In Mecklenburg-Vorpommern breitet sich derzeit die Hämorrhagische Septikämie (HS) aus. Ursprünglich kommt die auch als Wild- und Rinderseuche bezeichnete Erkrankung von Rindern, Wildschweinen sowie Rot- und Damwild aus Süd- und Südostasien, dem Mittleren Osten und Afrika. Expert:innen vermuten, dass das Bakterium Pasteurella multocida, das die Tierseuche verursacht, mit Tiertransporten nach Deutschland gelangt ist. Zur Verbreitung könnte aber auch der Wolf beitragen, der die Bakterien nachweislich in der Schleimhaut hat. Denn es häufen sich Erkrankungen von Nutztieren, wenn sich Wölfe in der Nähe angesiedelt haben, sagen Wissenschaftler:innen.
Erkrankte Tiere können nur erfolgreich mit Antibiotika behandelt werden, wenn die Erkrankung frühzeitig erkannt wird. Beim ersten Auftreten von Symptomen wie Fieber, vermehrter Speichelfluss, Schwellungen der Schleimhäute und Atemnot, kann HS innerhalb weniger Stunden zum Tod der Tiere führen. Seit den 1960er Jahren ist die Wild- und Rinderseuche in Deutschland nicht mehr meldepflichtig, daher erhalten Halter:innen auch keine Ausgleichszahlungen der Tierseuchenkasse. Ein Zustand, der nach Meinung der Tierhalter:innen schnell geändert werden muss, denn eine Erkrankung verursacht hohe finanzielle Schäden, auf denen sie sitzen bleiben, sofern in der nahen Zukunft keine weiteren Forschungsergebnisse präsentiert werden.
Topagrar
Zum 16. Mal fand am 16.11.2023 der Europäische Antibiotikatag in Wien statt, dieses Jahr als Hybridveranstaltung. Das jährliche Fachsymposium stand unter dem Motto „Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt“ (One-Health) und gab einen Einblick in die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Antibiotikaresistenz und des Antibiotikaverbrauchs. Dank einer Ministerien-übergreifenden Maßnahmenstrategie werde die antimikrobielle Resistenz ganzheitlich bekämpft. So konnte die Resistenzlage im Austragungsland Österreich auf einem guten Niveau gehalten werden und auch der Krankenhauskeim MRSA sei seit mehreren Jahren rückläufig, wie der österreichische Gesundheitsminister Johannes Rauch in seiner Videobotschaft erklärte. „Antibiotika müssen sorgfältig eingesetzt werden, damit uns auch in Zukunft verlässliche Antibiotika zur Verfügung stehen. Durch das Inkrafttreten des neuen Tierarzneimittelgesetzes wird es auch im Veterinärbereich zu einer weiteren Reduktion des Antibiotikaeinsatzes kommen. Davon profitieren Mensch und Tier”, betonte Bundesminister Rauch zusätzlich.
Auch das Projekt VetMAB.de hat das Ziel, durch Wissensvermittlung in Form von verschiedenen Online-Fortbildungen für Landwirt:innen und Tierärzt:innen den Einsatz von Antibiotika im Stall zu minimieren. Studierenden der Veterinärmedizin stehen die VetMAB-Module, die auf Myvetlearn.de angeboten werden, kostenfrei zur Verfügung. Die vielfältige Vernetzung und notwendige Zusammenarbeit der Bereiche Mensch, Tier und Umwelt hat auch die Online-Messe für Tierärzt:innen, Futura.Vet, im Sinn, die voraussichtlich im Herbst 2024 wieder stattfinden wird.
OTS
Viele Landwirt:innen befürchten, dass sich das selektive Trockenstellen von Milchkühen negativ auf die Eutergesundheit auswirken könnte. Aus ihren umfassenden Erfahrungen der letzten Jahre weiß Dr. Ulrike Sorge vom Tiergesundheitsdienst in Bayern jedoch, dass sich die Eutergesundheit dadurch nur in Ausnahmefällen verschlechtert, meist hingegen sich verbessert.
Der Tiergesundheitsdienst hat bereits mehr als 90 Herden beim selektiven Trockenstellen begleitet. Die Fachtierärztin für Epidemiologie warnt davor, ganze Herden mit Antibiotika trockenzustellen. Der Prozess des selektiven Trockenstellen bringt jedoch auch die Notwendigkeit der guten Vorausplanung mit sich. Dazu gehören, die Viertelgemelksprobennahme vor dem Trockenstellen oder entsprechende Behandlungsentscheidungen für einzelne Tiere. Diese können auch Antibiotikagaben beinhalten, die laut der Expertin auch in einzelnen Fällen unbedingt durchzuführen seien. Das „blinde Weglassen“ von Antibiotikabehandlungen, nur um möglichst wenig Tiere zu behandeln, sei einer der häufigsten Fehler im Rahmen des Trockenstellens. Dabei sei das Ziel doch, die Tiere zu erkennen, die von einer antibiotischen Therapie profitieren, und auch nur diese gezielt zu behandeln, so Sorge.
Die Fachabteilungsleiterin Eutergesundheitsdienst betont auch, dass Zellzahlen an sich keine Aussagen haben. „Wenn es im Betrieb Euterinfektionen mit kuhassoziierten Keimen gibt, müssen sie erkannt werden. Da reicht die Zellzahl allein nicht aus. Beispielsweise weisen fast 20 Prozent der Viertel mit Staphylococcus aureus unter 100.000 Zellen je Milliliter Milch auf. Wenn man hier die Entscheidung, ob behandeln oder nicht, nur anhand der Zellzahl trifft, werden viele Fälle weder erkannt noch therapiert“, erklärt die Tierärztin.
Auch das Projekt VetMAB.de hat das Ziel, durch Wissensvermittlung in Form von Online-Fortbildungen für Landwirt:innen und Tierärzt:innenn den Einsatz von Antibiotika im Stall zu minimieren. Um eine gute Eutergesundheit ohne Antibiotika geht es in dem VetMAB-Modul Mastitis, das Tierärzt:innen auf Myvetlearn.de zur Online-Fortbildung zur Verfügung steht.
Agrarheute
Jedes Jahr findet die World Antimicrobial Awareness Week (WAAW) statt. In diesem Jahr vom 18. – 24. November. Mit der jährlichen Kampagne möchte die Weltgesundheitsorganisation WHO auf die bedrohliche Zunahme von Resistenzen gegen Antibiotika und andere mikrobielle Wirkstoffe aufmerksam machen. Im Rahmen dieser besonderen Woche richtet das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) am 20. und 21. November 2023 in Berlin die Veranstaltung “Combatting Antimicrobial Resistance – Strategies and Challenges” (Bekämpfung der antimikrobiellen Resistenz – Strategien und Herausforderungen) aus.
Akteur:innen aus europäischen und nationalen Behörden werden zu einem wichtigen Erfahrungs- und Wissensaustausch zwischen den verschiedenen Disziplinen zusammenkommen, um Strategien zur Reduzierung von AMR und deren Umsetzung zu diskutieren, besonders auch vor dem Hintergrund des One Health-Ansatzes der Europäischen Kommission. Das Treffen wird auch einen Erfahrungsaustausch und ein Update über die Umsetzung der verpflichtenden Maßnahmen im Rahmen der Verordnung (EU) 2019/6 (Tierarzneimittelverordnung) beinhalten, wie z.B. die verpflichtende Aufzeichnung des Verbrauchs von antimikrobiellen Arzneimitteln bei Tieren in allen EU-Mitgliedstaaten. Neben einer Vor-Ort-Teilnahme (Anmeldung bis zum 5.11.2023 notwendig) kann die Veranstaltung auch online besucht werden.
Auch das Projekt VetMAB.de hat das Ziel, durch Wissensvermittlung in Form von Online-Fortbildungen für Landwirt:innen und Tierärzt:innenn den Einsatz von Antibiotika im Stall zu minimieren. Zudem bietet Myvetlearn.de tierärztliche Online-Fortbildungen in Bezug auf die Antibiotikaminimierung bei den verschiedenen Nutztieren an.
BVL