Eng verwandte Viren des aviären Influenzavirus (HPAIV) vom Subtyp H5N1 haben in Polen zu Infektionen von Katzen geführt. Wie das Staatliche Veterinärinstitut in Puławy mitteilte, seien bereits mehr als 20 Katzen gestorben. Dass sowohl Freigänger- als auch reine Wohnungskatzen von Infektionen betroffen sind, beunruhigt Halter:innen und die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die infizierten Tiere zeigten teilweise schwere Krankheitssymptome, wie Pneumonie und zentralnervöse Störungen.
Nach Berichten des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) handelt es sich bei den Infektionen in Polen um HPAIV H5N1 der Klade 2.3.4.4.b, die eine enge Verwandtschaft zu dem Virenstamm aufweisen, der seit Ende des letzten Jahres in Europa in Wildvögeln und bei Geflügel nachgewiesen wurde. Als mögliche Infektionsquellen benennt das FLI den direkten oder indirekten Kontakt zu infizierten Wildvögeln bzw. deren Ausscheidungen, aber auch kontaminiertes Futter könnte als Quelle in Betracht kommen. Während es auch in Italien und Frankreich zu Einzelfällen bei Katzen gekommen ist, wurden hierzulande noch keine H5N1-Nachweise bei Haustieren nachgewiesen. Die Viren seien jedoch unter anderem bei wildlebenden Füchsen gefunden worden, erklärte das FLI auf Anfrage.
Aufgrund der untypischen, regionalen Häufung von Geflügelpestausbrüchen bei Katzen sollen die Fälle in Polen weiter intensiv verfolgt werden. Unabhängig von den Ergebnissen gilt aus infektionsbiologischer Sicht generell die Empfehlung, Katzen nicht mit rohem Fleisch zu füttern und insbesondere in Gebieten mit verstärkten Nachweisen von HPAIV H5N1 bei Wildvögeln darauf zu achten, den Zugang zu Wildvögeln zu minimieren, d.h. den Freigang entsprechend einzuschränken. Für die allgemeine Bevölkerung besteht nach einer Risikoeinschätzung des European Centre for Disease Prevention and Control, ECDC, wenn überhaupt, gegenwärtig nur ein sehr geringes Risiko für eine Infektion.
FLI
Proplanta
Vetion-Fokusthema: Aviäre Influenza/Geflügelpest
Am 28. Juni 2023 ist der langjährige Präsidenten des Friedrich-Loeffler-Instituts, Professor Thomas C. Mettenleiter, vom Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft Cem Özdemir in einer kleinen Feierstunde in den Ruhestand verabschiedet worden. Mettenleiter begleitete dieses Amt insgesamt 27 Jahre. Nun wird seine Aufgaben Prof. Dr. med. vet. Christa Kühn übernehmen. Özdemir würdigte besonders die Entwicklung des Instituts über diesen Zeitraum hinweg und die Leistungen, die das FLI zu einem Institut von Weltrang geformt haben.
FLI
Prof. Dr. med. vet. Christa Kühn wird die neue Präsidentin des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) und tritt damit die Nachfolge von Prof. Dr. Dr. Thomas Mettenleiter an, der Ende Juni 2023 in den Ruhestand gehen wird. Kühn wurde von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir berufen, wie das BMEL am vergangenen Freitag bekannt gab.
„Das FLI mit seiner national und international anerkannten Forschung ist unverzichtbar bei der Bekämpfung von Tierseuchen, bei der Arbeit am One-Health-Ansatz oder bei Fortschritten in den Bereichen Tierschutz und Nutztiergenetik. Es freut mich sehr, dass es gelungen ist, mit Christa Kühn eine anerkannte und hochqualifizierte Wissenschaftlerin als Präsidentin zu gewinnen. Sie wird die Arbeit des FLI durch ihre jahrelange Erfahrung bereichern und die Fortführung seiner erfolgreichen Forschungstätigkeiten sicherstellen. Für Ihre neue Aufgabe wünsche ich ihr viel Erfolg”, erklärte Özdemir.
Seit mehr als 20 Jahren ist die Tierärztin und neue FLI-Präsidentin bereits am Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) in Dummersdorf tätig, seit 2004 in Führungspositionen – zuletzt als Leiterin des Instituts für Genombiologie. In seiner Begrüßungsrede dankte der Bundesminister auch dem scheidenden FLI-Präsidenten Prof. Thomas Mettenleiter für seine erfolgreiche Arbeit.
BMEL
Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) stuft das Risiko der Geflügelpestausbreitung weiterhin als hoch ein. Grund dafür seien trotz der warmen Temperaturen die weiterhin hohen Infektionsraten bei Lachmöwen. Diese sind derzeit nicht nur in Küstengebieten, sondern auch im Binnenland anzutreffen, was zu einem hohen Risiko des Vireneintrags in deutsche Geflügelhaltungen sowie Vogelbestände in zoologischen Einrichtungen führe, so das FLI. Als Brückenspezies können einige Möwenarten Geflügelproduktionsstätten und Wasservogelhabitate miteinander in Kontakt bringen. Zwar seien die Ausbrüche der Aviären Influenza in Deutschland rückläufig, in Frankreich gäbe es jedoch besonders durch die Stopfleberproduktion bei Enten und Gänsen ein hohes Seuchengeschehen. Daher empfiehlt das Institut, die wissenschaftliche Vogelberingung in Kolonien mit gehäuften Auftreten von Todesfällen (mit oder ohne HPAI positiven Befund) unverzüglich einzustellen, um die Verbreitung des Erregers innerhalb und zwischen Kolonien zu vermeiden. Zudem sollte beim Auftreten von eigenen Krankheitssymptomen zur Abklärung einer möglichen HPAIV Humaninfektion sofort ein Arzt aufgesucht werden.
FLI
Vetion-Fokusthema: Geflügelpest/Aviäre Influenza
Die hochpathogene Aviäre Influenza (HPAI) bedroht Wildvögel weltweit. Auch in den Sommermonaten, außerhalb der Vogelzugsaison, persistiert die Geflügelpest in den Beständen. Wie die Behörden in den USA mitteilen, ist auch der Kalifornische Kondor (Gymnogyps californianus) von der hochansteckenden Tierseuche bedroht. Bislang seien bereits mehr als ein Dutzend der größten Vögel Nordamerikas, die mit großer Mühe vor dem Aussterben gerettet wurden, verstorben. Die Behörden planen daher, die seltenen Vögel gegen die HPAI zu impfen. Nach Informationen des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) wäre das die weltweit erste Impfung von freilebenden Wildvögeln gegen die Vogelgrippe. Zunächst sollte der Impfstoff allerdings noch an Rabengeiern getestet werden.
„Die Impfung könne bei den Kondoren eine sehr interessante Option sein“, erklärte Timm Harder, der Leiter des Nationalen Referenzlabors für Aviäre Influenza am FLI. Harder weist jedoch darauf hin, dass einiges dabei bedacht werden müsse – beispielsweise die häufig ungeklärte Verträglichkeit und die nicht lange anhaltende Immunität. In kleinerem Ausmaß habe es ähnliche Impfungen bereits in Zoos und Tierparks, unter anderem in Deutschland sowie bei gehaltenem Geflügel in vielen Ländern außerhalb Europas und Nordamerikas gegeben, so etwa in China.
Schweizerbauer
Vetion-Fokusthema Aviäre Influenza/Geflügelpest