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Vollumfänglichkeit ist Erfolgsrezept des LTK

Eine Woche vor Beginn der größten Tierärztefortbildung im deutschsprachigen Raum, dem Leipziger Tierärztekongress (LTK), haben die Veranstalter (Tierärztliche Fakultät der Universität Leipzig, die Tierärztekammern der ostdeutschen Bundesländer sowie die Messe Leipzig) zu einer Online-Pressekonferenz eingeladen.

Mit Begeisterung wurden dort die neuen erwarteten Besucher- und Ausstellerrekorde vermeldet. So gibt es bereits jetzt knapp 6.000 Anmeldungen von Fortbildungsteilnehmer:innen sowie Buchungen von 329 Ausstellern aus insgesamt 21 Ländern auf der vetexpo. Prof. Dr. Uwe Truyen als Kongresspräsident beschreibt das Erfolgsgeheimnis des LTK mit dem breiten Spektrum und der Vollumfänglichkeit der Veranstaltung. Das Kongressprogramm ist so umfangreich und vielfältig wie die verschiedenen Tätigkeitsfelder in der Veterinärmedizin. Das Themenspektrum reicht von allen Tierarten bis zu Auseinandersetzungen mit ethischen Problemstellungen in der Tiermedizin, Lebensmittelsicherheit, Tierschutz, Tierseuchenbekämpfung und Zoonosen. Zudem wird es Brennpunktthemen zu One Health, Nachhaltigkeit und den Auswirkungen des Klimawandels geben.

Die vetexpo wurde in diesem Jahr um eine sogenannte Start Up-Area erweitert und in einer Sonderschau werden ein mobiles Hofschlachtsystem sowie ein Kofferlabor vorgestellt. Es gibt also viel zu sehen und zu hören.

Neben der Vorstellung des diesjährigen Programms wurde auf der Pressekonferenz auch das Thema Fachkräftemangel also Tierärztemangel angesprochen. Hier gebe es einiges zu tun. Als erstes müssten genauere Zahlen, Daten und Fakten her, um den Mangel bzw. den Bedarf genau einordnen zu können. Hier wollen zumindest einige Tierärztekammern künftig mehr beitragen durch detaillierte Erhebungsbögen, die u.a. um die Frage nach einer Teilzeitanstellung ergänzt werden, wie der Präsident der Tierärztekammer Sachsen, Dr. Uwe Hörügel, verriet. Prof. Truyen hält es auch für notwendig, die Zulassunsgbedingungen zum Veterinärmedizinstudium zu überarbeiten als auch mittelfristig die Zahl der Studienplätze deutlich nach oben aufzustocken. Nach Ansicht von Dr. Hörügel sollten auch internationale Kolleg:innen leichter in den Arbeitsmarkt integriert werden können, in dem beispielsweise eine zentrale Anlaufstelle für Tierärzt:innen aus dem Nicht-EU-Ausland geschaffen wird und im Rahmen der Approbationsanerkennung vorgeschriebene Prüfungen künftig wahlweise auch auf Englisch absolviert werden können. Dies fordert unter anderem auch der Dessauer Zukunftskreis (DZK) in seinem Wörlitzer Memorandum.

LTK

Mehr Highlights des LTK 2024

LTK Hessen formuliert Wahlprüfsteine zur Landtagswahl

Am 8. Oktober 2023 findet die nächste Landtagswahl in Hessen statt. Das hat die Landestierärztekammer Hessen (LTK) zum Anlass genommen und Wahlprüfsteine formuliert. Neben einer Überarbeitung der Gefahrenabwehrverordnung sorgt sich die LTK Hessen besonders um den Fachkräftemangel in der Veterinärmedizin, der noch immer große Probleme bereitet. Die Bereitstellung zusätzlicher Studienplätze, aber auch eine Änderung des Arbeitszeitgesetzes sowie Bürokratieabbau könnten aus Sicht der LTK Hessen zumindest ansatzweise das Problem lösen. Auch das Aufkaufen von Praxen und Kliniken durch Investoren bereitet zunehmend Sorge und erfordert nach Meinung der LTK eine Änderung des Heilberufsgesetzes.

In einem der Wahlprüfsteine formuliert die hessische Tierärztevertretung daher die Frage, ob sich die Politiker:innen für eine entsprechende Änderung einsetzen werden. Die Verteilung der Behandlungskosten von Wildtieren, die immer häufiger in Tierarztpraxen und den Tierschutzvereinen landen, ist Inhalt eines weiteren Wahlprüfsteins. Da auch die Aufnahmestationen schon jetzt überfüllt sind, stellt die LTK Hessen den Parteien zudem die Frage, welche Maßnahmen nach ihrer Meinung ergriffen werden sollen, um dieser Situation zu begegnen. Noch haben sich nicht alle Parteien zu den Wahlprüfsteinen geäußert.

LTK Hessen

Wiedersehen macht Freude!

Leipziger Tierärztekongress auch im Sommer ein Erfolg

Der Leipziger Tierärztekongress 2022, der vom 7. bis 9. Juli 2022 stattfand, war geprägt von großer Wiedersehensfreude und ausgelassener Stimmung der anwesenden Tierärztinnen und Tierärzte, trotz der anhaltenden Corona-Pandemie. Das mag auch zu den weniger gedrängten Gängen in der Industrieausstellung „vetexpo“ beigetragen haben.

Auftaktveranstaltung zum Thema “Bits and Bytes – Fluch oder Segen für die Tiermedizin?”. Moderation: Jörg Held

Am Einlass der Leipziger Messe unter regenbenetzter Glaskuppel las man auf den Tickets noch den Januartermin, zu dem der Kongress ursprünglich geplant war, die Temperaturen sagten aber etwas anderes. Pandemiebedingt war „das größte Klassentreffen der Veterinärmedizin“ in den Sommer verlegt worden. Die Hoffnung, dass eine solche Großveranstaltung dann nach Coronaschutzverordnung zulässig sein würde, wurde erfüllt.

Die Pandemie konnte man jedoch angesichts der parallel erneut steigenden Inzidenzen nicht ganz vergessen. In der dicht besetzten Eröffnungsveranstaltung am Donnerstagmorgen ermutigte der Kongresspräsident Prof. Uwe Truyen die Besucher des Kongresses zum freiwilligen Tragen einer Maske und zum Fernbleiben bei Unwohlsein, auch erwähnte er Schnelltests, die kostenlos zur Verfügung standen. Jedem Besuchenden blieb also selbst überlassen, inwiefern er sich wie für diese Fachfortbildung gewohnt, den reichlichen Gelegenheiten zum persönlichen Kontakt und gemeinsamen Feiern mit ehemaligen Kommiliton:innen und Kolleg:innen hingeben wollte.

Die Maskentragenden waren jedoch deutlich in der Minderzahl. Die Wiedersehensfreude und der Hunger nach Präsenz war vorherrschend und ließ Bedenken scheinbar in den Hintergrund rücken. Dennoch konnte niemand die Augen vor den durch eine Corona-Infektion dezimierten Referent:innenreihen verschließen. Kreative Lösungen wurden gefunden, Vorträge von anderen gehalten, Referierende live oder per Videoaufnahme zugeschalten.

Dem Besucher:innenrekord des Jubiläumskongresses in 2020 geschuldet (6200 Gäste) wurde der Platz für die Industriemesse vetexpo, die in diesem Jahr bereits am Donnerstag gemeinsam mit den Fachvorträgen startete, erweitert. Dies und die etwas geringere Besucher:innenzahl in diesem Jahr (5.600 Personen) sorgten für weniger Gedränge als in den vergangen Jahren. Neu waren dort auch die Workshop-Räume auf der Career Corner, in denen man sich im kleinen Kreis zu Themen wie „Kind und Karriere“, „Anforderungen an Führungskräfte“ oder dem neuen Online-Deutschkurs für tierärztliche Kolleg:innen aus dem Ausland informieren konnte. Dieser ist ein Projekt von Vetion.de und startete pünktlich zum Kongress.

Die Dichte der Vorträge und Seminare war gewohnt hoch und das Themenspektrum abseits der klassischen Fächer bildete die vielfältigen Anforderungen an den Tierarztberuf in der heutigen Zeit ab. Bereits die Auftaktveranstaltung sensibilisierte in Mitarbeit humanmedizinsicher Referierender die Zuhörerschaft für die vielfältigen Möglichkeiten der digitalen Vernetzung in der Praxis, aber auch die damit einhergehende Verantwortung im Bereich Datenschutz. Mit Blick auf den herrschenden Fachkräftemangel ist auch die Aufmerksamkeit auf die Kommunikationsfähigkeit von Tierärzt:innen und die Leistungen im Bereich Personalakquise und -entwicklung stärker geworden und schlug sich im Fortbildungsangebot nieder. Tierärzt:innen mit dem Wunsch nach Selbstständigkeit konnten sich in der Niederlassungsberatung zu klassischen Wegen oder parallel zu neuen Trends in der tierärztlichen Berufsausübung, etwa der Angliederung an eine sogenannte „Kette“ informieren. Schattenseiten des tierärztlichen Berufes – oft zitiert sind etwa Überarbeitung, ethische Konflikte bei Tierschutzfällen, Euthanasieentscheidung oder schlechte Zahlungsmoral der Patientenbesitzer:innen – wurden in Resilienz- und Selbstverteidigungs-Workshops beleuchtet.

Nicht in die Zukunft, sondern in die Vergangenheit schaute die Session „Geschichte der Veterinärmedizin“. Wer diese verpasst hat, kann sich auf der Website tiermedizin-leipzig.de (an der die Autorin mitwirkt, Anm. d. Red.) über die Bestellmöglichkeit von umfangreichen Broschüren zu diesem Thema, insbesondere zur Historie der Veterinärmedizinischen Fakultät Leipzig informieren.

Wem jedoch die Zukunft wichtiger ist als die Vergangenheit und wer diese auch gerne selbst gestalten möchte, dem sei die im kommenden Jahr erstmals stattfindende „FuturaVet“ ans Herz gelegt. Diese neue Fachmesse wartet am 16. Februar 2023 zunächst mit einer Online-Veranstaltung unter fachlicher Mitwirkung von Veterinär-, Humanmedizin und Agrarwissenschaft auf und soll ab 2025 mit Möglichkeit zu Networking und Industrieausstellung im zwei Jahresturnus in Leipzig stattfinden. Ziel der FuturaVet soll es sein, neue Blickwinkel und Anregungen aufzuzeigen, um Probleme nachhaltig und gemeinschaftlich im Sinne des One-Health-Ansatzes mit der Humanmedizin und der Agrarwirtschaft zu lösen. Tickets können bereits erworben werden. Mehr dazu auf der Website Futura.vet

Wie immer in Leipzig konkurrierten zum Tierärztekongress mehrere besuchenswerte Netzwerktermine am Abend miteinander, insbesondere am Freitag. Die Entscheidung musste zwischen der großen Kongressparty, zu der Industriesponsor Ceva diesmal in die Kongresshalle am Zoo anstelle der „Moritzbastei“ einlud, dem Leipziger Tierärztefasching im Anker und der in diesem Jahr erstmals stattfindenden vetjobs24.com-Careerparty, ausgerichtet von Hardenberg Consulting GmbH im Café „Hundertwasser“, fallen.

Ein Wiedersehen beim 12. Leipziger Tierärztekongress ist vom 18. bis 20. Januar 2024 geplant.

Sophia Neukirchner, Bilder: sn, gm