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Kaum Vermischung von Wildkatzen und Hauskatzen

Die in Europa heimischen Wildkatzen und die vor rund 2.000 Jahren auf unseren Kontinent gelangte Hauskatze vermeiden größtenteils eine Paarung. Das geht aus einer Studie eines internationalen Forscherteams unter der Beteiligung des Paläontologen Laurent Frantz von der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) hervor. „Unsere Studien zeigen, dass die Biologie der Hauskatzen so weit von der der Wildkatzen abweicht, dass sie sich normalerweise nicht kreuzen würden“, erklärt der Münchner Forscher. „Das liegt wahrscheinlich daran, dass sich Hauskatzen und Wildkatzen an sehr unterschiedliche ökologische Nischen angepasst haben und ein unterschiedliches Verhalten an den Tag legen: Wildkatzen sind Einzelgänger, während Hauskatzen in viel größerer Dichte leben können.“

Doch aufgrund der schwindenden Wildkatzenpopulationen wächst die Vermischung. Wie Untersuchungen in Schottland ergaben, nimmt dort seit den 1960er-Jahren der Hybridisierungsdruck auf die heimischen Wildkatzen zu. Die Forschenden vermuten, dass die schwindenden Wildkatzenpopulationen und damit die fehlende Gelegenheit, sich mit anderen Wildkatzen zu paaren, dafür verantwortlich sind. „Diese Hybridisierung ist eine Folge der modernen Bedrohungen. Lebensraumverlust und Verfolgung haben die Wildkatze in Großbritannien an den Rand des Aussterbens gebracht“, sagt Jo Howard-McCombe, Erstautorin der Studie an schottischen Wildkatzen. Anders als in Schottland hat die Population der Wildkatzen in Deutschland nicht abgenommen. Im Gegenteil: Dank des Projektes „Wildkatzenwälder von morgen“ konnten neue Vorkommen der Europäische Wildkatze beobachtet werden. Die jüngsten Untersuchungen belegen neue Nachweise der Art in Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt. Dem BUND Hessen gelang es, die Wildkatzen im hessischen Odenwald nachzuweisen – erstmals seit 100 Jahren.

Nach Ansicht der Forschenden könnten die neuen Erkenntnisse einen Beitrag leisten, um die Art in Zukunft besser zu schützen, etwa in Bezug auf Schutzprogramme und Wiederansiedlungen.

LMU

Kampf gegen invasive Arten muss verstärkt werden

Invasive gebietsfremde Tier- und Pflanzenarten haben sich in den letzten Jahrzehnten massiv ausgebreitet und verursachen schwerwiegende, teils irreversible Veränderungen der biologischen Vielfalt. Der neue „Assessment Report on Invasive Species and their control“ des Weltbiodiversitätsrates IPBES legt sowohl Belege und Instrumente sowie Optionen für den Umgang mit gebietsfremden Arten dar. „Invasive Arten sind – neben dem Land- und Meeresnutzungswandel, der direkten Ausbeutung von Arten, dem Klimawandel und der Verschmutzung – eine der fünf gewichtigsten Ursachen für den weltweiten Verlust der biologischen Vielfalt“, erklärt Dr. Hanno Seebens vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Frankfurt.

„Global sehen wir, dass invasive Arten ein Hauptfaktor für 60 Prozent sowie der einzige Auslöser für 16 Prozent des weltweiten Aussterbens von Tieren und Pflanzen sind. Mindestens 1.200 Aussterbeereignisse von Tieren und Pflanzen können direkt auf 218 invasive Arten zurückgeführt werden“, betont Seebens. Der Wissenschaftler, der gemeinsam mit weiteren 85 Expert:innen in den vergangenen 4 Jahren mehr als 13.000 Quellen ausgewertet hat, mahnt zur Implementierung und Kontrolle von Maßnahmen, um bestehende Wissenslücken zu schließen. Die Analysen machten auch deutlich, dass sich negative Effekte auf die Lebensqualität der Menschen häuften. Ein großer Treiber der Verbreitung invasiver Arten seien Transport und Tourismus.

„Unsere Natur ist nicht nur durch die Klima- und Verschmutzungskrise, die veränderte Landnutzung und -übernutzung bedroht, sondern auch durch invasive gebietsfremde Arten. Sie konkurrieren mit hiesigen Arten um Nahrung und Lebensraum, sie sind Fressfeinde von einheimischen Arten und können Krankheiten auf diese übertragen. So gefährden sie unsere biologische Vielfalt und Natur. Damit invasive gebietsfremde Arten nicht eingeführt werden oder sich über die Landesgrenzen hinaus ausbreiten können, ist eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit nötig. Prävention, Früherkennung und Management sind hierbei besonders wichtig. Die Erkenntnisse des neuen Berichts des Weltbiodiversitätsrates helfen uns, hiesige Arten besser zu schützen und damit auch die Ziele des globalen Naturschutzabkommens, das letztes Jahr in Montreal beschlossen wurde, umzusetzen”, betont Bundesumweltministerin Steffi Lemke.

Laut Analysen sind die weltweiten Kosten für die negativen Auswirkungen sowie die Prävention und das Management invasiver gebietsfremder Arten explodiert. Im Jahr 2019 wurden diese auf über 423 Milliarden USD beziffert. Zudem vervierfachen sich die Kosten alle 10 Jahre. „Positiv können wir hervorheben, dass künftige biologische Invasionen, das Ansiedeln invasiver Arten und ihre Auswirkungen durch ein wirksames Management und stärker integrierte Ansätze verhindert werden können. Es gibt fast für jeden Kontext und jede Situation Managementinstrumente, Steuerungsoptionen und gezielte Maßnahmen, die wirklich funktionieren“, erläutert Seebens abschließend.

Bundesumweltministerium

Senckenberg

Kängurus droht nach massenhafter Vermehrung der Hungertod

Nach den extremen Dürrejahren zu Beginn des Jahrtausends hatte sich die Population der Kängurus in Australien auf unter 30 Millionen reduziert. Das Wetterphänomen La Niña bescherte dem Kontinent jedoch viel Regen und damit ein großes Nahrungsangebot, was annähernd zu einer Verdopplung der Bestände geführt hat. Diese massenhafte Vermehrung stellt die Australier nun vor einige Probleme, denn Millionen der geschützten Beuteltiere könnten verhungern, falls die Nahrung wieder knapp und die Population nicht eingedämmt wird. „Sie fressen in öffentlichen Toiletten das Klopapier und liegen verhungert auf der Straße“, erzählt Umweltschützerin Katherine Moseby aus Erfahrung. „Während der letzten Dürre sind in manchen Gegenden schätzungsweise 80 bis 90 Prozent der Kängurus gestorben.“

Moseby rät dazu, einen Teil der Tiere zu jagen und ihr Fleisch sowie das Leder zu nutzen. Nur so könnten die Kängurus vor diesem Szenario geschützt werden. Mit einer Genehmigung dürften die Beuteltiere in den meisten Teilen des Landes gejagt werden, da die meisten Arten nicht vom Aussterben bedroht seien. Jedes Jahr werden bis zu fünf Millionen Kängurus für den Handel erlegt, was jedoch von Tierschutzorganisationen scharf kritisiert wird. „Diese heimischen Tiere werden für den kommerziellen Profit geschlachtet“, kritisierte die Organisation Animals Australia Anfang des Jahres. „Sie sagen, es sei unethisch, die Tiere zu töten. Aber unethisch ist es, sie verhungern zu lassen. Es wäre grausam, nichts dagegen zu tun“, hält George Wilson, einer der führenden Experten für Kängurupopulationen, dagegen. Diese Ansicht teilt auch Umweltschützerin Moseby. „Die Kängurus nicht mehr wegen ihres Leders oder Fleisches zu töten, wird nicht für größeres Wohlergehen der Tiere sorgen“, sagt sie. „Das wird die Dinge nur noch schlimmer machen.“

Express