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Hilfsangebote für psychisch belastete Tierärzt:innen

09.12.2025

Im Vergleich zur restlichen Bevölkerung haben Tierärztinnen und Tierärzte ein sehr viel größeres Suizidrisiko. Das ist das Ergebnis verschiedener Untersuchungen zur mentalen Gesundheit, die in vielen Ländern durchgeführt wurden. Nach Informationen des Bundes angestellter Tierärzte (BaT) sind Tierärzt:innen in Deutschland viermal häufiger suizidgefährdet als Menschen in anderen Berufen. Eine Online-Umfrage unter rund 3.160 Veterinärmediziner:innen im Jahr 2016 führte zu einem ähnlichen Ergebnis.

„Wir haben einfach keine Behandlungskapazitäten. Die aber werden von den Tierbesitzern eingefordert und das manchmal auch sehr vehement. Man kann das natürlich auch verstehen, sie sind besorgt um ihr Tier. Aber wir stecken in dem Dilemma, dass wir auch gerne wollen, aber es nicht können“, erklärt Jan Balzar. Der 53-jährige Tierarzt mit eigener Praxis im schleswig-holsteinischen Wees schätzt die vielen Fachgebiete seines Berufes. Neben dermatologischen und internistischen Fälle sowie Augen- und Zahnbehandlungen gehören aber auch Euthanasien zum Alltag.

„Das sind Momente, die sind natürlich sehr, sehr traurig. Man weiß, wie schwer es ist, so einen Verlust zu haben mit einem Tier, mit dem man jahrelang zusammengelebt hat. Manchmal ist das ja Kind-Ersatz, manchmal der letzte Partner, weil man alt ist“, so Balzar. Für ihn sind Euthanasien nicht belastend, er weiß aber von anderen Kolleg:innen, dass sie diese teilweise sehr viel mehr mitnehmen.

Die Präsidentin der Tierärztekammer Schleswig-Holstein, Evelin Stampa, erklärt, dass ihre Kolleg:innen sehr unterschiedlich mit dem Stress umgehen, der auch durch den Personalmangel und den damit verbundenen zusätzlich zu leistenden Nacht- und Notdiensten intensiviert wird. „Wir haben auch viele Kollegen, die ja sehr perfektionistisch sind und alles gut und richtig machen wollen. Und das sind eben oft solche Leute, die gefährdet sind“, so Stampa.

Um belastete Tierärzt:innen zu unterstützen, hat der Verein VETHilfe im Juni 2025 eine Telefonseelsorge ins Leben gerufen. Hier können Menschen mit psychischen Probleme professionelle Hilfe erhalten. „Wir haben ja zum Glück Vorlagen aus englischsprachigen Ländern, also aus den USA und England. Die sind da halt schon deutlich weiter mit Hilfsangeboten und Mentorprogrammen. Es ist halt wichtig, dass viel drüber gesprochen wird, damit das dann auch in Anspruch genommen wird“, betont die Tierärztin Doris Timmann, die sich in dem Verein engagiert. Das Hilfsangebot richtet sich speziell an Tierärztinnen und Tierärzte, aber auch an alle Mitarbeitenden im Bereich der Tiermedizin. Täglich von 20 bis 22 Uhr ist sie unter der Telefonnumer +49 3320 3326 370 geschaltet.

In einem geplanten Hilfsangebot können Tierärztinnen und Tierärzte aus Schleswig-Holstein und Hamburg im Februar und März 2026 für Einsätze in Kriseninterventionsteams geschult werden.

NDR