Studie unterstreicht Bedeutung des Schutzes von Fledermäusen
Der Rückgang der Artenvielfalt beeinflusst auch die die Ausbreitung von potenziell zoonotischen Krankheitserregern. Das geht aus einer aktuellen Studie der Universität Ulm hervor. Die Forschenden aus Deutschland, Tschechien, Australien und Ghana untersuchten die Verbreitung von Coronaviren im Zusammenhang mit Fledermauskolonien in Ghana. In dem westafrikanischen Land ist besonders die Vielfalt von Fledermauspopulationen sehr groß, die jedoch durch den immer kleiner werdenden Lebensraum stark zurückgeht. Die Biolog:innen analysierten über 2 Jahre die Auswirkungen der Zusammensetzung von höhlenlebenden Fledermausgemeinschaften auf die Verbreitung von Coronaviren. Mit Hilfe von morphologischen und genetischen Analysen konnten die Wissenschaftler:innen feststellen, welche Fledermausarten in den untersuchten Populationen vorkommen und welche davon häufiger mit Krankheitserregern infiziert sind.
„Bei unserer Untersuchung kam heraus, dass in weniger vielfältigen Fledermausgemeinschaften nur die besonders störungstoleranten Arten noch häufig anzutreffen waren. Und ausgerechnet diese gehören zu den “kompetenten” Arten, die anfälliger für die untersuchten Viren sind und diese gut übertragen“, sagt Professorin Simone Sommer, Leiterin des Instituts für Evolutionäre Ökologie und Naturschutzgenomik der Universität Ulm, die die Studie koordiniert hat. Innerhalb dieser Fledermausgemeinschaften ist das Infektionsrisiko angestiegen. Beobachtet wurde dieses Phänomen unter anderem für zwei besondere Coronaviren-Varianten: für die sogenannte Alpha-CoV 229E-like Variante, die einem menschlichen Erkältungsvirus ähnelt, als auch für die Variante Beta-CoV 2b, die mit dem SARS-Erreger verwandt ist.
„Alles in allem stützen unsere Ergebnisse das sogenannte “One Health”-Konzept. Dieses besagt, dass es eine enge Verbindung zwischen Umweltschutz, Tiergesundheit und menschlicher Gesundheit gibt“, betont Sommer. Die Studie zeigt einerseits, dass menschliche Störungen in den Lebensräumen von Wildtieren die Verbreitung von Krankheitserregern begünstigen könnten. Andererseits belegen die Untersuchungen, dass der Erhalt und Schutz der Lebensräume von Fledermäusen ein wichtiger Beitrag zur Integrität unserer Ökosysteme sein und zur Vorbeugung von Pandemien beitragen kann.
Universität Ulm
Umweltbelastung durch Lachszucht steigt
Sogenannte Massesterbeereignisse in der Lachszucht haben in sechs der wichtigsten Herkunftsländer dazu geführt, dass Millionen an Lachsen innerhalb kürzester Zeit verendet sind. Nach Untersuchungen der University of Victoria in Kanada nehmen derartige Ereignisse seit ca. 11 Jahren stetig zu. Allein zwischen 2021 und 2022 verendeten mehr als 865 Millionen Lachse. Neben starken wirtschaftlichen Einbußen bedeuten dieses Massensterben eine zusätzliche Belastung für die lokalen Ökosysteme.
Die kanadischen Wissenschaftler:innen betrachten die zunehmende Zahl der Aquakulturen als sehr problematisch. Einerseits führten die steigenden Wassertemperaturen zu einem verschärften Sauerstoffmangel in den Becken. Andererseits fördere diese intensive Form der Haltung die Ausbreitung von Seuchen oder Parasiten wie Seeläusen, was ebenfalls zum Tod großer Teile des Bestands führen könne.
Grundsätzlich sei die Massenzucht von Lachsen in Aquakulturen bedenklich, da große Mengen an Medikamenten in die Umwelt gelangen und das Ökosystem durch die Ausscheidungen belastet wird. Die Forschenden prognostizieren eine extreme Zunahme dieser Massesterbeereignisse, wenn sich die Zuchtanlagen weiter ausweiten. Lediglich eine Reduzierung des Besatzes oder eine intensivere räumliche Trennung der Zuchtbecken könnte dem entgegensteuern.
Spektrum
ZZF klärt über invasive Arten auf
Durch den weltweiten Warenverkehr und den globalen Handel sowie das uneingeschränkte Reisen wurden und werden zahlreiche Tier- und Pflanzenarten absichtlich oder unabsichtlich in neue Länder und Regionen verbracht. Dort siedeln sie sich als gebietsfremde, invasive Arten an, was nicht selten negative Auswirkungen auf andere heimische Arten und Ökosysteme hat. Bekannte Beispiele sind Waschbären, die bodenbrütende Vogelarten und heimische Amphibien gefährden, oder auch Wasserpflanzen aus Gartenteichen, die unter Umständen in einigen Flüssen und Seen Schaden anrichten.
Die Europäische Union hat sich zum Ziel gesetzt, Lebensräume, heimische Arten und Ökosysteme zu schützen (Verordnung (EU) 1143/2014). Unter anderem sollen alle EU-Mitgliedstaaten im Rahmen von Aktionsplänen über die Prävention von invasiven Tieren und Pflanzen aufklären. Der Bundesverband für fachgerechten Natur-, Tier- und Artenschutz e.V. (BNA) und der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe e.V. (ZZF) beteiligen sich mit ihrer Expertise zum Heimtiersektor und unterstützen den Aktionsplan der Bundesregierung insbesondere mit Informationsmaterial für Tierhalter, denn viele Heimtiere wie Meerschweinchen, Goldhamster, Prachtfinken, Bartagamen, Leopardgeckos, Rote Neons oder Guppys stammen ursprünglich nicht aus Europa und sind somit gebietsfremde Arten. Allerdings kommen viele aus tropischen und subtropischen Ländern und könnten in den natürlichen klimatischen Verhältnissen Deutschlands nicht überleben. Dennoch sollte auch ein unbeabsichtigtes Einbringen gebietsfremder Arten in die Natur durch vorbeugende geeignete Haltungsstandards vermieden werden.
Daher haben BNA und ZZF umfangreiches Informationsmaterial für beliebte Heimtiergruppen wie Amphibien und Reptilien, Säugetiere, Vögel, Wirbellose und Zierfische sowie für Aquarienpflanzen erstellt. Darin werden einfache Maßnahmen und Verhaltensweisen genannt, um ein Eindringen fremder Heimtierarten in die Natur zu verhindern. So sollte beispeilsweise das Aquarienwasser in der Kanalisation und nicht in offenen Gewässern entsorgt werden. Gartenteiche mit bestimmten Fischen oder Wasserpflanzen können mit Netzen überspannt, Außenvolieren für Vögel oder Kleinsäuger mit Schleusen oder Vorhängen gesichert werden. Zudem helfen beispielsweise Fliegenschutzgitter an Fenstern und Türen, damit Amphibien, Reptilien und Heimvögel nicht aus der Wohnung entweichen.
Die Informationsmaterialien des BNA und ZZF stehen kostenlos auf den Webseiten von BNA und ZZF für den Download zur Verfügung.
ZZF
H5N1 breitet sich im Südatlantik weiter aus
Das Virus der aviären Influenza vom Typ H5N1 breitet sich im Südatlantik weiter aus. Wie nun die Regierung der Falklandinseln bestätigte, gebe es zwei Fälle unter Eselspinguinen auf der Sea Lion Island. Weitere Ergebnisse stünden noch aus. Es gebe jedoch noch viele weitere, die unter ähnlichen Umständen sterben, wie eine Sprecherin mitteilte. Bisher seien mehr als 200 Küken und einige ausgewachsene Tiere tot aufgefunden worden. Derzeit warte man auf die Testergebnisse von Felsenpinguinen. Außerdem gibt es laut britische Zeitung “Guardian” mindestens einen Verdachtsfall bei einem Königspinguin auf der Insel Südgeorgien, etwa 1.500 Kilometer von den Falklandinseln entfernt.
Erst vor kurzem hatten britische Wissenschaftler mitgeteilt, sie hätten das Virus erstmals bei Säugetieren nahe der Antarktis entdeckt. Der Erreger sei bei See-Elefanten und Seebären festgestellt worden sowie im vergangenen Oktober bei einer Raubmöwenart auf Bird Island nahe Südgeorgien. Experten warnen, die Ausbreitung des Virus gefährde das einzigartige Ökosystem der Antarktis. Auch in der Arktis gab es zuletzt mehrere Nachweise von Vogelgrippe, unter anderem bei einem toten Eisbären.
Proplanta
Nutriapopulation in Baden-Württemberg stark gewachsen
Nutrias sind recht possierliche Bioinvasoren, die sich immer weiter ausbreiten. So auch in Baden-Württemberg, wo allein im Jagdjahr 2021/2022 rund 3.900 Nagetiere erlegt wurden, Tendenz deutlich steigend. Zwischen 2006 und 2016 haben sich die Vorkommensflächen der Nutrias in Baden-Württemberg um 81 Prozent vergrößert. Diese Art profitiert vom Klimawandel und den damit einhergehenden milden Wintern. Da die Tiere das heimische Ökosystem bedrohen und große Schäden anrichten, wird dringend darum gebeten, die Tiere nicht zu füttern.
ntv
Ökosystem der Ostsee noch immer stark belastet
Laut dem aktuellen Bericht der Baltic Marine Environment Protection Commission (Helsinki Commission – HELCOM) ist die Belastung der Ostsee noch immer sehr groß. Unter anderem sorgen Überdüngung und Verschmutzung sowie Sauerstoff-Verlust und Überfischung dafür, dass sich der Zustand der Ostsee in den Jahren 2016-2021 kaum verbessert hat. Auch die Zerstörung von Lebensräumen und die Landnutzung tragen weiterhin zur Belastung des Ökosystems der Ostsee bei und sorgen für ein anhaltendes Artensterben in vielen Regionen. Die Situation für einige Tierarten vor der deutschen Ostseeküste sei schlecht, heißt es im Bericht. Darunter fallen Wasservögel in der Kieler Bucht sowie der Mecklenburger Bucht. Im Arkona-Becken steht dem Bericht nach auch die Schweinswal-Population unter Druck.
Auch der Klimawandel wirkt sich zunehmend auf die Ostseeregion aus. HELCOM führt alle sechs Jahre ganzheitliche Bewertungen durch, um zu überprüfen, wie gut das Abkommen funktioniert, und konzentriert sich dabei auf die Entwicklung des Ökosystems der Ostsee. Diese Bewertungen umfassen “Zeitpunkte” in der dynamischen Lebensgeschichte der Ostsee. Zu den Mitgliedern der Arbeitsgruppe gehören mit Dr. Jan Dierking und Dr. Marco Scotti auch zwei Forscher des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel. Die dritte ganzheitliche Bewertung der Helsinki-Kommission (HOLAS 3) zeigt aber auch, dass regionale Maßnahmen Wirkung zeigen könnten.
„Viele Spezies sind Mehrfach-Stress durch den Klimawandel und andere menschliche Einflüsse ausgesetzt“, erklärt Meeresökologe Jan Dierking. „Nur eine Kombination von Maßnahmen kann helfen, marine Lebensräume zu verbessern und die einzigartige Biodiversität dieser Region zu schützen, auf die viele Menschen angewiesen sind.“
HELCOM
Geomar
Verbreitung von Viren abhängig von Artenvielfalt
In einem intakten Ökosystem gibt es aufgrund der großen Vielfalt an Tieren auch eine Vielzahl unterschiedlicher Viren. Wenn die Artenvielfalt abnimmt, besteht jedoch die Gefahr, dass sich die Viren verbreiten, die am widerstandsfähigsten sind. Das ist das Ergebnis einer Studie von Wissenschaftler:innen der Charité – Universitätsmedizin Berlin in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), die Auswirkungen der zunehmenden Abholzung von Regenwald auf Stechmücken und deren Viren untersucht hat.
Die Forschenden konnten belegen, dass sich die Zerstörung tropischer Regenwälder negativ auf die Vielfalt an Stechmückenarten auswirkt. Außerdem fanden sie heraus, dass sich in diesem Szenario die widerstandsfähigen Stechmückenarten durchsetzen, was wiederum zu einer schnelleren Verbreitung derer Viren führen kann, sofern es viele Exemplare der Art gibt. „Wenn eine Wirtsart sehr häufig ist, dann erleichtert das die Ausbreitung von Viren“, erklärt Prof. Dr. Sandra Junglen, Leiterin der Arbeitsgruppe „Ökologie und Evolution von Arboviren“ am Institut für Virologie der Charité. Unter ihrer Federführung haben die Wissenschaftler:innen Stechmücken aus einem Gebiet an der Elfenküste auf Virusinfektionen getestet.
„Dann haben wir geschaut, wie sich in den unterschiedlichen Landnutzungstypen die Zusammensetzung an Stechmückenarten unterscheidet, wo bestimmte Viren vorkommen und wie häufig diese sind“, erklärt Kyra Hermanns vom Institut für Virologie der Charité und Erstautorin der Veröffentlichung. „Damit konnten wir zum ersten Mal nachweisen, dass die Verbreitung der Viren nicht auf eine enge genetische Verwandtschaft zurückzuführen ist, sondern auf die Eigenschaften ihrer Wirte – also insbesondere auf jene Stechmückenarten, die gut mit veränderten Umweltbedingungen in gestörten Lebensräumen zurechtkommen“, ergänzt Junglen. Die Studie macht deutlich, wie wichtig Artenvielfalt ist, und kann helfen, neue Einblicke in die Dynamik von Infektionskrankheiten zu generieren.
Charité
Geflügelpestvirus auf keinen Fall unterschätzen
Die Geflügelpestvirus vom Typ H5N1 hat sich, mit Ausnahme weniger Regionen, inzwischen beinahe in der ganzen Welt ausgebreitet. H5N1 ist erstmals im Jahr 1996 in China nachgewiesen worden, zu einer Zeit, als überall in Südostasien große Geflügelfarmen aufgebaut wurden, wie Timm Harder Leiter des Nationalen Referenzlabors für Aviäre Influenza (A)/Geflügelpest am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) auf der Insel Riems, erklärt. „Das hat dem Virus in die Hände gespielt. Bereits zu jener Zeit hätte man diesen Virusstammbaum komplett ausrotten müssen, das ist leider nicht gelungen. Das ist die Wurzel allen Übels, das sich nun ereignet“, so Harder.
Der Experte befürchtet, dass das hochpathogene Virus schon bald die Antarktis und die ihr vorgelagerten Inseln im Südpolarmeer, die Falklandinseln und Südgeorgien erreichen wird. „Man mag sich das Szenario nicht ausmalen, das sich ereignet, wenn das Virus dort eingetragen wird“, betont Harder. „Die Antarktis ist weltweit eines der üppigsten Ökosysteme, das viele Vogelarten in teilweise riesigen Kolonien anzieht. Es wäre eine Katastrophe“, sagte Harder gegenüber dem Tagesspiegel. Die Virusinfektion könne wie ein Lauffeuer durch die Kolonien gehen, in denen die Tiere dicht gedrängt leben, und einzelne Arten in ihrem Bestand sehr stark gefährden.
Inzwischen scheint das Virus allerdings auch leichter auf Säugetiere überzuspringen. So mussten im Herbst vergangenen Jahres auf einer Pelztierfarm im Nordwesten Spaniens mehr als 50.000 Nerze nach einem Ausbruch mit dem Vogelgrippevirus H5N1 gekeult werden. Zudem sind erst vor wenigen Monaten in Polen mindestens 29 Katzen an einer Infektion mit dem Virus gestorben. So gesehen steigt das Risiko für den Menschen. Doch hat sich das Virus bisher nicht an den Menschen angepasst, obwohl sich in einigen wenigen Fällen auch Menschen bereits mit dem Virus infiziert hätten, die engen Kontakt mit Geflügel hatten. Das lässt den Schluss zu, dass H5N1 ein nicht zu unterschätzendes Potenzial für eine sogenannte Zoonose habe, so Harder.
„Es ist auf jeden Fall große Vorsicht angebracht“, so der FLI-Experte Harder. Aber es sind doch einige Mutationen nötig, damit H5N1 das schafft und Menschen sich dann auch gegenseitig infizieren können. „Es ist nicht ein einziger Schalter, der umzulegen ist, sondern es ist eine ganze Schalttafel mit vielen Schräubchen bzw. Mutationen nötig.“ Doch jede Infektion eines Menschen mit dem Virus gibt diesem mehr Chancen, sich weiter anzupassen. „Spätestens seit SARS-CoV-2 sollte uns klar sein, dass wir kein Virus unterschätzen dürfen und bereits dann, wenn ein verdächtiges Virus erstmalig auftaucht, viel konsequenter handeln müssen“, warnt der FLI-Experte.
Der Tagesspiegel