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In-Vitro-Fisch als Mittel gegen Überfischung

Mit der wachsenden Weltbevölkerung nimmt auch die Überfischung der Meere zu. Damit einhergehend wächst die auch die Notwendigkeit, alternative Proteinquellen zu entwickeln. In einem interdisziplinären Projekt der Hochschule Reutlingen und der Universität Vechta sowie des Berliner Startups Bluu Seafood wollen daher Forschende eine Methode entwickeln, um Fischlebensmittel künstlich zu erzeugen. Ziel sei es, geschmackstragende, gesunde Fisch-Fettzellen für die menschliche Ernährung nutzbar zu machen, teilte die Universität Vechta mit. So solle die globale Ernährung sichergestellt werden. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft fördert das auf drei Jahre angelegte Forschungsvorhaben mehr als 1,3 Millionen Euro.

„Die in-vitro Erzeugung von tierischen Proteinen zählt zu den großen Innovationen im 21. Jahrhundert. Wir brauchen in Deutschland zwingend mehr Grundlagenforschung und entsprechende Forschungsförderungen, damit wir den Anschluss halten können“, erklärt Nick Lin-Hi, Professor für Wirtschaft und Ethik an der Universität Vechta. Der Wissenschaftler verantwortet in dem Projekt den sozialwissenschaftlichen Teil, der sich mit der Akzeptanz von In-vitro-erzeugten Fischlebensmitteln und ökonomischen Umsetzungschancen beschäftigt. Unter anderem wird Lin-Hi eine experimentelle Studie zum tatsächlichen Konsumverhalten von zellbasiertem Fisch durchführen.

Uni Vechta

Proplanta

Konzepte für die zukünftige Welternährung

Die Weltbevölkerung wächst kontinuierlich. Laut der UN könnte schon im Jahr 2040 die 8,5-Milliarden-Marke erreicht werden. Expert:innen auf der ganzen Welt arbeiten daher mit Hochdruck an Konzepten für die Zukunft der Welternährung. „Essen muss auch noch in 20 Jahren günstig im Preis und gut für die Umwelt sein“, erklärte Professor Dr.-Ing. Marius Henkel jüngst auf einer Veranstaltung des Bayerischen Bauernverbands (BBV). Der Bioingenieur ist der erste Professor für zellulare Landwirtschaft in Deutschland mit einem Lehrstuhl in Weihenstephan. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Entwicklung von Bio-Scaffolding Technologien und skalierbaren Konzepten für kultiviertes Fleisch sowie die biotechnologische Herstellung von funktionellen Komponenten für Lebensmittel.

Nach Meinung des Experten ist die konventionelle Viehzucht und Futter-Generierung ineffizient. Bei der zukünftigen Lebensmittelerzeugung müssten sowohl Verfügbarkeit als auch Sicherheit, Ethik, Tierwohl und Lebensmittel-Gerechtigkeit in der Welt gewährleistet sein, so Henkel. „Essen muss auch noch in 20 Jahren günstig im Preis und gut für die Umwelt sein.“ Imitate aus pflanzlichen Rohstoffen wie Bohnen oder Tofu, Lebensmittel aus Biomasse sowie Fleisch aus Zellkulturen sind nach Meinung des Experten die Produkte der Zukunft, um Eiweiße in Form lebenswichtiger Proteine zu erhalten.

Während Henkel für Hybrid-Produkte und Erzeugnisse aus Präzisionsfermentation die größten Chancen sieht, glaubt er hingegen nicht an eine realistische Zukunft von kultiviertem Fleisch aus echtem tierischen Gewebe, da sich die Kosten auf einem weiterhin hohen Preisniveau bewegten und Fleisch aus dem Bioreaktor damit ein Exoten-Produkt bleiben würde. Eine ganz andere Meinung vertritt dazu Prof. Nick Lin-Hi von der Universität Vechta, der In-vitro-Fleisch als unausweichlich bei der zukünftigen Ernährung betrachtet. Der Wirtschaftsethiker glaubt, dass das klassisch erzeugte Fleisch schon bald von Fleisch aus dem Labor abgelöst werden könnte und spricht von einer Sprunginnovation, die das Potential haben, die erwähnten Hybrid-Produkte zu verdrängen.

Merkur

Vetion-Fokusthema Fleischlos glücklich

Zusammenfassung Futura.VET