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Sachsen zahlt 26 Mio. Euro Fördermittel an Landwirte

Rund 2.400 Landwirt:innen in Sachsen dürfen sich freuen: ihre Landesregierung hat im Rahmen der Förderrichtlinie Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen mehr als 26 Millionen Euro bewilligt, die im Laufe der Woche an die antragstellenden Betriebe, Verbände und Einzelpersonen für freiwillige Vorhaben des Arten-, Biotop- und Klimaschutzes auf Landwirtschaftsflächen überwiesen werden. Aktuell werden entsprechende Maßnahmen aus dem Jahr 2023 auf über 36.000 Hektar Ackerland mit 10,6 Millionen Euro sowie auf 34.000 Hektar Grünland mit 15,6 Millionen Euro gefördert.

„Viele sächsische Betriebe, Verbände und Einzelpersonen betreiben weiterhin freiwillig Natur-, Umwelt- und Klimaschutz in der Fläche. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt, vor allem von Insekten und Vögeln. Zudem schonen sie Böden, unser Wasser und das Klima. Dieses Engagement unterstützen wir als Freistaat. Im Übrigen bringt es mehrfachen Nutzen. Denn Natur-, Umwelt- und Klimaschutz kommen auch der Krisenfestigkeit unserer Landwirtschaft und ländlichen Räume zu Gute“, betont der sächsische Umwelt- und Landwirtschaftsminister Wolfram Günther, der sich zufrieden mit dem Start in die Förderperiode 2023 bis 2027 zeigt.

Die Bewirtschaftungsmaßnahmen auf Grünlandflächen dienen durchweg dem übergreifenden Ziel des Arten- und Biotopschutzes. Die gezielte Biotoppflege oder eine naturschutzgerechte Beweidung durch Rinder und Pferde sind Beispiele solcher Vorhaben.

Land Sachsen

Tierleidfreie Mähroboter technisch umsetzbar

Der Bestand des Igels – von der Deutschen Wildtierstiftung zum Wildtier des Jahres 2024 gewählt – ist in Deutschland weiterhin rückläufig. Einer der größten Gefahren für die Stacheltiere sind elektrische Gartenpflegegeräte, sogenannte Mähroboter. Diese verursachen bei den Igeln teils erhebliche Verletzungen, viele Tiere überleben einen Zusammenstoß nicht, wie Analysen des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) ergaben. Nach Berichten von Auffangstationen sind die Fallzahlen der durch Mähroboter verletzten Igel weiter gestiegen, was im Kontext der sinkenden Bestandszahlen für die Igel in Deutschland ein wachsendes Artenschutzproblem darstellt.

In drei Forschungsarbeiten befassten sich die IZW-Wissenschaftler:innen mit den Auswirkungen der Schnittverletzungen sowie den Reaktionen der Igel auf sich nähernde Mähroboter. Seit September 2022 hatte das Forschendenteam über eine geschlossene Facebook-Seite Funde von Igeln mit Schnittverletzungen gesammelt. Die Analysen ergaben, dass fast die Hälfte der gefundenen und gemeldeten Tiere (47%) die Verletzung nicht überlebten, sondern eingeschläfert werden mussten oder während der Pflege starben.

„Die Auswertung der insgesamt 370 deutschlandweit gemeldeten Fälle zeigte, dass es keine Wochentage gibt, an denen Igel besonders selten oder besonders häufig Schnittverletzungen erleiden. Dies ist ein Hinweis darauf, dass oft Mähroboter – deren Absatzzahlen von Jahr zu Jahr steigen – Ursache dieser Verletzungen sind, denn diese Geräte sind die einzigen, die legal auch sonntags benutzt werden dürfen“, sagt Dr. Anne Berger vom Leibniz-IZW, die die Sammlung der Fälle wissenschaftlich leitet. Diese Erkenntnisse sowie die Ergebnisse der Igel-Reaktionstests auf sich nähernde Mähroboter flossen in ein Testprotokoll, welches die Einordnung eines Gerätes hinsichtlich seiner Verletzungsgefahr für Igel erlauben würde. Das Team plädiert dafür, ein solches Testprotokoll auf europäischer Ebene durch das Europäische Komitee für elektrotechnische Normung (CENELEC) verpflichtend einzuführen, und damit sowohl die Verletzungsgefahr zu reduzieren, als auch eine evidenzbasierte Aufklärung der Konsumenten zu ermöglichen.

Da Igel auch immer häufiger in den Tierarztpraxen vorgestellt werden, können sich Tierärzt:innen mit dem Einsteigerkurs Igel auf Myvetlearn.de online fortbilden. In dieser Online-Fortbildung geht es um den Igel als Patienten in der Tierarztpraxis. Lernen Sie die Besonderheiten des vermutlich am häufigsten in der Praxis vorgestellten Wildsäugers kennen, um ihm in Behandlung und Diagnostik gerecht werden zu können.

IZW

Größte Aussterbe-Welle seit Ende der Dinosaurierzeit

Die Naturschutzorganisation WWF Deutschland hat das Jahr 2023 unter Artenschutzgesichtspunkten betrachtet und kommt zu einem heterogenen Ergebnis. Während vor allem Löwen, Humboldt-Pinguine, Atlantische Lachse, Flussdelfine im Amazonas, der Kabeljau in der Nordsee und sehr viele Amphibien in diesem Jahr als Verlierer angesehen werden müssen, haben sich einige Bestände bedrohter Arten auch leicht erholt, wie beispielsweise der der Schneeleoparden in Bhutan, der Tiger in Indien sowie der Bestand der Nashörner in Afrika und der Wisente im Kaukasus.

Global betrachtet ist die Bilanz jedoch weiter mehr als bedrohlich, denn insgesamt weist die Internationale Rote Liste der bedrohten Arten aktuell mehr als 44.000 Tier-, Pflanzen- und Pilz-Arten als bedroht aus. „Die größte Aussterbe-Welle seit Ende der Dinosaurierzeit rollte auch 2023 praktisch ungebremst über unsere Natur hinweg“, so Kathrin Samson, Vorständin Naturschutz beim WWF Deutschland. Hauptursachen dafür seien Lebensraumzerstörung, Wilderei, Übernutzung, invasive Arten, Umweltverschmutzung sowie die Klimakrise. „Alle Faktoren, die das Artensterben befeuern, sind menschengemacht.” Damit stehe der Mensch auch in der Verantwortung, die Krise zu beenden, appelliert Samson. „Wir brauchen ambitionierten Naturschutz in Deutschland und weltweit. Dabei dürfen die globalen Abkommen zum Klimaschutz und zum Biodiversitätsschutz nicht gegeneinander ausgespielt werden. Das betrifft auch die Finanzierungszusagen.” Ohne eine nachhaltige und sozialverträgliche Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft sei die Rettung der Biodiversität zum Wohl von Mensch und Natur nicht zu schaffen.

Ein Beispiel ist laut WWF das deutsche Wasser- und Flussmanagement. „Amphibien wie Frösche und Kröten, aber auch zahlreiche Süßwasserfische sind bedroht. Gleichzeitig wird immer deutlicher, dass Deutschland in Zeiten der Erderhitzung einen neuen Umgang mit Wasser lernen muss. Wir brauchen intakte Moore, Auwälder und Flusslandschaften, damit sie ihre unersetzlichen ökologischen Dienstleistungen erfüllen können, etwa als Wasserspeicher oder zum Schutz gegen Überschwemmungen. Ein Ausbau von Flüssen, wie er an Oder, Ems oder Weser droht, läuft einem nachhaltigen, verantwortungsvollen Umgang mit Wasser vollkommen entgegen.” Der WWF fordert daher auch anlässlich des Jahreswechsels einen Stopp der Ausbaupläne in 2024.

WWF

Heinz Sielmann Ehrenpreis 2023 zeichnet Pionierleistungen in Tierhaltung aus

Für ihr besonderes Engagement hinsichtlich des Natur- und Artenschutzes sind Dr. Anita Idel und Barbara Scheitz am 16.11.2023 mit dem Heinz Sielmann Ehrenpreis 2023 ausgezeichnet worden.     

Die Preisträgerin Dr. Anita Idel ist Tierärztin und Buchautorin und hat sich in den letzten Jahren intensiv mit den Spannungsfeldern zwischen Landwirtschaft und Naturschutz auseinandergesetzt. Mit ihrem Buch „Die Kuh ist kein Klimakiller“, das 2010 erschienen ist, räumte sie mit einem hartnäckigen Mythos auf.

Als zweite Preisträgerin wählte die Jury Barbara Scheitz aus, die sich als Geschäftsführerin der Andechser Molkerei Scheitz GmbH zu einer Pionierin des nachhaltigen unternehmerischen Handelns hervortat. Nicht nur, dass Scheitz seit 20 Jahren ihr Unternehmen konsequent ökologisch weiterentwickelt hat. Zudem fördert die Andechser Molkerei im Besonderen die Weidehaltung, indem die entsprechenden Erzeuger seit 2015 einen Zuschlag erhalten, was einzigartig in Deutschland ist.

„Mit großem Weitblick und Mut haben die beiden Preisträgerinnen jeweils auf ihrem Gebiet neue Maßstäbe hinsichtlich der Vereinbarkeit von ökonomischem Handeln und Artenschutz gesetzt. Mit der Ehrung möchte die Heinz Sielmann Stiftung die gesellschaftliche Relevanz und Pionierleistung der Arbeit von Dr. Anita Idel und Barbara Scheitz hervorheben und würdigen.“, erklärte Fritz Brickwedde während der Preisverleihung. „Die Vereinbarkeit von Ökonomie und Ökologie vor allem in Hinsicht auf die Tierhaltung ist für beide Preisträgerinnen Lebensthema und Herzensanliegen“, betonte der Stiftungsratsvorsitzende der Heinz Sielmann Stiftung.

Heinz Sielmann Stiftung

Bedeutung von Zoos beim Artenschutz gewürdigt

Ein gerade veröffentlichtes Positionspapier der Weltnaturschutzunion IUCN bestätigt die große Bedeutung von Zoos, Aquarien und botanischen Gärten im Kampf gegen das globale Artensterben. „Es ist nie zu spät. Arten können sich in der Wildnis erholen, wenn sie durch gut geführte Populationen in menschlicher Obhut, wie sie von Zoos, botanischen Gärten und Aquarien gepflegt werden, eine Chance erhalten”, betont Razan Al Mubarak, Präsidentin der IUCN.

Der Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) zeigte sich erfreut über die besondere Anerkennung und Bestätigung seiner umfassenden Artenschutz- und Forschungsprojekte, die sich für den Erhalt von Tierarten engagieren. „Wir nutzen unser Netzwerk und unser kollektives Fachwissen, um den enormen Verlust der biologischen Vielfalt auf globaler Ebene aufzuhalten. Wir wissen, die Zeit drängt und das Artensterben erfordert alle Anstrengungen, die wir aufwenden können. Und wir wissen auch, dass wir immer noch besser werden müssen in diesem Kampf. Das Positionspapier der Weltnaturschutzunion zeigt, dass viele Zoos bereits jetzt entscheidende Partner im globalen Überleben von Arten sind und die Gesellschaft zu mehr Engagement inspirieren”, betont VdZ-Geschäftsführer Volker Homes.

VdZ

Strengere Regulierung der privaten Wildtierhaltung gefordert

Laut einer aktuellen repräsentativen Umfrage wünscht sich eine große Mehrheit der Befragten in Deutschland eine strengere Regulierung der privaten Wildtierhaltung. Mehr als 80 Prozent lehnen die Haltung komplett ab. „Viele Wildtiere sind sehr anspruchsvoll und können in privater Hand kaum artgerecht gehalten werden. Dass Halter oft überfordert sind, spüren auch die Tierheime und Auffangstationen. Sie sind mit der aufwändigen und kostenintensiven Pflege exotischer Wildtiere vollkommen überlastet“, erklärt Dr. Henriette Mackensen, Tierärztin beim Deutschen Tierschutzbund. Zahlreiche Tier- und Artenschutzorganisationen fordern daher die Bundesregierung erneut auf, strengere Vorschriften zur Regulierung der privaten Wildtierhaltung zu erlassen.

Denn neben der Privathaltung betrachten die Tier- und Artenschützer:innen auch den Fang der Wildtiere als problematisch. „Obwohl der Handel und die Privathaltung von Wildtieren mit einer Vielzahl an Risiken für Tier und Mensch einhergeht, sind diese in Deutschland bisher kaum reguliert. Die anstehende Überarbeitung des Tierschutzgesetzes muss jetzt genutzt werden, um diese offensichtlichen Missstände endlich zu ändern“, betont Rüdiger Jürgensen, VIER PFOTEN Deutschland.

„Unzählige Tiere werden jährlich unter tierschutzwidrigen Bedingungen aus der Natur gefangen und nach Deutschland transportiert, darunter auch bedrohte, artgeschützte und gefährliche Tiere“, ergänzt Katharina Lameter von Pro Wildlife. Entgegen anderer europäischer Länder ist hierzulande die Haltung von Affen, Löwen, Pumas sowie anderen exotischen Tieren nahezu ohne Einschränkungen erlaubt, was weitreichende Tier- und Artenschutzprobleme, aber auch hohe Risiken für die öffentliche Sicherheit und Gesundheit mit sich bringt.

Wild beim Wild