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Dänemark investiert in Insektenproduktion

Am 6. Dezember 2023 ist im dänischen Hvirring mit der Enorm Biofactory die größte Insektenfarm Skandinaviens mit einer Fläche von 22.000 Quadratmetern eröffnet worden. Gemeinsam mit dem dänischen DLG-Konzern, einer Genossenschaft von 25.000 dänischen Landwirt:innen, plane der Mitbegründer Carsten Lind Pedersen und sein Team die tägliche Produktion von 100 Tonnen Larven der Schwarzen Soldatenfliege, wie die Big Dutchman-Gruppe mitteilt.

Die Insektenlarven, aus denen nach etwa 12 Tagen Mehl und Öl hergestellt wird, stellen eine alternative Proteinquelle für die Landwirtschaft dar. Wie auf der Seite des Unternehmens zu lesen ist, könne das Insektenmehl durch den Proteingehalt von etwa 55% effektiv als Zutat in Futtermitteln für verschiedene Tiere, wie Fische, Geflügel, Schweine und Haustiere, eingearbeitet werden. Das gewonnene Insektenöl eigne sich zudem als Nahrungsergänzung in der Futterversorgung für verschiedenste Tiergruppen. Durch ihre Fähigkeit, Rückstände aus der Lebensmittelindustrie zu fressen und diese in nahrhafte und nachhaltige Zutaten umzuwandeln, hätten die Larven der Soldatenfliegen ein enormes Nachhaltigkeitspotenzial.

„Wir gehen davon aus, dass diese alternative Proteinquelle dauerhaft einen signifikanten Teil des derzeit nach Europa importierten Sojas ersetzen kann“, betont Dr. Frank Hiller, der Leiter der Big Dutchman-Gruppe, die die entsprechende Technik liefert, unter anderen fallen die Klimasysteme für den Zucht- und Mastbereich, die Abluftreinigung und Wärmerückgewinnung. Die Investitionskosten für die Insektenfarm liegen bei umgerechnet rund 70 Millionen Euro.  

Big Dutchman

Mykorrhiza-Pilze könnten Pflanzenschutzmittel ersetzen

Krankheitserreger in Ackerböden können Pflanzen befallen und damit einhergehend eine verringerte Ernte verursachen. Eine Impfung des Bodens mit Mykorrhiza-Pilzen könnte hier Abhilfe leisten. Gleichzeitig könnte auf zusätzlichen, umweltbelastenden Dünger verzichtet werden, wie Forschende der Schweizer Universitäten Zürich (UZH) und Basel berichten. Die Wissenschaftler:innen haben gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum Agroscope sowie dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL einen groß angelegten Freilandversuch durchgeführt und Mykorrhiza-Pilze ausgebracht.

Auf 800 Versuchsflächen, beziehungsweise 54 Maisfeldern in der Nord- und Ostschweiz, wurden die Pilze vor der Aussaat in den Boden eingearbeitet. Die Ernteerträge konnten mit Hilfe der alternativen Biologicals um bis zu 40 Prozent erhöht werden. „Die Mykorrhiza-Pilze ermöglichten auf einem Viertel der Äcker einen bis zu 40 Prozent besseren Ertrag. Das ist enorm“, sagt der Co-Studienleiter Marcel van der Heijden, Bodenökologe an der Universität Zürich und Agroscope.

Das Ausbringen von Mykorrhiza-Pilzen habe allerdings nur dann einen Nutzen, wenn die Äcker auch mit Krankheitskeimen belastet sind. Andernfalls führt der Einsatz der Pilze zu keiner Ertragssteigerung, teilweise könnte der Ertrag sogar zurückgehen, wie Co-Erstautorin Stefanie Lutz von Agroscope erklärt. „Dort sind die Pflanzen ohnehin schon stark und wachsen hervorragend. Das Ausbringen von Mykorrhiza bringt hier keinen zusätzlichen Nutzen”, sagt Natacha Bodenhausen vom FiBl, ebenfalls Erstautorin.

Weitere Forschungen müssen nun folgen, um herauszufinden, wie sich die Pilze am einfachsten großflächig ausbringen lassen. „Die Ergebnisse dieses Feldversuches sind aber schon jetzt ein großer Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Landwirtschaft“, erklärt Marcel van der Heijden.

UZH

Nachhaltige Tierhaltung im Fokus der Tönnies Forschung

Die nachhaltige Haltung landwirtschaftlicher Nutztiere, die sich konsequent am Tier ausrichtet und gleichzeitig umweltfreundlich ist, stand beim Workshop der Tönnies Forschung gGmbH in Marienfeld im Zentrum der Diskussionen. Um den Spagat zwischen Tierwohl und Emissionsreduzierung bestmöglich hinzubekommen, empfiehlt der Vorsitzende des Kuratoriums der Tönnies Forschung, Prof. Hans-Joachim Bätza, einzelne Bausteine zu verbessern. Darunter fallen neben der Futtereffizienz, optimierten Stallbedingungen sowie selektiver Züchtung auch alternative Proteinquellen, Bildung und Schulung von Mitarbeiter:innen sowie das Gesundheitsmanagement.

Die eine Quintessenz für eine optimale Haltung gebe es nicht, so Bätza. Grundsätzlich sei eine Konsumreduzierung tierischer Lebensmittel in den reichen Ländern sowie die primäre Grünlanderzeugung von Milch empfehlenswert, erklärte Prof. Friedhelm Taube von der Universität Kiel. Auch das Thema Offenstall wurde vielfach diskutiert. Um die Geruchsentwicklung, die mit dieser Stallform einhergeht, einzugrenzen, sollten die Buchten strukturiert sowie der Auslauf überdacht sein. Zudem könnten Spaltenböden im “Toilettenbereich” dafür sorgen, dass Ammoniakemissionen reduziert werden, wie Lars Broer von der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt (LUFA) Nord-West darlegte. Prof. Kai Frölich aus dem Vorstand des Tierparks „Arche Warder“ forderte zudem die gezielte Förderung von klein- und mittelbäuerlichen Strukturen. Staatliche Förderinstrumente sollten nicht mehr wie bislang die Größe der Fläche berücksichtigen, sondern sich überwiegend am Ausmaß der jeweiligen Ökosystemleistungen orientieren, so Frölich abschließend.

Proplanta

Tönnies