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Zecken ohne Winterpause

Zecken sind inzwischen während des gesamten Jahres aktiv. Selbst in den kalten Monaten legen die Spinnentiere keine Pause ein. Langfristig sei mit steigenden Fallzahlen zu rechnen, auch seien sogenannte „Zecken-Jahre“ in kürzeren Abständen zu erwarten, lauteten die Kerninformationen auf der Pressekonferenz, zu der die Universität Hohenheim im Rahmen des anstehenden Zeckenkongresses eingeladen hatte.

Mit der durchgehenden Zeckenaktivität verlagern sich die Fälle von Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) weiter nach vorne. „Auch in diesem Jahr gibt es bereits erste Fälle in Baden-Württemberg und Bayern. Bei einem Vorlauf von vier Wochen bis zur Diagnose muss die Infektion mitten im Winter stattgefunden haben“, erklärte Prof. Dr. Ute Mackenstedt. Die Parasitologin von der Uni Hohenheim betont auch, dass die Zahl der FSME-Fälle im vergangenen Jahr jedoch gesunken ist. Jedoch teilt Mackenstedt mit den anwesenden Experten Prof. Dr. Gerhard Dobler und Dr. Rainer Oehme die Befürchtung, dass sich die Häufigkeit der Jahre, in denen eine hohe Anzahl an FSME-Erkrankungen gemeldet wird, steigen wird.

Die Impfung sei daher wichtiger denn je, zumal neue Forschungen eine hohe Dunkelziffer ergeben haben. „Eine Untersuchung des RKI hat gezeigt, dass bei schweren Infektionen Langzeitfolgen möglich sind. Rund zehn Prozent von über 500 befragten Patient:innen hatten auch nach über einem Jahr noch Konzentrationsschwierigkeiten, Probleme mit der Balance oder beim Gehen“, sagt Prof. Dr. Dobler. Die Zahl der Erkrankungen nehmen auch im Norden Deutschlands zu, auch wenn noch immer 85 Prozent der FSME-Fälle aus den beiden südlichen Bundesländern gemeldet werden. „Im Norden und Osten Deutschlands steigen die Fallzahlen massiv, beispielsweise in Sachsen, Brandenburg, Niedersachsen oder Thüringen. Selbst in Schweden ist ein Rekordwert verzeichnet worden“, betont Dr. Rainer Oehme.

Die Forschenden identifizieren außerdem immer mehr sogenannte Naturherde – kleine, räumlich begrenzte Gebiete, in denen viele FSME-positive Zecken vorkommen. „Diese Bereiche können z.B. die Größe eines halben Fußballfeldes haben“, so Mackenstedt. „Im Kreis Ravensburg etwa hatten wir 2007 acht solche Naturherde, 2023 waren es bereits 25.“

Neben FSME übertragen Zecken auch noch weitere Krankheitserreger wie beispielsweise Borrelien. Bei Haustieren spielen auch noch Babesien, Anaplasmen und Rickettsien eine Rolle. Ausführliche Informationen über durch Zecken übertragene Erkrankungen finden sich im Fokusthema von Vetion.de.

Uni Hohenheim

Universität Hohenheim veranstaltet 7. Zeckenkongress

Der zunehmende Tourismus sowie die starke Entwicklung des globalen Handels haben zu einer größeren Verbreitung von Zecken geführt. Auch  in Deutschland haben sich zahlreiche neue Zeckenarten angesiedelt und viele der Plagegeister sind inzwischen ganzjährig aktiv. Auch wenn dem Robert-Koch-Institut (RKI) in 2023 weniger Fälle von Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) gemeldet worden sind, warnt Prof. Dr. Ute Mackenstedt, Parasitologin an der Universität Hohenheim, in diesem Jahr vor einem besonders ausgeprägten Zecken-Vorkommen in Deutschland. Besonders zeckenreiche Jahre traten bislang alle drei Jahre auf. Inzwischen hat sich der Abstand auf 2 Jahre verringert. Vor allem in Baden-Württemberg haben Mackenstedt und ihre Kolleg:innen immer mehr so genannte Naturherde, also kleine, räumlich begrenzte Gebiete, in denen FSME-positive Zecken vorkommen, identifiziert.

Der 7. Süddeutsche Zeckenkongress, der vom 26.-28. Februar 2024 an der Universität Hohenheim stattfinden wird, befasst sich mit den biologischen, epidemiologischen und ökologischen Aspekten von Zecken und den von ihnen übertragenen Krankheitserregern. Zahlreiche Wissenschaftler:innen aus den Disziplinen Biologie, Veterinär- und Humanmedizin werden erwartet. Zudem werden Nachwuchswissenschaftler:innen ihre Forschungsergebnisse vortragen. Der Kongress beinhaltet auch eine Online-Ärztefortbildung am 28. Februar 2024, in welcher bisher selten auftretende Krankheitserreger, die von Zecken übertragen werden können, im Fokus stehen werden.

Um durch zecken übertragenen Krankheiten auf Haustiere geht es auch in den Kursen 6 und 9 der Fortbildungsreihe Consensus Statements für die Kleintiermedizin von Myvetlearn.de

Universität Hohenheim

MSD launcht Injektion gegen Zecken und Flöhe auf dem LTK

Auf dem Leipziger Tierärztekongress hat die MSD Tiergesundheit am Freitagmittag vor gut 350 Tierärzt:innen eine Injektion gegen Zecken und Flöhe für Hunde vorgestellt. Diese beruht auf dem bewährten Wirkstoff Fluralaner und ist bis zu einem Jahr wirksam. Die Zulassung wird für Anfang Februar erwartet. Mehr dazu in Kürze!

Milde Winter steigern Zeckenaktivität

Die Temperaturen im Winter in Deutschland fallen mittlerweile nur noch selten unter den Gefrierpunkt und Schnee fällt meist lediglich in den höherliegenden Regionen. Das hat auch zur Folge, dass Zecken, allen voran der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) und vermehrt auch die Wiesen- oder Buntzecke, das ganze Jahr über aktiv sind, wie Forschende des Instituts für Parasitologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) beobachten konnten. „Die milden Winter sorgen dafür, das Zecken auch während der kalten Jahreszeit auf Wirtssuche gehen. Das bedeutet, dass Haustiere nunmehr ganzjährig vor Zecken geschützt werden sollten. Und natürlich sollten auch Menschen im Winter achtsam sein und sich nach Aufenthalten im Freien auf Zecken absuchen“, erklärt Institutsleiterin Professorin Dr. Christina Strube. Denn mit den milderen Wintern steigt für Mensch und Tier auch das ganzjährige Risiko, dass eine Infektionskrankheit durch einen Zeckenstich übertragen wird.  Denn Zecken fungieren als Vektoren und können Hunde unter anderem mit Babesiose und Anaplasmose infizieren.

TiHo

Zoonosen im Fokus des VetmedTalks #11

Der bereits dritte VetmedTalk 2023 der Vetmeduni Wien befasste sich am 7. September 2023 mit Zoonosen, die von Zecken und Stechmücken auf Mensch und Tier übertragen werden können. „Das UNO-Nachhaltigkeitsziel „Gesundheit und Wohlergehen“ ist eine der Kernaufgaben der Vetmeduni. Denn es kann keine Gesundheit für den Menschen ohne eine gesunde Tierwelt geben. In unserer Forschung geht es deshalb um Tiergesundheit und präventive Veterinärmedizin, aber eben auch um öffentliches Gesundheitswesen und Lebensmittelsicherheit. Nur wenn man Gesundheit und Wohlergehen von Menschen und Tieren im Sinne von One Health zusammen denkt, sind Gesundheit und Wohlergehen auch für alle nachhaltig möglich“, mahnte Rektorin Petra Winter in ihrer Eröffnungsansprache.

Im Fokus der Diskussionen des interaktiven VetmedTalks standen der Zusammenhang von Klimaerwärmung und deren Einfluss auf die Zunahme von tropischen Krankheiten auch bei Nutztieren sowie ein wirksamen Schutz vor den Plagegeistern. Wer den Talk „Gesunde Tiere – Zoonosen, Zecken & Co.“ verpasst hat, hat die Möglichkeit, diesen nachträglich auch online anzuschauen. Im letzten Quartal wird sich der letzte VetmedTalk des Jahres mit den molekularen Grundlagen von Erkrankungen und der Frage „Was ist überhaupt gesund?“ befassen.

Da auch die Beziehung zu unseren Haustieren immer enger und intensiver wird, befasst sich Prof. Dr. Stephan Neumann (Universität Göttingen) in zwei Online-Seminaren auf Myvetlearn.de mit den wichtigsten Zoonosen, die in der Tierarztpraxis sowie der Arztpraxis am häufigsten vorkommen. Er geht dabei sowohl auf den Erreger und seine Übertragung als auch auf das Krankheitsbild bei Mensch und Tier ein. Einzig bei der Therapie wird nur die Behandlung des Tieres näher besprochen.

Vetmeduni Wien

Kurse 1 und 2 der Online-Seminarreihe Zoonosen

Interaktiver VetmedTalk zu Zoonosen

Immer mehr Zoonosen gefährden die Gesundheit von Mensch und Tier. Unter anderem sorgt der Klimawandel dafür, dass sich Parasiten, die gefährliche Infektionskrankheiten übertragen können, in der ganzen Welt ausbreiten. Inzwischen sind Zecken nicht mehr nur in den Sommermonaten aktiv, sondern überleben auch mildere Winter.

Über den Umgang mit solchen Vektor-Krankheiten informiert der interaktive Online-VetmedTalk „Gesunde Tiere – Alles über Zoonosen, Zecken und Co“ der Veterinärmedizinischen Universität Wien am 7. September um 18.30 Uhr.

Die Expert:innen Nikolaus Huber (Vetmeduni), Anja Joachim (Institut für Parasitologie, Vetmeduni), Katja Silbermayr (Boehringer Ingelheim) sowie Adi Steinrigl (AGES) präsentieren darin aktuelle Themen aus der veterinärmedizinischen Forschung und Praxis und diskutieren ganz im Sinne des One-Health-Gedankens. Die Moderation des Live-Streams wird Bernhard Weingartner, Wissenschaftskommunikator und Initiator des Science Slam Österreich, übernehmen.

Da auch die Beziehung zu unseren Haustieren immer enger und intensiver wird, befasst sich Prof. Dr. Stephan Neumann (Universität Göttingen) in zwei Online-Seminaren auf Myvetlearn.de mit den wichtigsten Zoonosen, die in der Tierarztpraxis sowie der Arztpraxis am häufigsten vorkommen. Er geht dabei sowohl auf den Erreger und seine Übertragung als auch auf das Krankheitsbild bei Mensch und Tier ein. Einzig bei der Therapie wird nur die Behandlung des Tieres näher besprochen.

Vetmeduni Wien

Online-Seminare Zoonosen auf Myvetlearn.de

ALS-Virus immer häufiger in europäischen Zecken

Zecken sind Überträger zahlreicher Krankheiten wie beispielsweise der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) oder der Borreliose. Hunde können nach einem Zeckenbiss zudem an der Babesiose oder der Anaplasmose erkranken. Aufgrund des Klimawandels und der zunehmenden Reiseaktivitäten haben sich die Verbreitungsgebiete vieler heimischen Zeckenarten in den vergangenen Jahren deutlich ausgeweitet, wie Tomas Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des Centrums für Reisemedizin, kürzlich mitteilte.

So konnten Forschende das 2017 erstmals in der Mongolei entdeckte Alongshan-Virus (ALSV) inzwischen auch in Zecken in Finnland, Frankreich, Russland sowie der Schweiz nachweisen. Laut einer Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo) gab es zudem erste ALSV-Nachweise bei Wildtieren in Niedersachsen. Auch wenn es bislang zu keinen ALSV-Infektionen mit starken Symptomen gekommen ist, wächst die Sorge über einen weiteren Krankheitserreger, der in Europa über Zecken übertragen werden kann. Um das potenzielle Risiko von ALSV für die Gesundheit von Mensch und Tier einschätzen zu können, sind nach Informationen der TiHo weitere Untersuchungen notwendig.

Spektrum

Impfung gegen Leishmaniose verringert Erkrankungsrisiko

Durch Tourismus, internationalen Handel oder Tiertransporte finden auch immer mehr exotische Stechmücken, Flöhe oder Zecken den Weg in unsere Breitengrade. Der Klimawandel sorgt zusätzlich dafür, dass sich die Insekten, die häufig auch Überträger (Vektoren) von gefährlichen Infektionskrankheiten sind, dauerhaft ansiedeln können. Neben verschiedenen Zeckenarten, wie die Auwaldzecke oder die Hyalomma-Zecke, wird die Asiatische Tigermücke zunehmend in deutschen Regionen heimisch, wie der Bundesverband für Tiergesundheit (BfT) erklärt.

Hat man früher meist von „Reisekrankheiten“ gesprochen, ist dieser Begriff mit der zunehmenden Verbreitung der für die Infektionen verantwortlichen Vektoren nicht mehr ganz zutreffend. Jedoch wächst auch die Gefahr, dass sich Hunde, ohne in südliche Länder zu verreisen, an der Leishmaniose erkranken, die von Sandmücken übertragen wird. Zwar wird die Leishmaniose aktuell noch als „echte“ Reisekrankheit bezeichnet, doch infizierte „Heimkehrer“ aus dem Urlaub und die stark wachsende der Importhunden aus endemischen Regionen führen immer häufiger zu Leishmaniose-positiven Tieren.

Da eine Behandlung schwierig ist, empfehlen Tierärzt:innen den Hundebesitzer:innen dringend, ihre Vierbeiner durch eine Impfung vor der Erkrankung zu schützen. Zusammen mit einem guten Mückenschutz kann diese das Erkrankungsrisiko sehr stark reduzieren.

BfT