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Fleischesser wünschen sich mehr Tierwohl

Die Zahl der Personen, die kein Fleisch essen, ist sehr viel geringer als die derer, die Fleisch konsumieren. Allerdings nimmt die Zahl derer zu, die eine bessere Haltung der Schlachttiere fordern und auch bereit sind, entsprechende höhere Preise zu zahlen. Das ergab eine Bürgerbefragung der Verbraucherschutzorganisation BEUC in Belgien, Deutschland, Ungarn, Italien, den Niederlanden, Portugal, Spanien und Schweden von jeweils 1.000 Bürgern.

In der Befragung bezeichneten sich nur 2 % der Befragten als Vegetarier und 1 % als Veganer. 18 % der Befragten genießen Fleisch im Schnitt der acht Länder sogar täglich.  

Für 84 % ist das Wohlergehen der Nutztiere wichtig, für 41 % sogar sehr wichtig. 88,5 % der Befragten befürworten höhere Tierhaltungsstandards und mehr als die Hälfte der Verbraucher würde höhere Lebensmittelpreise akzeptieren. Dies sagten vor allem die Bürger aus Deutschland, Schweden, Italien und Ungarn, wo mehr als ein Drittel der Befragten bereit sei, über 5 % mehr für Tierwohl-Produkte zu zahlen. Auf der anderen Seite würden oder müssten rund 61 % bei steigenden Preisen ihren Fleischkonsum insgesamt reduzieren.

BEUC

Fleischkonsum und Tierhaltung weltweit gewachsen

Dem gefühlten Trend hin zu weniger Fleischkonsum bzw. kompletten Verzicht zum Trotz, hat der jährliche Fleischverbrauch pro Kopf im vergangenen Jahrzehnt um rund 1 Kilo zugenommen. Lag der durchschnittliche weltweite Jahreskonsum 2010 laut FAO bei 41,6 Kilogramm pro Kopf, waren es 2020 rund 42,8 Kilogramm. Um die Nachfrage nach Fleisch und anderen tierischen Produkten zu decken, wurde die Tierhaltung global stark ausgeweitet. Weltweit stieg die Zahl der gehaltenen Hühner von 14,4 Milliarden im Jahr 2001 auf rund 25,9 Milliarden im Jahr 2021. Das entspricht einem Anstieg um 79 %. Auch der Bestand an Rindern, Schafen, Enten, Ziegen und Schweinen wuchs in diesem Zeitraum stetig und es wurden im Jahr 2021 weltweit rund 357,4 Millionen Tonnen Fleisch erzeugt. Das war ein Anstieg um 51 % gegenüber dem Jahr 2001. Die Geflügelfleischproduktion wurde in diesem Zeitraum beinahe verdoppelt.

Problematisch ist, dass die intensive Nutztierhaltung durch einen hohen Flächen- und Wasserverbrauch, belastete Böden und Gewässer gekennzeichnet ist und mit ihren Emissionen zum Klimawandel beiträgt. Ein Grund ist neben einer stetig wachsenden Weltbevölkerung auch der wachsende Wohlstand in vielen Schwellen- und Entwicklungs­ländern, was sich auf das Ernährungsverhalten auswirkt. Laut einer neuen Studie des UN-Umweltprogramms (UNEP) beansprucht die Tierhaltung weltweit inzwischen 78 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Die fortschreitende Ausdehnung der Acker- und Weideflächen zerstört natürliche Lebensräume und geht zu Lasten der Biodiversität. Dünger und Pestizide verschärfen die Situation weiter. Zudem tragen die aus der Tierhaltung resultierenden Treibhausgasemissionen in nicht unerheblichem Maße zum Klimawandel bei, heißt es in einem Artikel des Statistischen Bundesamtes (Destatis) vom 29. September 2023. Um effektiv gegenzusteuern, ist laut der UNEP-Studie „Food system impacts on biodiversity loss“ eine stärker pflanzenbasierte Ernährung und eine Umstellung der Lebensmittelproduktion notwendig.

Destatis