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US-Firma erschafft Elefant-Mammut-Hybriden

Gemäß den Plänen amerikanischer Wissenschaftler:innen sollen schon bald Elefant-Mammut-Hybride geboren werden. Die Forschenden des US-Unternehmens Colossal Biosciences arbeiten aktuell daran, Elefanten mit Merkmalen eines Wollhaarmammuts mit Hilfe von Genscheren zu erschaffen. Die Grundlage ihres Projektes bilden Stammzellen von Asiatischen Elefanten. Diese induzierten pluripotenten Stammzellen können in sämtliche andere Zellen umgewandelt werden, einschließlich Ei- und Samenzellen.

Die biotechnische Erzeugung der Elefant-Mammut-Hybride setzt eine künstliche Befruchtung sowie die Entwicklung einer künstlichen Gebärmutter voraus. Auch ist noch nicht sicher, ob die Zelllinien überhaupt stabil wachsen können. Alles in allem gleicht dieses Projekt einem gentechnisch komplexen Puzzlespiel. Das Biotech-Start-up plant zudem, die Hybriden in Sibirien anzusiedeln, wo sie den Schnee feststampfen und so das Auftauen der Böden erschweren sollen. Folglich würden weniger Treibhausgase in die Atmosphäre freigesetzt werden, was wiederum den Klimawandel verlangsamen könnte.

Allerdings bräuchte es Hunderte oder sogar Tausende solcher “Kreaturen”, um einen spürbaren Effekt erzielen zu können, wie Beth Alison Shapiro,  Evolutionsbiologin an der University of California in Santa Cruz, erklärt: „Wenn wir die globale Erwärmung und das Freisetzen von Methan in die Atmosphäre wirklich verlangsamen wollen, sollten wir uns auf wirksamere Strategien konzentrieren.” Eine kurzfristige Lösung sei die Methode des Start-ups jedenfalls nicht.

Auch aus ethischer Hinsicht stellt sich die Frage, ob es vertretbar ist, Tiere zu kreieren oder zu rekreieren, die vor Jahrtausenden lebten und deren Lebensraum gar nicht mehr existiert. Prof. Thomas Bernd Hildebrandt vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung betont: „Prinzipiell, muss man sagen, ist das eine großartige wissenschaftliche Herangehensweise. Aber für den Artenschutz spielt sie keine Rolle.”

Tagesschau

Earth Overshoot Day am 2. August 2023

Der 2. August ist in diesem Jahr der sogenannte Erdüberlastungstag (Earth Overshoot Day). Das bedeutet, dass die Menschheit an diesem Tag weltweit die Ressourcen aufgebraucht hat, die die Natur bis Ende des Jahres zur Verfügung stellt. Das geht auf Berechnungen der amerikanischen Umweltorganisation Global Footprint Network (GFN) zurück. Die Überbeanspruchung der natürlichen Ressourcen der Erde durch den Menschen hat Folgen: ein massiver Rückgang der biologischen Vielfalt, ein Überschuss an Treibhausgasen in der Atmosphäre und ein verschärfter Wettbewerb um Nahrungsmittel und Energie. Übersteigt der Verbrauch die verfügbare Menge an Ressourcen, verschuldet sich die Menschheit: unter anderem, weil mehr CO₂ ausgestoßen wird als Speicher absorbieren können, oder es werden mehr Bäume gefällt als nachzuwachsen. Die unmittelbaren Folgen sind Wassermangel, Dürre und Artensterben. 

Während die Ressourcen im Jahr 1987 „erst“ am 19. Dezember aufgebraucht waren, rutscht der „Overshoot“ seitdem stetig weiter nach vorne. Genau betrachtet lebt die Menschheit von diesem Tag an bis zum Jahresende „auf Pump“. In Deutschland waren die Ressourcen in diesem Jahr bereits am 4. Mai aufgebraucht. U. a. in Kanada, den Vereinigten Emiraten, den USA, Australien, Südkorea und Russland trat die Erdüberlastung schon zu einem früheren Zeitpunkt ein.

Auch angesichts der von der Welthungerhilfe prognostizierten Wachstums der Weltbevölkerung steigt die Notwendigkeit, das Ressourcenproblem in den Griff zu bekommen. Um die Erdüberlastung zu verringern, hat das GFN mehr als 100 Lösungen zusammengetragen. Beispielsweise könnten erneuerbare Energiequellen oder die Halbierung der Lebensmittelverschwendung dazu beitragen. Rebecca Tauer (WWF Deutschland) fordert beispielsweise verbindliche Ziele beim Rohstoffkonsum. Maximal sieben Tonnen pro Kopf und Jahr sollen es bis 2045 sein. Aktuell sind es dem Naturschutzbund zufolge 16 Tonnen. Auch die Kreislaufwirtschaftsstrategie, die die Bundesregierung kommendes Jahr verabschieden will, müsse ambitioniert und konkret sein, so Tauer.

Tagesspiegel

ARD Alpha

Laborfleisch unausweichlich bei der zukünftigen Ernährung

Der Fleischkonsum muss massiv reduziert werden. Der Meinung ist unter anderem Prof. Nick Lin-Hi von der Universität Vechta. Der Wirtschaftsethiker sieht das klassisch erzeugte Fleisch als Auslaufmodell, das schon bald von Fleisch aus dem Labor abgelöst werden könnte. „Allerdings sehen wir, dass wir uns in Deutschland eher schwer mit solchen Innovationen und neuen Technologien tun. Wir stehen mit einem Fuß auf der Bremse. Unser Zeitfenster, um als Standort Deutschland eine Rolle in diesem Markt zu spielen, wird immer kleiner. Bis die Musik irgendwann in anderen Ländern spielt“, sagt Lin-Hi. Im Gegensatz zu anderen Ländern scheinen die Menschen in Deutschland und auch die Europäische Union mentale Schwierigkeiten mit elementaren Veränderungen zu haben. „Denken Sie nur an die Einführung der Gurtpflicht in den 70ern. Eine Katastrophe für viele: Beschneidung der Freiheit, das ist das Ende des Glücks, die ganze Welt geht unter. Das ist ein ganz typischer Mechanismus. Die älteren Generationen vertreten oftmals auch die Position: Das, was wir haben, haben wir uns erarbeitet – und das lassen wir uns nicht wegnehmen“, erklärte der Professor in einem Interview mit dem WDR.

„Konventionelles Tierfleisch, selbst mit unseren massiven Subventionen, ist irgendwann nicht mehr konkurrenzfähig. Die Herstellung im Labor ist wesentlich effizienter. Rechnen wir dann noch die ökologischen Kosten drauf, ist das Thema sowieso gegessen. Diese Entwicklung können wir nicht stoppen. Die Zukunft lässt sich nicht aufhalten“, so Lin-Hi. Seinen Berechnungen nach macht die Ernährung knapp ein Drittel der menschengemachten Treibhausgase aus. Die Hälfte dieser Emissionen stammen von tierischen Produkten. Da mit der wachsenden Weltbevölkerung auch der Bedarf an Fleisch ansteigen werde, könnten Innovationen wie In-Vitro-Fleisch dazu beitragen, den CO2-Ausstoß zu verringern. „Optimistische Studien prognostizieren im besten Fall ein Einsparpotential von 90 %: 90 % weniger Flächenverbrauch, 90 % weniger Wasserverbrauch, 90 % weniger Emissionen. Und In-Vitro-Fleisch könnte auch dabei helfen, kognitive Dissonanz aufzulösen“, so der Experte. Er befürchtet, dass Deutschland  den Anschluss an andere, weit aufgeschlossenere Ländern verlieren könnte. Wie beispielsweise Singapur, wo kultiviertes Fleisch seit 2020 zugelassen ist. Lin-Hi geht davon aus, dass Europa frühestens 2030 nachziehen wird.

Über In-vitro-Fleisch und seine Vorzüge sowie über die Auswirkungen auf die Nutztierhaltung sprach Prof. Lin-Hi auch auf der Futura.VET am 16. Februar 2023.

WDR

Vetion-Fokusthema Fleischlos glücklich