Menü ≡

Antibiotikaabgabe in der Veterinärmedizin erneut gesunken

10.08.2023

Die Entwicklung und Verbreitung von Antibiotikaresistenzen wird durch zunehmende Antibiotikaresistenzen immer mehr zu einer globalen Bedrohung. Um einen Überblick über die eingesetzten, verschriebungspflichtigen Antibiotika zu erhalten, wurde für die Veterinärmedizin 2011 das Tierarzneimittel-Abgabemengen-Register (TAR) eingeführt. In dieses müssen pharmazeutische Hersteller und Inhaber einer Großhandelsvertriebserlaubnis die Mengen an Antibiotika, die jährlich an Tierärztinnen und Tierärzte in Deutschland abgegeben werden, eintragen.

Die Auswertung des TAR für das jahr 2022 zeigt einen erneuten Rückgang der abgegebenen Antibiotika in Deutschland an Tierärzte auf. Nach Angaben des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) wurden insgesamt 540 Tonnen Antibiotika an Tierärztinnen und Tierärzte abgegeben. Dies sind 61 Tonnen weniger als im Vorjahr, was einem Rückgang von 10,1 % entspricht. Im Vergleich zu 2011, dem ersten Jahr der Erfassung der Antibiotika-Abgabemengen, bedeutet dies eine Reduzierung der insgesamt abgegebenen Antibiotikamenge um 68 %!

Schaut man sich für das Jahr 2022 die Wirkstoffe an, auf die sich die 540 Tonnen (t) Antibiotika aufteilen, entfällt die größte Menge wie in den Vorjahren auf Penicilline (228 t) und Tetrazykline (90 t), gefolgt von Sulfonamiden (54 t), Makroliden (46 t) und Polypeptidantibiotika mit 44 t.

Für die Mengen abgegebener Cephalosporine der 3. und 4. Generation (1,1 t; -10,8 %), Fluorchinolone (5 t; -10,1 %) und Polypeptidantibiotika (Colistin; 44 t; -13,3 %), welche von der WHO als Wirkstoffe mit besonderer Bedeutung für die Therapie beim Menschen (Highest Priority Critically Important Antimicrobials for Human Medicine) eingestuft werden, sind im Vergleich zum Vorjahr erneut Rückgänge zu verzeichnen. Die Menge der abgegebenen Makrolide blieb auf stabilem Niveau (46 t).

Cephalosporine der 3. und 4. Generation, Fluorchinolone und Colistin sind auch nach der Kategorisierung der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA; AMEG-Kategorisierung) nur beschränkt in der Tiermedizin einzusetzen. Alle erfassten Abgabemengen dieser Wirkstoffklassen sind auf dem niedrigsten Wert seit 2011. Entsprechend der Farm-to-Fork-Strategie der Europäischen Kommission soll der Antibiotikaeinsatz in der landwirtschaftlichen Tierhaltung zwischen 2018 und 2030 europaweit um 50 % gesenkt werden. In Deutschland konnten die Verkäufe von Antibiotika in der Tiermedizin in den Jahren 2018 bis 2022 bereits um 25 % reduziert werden.

BVL