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Massentierhaltung fördert die Ausbreitung der Geflügelpest

Die Aviäre Influenza (AI), auch als Geflügelpest oder Vogelgrippe bezeichnet, hat sich weltweit ausgebreitet und wurde inzwischen in nahezu allen Regionen nachgewiesen. Millionen Wildvögel und Nutzgeflügel sind an der Infektionskrankheit verendet bzw. mussten gekeult werden. Doch auch Menschen und die Artenvielfalt seien von dem Geflügelpestvirus massiv bedroht, wie Diana Bell von der britischen Universität East Anglia erklärt.

In einem Interview mit Spektrum kritisiert die Virologin die Massentierhaltung, der sie die Hauptschuld für das Ausmaß dieser Panzootie gibt. Zusätzlich zu dem akuten Nahrungsmangel aufgrund von Überfischung gefährdet die AI die Bestände von zahlreichen Seevogelarten. Ein Viertel der in Großbritannien brütenden Basstölpel wurde durch das Virus bereits getötet. „Die Vogelgrippe droht ein weiterer Sargnagel für die Natur zu werden, wenn wir nicht entschlossen handeln“, so Bell. Stark gefährdet seien aber auch See-Elefanten und Seelöwen. „Viele Menschen, auch viele Verantwortliche, haben noch nicht begriffen, dass wir hier nicht von einer Geflügelkrankheit sprechen, die auch Auswirkungen auf wilde Tiere hat, sondern von einer globalen Bedrohung für die Artenvielfalt“, betont Bell.

Es müsse schnell gehandelt werden. Auch wenn das Virus ursprünglich in der Geflügelzucht entstanden ist, ist nach ihrer Einschätzung der Handel mit Geflügel, aber auch der illegale Handel mit Wildvögeln ein weitaus größerer Faktor für die Ausbreitung. „Milliarden Vögel wandern jedes Jahr um die Erde. Ein menschengemachter Vogelzug sozusagen. In Geflügelfarmen leben hunderttausende Tiere oft unter schlechten Bedingungen auf engstem Raum. Virenbelastete Rückstände werden als Dünger verwendet, um nur ein Beispiel zu nennen. So etwas nenne ich eine sehr effektive Methode, ein Virus wie einen Tsunami zu verbreiten. Wir müssen unsere Art der Geflügelfleischproduktion überdenken. Die Betriebe sollten ihre Küken selbst aufziehen und ihre Eier von den eigenen Tieren legen lassen, anstatt Küken und Eier weltweit herumzuschieben. Der Trend zu Megafarmen mit über einer Million Tieren muss gestoppt werden“, fordert die Virologin dringend.

Spektrum

Geflügelpestimpfungen mit Überwachungsstrategien erfolgversprechend

Die Geflügelpest hat sich innerhalb der letzten Jahre zu einer Panzootie bei Wildvögeln entwickelt. Fast weltweit kommt es inzwischen im Laufe des gesamten Jahres zu Infektionen mit dem hochpathogenen aviären Influenzavirus (HPAIV) des Subtyps H5. Um Infektionen in Nutztierbeständen zu vermeiden, scheint eine Impfung das Mittel der Wahl zu sein. Jedoch weisen Wissenschaftler:innen auf die Notwendigkeit hin, dass Impfungen nur in Verbindung mit Überwachungsstrategien einen wirklichen Erfolg aufweisen können. Diese Strategien sollten auf die epidemiologische Situation eines Landes und die Art des verwendeten Impfstoffs zugeschnitten sein sowie sorgfältig geplant und durchgeführt werden, wie in der aktuellen Ausgabe von „Biologicals” nachzulesen ist.

Nach Untersuchungen des internationalen Forscherteams sollten dabei mehrere Ebenen geeigneter Überwachungsmethoden sinnvoll kombiniert werden, um eine Impfung mit Nulltoleranz für Infektionen zu erreichen. Diese beinhalten neben Biosicherheitsmaßnahmen und einer kontinuierlichen Bewertung der Impfschutzes auch eine angemessene Überwachung geimpfter Bestände sowie die Typisierung nachgewiesener Feldvirusstämme. Die passive Überwachung (d. h. virologische Analysen von erkranktem oder verendetem Geflügel) bleibt zur Früherkennung eines Impfversagens von Bedeutung, da unzureichend geschützte, infizierte Impfbestände klinische Anzeichen einer Infektion zeigen.

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FLI

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