und Biosicherheitsmaßnahmen in Beständen verschiedener Tierarten (Rind, Schwein, Geflügel, Pferd). In Kurs 5 der Reihe geht es um Maßnahmen und Hinweise zur Biosicherheit für Geflügelbestände. Ein kostenfreies Impulsreferat zur Bedeutung der Maßnahmen dient als Einführung.

WHO

FAO

Noch mehr ASP-Fälle in Hessen

In Hessen breitet sich die Afrikanische Schweinepest (ASP) weiter aus. Nachdem die Tierseuchen in der vergangenen Woche in drei Betrieben im Kreis Groß-Gerau mit 9, 33 bzw. 158 Hausschweinen festgestellt worden war, erging ein positiver Nachweis westlich der Gemeinde Einhausen im Landkreis Bergstraße. Ein dort ansässiger Landwirt hatte den Wildschweinkadaver zufällig am Rande eines seiner Felder gefunden. Das hessische Landeslabor hat den Anfangsverdacht bestätigt, eine Bestätigung durch das Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) steht noch aus. Trotzdem haben die zuständigen Behörden sofort reagiert und eine Reihe notwendiger Maßnahmen eingeleitet.

So gehören nun große Teile des Landkreises Bergstraße zu den Sperrzonen I und II. Zudem wird erstmals auch die Landesgrenze nach Baden-Württemberg überschritten, auch wenn in dem Bundesland bisher noch keine ASP-Fälle aufgetreten sind. Auch die Kadaversuche wird ausgeweitet. In den kommenden Tagen sollen die Regionen entlang beider Seiten der Landesgrenze mit Hilfe von Drohnen und Hundeteams abgesucht werden. Ziel ist es, schnellstmöglich einen möglichen Eintrag festzustellen. Um eine weitere Ausbreitung der ASP zu vermeiden, soll zudem die Fortführung des Zaunes entlang des Rheins zwischen Gernsheim und Maulbeeraue sowie entlang der Autobahn 67 in Ost-West Ausrichtung vorangetrieben werden. 

Landwirtschaft Hessen

Landwirtschaft Hessen