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StIKo Vet klärt über autogene Impfstoffe gegen BTV-3 auf

Anfang September 2023 zeigten sich bei Schafen in den Provinzen Nordholland und Utrecht klinische Symptome, die auf die Blauzungenkrankheit (BTV) hindeuteten. Kurz danach wurde der Nachweis der Blauzungenkrankheit des Serotyps 3 (BTV-3) geführt. Von den Niederlanden breitete sich das BTV-3 dann über Teile Nordrhein-Westfalens, Niedersachsens und Bremens aus. Und auch in 2024 befürchten Expert:innen, dass BTV-3 erhebliches Tierleid bei empfänglichen Wiederkäuern und wirtschaftliche Schäden verursachen wird.

Nach Aussage der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet), ist die Impfung grundsätzlich die einzige Möglichkeit, empfängliche Wiederkäuer sicher vor einem schweren Verlauf der Blauzungenkrankheit zu schützen. Die Impfung sollte bis zum Beginn der Hauptflugzeit der übertragenden Gnitzen im Juli abgeschlossen sein. Besonders in den betroffenen Regionen sollte die Immunisierung empfänglicher Wiederkäuerarten und Neuweltkameliden spätestens im Monat Mai begonnen werden. 

Da ungewiss ist, ob rechtzeitig vor der Gnitzensaison 2024 mit einem geeigneten BTV-3 Impfstoffen gerechnet werden kann, befürwortet die StIKo Vet im Interesse der Tiergesundheit und des Tierschutzes und zur Vermeidung unzumutbarer Leiden zur Überbrückung des Zeitraumes, in dem noch kein zugelassener Impfstoff zur Verfügung steht, den freiwilligen Einsatz einer autogenen BTV-3 Vakzine. Jedoch betont die Kommission ausdrücklich, dass die Vorgaben der Europäischen Tierarzneimittelverordnung, insbesondere die Maßgabe der gesicherten epidemiologischen Verbindung sowie die tierärztliche Verschreibungspflicht für autogene Impfstoffe zu beachten sind.

Bis zur Verfügbarkeit von zugelassenen BTV-3-Vakzinen ist die Herstellung einer autogenen BTV-3-Vakzine unter Verwendung eines aktuellen BTV-3-Virusisolates auf tierärztliche Verschreibung möglich. Diese Vakzine kann -vorbehaltlich der Feststellung eines gesicherten epidemiologischen Zusammenhanges durch die zuständigen Landesbehörden, z.B. eines einheitlich nicht-BTV-3 freien Gebietes- durch den behandelnden Tierarzt oder unter unmittelbarer tierärztlicher Aufsicht an in gesicherter epidemiologischer Verbindung stehende, empfängliche Tiere verabreicht werden. Haftungsrechtliche Aspekte im Rahmen der Anwendung bleiben unberührt, heißt es auf der Seite des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI). Der behandelnde Tierarzt sollte den jeweiligen Tierhalter darüber aufklären, dass autogene Impfstoffe nicht im Rahmen eines Zulassungsprozesses auf ihre Unschädlichkeit und Wirksamkeit getestet werden. Der Einsatz solcher Impfstoffe ist daher grundsätzlich mit einem höheren Risiko von Nebenwirkungen und mangelnder Wirksamkeit verbunden, worüber die Tierhalter:innen informiert werden müssen. 

FLI

Erste EHD-Ausbrüche in Frankreich

Die Epizootische Hämorrhagische Krankheit (EHD) ist eine meldepflichtige Tierseuche, die vorwiegend bei nordamerikanischen Hirsch- und Antilopenarten vorkommt, aber auch in seltenen Fällen auf Rinder übertragen werden kann. Der Krankheitserreger wird durch den Stich von Gnitzen übertragen. Die klinischen Symptome sind ähnlich wie bei der Blauzungenkrankheit.

Im Herbst 2022 wurden die ersten Ausbrüche bei Rindern in Italien und Spanien gemeldet. Nun ist die Tierseuche auch in Frankreich nachgewiesen worden. Betroffen sind drei Betriebe in den Départements Pyrénées-Atlantiques und Hautes-Pyrénées, nahe der spanischen Grenze. Wie das französische Landwirtschaftsministerium in der vergangenen Woche verkündete, wurden umgehend Sperrzonen um die Betriebe eingerichtet, um eine weitere Ausbreitung zu vermeiden. Aus den betroffenen Zonen dürfen lediglich lebende Wiederkäuer zur Schlachtung verbracht werden.

Schweizerbauer

Weniger Methan durch spezielle Rinderzucht

Die Haltung von Rindern, insbesondere von Milchkühen, ist verantwortlich für einen großen Teil der Treibhausgasemissionen, da bei der Verdauung der Wiederkäuer Methan erzeugt wird. In den vergangenen 20 Jahren hat sich der Umfang der Ausstöße jedoch um rund 16 Prozent verringert, wie der Bundesverband Rind und Schwein (BRS) mitteilt. Das gehe einher mit den gesunkenen Milchkuhbeständen, so der BRS. Gleichzeitig ist die Milchproduktion um fast 20 % gestiegen, was auf die verbesserte Zucht, eine bedarfsgerechte Fütterung sowie ein optimiertes Management zurückzuführen sei. Laut Destatis lag die durchschnittliche Milchleistung pro Kuh und Jahr 2021 bei etwa 8.500 kg, während es vor etwas mehr als 20 Jahren noch 6.200 kg waren.

Um den Methanausstoß langfristig zu senken, setzt Kanada auf eine spezielle Zucht. Hier sollen jetzt gezielt Rinder gezüchtet werden, die weniger Methan als üblich ausstoßen und damit zum Klimaschutz beitragen sollen. Basis der Zucht ist ein Bullensperma, das durch das Genetikunternehmen Semex und der kanadischen Milchaufzeichnungsagentur Lactanet gewonnen wird. Grundlage für die Produktion des Spermas ist eine gezielte Selektion auf das genetische Merkmal „niedriger Methanausstoß“. Damit ließe sich der Methanausstoß um jährlich rund 1,5 % verringern, wie Semex mitteilt. Bis 2050 sei eine Eindämmung des Methanausstoßes um 20 % bis 30 % möglich. Prof. Christine Baes von der Universität Guelph ist überzeugt, dass die Emissionen in den nachfolgenden Generationen immer weiter sinken könnten.

Das Vorhaben erntet aber auch Kritik. So warnt Juha Nousiainen, Senior Vice President der finnischen Molkerei Valio, vor Verdauungsproblemen bei den Tieren, die durch diese Zucht verursacht werden könnten. Methan werde von Mikroben im Kuhdarm bei der Verdauung von Ballaststoffen produziert, nicht vom Tier selbst, so Nousiainen. 

Topagrar

Proplanta

Erstmals EHD bei Rindern in Europa nachgewiesen

Die Epizootische Hämorrhagie der Hirsche (EHD) ist eine virale, meldepflichtige Infektionskrankheit bei Wiederkäuern und kam bislang nur in Nordamerika, Asien, Australien und Afrika vor. Besonders empfänglich für das EHD-Virus sind Weißschwanzhirsche und andere frei lebende Paarhufer. Nun ist die EHD erstmals bei Rindern in Europa ausgebrochen. In Sardinien und Sizilien wurde die Krankheit Ende des vergangenen Jahres bei Rindern diagnostiziert. Auch in Spanien wurden Krankheitsherde festgestellt, wie die Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) mitteilte.

Da die Symptome der EHD sehr ähnlich den der Blauzungenkrankheit sind, ist die Überwachung der Krankheit erschwert. Überträger beider Viren sind Gnitzen. Typische EHD-Symptome sind plötzlich auftretendes hohes Fieber, Teilnahmslosigkeit und Fressunlust. Blutiger Durchfall kann ebenfalls auftreten. Auch wenn die Mortalität bei EHD gewöhnlich niedrig ist, kann eine Infektion bei Rindern mit erheblichen Produktionsverlusten einhergehen, insbesondere in Milchviehbetrieben, in denen eine geringere Milchleistung die Folge sein kann. Impfstoffe gegen das Virus sind bislang nicht zugelassen.

Agrarheute