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Welsches Weidelgras zeigt Resistenz gegen Glyphosat

Erstmals sind in Großbritannien Pflanzen entdeckt worden, die eine Resistenz gegen das Herbizid Gyphosat aufweisen. Expert:innen der Weed Resistance Action Group (WRAG) hatten bei Versuchen mit gesammelten Samen des Welschen Weidelgras entdeckt, dass die Pflanzen die übliche Dosis des Herbizids überlebten. Britische Landwirt:innen werden dringend gebeten, die Pflanzen nach der Behandlung mit Glyphosat zu beobachten. Auch wenn es sich aktuell um einen Einzelfall zu handeln scheint und besonders Weidelgrasarten ein hohes Risiko hinsichtlich Glyphosatresistenz zeigen, sollte der Einsatz des Herbizids mit Bedacht durchgeführt werden.   

„Dieser Einzelfall ist jedoch eine deutliche Erinnerung an die Bedeutung eines verantwortungsvollen Umgangs mit Glyphosat, andernfalls werden wir wahrscheinlich noch mehr Fälle sehen“, mahnt John Cussans von Forschungs- und Beratungsinstitut Adas. Derzeit werden zusätzlich zu dem einen bestätigten Fall drei verdächtige Populationen von Welschem Weidelgras untersucht, deren Ergebnisse in Kürze erwartet werden. Cussans warnt, dass auch andere Unkräuter Resistenzen entwickeln könnten. Daher muss es jeden Landwirt um einen verantwortungsvollen Umgang mit Glyphosat gehen, nicht nur denjenigen, die Probleme mit Welschem Weidelgras haben.

Die Fachleute appellieren daher an die Landwirt:innen auf der Insel, Zielunkräuter mit einer ausreichenden Dosis Glyphosat zu behandeln, wiederholte Anwendungen auf dasselbe einzelne Unkraut jedoch zu unterlassen. Um das Resistenzrisiko zu mindern, sei aber auch die richtige Anwendungstechnik wichtig. Zum Zeitpunkt der Anwendung sollten Unkräuter aktiv wachsen, damit Glyphosat in die gesamte Pflanze verlagert werden kann, um eine wirksame Kontrolle zu ermöglichen. Auch dürfen gestresste Pflanzen keinesfalls mit dem Herbizid behandelt werden. Zudem sollten Landwirt:innen kein Risiko eingehen und sicherstellen, dass alle überlebenden Pflanzen mit einer anderen chemischen Wirkungsweise oder einer nicht-chemischen Methode bekämpft werden.

Topagrar

Imker:innen fordern weltweite Verringerung von Glyphosat

Da sich die EU-Länder erneut nicht auf eine gemeinsame Position hinsichtlich der weiteren Zulassung von Glyphosat einigen konnten, hat die EU-Kommission das alleinige Entscheidungsrecht genutzt und eine Verlängerung um weitere zehn Jahre angekündigt. Auch wenn es neue Auflagen und Einschränkungen geben soll, ist diese Entscheidung beim Deutschen Imkerbund (DIB) auf massives Unverständnis gestoßen. „Wir sind sehr enttäuscht, dass sich Deutschland aufgrund von Unstimmigkeiten im Kabinett, entgegen der Absprache im Koalitionsvertrag, bei der Abstimmung im Ministerrat enthalten musste“, sagt der Präsident des Imkerbundes, Torsten Ellmann. „Auf EU-Ebene, aber auch weltweit, muss die eingesetzte Menge von Glyphosat zumindest deutlich verringert werden. Die Verlängerung der Zulassung in der EU sollte – wenn überhaupt – nicht um volle zehn Jahre erfolgen. Wir fordern die EU-Kommission daher auf, ihre Absicht zu überdenken“, mahnt Ellmann. 

Auch das Fehlen von klaren und eindeutigen Aussagen der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA hinsichtlich der Bedrohung der Artenvielfalt durch Glyphosat, stößt bei den Imker:innen auf großes Befremden. So vernichte das Breitband-Herbizid Glyphosat sämtliche blühenden Beikräuter und nehme so vielen Bestäubern wie Wild- und Honigbienen die Lebensgrundlage, erklärt der Imkerbund. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO bescheinigt dem Unkrautvernichter, krebserregend zu wirken. Zudem hätten mehrere Studien negative Einflüsse von Glyphosat auf die Diversität und Produktivität von terrestrischen und aquatischen Ökosystemen nachgewiesen.

Der Leverkusener Chemie- und Pharmakonzern Bayer, der im Jahr 2018 den Glyphosat-Hersteller Monsanto für 63 Milliarden Dollar übernommen hat, sieht sich in Nordamerika mit zehntausenden weiteren Klagen auf Schadensersatz konfrontiert. Erst kürzlich hat ein Geschworenengericht in Jefferson City im US-Bundesstaat Missouri den Konzern zu einer Schadensersatzzahlung in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar verurteilt. Das Gericht hatte den drei Klägern Recht gegeben, nachdem sie darlegen konnten, dass ihre Krebserkrankung auf die jahrelange Verwendung des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels zurückzuführen ist. Bayer hat entsprechende Vorwürfe bezüglich Glyphosat stets zurückgewiesen und kündigte an, das Urteil anzufechten.

Um die Haltung, die Gesundheit und den Schutz von Bienen geht es unter anderem auch in der gleichnamigen vierteiligen E-Learning-Kursreihe, die Tierärzt:innen zur Online-Fortbildung auf Myvetlearn.de zur Vergügung steht. Die Kursreihe ist geeignet zur Weiterbildung für den Erwerb der Zusatzbezeichnung Bienen/den Fachtierarzt für Bienen.

Deutscher Imkerbund

Spiegel.de

EU-Kommission will Glyphosat-Zulassung bis 2033 verlängern

Der umstrittene Unkrautvernichter Glyphosat darf aktuell bis zum 15. Dezember 2023 in der EU verwendet werden. Die Europäische Kommission hat nun eine Verlängerung der Zulassung bis zum Jahr 2033 vorgeschlagen, nachdem die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) Glyphosat im Juli 2023 als unkritisch eingestuft hat. Unter anderem sollen jedoch Maßnahmen zur Risikominderung vorgesehen werden.

Die 27 EU-Mitgliedsstaaten sind nun in der Pflicht, über den Vorschlag der Kommission abzustimmen. Mindestens 15 Stimmen sind erforderlich, um den Vorschlag entweder zu unterstützen oder zu blockieren. Sollte sich keine Mehrheit für oder gegen den Vorschlag finden, entscheidet die Kommission.

Der Unkrautvernichter steht im Verdacht, krebserregend zu wirken und die Umwelt zu beeinträchtigen sowie das Insektensterben zu intensivieren. Die deutsche Regierung will Glyphosat ab Anfang 2024 nicht mehr zulassen, auch wenn eine Zulassung auf EU-Ebene verlängert wird. Eine schrittweise Darstellung des Erneuerungsprozesses, einschließlich der neuesten Entwicklungen, ist auf der Website der Europäischen Kommission zu finden.

Tagesschau