Rasante Zunahme von Antibiotikaresistenzen weltweit
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichtet über eine rasche und weltweite Zunahme von Antibiotikaresistenzen. Demnach war bereits 2023 jede sechste im Labor bestätigte bakterielle Infektion durch antibiotikaresistente Erreger ausgelöst worden. Die WHO betrachtete dabei auch verschiedene Kombinationen von Bakterien und Antibiotika. Das Ergebnis: Von 2018 bis 2023 ist die Resistenz bei mehr als 40 Prozent davon gestiegen und zwar je nach Kombination um 5 bis 15 Prozent pro Jahr. In die Studie sind rund 23 Millionen Daten aus mehr als 100 Ländern eingeflossen. Der Direktor der zuständigen WHO-Abteilung, Yvan Hutin, warnt: „Antibiotikaresistenz ist weit verbreitet und bedroht die Zukunft der modernen Medizin.“
Allerdings gibt es große regionale Unterschiede. In Südostasien und im östlichen Mittelmeerraum seien bereits eine von drei gemeldeten Infektionen gegen die untersuchten Antibiotika resistent.
Neben einem verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika seitens der Ärzte und Patienten und mehr präventiver Hygiene, sind vor allem dringend mehr Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika notwendig. „Wenn der Antibiotikaverbrauch global nicht sinkt, droht die Rückkehr in ein „präantibiotisches Zeitalter'“, warnt der Direktor des Instituts für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Jena, Mathias W. Pletz.
Allein in Europa lasse sich das Problem nicht lösen, sagt Annemarie Käsbohrer vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Berlin: „Aufgrund der globalen Vernetzung werden Resistenz-Entwicklungen in anderen Regionen der Welt auch direkt Auswirkungen auf die Situation in Europa haben, mit all den negativen Auswirkungen für Mensch, Tier und Umwelt.“
WHO
H7N9-Ausbruch in den USA
In einem Masthähnchenbetrieb im US-Bundesstaat Mississippi ist ein Ausbruch der hochpathogenen Geflügelpest vom Typ H7N9 nachgewiesen worden. Die rund 47.000 Masthähnchen des Betriebes mussten gekeult werden.
Experten gibt der Ausbruch mit diesem Virustyp Anlass zur Sorge, da auch Menschen an dieser Variante erkranken und das meist schwer, wie in der Vergangenheit in China zu beobachten war. So betrug die Sterblichkeitsrate bei Menschen dort etwa 40 Prozent.
Hauptsächlich infizierten sich Menschen durch den engen Kontakt mit lebendem Geflügel oder einer potenziell kontaminierten Umgebung. Eine Mensch zu Mensch-Übertragung sei zwar bislang nicht beobachtet worden, wie die Weltgesundheitsorganisation WHO mitteilte, aufgrund der Mutationsfreudigkeit des Virus sei diese Übertragungsform in der Zukunft nicht auszuschließen.
Wie Topagrar berichtet, scheint der US-Gesundheitsminister zu überlegen, anstatt die Geflügelpest zu bekämpfen, sie sich ausbreiten zu lassen, mit dem Ziel, resistentes Geflügel für die Zucht zu erhalten.
USDA
Mexikaner stirbt an Infektion mit H5N2
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist zum ersten Mal ein Mensch an der Infektion mit dem Geflügelpestvirus vom Typ H5N2 gestorben. Der Fall trat in Mexiko bei einem 59-jährigen Mann mit mehreren Vorerkrankungen auf. Laboranalysen hätten den Virustyp bestätigt. Im März 2024 war es in dem benachbarten Bundesstaat Michoacán zum Bundesstaat México, wo die infizierte Person gelebt hat, zu einem H5N2-Ausbruch in einem Geflügelbetrieb gekommen.
Proplanta
WHO-Wissenschaftler besorgt über H5N1-Infektionen
Aviäre Influenza-A-Viren des Subtyps H5N1 befallen in erster Linie Wildvögel. Doch in den vergangenen Jahren ist der Erreger vermehrt auf Nutzgeflügelbetriebe übergesprungen, infolgedessen Millionen an Enten, Hühnern und Puten gekeult werden mussten. Immer häufiger wurde in den letzten Monaten auch eine Ausbreitung des Geflügelpest-Erregers H5N1 auf andere Tierarten beobachtet. Zuletzt berichtete das US-amerikanische Landwirtschaftsministerium von infizierten Milchviehherden in einigen Bundesstaaten. Im laufenden Monat infizierte sich zudem eine Person in den USA durch den Kontakt mit Milchvieh mit dem Virus.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) befürchtet, dass das Virus immer häufiger auch Menschen befallen könne. Nach Informationen des Chef-Wissenschaftlers der WHO, Jeremy Farrar, weise die Krankheit eine hohe Sterblichkeitsrate von mehr als 50 Prozent auf. Laut Farrar habe sich das Virus schon jetzt zu einer globalen „Tier-Pandemie“ entwickelt. Der Fall des betroffenen Farmmitarbeiters könnte zudem die erste H5N1-Infektion eines Menschen durch ein Säugetier bedeuten.
Farrar appelliert daher, das Infektionsgeschehen sehr sorgfältig zu verfolgen. Neben dem Zugang zu Impfstoffen und Medikamenten gegen H5N1 ist es laut Farrer auch elementar wichtig, dass nationale und regionale Gesundheitsbehörden imstande sind, das Virus identifizieren zu können, um im Falle einer Übertragung von Mensch zu Mensch rasch handeln zu können.
Auch das Robert-Koch-Institut (RKI) informiert auf seiner Website bereits über die neuen Entwicklungen mit H5N1, betrachtet das Risiko für eine Ansteckung jedoch aktuell als gering.
Frankfurter Rundschau
BVL lädt zum Wissensaustausch über Resistenzen ein
Jedes Jahr findet die World Antimicrobial Awareness Week (WAAW) statt. In diesem Jahr vom 18. – 24. November. Mit der jährlichen Kampagne möchte die Weltgesundheitsorganisation WHO auf die bedrohliche Zunahme von Resistenzen gegen Antibiotika und andere mikrobielle Wirkstoffe aufmerksam machen. Im Rahmen dieser besonderen Woche richtet das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) am 20. und 21. November 2023 in Berlin die Veranstaltung „Combatting Antimicrobial Resistance – Strategies and Challenges“ (Bekämpfung der antimikrobiellen Resistenz – Strategien und Herausforderungen) aus.
Akteur:innen aus europäischen und nationalen Behörden werden zu einem wichtigen Erfahrungs- und Wissensaustausch zwischen den verschiedenen Disziplinen zusammenkommen, um Strategien zur Reduzierung von AMR und deren Umsetzung zu diskutieren, besonders auch vor dem Hintergrund des One Health-Ansatzes der Europäischen Kommission. Das Treffen wird auch einen Erfahrungsaustausch und ein Update über die Umsetzung der verpflichtenden Maßnahmen im Rahmen der Verordnung (EU) 2019/6 (Tierarzneimittelverordnung) beinhalten, wie z.B. die verpflichtende Aufzeichnung des Verbrauchs von antimikrobiellen Arzneimitteln bei Tieren in allen EU-Mitgliedstaaten. Neben einer Vor-Ort-Teilnahme (Anmeldung bis zum 5.11.2023 notwendig) kann die Veranstaltung auch online besucht werden.
Auch das Projekt VetMAB.de hat das Ziel, durch Wissensvermittlung in Form von Online-Fortbildungen für Landwirt:innen und Tierärzt:innenn den Einsatz von Antibiotika im Stall zu minimieren. Zudem bietet Myvetlearn.de tierärztliche Online-Fortbildungen in Bezug auf die Antibiotikaminimierung bei den verschiedenen Nutztieren an.
BVL
MERS-Impfstoff wird an älteren Personen getestet
Forschende der Universität Oxford sind bei der Entwicklung eines Impfstoffes gegen das Middle East Respiratory Syndrome (MERS) einen entscheidenden Schritt weitergekommen. Im Rahmen einer Studie sind am 15.09.2023 die ersten Teilnehmer:innen im Alter von 50 bis 70 Jahren mit einem von der Professorin Dame Sarah Gilbert entwickelten Vakzin geimpft worden. „Vor der COVID-19-Pandemie hatten wir unseren ChAdOx1-MERS-Impfstoff bereits an jungen Erwachsenen in Großbritannien und Saudi-Arabien getestet. Diese Versuche lieferten Informationen, die für die rasche Entwicklung des COVID-19-Impfstoffs von Oxford/AstraZeneca entscheidend waren. Wir kehren nun zu der Aufgabe zurück, einen Impfstoff gegen MERS zu entwickeln und werden ihn zum ersten Mal an älteren Erwachsenen testen, also an der Altersgruppe, die am meisten Schutz vor diesem lebensbedrohlichen Virus benötigt“, erklärt Gilbert.
MERS wird durch ein Virus, das von Kamelen auf Menschen übertragen wird, ausgelöst. Das Virus stammt aus derselben Virusfamilie wie SARS-CoV-2, was für COVID-19 verantwortlich ist. Laut Informationen der Weltgesundheitsorganisation WHO hat auch MERS das Potential, eine Pandemie auszulösen. Noch gibt es weder Behandlung noch einen Impfstoff gegen die Viruserkrankung. „MERS hat eine höhere Sterblichkeitsrate als COVID-19, und wir haben noch keine wirksamen Behandlungen oder Impfstoffe dagegen. Diese Studie ist eine spannende Gelegenheit, auf unserer Partnerschaft mit Liverpool aufzubauen, die während der COVID-19-Impfstoffversuche in Oxford entstanden ist, um einen vielversprechenden Impfstoff gegen ein anderes potenziell tödliches Coronavirus zu untersuchen“, betont Professor Maheshi Ramasamy, Clinician Scientist bei der Oxford Vaccine Group und Leiter der Studie.
WHO
University of Oxford
Universität Oxford