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Kampf gegen Antibiotikaresistenzen muss weitergehen

Laut einem Ende Februar veröffentlichten Bericht der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) bestehen weiterhin Resistenzen von Salmonellen und Campylobacter-Bakterien gegen häufig verwendete antimikrobielle Mittel. Die EFSA rät daher dringend erneut zu einem umsichtigen Einsatz von Antobiotika. Zudem appelliert die Behörde, die Infektionsprävention und -kontrolle zu verbessern, Forschung und Innovation bei der Entwicklung neuer antimikrobieller Mittel zu stärken sowie Strategien und Verfahren auf nationaler Ebene zu gewährleisten.

Zwischen 2013 und 2022 beobachtete mindestens die Hälfte der meldenden Länder eine zunehmende Resistenz gegen Fluorchinolone bei Isolaten von Salmonella Enteritidis und Campylobacter jejuni, die gewöhnlich mit Geflügel in Verbindung gebracht werden. Dieser Befund ist für die öffentliche Gesundheit besorgniserregend, da in den seltenen Fällen, in denen Salmonellen- oder Campylobacter-Infektionen zu schweren Erkrankungen führen, Fluorchinolone zu den für die Behandlung verwendeten antimikrobiellen Mitteln gehören.

Der Bericht hat jedoch auch in mehreren EU-Mitgliedstaaten Fortschritte bei der Verringerung der antimikrobiellen Resistenz (AMR) gezeigt. So hat sich der Anteil der Escherichia coli-Isolate von zur Lebensmittelerzeugung genutzten Tieren vergrößert, die eine “vollständige Empfindlichkeit” oder “Nullresistenz” gegen wichtige antimikrobielle Mittel aufweisen.

„Wir haben zwar positive Ergebnisse bei den Maßnahmen zur Verringerung der Antibiotikaresistenz erzielt, doch sind weitere gemeinsame Anstrengungen unerlässlich, um diese globale Bedrohung zu bekämpfen. Der One-Health-Ansatz erinnert uns daran, dass die Bekämpfung von AMR die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Sektoren wie der menschlichen Gesundheit, der Tiergesundheit und der Umwelt erfordert”, erklärten Carlos Das Neves, leitender Wissenschaftler der EFSA, und Mike Catchpole, leitender Wissenschaftler des ECDC. Mehr Aufmerksamkeit fordern die beiden Wissenschaftler auch für das Auftreten von Carbapenem-Resistenzen bei E. coli-Bakterien. Diese treten bei Menschen und Tieren aktuell zwar nur selten auf, aber in den letzten Jahren haben immer mehr EU-Länder über Bakterien berichtet, die Carbapenemase-Enzyme in verschiedenen Tierarten produzieren. Dies erfordert Aufmerksamkeit und weitere Untersuchungen, da Carbapeneme eine Gruppe von Antibiotika als letztes Mittel darstellen und jeder Nachweis einer Resistenz gegen sie besorgniserregend ist.

Das Portal VetMAB.de bietet Landwirt:innen und Tierärzt:innen zahlreiche Online-Fortbildungen an, die das Ziel haben, die Haltungsbedingungen und damit die Tiergesundheit zu verbessern und so den Einsatz von Antibiotika bei Nutztieren zu reduzieren.

EFSA

Reduzierter Antibiotikaeinsatz führt zu Rückgang von Resistenzen

Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hat gemeinsam mit der EFSA und der EMA den Verbrauch antimikrobieller Mittel und das Auftreten antimikrobieller Resistenzen (AMR) in Bakterien von Menschen und lebensmittelliefernden Tieren (JIACRA IV) analysiert und die Ergebnisse im inzwischen vierten gemeinsamen Bericht veröffentlicht. Demnach traten Antibiotikaresistenzen in Ländern, die den Einsatz von Antibiotika bei Menschen und Tieren verringert hatten, seltener auf.

„Der Einsatz von weniger Antibiotika in der Tierhaltung zahlt sich aus: in den meisten Ländern, in denen der Antibiotikaeinsatz reduziert wurde, konnten wir einen entsprechenden Rückgang der Resistenzen beobachten. Das bedeutet, dass die nationalen Bemühungen greifen. Es unterstreicht auch das Engagement der EU für den One-Health-Ansatz, der sowohl die Gesundheit der Tiere als auch die globale öffentliche Gesundheit schützt”, so Bernhard Url, geschäftsführender Direktor der EFSA.

Die 3 Agenturen haben zum ersten Mal auch die Entwicklung des Antibiotikaverbrauchs und der Antibiotikaresistenz in Escherichia coli (E. coli) von Menschen und lebensmittelliefernden Tieren im Zeitraum zwischen 2014 und 2021 bewertet. In diesem Zeitraum ging beispielsweise der Antibiotikaverbrauch bei zur Lebensmittelerzeugung genutzten Tieren um 44 % zurück. Die durchgeführte Analyse ergab, dass E. coli-Bakterien sowohl bei Tieren als auch bei Menschen immer weniger resistent gegen Antibiotika sind, da der Antibiotikaverbrauch insgesamt zurückgeht. Dies zeigt, dass die besorgniserregenden Trends bei der Antibiotikaresistenz mit den richtigen Maßnahmen und Strategien umgekehrt werden können. Außerdem legt der Bericht dar, dass die Verwendung wichtiger Antibiotikagruppen wie Carbapeneme, Cephalosporine der 3. und 4. Generation und Chinolone beim Menschen mit einer Resistenz gegen diese Antibiotika bei E. coli aus dem Menschen verbunden ist. Ebenso wird die Verwendung von Chinolonen, Polymyxinen, Aminopenicillinen und Tetrazyklinen bei zur Lebensmittelerzeugung genutzten Tieren mit einer Resistenz gegen diese Antibiotika bei E. coli-Bakterien in zur Lebensmittelerzeugung genutzten Tieren in Verbindung gebracht.

Der One-Health-Ansatz, der durch die Zusammenarbeit von ECDC, EFSA und EMA umgesetzt wurde, und die in diesem Bericht vorgestellten Ergebnisse erfordern die Fortführung der Anstrengungen zur Bekämpfung der Antibiotikaresistenz auf nationaler, EU- und globaler Ebene im gesamten Bereich der Menschen und der zur Lebensmittelerzeugung genutzten Tiere, lautet das Fazit der Agenturen.

ECDC

Antibiotika sind nicht der einzige Faktor für Resistenzbildungen

Die Zahl der Antibiotikaresistenzen nehmen weltweit zu. Zahlreiche Forschungsprojekte widmen sich Gründen für und der Verhinderung von weiteren Resistenzen. So hat ein internationales Team von Forschenden erstmals die Auswirkungen von Antibiotika auf den Anstieg von behandlungsresistenten Bakterien untersucht und herausgefunden, dass Antibiotika nicht allein für die Entstehung von Resistenzen verantwortlich sind. Der Erfolg der Antibiotikaresistenzgene hängt auch vom genetischen Erbgut der Bakterien ab, die sie übertragen. Die Forschenden des Wellcome Sanger Institute, der University of Oslo und der University of Cambridge haben sich bei ihren Untersuchungen auf E.coli-Stämme konzentriert, die in den vergangenen 20 Jahren in Großbritannien und Norwegen diagnostiziert wurden, und mehr als 700 neue Blutproben mit fast 5.000 zuvor bereits sequenzierten Bakterienproben verglichen. Laut der neuen Studie konnten große Unterschiede zwischen den beiden Ländern festgestellt werden.

Die Wissenschaftler:innen kamen zu der Schlussfolgerung, dass der weitverbreitete Einsatz einer Art von Antibiotika in verschiedenen Ländern nicht die gleichen Auswirkungen auf die Ausbreitung von antibiotikaresistenten Bakterien hat. So wurde zum Beispiel mit Beta-Lactam-Antibiotika eine Klasse dieser Medikamente in Großbritannien pro Person durchschnittlich 3-5mal häufiger eingesetzt als in Norwegen, was mit deutlich häufiger auftretenen Infektionen mit einem bestimmten mehrfach resistenten Stamm von E.coli einherging. Das in Großbritannien häufiger zum Einsatz gekommene Trimethoprim verursacht hingegen sehr viel seltener Resistenzen. Laut der Studienergebnisse hängt das Überleben der MDR-Bakterien davon ab, welche Stämme von E.coli sich im umgebenden Umfeld befinden.

Auch das Projekt VetMAB.de hat das Ziel, durch Wissensvermittlung in Form von verschiedenen Online-Fortbildungen für Landwirt:innen und Tierärzt:innen, den Einsatz von Antibiotika im Stall zu minimieren. Studierenden der Veterinärmedizin stehen die VetMAB-Module, die auf Myvetlearn.de angeboten werden, kostenfrei zur Verfügung.

Pressetext

Schweizer Forschende entdecken mehr als 30 neue Bakterienarten

Durch systematisches Sammeln und Analysieren von Blut- oder Gewebeproben von Patient:innen ist es einem Forscherteam der Universität Basel und des Universitätskrankenhauses Basel gelungen, mehr als 30 neue Bakterienarten zu entdecken. Einige dieser bislang unbekannten Keime assoziieren die Wissenschaftler:innen mit klinisch relevanten Infektionen.

Für rund 60 unbekannte bakterielle Keime, hatte das Team um den Mikrobiologen PD Dr. Daniel Goldenberger mit konventionellen Labormethoden keinen Treffer gefunden. Daher sequenzierten die Forschenden das gesamte Erbgut der Bakterien mit einer Methode, die erst seit wenigen Jahren zur Verfügung steht. Die ermittelten Genomsequenzen glichen sie dann mithilfe eines Online-Tools mit bereits bekannten Bakterienstämmen ab. 35 dieser analysierten Bakterien waren bislang nicht bekannt, 7 Stämme können bakterielle Infektionen verursachen. Der größte Teil der neu identifizierten Arten gehört zu den Gattungen Corynebacterium und Schaalia, beide grampositive Stäbchen. „Viele Arten aus diesen beiden Gattungen finden sich im natürlichen menschlichen Mikrobiom der Haut und der Schleimhäute. Sie werden deswegen häufig unterschätzt und sind wenig erforscht“, erklärt Daniel Goldenberger. Potentiell gefährlich werden die eher unterschätzten Keime, wenn diese in die Blutbahn eindringen.

Einer der neu identifizierten Krankheitserreger stammt aus dem Daumen eines Patienten, der sich nach einem Hundebiss entzündet hatte. Vandammella animalimorsus (Tierbiss-Vandammella), wie er von der  kanadische Forschungsgruppe getauft wurde, könnte laut Goldenberger klinisch von Bedeutung sein und müsse im Auge behalten werden.       

Die Forschenden sammeln und sequenzieren weiterhin systematisch unbekannte Keime aus Patientenproben. Inzwischen sind bereits zwanzig weitere dazugekommen. „Wir bemerken hier eine große Dynamik, es wird aufgrund der technologischen Fortschritte in der Bakteriologie allgemein viel mehr über neu entdeckte Bakterienarten berichtet”, so Daniel Goldenberger. Durch diese Entwicklung wird es in Zukunft immer einfacher werden, Infektionen mit seltenen Erregern richtig zu diagnostizieren und von Anfang an effektiv zu behandeln.

Universität Basel

Neues Polymer bekämpft zielgenau resistente Bakterien

Ein elektrisch positiv geladenes Molekül mit Namen “AquaMet” kann gezielt und hocheffektiv Bakterien zerstören, indem es die Membran dieser Mikroorganismen dauerhaft beschädigt. Der Einsatz der sogenannten Polymeren ist völlig frei von Nebenwirkungen, da keine anderen Zellen des menschlichen Körpers in Mitleidenschaft gezogen werden. „Sie können zur Bekämpfung der Antibiotikaresistenz beitragen, weil sie mit Hilfe eines Mechanismus wirken, gegen den Bakterien offenbar keine Resistenz entwickeln”, so Quentin Michaudel von der Texas A&M University, der “AquaMet” gemeinsam mit seinem Team entwickelt hat. In verschiedenen Test wurde das Molekül gegen die zwei Haupttypen antibiotikaresistenter Bakterien, E. coli und Staphylococcus aureus, eingesetzt und zerstörte diese, ohne menschliche Blutkörperchen zu beschädigen.

„Ein häufiges Problem bei antibakteriellen Polymeren ist die mangelnde Selektivität zwischen Bakterien und menschlichen Zellen beim Angriff auf die Zellmembran. Der Schlüssel liegt darin, die richtige Balance zwischen der wirksamen Hemmung des Bakterienwachstums und der wahllosen Abtötung mehrerer Zelltypen zu finden”, sagt Michaudel.

„Ohne wissenschaftlichen Beistand anderer Gruppen hätten wir keinen Erfolg gehabt. Zum Beispiel mussten wir einige Proben an das Letteri-Labor der University of Virginia schicken, um die Länge unserer Polymere zu bestimmen, was den Einsatz eines Instruments erforderte, über das nur wenige Labore im Land verfügen”, erklärt der Forscher.

Pressetext

Ameisen behandeln Infektionen mit selbst produzierten Antibiotika

Die südlich der afrikanischen Sahara vorkommenden Matabele-Ameisen können infizierte Wunden erkennen und behandeln diese gezielt mit körpereigenen Antibiotika. Zu diesem Ergebnis kam ein Forscherteam um Erik Frank von der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg.

Diese Fähigkeit entwickelten die Ameisen der Art Megaponera analis, da sie bei Beutezügen auf Termiten durch deren kräftige Beißzangen häufig verletzt werden. In die Wunden eindringende Bakterien führen nicht selten zum Tod der verletzten Matabele-Ameisen. Die Forschenden fanden heraus, dass die Ameisen eine Art antibiotische Salbe benutzen, die sie mit ihren Vorderbeinen aus zwei als Metathorakaldrüsen bezeichneten Öffnungen an ihrem Körper kratzen. Mit diesem Sekret, das 112 Komponenten enthält, behandeln die Ameisen die infizierten Wunden ihrer Artgenossen. Die Sterblichkeit infizierter Individuen wird so um 90 Prozent verringert, wie die Forschungsgruppe herausgefunden hat.

Weitere Analysen des Teams legen dar, dass die Ameisen infizierte Wunden buchstäblich riechen können. „Chemische Analysen in Kooperation mit JMU-Professor Thomas Schmitt haben ergeben, dass sich als Folge einer Wundinfektion das Kohlenwasserstoffprofil des Ameisenpanzers spezifisch verändert“, so Erik Frank. Genau diese Veränderung können die Ameisen erkennen und so den Infektionszustand verletzter Kampfgefährtinnen diagnostizieren.

Diese Ergebnisse hätten eine besondere „medizinische Bedeutung, da der primäre Erreger in Ameisenwunden, Pseudomonas aeruginosa, auch eine der Hauptursachen für Infektionen beim Menschen ist, wobei mehrere Bakterienstämme gegen Antibiotika resistent sind“, erklärt Professor Laurent Keller von der Universität Lausanne, der die Studie zusammen mit dem Würzburger Forscher leitete. Als nächsten Schritt plant Keller, die von den Matabele-Ameisen verwendeten Antibiotika in Kooperation mit Arbeitsgruppen der Chemie zu identifizieren und zu analysieren. Womöglich kommen dabei neue Antibiotika ans Licht, die vielleicht auch beim Menschen anwendbar sind.

Um Antibiotika und die wachsende Zahl von Resistenzen bei Nutztieren und Menschen geht es auch bei VetMAB.de.

JMU

Spektrum

Mortellarosche Krankheit konsequent behandeln

Die Digitale Dermatitis (DD), auch als Mortellarosche Krankheit bekannt, ist eine infektiöse Erkrankung der Klaue und kommt in vielen Beständen vor. Bakterien dringen in die Haut ein, wenn die Hautbarriere geschwächt ist, vermehren sich dort und verursachen Läsionen von wenigen Millimeter bis hin zu Geschwüren in Münz- bis Kinderfaustgröße. In einem einjährigen Praxisversuch haben Tierärzt:innen auf zwei Betrieben die Schäden einerseits mit einer zweimaligen wöchentlichen Waschung der Klauen behandelt. In der anderen Versuchsgruppe wurden die Klauen zusätzlich mit einem Klauenpflegeprodukt eingesprüht, das hautpflegend wirken, einen Schutzfilm auf der Haut ausbilden und zudem auf die Haut treffendes Ammoniak binden soll. Zudem untersuchten Tierärzt:innen einmal monatlich alle Gliedmaßen im Melkstand bzw. am Fressgitter und do­kumentierten die Ergebnisse.

Es zeigte sich, dass sich lediglich durch die konsequente Behandlung zu Versuchsbeginn die Anzahl der akuten, offenen Läsionen in beiden Betrieben reduzierte. In dem Betrieb, in dem zusätzlich das Klauenpflegeprodukt eingesetzt wurde, kam es jedoch zu weniger Reinfektionen. Die Tierärzt:innen fanden auch immer weniger chronisch verbleibende leichte Hyperkeratosen. Die Kontrollfüße der gleichen Kühe zeigten dagegen deutliche Läsionen, die immer wieder bei den Klauen­pflegemaßnahmen behandelt werden mussten.

Der Praxisversuch konnte belegen, dass eine Kombination aus Klauenpflege, Nachkontrolle, regelmäßiger Anwendung eines Klauenpflegeproduktes und Stallhygiene den größten Erfolg im Kampf gegen die DD bringen kann. Um sich gegen die Mortellarosche Krankheit zu schützen, werden zudem neben einem ansprechenden Kuhkomfort und einer verbesserten Stallhygiene auch Biosicherheitsmaßnahmen wie den zeitweiligen Verzicht auf Tierzukauf und das Tragen von Schutzkleidung empfohlen.

Die 7-teilige Online-Fortbildungsreihe Biosicherheit in der tierärztlichen Bestandsbetreuung von Myvetlearn.de bietet Nutztierärzt:innen in allgemeinen und tierartspezifischen Kursen fundiertes Wissen zu den Hygiene- und Biosicherheitsmaßnahmen in Beständen verschiedener Tierarten (Rind, Schwein, Geflügel, Pferd). Ein kostenfreies Impulsreferat zur Bedeutung der Maßnahmen dient als Einführung. 

Topagrar

E-Learningreihe Biosicherheit auf Myvetlearn.de

Neues Antibiotikum hochwirksam auch gegen Krankenhauskeime

Ein neu entdecktes Antibiotikum zeigt sich auch gegen einige multiresistente Bakterien äußerst wirksam. Clovibactin wurde von Forschenden der Universität Bonn entschlüsselt, dessen Wirkstoff sie gemeinsam mit weiteren niederländischen und US-Wissenschaftler:innen aus einem Bodenbakterium im US-Bundesstaat North Carolina isoliert hatten.

„Das neue Antibiotikum attackiert gleichzeitig an mehreren Stellen den Aufbau der bakteriellen Zellwand, indem es essentielle Bausteine blockiert”, betont die Bonner Wissenschaftlerin Tanja Schneider. Mit Hilfe der sogenannten iCHip-Apparatur war es den Forschenden möglich, bislang als unkultivierbar geltende Bakterien im Labor zu züchten, die zu der Entwicklung des neuen Antibiotikums führten. Versuche mit Mäusen zeigten eine sehr gute Aktivität gegen viele bakterielle Krankheitserreger. Wie die Expert:innen erklärten, seien schnelle Resistenzen gegen Clovibactin unwahrscheinlich.

Das Fortbildungsportal VetMAB – Antibiotikaminierung im Stall bietet Tierärzt:innen und Landwirt:innen ein umfassendes Angebot an E-Learningkursen und stellt bewährte Management-Tipps bereit, die sich einfach in den Stallalltag mit Rind, Schwein und Geflügel integrieren lassen.

Uni Bonn

Alarmierende Ausbreitung von hochresistenten Keimen in ukrainischen Kliniken

Resistenzen gegen antimikrobiell wirksame Substanzen bleiben trotz zahlreicher Maßnahmen weiterhin eine der größten Gefahren für Mensch und Tier. In den Kliniken der kriegsgebeutelten Ukraine scheinen sich multiresistente Keime besonders stark auszubreiten. Das ergab eine umfassende Untersuchung schwedischer Forschender. Das Team unter der Leitung des Bakteriologen Kristian Riesbeck hat zwischen Februar und September 2022 Proben von Kriegsverletzten in den Laboren der Universität Lund analysiert und fand dabei eine hohe Zahl an besonders resistenten Bakterien. Neben 131 schwerverletzten Soldaten und Zivilisten waren auch acht Kinder mit Lungenentzündungen unter den Patienten.

„Ich bin ziemlich dickhäutig und habe zahlreiche Situationen mit Patienten und Bakterien miterlebt. Allerdings muss ich zugeben, dass ich noch nie zuvor auf so resistente Bakterien gestoßen bin”, erklärte Riesbeck zu den Ergebnissen der Untersuchung. „Bis zu sechs Prozent aller Proben enthielten Bakterien, die gegen jedes von uns getestete Antibiotikum resistent waren”, so Riesbeck weiter. Selbst gegen das Breitband-Antibiotikum Colistin waren die Keime bei fast zehn Prozent der Proben resistent. Die Forschenden vermuten, dass die vorherrschenden Überlastungen und zerstörten Infrastrukturen in dem kriegsgeschädigten Land zu der drastischen Ausbreitung der multiresistenten Keime geführt haben. Die genauen Ursachen konnte die Untersuchung jedoch nicht ausmachen. Bei dem Bakterium Klebsiella pneumoniae konnten die Bakteriolog:innen eine besonders hohe Resistenz feststellen, was Riesbeck als sehr besorgniserregend einstuft. „Das hatten wir nicht erwartet. Obwohl in China Einzelfälle dokumentiert wurden, übersteigt das alles, was wir bisher gesehen haben”, so der Forscher. Das Bakterium, das quasi überall im menschlichen Körper auftreten kann, ist relativ selten und kann nicht nur bei immunschwachen, sondern auch bei gesunden Menschen zu Lungenentzündungen, Harnwegsinfektionen, Blutvergiftungen und Gehirnhautentzündungen führen.

Die Ergebnisse der Studie, die im Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlicht wurden, zeigen deutlich, wie sich Kriegszeiten sowohl auf die Ausbreitung als auch auf die Resistenzen solcher Keime auswirken können. Riesbeck betont deshalb, dass nicht nur militärische Hilfe für die Ukraine wichtig sei, sondern auch die Bereitstellung von Ressourcen, um die resistenten Keime in Krankenhäusern in den Griff zu bekommen. Es bestehe zudem die Gefahr, dass diese sich über den gesamten europäischen Raum ausbreiten könnten. Um sich schon während der Ausbildung ein umfassendes Wissen über Antibiotikaresistenzen aneignen zu können, haben Studierende der Veterinärmedizin die Möglichkeit, die ATF-zertifizierten Online-Fortbildungen zur Antibiotikaminimierung im Stall auf Myvetlearn.de ab sofort kostenfrei zu absolvieren.

NTV

Universität Lund

VetMAB-Kurse auf Myvetlearn.de

Resistenz gegen Bakterien mittels Schnelltest erkennen

Antibiotikaresistenzen nehmen weltweit zu und sorgen laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für jährlich rund 1,3 Millionen Todesfälle. Ein Grund für die wachsende Zahl der Resistenzen ist die zu häufige Verabreichung von Breitbandantibiotika, da es oft zu lange dauert, bis das richtige Antibiotikum gefunden wird. Hoffnung macht ein neues Verfahren, das Forschende am Karolinska Institutet in Stockholm entwickelt haben. Dank der Methode “5PSeq” kann schon innerhalb von fünf Minuten erkannt werden, welche Bakterien gegen welches Antibiotikum resistent sind. Laut den Mediziner:innen ist das neue Verfahren einfach anzuwenden und basiert auf der Sequenzierung der Boten-RNA (mRNA), die die Bakterien bei der Synthese von Proteinen abbauen. „Wir sind zuversichtlich und hoffen, dass dies ein Werkzeug zur Überwindung von Antibiotikaresistenzen ist, die ein ernstes und wachsendes Problem darstellen”, sagt Entwicklungsleiter Vicent Pelechano.

Sein für die Kommerzialisierung gegründetes Unternehmen 3N Bio erhielt kürzlich eine Finanzierung vom schwedischen Forschungsrat, damit der Test in Kooperation mit dem Karolinska Institutet so weiterentwickelt werden kann, dass er routinemäßig eingesetzt werden kann. Der schwedische Forscher und sein Team haben “5PSeq” an 96 Bakterienarten verschiedener Stämme getestet. Bereits nach wenigen Minuten konnten sie erkennen, ob die Bakterien auf eine Antibiotikabehandlung ansprachen oder nicht. Der Effekt war nach etwa einer halben Stunde am deutlichsten. „Es ist entscheidend, dass Ärzte schnell die richtigen Antibiotika für schwerkranke Patienten mit bakteriellen Infektionen finden, um bestmöglich zu helfen”, erklärt Pelechano.

Mit der Antibiotikaminimierung befasst sich auch das Projekt VetMAB. Mit dem Ziel, den Antibiotikaeinsatz bei Nutztieren zu reduzieren, geben anerkannte Experten in verschiedenen E-Learningkursen bewährte Management-Tipps, die sich einfach in den Stallalltag integrieren lassen. Auf Myvetlearn.de stehen Tierärzt:innen zudem sieben ATF-anerkannte VetMAB-Module zur Online-Fortbildung zur Verfügung.

Karolinska Institutet

Pressetext

3N Bio

VetMAB