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StIKo Vet erweitert die Impfempfehlung gegen West-Nil-Virus

Seit einem Monat haben die Infektionen mit dem West-Nil-Virus (WNV) in Deutschland zugenommen. Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) sieht in der anhaltend feuchtwarmen Witterung den Hauptgrund für die starke Mückenaktivität und die damit einhergehende vermehrte Viruszirkulation.

Betroffene Gebiete sind vor allem die Bundesländer Brandenburg, Berlin, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Das FLI weist jedoch auf eine besorgniserregende Häufung von WNV-Nachweisen in Niedersachsen hin.  Seit August 2024 hat das Land insgesamt acht Nachweise registriert: im Kreis Gifhorn bei einer Amsel und einem Pferd sowie bei Pferden in den Kreisen Lüchow-Dannenberg, Rotenburg (Wümme), Uelzen, Celle und der Stadt Braunschweig. Damit verdichten sich die Hinweise, dass WNV sich in dem Bundesland etablieren könnte.  

Um Pferde vor Infektionen mit WNV und den teils lebenslang bleibenden Schäden zu schützen, rät das FLI dringend zu einer Impfung. Die drei derzeit in Deutschland zur Verfügung stehenden Impfstoffe für Pferde sind gut verträglich und schützen sicher vor schweren Verlaufsformen der Erkrankung. Denn auch wenn die WNV-Infektion in der Regel nur einen milden klinischen Verlauf bei Pferden nimmt, kommt es bei infizierten, immunologisch naiven, nicht-geimpften Pferden in ca. 8% der Fälle zu neuroinvasiven Formen mit schweren Verlaufsformen. Klinisch ist diese Form chararkterisiert durch Ataxien, Paresen der Hinterhand, Paraplegien und sogar Festliegen. Die Letalität derartiger Fälle liegt bei 30-50%, wie das FLI weiter mitteilt. Das Institut empfiehlt Pferdebesitzer:innen und Tierärzt:innen aufgrund des aktuell sehr dynamischen Seuchengeschehens, bei neurologischen Symptomen vermehrt an WNV zu denken.

Die StIKo Vet erweitert daher ihre Impfempfehlung und rät mittelfristig dazu, Pferde über die bisherigen Verbreitungsgebiete hinaus in der gesamten niederdeutschen Tiefebene gegen WNV impfen zu lassen. Mit einem langanhaltenden Schutz vor der Erkrankung könne jedoch erst vier Wochen nach der zweiten Dosis der Grundimmunisierung gerechnet werden, heißt es weiter. Für die laufende Mückensaison, die sich etwa Ende Oktober ihrem Ende zuneigen wird, kommen jetzt begonnene Impfmaßnahmen vermutlich zu spät. Vor Beginn der Mückensaison 2025, im zeitigen Frühjahr, sollte die Grundimmunisierung aber abgeschlossen sein. 

FLI

FLI rechnet mit weiterer WNV-Ausbreitung

Für August 2024 meldet das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) einen Anstieg der Infektionen mit dem West-Nil-Virus (WNV). Seit dem Beginn der Hauptzeit der WNV-übertragenen Stechmücken (Gnitzen) im Juli hat das Institut vermehrt Infektionen bei Wild- und Zoovögeln registriert. Zudem waren auch erste Nachweise von infizierten Pferden zu verzeichnen. Derzeit sind vom Nationalen Referenzlabor (NRL) bereits 14 Fälle bei Pferden und 18 bei Wild- und Zoovögeln bestätigt worden.

Besonders betroffen seien die Bundesländer Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen, teilt das FLI mit. Zudem gab es erste Infektionsfälle in Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern sowie in verschiedenen Landkreisen Niedersachsens. Auch aus Nordrhein-Westfalen wurden Verdachtsfälle, die sich noch zur Abklärung am NRL befinden, gemeldet.  

Das FLI rechnet, wie schon in den vergangenen Jahren, mit weiteren Erkrankungsfällen bei Wild- und Zoovögeln sowie Pferden und empfiehlt, eine mögliche WNV-Infektion als wichtige Differentialdiagnose bei einer neurologischen Symptomatik von Vogel und Pferd mit abzuklären. 

Impfung von Pferden empfohlen

Gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) am Friedrich-Loeffler-Institut sollten Pferde in den bereits betroffenen Gebieten und Pferde, die in betroffene Gebiete verbracht werden, vorab geimpft werden.

Außerdem weist das Institut auf eine derzeit verstärkte Aktivität des Usutu-Virus (eng verwandt mit dem West-Nil-Virus) in einigen Bundesländern hin. Dies führt in manchen Regionen zu Massensterben von Wildvögeln, vorrangig Amseln, wie schon bei der Epidemie im Jahr 2018.

FLI

USUV-positive Fälle bei Vögeln nehmen stark zu

Der jedes Jahr am 20. August begangene Welt-Moskito-Tag geht zurück auf die Entdeckung des britischen Arztes Sir Ronald Ross. Er fand im Jahr 1897 heraus, dass die weiblichen Moskitos (Stechmücken) Malaria zwischen Menschen übertragen können.

Der Naturschutzbund NABU und das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) nehmen diesen Tag zum Anlass, auf die wachsende Zahl von Amseln und anderen Vögeln hinzuweisen, die durch das Usutu-Virus (USUV) verendet sind. Das Virus wird ebenfalls wie das West-Nil-Virus (WNV) von Stechmücken übertragen. Dutzende Päckchen mit verendeten Vögeln, die täglich im BNITM eintreffen, sowie die vermehrten Meldungen über kranke oder verendete Vögel beim NABU bereiten den Expert:innen Sorge. Über seine Meldeseite wurden dem Naturschutzbund in den zurückliegenden sechs Monaten mehr als doppelt so viele kranke oder tote Vögel gemeldet als im Vergleichszeitraum 2023. Der Grund für die starke Aktivität des Virus in Stechmücken könnte der warme und vor allem feuchte Sommer sein.

Bei einem Viertel der beim BNITM eingesandten Tierkadaver wurde das Usutu-Virus nachgewiesen. Hingegen fanden sich bislang keine West-Nil-Viren. „Der Anstieg der USUV-positiven Fälle in diesem Jahr zeigt, wie wichtig es ist, die Ausbreitung des Virus zu beobachten, zu dokumentieren und wissenschaftlich auszuwerten“, sagt Dr. Renke Lühken, Leiter der BMBF-Nachwuchsgruppe Arbovirus-Ökologie und der Arbeitsgruppe Vektorbekämpfung am BNITM. „Dabei sind wir auf die Unterstützung durch die Bevölkerung angewiesen. Vielen Dank an alle, die sich die Mühe machen, uns verendete Tiere einzusenden und so einen Beitrag zur Forschung zu leisten.“ Das BNITM bittet die Bevölkerung daher, weiterhin tote oder kranke Vögel zu melden und gegebenenfalls an das Institut zu senden.

BNITM

idw




WNV-Nachweis bei Papagei im Tierpark Berlin

Im Tierpark Berlin sind in der zweiten Julihälfte fünf Mitchell-Loris verendet. Mindestens bei einem der Papageien wurde das West-Nil-Fieber nachgewiesen. Weitere Untersuchungsergebnisse durch das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) als nationales Referenzlabor stehen derzeit noch aus.   

Das West-Nil-Virus stammt ursprünglich aus Afrika und wird durch Stechmücken übertragen. Als mögliche Überträger komme auch die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) in Frage, teilt der Senat weiter mit. Diese seien bereits in den Bezirken Treptow-Köpenick und Neukölln nachgewiesen worden. Andere Vogelpopulationen des Tierparks seien bislang nicht von einer Infektion mit WNV betroffen. Einen Impfstoff für Vögel gegen das Virus gibt es nicht.

Die Berliner Senatsverwaltung appelliert jedoch an Pferdehalter:innen, ihre Tiere dringend impfen zu lassen. Pferde gehören mit zu den empfänglichen Tierarten und auch wenn infizierte Pferde häufig keine Symptome zeigen, kommt es bei etwa acht Prozent der infizierten Equiden zu einem schweren Krankheitsverlauf mit einer Sterblichkeit von 30 bis 50 Prozent. In diesem Fall treten zentralnervöse Störungen und Ausfallerscheinungen wie Stolpern, allgemeine Schwäche, Muskelzittern und Lähmungen bis hin zum Festliegen der Tiere auf. Überlebende Pferde behalten in der Regel bleibende Schäden zurück. Für die WNV-Impfung von Pferden stehen verschiedene Impfstoffe zur Verfügung.

Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz Berlin

Tagesspiegel

Wissenschaftler:innen entwickeln interaktive Landkarte zoonotischer Erreger

Die Zahl der Erreger, die wechselseitig zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können (Zoonoseerreger), nimmt weltweit zu. Österreichische Forschende konnten acht neue Arten identifizieren, die in den vergangenen 20 Jahren in Österreich erstmals aufgetreten sind. Dazu gehören das West-Nil-Virus und das Usutu-Virus.

Bei der Bekämpfung von Zoonosen steht die Identifizierung der Schnittstellen im Fokus, an denen die Übertragung stattfindet. Dem Forschendenteam des Complexity Science Hub (CSH) und der Vetmeduni Wien ist es erstmals gelungen, eine interaktive Landkarte zoonotischer Erreger in Österreich der vergangenen 50 Jahre zu entwickeln. „Mit unserer interaktiven Karte wollen wir aufklären und Neugierde wecken”, erklärt die beteiligte Wissenschaftlerin Amélie Desvars-Larrive. „Natürlich kommen wir alle mit verschiedenen Krankheitserregern in Kontakt, wobei aber nur wenige tatsächlich zu einer Erkrankung führen und wir uns deshalb nicht zu große Sorgen machen sollten.“ Wichtig sei allerdings, dass das Bewusstsein für das Risiko von zoonotischen Erkrankungen gestärkt wird.

Die interaktive Karte vermittelt sowohl eine umfassende Übersicht über die Übertragung von Zoonoseerregern zwischen Menschen, Tieren, Lebensmitteln, Überträgerarten wie Zecken und der Umwelt als auch einen aufschlussreichen Einblick in Übertragungsketten. „Es handelt sich dabei um ein komplexes System, in dem die meisten Zoonoseerreger in der Lage sind, sowohl Menschen als auch verschiedene Tierarten aus unterschiedlichen Taxa zu infizieren“, so die Forscherin.

So kamen die Forscher:innen in ihren Untersuchungen von annähernd 200 verschiedenen Zoonoseerregern zu dem Ergebnis, dass bestimmte Quellen eine sehr viel größere Rolle beim Austausch spielen. Demnach können Hühner, Rinder, Schafe und einige Fleischprodukte eine weitaus größere Zahl an Zoonoseerregern übertragen und potenziell verbreiten als andere Arten. Neben Sandkisten und verschiedenen Lebensmitteln wiesen die Wissenschaftler:innen Erreger in zahlreichen Wirbeltierarten sowie in verschiedenen in Vektoren nach. „Mit 16 verschiedenen übertragenen Erregern übertragen Zecken außerdem mehr Krankheiten als jeder andere Vektor“, erklärt Desvars-Larrive. „Zu wissen, welche Akteur:innen im Zoonosen-Netzwerk einflussreicher sind als andere, kann zum Beispiel in Überwachungsprogrammen für Zoonosen sehr hilfreich sein, da sie als Risikoindikatoren dienen könnten“, betont die Forscherin abschließend.

Vetmeduni Wien

2024 noch keine West-Nil-Fälle

Bedingt durch den Klimawandel treten in Deutschland immer mehr Mückenarten aus tropischen und subtropischen Gebieten auf, die unter Umständen gefährliche Krankheiten übertragen können. Dazu gehört auch das West-Nil-Virus (WNV). WNV hat in den vergangenen Jahren schon zu Infektionen bei Tieren in Deutschland geführt, nachdem der Erreger erstmalig im Jahr 2018 bei Tieren in Deutschland festgestellt worden ist.  

Sachsen-Anhalt gehört zu den Bundesländern mit den meisten bislang aufgetretenen WNV-Infektionen. In den vergangenen sechs Jahren haben sich hier 34 Pferde und 47 Vögel nachweislich mit WNV infiziert, wie das Landesamt für Verbraucherschutz mitteilt. Zudem haben sich 12 Menschen mit dem Virus angesteckt. Nach Auskunft der örtlichen Behörden sind in diesem Jahr erfreulicherweise noch keine Infektionen bekannt geworden.

Landesamt für Verbraucherschutz

West-Nil-Virus bei Pferd in Schleswig-Holstein nachgewiesen

Bei einem Pferd in Schleswig-Holstein ist das West-Nil-Virus (WNV) nachgewiesen worden. Nachdem das Tier im Kreis Herzogtum Lauenburg neurologische Symptome gezeigt sowie Fieber entwickelt hatte, ist nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums eine Laboruntersuchung eingeleitet worden, die inzwischen durch das Nationale Referenzlabor am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bestätigt wurde. Die Infektion des Pferdes ist der erste bestätigte WNV-Fall in Schleswig-Holstein. Im Juli 2023 war ein Waldkauz im Tierpark Dessau an der anzeigepflichtigen Tierseuche verendet. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) berichtet, seien in 2023 bislang vier WNV-Infektionen bei Menschen nachgewiesen worden.    

WNV wird durch Stechmücken übertragen, deren Hauptwirte Vögel sind. Im Jahr 2022 gab es laut FLI bundesweit 17 registrierte Fälle bei Pferden und 54 Infektionsnachweise bei Vögeln. Auch wenn eine Infektion von Pferden und Menschen eher selten vorkommt, empfiehlt die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet), Pferde in den bereits betroffenen Gebieten gegen WNV zu impfen. Bei etwa 8% der infizierten Pferde komme es zu neurologischen Symptomen. Diese Verlaufsform geht mit einer hohen Letalität von ca. 30 bis 50% einher. Zudem zeigen überlebende Pferde häufig bleibende Schäden, so die StIKo Vet.

Landesregierung Schleswig-Holstein

1. Fall von West-Nil in Rheinland-Pfalz

In Rheinland-Pfalz ist der erste Nachweis einer Infektion mit dem West-Nil-Virus bei einem Tier erbracht worden. Betroffen ist laut Landesuntersuchungsamt (LUA) in Koblenz eine tot aufgefundene Schnee-Eule in einem Vogelpark im südlichen Teil des Landes. Der Nachweis wurde unterdessen vom Friedrich-Loeffler-Institut als Referenzlabor bestätigt.

Das ursprünglich tropische Virus ist durch Zugvögel nach Europa gelangt und ist erstmals 2018 in Deutschland bei Tieren festgestellt worden. 2019 wurden laut Robert Koch-Institut erste in Deutschland durch Mücken übertragene Infektionen von West-Nil-Fieber beim Menschen bekannt. Empfänglich sind neben Menschen auch Vögel und Pferde. Aufgrund der milden Winter kann das Virus inzwischen in Deutschland überwintern, weshalb mit einer weiteren Ausbreitung und mehr Fällen in Zukunft gerechnet werden muss.

LUA