Studie unterstreicht Bedeutung des Schutzes von Fledermäusen
Der Rückgang der Artenvielfalt beeinflusst auch die die Ausbreitung von potenziell zoonotischen Krankheitserregern. Das geht aus einer aktuellen Studie der Universität Ulm hervor. Die Forschenden aus Deutschland, Tschechien, Australien und Ghana untersuchten die Verbreitung von Coronaviren im Zusammenhang mit Fledermauskolonien in Ghana. In dem westafrikanischen Land ist besonders die Vielfalt von Fledermauspopulationen sehr groß, die jedoch durch den immer kleiner werdenden Lebensraum stark zurückgeht. Die Biolog:innen analysierten über 2 Jahre die Auswirkungen der Zusammensetzung von höhlenlebenden Fledermausgemeinschaften auf die Verbreitung von Coronaviren. Mit Hilfe von morphologischen und genetischen Analysen konnten die Wissenschaftler:innen feststellen, welche Fledermausarten in den untersuchten Populationen vorkommen und welche davon häufiger mit Krankheitserregern infiziert sind.
„Bei unserer Untersuchung kam heraus, dass in weniger vielfältigen Fledermausgemeinschaften nur die besonders störungstoleranten Arten noch häufig anzutreffen waren. Und ausgerechnet diese gehören zu den “kompetenten” Arten, die anfälliger für die untersuchten Viren sind und diese gut übertragen“, sagt Professorin Simone Sommer, Leiterin des Instituts für Evolutionäre Ökologie und Naturschutzgenomik der Universität Ulm, die die Studie koordiniert hat. Innerhalb dieser Fledermausgemeinschaften ist das Infektionsrisiko angestiegen. Beobachtet wurde dieses Phänomen unter anderem für zwei besondere Coronaviren-Varianten: für die sogenannte Alpha-CoV 229E-like Variante, die einem menschlichen Erkältungsvirus ähnelt, als auch für die Variante Beta-CoV 2b, die mit dem SARS-Erreger verwandt ist.
„Alles in allem stützen unsere Ergebnisse das sogenannte “One Health”-Konzept. Dieses besagt, dass es eine enge Verbindung zwischen Umweltschutz, Tiergesundheit und menschlicher Gesundheit gibt“, betont Sommer. Die Studie zeigt einerseits, dass menschliche Störungen in den Lebensräumen von Wildtieren die Verbreitung von Krankheitserregern begünstigen könnten. Andererseits belegen die Untersuchungen, dass der Erhalt und Schutz der Lebensräume von Fledermäusen ein wichtiger Beitrag zur Integrität unserer Ökosysteme sein und zur Vorbeugung von Pandemien beitragen kann.
Universität Ulm
KI-Tools geben keine zuverlässigen medizinischen Ratschläge
Künstliche Intelligenz (KI) kann die medizinische Behandlung und Beratung durch Ärzt:innen nicht ersetzen. Zu diesem Schluss kamen Forschende der Cleveland Clinic Foundation. Andrei Brateanu und sein Team hatten 56 Fragen an OpenAIs GPT-4 und Gemini gerichtet. Beides sind multimodale Sprachmodelle, die Text aus Texteingaben und visuellen Eingaben generieren können. Lediglich 28,6 Prozent der Antworten von GPT-4 waren richtig, 28,6 Prozent ungenau und 42,8 Prozent teilweise richtig, aber unvollständig. Auch wenn das Sprachmodell Gemini deutlich besser abgeschnitten hat (53,6 Prozent der Antworten waren richtig, 17,8 Prozent ungenau und 28,6 Prozent teilweise richtig), ist der Anteil der falschen bzw. ungenauen Antworten zu hoch.
„Große Sprachmodelle bieten medizinische Informationen an, die logisch und überzeugend aussehen, auch wenn sie ungenau oder falsch sind. Daher hielten wir es für wichtig, die Antworten von LLMs mit den Daten anerkannter medizinischer Organisationen zu vergleichen. Dieser Vergleich trägt dazu bei, die Zuverlässigkeit der medizinischen Informationen zu überprüfen, indem sie mit vertrauenswürdigen Gesundheitsdaten abgeglichen werden”, erklärt Brateanu.
Den Grund für den hohen Anteil der falschen Antworten sehen die Forschenden in den mathematischen Algorithmen. Die Ergebnisse des Tests zeigen, wie wichtig es sei, bei medizinischen Infos aus KI-Quellen vorsichtig und kritisch zu sein, so Brateanu. Er empfiehlt jedoch dringend, KI-Tools zu entwickeln, die zuverlässige medizinische Ratschläge geben können.
Pressetext
Schlau trotz kleiner Gehirne
Nur ein großes Gehirn mit ausgeprägter Großhirnrinde (Kortex) sind notwendig, um Informationen detailliert zu analysieren und intelligent zu verknüpfen. Darüber waren sich Forschende seit dem Ende des 19. Jahrhunderts einig. Doch trotzdem Vögel nur kleine Gehirne und keinen Kortex haben, sind sie lernfähig und können soziale Strategien schmieden und Werkzeuge bauen. Selbst Tauben, die als weniger begabt gelten, können orthographische Regeln lernen oder Bilder nach Kategorien ordnen, wie eine aktuelle Studie zeigt.
Die Forschenden Prof. Dr. Onur Güntürkün, Dr. Roland Pusch und Prof. Dr. Jonas Rose von der Ruhr-Universität können belegen, dass das Hirn von Vögeln trotz der großen Unterschiede zum Säuger-Gehirn ähnliche Leistungen erbringen kann. Die Autoren der Studie zeigen, dass Vögel in ihrer Evolution unabhängig von den Säugetieren vier ähnliche Innovationen für Intelligenz entwickelt haben. Das hängt damit zusammen, dass die Vogelgehirne sehr viel mehr Nervenzellen besitzen als bislang angenommen. Die spezialisierte Hirnstruktur der Vögel ähnelt zudem dem präfrontalen Kortex bei Säugern und ist für Abstraktion und Planung wichtig.
Vögel verfügen, genau wie Säugetiere, außerdem über ein System, mit dem mittels des Neurotransmitters Dopamin die Güte ihrer Entscheidungen dem präfrontalen System ständig rückgemeldet wird. Dies hat die ununterbrochene Anpassung der präfrontalen Rechenprozesse an sich ändernde Situationen zur Folge. Ein den Säugern ähnliches Arbeitsgedächtnis hilft Vögeln außerdem, dass sie sich kurzfristig einige Dinge merken können.
All diese neuronalen Merkmale scheinen sich beim Vogel und Säuger evolutionsbiologisch parallel und unabhängig voneinander entwickelt zu haben. Darum spricht viel für die Annahme, dass sie zu den grundlegenden Hirnmechanismen gehören, die kognitive Leistungen ermöglichen.
Ruhr-Universität Bochum
Forschende rechnen künftig mit Zunahme von Kriebelmücken
Kriebelmücken (Simuliidae) sind blutsaugende Insekten, die äußerlich einer Stubenfliege ähneln, jedoch mit ihren Stichen Infektionskrankheiten übertragen können. In Deutschland sind 57 Kriebelmückenarten bekannt. Wie die Analysen von mehr als 1.500 Datensätzen aus Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen ergeben haben, unterscheiden diese sich aber in ihren Verbreitungsmustern und ökologischen Ansprüchen. Forschende der Goethe-Universität und des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums in Frankfurt haben die Kriebelmückenarten in drei biogeografische Gruppen eingeteilt und deren räumliche Verbreitungsmuster modelliert.
Die Wissenschaftler:innen erwarten auf Grund des voranschreitenden globalen Klima- und Landnutzungswandels für die nächsten Jahre eine Zunahme der Insekten, insbesondere der medizinisch relevanten Arten. Medizinisch relevante Arten zeichnen sich durch ein besonders aggressives Stechverhalten gegenüber Säugetieren und Menschen aus und treten häufig in sehr hoher Zahl auf. „Nachbarländer wie beispielsweise Polen reagieren auf dieses Massenauftreten, welches durch einen synchronisierten Schlupf der aquatisch lebenden Larven gefördert wird, damit, dass Vieh in Gebieten mit bekanntermaßen hohem Vorkommen während der betreffenden Zeiträume nur im Stall gehalten oder nur nachts auf die Weide gelassen wird. Zukünftige höhere Temperaturen könnten zu verkürzten Entwicklungszeiten, zu mehr Generationen pro Jahr und damit insgesamt zu einem häufigeren Auftreten von Kriebelmücken führen“, erklärt Erstautorin Sarah Cunze von der Goethe-Universität Frankfurt.
Die Forschenden wollen nun mit empirischen Tests im nächsten Schritt klären, inwieweit Simuliiden-Arten in der Lage sind, bestimmte Infektionskrankheiten auslösende Erreger unter den derzeit in Europa herrschenden Bedingungen zu übertragen.
Senckenberg
Studie könnte neue Erkenntnisse zur ASP bringen
Im September 2020 sind die ersten Fälle von Afrikanischer Schweinepest (ASP) in Deutschland nachgewiesen worden. Seitdem ist die hochpathogene Tierseuche in zahlreichen Ländern der Welt aufgetreten.
Eine aktuelle Studie unter der Leitung des Friedrich-Loeffler-Institus (FLI) soll untersuchen, warum einzelne Schweinearten, wie Pinselohr- oder Warzenschweine, bei einer ASP-Infektion nicht erkranken. Hingegen sterben nahezu alle Haus- und europäische Wildschweine an der komplexen Viruserkrankung. Forschende des Projektverbundes werden untersuchen, welche Faktoren hierfür bei verschiedenen empfänglichen Schweinearten entscheidend sind.
Aktuell läuft eine Studie am FLI mit vier Warzenschweinen aus deutschen Zoos. Die Auswertung der bereits durchgeführten Studie mit Pinselohrschweinen steht noch aus. Die Wissenschaftler:innen erhoffen sich neue Erkenntnisse über den Zusammenhang von Erreger, Wirtspezies und Immunzellen. Diese könnten wertvoll für die Entwicklung und Optimierung von Impfstoffen sein, da nach wie vor kein zuverlässiger Impfstoff zur Verfügung steht. Ein oral zu applizierender Impfstoff würde auch zum Schutz gefährdeter Schweinearten beitragen.
Das Vetion-Fokusthema Afrikanische Schweinepest stellt eine umfassende und detaillierte Übersicht zu der Erkrankung bereit.
FLI
Lebenserwartung von Hunden von Größe und Schädellänge abhängig
Britische Wissenschaftler:innen haben in einer umfassenden Studie die Faktoren bestimmt, die die Lebenserwartung von Hunden beeinflussen. Die Auswertung der Daten von rund 580.000 Hunden von über 150 Rassen ergab, dass kleine reinrassige Hunde mit länglichem Schädel mit 13,3 Jahren die höchste mediane Lebenserwartung haben. Mittelgroße Hunde mit flachem Schädel werden laut Studie lediglich 9,1 Jahre (Rüde) bzw. 9,6 Jahre (Hündin) alt. Die zuchtbedingte Verkürzung des Gesichtsschädels hat Auswirkungen auf die Lebenserwartung der Hunde. So führen verschiedene Gesundheitsrisiken wie Atemprobleme bei brachycephalen Rassen zu einer Verringerung der Lebenserwartung.
Die Ergebnisse zeigten auch, dass weibliche Hunde übergreifend mit 12,7 Jahren im Durchschnitt eine etwas höhere mediane Lebenserwartung haben als männliche (12,4 Jahre). Die britischen Forschenden legten ebenfalls dar, dass entgegen früheren Studien, reinrassige Hunde mit 12,7 Jahren nach ihren Berechnungen eine höhere mediane Lebenserwartung als Mischlinge haben (12,0 Jahre).
Die genutzten Daten stammten jedoch aus verschiedenen britischen Quellen, darunter waren Tierärzt:innen, Tierschutzorganisationen sowie Tierversicherungen.
Süddeutsche
Hunde fördern die Gesundheit von Kindern
Regelmäßige Bewegung fördert die körperliche und mentale Gesundheit von Kindern. Beides wird durch einen Hund in der Familie unterstützt, wie bereits durch mehrere Studien herausgefunden wurde. Demnach sind Kinder, die mit Hunden aufwachsen, körperlich aktiver als Kinder ohne Hund.
Doch werden Kinder erst mit der Anschaffung eines Hundes aktiver oder holen sich vermehrt Familien einen Hund, wenn sie bereits einen aktiven Lebensstil führen? Dies untersuchte jetzt ein Forscherteam der University of Western Australia.
Das Forschungsteam nutzte Daten von Bewegungsmessern und Elternaussagen aus einer bestehenden Langzeitstudie (2015 bis 2021) zur Aktivität von 600 Kindern von zwei bis sieben Jahren. Während dieses Zeitraums hatten 204 Kinder durchgängig einen Hund, 58 bekamen währenddessen einen Hund und bei 31 war der Hund zwischenzeitlich gestorben. 307 hatten keinen Hund.
Die Autoren fanden heraus, dass Kinder, die durchgängig einen Hund besassen, öfter körperlich aktiv waren als Kinder ohne Hund. Wenn Kinder während der Studie einen Hund bekamen, nahm die Zahl dieser wöchentlichen körperlichen Aktivitäten um sieben zu. Dagegen nahm die körperliche Aktivität von Kindern, deren Hund während der Studie gestorben war, ab.
Schweizerbauer
Int J Behav Nutr Phys Act 21, 7 (2024)
Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe weiter rückläufig
Der Strukturwandel in der Nutztierhaltung hat sich auch im vergangenen Jahr weiter fortgesetzt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) bekannt gab, ist die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe weiter zurückgegangen. Im vergangenen Jahr wurden nur noch 255.000 Höfe gemeldet, rund 160.000 Betriebe hielten Nutztiere. Insgesamt wurden zum Stichtag am 1. März 2023 rund 10,9 Mio. Rinder, 22,4 Mio. Schweine, 1,8 Mio. Schafe sowie 162.600 Ziegen und 167,3 Mio. Stück Geflügel gehalten. Auch setzt sich der Trend zu größeren Betrieben fort. Insgesamt hat sich die Zahl der landwirtschaftlichen Betrieben seit dem Jahr 2020 um 7.800 verringert (-3 %).
Laut Prognosen der DZ-Bank wird das Höfesterben weitergehen. Die Ergebnisse einer aktuellen Studie wird sich die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe bis 2040 bei nur noch rund 100.000 Betrieben ansiedeln. Die steigenden Anforderungen an den Umwelt- und Tierschutz sowie die zunehmende Digitalisierung werden die Bildung von größeren Betriebseinheiten erfordern, so die Expert:innen. Ein weiterer Grund für den Rückgang kleinerer Betriebe sei zudem die Nachfolgeproblematik, von der viele Landwirt:innen in den nächsten Jahren betroffen sein dürften.
Destatis
Agrarheute
Antibiotika sind nicht der einzige Faktor für Resistenzbildungen
Die Zahl der Antibiotikaresistenzen nehmen weltweit zu. Zahlreiche Forschungsprojekte widmen sich Gründen für und der Verhinderung von weiteren Resistenzen. So hat ein internationales Team von Forschenden erstmals die Auswirkungen von Antibiotika auf den Anstieg von behandlungsresistenten Bakterien untersucht und herausgefunden, dass Antibiotika nicht allein für die Entstehung von Resistenzen verantwortlich sind. Der Erfolg der Antibiotikaresistenzgene hängt auch vom genetischen Erbgut der Bakterien ab, die sie übertragen. Die Forschenden des Wellcome Sanger Institute, der University of Oslo und der University of Cambridge haben sich bei ihren Untersuchungen auf E.coli-Stämme konzentriert, die in den vergangenen 20 Jahren in Großbritannien und Norwegen diagnostiziert wurden, und mehr als 700 neue Blutproben mit fast 5.000 zuvor bereits sequenzierten Bakterienproben verglichen. Laut der neuen Studie konnten große Unterschiede zwischen den beiden Ländern festgestellt werden.
Die Wissenschaftler:innen kamen zu der Schlussfolgerung, dass der weitverbreitete Einsatz einer Art von Antibiotika in verschiedenen Ländern nicht die gleichen Auswirkungen auf die Ausbreitung von antibiotikaresistenten Bakterien hat. So wurde zum Beispiel mit Beta-Lactam-Antibiotika eine Klasse dieser Medikamente in Großbritannien pro Person durchschnittlich 3-5mal häufiger eingesetzt als in Norwegen, was mit deutlich häufiger auftretenen Infektionen mit einem bestimmten mehrfach resistenten Stamm von E.coli einherging. Das in Großbritannien häufiger zum Einsatz gekommene Trimethoprim verursacht hingegen sehr viel seltener Resistenzen. Laut der Studienergebnisse hängt das Überleben der MDR-Bakterien davon ab, welche Stämme von E.coli sich im umgebenden Umfeld befinden.
Auch das Projekt VetMAB.de hat das Ziel, durch Wissensvermittlung in Form von verschiedenen Online-Fortbildungen für Landwirt:innen und Tierärzt:innen, den Einsatz von Antibiotika im Stall zu minimieren. Studierenden der Veterinärmedizin stehen die VetMAB-Module, die auf Myvetlearn.de angeboten werden, kostenfrei zur Verfügung.
Pressetext
Studie untersucht CDS bei älteren Hunden
Das kognitive Dysfunktionssyndrom (CDS) bei Hunden gilt als Pendant zur Alzheimererkrankung bei Menschen. Das konnten pathohistologische Untersuchungen belegen, wie Barbara Bockstahler von der Veterinärmedizinischen Universität Wien erklärt. „Ältere Hunde mit CDS erkennen ihre Besitzer:innen nicht, sind desorientiert, stehen plötzlich herum oder starren vor sich hin.“ Eine weitere Gemeinsamkeit der beiden Erkrankungen ist, dass die betroffenen Hunde und Menschen eine verminderte posturale Stabilität haben. Eine Verminderung der posturalen Stabilität bei älteren Patient:innen erschwert unter anderem das Treppensteigen oder das Überwinden kleinerer Hindernisse.
Gemeinsam mit weiteren Forschenden der Ambulanz für Physikalische Medizin und Rehabilitation untersucht Bockstahler in einer Studie, welchen Einfluss CDS bei älteren Hunden auf die posturale Stabilität hat. Neben dem Lösen von Aufgaben, die Aufschluss über geistige und körperliche Fähigkeiten geben können, werden die teilnehmenden Hunde tiermedizinisch untersucht. Zudem soll eine Ganganalyse Lahmheiten erkennen bzw. ausschließen und testen, ob die Hunde orthopädisch gesund sind. Für diese Studie werden noch weitere Hunde mit normalem Körperbau gesucht, die mindestens 1 Jahr alt sind, 10 kg oder mehr wiegen und keine orthopädischen oder neurologischen Vorerkrankungen haben.
Vetmeduni Wien
Wenig Akzeptanz von Zweinutzungshühnern
Auch wenn sich immer mehr Menschen in Deutschland gegen den Konsum von Fleisch entscheiden, scheint zumindest der Appetit auf Geflügelfleisch ungebrochen. Laut offiziellen Zahlen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) lag im vergangenen Jahr der durchschnittliche Pro-Kopf-Verzehr bei rund 11,5 Kilogramm. Der Konsum von Eiern wurde im Jahr 2022 mit 230 Stück pro Kopf beziffert, inklusive verarbeiteter Produkte wie beispielsweise Backwaren, Nudeln und Fertigmahlzeiten.
Die sogenannten Zweinutzungshühner als ethische Alternative nach dem Inkrafttreten des Kükentötens Anfang 2022, liefern sowohl aromatisches Fleisch als auch wohlschmeckende Eier. Das geht aus einer Studie der Universität Hohenheim unter Leitung des Naturland-Verbandes Baden-Württemberg hervor, in der Aussehen, Geschmack und Geruch mehrerer Linien von Zweinutzungshühnern analysiert, verkostet und systematisch bewertet wurden. Das Ergebnis der Untersuchungen hat gezeigt, dass Zweinutzungshühner besser schmecken.
Doch trotz der genannten Vorteile gibt es beispielsweise in Baden-Württemberg noch immer keinen Markt für Zweinutzungshühner. Neben der mangelnden Information der Verbraucher:innen haben diese den Nachteil, dass sie in ihrer Leistung rund 20 Prozent unter den etablierten Lege- und Mastlinien liegen, wie Prof. Dr. Lukas Kiefer vom Naturland-Verband Baden-Württemberg e.V. erklärt. „Das schlägt sich natürlich auch im Preis nieder.“ Abhilfe schaffen will hier das Projekt „Zweiwert“.
Gemeinsam mit weiteren Partner:innen wollen der Naturland-Verband und die Universität Hohenheim ein regionales Netzwerk schaffen, um die Wertschöpfungskette „Zweinutzungshuhn“ in Baden-Württemberg aufzubauen. Sollten sich die Studienergebnisse der Uni Hohenheim in weiteren Tests bestätigen, könnten Zweinutzungshühnern von den Verbraucher:innen stärker akzeptiert werden und zu deren weiteren Verbreitung beitragen.
Uni Hohenheim
Teils hohe Antibiotikakonzentrationen in Gewässern
Besonders in Gewässern um Antibiotika-Produktionsstätten ist die Wirkstoffkonzentration teilweise massiv hoch. Das ist das Ergebnis einer Pilotstudie, an der unter anderem die AOK Baden-Württemberg beteiligt war. Gemeinsam mit dem Rheinisch-Westfälischen Institut für Wasserforschung (IWW) und dem Umweltbundesamt haben Forschende in den vergangenen drei Jahren an bislang zehn Standorten in Indien und Europa Wasserproben auf die im Abwasser enthaltenen Antibiotikakonzentrationen geprüft sowie weitere Gewässerproben im Umfeld der Produktionsstätten untersucht.
Die Ergebnisse zeigten, dass die Grenzwerte an 40 Prozent der Produktionsstätten massiv, teils in mehreren 1000 Prozent, überschritten wurden. Die höchste Überschreitung innerhalb der Produktionsanlagen konnte beim Antibiotikum Ciprofloxacin festgestellt werden. „Bei Ciprofloxacin haben wir eine Abwasserkonzentration, die den vertraglich vereinbarten Schwellenwert um 11.000 Prozent überschreitet. Auch andere Schwellenwertüberschreitungen lagen in Größenordnungen von mehreren tausend Prozent“, erklärt Dr. Tim aus der Beek, Bereichsleiter Wasserressourcen-Management am IWW. Solch extrem erhöhte Wirkstoffkonzentrationen können zur Förderung von Resistenzen beitragen. Die Studienautoren fordern daher dringend Gesetzesänderungen.
„Belastete Produktionsabwässer sind ein wichtiger Grund für die Entstehung von Antibiotikaresistenzen, neben dem Risiko durch den massiven Einsatz von Antibiotika in der Human- und Veterinärmedizin”, erklärte Malgorzata Debiak vom Umweltbundesamt. Resistenzen führen dazu, dass Antibiotika nicht mehr wirken. „Wir müssen weltweit die Produktionsbedingungen im Blick haben, denn antibiotikaresistente Keime können sich in kurzer Zeit global ausbreiten und lassen sich nicht von Landesgrenzen aufhalten“, so Debiak. Auch Johannes Bauernfeind sieht “dringenden Handlungsbedarf”. „Notwendig sind verbindliche Umweltkriterien für die Zulassung und laufende Produktion ausgewählter Arzneimittel, insbesondere Antibiotika, sowie einheitliche Kontrollsysteme zu deren Einhaltung“, fordert der Vorstandschef der AOK Baden-Württemberg.
Die Pilotstudie zeige gleichzeitig aber auch positive Effekte. „Durch unseren intensiven Dialog vor Ort und den direkten Zugang zu den Produktionsanlagen konnten wir bei den Wirkstoffherstellern das Wissen über die umweltkritischen sowie gesundheitsgefährdenden Auswirkungen der Produktion nachweislich erweitern“, betont Dr. aus der Beek. „Die Sensibilisierung bewirkt bereits lokale Verbesserungen im Umgang mit Antibiotika und den Produktionsabwässern“, ergänzt Bauernfeind.
AOK
NTV
Missmanagement mitverantwortlich für Wassermangel
Der Weltklimarat prognostiziert, dass knapp 44 Millionen Europäer:innen im Jahr 2070 vom Wassermangel betroffen sein werden. Einer der Hauptgründe für die Wasserknappheit ist der Klimawandel, der mit einer steigenden Zahl an Dürreperioden einhergeht. Doch auch ein jahrzehntelanges Wassermissmanagement trage zur aktuellen Situation bei, heißt es von Seiten des World Wide Fund For Nature (WWF). Die Umweltschutzorganisation hat in einer Studie unterschiedliche Beispiele von Wassermissmanagement und -raubbau in Europa aufgezeigt. Demnach sind vor allem trockengelegte Feuchtgebiete und begradigte Flüsse Verursacher der Wasserknappheit.
„Hinzu kommen illegaler Wasserraubbau für die Landwirtschaft und unverantwortliche Praktiken beim Bau von Wasserkraftwerken“, heißt es in dem Bericht. Fallstudien in Spanien, den Niederlanden, Frankreich und Bulgarien belegen die Ausmaße des Missmanagements und die Bewirtschaftungsprobleme. Auch Deutschland habe mit dem Voranschreiten der Klimakrise zunehmende Wassersorgen, sagt Theresa Schiller. „Langzeitfehler im Flussgebietsmanagement und in der Bewirtschaftung unserer Wasserressourcen schlagen nun voll durch“, erklärt die WWF-Referentin für Internationale Wasserressourcen. Die Expertin kritisiert besonders, dass auch in Deutschland, neben anderen EU-Mitgliedsstaaten, die bestehenden, zielgerichteten EU-Vorgaben wie die Wasserrahmenrichtlinie, nicht hinreichend umgesetzt würden, und fordert die EU auf, eine zukunftsfähige Wasser- und Klimaanpassungsagenda zu forcieren.
WWF
WirtschaftsWoche
Parasitäre Würmer können Insulinresistenz reduzieren
Hakenwürmer gehören zu den häufigsten Auslösern von Wurminfektionen in den Tropen und Subtropen. Laut einer aktuellen Studie von Forschenden der James Cook Universität in Australien könnten Hakenwürmer aber auch gegen Stoffwechselerkrankungen helfen. Bei einer klinischen Studie mit 40 Personen zeigte sich bei der Mehrheit der Teilnehmer:innen nach der Infektion mit der menschlichen Hakenwurmart “Necator Americanus” eine deutliche Verringerung der Insulinresistenz. Bei den Proband:innen, die mit Placebos behandelt worden waren, stiegen die Werte hingegen an.
„Stoffwechselerkrankungen sind gekennzeichnet durch entzündliche Immunreaktionen und ein verändertes Darmmikrobiom. Frühere Studien mit Tiermodellen haben gezeigt, dass Hakenwürmer bei ihrem Wirt eine entzündungshemmende Reaktion hervorrufen, um ihr eigenes Überleben zu sichern”, erklärte Studienleiterin Doris Pierce. Bereits in früheren Studien konnte gezeigt werden, dass bestimmte Parasiten sowohl eine Immunaktivität sowie die Insulinresistenz verbessern können. „Die Ergebnisse rechtfertigen Folgestudien in größerem Maßstab, die an mehreren Testzentren in Australien und Übersee durchgeführt werden könnten”, sagt Pierces Doktorvater Paul Giacomin.
Pressetext
James Cook Universität
Studie beleuchtet Tierwohlprogramme in der Milchviehhaltung
Auch im Bereich der Milchwirtschaft stehen die Haltungsbedingungen von Nutztieren immer mehr im Fokus der Verbraucher:innen sowie der Politik. Um herauszufinden, wie hoch die Bereitschaft bei den Milchproduzent:innen ist, höhere Tierwohlstandards umzusetzen, haben Forschende der Fachhochschule Kiel und des ife Instituts Kiel die wachsende Verbreitung von Tierwohllabels bei Milchprodukten verglichen. „Unser Vergleich der relevantesten Tierwohlstandards in der Milchviehhaltung hat gezeigt, dass der Standard ‚Für mehr Tierschutz‘ in der Premium-Stufe des Deutschen Tierschutzbundes e. V. insgesamt die meisten und höchsten Anforderungen aufweist. Für Verbraucher:innen ist es aber schwierig, die verschiedenen Labels und Stufen zu unterscheiden, die jeweiligen Anforderungen zu kennen und zum Teil auch zu verstehen“, erklärt Prof. Dr. Holger Thiele von der FH Kiel.
Zudem sind die Wissenschaftler:innen der Frage nachgegangen, welche Vor- und Nachteile die Produzent:innen von der Einführung eines vom Bund geplanten Tierwohllabels erwarten. „Die Teilnahme an einem Tierwohlprogramm muss sich für Landwirt:innen lohnen. Sie müssen für zertifizierte Milch einen höheren Preis erhalten“, fordert die Kieler Doktorandin Henrike Grotsch. Aktuell bieten laut der Studie Lebensmittelhandel und insbesondere die Discounter immer häufiger Milch mit ihren eigenen Labels an, jedoch erheben sie bislang keinen stabilen Preisaufschlag. Mit ihrer Studie wollen die Forschenden aus Kiel einen Beitrag für eine langfristig tragfähige Konzeption einer Tierwohlkennzeichnung leisten.
Um verschiedene Themen und Probleme des Tierschutzes geht es auch in der Myvetlearn.de-Fortbildung “Aktuelle Probleme des Tierschutzes“, die als Präsenzfortbildung in Hannover oder wahlweise online als Live-Stream am 14. und 15. September 2023 angeboten wird.
FH Kiel