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Canine Leptospirose - eine reemerging infectious disease

mit freundlicher Unterstützung von

Intervet Deutschland GmbH

Neue Serovare – Neue Erkrankung

Bei der Leptospirose handelt es sich um die am weitesten verbreitete Zoonose der Welt. Sie wird durch bewegliche, schraubenförmige gramnegative Leptospiren (L.) aus der Gruppe der Spirochäten verursacht. Außer beim Menschen kommen Leptospiren noch bei mehr als 150 Säugetierarten vor, wobei Infektionen vor allem beim Hund von Bedeutung sind. Die Canine Leptospirose ist auch noch vereinzelt unter dem Namen „Stuttgarter Hundeseuche“ bekannt, da die Erkrankung im Jahr 1898 von Klett anlässlich einer in Stuttgart stattgefundenen Hundeausstellung beschrieben worden ist. Der Name ist jedoch heute aufgrund des weltweiten Vorkommens der Erkrankung nicht mehr üblich. Aufgrund der in den letzten Jahren steigenden Zahl der Leptospiroseinfektionen bei Mensch und Hund wird diese Multiorganerkrankung auch als „reemerging infectious disease“ bezeichnet (Kohn et al. 2010, Kohn 2012) und ist bei Mensch und Hund meldepflichtig.

Während in den vergangenen beiden Jahrzehnten vor allem die Serovare der Serogruppen Canicola und Icterohaemorrhagiae für die Infektionen bei Hunden in Europa von Bedeutung waren, haben Studien jetzt auch die Serovare der Serogruppen Australis und Grippotyphosa als Krankheitsverursacher identifiziert. Mit der veränderten Serovarbeteiligung geht auch ein verändertes Krankheitsbild einher. So wird seit der Jahrtausendwende immer häufiger eine Lungenbeteiligung im Rahmen des Krankheitsverlaufs beobachtet.

Die veränderte Serovarbeteiligung wurde auch von der Firma Intervet Deutschland GmbH, ein Unternehmen der MSD Tiergesundheit, berücksichtigt, die einen neuen Leptospirose-Impfstoff entwickelt hat, der angepasst an die Serovarverbreitung eine Immunität gegen folgende Serovare vermittelt:

  • Canicola
  • Icterohaemorrhagiae / Copenhageni
  • Australis / Bratislava
  • Grippotyphosa

Generell wird die Bedeutung der Leptospirose in der Praxis jedoch immer noch unterschätzt, da insbesondere mild verlaufende Infektionen vom Besitzer nicht registriert und auch häufig in der Praxis nicht diagnostiziert werden. Bei klinisch kranken Hunden wird die Letalität jedoch insbesondere bei ungeimpften Hunden mit 10-50% angegeben. Deshalb gehört die regelmäßige Impfung gegen Leptospirose laut der aktuellen deutschen Impfleitlinien (StIKo vet.) auch zu den sogenannten Pflichtimpfungen (Core-Impfung).

Erregerbeschreibung

Leptospiren sind gramnegative, helikal gewundene, aktiv-bewegliche Schraubenbakterien mit hakenförmig eingebogenen oder knopfartig verdickten Enden aus der Gattung der Leptospira (Spirochaeta).

Die Tenazität der Leptospiren ist sehr gering. Sie sind vor allem gegen Austrocknung, direktes Sonnenlicht und pH-Werte unter 6,8 oder über 8,0 sehr empfindlich. Jedoch können sie in einem feuchten Milieu, leicht alkalischem pH-Wert und Temperaturen von mehr als 18°C im Boden bis zu sechs Wochen und in warmen, stehenden Gewässern sogar länger als drei Monate überleben. Daher treten besonders viele Infektionen in den warmen Sommermonaten auf.

Zur Desinfektion können alle gängigen Desinfektionsmittel erfolgreich eingesetzt werden (Rolle 2006).

Übertragungswege & Wirte

Leptospiren dringen durch kleine Haut- oder Schleimhautverletzungen in den Organismus ein. Als bedeutendster Übertragungsweg gilt die Aufnahme von mit Nagerharn verschmutztem Wasser, wie es vor allem in stehenden Gewässern und Pfützen während der Sommermonate vorkommt. Auch beim Baden in verseuchten Gewässern können sich Hunde infizieren. Ein besonders hohes Risiko tragen Jagdhunde, aber auch Hunde in Reitställen und auf dem Land, „Wasserratten“ wie z.B. Retriever und alle Hunde, die auf Wiesen und Feldern sowie im Wald spazieren gehen.

Weitere, wenn auch weniger bedeutende, Übertragungswege sind der indirekte Kontakt zu kontaminierter Erde, Futter und Schlafstellen sowie die direkte Erregerübertragung durch Kontakt mit dem Urin infizierter Hunde, durch den Paarungsakt, durch Bisse sowie durch die orale Aufnahme von infiziertem Gewebe (Kadaver) und die plazentäre Erregerübertragung (Hartmann und Stützer 2012, Kohn 2012). Schleimhäute von Nase, Maul und Konjunktiven (Kohn 2012) sowie Mikroläsionen, besonders im Zwischenzehenbereich, gelten als Haupteintrittspforten.

Bei der Verbreitung und der Kontamination der Umwelt spielen Nager sowie nicht ausreichend therapierte und subklinisch infizierte Hunde eine wichtige Rolle. Sie können Monate bis hin zu mehreren Jahren den Erreger intermittierend über den Urin ausscheiden.

Als Reservoirwirte dienen den einzelnen Serovaren verschiedene Wild- oder Haustierspezies. Die größte Bedeutung für die Hunde-pathogenen Serovare kommt hier den Nagetieren (Mäuse, Ratten) zu. Aber auch bei Wildschweinen werden häufig Antikörper gegen die Serovare Pomona oder Bratislava nachgewiesen (Vicente et al. 2002; Jansen et al. 2007, Kohn 2012). Untersuchungen von Winkelmeyer et. al (2005) ergab auch unter Feldhasen einen Anteil seropositiver Tiere.

In Bezug auf die Erregerausscheidung und Verbreitung sind vor allem die Hauptwirte von Bedeutung. Sie bleiben im Gegensatz zu Nebenwirten, die entweder gar keine oder nur kurzfristig Erreger ausscheiden, lebenslang infiziert und Ausscheider.

Außer über den Urin (sehr hohe Konzentration) scheiden infizierte Tiere die Erreger auch über Speichel, Milch, Fruchtwasser, Nachgeburten und Sperma aus (Dura 1993).

Serovare & Verbreitung

Die  Klassifizierung  der  Leptospiren kann sowohl anhand ihrer serologischen Eigenschaften (Nachweis durch Mikroagglutinationstest= MAT)  als auch ihrer molekulargenetischen (PCR) Merkmale erfolgen. Während die Leptospiren bei der molekulargenetischen Klassifizierung aufgrund der phylogenetischen Verwandtschaftsverhältnisse in verschiedene Spezies oder Gattungen   eingeteilt werden, unterteilt man bei der serologischen Klassifizierung die Gattung Leptospira in die beiden Spezies Leptospira interrogans, die alle pathogenen Stämme enthält, und Leptospira biflexa, die alle saprophytären, apathogenen Stämme beinhaltet. Die Unterscheidung der Serovare erfolgt dabei aufgrund verschiedener Oberflächenantigene mit Hilfe des MAT. Serovare mit ähnlichen Antigenstrukturen werden dabei zu  Serogruppen zusammengefasst (Geisen 2009).


Für die Spezies L. interrogans sind heute mehr als 260 Serovare bekannt, die in 24 Serogruppen zusammengefasst sind (Kohn 2012, Hartmann und Stützer 2012). Davon sind folgende Serogruppen mit ihren Serovaren für den Hund von Bedeutung (Tabelle 1) (Krawaczyk 2005, Hartmann und Stützer 2012).

Serogruppen

Serovare

Australis

Australis
Bratislava
München

Autumnalis

Autumnalis
Bim

Ballum

Castellonis

Bataviae

Bataviae

Canicola

Canicola

Grippotyphosa

Grippotyphosa
Vanderhoedoni

Hebdomadis

Hebdomadis

Icterohaemorrhagiae

Copenhageni
Icterohaemorrhagiae

Panama

Panama
Mangus

Pomona

Pomona

Pyogenes

Pyogenes

Sejroe

Sejroe
Saxkoebing

Während in den 1960er Jahren vor allem die Serovare L. Icterohaemorrhagiae und L. Canicola verbreitet waren, findet man dank der eingeführten Impfung bei Hunden nur noch selten Fälle, die auf diese Serovare zurückzuführen sind. Dennoch kommen diese Serovare weiterhin in der Wildtierpopulation vor, weshalb moderne Impfstoffe sowohl die herkömmlichen als auch die heute bedeutsamen Serovare enthalten, da durch Serovare unterschiedlicher Serogruppen keine Kreuzimmunität induziert wird. Generell hat die Zahl der caninen Leptospirosefälle in den letzten Jahren wieder deutlich zugenommen. Die Änderung der Serovarverteilung wird in der Humanmedizin als Serovarshift bezeichnet. Möglicherweise ist dieser Serovarshift verantwortlich für die zunehmende Erkrankungshäufigkeit bei Mensch und Hund (Geisen 2009).

Geografische Verteilung

Die Serogruppen, die heute in Deutschland und Europa am weitesten in der Hundepopulation verbreitet sind und damit die größte Bedeutung haben, sind neben den alten, geläufigen „Impfserogruppen“ Icterohaemorrhagiae (L. icterohaemorrhagiae und L. copenhageni) und Canicola auch die Serogruppen Grippotyphosa (L. grippotyphosa) sowie Australis (L. bratislava). Zu diesem Ergebnis kommt Ellis (2010) nach einer Auswertung mehrerer epidemiologischer Untersuchungen verschiedener Forscher in Deutschland und Europa. Anhand dieser Untersuchungen empfiehlt er auch dringend, die bisher verfügbaren „herkömmlichen“ Hundeimpfstoffe in Europa, die in der Regel nur die Stämme Icterohaemorrhagiae und Canicola als Impfstämme enthielten, um die Serovare L. bratislava und L. grippotyphosa zu erweitern.

Während Pomona in den USA eine der bedeutendsten Serogruppen ist, ist die Prävalenz in (Süd)Deutschland und anderen europäischen Ländern mit Ausnahme von Belgien sehr gering, so dass eine Erweiterung der Impfung um diesen Stamm für Europa nicht notwendig erscheint (Ellis 2010). Kohn et al. (2012) stellten hingegen in einer Studie in Berlin vorwiegend die Beteiligung der Serovare Grippotyphosa, Bratislava und Pomona fest. In Norddeutschland konnten Gerlach und Stephan (2007) bei der Auswertung von Proben zwischen 2003-2006 beim Hund ebenfalls am häufigsten L. bratislava, L. copenhageni, L. grippotyphosa, L. pomona, L. saxkoebing und L. sejroe nachweisen.

Ebenso wie in Deutschland findet sich auch in anderen Ländern und Regionen Europas sowie den USA eine unterschiedliche regionale Serovarverbreitung, die auch dem zunehmenden Hundetourismus ins Ausland und mit Hundeimporten aus dem Ausland zusammenhängt (Hartmann und Stützer 2012).

Klinik & Pathologie

Hunde jeden Alters können klinisch manifest erkranken. Am Schwersten betroffen sind jedoch junge Hunde ohne maternale Antikörper bis zu einem halben Jahr (Hartmann und Stützer 2012). Entscheidend über den weiteren Verlauf ist vor allem der Immunstatus des Tieres, aber auch die Infektionsdosis und das beteiligte Serovar (Kohn 2012).

Experimentelle Studien zeigen, dass Tiere, die über keine Antikörper verfügen, nach einer Inkubationszeit von etwa sieben Tagen zu einer Leptospirämie mit anschließender Schädigung der betroffenen Organe aufgrund der Erregervermehrung führt. Ein geringer Antikörperspiegel mildert die Leptospirämie und die Folge ist meist ein subklinscher Verlauf. Tiere mit einer ausreichenden Menge an Antikörpern können die Leptospiren dagegen eliminieren, ohne dass es zur Ausbildung klinischer Symptome kommt (Kohn 2012).

Besonders prädisponiert für einen Erregerbefall nach der Leptospirämie sind
  • Leber, Niere, Lunge, aber auch Milz, ZNS, Augen, Geschlechtstrakt
Eine klinisch manifeste Leptospirose ist vor allem gekennzeichnet durch Leber-, Nieren- und Lungenmanifestation sowie Gerinnungsstörungen (Hartmann und Stützer 2012). Neben einem perakuten und akuten Krankheitsverlauf sind auch ein subklinischer und chronischer Verlauf bekannt.

Klinische Symptome der caninen Leptospirose
Ungefähr eine Woche nach Infektion treten die ersten unspezifischen Symptome wie Fressunlust, Erbrechen und Fieber auf, nachdem sich die Bakterien im Körper über den Blutstrom verteilt haben. Später zeigen sich unterschiedliche Krankheitserscheinungen, je nachdem welche Organe die Bakterien besiedelt und geschädigt haben. Die Tiere sind abgeschlagen, zeigen manchmal Gelbsucht, Muskelzittern oder blutigen Durchfall infolge schwerer Schäden im Magen-Darm-Trakt. Häufiges Harnabsetzen tritt bei Befall der Niere auf, was häufig in ein Nierenversagen endet. Auch eine Beteiligung der Lunge ist möglich, in diesen Fällen werden Husten (eventuell mit Blut im Auswurf) und Atemnot beobachtet. Vor allem für ungeimpfte Tiere kann eine Infektion tödlich verlaufen.

Nieren
Durch die Erregervermehrung in den Tubulusepithelzellen kommt es zu einer Beeinträchtigung der Nierenfunktion mit verminderter glomerulärer Filtrationsrate. Dies führt zu vermehrtem Harnabsatz. Vereinzelt stellt sich bei Hunden, die eine akute Infektion überleben, die Nierenfunktion innerhalb einiger Wochen wieder vollständig her. In der Regel entwickeln die Tiere jedoch ein chronisches Nierenversagen, nicht zuletzt, da der Erreger in den Nierenzellen auch persistiert (Hartmann und Stützer 2012).

Die sonografische Untersuchung weist häufig eine vergrößerte Niere, eine erhöhte Echogenität der Nierenrinde, ein dilatiertes Nierenbecken und einen perirenalen Flüssigkeitssaum auf (Kohn 2012).

Leber
Aufgrund hepatozellulärer Schäden entwickeln die Tiere schwere Leberdysfunktionen in der akuten Phase der Erkrankung, wofür der Ikterus Ausdruck ist. In Folge einer chronischen Infektion mit dem Serovar L. grippotyphosa können sich eine aktive Hepatitis und Leberfibrose entwickeln.

Lunge
In den letzten Jahren werden vor allem im ostdeutschen Raum immer mehr Leptospirosefälle mit einer Lungenmanifestation beobachtet, während eine Lungenbeteiligung in Süddeutschland fast gar nicht auftritt (Hartmann und Stützer 2012). Eine retrospektive Studie aus Berlin erbrachte, dass 70% der an Leptospirose erkrankten Hunde auch Lungenveränderungen unterschiedlichen Schweregrades aufwiesen (Kohn et al. 2010). Eine Lungenbeteiligung stellt eine schwerwiegende Komplikation der caninen Leptospirose dar und geht je nach Ausprägung mit einer erhöhten Letalität einher (Kohn et al. 2010). Während die Lungenveränderungen 1. Grades kaudal ein interstitielles Muster erkennen ließen, zeigten Veränderungen 2. Grades ein generalisiertes gering- bis mittelgradiges retikulonoduläres Muster und solche 3. Grades waren durch ein generalisiertes hochgradiges retikulonoduläres Muster mit fleckigen alveolären Verdichtungen gekennzeichnet (Kohn et al. 2010, 2012).

Typisch sind schwere, diffuse, akute pulmonale und subpleurale Lungenblutungen, die wahrscheinlich durch Endothelschäden entstehen (Kohn et al. 2010, Kohn 2012). Für diese Hunde ist die Prognose deutlich schlechter.

Labor

Die Verdachtsdiagnose ergibt sich aus den klinischen Symptomen sowie den Laborwertveränderungen, woran sich eine Abklärung mittels Mikroagglutinationstest oder PCR zur Erregerverifizierung anschließt.

Die häufigsten Laborveränderungen sind nach Angaben des Labors Laboklin (2002) und nach Kohn et. al (2012):
  • Leukozytose durch Neutrophilie mit Linksverschiebung
  • Thrombozytopenie
  • Anämie
  • Monozytose
  • Lymphopenie
  • Azotämie/Urämie
  • Elektrolytverschiebungen (Hypokaliämie, Hyponatriämie, Hyperphosphatämie)
  • Erhöhte Leberenzymaktivitäten (ALT, AP)
  • Anstieg von Kreatinkinase & Troponin
  • Bilirubinämie
  • Glukosurie
  • Hyperproteinämie
  • APTT, PT (DIC)
Zudem finden sich bei der Urinuntersuchung häufig aktive Sedimente in Form granulierter Zylinder sowie Leukozyten, Erythrozyten und Epithelzellen (Hartmann und Stützer 2012). Außerdem ist sehr häufig die Urinprotein-Urinkreatinin-Ratio erhöht. Pathognomonisch ist eine Glukosurie, was auf eine Tubulopathie hindeutet, wie sie im Rahmen einer Leptospirose in der Regel vorkommt. Häufig tritt auch eine mikroskopische Hämaturie auf (Kohn 2012).

Kohn et al. (2010) entdeckten außerdem einen Zusammenhang zwischen dem Vorkommen einer Thrombozytopenie und Lungenveränderungen.

Diagnostik

Die Leptospirose kann sowohl durch einen direkten wie indirekten Erregernachweis diagnostiziert werden.

Der am Häufigsten angewendete Nachweis ist der Antikörpernachweis durch den Mikroagglutinationstest (MAT).

MAT
Der Mikroagglutinationstest (MAT) wird mit verdünntem Patientenblut und lebenden Leptospirenstämmen durchgeführt. Beim Vorhandensein von Antikörpern im Patientenblut kommt es zur Bildung Agglutinaten, die mikroskopisch beurteilt werden können. Der MAT ist sehr aufwendig und der Nachweis von Antikörpern durch den MAT weist zudem nicht zwingend auf eine Erkrankung hin, sondern kann auch durch Antikörper-Persistenz, subklinische Infektionen oder impfinduzierte Antikörper erklärbar sein (Hartmann und Stützer 2012, Kohn 2012). Impftiter sind allerdings meist niedrig (unter 1:800) und in der Regel nur von kurzer Dauer. Außerdem wäre ein Impftiter bei einem geimpften Hund nur gegen die beiden in Europa verwendeten Impfstämme Canicola und Icterohaemorrhagiae sowie Copenhageni zu erwarten, da Icterohaemorrhagiae und Copenhageni Kreuzreaktionen zeigen (Kohn 2012).

Der MAT kann außerdem aufgrund von existierenden Kreuzreaktionen zwischen den verschiedenen Serovaren und Serogruppen nur Hinweise auf das zugrunde liegende Serovar geben und bestimmt dieses nicht mit Sicherheit. Zudem verläuft der MAT in den ersten Krankheitswochen und ganz besonders bei Hunden, die jünger als sechs Monate sind, oftmals negativ. Daher sollte bei einem entsprechenden Verdacht im Abstand von 1–2 Wochen eine 2. Serumprobe untersucht werden. Ein mindestens 2-facher Titeranstieg spricht hier dann deutlich für eine Leptospirose (Hartmann und Stützer 2012).

Eine Leptospirose wird vermutet, wenn der
  1. MAT-Titer ≥ 1: 800 gegen alle Serovare bei ungeimpften Hunden / gegen Nichtimpfserovare bei geimpften Hunden mit negativem oder niedrigem Impftiter
  2. MAT-Titer ≥ 1: 3200 gegen ein Impfserovar ist
  3. Erste Woche der Erkrankung: MAT-Titer oft negativ, > 2-facher Titeranstieg innerhalb von 1-3 Wochen
(Kohn 2012)

Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass fehlende Standardisierungen unter den Laboratorien teilweise zu unterschiedlichen Ergebnissen führen können, je nach dem, welches Labor man bemüht (Kohn 2012).

PCR
Die (PCR) ist ein sehr spezifischer Test, mit dem man im Gegensatz zu den serologischen Nachweisverfahren bereits im frühen Stadium der Infektion einen positiven Nachweis führen kann, obgleich durch negative Ergebnisse eine Leptospirose aufgrund einer zu geringen Anzahl Erreger nicht ausgeschlossen werden kann (falsch-negatives Ergebnis). Zudem ermöglicht die PCR nur eine Unterscheidung zwischen pathogenen und nicht pathogenen Leptospiren und nicht zwischen den verschiedenen Serovaren. In den ersten zehn Tagen p.i. eignet sich Blut besonders für eine Untersuchung. Anschließend sollte Urin verwendet werden.

In Studien wurde gezeigt, dass auch bei gesunden Hunden, die nie offensichtlich eine Leptospirose durchgemacht haben, positive Urin-PCR-Ergebnisse vorkommen können.

Hinweis: In Hinblick auf die klinische Diagnostik muss berücksichtigt werden, dass nach Verabreichung eines Antibiotikums die PCR bereits innerhalb von 24 Stunden wieder negativ sein kann.

Hier gilt wie für alle direkten Nachweismethoden, dass sie jedoch nur im Falle eines positiven Ergebnisses beweisend sind. Die PCR sollte am besten mit unbehandeltem Urin durchgeführt werden, kann jedoch auch mit Blut, Liquor und Kammerwasser versucht werden.

Therapie

Akute Fälle von Leptospirose-Patienten sind Intensivpatienten, die einer Intensivüberwachung bedürfen.

Neben einer symptomatischen Behandlung müssen aufgrund des Zoonosecharakters der Erkrankung und der Erregerausscheidung infizierte und erkrankte Hunde immer antibiotisch behandelt werden. Die antibiotische Behandlung erfolgt in zwei Phasen. In der ersten Phase soll durch die Gabe von Penicillin oder seiner Derivate (z. B. Amoxicillin: 25 mg/kg alle 12 Stunden i. v.) versucht werden, die Vermehrung der Leptospiren zu stoppen. Dadurch soll das Risiko tödlich verlaufender Komplikationen wie Leber- oder Nierenversagen reduziert werden. Gleichzeitig stoppen Penicilline die Ausscheidung und damit die Übertragung der Erreger innerhalb der ersten 24 Stunden nach Beginn der Therapie.

Durch die 2. Behandlungsphase sollen dann die Erreger vollständig eliminiert werden, was durch die dreiwöchige Gabe von Doxycyclin (5 mg/kg alle 12 Stunden p.o.), nicht aber durch Penicilline erreicht wird.

Doxycyclin darf nur in Kombination mit Futter eingegeben werden, da es zu Reizungen der Speiseröhre führen kann. Außerdem ist die Gabe von Doxycyclin erst möglich, wenn die Tiere nicht mehr Erbrechen und sich die Leberenzyme im Referenzbereich befinden.

Bei Tieren, die keine oder nur milde klinische Symptome zeigen, kann Doxycyclin von Anfang an gegeben werden.

Prophylaxe reloaded

Die Erregerausscheidung in Wildtier-Reservoiren zu kontrollieren ist unmöglich. Daher stellt die wichtigste Vorbeugemaßnahme gegen Leptospirose die regelmäßige Impfung dar. Nach den aktuellen deutschen Impfleitlinien zählt die Leptospirose-Impfung zur den Pflichtimpfungen (Core-Impfung). Sie ist nach der Grundimmunisierung (zwei Impfungen im Abstand von vier Wochen) jährlich aufzufrischen, in Endemiegebieten oder bei hohem Infektionsrisiko (z.B. bei Jagdhunden) ist sogar eine halbjährliche Auffrischung des Impfschutzes ratsam. Bei der einmal jährlichen Impfung sollte diese vorzugsweise im Frühjahr erfolgen, da somit ein guter Schutz über die Sommer- und Herbstmonate (die Zeit der höchsten Gefahr für eine Infektion) besteht. Im Sommer sollte zudem versucht werden, den Hund am Trinken aus stehenden Gewässern oder Pfützen zu hindern.

In Europa sind seit langem inaktivierte Impfstoffe mit den Serovaren L. icterohaemorrhagiae und L. canicola auf dem Markt. Der Einsatz dieser Impfstoffe konnte zwar in der Vergangenheit klinische Fälle von Leptospirose reduzieren, die Vakzine schützt aber nur gegen diese Serogruppen und damit nicht vor den Serovaren, die heutzutage die meisten Infektionen verursachen (Hartmann und Stützer 2012). Kohn et al. 2010 halten eine Kreuzimmunität, d. h. einen Schutz gegen die anderen Serogruppen, zwar für denkbar, beobachteten aber gleichzeitig, dass in ihrer Studie 34 von 45 erkrankten Hunde innerhalb des letzten Jahres vor der Vorstellung mit den traditionellen bivalenten Impfstoffen geimpft worden waren.

4-fach geschützt mit revolutioniertem Impfstoff
Da der Serovarwechsel eine zeitnahe Erweiterung der Impfstoffe um die aktuell prävalenten Serovare erforderlich macht (Gerlach und Stephan 2007), hat sich die MSD Tiergesundheit dieser Problematik angenommen und einen neuen, bedarfsgerechten Impfstoff gegen die canine Leptospirose entwickelt. Die neue Vakzine induziert einen zuverlässigen Schutz gegen alle vier relevanten Serovare L. canicola, L. icterohaemorrhagiae, L. bratislava und L. grippotyphosa. Somit erfüllt diese tetravalente Impfstoffinnovation alle Anforderungen aktueller Experten-Empfehlungen.

In Studien konnten Sutton et al. (2012) zeigen, das die Impfung das Risiko einer Infektion mit den im Impfstoff enthaltenen Serovaren deutlich senkt, ebenso wie die renale Erregerausscheidung. Klaasen et al. 2012 ermittelten nach der Impfung einen Impfschutz von bis zu 12 Monaten.

Weitere Studienergebnisse lassen darauf schließen, dass der neue tetravalente Impfstoff auch bei Welpen ab einem Alter von sechs Wochen eine stabile Immunität induziert, und zwar trotz dem Vorhandensein maternaler Antikörper.

Hinweis! Es ist wichtig, dass beim Umsteigen auf die neuen Leptospirose-Impfstoffe eine erneute, vollständige Grundimmunisierung (2 Impfungen im Abstand von 3–4) durchgeführt wird.

Bedeutung als Zoonose

Die Leptospirose ist weltweit die am weitesten verbreitete Zoonose (Jansen et al. 2005, Sehgal 2008). In Deutschland ist die Leptospirose eine meldepflichtige Erkrankung an der jährlich etwa 1 Millionen Menschen – in Deutschland oder weltweit? erkranken (Hartmann und Stützer 2012), Tendenz seit 1998 wieder steigend (Jansen et al. 2005). Dies wird auf eine Vergrößerung der Rattenpopulation, das Wiederaufleben der caninen Leptospirose, vermehrtes internationales Reisen sowie auf häufigeren Aufenthalt in der Natur zurückgeführt (Jansen et al. 2005). Im Nordosten der USA und Kanada steigt die Inzidenz der caninen Leptospirose und korreliert mit der Seroprävalenz der Vorstadt -Waschbären, -Skunks und -Eichhörnchen. Der Kontakt zu Hunden stellt damit für den Menschen einen zunehmenden Risikofaktor dar (Roczek 2008).

Meist erfolgt die Infektion über Kontakt zu kontaminiertem Wasser und nur sehr selten durch Kontakt zu einem infizierten Hund. Die schwerste Form der Leptospirose beim Menschen, Morbus Weil, wird von L. icterohaemorrhagiae hervorgerufen. Hier ist die Ratte der Hauptwirt. Hund und Mensch sind Nebenwirte. Entsprechend erkranken sie schwer.

Tierärzte und Menschen mit Kontakt zu Tieren gehören zu den Risikogruppen. Wegen Klimaveränderung und auch wegen der Zunahme der caninen Leptospirose gilt die humane Leptospirose in Deutschland als eine „re-emerging disease“ (Kohn et al. 2010).

Tierarten Spezial

Canine Leptospirose: Tetravalenter Impfstoff berücksichtigt aktuelle Serovarverbreitung >>>
von Catharina Vendl

In den letzten Jahren wird in Tierarztpraxen und -kliniken eine erhöhte Fallzahl von caniner Leptospirose diagnostiziert. Die Erkrankung gilt deshalb derzeit als "re-emerging disease".
Studien zeigen, dass der Grund für die zunehmende Prävalenz und den Anstieg von klinischen Laptospirosefällen bei Hunden darin zu finden ist, dass sich in zunehmendem Maße zwei neue Serovare des Erregers ausbreiten, die durch die bisherige Leptospiroseimpfung nicht abgedeckt werden. Dabei handelt es sich um die Serovare Bratislava/Autralis und Grippotyphosa. Im alten Impfstoff war bisher nur Icterohaemorrhagiae und Canicola enthalten. Ein neuer tetravalenter Impfstoff der Firma Intervet mit allen vier Serovaren soll nun Abhilfe schaffen.

Das Serovar Icterohaemorrhagiae persistiert in Rattenpopulationen und ist gemäß der weiten Verbreitung der Ratte gleichmäßig verteilt in ganz Europa zu finden. Wie Studien zeigen, besitzt Icterohaemorrhagiae unter Hunden die höchste Prävalenz verglichen mit allen anderen Serovaren. So ist es auch Verursacher der meisten klinischen caninen Leptospirosefälle in Europa. Aus diesem Grund ist es unbedingt notwendig, dieses Serovar weiterhin im Leptospirose-Impfstoff zu belassen.

Das Serovar Canicola ist als sein Hauptwirt auf den Hund angewiesen. In den letzten Jahren wird jedoch eine sinkende Prävalenz innerhalb der Hundepopulation beobachtet. Es treten jedoch auch immer wieder klinische Fälle auf, die durch Canicola verursacht werden. Der Verdacht liegt nahe, dass allein die Impfung dieses Serovar in Schach hält und der Ausschluss von Canicola aus einem aktuellen Impfstoff sowohl die Prävalenz, als auch die Zahl der klinischen Fälle schnell wieder ansteigen lassen würde, da Canicola an den Hund als Hauptwirt optimal angepasst ist.

Seit einigen Jahren steigt auch die Prävalenz des Serovars Grippotyphosa innerhalb der Hundepopulation in Europa kontinuierlich an.
Verbreitet wird diese Variante von verschiedenen Nagetieren wie Wühlmäusen und Hamstern. Seine variierende Prävalenz innerhalb Europas ist der Variation in Vorkommen und Verbreitungsgebiet der Wirtsspezies geschuldet, die die Leptospirose auf den Hund übertragen. In Deutschland stellt Grippotyphosa dasjenige Serovar dar, dem am meisten klinische Leptospirosefälle zugerechnet werden. Aus diesem Grund ist es ein notwendiger wie logischer Schritt, Grippotyphosa in den Impfstoff zu integrieren.

Das zweite Serovar, das neu in den Leptospirose-Impfstoff Aufnahme gefunden hat, ist Bratislava aus der Gruppe Australis. Diese Variante wird von Wildtieren wie Igeln sowie von Nutztieren wie Pferden und Schweinen verbreitet und auf Hunde übertragen. Es wurde eine gleichmäßige geographische Verteilung in Europa beobachtet. Es kann eine schwere klinische Erkrankungsform auslösen.

Desweiteren kommt, wenn auch in Europa nur sehr selten, das Serovar Pomona vor. In Nordamerika ist seine Verbreitung häufig und wird für zahlreiche schwere Erkrankungsfälle bei Hunden verantwortlich gemacht. Seine Epidemiologie ist jedoch verglichen mit den anderen Serovaren weitaus weniger verstanden und erforscht. Eine geringe Prävalenz konnte bei Nutztieren und Hunden festgestellt werden. Aufgrund seiner geringen Bedeutung ist es deshalb ohne weitere die Epidemiologie erhellende Studien nicht angezeigt, Pomona in den Impfstoff zu integrieren. Die Grundimmunisierung mit dem tetravalenten Impfstoff sollte zweimal im Abstand von vier Wochen erfolgen. Aufgefrischt wird die Impfung einmal jährlich. Bei stark exponierten Hunden wie solchen, die zur Jagd verwendet werden, sollte halbjährlich geimpft werden.

Bei Umstellung auf den bivalenten auf den tetravalenten Impfstoff muss eine neue Grundimmunisierung durchgeführt werden. Optimaler Weise wird mit der Impfung im Frühjahr begonnen. Mehr Informationen finden Sie auch im Fokusthema Canine Leptospirose.


Links / Literatur

Ellis, W. A. (2010). Control of canine leptospirosis in Europe: time for a change? Veterinary Record (2010) 167, 602-605

Bearbeitet von:
Catharina Vendl
Vetion
Email

Medien

Klinik der Hundekrankheiten
von Ernst-Günther Grünbaum/ Ernst Schimke (Hrsg.),
Enke-Verlag, 2006

Der Hund komplett: Ein Lehrbuch, das für Studenten und als Nachschlagewerk für praktizierende Tierärzte gleichermaßen wertvoll ist. The State of the Art der modernen Diagnose- und Therapie-Möglichkeiten beim Hund. Mit seiner ausführlichen, größtenteils vierfarbigen Darstellung und fast 1.200 Abbildungen garantiert das Buch größte Transparenz auch komplexer Themen, so dass keine Frage offen bleibt.

Inhalt & Bestellung


Praktikum der Hundeklinik
von Peter F. Suter/ Barbara Kohn (Hrsg.); Hans Georg Niemand (Begründer),
Parey Bei MVS, 2006

Die vollständig überarbeitete 10. Auflage bietet Ihnen "the state of the art" der bei Hunden auftretenden Erkrankungen. Jetzt ergänzt um die Gebiete der Verhaltenstherapie, des Zuchtmanagements und der Neonatologie. Die Darstellung der einzelnen Krankheiten berücksichtigt die neuesten Therapiekonzepte und Diagnosemöglichkeiten.

Das Buch zeigt Ihnen zugleich deutlich die in der Allgemeinpraxis bestehenden Grenzen auf. Die Autoren wollen Sie auch in die Lage versetzen, diese Grenzen zu erkennen und rechtzeitig in eine Spezialklinik zu überweisen.

Fazit: Schnelle Entscheidungshilfe, Lehrbuch und Nachschlagewerk in einem.

Inhalt & Bestellung

Lexikon >>>

A

Agglutinat

Zellverklumpung, hervorgerufen durch eine Antigen-Antikörper-Reaktion.

Anämie

Blutarmut.
Verminderung der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und/oder des Gehalts an rotem Blutfarbstoffs (Hämoglobin) pro Volumeneinheit unter die physiologischen Grenzwerte. Klinisch treten v.a. blasse Schleimhäute, kalte Haut, ein kleiner, schneller Puls, metallisch klingende, pochende Herztöne sowie zentralnervöse und Atmungsstörungen auf. Es werden verschiedene Formen der Anämie unterschieden. Diese lassen sich in regenerative und nicht regenerative (aplastische) Anämien einteilen.

Azotämie

Es kommt es zu einem vermehrten Vorkommen von Endprodukten des Proteinstoffwechsels (Reststickstoff) im Blut.

B

Bilirubinämie

Krankhafte Erhöhung von Bilirubin (Hauptgallenfarbstoff) im Blut.

Bivalenz

Bindungsmöglichkeit von Antikörpern mit zwei Bindungsstellen.

C

chronisch

Sich langsam entwickelnder bzw. verlaufender Prozess; über lange Zeit bestehend und anhaltend.

E

Echogenität

Reflexions- bzw. Streuungseigenschaften einer Struktur gegenüber Schallwellen beim Ultraschall. Strukturen mit hoher Echogenität (z.B. Knochen) werden hell bis weiß dargestellt. Strukturen mit geringer Echogenität (z.B. Wasser) werden dunkel bis schwarz angezeigt.

Endemie

Andauerndes gehäuftes Auftreten einer Krankheit (im engeren Sinne einer Infektionskrankheit), die in einer begrenzten Region oder Population auftritt. Die entsprechende geografische Region wird Endemiegebiet genannt.

Endothel, Endothelium

Geschlossener, einschichtiger Verband von Zellen, die u.a. die Auskleidung von Gefäßen und Hohlorganen bilden.

Epidemiologie (Epizootiologie)

Wissenschaftszweig, der sich mit der Verbreitung von Krankheiten befasst. Hierbei werden besonders die Verteilung und die Häufigkeit der Erkrankung, Ursache, Risikofaktoren, Entstehung und Entwicklung sowie die Übertragungswege berücksichtigt.

Epithelzellen

Zellen, die häufig durch besondere Haftstrukturen miteinander verbunden sind und so das Epithelgewebe bilden.

Erythrozyten

Rote Blutkörperchen, die u.a. für den Transport des Sauerstoffs im Blut verantwortlich sind.

G

glomeruläre Filtration

Im Glomerulus wird das Plasma einer Filtration unterzogen. Der Anteil des Plasmas, der filtriert wird, liegt tierartenspezifisch zwischen 15-30 % des effektiven renalen Plasmaflusses (ERPF). Die Menge des Ultrafiltrats (glomeruläre Filtrationsrate, GFR) ist abhängig vom effektiven Filtrationsdruck, der wiederum bestimmt wird durch
1. Blutdruck in den Glomeruluskapillaren
2. Druck im Bowman-Kapselraum
3. kolloidosmotischer Druck der Plasmaproteine.
Die GFR kann durch die Inulin-Clearance erfasst werden.

Glukosurie

Ausscheidung von Glukose über den Harn durch die Niere. Durch krankhaften Anstieg der Glukosekonzentration im Blut (z.B. Diabetes mellitus).

gramnegativ

In der Gram-Färbung rot gefärbte Bakterien. Die Gram-Färbung ist eine in der Bakterio- und Histologie verwendete Differenzierungsfärbung, die auf der Anwesenheit bestimmter Zellwandkomponenten der Bakterien beruht. Grampositive Keime werden dabei blau dargestellt.

H

Hämaturie

Vermehrtes Vorkommen von roten Blutkörperchen (Erythrozyten) im Urin.

Hauptwirt

Der Hauptwirt ist ein Lebewesen, das von Parasiten aufgrund der optimalen Entwicklungs- und Vermehrungsbedingungen bevorzugt befallen wird.

Hepatitis

Entzündung der Leber

Hepatozellulär

Leberzellen betreffend

Hyperproteinämie

Erhöhung des Eiweißgehalts im Blutplasma

I

Ikterus

Gelbsucht
Auge, Schleimhäute und äußere Haut sind gelb gefärbt infolge vermehrten Auftretens des Gallenfarbstoffes Bilirubin in Blut und Gewebe.

Immunität

Erworbener Schutz eines Organismus gegen Krankheitserreger, der durch das Vorhandensein spezifischer Antikörper und spezifischer T-Lymphozyten gekennzeichnet ist. Daneben verfügt der Organismus über den unspezifischen, angeborenen Abwehrmechanismus (Resistenz).

Infektionsdosis

Die zum Angehen einer Infektion notwendige Dosis.

Inkubationszeit

Zeitspanne zwischen dem Zeitpunkt der Ansteckung (Infektion) und dem Auftreten der ersten klinischen Krankheitssymptome. Sie ist bei den verschiedenen Infektionskrankheiten unterschiedlich lang (zwischen wenigen Stunden bis mehrere Wochen, in Ausnahmefällen Monate bis Jahre). Sie ist abhängig vom Wirt, seiner Anfälligkeit (Disposition) und der spezifischen und unspezifischen Abwehr sowie von Art und Virulenz des Erregers und der Befallsstärke (Infektionsdosis).

intermittierend

unterbrochen, zeitweilig aussetzend bzw. nachlassend

interstitiell

dazwischenliegend

Inzidenz

Anzahl der Krankheitsfälle in einer Population in einem festgelegten Zeitraum.

K

kaudal

Schwanzwärts

Konjunktiva

Bindehaut des Auges

Kreuzreaktivität

Fähigkeit der Antikörper, neben den homologen Antigenen auch heterologe, ähnliche Strukturen zu binden. Die Intensität der Kreuzreaktivität lässt Rückschlüsse über den immunologischen Verwandtschaftsgrad von Erregern zu.

L

Letalität

Sterblichkeit

Leukozyten

Sammelbegriff für die weißen Blut- und Lymphzellen, die den roten Blutkörperchen (Erythrozyten) gegenübergestellt werden. Ihre relative Anzahl weist artspezifische Unterschiede auf. Außerdem ist die Zahl der Leukozyten bei Jungtieren höher. Die Anzahl weißer Blutkörperchen nimmt mit fortschreitendem Alter ab. Man unterscheidet bei den Leukozyten zwischen den Lymphozyten, den Monozyten und den Granulozyten.

Leukozytose

Ein deutlicher Anstieg der Gesamtleukozytenzahl (weiße Blutzellen) über die Normalwerte.

Liquor cerebrospinalis

Cerebrospinalflüssigkeit, Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit, CerebrospinalflüssigkeitWird vom Plexus chorioidei gebildet und füllt das Hohlraumsystem des Gehirns, den Zentralkanal des Rückenmarkes sowie die Subarachnoidalräume der Meningen aus. Dabei handelt es sich um eine klare, wässrige, eiweiß- und zellarme Flüssigkeit, die dem Stoffwechsel sowie dem mechanischen Schutz des Gehirns und des Rückenmarkes dient.

Lymphopenie

Verminderte Lymphozytenzahl.

M

Mikroagglutinationstest (MAT)

Test zum Antikörpernachweis, der im positiven Falle zur Bildung von Antigen-Antikörper-Agglutinaten (Verklumpung) führt. Er wird z.B. zum Nachweis von Antikörpern gegen Leptospiren verwendet.

Monozytose

Anstieg der Zahl der Monozyten (spezielle weiße Blutkörperchen) im Blut.

N

Nebenwirt

Ein Begriff aus der Parasitologie. Er bezeichnet Lebewesen, die zwar von einem speziellen Parasiten befallen werden können, ihm aber – im Gegensatz zum Hauptwirt - nur eingeschränkte oder keine Entwicklungsmöglichkeiten bietet

Neutrophilie

Als Neutrophilie bezeichnet man einen Anstieg der Zahl der neutrophilen Granulozyten im Blut. Die Neutrophilie ist die häufigste Form der Leukozytose, also der Erhöhung der Zahl der weißen Blutkörperchen.

P

pathogen

krankmachend
Eigenschaft, eine Krankheit hervorzurufen

pathognomonisch

krankheitsbezeichnend, für eine Krankheit kennzeichnend

PCR

Polymerase chain reaction (Polymerase-Kettenreaktion)
Die PCR ist ein molekulargenetisches Verfahren, bei dem ausgewählte DNA-Abschnitte vermehrt werden. Das Verfahren dient dem Nachweis von Viren, Bakterien und Verwandtschaften sowie der Analyse von Erbkrankheiten. In der Kriminologie dient sie der Erstellung eines genetischen Fingerabdrucks.

perakut

sehr akuter, heftiger Verlauf

perirenal

In der Umgebung der Nieren

Persistenz

Fortbestehen, Bestehenbleiben
Charakteristische Merkmale durchschnittlich empfindlicher Keime, sich durch bestimmte Eigenschaften der für sie schädlichen Wirkung der Desinfektion zu entziehen.

Phylogenese

Die stammesgeschichtliche Entwicklung der Gesamtheit aller Lebewesen als auch bestimmter Verwandtschaftsgruppen auf allen Ebenen der biologischen Systematik.

Polymerasekettenreaktion, polymerase chain reaction

Labor-Methode, um spezifische DNA-Frequenzen zu vervielfältigen.

Prävalenz

Häufigkeit, mit dem eine bestimmte Krankheit (oder ein bestimmtes Merkmal) in einer bestimmten Bevölkerung (Population) zu einem definierten Zeitpunkt vorkommt.

R

retikulonodulär

Beschreibt in der Radiologie (Röntgentechnik) netzförmig und knötchenartig bzw. netzförmig und fleckig Strukturen.

S

Serogruppe

Gruppe von Mikroorganismen derselben Spezies/Gattung, die nachweisbar gemeinsame Antigeneigenschaften aufweisen. Alle Serovare einer Serogruppe unterscheiden sich jedoch nur geringfügig voneinander. Dient der Klassifizierung von Bakterien und Viren.

Seroprävalenz

Häufigkeit, mit der seropositive Tiere in einer Population vorkommen.

Serovar

Untergruppe einer Bakterien bzw. Virenart, die nur mit immunologischen Methoden erfasst werden kann.Taxonomische Stellung unterhalb der Spezies.

Serovarshift

Änderung der Serovarverteilung

Sonographie

Echografie, Ultraschall. Sich der Ultraschalltechnik bedienendes bildgebendes Verfahren zur Untersuchung von organischem Gewebe.

Spirochäten

Gruppe gramnegativer, schraubenförmiger, sich aktiv bewegender Bakterien, die sich durch einen charakteristischen Bewegungsapparat auszeichnen.

subklinisch

Mit klinischen Untersuchungsmethoden nicht erfassbare Erkrankungen.

subpleural

Unter der Pleura befindlich

T

Tenazität, tenazid

Allgemeine Widerstandsfähigkeit von Mikroorganismen und Parasiten u.a. gegenüber chemischen und physikalischen Umweltfaktoren (z.B. Temperatur, Trockenheit, Strahlung).

tetravalent

Vierwertig.
Tetravalente Impfstoffe immunisieren gegen vier Krankheitserreger oder vier Erreger-Typen.

Thrombopenie, Thrombozytopenie

Abfallen der Thrombozytenzahl (Blutplättchen) im Blut unter den Normalwert.
Folgende Ursachen kommen in Frage: verkürzte Lebensdauer der Thrombozyten oder Bildungsstörungen (z.B. bei Entzündungen, Tumoren, Knochenmarkserkrankungen).

Titer

Maß für die Konzentration eines Antikörpers, der durch die fortlaufende Verdünnung einer Probe ermittelt wird. Die stärkste Verdünnung, bei der noch eine Reaktion nachweisbar ist, wird als Titer angegeben.

Tubulopathie

Erkrankungen des Nierengewebes, genauer gesagt der Nierentubuli.

U

Urämie

Hyperurinämie, Harnvergiftung
Klinisches Syndrom, das auf einer unzureichenden Ausscheidung von harnpflichtigen Stoffen beruht.

Z

Zoonose

Infektionskrankheit, die vom Tier auf den Menschen sowie vom Menschen auf das Tier übertragen werden kann.

Literatur

1 Vergleichende Untersuchungen von Enzyme Linked Immunosorbent Assay (ELISA), Mikroagglutinationsreaktion und Immunofluoreszenztest zum Nachweis von Antkörper gegen Leptospiren.

  Dura, EU.
  Inaugural-Dissertation zur Erlangung der tiermedizinischen Doktorwürde der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München.


2 Control of canine leptospirosis in Europe: time for a change?

  Ellis, WA
  Vet. Rec, 167, 602-605


3 Epidemiologic situation of leptospirosis in dogs in the southern states of Germany

  Geisen, V.; Stengel, C.; Hartmann, K.
  Tierarztliche Praxis. Ausgabe K, Kleintiere/Heimtiere 36, 329-336


4 Leptospirose bei Hunden in Süddeutschland

  Geisen, V.
  Inaugural-Dissertation zur Erlangung der tiermedizinischen Doktorwürde der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München
  Website


5 Epidemiologische Situation der kaninen Leptospirose in Norddeutschland in den Jahren 2003-2006

  Gerlach, T.; Stephan, I.
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6 Leptospirose beim Hund – Überblick über Bedeutung, Klinik und Prophylaxe.

  Hartmann, K.; Stützer, B.
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7 Leptospirosis in urban wild boars, Berlin, Germany

  Jansen, A.; Luge, E.; Guerra, B.; Wittschen, P.; Gruber, A. D.; Loddenkemper, C.; Schneider, T.; Lierz, M.; Ehlert, D.; Appel, B.; Stark, K.; Nockler, K.
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8 A novel tetravalent Leptospira bacterin protects against infection (and shedding following challenge in dogs.)

  Klaasen, H. L.; van der Veen, M.; Molkenboer, M. J.; Sutton, D.
  Vet Rec. 2012 Nov 28.


9 Canine Leptospirose -eine ”re-emerging disease”.

  Kohn, B .
  Praxisreihe Kleintier CICADA unter www.myvetlearn.de vom 1.10.-31.12.2012


10 Leptospirose beim Hund – aktuelle Aspekte zu Klinik, Diagnose, Therapie und Prophylaxe.

  Kohn, B.; Weingart, C.; Mayer-Scholl, A.; Nöckler, K.;
  Kleintierpraxis 57, Heft 9 (2012), Seiten 461–474


11 Lungenmanifestation bei caniner Leptospirose.

  Kohn, B.; Steinicke, K.; Arndt, G.; Gruber, A. D.; Guerra, B.; Jansen, A.; Kaser-Hotz, B.; Klopfleisch, R.; Lotz, F.; Luge, E.; Nöckler, K.
  Kleintierpraxis 55 (2010), S. 650–651.


12 Serological evidence of leptospirosis in animals in northern Poland.

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  Vet Rec 2005; 156: 88-9.


13 Leptospirose beim Hund: immer noch aktuell.

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14 Entwicklung einer quantitativen PCR zum Nachweis von DNA pathogener Leptospiren in Glaskörper- und Kammerwasserproben von Pferden.

  Roczek, H.
  Inaugural-Dissertation zur Erlangung der tiermedizinischen Doktorwürde der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München.
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15 Leptospira

  Rolle, M.
  In: Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. Mayr A, ed. Stuttgart: Enke Verlag 2006: 399-403.


16 Epidemiological patterns of leptospirosis

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17 Bakterielle Krankheiten der Tiere.

  Selbitz, H.-J-
  In: Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre, 8th edn. Mayr A, ed. Stuttgart: Enke Verlag 2006: 393-403.


18 A new canine leptospirosis vaccine prevents both disease and infection following challenge with strains from four serogroups.

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  Proceedings of the 2012 WSAVA/FECAVA/BSAVA Congress; Apr 11-15; Birmingham, U.K. 526-527.


19 Antibodies to selected viral and bacterial pathogens in European wild boars from southcentral Spain.

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20 Zoonosen beim Feldhasen in Niederösterreich: Ergebnisse aktueller Untersuchungen. Internationale Tagung „Niederwild – Wildtiergesundheit, Lebensmittelsicherheit und –Qualität.

  Winkelmayer, R.; Paulsen, P.; Vodnansky, M.
  Österreichische Gesellschaft der Tierärzte, Fachausschuss für Wildbret und Wildtiergesundheit des NÖ Landesjagdverbandes und Mitteleuropäisches Institut für Wildtierökologie (Wien-Brünn-Nitra). Tagungsband, ISBN 3-901950-06-0, herausgegeben von P. Paulsen, Seite 43 – 48