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Probleme im Schlachthof Aschaffenburg bereits lange bekannt

Gegen den Schlachthof Aschaffenburg ermittelt aktuell die Staatsanwaltschaft, nachdem Videoaufnahmen der Tierschutzorganisation „Soko Tierschutz“ im vergangenen Sommer Verstöße gegen das Tierschutzgesetz offenbart haben. Nun kam heraus, dass Kontrollbehörden schon seit mindestens fünf Jahren immer wieder Tierschutzverstöße festgestellt haben.

Wie aus einer Anfrage der Grünen-Fraktion im Bayerischen Landtag an die Staatsregierung hervorgeht, entdeckten die kontrollierenden Veterinär:innen bei 11 von 36 Kontrollen Verstöße, unter anderem eine fehlende Absonderung von kranken oder verletzten Tieren, stark verunreinigte bzw. überbelegte Ställe sowie schimmeliges Futter.  

„Wir haben es hier nicht mit einem einfachen Schlachthof-Skandal zu tun. Sondern mit einem kriminellen System, bei dem Regelverstöße zum Arbeitsalltag gehören“, erklärt Paul Knoblach, Sprecher für Tierschutz der Landtags-Grünen. „Der Verbraucherschutzminister kann nicht länger so tun, als wüsste er von nichts. Handeln ist angesagt“, mahnt der Grünen-Politiker Knoblach. Die Grünen fordern unter anderem mehr Personal für Kontrollen.

Zeit.de

Frankreich intensiviert Kampf gegen die ASP

Mit einem überarbeiteten Aktionsplan wird Frankreich den Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP) verstärken. Zu den Schutzmaßnahmen gehören verbindliche Audits, mehr staatliche Kontrollen und eine Kommunikationskampagne sowie die Sensibilisierung der Zollverwaltung und die Reduzierung des Schwarzwildbestandes. Ziel des Landwirtschaftsministeriums ist es auch, die Biosicherheit in schweinehaltenden Betrieben zu erhöhen, um einer weiteren Ausbreitung der Tierseuche entgegenzuwirken, wie die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) berichtet.

Seit 2024 sind Audits verpflichtend, denen eine entsprechende Branchenvereinbarung zu Grunde liegt. Die Schweinehalter:innen sollen im Rahmen einer Kommunikationskampagne über die genauen Details informiert werden. Die Ergebnisse der Audits sollen unter anderem den zuständigen Tierärzt:innen zugänglich gemacht werden.

Um das Risiko der ASP-Ausbreitung zu verringern, sollen auch die staatlichen Kontrollen in den Betrieben intensiviert werden. Zudem ist geplant, die Schweinehalter:innen in Frankreich durch landesweite Anlaufstellen bei der Umsetzung von Biosicherheitsmaßnahmen zu unterstützen.

Auch in 2024 bietet Myvetlearn.de Tierärztinnen und Tierärzten die E-Learningreihe Biosicherheit in der tierärztlichen Bestandsbetreuung als Online-Fortbildung an. In Kurs 4 geht Dr. Harlizius (u.a. FTA für Schweine, Mitglied im BTK-Ausschuss für Schweine) auf Maßnahmen und Hinweise zur Biosicherheit in Schweinebeständen ein.

ISN

Innovatives Gerät könnte Antibiotikaeinsatz bei Geflügel reduzieren

Auch in der Geflügelzucht entwickeln sich immer mehr bedrohliche Antibiotikaresistenzen. Besonders gefährlich sind diese resistenten Keime, da diese auch in die Lebensmittelkette gelangen und damit auch für den Menschen zu einem potentiellen Gesundheitsrisiko werden können. Eine weitere Gesundheitsgefährdung für die Tiere kann sich durch die Stallluft ergeben, die häufig durch Ammoniak und die sogenannten VOCs (Volatile Organic Compounds) aus den Ausscheidungen der Tiere belastet ist.

Um den Einsatz von Antibiotika in Geflügelhaltungen zu reduzieren, haben Forschende des Fraunhofer-Instituts für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB, Institutsteil Angewandte Systemtechnik (AST) haben ein innovatives tragbares Gerät entwickelt, das mehrere Verfahren wie die UV-Desinfektion, die Photokatalyse und die Partikelfiltration kombiniert. Durch das Entkeimen und Eliminieren schädlicher chemischer Verbindungen soll die Luftqualität im Stall verbessert und so das Auftreten von Infektionserkrankungen verringert werden.

Das neuartige Gerät lässt sich flexibel und unkompliziert in geschlossene Ställe integrieren und kann daher auch in der Schweinemast eingesetzt werden. Im Gerät sorgen UVC-LEDs für die kontinuierliche Desinfektion der Stallluft. „UV-Strahlung wirkt in bestimmten Wellenlängenbereichen stark mikrobiozid, die Krankheitserreger werden durch Schädigung der DNA deaktiviert“, erklärt Thomas Westerhoff vom Fraunhofer IOSB-AST in Ilmenau. „Das Ziel unseres Projektes ist eine vollendete, mobile Apparatur als echte Innovation für die Geflügelzucht. Ein reduzierter Einsatz von Antibiotika senkt die Wahrscheinlichkeit des Auftretens weiterer Resistenzen. Zudem verringert sich die Belastung der Geflügelprodukte mit Antibiotika. Dies gilt auch für die Belastung der Abwässer aus der Geflügelzucht”, so der Forscher.

Auch das Projekt VetMAB hat das Ziel, den Antibiotikaeinsatz im Stall zu minimieren und so die Tiergesundheit zu verbessern. VetMAB richtet sich mit seinem Online-Fortbildungsprogramm sowohl an Landwirt:innen als auch an die bestandsbetreuenden Tierärzt:innen.

Fraunhofer

Koffein und Glukose stärkt Ferkel mit niedrigem Geburtsgewicht

Bei der Ferkelerzeugung hat das Verfahren der genetischen Selektion zu immer größeren Würfen geführt. Gleichzeitig aber ist die Zahl der Saugferkelverluste gestiegen. Die Ferkel von großen Würfen haben neben einem geringeren Geburtsgewicht auch häufig weniger Energiereserven für ihren Wärmehaushalt zur Verfügung als Ferkel aus kleineren Würfen. Die aus der Konkurrenz um die Zitzen am Gesäuge resultierende geringere Kolostrumaufnahme beeinträchtigt die Energieversorgung der neugeborenen Ferkel zusätzlich.

Um dieses wirtschaftliche, aber in besonderem Maße auch tierschutzrelevante Problem zu lösen, haben sich Forschende in Australien mit Mitteln beschäftigt, um die Vitalität, das Wachstum und die Fähigkeit zur Thermoregulation der Ferkel zu stärken. Dabei haben sich Koffein und Glukose als gleichzeitige Gabe nach der Geburt bewährt, wie aus ihrer Studie hervorgeht. Die Forschenden konstatierten nach ihren Untersuchungen, dass diese Kombigabe nach der Geburt vor allem bei leichtgewichtigen Ferkeln von Vorteil sei. Für eine größere Wirkung seien aber wahrscheinlich sowohl eine schnellere als auch eine längere Energiezufuhr – zusätzlich zu Verbesserungen bei der Ferkelaufzucht – nötig, so die Wissenschaftler:innen abschließen.

Agrarheute

Kommission will internationalen Schutzstatus des Wolfs anpassen

Nach Plänen der Europäischen Kommission sollte der Internationale Schutzstatus des Wolfs geändert werden. Der am 20.12.2023 veröffentlichte Vorschlag der Kommission sieht eine Anpassung des Wolfsschutzstatus im Rahmen des Berner Übereinkommens von „streng geschützt“ auf „geschützt“ vor. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Europäische Union einen ähnlichen Weg eingeschlagen.

„Die Rückkehr des Wolfs ist eine gute Nachricht für die Artenvielfalt in Europa. Die Dichte der Wolfsrudel in einigen europäischen Regionen ist inzwischen jedoch zu einer echten Gefahr geworden, insbesondere für die Nutztierhaltung. Die lokalen Behörden fordern größere Flexibilität für das aktive Management kritischer Wolfspopulationen. Dies sollte auf europäischer Ebene erleichtert werden, und der von der Kommission heute eingeleitete Prozess ist ein wichtiger Schritt dahin. Ich bin fest überzeugt, dass wir gezielte Lösungen finden können und werden, um nicht nur die biologische Vielfalt, sondern auch die Lebensgrundlage unserer Landbevölkerung zu schützen“, äußerte sich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zu dem Kommissionsvorschlag.

Die Grundlage für die vorgeschlagene Absenkung des Schutzstatus ist eine eingehende Analyse von gesammelten Daten über das Wolfsvorkommen in Europa. Diese zeigen, dass die Wolfspopulationen in den vergangenen zwei Jahrzehnten erheblich zugenommen haben und immer größere Gebiete besiedeln. Rund 20.000 Wölfe sowie Rudel mit Welpen wurden in den 23 Mitgliedstaaten bislang gezählt, wobei die Populationen weiter wachsen und Streifgebiete expandieren.

Der Deutsche Bauernverband begrüßt den Vorschlag der Kommission. „Endlich erkennt die EU-Kommission an, dass das Schutzniveau des Wolfes nicht mehr gerechtfertigt ist, die Zahlen der Wolfsrisse verdeutlichen zudem die europaweite Dramatik für Weidetierhalter“, sagt Generalsekretär Bernhard Krüsken mit Blick auf die rund 65.500 von Wölfen getöteten Nutztiere in den EU-Ländern. Krüsken fordert zudem, dass die Bundesregierung das europäische Naturschutzrecht auch vollständig in nationales Recht umwandelt und keine Alleingänge machen wird.

Es ist nun an den Mitgliedstaaten, über den Kommissionsvorschlag zu entscheiden. Sobald der Vorschlag angenommen wurde, wird er von der EU dem Ständigen Ausschuss des Berner Übereinkommens vorgelegt.

Europäische Kommission

Deutscher Bauernverband

Förderprogramm verspricht keine Planungssicherheit

Der Planungsausschuss für Agrarstruktur und Küstenschutz (PLANAK) hat bundeseinheitliche Förderungen für Schweinehalter:innen beschlossen. Für die Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK) soll die laufende Förderung der besonders tiergerechten Schweinehaltung aus der GAK herausgelöst und befristet bis zum Jahresende 2027 in der GAK ausgesetzt werden. Der Beschluss sieht zudem vor, dass die Förderung von Maßnahmen zum Klima- und Umweltschutz in Ställen sowie die befristete Modernisierungsförderung im Sauenbereich weiterhin in der GAK möglich bleiben.

Die Interessenvertretung der marktorientierten und spezialisierten Schweinehalter, ISN, kritisiert den Beschluss, der aus ihrer Sicht keineswegs eine bessere Planungssicherheit für die Schweine haltenden Betriebe bereithält. Da die Fördermittel der einzelnen Bundesländer wegfallen und die vom Bund festgelegten Zugangsvoraussetzungen zu hoch sind, kämen die Förderungen lediglich für wenige Halter:innen in Frage. In Bezug auf die laufenden Förderungen werde es im wesentlichen auf Mitnahmeeffekte hinauslaufen, so die ISN. Die Rahmenanpassung, die Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir als wichtigen Schritt bezeichnete, werde im Endeffekt für die meisten Schweinehalter:innen eher ein Nachteil sein.

SUS

Mehr Schweine, aber weniger Betriebe in NRW

In den vergangenen 12 Monaten ist die Zahl der Schweine in Nordrhein-Westfalen um 0,9 Prozent gestiegen. Wie die Zählung des Statistischen Landesamtes zum Stichtag 3. November 2023 ergab, wurden 5,84 Millionen Schweine in dem Bundesland gehalten, darunter 1,17 Mio. Mastschweine. Gleichzeitig sank seit Anfang November 2022 jedoch die Zahl der Betriebe mit einem Mindestbestand von 50 Schweinen oder 10 Zuchtsauen weiter auf 5.350 Betriebe (−5,8 Prozent). Betrachtet man die vergangenen 10 Jahre, entspricht das einem Rückgang von 35 % .

IT.NRW

Großer Bauernprotest in Berlin

Am vergangenen Montag haben mehr als 6.600 Landwirt:innen aus ganz Deutschland in Berlin mit einer Protestaktion ihrer Wut über die angekündigte Sparpolitik der Bundesregierung Ausdruck verliehen. Zur Sternfahrt, an der rund 1.300 Traktoren teilnahmen, hatte der Deutsche Bauernverband (DBV) gemeinsam mit mehreren Landesverbänden aufgerufen. Die Kundgebung, die schon in den frühen Morgenstunden für zahlreiche Staus in der Hauptstadt sorgte, richtete sich gegen die von der Bundesregierung geplanten Streichungen von Subventionen für die Landwirtschaft. So sollen nach neuesten Plänen des Finanzministers Christian Lindner (FDP) Erstattungen für Agrardiesel sowie eine Kfz-Steuerbefreiung für landwirtschaftlich genutzte Fahrzeuge ersatzlos gestrichen werden.

Bundesagrarminister Cem Özdemir zeigte in seiner Rede vor Ort Verständnis für die Sorgen der Bäuerinnen und Bauern. „Ich halte nichts von den Streichungen in diesem Umfang“, bekräftigte Özdemir. „Deshalb kämpfe ich im Kabinett dafür, dass es in dieser Härte nicht kommt.“ Der Grünen-Politiker argumentierte, dass es durch die Agrardieselsubvention, die es in anderen EU-Ländern weiterhin gäbe, zu einer Verschlechterung der Wettbewerbsbedingungen für deutsche Landwirt:innen kommen würde. Trotz seiner Worte wurde der Minister von den Landwirt:innen ausgebuht. 

Die Betriebe seien in ihrer Existenz gefährdet, denn die Einkünfte seien bereits jetzt sehr niedrig, erklärte der Vizepräsident des Brandenburger Landesbauernverbandes (LBV), Heiko Terno, gegenüber dem Tagesspiegel. Die harte Arbeit lohne sich nicht mehr, Nachwuchs werde abgeschreckt. Wenn mehr Betriebe schließen müssten, werde am Ende auch der Verbraucher mehr für die Produkte zahlen müssen. „Irgendwann trifft es jeden“, meint Terno. Politiker aus Bayern unterstützten die Proteste vor Ort, wie Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler). Auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte zur Teilnahme aufgerufen: „Wir fordern die Regierung auf, die einseitigen Belastungen für unsere Bauern zurückzunehmen“, ließ Söder auf seinem Instagram-Profil verlauten.

Tagesspiegel

DBV

Kommentar Cem Özdemir

Neues Doktoratskolleg mit Fokus auf digitalen Technologien

Der Startschuss des interdisziplinär gestalteten Doktorandenprogramms „PLFDoc – Precision Livestock Farming“ ist am 7. Dezember 2023 an der Vetmeduni Wien gefallen. Das neue Doktoratskolleg, eine Kooperation der Vetmeduni mit der TU Wien und der FH Oberösterreich, hat das Ziel, das Tierwohl, die Tiergesundheit und das Management landwirtschaftlicher Nutztiere mit Hilfe von modernsten digitalen Technologien zu verbessern. Der Fokus liegt dabei auf Methoden der Erklärbaren Künstlichen Intelligenz sowie der Anwendung von Bild- und Videoanalysen. Die Doktorand:innen des Programms wollen im Rahmen der anwendungsorientierten Grundlagenforschung Lösungen zum Geburtsmonitoring bei Rind und Schwein für eine nachhaltigere Nutztierhaltung entwickeln. Die offizielle Kick-Off-Veranstaltung am 07. Dezember 2023 bot einen kompakten Überblick über die Inhalte des PLFDoc-Programms.

Vetmeduni Wien

Kolumbien erteilt Zulassung für PRRS-resistente Schweine

Kolumbien ist das erste Land weltweit, das das Inverkehrbringen von gentechnisch veränderten Schweine erlaubt, die gegen das Virus des Porcine Reproductive and Respiratory Syndrome (PRRS) resistent sind. Das Zuchtunternehmen Genus, die Muttergesellschaft der Pig Improvement Company Deutschland GmbH (PIC), lässt allerdings offen, wann die ersten PRRS-resistenten Schweine in den Handel kommen werden. Bis die Forschungen komplett abgeschlossen sind, könnte es noch mehrere Jahre dauern.

Das PRRS-Virus ist der Erreger der weltweit bedeutendsten Schweinekrankheit und verursacht große Verluste in der Schweinehaltung. Mit Hilfe von Gene-Editing konnte die Anfälligkeit für PRRS eliminiert werden. Dabei müsse kein genetisches Material von einer anderen Pflanze oder einem anderen Tier eingeführt werden, heißt es auf der Internetseite von PIC. Mit dem Verfahren würden lediglich Gene, die Tiere anfällig für bestimmte Krankheiten machen, außer Kraft gesetzt oder ausgeschaltet. In den USA wird ebenfalls mit einer Zulassung im kommenden Halbjahr gerechnet. Auch in Kanada, China, Japan, Mexiko und Brasilien bemüht sich Genus um eine Freigabe.

Transgen

CO2-Betäubung nicht tiergerecht – Kritik nimmt zu

Per Gesetz ist vorgegeben, dass Tiere vor der Schlachtung betäubt werden müssen. Neunzig Prozent aller Schlachtbetriebe wenden bei Schweinen die Betäubung mit Kohlendioxid (CO2) an. Bei diesem Verfahren werden die Schweine in Gruppen in eine Gondel getrieben, die sich dann in eine mit hoher CO₂-Konzentration angefüllte Grube hinabsenkt. Dort verbleiben die Tiere, bis sie durch die narkotisierende Wirkung des Gases betäubt sind.

Die EU hat dieses Verfahren in der Verordnung (EG) Nr. 1099/2009 des Rates vom 24. September 2009 über den Schutz von Tieren zum Zeitpunkt der Tötung trotz tierschutzrechtlicher Bedenken zugelassen. Die Tiere zeigen nachweislich starke Anzeichen von Erstickung. Durch das CO₂-Gas werden die Mundschleimhäute verätzt und in den 20 bis 30 Sekunden bis zum Eintreten der Wahrnehmungslosigkeit wehren sich die Schweine mit Strampelbewegungen sowie Schlagen gegen die Gitter und äußern schrille Schreie, wie Videoaufnahmen gezeigt haben. Der Ruf nach alternativen Betäubungsmethoden wird lauter, doch bezugnehmend auf offizielle Erklärungen der EU seien Alternativen aus wirtschaftlicher Sicht nicht tragbar.

„Die rein wirtschaftlichen Erwägungen können kein rechtfertigender (= vernünftiger) Grund für die Leiden sein, denen die Tiere bei Anwendung der Methode „Kohlendioxid in hoher Konzentration“ ausgesetzt sind“, kritisiert die Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht e. V und deklariert die CO₂-Betäubung als Verstoß gegen geltendes deutsches Tierschutzrecht.

Das Zugeben von Helium oder Argon könnte zwar eine Verbesserung bringen, doch hat sich der Einsatz dieser beiden Gase bislang als wenig praxisreif erwiesen. Als Alternative bliebe die Elektrobetäubung auf modernstem Standard. Die Tierärztliche Vereinigung Tierschutz (TVT) teilte auf Anfrage mit, dass die Beförderung von Tieren zur Elektrobetäubung über den sogenannten Brustbandrestrainer schon seit Jahren ein in den großen Schlachtbetrieben etabliertes Verfahren ist, die keine CO2-Betäubung anwenden. Unter anderem werden dort bereits vollautomatische Elektrobetäubungsanlagen verwendet.

Die Europäische Kommission plant zum Ende des laufenden Jahres, das Thema CO2-Betäubung bei Schweinen zur Diskussion zu bringen. Aus der EU-Pressestelle in Berlin war zu erfahren, dass dies im Rahmen von Vorschlägen zur Überarbeitung der EU-Vorschriften zum Tierwohl geschehen soll. Grundlage soll demnach ein neuerliches Gutachten der EFSA aus dem Jahr 2020 zu dieser Betäubungsart sein. Der Titel lautet: „Wohlergehen von Schweinen beim Schlachten“.

Agrarheute

Schnelltest für Bienenviren ermöglicht Diagnose am Bienenstand

Neben der Varroamilbe bedrohen verschiedene Viren die Gesundheit von Bienenvölkern. Darunter fallen das akute Bienenparalysevirus (ABPV), das Flügeldeformationsvirus (DWV) sowie das Sackbrutvirus (SBV). Wichtig ist, dass ein Befall schnell erkannt und behandelt wird. Um den Tierärzt:innen und Imker:innen eine möglichst rasche Diagnose zu ermöglichen, haben Forscher:innen des Instituts für Virologie an der Veterinärmedizinischen Universität Wien den FASTest Bee 3T entwickelt. Der Schnelltest für Bienenviren kann direkt am Bienenstand eingesetzt werden und liefert innerhalb weniger Minuten den Virennachweis.

„Der FASTest Bee 3T ist ein innovativer Beitrag aus der Veterinärmedizin zur Verbesserung der Bienengesundheit, denn er ermöglicht, die gute imkerliche Praxis mit objektiven Testergebnissen zu unterstützen, direkt vor Ort, bei geringem Aufwand und Kosten“, erklären Kerstin Seitz und Till Rümenapf, die den Test entwickelt haben.

Eine schnelle Behandlung gegen die Viren ist besonders wichtig, da die Erreger DWV und SBV eng an das Vorkommen der Varroamilbe gekoppelt sind. „Gefährlich ist daher die Kombination aus Bienenviren und Varroamilben“ warnt Kerstin Seitz und ergänzt: „mehr Viren bedeuten auch mehr Milben“. Mit Hilfe der Virusnachweise kann auch frühzeitig einem gefährlichen Befall mit Varroamilben entgegengewirkt werden, die im ungünstigen Fall das Absterben eines ganzen Bienenvolks bedeuten kann.

Um die Haltung, die Gesundheit und den Schutz von Bienen geht es unter anderem auch in der gleichnamigen vierteiligen E-Learning-Reihe, die Tierärzt:innen zur Online-Fortbildung auf Myvetlearn.de zur Verfügung steht. Die Kursreihe ist geeignet zur Weiterbildung für den Erwerb der Zusatzbezeichnung Bienen/den Fachtierarzt für Bienen.

Vetmeduni Wien

Tierschutzbericht der Bundesregierung enttäuschend

Der vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) vorgelegte 14. Tierschutzbericht ist am 13.12.2023 vom Bundeskabinett gebilligt worden. Dieser Bericht fasst die in den vergangenen vier Jahren ergriffenen Tierschutzmaßnahmen zusammen. Die Bilanz fällt nach Einschätzung deutscher Tierschutzorganisationen enttäuschend aus.

Als einen regelrechten Stillstand in der Tierschutzpolitik bezeichnet die Tierschutzorganisation Provieh den gerade bewilligten Tierschutzbericht. Außer der Berufung einer Bundestierschutzbeauftragten sei bislang seitens der Ampelkoalition kein weiteres Versprechen hinsichtlich des Tierschutzes eingehalten worden. Auch die vielfach gepriesene Haltungskennzeichnung bringe keine tatsächlichen Verbesserungen für das Wohl von Nutztieren. Ein Verbot der Anbindehaltung habe die Regierung bis jetzt nicht durchsetzen können, kritisiert auch der Deutsche Tierschutzbund. Stattdessen werde an der sogenannten Kombihaltung festgehalten.

„Statt eine artgerechte Unterbringung durchzusetzen, wird scheinbar von der Bundesregierung geplant, an der tierschutzwidrigen Anbindehaltung mit phasenweiser Bewegung festzuhalten. Weder beim Tierschutzgesetz noch bei den Verordnungen für Puten und Rinder oder dem Brandschutz geht es voran – in der Tierschutzpolitik ist es scheinbar zum Stillstand gekommen“, kommentiert Anne Hamester, Leitung der Facharbeit und Politik bei PROVIEH, die Tierschutzpläne der Regierung. „Die Bundesregierung muss das Tierschutzgesetz endlich tierschutzkonform ausbauen und damit die derzeitige legalisierte Tierqual beenden. Es darf keine weiteren Verzögerungen oder Ausreden geben, die Gesellschaft verlangt nach mehr Tierschutz.“  

 Deutscher Tierschutzbund

Provieh

FLI bestätigt BTV in Nordrhein-Westfalen

Nachdem erst Mitte November 2023 bei einem Rind in einem Betrieb im Emsland die Blauzungenkrankheit (BTV) nachgewiesen worden ist, ist nun im nordrhein-westfälischen Kreis Wesel ein weiterer Fall der Tierseuche vom Friedrich-Löffler-Institut (FLI) bestätigt worden. Betroffen ist Tier in einem Rinderbetrieb in Hamminkeln, bei dem der Serotyp 3 nachgewiesen wurde. Das Tier war beim Zeitpunkt der Blutentnahme Ende November 2023 nicht klinisch auffällig gewesen. Seit Oktober 2023 ist dies in Deutschland nun bereits der 25. amtlich bestätigte BTV-Fall mit diesem Virustyp.

Der betroffene Betrieb unterliegt nun für 30 Tage Beschränkungen in der Vermarktung. Anfang September 2023 waren die ersten Fälle der Blauzungenkrankheit in den Niederlanden festgestellt worden.

Kreis Wesel

Wadenstecher beeinträchtigen Tierwohl in der Schweinezucht

Der Wadenstecher (Stomoxys calcitrans) gehört zu den Schädlingsinsekten, die sich vorwiegend in Nutztierställen aufhalten. Dort finden die blutsaugenden Stallfliegen eine optimale Umgebung, um sich zu vermehren. Nachdem die sechs bis sieben Millimeter großen Wadenstecher mit ihrem nach vorne gerichteten, zugespitzten Stechrüssel bis zu viermal innerhalb weniger Tage das Blut der Stalltiere gesaugt haben, legen die Weibchen ihre Eier in Misthaufen ab, wo sich dann die Larven entwickeln. Der sehr schmerzhafte Saugvorgang dauert 8-9 Minuten.

Nachdem es in einem Schweinezuchtbetrieb in Österreich nach einem massiven Populationsschub von Fliegen bei zahlreichen trächtigen Sauen zu schweren Schäden kam, wurde der Fall von der Veterinärmedizinischen Universität Wien als Studie präsentiert. Die betroffenen Schweine zeigten ein defensives Verhalten, resignierten zu einem bestimmten Zeitpunkt sogar und duldeten folglich, von den Stallfliegen gestochen zu werden. Bislang wurde die Rolle von Wadenstechern in der Schweineproduktion nur unzureichend untersucht. Die Veterinärmediziner:innen appellieren daher, das schädliche Insekt stärker in den Fokus zu nehmen, um die Gesundheit und das Wohl von Schweinen zu verbessern.

„Wadenstecher sind eine ernsthafte Gefahr für Schweine und sollten im Hinblick auf eine bessere Tiergesundheit und ein besseres Tierwohl im Auge behalten werden“, betont Studien-Erstautor Lukas Schwarz von der Schweineklinik der Vetmeduni Wien. „Unruhe, Schmerzen durch den Biss, Stress, Blutverlust, verminderte Futteraufnahme und lokale Hautentzündungen nach dem Biss sind direkte Auswirkungen des Wadenstechers auf betroffene Tiere“, fasst Schwarz die direkten Gesundheitsfolgen zusammen. Mit dem Stich der Wadenstecher kann zudem eine Reihe von Krankheitserregern übertragen werden. Unmittelbar davon betroffen ist auch der Mensch, denn der Wadenstecher nimmt seine Blutmahlzeit auch von ihm, genau wie von anderen Säugetieren oder Vögeln.

Vetmeduni Wien

Erneut weniger Antibiotika in der Schweiz bei Tieren eingesetzt

Aufgrund dessen, dass sich weltweit immer mehr Resistenzen von Krankheitserregern gegen immer mehr Antibiotika entwickeln, wurden bereits vor Jahren verschiedene Maßnahmen und Überwachungsprogramme ins Leben gerufen, die dieser Entwicklung entgegen wirken sollen. In der Schweiz wurde dafür die Strategie Antibiotikaresistenzen (StAR) installiert, mit Erfolg. Seit Jahren setzt sich der anhaltende Trend der abnehmenden Gesamtmenge verkaufter Antibiotika zur Behandlung von Tieren fort. Insbesondere die Menge der verkauften kritischen Antibiotika ist seit 2016 stark gesunken.
Um genauere Angaben zum Einsatz von Antibiotika bei den verschiedenen Tier- und Nutzungsarten
zu erreichen, wurde zudem das Informationssystem Antibiotikaverbrauch (IS ABV) eingeführt. Seit Oktober 2019 müssen alle Verschreibungen von Antibiotika bei Heim- und Nutztieren durch Tierarztpraxen an das IS ABV gemeldet werden. Trotz des Zusatzaufwands für die Tierärztinnen und Tierärzte wurde die Erfassungspflicht schnell und zuverlässig umgesetzt.
Wie im letzten Bericht wurden nun die Wirkstoffmenge und die Anzahl Tierbehandlungen für das Jahr 2022 ausgewertet.

Insgesamt wurde im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang um 12.7 % der gemeldeten
Wirkstoffmenge verzeichnet. Die größte absolute Wirkstoffmenge wurde bei Rindern verzeichnet, insbesondere für Mastkälber und -rinder, gefolgt von Milchkühen. Die Gesamtmenge kritischer
Wirkstoffe ist um 28.0 % geringer als im Vorjahr.

Mehr Details finden sich im IS ABV Jahresbericht 2022 der Schweiz.
BLV

Dänemark investiert in Insektenproduktion

Am 6. Dezember 2023 ist im dänischen Hvirring mit der Enorm Biofactory die größte Insektenfarm Skandinaviens mit einer Fläche von 22.000 Quadratmetern eröffnet worden. Gemeinsam mit dem dänischen DLG-Konzern, einer Genossenschaft von 25.000 dänischen Landwirt:innen, plane der Mitbegründer Carsten Lind Pedersen und sein Team die tägliche Produktion von 100 Tonnen Larven der Schwarzen Soldatenfliege, wie die Big Dutchman-Gruppe mitteilt.

Die Insektenlarven, aus denen nach etwa 12 Tagen Mehl und Öl hergestellt wird, stellen eine alternative Proteinquelle für die Landwirtschaft dar. Wie auf der Seite des Unternehmens zu lesen ist, könne das Insektenmehl durch den Proteingehalt von etwa 55% effektiv als Zutat in Futtermitteln für verschiedene Tiere, wie Fische, Geflügel, Schweine und Haustiere, eingearbeitet werden. Das gewonnene Insektenöl eigne sich zudem als Nahrungsergänzung in der Futterversorgung für verschiedenste Tiergruppen. Durch ihre Fähigkeit, Rückstände aus der Lebensmittelindustrie zu fressen und diese in nahrhafte und nachhaltige Zutaten umzuwandeln, hätten die Larven der Soldatenfliegen ein enormes Nachhaltigkeitspotenzial.

„Wir gehen davon aus, dass diese alternative Proteinquelle dauerhaft einen signifikanten Teil des derzeit nach Europa importierten Sojas ersetzen kann“, betont Dr. Frank Hiller, der Leiter der Big Dutchman-Gruppe, die die entsprechende Technik liefert, unter anderen fallen die Klimasysteme für den Zucht- und Mastbereich, die Abluftreinigung und Wärmerückgewinnung. Die Investitionskosten für die Insektenfarm liegen bei umgerechnet rund 70 Millionen Euro.  

Big Dutchman

FLI schätzt Risiko für Geflügelpestausbrüche als hoch ein

Da im November 2023 wieder vermehrt Ausbrüche der hochpathogenen aviären Influenza-Virus des Subtyps H5N1 in verschiedenen europäischen Ländern gemeldet worden sind, schätzt das Friedrich-Loeffler Institut (FLI) das Risiko der Verbreitung insgesamt als hoch ein. Im November 2023 waren europaweit mehr als 1,6 Millionen Vögel (Puten, Hühner, Wassergeflügel) von den Ausbrüchen betroffen. Zudem begünstigten die Witterungsbedingungen sowie die Wildvogelbewegungen die Virusverbreitung, lautet die Begründung des FLI. Noch im Oktober 2023 lag die Einschätzung für das Risiko für Sekundärausbrüche (Verschleppung zwischen Haltungen) und unerkanntes Zirkulieren von Viren noch bei moderat, das Eintragsrisiko durch Lebendgeflügel im Reisegewerbe oder Geflügelausstellungen bei gering.

Unter anderem in Mecklenburg-Vorpommern wurde die Geflügelpest in der letzten Woche in einer gewerblichen Haltung im Landkreis Nordwestmecklenburg mit ca. 6.700 Tieren, vornehmlich Enten und Gänse, amtlich bestätigt. Laut Minister Till Backhaus sei die Lage derzeit noch überschaubar, aber die Situation könne sich jederzeit ändern, weshalb die Biosicherheitsmaßnahmen auf den Betrieben unbedingt konsequent eingehalten werden müssen.

Eine aus mehreren Kursen bestehende, zertifitierte Online-Fortbildung zum Thema Biosicherheitsmaßnahmen wird Tierärzt:innen auf Myvetlearn.de angeboten.

FLI

Landesregierung MV

Weniger Campylobacter-Keime bei Geflügel

Mit Campylobacter-Keimen kontaminiertes Geflügelfleisch gilt als eine der Hauptinfektionsquellen für Campylobacteriose, die seit mehr als 15 Jahren in der EU die häufigste gemeldete Zoonose beim Menschen ist. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Campylobacter-Keime in sogenannten Halshautproben bei Masthähnchen im Vergleich zum Vorjahr erstmals zurückgegangen (-10 %). Wie das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) mitteilte, waren im Jahr 2022 rund 35% der für das Zoonosen-Monitoring untersuchten Proben positiv. Seit zehn Jahren ist auch erstmals der Anteil von Halshautproben mit hohen Campylobacter-Keimzahlen von über 1.000 KbE/g leicht gesunken – von etwa 22 % auf 18,4 %.

„Diese positive Entwicklung dürfte auch auf das im Jahr 2018 eingeführte Prozesshygienekriterium für Campylobacter auf Masthähnchen-Schlachtkörpern zurückzuführen sein“, erklärte BVL-Präsident Friedel Cramer. „Die fortlaufenden Untersuchungen im Zoonosen-Monitoring werden zeigen, ob sich die im Jahr 2022 beobachtete positive Entwicklung hinsichtlich der Kontamination der Hähnchen-Schlachtkörper mit Campylobacter spp. weiter fortsetzt“, so Cramer. Um sich vor Campylobacter-Infektionen zu schützen, empfiehlt das BVL, Hähnchenfleisch gründlich durchzuerhitzen und eine strenge Küchenhygiene einzuhalten. Nur so könne verhindert werden, dass Erreger vom rohen Fleisch auf verzehrfertige Lebensmittel wie Salat übertragen werden.

BVL

Baden-Württemberg ruft Schülerwettbewerb Tierschutz aus

Das Land Baden-Württemberg möchte bereits bei jungen Menschen das Verständnis für den Tierschutz stärken und hat daher erneut den 13. Landeswettbewerb Tierschutz unter dem Motto „Schülerinnen und Schüler machen sich für Tiere stark“ ausgerufen. „Unseren Schülerinnen und Schülern in Baden-Württemberg ist es ein wichtiges Anliegen, Verantwortung für das Wohl der Tiere zu übernehmen. Das zeigt der breite Einsatz der Kinder und Jugendlichen mit ihren zahlreichen und beeindruckenden Ideen zum Tierschutz. Täglich kommen wir mit Tieren in Berührung, sei es mit Haustieren oder in der Landwirtschaft. Jeder Einzelne kann dabei durch verantwortungsbewusstes Handeln seinen Beitrag für den Tierschutz leisten“, erklärte Peter Hauk, Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR), in der vergangenen Woche.

Bis zum 30. April 2024 können Kinder und Jugendliche der Jahrgangsstufen vier bis zehn ihre eigenen Ideen rund um den Tierschutz sowie deren Umsetzung einsenden und einen zehn Geldpreise gewinnen. „Jede Bewerbung ist ein Erfolg für den Tierschutz. Ich freue mich schon jetzt auf die neuen und vielfältigen Ideen unserer Schülerinnen und Schüler. Mit ihren Zeichnungen, Bildern, Bastelarbeiten, Videos oder Fotos verdeutlichen sie ihren Einsatz für das Wohl der Tiere und tragen damit zu einer tiergerechten Zukunft bei“, betont Kultusministerin Theresa Schopper.

MLR Baden-Württemberg

B&B Agrar mit dem Schwerpunkt Fort- und Weiterbildung

In der vierten und letzten Ausgabe 2023 der B&B Agrar dreht es sich schwerpunktmäßig um innovative Methoden und Konzepte, die das Wissen über eine tierwohlgerechte Nutztierhaltung an die Landwirt:innen mittels digitaler Tools transferieren. Dazu wird das Bundesprogramm Nutztierhaltung (BUNTH) vorgestellt, das praxisorientierte Forschungsprojekte und den Ergebnistransfer in die Praxis fördert.  

Neben dem Netzwerk Fokus Tierwohl, das tierhaltende Betriebe bei einer tierwohlgerechten Nutztierhaltung unterstützt, wird in einem Beitrag auf das AgriSkills-Lab eingegangen, das mit Hilfe von Simulatoren und digitaler Technik praktische Fähigkeiten im Bereich der Tierhaltung vermittelt. Zudem beschreiben die Autor:innen anhand der Tierwohlberatung “Schwein” des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen den Wandel in der Schweinehaltung. In Beratungen sowie Aus- und Fortbildungen werden verbesserte Haltungsbedingungen bei Schweinen thematisiert.

Die komplette Ausgabe, aber auch einzelne Beiträge, stehen als Download zur Verfügung.

Für die Verbesserung der Nutztiergesundheit sowie die Weiterbildung von Landwirt:innen und Tierärzt:innen steht auch das Portal VetMAB.de, Antibiotikaminimierung im Stall. Die Entwicklung wurde von verschiedenen Einrichtungen gefördert. Anerkannte Referenten geben bewährte Management-Tipps, die sich einfach in den Stallalltag mit Rind, Schwein und Geflügel integrieren lassen. Zahlreiche E-Learningkurse vermitteln zudem ein umfassendes Wissen.

Ausgabe 4/23 der B&B Agrar

Petition für den Erhalt des Schlachthofpraktikums

Tierarzt und Youtuber Dr. Karim Montasser hat bereits im Oktober diesen Jahres eine Petition gestartet, in der er die Abschaffung des verpflichtenden Schlachthofpraktikums im Tiermedizinstudium fordert. Bislang wurden mehr als 17.700 Unterschriften gesammelt. Montasser argumentiert, dass zahlreiche Tiermedizinstudierenden unter psychischen Belastungen, wie Überforderung und sexuellen Übergriffen während des dreiwöchigen Pflichtpraktikums litten. Wie eine aktuelle Studie der Universität Leipzig ergeben hat, hielten rund 74 Prozent der Befragten das Schlachthofpraktikum dennoch für angemessen.

Die Studentin Pia Zentgraf (LMU München) hat ihrerseits nun eine Gegenpetition gestartet, in der sie fordert, das Schlachthofpraktikum in der tiermedizinischen Ausbildung zwingend beizubehalten. Die Studentin erklärt, dass subjektive Erfahrungen keinesfalls der Grund für  Änderungen des Curriculums sein dürften. Andere Bereiche der Ausbildung könnten zudem dadurch gefährdet sein. Die tierärztliche Tätigkeit in der Schlachttier- und Fleischuntersuchung sei ein wichtiger Bereich im tierärztlichen Berufsfeld. Nur durch die praktische Arbeit könnten die notwendigen Fähigkeiten für die Überwachung einer tierschutzgerechte Schlachtung erlernt werden, argumentiert Zentgraf.

Um auch in Zukunft den Tierschutz auch in der letzten Phase des Lebens eines Tieres gewährleisten zu können, startete die Studentin die Petition für den Beibehalt des Schlachthofpraktikums.

Zur Petition zum Erhalt des Praktikums

Schweiz will Tierschutz verbessern  

Die Schweiz geht hinsichtlich der Verbesserung des Tierschutzes einen großen Schritt voran. Die Vernehmlassung zu mehreren Erlassen wurde durch das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) in der vergangenen Woche zur Anpassung im Tierschutzbereich eröffnet. Die Erlasse beziehen sich sowohl auf die Nutztierhaltung, Tierversuche und Hundeimporte.

Der Bundesrat plant, die tierschutzrechtlichen Vorgaben gesetzlich zu stärken, da auch die Forschung laufend neue wissenschaftliche Erkenntnisse generiere, heißt es auf dessen Internetseite. Demnach sollen Importe von Hundewelpen verboten werden, die unter fünfzehn Wochen alt sind, wie es bereits in vielen EU-Staaten vorgegeben ist. Damit sollen unbedachte Spontankäufe von Welpen im Internet verringert werden. Zudem plant der Bundesrat, die Zucht von Versuchstieren auf das notwendige Minimum zu beschränken. Um eine Transparenz zu erreichen, soll außerdem die Bestimmung aller Versuchstiere künftig in einer Datenbank erfasst werden müssen. Gemäß des 3R-Prinzips wird auch vorgeschrieben, dass die Versuchstiere ausnahmslos in die Käfige und Gehege mit genügend Rückzugsmöglichkeiten gehalten werden. Weiterhin soll das Touchieren (Kürzen) der Schnäbel von Hühnern, der Gebrauch bestimmter Methoden beim Umgang mit Pferden sowie das Kürzen der Schwänze von Schafen per Gesetz verboten werden. Die Vernehmlassung der betreffenden Erlasse dauert bis am 15. März 2024.

Bundesrat

EU plant Gesetzesanpassung bei Tiertransporten

Die Europäische Kommission plant, die gesetzlichen Vorgaben für Transporte von Nutztieren an neueste wissenschaftliche Erkenntnisse anzupassen, wie Agra-Europe (AgE) mitteilt. So soll die Dauer von Schlachttransporten auf neun Stunden begrenzt werden, wie aus einem bislang noch nicht veröffentlichten Verordnungsvorschlag hervorgeht. Die Transportdauer von Nutztieren, die zu anderen Zwecken als der Schlachtung transportiert werden, soll 21 Stunden nicht überschreiten dürfen, samt einer Pause nach zehn Stunden. Danach muss den Tieren eine Pause von einem Tag außerhalb des Transportfahrzeugs ermöglicht werden. Nur dann darf der Transport fortgeführt werden.

Für nicht absetzte Kälber, Lämmer, Zicklein und Fohlen soll die Dauer des Transports auf höchstens acht Stunden festgelegt werden. Zudem müssen die Jungtiere spätestens alle neun Stunden gefüttert werden, sofern nicht ein spezielles, eigens zertifiziertes Fütterungssystem vorhanden ist. Geplant sei auch, dass Fohlen unter vier Monaten sowie weniger als zehn Kilogramm schwere Ferkel maximal neun Stunden transportiert werden dürfen, wenn die Verbringung ohne das Muttertier erfolgt.

Im Zweifel sollenTierärzt:innen entscheiden, ob ein Tier transportfähig ist. Die EU will neben Dehydration, offenen Wunden und Organvorfällen auch weit fortgeschrittene Trächtigkeit und noch nicht verheilte Nabel bei Jungtieren als Ausschlusskriterien festlegen. Alle Tiere, die sich nicht eigenständig oder schmerzfrei bewegen können, sollen grundsätzlich nicht transportiert werden dürfen.

Gemäß dem vorliegenden Entwurf soll die Transportdauer von Legehennen auf höchstens 12 Stunden begrenzt werden; für Hennen am Ende der Legeperiode sind maximal zehn Stunden vorgesehen. Außerdem muss eine Mindesttemperatur von 15°Celsius garantiert werden.

AgE

Bauernzeitung

VetVirbac-Stipendien 2023 vergeben

Auch in diesem Jahr unterstützt das Unternehmen Virbac wieder zwei Studierende der Veterinärmedizinischen Universität Wien mit dem VetVirbac-Stipendium. Die diesjährigen Stipendien wurden Anfang November 2023 an die Studierenden Niklas Baur und Maria Janzen übergeben. Das Vet Stipendium in Höhe von 1.000 Euro unterstützt Studierende des Diplomstudiums Veterinärmedizin bei ihrem zehnwöchigen Praktikum im Bereich Wiederkäuer-, Geflügel- oder Schweinemedizin in Österreich und soll zusätzliche Kosten für Wohnen und Leben in diesem Zeitraum abdecken.

Vetmeduni Wien

Bayern will Verbot der Anbindehaltung verhindern

Bayern ist das Land mit dem bundesweit höchsten Anteil an Milchviehbetrieben. In vielen Fällen handelt es sich in dem Freistaat um kleinere und mittlere bäuerlichen Familienbetriebe. Rund die Hälfte der Milchkühe dort werden in Anbindehaltung gehalten.

Im Rahmen der Änderung des Tierschutzgesetzes plant die Bundesregierung ein Verbot der ganzjährigen Anbindehaltung nach fünfjähriger Übergangsfrist sowie die Einschränkung der Kombinationshaltung. Bayern hingegen befürchtet massive Auswirkungen eines solchen Verbots und will mit einer Bundesratsinitiative dagegen angehen. Ein entsprechender Beschluss wurde seitens des bayerischen Kabinetts am 5.12.2023 bekanntgegeben.

Der Freistaat fordert, dass in diesem Fall auch die regional und historisch gewachsenen Gegebenheiten und familiären Strukturen berücksichtigt werden müssten, da sonst mit dem Aufgeben vieler alteingesessener Betriebe zu rechnen sei.

Unumstritten ist jedoch auch bei der bayerischen Landesregierung, dass die ganzjährige Anbindehaltung als Auslaufmodell zu betrachten ist. In Bayern wird jedoch auf Freiwilligkeit, Förderung und Beratung gesetzt, um die Landwirte zum Umstieg auf eine Laufstallhaltung zu bewegen. Dazu hat das Land verschiedene Förderprogramme ins Leben gerufen und rund 37 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.  Bislang seien bereits mehr als 1.200 Betriebe hinsichtlich einer Haltungsumstellung beraten worden.

Angesichts dieser Entwicklung beim Umstieg auf Kombinations- oder Laufstallhaltung fordert die Landesregierung in ihrer Bundesratsinitiative den Bund auf, auf ein generelles gesetzliches Verbot der Anbindehaltung von Milchkühen zu verzichten. Zahlreiche Tierschutzverbände hingegen verlangen dagegen ein schnelles Verbot der Anbindehaltung. Noch haben sich die Ampelfraktionen im Bundestag allerdings noch nicht auf einen Referentenentwurf des Tierschutzgesetzes einigen können.

Bayerische Staatsregierung

Agrarheute

Beta-Glucanase kann Antibiotika bei Masthähnchen ersetzen

Das Enzym Beta-Glucanase könnte den Einsatz von Antibiotika bei Hühnern weitgehend überflüssig machen, wenn es dem Futter zugesetzt wird. Durch die bessere Verwertung wachsen die Tiere auch schneller. Zu diesem Ergebnis kam ein Forschendenteam unter der Leitung von Dr. Namalika Karunaratne (University of Saskatchewan, Canada), das den Futterzusatz in Bodenhaltungen mit Einstreu getestet hat. „Die Ergebnisse waren faszinierend. Beta-Glucanase baute das Beta-Glucan nicht nur effektiv ab, sondern verbesserte auch das Wachstum und die Gesundheit der Hühner“, erklärt Karunaratne. Die Wissenschaftler:innen kamen zu dem Schluss, dass das Enzym das Potenzial hat, einen als Beta-Glucan bekannten Weizenbestandteil abzubauen und somit unter anderem das Mikrobiom des Darms zu fördern und gesund zu halten.

„Aber die Geschichte hat noch mehr zu bieten. Wir verglichen die Wirkung von Beta-Glucanase mit Antibiotika und stellten fest, dass Beta-Glucanase das Beta-Glucan wirkungsvoller abbaut als Antibiotika.“ Die Zugabe von gereinigter Beta-Glucanase zum Hühnerfutter steigere also nicht nur die Leistung, sondern verringere auch den Bedarf an Antibiotika und anderen Medikamenten, so die Wissenschaftlerin. „Dies ist ein großer Schritt vorwärts, um die Gesundheit unserer gefiederten Freunde zu gewährleisten und unsere Lebensmittelversorgung sicherer zu machen. Es ist eine Win-Win-Situation sowohl für die Hühner als auch für diejenigen, die sie aufziehen und letztlich für den Verbraucher”, betont Karunaratne.

Auch das Projekt VetMAB hat das Ziel, den Antibiotikaeinsatz im Stall zu minimieren und so die Tiergesundheit zu verbessern. VetMAB richtet sich mit seinem Online-Fortbildungsprogramm sowohl an Landwirt:innen als auch an die bestandsbetreuenden Tierärzt:innen.

Geflügelnews

Geflügelpest breitet sich global weiter aus

Die hochpathogene Aviäre Influenza (HPAI) grassiert in diesem Herbst ungebremst weiter. Die Niederlande meldeten gerade einen Ausbruch der Geflügelpest in einem Legehennenbetrieb in Putten in der Provinz Gelderland. Hier mussten 110.000 Hühner gekeult werden, um eine weitere Ausbreitung in den zehn weiteren Geflügelbetrieben innerhalb der 3-Kilometer-Zone zu vermeiden. Das niederländische Landwirtschaftsministerium hat auf den letzten Seuchenzug reagiert und eine Einstallpflicht für kommerzielle Geflügelhaltungen verordnet.

Auch in Niedersachsen und Schleswig-Holstein wurden Ausbrüche mit dem H5N1-Virus festgestellt. Betroffen sind ein Putenbestand in Cloppenburg mit mehr als 23.000 Tieren sowie ein Legehennenbestand mit 4.000 Tieren im Kreis Schleswig-Flensburg.

Noch dramatischer entwickelt sich die Geflügelpest in den USA. In den US-Bundesstaaten Iowa, Minnesota, Maryland, South Dakota, Wisconsin, Georgia und Kalifornien mussten mehrere Millionen Legehennen gekeult werden. Am schwersten hat es Iowa, den Staat mit der höchsten Eierproduktion, getroffen. Seit Beginn des Jahres mussten dort bereits 17,3 Mio. Stück Geflügel wegen der HPAI getötet werden.      

Geflügelnews

Agrarheute

Neue ASP-Leitlinien zur Verbesserung der Biosicherheit im Betrieb

Auch im Fall eines Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest (ASP) dürfen Schweinehalter:innen in den betroffenen Sperrzonen ihre Tiere im Auslauf halten. Dazu bedarf es der Einhaltung einiger Maßnahmen, die in den neuen, im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) erstellten Leitlinien aufgeführt werden. Neben einer betriebsindividuellen Risikobewertung der zuständigen Veterinärbehörde müssen die betroffenen Halter:innen verschiedene Maßnahmen ergreifen, um das ASP-Eintragsrisiko so gering wie möglich zu halten. Ziel der Leitlinien ist es auch, die betriebsindividuellen Biosicherheitsmaßnahmen bereits vor einem Seuchenfall zu optimieren.

In einer Maßnahmentabelle sind zehn Handlungsbereiche aufgeführt, die zudem von einer Einschätzung begleitet werden, wie effektiv diese das Eintragsrisiko der ASP reduzieren kann. Die Handlungsbereiche umfassen unter anderem das Betriebspersonal, die Sicherung von Gebäuden und des Betriebsgeländes sowie den Fahrzeug- und Tierverkehr.  Als weitere Punkte werden die Überwachung der Tiergesundheit, die Tiergesundheitsbesuche und tierärztliche Bestandsbetreuung sowie das Schädlingsmonitoring aufgeführt. Konkrete Vorschläge für die Umsetzung der betriebsindividuellen Maßnahmen runden die neuen Leitlinien ab. Die rechtliche Grundlage für die beschriebenen Biosicherheitsmaßnahmen bilden im Wesentlichen das neue Tiergesundheitsrecht der EU (Animal Health Law, AHL) sowie die Schweinehaltungshygieneverordnung (SchHaltHygV).

Um die Biosicherheit in Schweinebeständen geht es auch in Kurs 4 der E-Learning-Kursreihe Biosicherheit in der tierärztlichen Bestandsbetreuung auf Myvetlearn.de. In diesem Kurs geht es um Maßnahmen und Hinweise zur Biosicherheit für Schweinebestände, die von Dr. Harlizius (u.a. FTA für Schweine, Mitglied im BTK-Ausschuss für Schweine) vorgestellt werden

Topagrar

Weitere Ausbreitung der Hämorrhagischen Septikämie in MV

In Mecklenburg-Vorpommern breitet sich derzeit die Hämorrhagische Septikämie (HS) aus. Ursprünglich kommt die auch als Wild- und Rinderseuche bezeichnete Erkrankung von Rindern, Wildschweinen sowie Rot- und Damwild aus Süd- und Südostasien, dem Mittleren Osten und Afrika. Expert:innen vermuten, dass das Bakterium Pasteurella multocida, das die Tierseuche verursacht, mit Tiertransporten nach Deutschland gelangt ist. Zur Verbreitung könnte aber auch der Wolf beitragen, der die Bakterien nachweislich in der Schleimhaut hat. Denn es häufen sich Erkrankungen von Nutztieren, wenn sich Wölfe in der Nähe angesiedelt haben, sagen Wissenschaftler:innen.

Erkrankte Tiere können nur erfolgreich mit Antibiotika behandelt werden, wenn die Erkrankung frühzeitig erkannt wird. Beim ersten Auftreten von Symptomen wie Fieber, vermehrter Speichelfluss, Schwellungen der Schleimhäute und Atemnot, kann HS innerhalb weniger Stunden zum Tod der Tiere führen. Seit den 1960er Jahren ist die Wild- und Rinderseuche in Deutschland nicht mehr meldepflichtig, daher erhalten Halter:innen auch keine Ausgleichszahlungen der Tierseuchenkasse. Ein Zustand, der nach Meinung der Tierhalter:innen schnell geändert werden muss, denn eine Erkrankung verursacht hohe finanzielle Schäden, auf denen sie sitzen bleiben, sofern in der nahen Zukunft keine weiteren Forschungsergebnisse präsentiert werden.  

Topagrar

Verbundvorhaben erhält Bundesmittel für Wissensvermittlung    

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) unterstützt mit knapp 400.000 Euro den Wissentransfer des Verbundvorhabens „Fortschritte mit Kompetenz und Spezialwissen für eine tierwohlgerechte, umweltschonende und nachhaltige Nutztierhaltung“. Der entsprechende Zuwendungsbescheid, der in der vergangenen Woche an die Landesforschungsanstalt (LFA) Mecklenburg-Vorpommern übergeben wurde, sichert das länderübergreifende Projekt für weitere drei Jahre.

„Tierwohl mit einheitlichen Parametern zu beschreiben, den Wissensstand dazu zu sichten, in geeigneten Formaten für die Praxis, die Politik oder die Aus- und Weiterbildung verfügbar zu machen, ist eine langfristige Aufgabe. Es ist schon etwas Besonderes, wenn sich alle Bundesländer gemeinsam im „Netzwerk Fokus Tierwohl“ engagieren und Kapazitäten einbringen. Tierwohlthemen unserer Zeit bundesweit abgestimmt in die Wissensvermittlung einzubringen ist mit über 1.200 Veranstaltungen und mehr als 60.000 Teilnehmern in Deutschland Beleg dafür, dass der Bedarf und das Interesse sehr groß sind. Ich bin zuversichtlich, dass die LFA in den nächsten drei Jahren viele erfolgreiche Formate anbieten wird“, zeigte sich Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus zufrieden.

„Durch die Einstellung einer sogenannten Tierwohlmultiplikatorin an der LFA, durch die Mitwirkung meiner Mitarbeitenden in Expertengremien für die Tierarten Rind, Schwein und Geflügel und durch sogenannte Impulsbetriebe aus MV ist unser Bundesland ganz dicht am Puls der Zeit. Wir können akute und wichtige Fragestellungen schnell identifizieren, das Netzwerk anzapfen, um Fachverstand zu finden und dieses Wissen dann schnell zielgruppengerecht überführen. Ich freue mich, dass wir in den kommenden drei Jahren wieder ein breites Angebot an Themen liefern werden“, ergänzte LFA-Direktor Dr. Peter Sanftleben.

Um die Verbesserung der Tiergesundheit geht es auch in dem Projekt VetMAB, das die Antibiotikaminimierung im Stall zum Ziel hat und sich sowohl an Landwirt:innen als auch an die bestandsbetreuenden Tierärzt:innen richtet.

Regierung MV

Varroa-Milben können große Winterverluste bei Honigbienen verursachen

Bienenvölker in Baden-Württemberg haben derzeit ein großes Risiko, von der Varroa-Milbe befallen zu werden, da die warmen Temperaturen im Herbst zu einen starken Wachstum der Milbenpopulationen geführt haben. Ein Befall kann große Verluste im Winter verursachen, warnt die Landesanstalt für Bienenkunde der Universität Hohenheim. Die Parasiten dringen nämlich in die Brutzellen der Honigbienen ein und vermehren sich dort. Die durch die Varroamilben übertragenen Viren können bei den Bienen zu Flügeldeformationen führen, so dass die Tiere nicht mehr flugfähig sind.

„Dies ist eigentlich eine äußerst heikle Phase in der Entwicklung der Honigbiene, denn die Larven müssen einen Kokon spinnen und sich metamorphosieren, d. h. ihr gesamter Körper verändert sich von einer dicken, weißen Larve zu einer erwachsenen Honigbiene“, erläutert Dr. Kirsten Traynor, Leiterin der Landesanstalt für Bienenkunde der Universität Hohenheim.

Ist eine Bienenbrut vorhanden, kann die Milbenpopulation schnell wachsen, denn jede Muttermilbe kann während der Entwicklungszeit einer Honigbiene ein bis zwei reife Tochtermilben hervorbringen. Die Forschenden der Uni Hohenheim weisen darauf hin, dass tote Bienen zur labordiagnostischen Untersuchung an den Bienengesundheitsdienst geschickt werden können. So könnte ein eventueller Befall mit Varroamilben bestätigt bzw. ausgeschlossen werden.

Um die Haltung, die Gesundheit und den Schutz von Bienen geht es unter anderem auch in der gleichnamigen vierteiligen E-Learning-Reihe, die Tierärzt:innen zur Online-Fortbildung auf Myvetlearn.de zur Verfügung steht. Die Kursreihe ist geeignet zur Weiterbildung für den Erwerb der Zusatzbezeichnung Bienen/den Fachtierarzt für Bienen.

Uni Hohenheim

Mensch mit Variante des Schweinegrippe-Virus infiziert  

Erstmals ist in Großbritannien bei einem Mensch eine Infektion mit dem Schweinegrippevirus des Typ Influenza A (H1N2)v aufgetreten. Die betroffene Person war aufgrund von Atemwegsbeschwerden getestet worden und sei inzwischen nach einem milden Krankheitsverlauf wieder vollständig genesen, teilte die britische Gesundheitsbehörde UKHSA (UK Health Security Agency) mit.

Auch wenn die bislang wenigen Infektionen bei Menschen weltweit meist harmlos verlaufen, müsse die Lage sehr genau beobachtet werden. Denn es besteht das Risiko, dass das Virus mutiert und sich dann auch von Mensch zu Mensch übertragen könnte, so die UKHSA. „Wir arbeiten eilig daran, die engen Kontakte zu ermitteln und eine potenzielle Übertragung zu reduzieren“, sagte Meera Chand, die bei der UKHSA für entsprechende Vorfälle zuständig ist.

Weltweit gab es seit 2005 nach Angaben der UKHSA 50 erfasste Fälle von Influenza A(H1N2)v beim Menschen. Genetisch verwandt zu der nun in Grossbritannien gefundenen Variante (1b.1.1) sei aber keiner davon gewesen.

UKHSA

Schweizerbauer

Nachhaltige Tierhaltung im Fokus der Tönnies Forschung

Die nachhaltige Haltung landwirtschaftlicher Nutztiere, die sich konsequent am Tier ausrichtet und gleichzeitig umweltfreundlich ist, stand beim Workshop der Tönnies Forschung gGmbH in Marienfeld im Zentrum der Diskussionen. Um den Spagat zwischen Tierwohl und Emissionsreduzierung bestmöglich hinzubekommen, empfiehlt der Vorsitzende des Kuratoriums der Tönnies Forschung, Prof. Hans-Joachim Bätza, einzelne Bausteine zu verbessern. Darunter fallen neben der Futtereffizienz, optimierten Stallbedingungen sowie selektiver Züchtung auch alternative Proteinquellen, Bildung und Schulung von Mitarbeiter:innen sowie das Gesundheitsmanagement.    

Die eine Quintessenz für eine optimale Haltung gebe es nicht, so Bätza. Grundsätzlich sei eine Konsumreduzierung tierischer Lebensmittel in den reichen Ländern sowie die primäre Grünlanderzeugung von Milch empfehlenswert, erklärte Prof. Friedhelm Taube von der Universität Kiel. Auch das Thema Offenstall wurde vielfach diskutiert. Um die Geruchsentwicklung, die mit dieser Stallform einhergeht, einzugrenzen, sollten die Buchten strukturiert sowie der Auslauf überdacht sein. Zudem könnten Spaltenböden im “Toilettenbereich” dafür sorgen, dass Ammoniakemissionen reduziert werden, wie Lars Broer von der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt (LUFA) Nord-West darlegte. Prof. Kai Frölich aus dem Vorstand des Tierparks „Arche Warder“ forderte zudem die gezielte Förderung von klein- und mittelbäuerlichen Strukturen. Staatliche Förderinstrumente sollten nicht mehr wie bislang die Größe der Fläche berücksichtigen, sondern sich überwiegend am Ausmaß der jeweiligen Ökosystemleistungen orientieren, so Frölich abschließend.

Proplanta

Tönnies

Erlasse sollen drohende Tierschutzverstöße bei Transporten vermeiden

Das Landwirtschaftsministerium Niedersachsen hat weitere Maßnahmen ergriffen, um tierschutzwidrige Zustände auf und nach Tiertransporten zu vermeiden. So wurde bereits am 9. Oktober 2023 der sogenannte „Ägypten-Erlass“ aktiviert. Mit diesem Erlass sollen die kommunalen Behörden Tiertransporte per Schiff nach Alexandria untersagen, wenn als Bestimmungsort ein Stall im dortigen Hafen angegeben ist. Zudem hat das Ministerium am 22.11.2023 den Veterinärbehörden einen weiteren Erlass zugestellt, der diese auffordert, jegliche Rindertransporte nach Ägypten, Algerien, Aserbaidschan, Irak, Iran, Jemen, Jordanien, Kasachstan, Kirgistan, Libanon, Libyen, Marokko, Syrien, Tadschikistan, Tunesien, Turkmenistan und Usbekistan zu untersagen.

„Da aus den genannten Ländern keine Rinder wieder nach Europa zurücktransportiert werden, enden sie alle irgendwann durch Schlachtung ohne Betäubung. Zahlreichen Berichten zufolge wird zur Fixierung der Rinder häufig erhebliche Gewalt eingesetzt und das bedeutet große Schmerzen und Leiden für die Tiere. Unsere Veterinärbehörden sind aber verpflichtet, auch künftige Verstöße gegen das Tierschutzrecht zu verhindern. Dies geht in den genannten Fällen nur durch Untersagung des Transports. Es gibt für die Veterinärbehörden kein milderes Mittel, diese drohenden Tierschutzverstöße zu verhindern“, erklärt Miriam Staudte.

Ein dritter Erlass, der die Richtlinien für alle längeren Transporte in Drittländer konkretisiert, befindet sich kurz vor der Veröffentlichung. Eine der Neuerungen wird sein, dass der Organisator eines Transports durch Fotos am Bestimmungsort dokumentieren muss, dass die Tiere angekommen und bedarfsgerecht versorgt worden sind. Auf den Fotos müssen Ohrmarken der Tiere erkennbar sein. Dies prüfen die Behörden in standardmäßigen Retrospektivkontrollen.

Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Sehenswerte Doku über die Geschichte des Rindes

„Muh! Die Geschichte des Hornviehs“ ist eine Dokumentationsserie, die die lange und bedeutsame Geschichte des Rindes sowie die Beziehung des Menschen zu dieser Tierart in vier Teilen beleuchtet. Am heutigen Montagabend (27.11.2023) um 18.35 Uhr zeigt Arte den ersten Teil der Doku: „Das Rind erobert die Weiden“. In dieser Folge gehen die Autor:innen zurück zum eurasischen Auerochsen, dem Ur-Ochsen, der inzwischen ausgestorben ist. Der Urahn der heutigen Kühe, Stiere und Ochsen der westlichen Welt war schon vor vielen Tausend Jahren vom heutigen Marokko bis nach Sibirien verbreitet.

Durch Auslesezucht erreichten die Menschen das Leistungsoptimum bei Feld-, Zug- und Transportarbeiten. Dazu wurde nach und nach die Widerristhöhe reduziert, die Schnauze verkürzt sowie der Rücken und der Körper insgesamt, vor allem aber das Hinterteil, verbreitert. Auf der ganzen Welt, auf inzwischen fünf Kontinenten, werden Hausrinder, Zebus, Wasserbüffel oder Yaks für landwirtschaftliche Arbeiten sowie zur Milch- und Fleischgewinnung genutzt.  Das Rind hat weltweit aber auch eine wichtige Bedeutung für Natur und Kultur. In Spanien und Portugal sind es die traditionellen Stierkämpfe, in den USA die Rodeos, die für große Begeisterung oder inzwischen auch großen Unmut bei den Menschen sorgen. In einigen Regionen der fernöstlichen Welt werden Wasserbüffel spirituell verehrt. Die Dokureihe ist auch bis zum 25.1.2024 in der Arte-Mediathek verfügbar.

Arte

ASP breitet sich erneut in Polen und Russland aus

Nachdem sich die Seuchenlage in Polen für lange Zeit ein wenig beruhigt hatte, scheint sich die Afrikanische Schweinepest (ASP) aktuell innerhalb der Wildschweinpopulation weiter auszubreiten. Das Land meldete mehr als 70 neue Fälle, die in den vergangenen Wochen vor allem in den Provinzen Niederschlesien, Lublin und Westpommern innerhalb der sogenannten roten Zone nachgewiesen wurden.

Noch dramatischer entwickelt sich derzeit die Seuchenlage in Südrussland. Mehr als 23.000 Schweine sind in der Region Krasnodar, die an die Krim grenzt, an der ASP verendet. Die Behörden haben seit Jahresbeginn insgesamt rund 2.250 neue Fälle gemeldet, 29 Hausschweinebestände seien zudem betroffen, heißt es. Das sind rund doppelt so viele wie im gesamten Vorjahr. Befürchtungen, dass sich damit die inländischen Schweinefleischpreise um 20 Prozent erhöhen würden, hat der Russische Verband der Schweinefleischproduzenten (RUPP) zurückgewiesen. Diese Menge sei nicht vergleichbar mit dem Produktionsanstieg in der gesamten russischen Schweineindustrie in diesem Jahr. Dank mehrerer neuer Betriebe sei die Schweinefleischproduktion in diesem Jahr bereits um 200.000 Tonnen gestiegen, sagte Yuri Kovalev, Vorsitzender des Verbandes.

Agrarheute

Imker:innen fordern weltweite Verringerung von Glyphosat

Da sich die EU-Länder erneut nicht auf eine gemeinsame Position hinsichtlich der weiteren Zulassung von Glyphosat einigen konnten, hat die EU-Kommission das alleinige Entscheidungsrecht genutzt und eine Verlängerung um weitere zehn Jahre angekündigt. Auch wenn es neue Auflagen und Einschränkungen geben soll, ist diese Entscheidung beim Deutschen Imkerbund (DIB) auf massives Unverständnis gestoßen. „Wir sind sehr enttäuscht, dass sich Deutschland aufgrund von Unstimmigkeiten im Kabinett, entgegen der Absprache im Koalitionsvertrag, bei der Abstimmung im Ministerrat enthalten musste”, sagt der Präsident des Imkerbundes, Torsten Ellmann. „Auf EU-Ebene, aber auch weltweit, muss die eingesetzte Menge von Glyphosat zumindest deutlich verringert werden. Die Verlängerung der Zulassung in der EU sollte – wenn überhaupt – nicht um volle zehn Jahre erfolgen. Wir fordern die EU-Kommission daher auf, ihre Absicht zu überdenken”, mahnt Ellmann. 

Auch das Fehlen von klaren und eindeutigen Aussagen der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA hinsichtlich der Bedrohung der Artenvielfalt durch Glyphosat, stößt bei den Imker:innen auf großes Befremden. So vernichte das Breitband-Herbizid Glyphosat sämtliche blühenden Beikräuter und nehme so vielen Bestäubern wie Wild- und Honigbienen die Lebensgrundlage, erklärt der Imkerbund. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO bescheinigt dem Unkrautvernichter, krebserregend zu wirken. Zudem hätten mehrere Studien negative Einflüsse von Glyphosat auf die Diversität und Produktivität von terrestrischen und aquatischen Ökosystemen nachgewiesen.

Der Leverkusener Chemie- und Pharmakonzern Bayer, der im Jahr 2018 den Glyphosat-Hersteller Monsanto für 63 Milliarden Dollar übernommen hat, sieht sich in Nordamerika mit zehntausenden weiteren Klagen auf Schadensersatz konfrontiert. Erst kürzlich hat ein Geschworenengericht in Jefferson City im US-Bundesstaat Missouri den Konzern zu einer Schadensersatzzahlung in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar verurteilt. Das Gericht hatte den drei Klägern Recht gegeben, nachdem sie darlegen konnten, dass ihre Krebserkrankung auf die jahrelange Verwendung des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels zurückzuführen ist. Bayer hat entsprechende Vorwürfe bezüglich Glyphosat stets zurückgewiesen und kündigte an, das Urteil anzufechten.

Um die Haltung, die Gesundheit und den Schutz von Bienen geht es unter anderem auch in der gleichnamigen vierteiligen E-Learning-Kursreihe, die Tierärzt:innen zur Online-Fortbildung auf Myvetlearn.de zur Vergügung steht. Die Kursreihe ist geeignet zur Weiterbildung für den Erwerb der Zusatzbezeichnung Bienen/den Fachtierarzt für Bienen.

Deutscher Imkerbund

Spiegel.de

Virus-Varianten erschweren Impfung gegen BTV

Seit dem ersten Auftreten der Blauzungenkrankheit (BT) in den Niederlanden hat die Zahl der Ausbrüche zugenommen. Inzwischen sind rund 2.000 Betriebe betroffen. Die Tierseuche ist auch in Niedersachsen und Teilen Nordrhein-Westfalens aufgetreten. In allen Fällen wurde der Serotyp 3 (BTV-3) nachgewiesen. Das Seuchengeschehen hat der Baden-Württembergische Minister Peter Hauk zum Anlass genommen, auf die dringend erforderliche BTV-Impfung hinzuweisen. Denn auch von der französischen Seite wächst der Seuchendruck. Noch ist Baden-Württemberg jedoch frei von BTV. „Die erneuten Ausbrüche der Blauzungenkrankheit in Norddeutschland, den Niederlanden und Frankreich unterstreichen die Notwendigkeit der Impfung. Wir müssen mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung die weitere Ausbreitung und einen Eintrag nach Baden-Württemberg verhindern“, erklärt Minister Peter Hauk MdL.

Auch wenn gegen die neue Variante der Blauzungenkrankheit, die sich aktuell in den Niederlanden und Teilen Norddeutschlands ausbreitet, in Europa keine Impfstoffe zur Verfügung stehen, sollten Halter:innen von Rindern, Schafen und Ziegen ihre Tiere mit den derzeit verfügbaren BTV-8-Vakzinen impfen. Denn in Frankreich wurde überwiegend der BTV-Serotyp 8 gemeldet. Insgesamt sind mehr als 1.300 Betriebe in 20 Departements betroffen.   

„Um einem erneuten Ausbruch bestmöglich vorzubeugen, wurde Baden-Württemberg hierzu in 3 Impfzonen mit unterschiedlich hoher Bezuschussung eingeteilt, um in besonders eintragsgefährdeten Bereichen durch eine höhere Bezuschussung der Impfungen eine möglichst hohe Impfquote zu erreichen. Das Land und die Tierseuchenkasse Baden-Württemberg unterstützen auch weiterhin finanziell die Schutzimpfung gegen die Blauzungenkrankheit“, betont Minister Hauk.

Ministerium Baden-Württemberg

Biosicherheitsmaßnahmen unbedingt einhalten

Die herbstliche Vogelzugsaison hat begonnen und damit steigt auch das Risiko, dass das hochpathogene Virus der Aviären Influenza (HPAI) weiter verbreitet wird und sich Wildvögel wie Hausgeflügel infizieren. Auch wenn im Oktober diesen Jahres nach Informationen des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) keine HPAIV H5-Ausbrüche bei Hausgeflügel oder in Gefangenschaft gehaltenen Vögeln festgestellt wurden, appelliert das Landwirtschaftsministerium in Schleswig-Holstein an alle Halter:innen von Geflügel, zum Schutz der Tiere unbedingt die Biosicherheitsmaßnahmen konsequent umzusetzen. Denn das Infektionsrisiko wächst aktuell. Erst am 14. November 2023 wurde der Geflügelpesterreger des Subtyps H5 bei einer Nonnengans, zwei Möwen sowie einer Pfeifente in Nordfriesland nachgewiesen.

Zu den Biosicherheitsmaßnahmen gehören neben der Schutzkleidung unter anderem auch die umfassende Desinfektion von Händen, Transportmitteln, Behältnissen und Schuhen. Auch wird auf die strikte Kontaktvermeidung zwischen Wildvögeln und Hausgeflügel hingewiesen. Das bezieht sich auch auf die Futterstellen und Tränken.

Die 7-teilige Online-Fortbildungsreihe Biosicherheit in der tierärztlichen Bestandsbetreuung von Myvetlearn.de bietet Nutztierärzt:innen in allgemeinen und tierartspezifischen Kursen fundiertes Wissen zu den Hygiene- und Biosicherheitsmaßnahmen in Beständen verschiedener Tierarten (Rind, Schwein, Geflügel, Pferd). Kurs 5 beschäftigt sich mit Biosicherheitsmaßnahmen in Geflügelbeständen, ein kostenfreies Impulsreferat zur Bedeutung der Maßnahmen dient als Einführung.

Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein

FLI

Kritik an verpflichtendem Praktikum in der Schlachterei wird lauter

Zum Studium der Veterinärmedizin gehört als Pflichtbestandteil auch ein dreiwöchiges Praktikum auf einem Schlachthof. Hier sollen die Studierenden unter anderem lernen, die Tiere bei der Ankunft und beim Abladen am Schlachthof sowie die tierschutzgerechte Tötung zu beurteilen. Die Verpflichtung zu diesem praktischen Ausbildungsteil stößt regelmäßig bei zahlreichen Student:innen auf massive Kritik. So argumentieren aktuell Studierende der FU Berlin, dass es keinen Zusammenhang zwischen der Schlachtung von Tieren und dem Erhalt deren Gesundheit gäbe und fordern die Streichung des Schlachthofpraktikums aus dem Lehrplan.

Die Kontrolle von Fleisch und das Verzeichnen bereits begangener Verstöße sie kein wirklicher Tierschutz, sagt eine der Berliner Studierenden. Vor der Schlachtung sei das Thema dagegen viel wichtiger. Angebracht wird häufig auch das Argument, dass die Arbeit in einer Schlachterei eine besondere psychische Belastung sei. Viele Studierende würden jedoch weder Fleisch essen, noch hätten sie vor, später in der Tierproduktion zu arbeiten. Warum dann also drei Wochen in einem Schlachthof verbringen?

„Wenn wir uns nicht in Schlachtereien für den Tierschutz einsetzen, tut es dort niemand“, spricht sich ein amtlicher Veterinärmediziner in der Tierschutzüberwachung für diese Arbeit aus. Der Tierarzt betrachtet das Praktikum heute als sinnvoll, zu Studiumszeiten hätte er sich auch gern davor gedrückt.

Der tierärztliche Alltag an sich sei sehr geprägt von psychischen Belastungen. „Es gehört zu dem Berufsfeld dazu, sehr emotionale Zustände auszuhalten“, sagt der Amtstierarzt. Für ihn sei das Praktikum eine gute Vorbereitung gewesen. Kein Bereich der Tiermedizin komme ganz ohne diese Art von Belastung aus: „Die Tierschutzüberwachung muss im Lehrplan bleiben“, fordert er. Und auch die Mehrzahl der Dozent:innen an den Unis in Deutschland ist dafür, dass das Schlachtpraktikum weiter verpflichtend bleibt. Eine frühere Spezialisierung im Studium werde aber durchaus diskutiert, heißt es.

Eine aktuelle Studie der Universität Leipzig in der Ausgabe 11/2023 im Deutschen Tierärzteblatt evaluierte die Erfahrungen von Tiermedizinstudierenden im Schlachthofpraktikum. Psychische Belastungen, wie Überforderung und sexuelle Übergriffe zählten dazu. 74,1 Prozent der Befragten (n=347) hielten das Pflichtpraktikum dennoch für angemessen. Tierarzt und Youtuber Dr. Karim Montasser nimmt die Studienergebnisse zum Anlass, um auf einen offenen Brief an die Universitäten und eine Petition aufmerksam zu machen, in der er die Abschaffung des verpflichtenden Schlachthofpraktikums im Tiermedizinstudium fordert.

Tagesspiegel

16. Europäischer Antibiotikatag: antimikrobielle Resistenzen ganzheitlich bekämpfen

Zum 16. Mal fand am 16.11.2023 der Europäische Antibiotikatag in Wien statt, dieses Jahr als Hybridveranstaltung. Das jährliche Fachsymposium stand unter dem Motto „Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt“ (One-Health) und gab einen Einblick in die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Antibiotikaresistenz und des Antibiotikaverbrauchs. Dank einer Ministerien-übergreifenden Maßnahmenstrategie werde die antimikrobielle Resistenz ganzheitlich bekämpft. So konnte die Resistenzlage im Austragungsland Österreich auf einem guten Niveau gehalten werden und auch der Krankenhauskeim MRSA sei seit mehreren Jahren rückläufig, wie der österreichische Gesundheitsminister Johannes Rauch in seiner Videobotschaft erklärte. „Antibiotika müssen sorgfältig eingesetzt werden, damit uns auch in Zukunft verlässliche Antibiotika zur Verfügung stehen. Durch das Inkrafttreten des neuen Tierarzneimittelgesetzes wird es auch im Veterinärbereich zu einer weiteren Reduktion des Antibiotikaeinsatzes kommen. Davon profitieren Mensch und Tier”, betonte Bundesminister Rauch zusätzlich.

Auch das Projekt VetMAB.de hat das Ziel, durch Wissensvermittlung in Form von verschiedenen Online-Fortbildungen für Landwirt:innen und Tierärzt:innen den Einsatz von Antibiotika im Stall zu minimieren. Studierenden der Veterinärmedizin stehen die VetMAB-Module, die auf Myvetlearn.de angeboten werden, kostenfrei zur Verfügung. Die vielfältige Vernetzung und notwendige Zusammenarbeit der Bereiche Mensch, Tier und Umwelt hat auch die Online-Messe für Tierärzt:innen, Futura.Vet, im Sinn, die voraussichtlich im Herbst 2024 wieder stattfinden wird.

OTS

Heinz Sielmann Ehrenpreis 2023 zeichnet Pionierleistungen in Tierhaltung aus

Für ihr besonderes Engagement hinsichtlich des Natur- und Artenschutzes sind Dr. Anita Idel und Barbara Scheitz am 16.11.2023 mit dem Heinz Sielmann Ehrenpreis 2023 ausgezeichnet worden.     

Die Preisträgerin Dr. Anita Idel ist Tierärztin und Buchautorin und hat sich in den letzten Jahren intensiv mit den Spannungsfeldern zwischen Landwirtschaft und Naturschutz auseinandergesetzt. Mit ihrem Buch „Die Kuh ist kein Klimakiller“, das 2010 erschienen ist, räumte sie mit einem hartnäckigen Mythos auf.

Als zweite Preisträgerin wählte die Jury Barbara Scheitz aus, die sich als Geschäftsführerin der Andechser Molkerei Scheitz GmbH zu einer Pionierin des nachhaltigen unternehmerischen Handelns hervortat. Nicht nur, dass Scheitz seit 20 Jahren ihr Unternehmen konsequent ökologisch weiterentwickelt hat. Zudem fördert die Andechser Molkerei im Besonderen die Weidehaltung, indem die entsprechenden Erzeuger seit 2015 einen Zuschlag erhalten, was einzigartig in Deutschland ist.

„Mit großem Weitblick und Mut haben die beiden Preisträgerinnen jeweils auf ihrem Gebiet neue Maßstäbe hinsichtlich der Vereinbarkeit von ökonomischem Handeln und Artenschutz gesetzt. Mit der Ehrung möchte die Heinz Sielmann Stiftung die gesellschaftliche Relevanz und Pionierleistung der Arbeit von Dr. Anita Idel und Barbara Scheitz hervorheben und würdigen.“, erklärte Fritz Brickwedde während der Preisverleihung. „Die Vereinbarkeit von Ökonomie und Ökologie vor allem in Hinsicht auf die Tierhaltung ist für beide Preisträgerinnen Lebensthema und Herzensanliegen“, betonte der Stiftungsratsvorsitzende der Heinz Sielmann Stiftung.

Heinz Sielmann Stiftung

Kritik an nationaler Putenhaltungsverordnung wächst

Trotz umfangreicher Proteste plant die Bundesregierung weiterhin eine nationale Putenhaltungsverordnung. Diese soll in der zweiten Jahreshälfte des nächsten Jahres in Kraft treten, wie aus einer Antwort auf eine Kleine Anfrage hervorgeht. Der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) hält die geplanten Vorgaben des Bundes für zu streng. Auch die Sorge der Putenmäster:innen wächst. Friedrich-Otto Ripke, Präsident des Verbandes, befürchtet, dass große Teile der Putenhaltung in Länder mit niedrigeren Standards abwandern werden, wenn die Vorschläge tatsächlich so umgesetzt werden. „Wir brauchen hier dringend agrarpolitische Einsichten in die offensichtlichen Widersprüche und endlich wieder konsequente Realpolitik!“, fordert der ZDG-Präsident.

Auch Bettina Gräfin von Spee, Vorsitzende des Verbandes Deutscher Putenerzeuger e.V., kann das Festhalten an der nationalen Putenhaltungsverordnung nicht nachvollziehen. Denn die EU-Kommission sei bereits den ersten Schritt hin zu rechtsverbindlichen Putenhaltungsstandards auf EU-Ebene gegangen, indem der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ein Mandat zur Erarbeitung einer wissenschaftlichen Stellungnahme zur Putenhaltung erteilt hat. „Nun gibt es erst recht keinen plausiblen Grund mehr, diesen Entwicklungen mit einer nationalen Putenhaltungsverordnung vorzugreifen“, so von Spee.

Topagrar

ZDG

Ersatzprodukte und Fleischwaren preislich auf einem Niveau

Im Oktober hatte Lidl Preissenkungen für pflanzliche Ersatzprodukte um bis zu 36 Prozent angekündigt, woraufhin Aldi und Penny nachzogen und ihre veganen Eigenmarken nun ebenfalls preiswerter anbieten. Die Preisangleichungen setzen die Fleischproduzenten enorm unter Druck. Denn bisher waren die pflanzlichen Ersatzprodukte deutlich teurer als Fleischprodukte. Zudem planen die Discounter, ihr Sortiment an veganen Lebensmitteln weiter auszubauen.

„Fleisch und pflanzliche Alternativen sollen die gleiche Chance haben, auf dem Teller zu landen. So können wir neue Kunden generieren, die was Neues ausprobieren wollen”, sagt Christoph Graf, Einkaufsleiter von Lidl. Mit diesen neuen Kunden meint Graf die sogenannten Flexitarier, eine sehr begehrte Zielgruppe der Lebensmittelhändler. Nach Meinung des Markenstrategen Karsten Kilian ist die Gruppe der Flexitarier inzwischen auf 43 Prozent angewachsen. Besonders das Interesse der 14- bis 25-Jährigen an pflanzlichen Alternativen sei gewachsen, zeigt der Ernährungsreport 2023 der Bundesregierung. Demnach führt die Neugierde zu der Wahl der Fleischersatzprodukte, aber auch Klima und Tierwohl sind für viele Menschen Gründe, den Konsum von Fleisch zu komplett oder teilweise reduzieren.

Topagrar

Tagesschau

VDI-Roadmap beleuchtet Technik in der Tierhaltung

Der 2. Teil der Roadmap „Agriculture Technology 2030“ des Vereins deutscher Ingenieure (VDI) ist gerade erschienen und befasst sich nun mit der automatisierten, zukunftsfähigen Tierhaltung. „Nachdem der Teil 1 unserer Forschungsagenda zur Technik für eine nachhaltige Pflanzenproduktion gute Resonanz erfahren hat, sind wir nun froh, mit der aktuellen Publikation zur Technik in der Tierhaltung Forschungsanforderungen für den gesamten Landwirtschaftsbereich vorstellen zu können“, erklärt Dr. Markus Demmel, Vorsitzender des VDI-Fachbereichs Max-Eyth-Gesellschaft Agrartechnik.

Auch wenn zahlreiche automatisierte Systeme längst zum Alltag in der Nutztierhaltung gehören, lässt sich doch ein nicht unerheblicher Mangel an Digitalisierung erkennen. Bis zu einem individualisierten Umgang mit den Nutztieren als Grundlage für die Verbesserung des Tierwohls, für die Reduzierung von Umweltbelastungen und der Verbesserung des Ressourceneinsatzes sei es noch ein weiter Weg, heißt es in dem VDI-Report. Neben der Auflistung der Handlungsbedarfe steht aber auch der Diskurs mit Politik und Gesellschaft im Fokus der Roadmap. Die Autor:innen kommen zu dem Schluss, dass tragfähige langfristige Konzepte für die Zukunft der Tierhaltung erarbeitet werden müssten, auch für die Forschung und Lehre an den Universitäten und Hochschulen.     

 Die VDI-Roadmaps können auf der Internetseite des VDI kostenfrei heruntergeladen werden.

VDI

Jugend geht in Sachen Tierschutz voran

Erstmalig sind Kinder und Jugendliche in Hessen für ihr Engagement mit dem Hessischen Tierschutzpreis für Jugend ausgezeichnet worden. „Oberstes Ziel unseres Wettbewerbs war es, jungen Menschen dafür zu danken, dass sie sich für Tiere engagieren. Die Preisträgerinnen und Preisträger haben sich auf eindrucksvolle Weise mit Tierschutzthemen wie artgerechter Haltung und Qualzucht beschäftigt, sind selbst aktiv geworden und haben andere informiert und motiviert“, erklärte Umweltministerin Priska Hinz bei der Preisverleihung. In drei Altersgruppen wurde der Jugendtierschutzpreis vergeben. Zwei Gruppen in der Kategorie 3 (15-25 Jahre) wurden für ihr besonderes Engagement zum Thema Qualzuchten ausgezeichnet.

„Ich danke allen Siegerinnen und Siegern dafür, dass sie mit ihrem Engagement darauf aufmerksam machen, wie wichtig Tierschutz ist und dass man auch in jungen Jahren als Vorbild vorangehen kann“, sagte die Ministerin anschließend. Um Qualzuchten geht es auch in der siebenteiligen Online-Seminarreihe Tierärztliche Gesundheitsbescheinigung für Hunde mit Qualzuchtmerkmalen sowie in der Aufzeichnung des Seminars mit Prof. Achim Gruber auf Myvetlearn.de. Die Fortbildungsreihe richtet sich gleichermaßen an Amtstierärzt:innen als auch an kurativ tätige Kolleg:innen.

Ministerium Hessen

Krank durch Rassezucht und der „vernünftige Grund“ auf Myvetlearn.de

Agrarpolitischer Bericht verdeutlicht das Höfesterben

Alle vier Jahre legt der Agrarpolitische Bericht dar, wie sich die Lage der Landwirtschaft und der ländlichen Räume entwickelt hat. Der gerade von der Bundesregierung vorgelegte und vom Bundeskabinett gebilligte Bericht umfasst den Zeitraum 2019 – 2022. Dieser zeigt deutlich, in welchem Veränderungsprozess sich die Landwirtschaft und auch die Tierhaltung in Deutschland befindet.

„Unser Bericht legt offen, dass die Politik des ‚Wachse oder Weiche‘ einen starken Strukturwandel befeuert hat. Viel zu viele Höfe mussten aufgeben. Unsere Landwirtinnen und Landwirte sind zu Veränderungen bereit, brauchen aber Planungssicherheit. Mein Ministerium unterstützt dabei, Schützen und Nutzen in Einklang zu bringen. Getreu der Maxime: die Gewinne von heute dürfen nicht auf Kosten unserer Zukunft gehen”, mahnt Bundesminister Cem Özdemir.

So sank die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe zwischen 2010 und 2020 auf rund 260.000. Im Durchschnitt gaben zehn Betriebe pro Tag auf, insbesondere war die Nutztierhaltung davon betroffen. Besonders dramatisch zeichnet sich die Situation der Schweine haltenden Betriebe in Deutschland. Nahezu die Hälfte der Betriebe haben in dem Zeitraum aufgegeben, was unter anderem auch auf den sinkenden Schweinefleischkonsum in Deutschland zurückzuführen ist.

„Der Bericht verdeutlicht, wie stark gerade die Bäuerinnen und Bauern in den vergangenen Jahren unter Druck standen. Die Einkommen schwankten über die Jahre teilweise stark. Für die Landwirtinnen und Landwirte bedeutete dies, dass sie mit einiger Planungsunsicherheit umgehen mussten. Aufgabe der Politik ist es, die Rahmenbedingungen möglichst krisenfest zu gestalten, damit die Betriebe erfolgreich und nachhaltig wirtschaften können“, erklärt der Grünenpolitiker. 

BMEL

BfR-Symposium beleuchtet Zoonosen und Lebensmittelsicherheit

In einem zweitägigen Symposium befasst sich das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) am 16. und 17. November 2023 mit dem Thema Zoonosen und Lebensmittelsicherheit. Das Institut lädt Interessierte aus wissenschaftlichen Einrichtungen, Untersuchungsämtern, Überwachungsbehörden und der Wirtschaft zu der wissenschaftlichen Tagung nach Berlin ein.

Im Fokus des Symposiums wird das Vorkommen von Zoonoseerregern bei Tieren sowie ihre Übertragung entlang der Lebensmittelkette stehen. Die Teilnehmenden erwartet ein umfassendes Programm, beginnend mit den Ergebnissen des Zoonosen-Monitorings 2022 und Aquakulturen über Bovine Milk and Meat Factors (BMMFs) und VBNC-Campylobacter in der Umwelt bis hin zum Vorkommen von Clostridioides difficile in Lebensmitteln und Shiga-Toxin bildenden E. coli in Mehl.

Neben der wissenschaftlichen Weiterbildung soll die Tagung auch die Vernetzung der Teilnehmenden untereinander fördern und damit die Kooperation zwischen den unterschiedlichen Einrichtungen. Aus diesem Grund wird die Veranstaltung ausschließlich als Präsenzveranstaltung durchgeführt.

BfR

Missstände bei Tiertransporten müssen beseitigt werden

Die EU-Kommission hatte bereits für September 2023 ein großes Tierschutzpaket angekündigt, welches unter anderem auch Verbesserungen im Bereich Tiertransporte beinhalten sollte. Doch wurde dieses bis jetzt nicht vorgelegt. Stattdessen plant die Kommission, einen Novellierungsentwurf am 6. Dezember 2023 zu präsentieren. Die andauernde Verzögerung hat die Bundestierärztekammer (BTK) zum Anlass genommen, eine Stellungnahme zu veröffentlichen, in der die Bundesregierung aufgefordert wird, endlich das Leid der Tiere auf Transporten zu beenden und Rechtssicherheit für die zuständigen Amtstierärzt:innen zu schaffen.

„Die EU-Kommission hat zum angekündigten EU-Tierschutzpaket noch immer keinen Entwurf vorgelegt. Um die skandalösen Mängel bei Tiertransporten zu beseitigen, muss die Bundesregierung nun endlich tätig werden”, mahnt der BTK-Präsident Ltd. VD Dr. Holger Vogel.

Erneut fordert die Tierärzteschaft ein Exportverbot von Schlachtvieh in Drittländer außerhalb des europäischen Wirtschaftsraums und eine unverzügliche Abfertigung von Tiertransporten beim Grenzübertritt. In dem Fall, dass Wartezeiten nicht zu vermeiden sind, sollten ein zügiges Abladen und eine ordnungsgemäße Versorgung der Tiere während der Wartezeiten gewährleistet sein.

Grundsätzlich sollte der Lebendtiertransport durch den Transport von Schlachtkörpern bzw. tierischen Erzeugnissen sowie Zuchttierexporte so weit wie möglich durch das Versenden von Sperma oder Embryonen ersetzt werden. Weiterhin fordert die BTK eine Transportdauerbegrenzung auf max. 8 Stunden für Schlachttiere, wobei die Ver- und Entladezeiten der Beförderungsdauer hinzuzurechnen sind. Außerdem sollte eine Abfertigung von Tiertransporten nur dann erlaubt sein, wenn vor dem ersten Transport durch eine von der EU einzuberufende unabhängige Kommission abgesichert ist, dass alle Tierschutzanforderungen lückenlos eingehalten werden können.  

Abschließend appelliert die BTK an die Bundesregierung, mit Nachdruck darauf hinzuwirken, dass die EU-Kommission die mehrfach angekündigte Überarbeitung der Verordnung wie versprochen vorlegt.

BTK

Anbindeverbot könnte viele Kleinbauern zur Aufgabe zwingen

Mit einer landesweiten Aktion stemmt sich der Bayerische Bauernverband (BBV) gegen das von Bundesregierung geplante Anbindeverbot. Für die Hälfte aller Milchviehbetriebe in dem Freistaat würde die Gesetzesänderung das Aus bedeuten, so die Landwirtsvertretung. Rund 13.000 Kleinbauern ständen nach Angaben demnach vor der Aufgabe der Milchviehhaltung sowie der generellen Aufgabe der Landwirtschaft, da für den Großteil der Betroffenen ein Neu- oder Umbau nicht möglich sei. Der BBV betont zudem, dass das Komplettverbot von Anbindung bzw. Fixierung lediglich dazu führen würde, dass sich die Tierhaltung weiter in Länder verschiebt, in denen die Tiere unter weniger strengen Regeln gehalten würden. Der Tierschutz an sich würde mit den geplanten Gesetzesänderungen nicht verbessert werden.   

Der BBV fordert daher eine Verlängerung der bislang geplanten Übergangsfrist von fünf Jahren, damit die betroffenen Familien genügend Zeit hätten, eine gezielte Beratung zu erhalten, eine Übergabe zu regeln oder einen Weiterentwicklungsschritt wie Umbau, Neubau oder Umnutzung zu beantragen und durchzuführen.

Bei einer Aktion im bayerischen Kaubenheim am vergangenen Wochenende wiesen die Akteur:innen erneut auf die Bedeutung der Bewirtschaftung von Grünland für den ländlichen Raum hin. Ohne Rinder sei Landschaftspflege nicht möglich. Es seien gerade diese Betriebe, die kleinteilige Grünlandflächen, Hanglagen und andere ökologisch wertvolle Grenzstandorte pflegen und erhalten. Sie erfüllen eine unverzichtbare Aufgabe für den Klima- und Bodenschutz sowie für den Erhalt der Artenvielfalt. Wenn diese Betriebe aus der Milcherzeugung ausscheiden, würde die Bewirtschaftung vieler dieser Flächen enden.

BBV

Agrarheute

WOAH warnt vor zu schneller Zulassung von ASP-Impfstoffen

Zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) wird weltweit fieberhaft an wirksamen Vakzinen geforscht. In Vietnam steht bereits der dritte ASP-Impfstoff vor der Zulassung, was Schweinehalter:innen in betroffenen Regionen Hoffnung macht. Doch die Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH) warnt vor zu großer Euphorie und weist auf eventuelle Risiken durch den Einsatz von minderwertigen Impfstoffen hin. Nur eine sichere Impfung habe das Potential, wirksam gegen die ASP vorzugehen.

Die WOAH betont, dass nur qualitativ hochwertige Impfstoffe gegen die Afrikanische Schweinepest verwendet werden dürfen, deren Wirksamkeit und Sicherheit nachgewiesen wurden. Zudem könnte der Einsatz von minderwertigen Vakzinen dazu führen, dass sich sogenannte Impfviren verbreiten, die akute oder chronische ASP-Infektionen verursachen können. Auch bestehe das Risiko, dass solche Impfstoffe keinen Schutz gegen die ASP bieten. Die Weltgesundheitsorganisation appelliert an ihre Mitglieder sowie die Impfstoffhersteller, den neuen, gerade im Bericht der Kommission für biologische Normen vorgeschlagenen Normentwurf bei der Entwicklung und Bewertung von ASP-Impfstoffen für die Zulassung zu berücksichtigen.

Weiterhin betont die WOAH, dass neben möglichen Impfstrategien umfassende Präventions- und Bekämpfungsstrategie weiterhin Berücksichtigung finden müssen. Dazu gehören eine strenge Biosicherheit sowie eine Einfuhr- oder Verbringungskontrolle. Wenn geimpft werde, sollte dies im Rahmen eines gut ausgearbeiteten und umfassenden Impfprogramms geschehen, rät die WOAH. Darin sollten auch Überwachungsmaßnahmen der Impfung und Ausstiegsstrategien enthalten sein.

WOAH

40 Mio. Euro für Technologie zur Geschlechtsbestimmung im Ei

Seit dem 1. Januar 2022 ist das Töten von männlichen Eintagsküken in Deutschland gesetzlich verboten. Doch werden weltweit -auch in europäischen Ländern- immer noch jedes Jahr rund 6,5 Milliarden Küken im Rahmen der Legehennenproduktion getötet. Um das in den Ländern der EU besser zu vermeiden, fördert die Europäische Investitionsbank (EIB) das niederländischen AgriTech-Unternehmen In Ovo mit einem Darlehen von mehr als 40 Mio. Euro. Mit den Geldern sollen innerhalb der nächsten drei Jahre die sogenannte „Ella“-Technologie des Unternehmens ausgeweitet und eine größere Anzahl dieser Screening-Maschinen hergestellt werden.

Mittels der Technologie lässt sich das Geschlecht der Embryonen in den Eiern nach neun Tagen Bebrütung erkennen, sodass dann nur noch die Eier weitergebrütet werden, in denen ein weibliches Küken heranwächst. Männliche Küken müssen dann nicht mehr direkt nach dem Schlüpfen aussortiert und getötet werden.

EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides betonte, dass mit der Förderung entsprechender Technologien Millionen männlicher Küken vor der systematischen Tötung bewahrt werden könnten. Dies sei „ein großer Schritt auf dem Weg zu besseren Tierschutzstandards in Europa“, konstatierte Kyriakides. Zudem werde die Technologie dazu beitragen, den Tierschutz zu verbessern und die CO2-Emissionen in der Eierproduktionsindustrie zu senken. Die Vereinbarung wird durch das InvestEU-Programm unterstützt.

Proplanta

Topagrar

KI als wertvolle Ergänzung von Fachkräften in der Tierhaltung

Künstliche Intelligenz (KI) gewinnt auch in der Nutztierhaltung immer mehr an Bedeutung, so dass KI-gesteuerte Kontrollsysteme in Zukunft eine noch größere Rolle einnehmen werden, wie Dr. Marc-Alexander Lieboldt erklärt. Diese wird jedoch Fachkräfte nicht ersetzen können. Der Leiter des Fachbereichs Tierzucht, Tierhaltung und Versuchswesen bei der Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen hat in einer mehrmonatigen Versuchsreihe zahlreiche Untersuchungen zu den Einsatzmöglichkeiten von KI in Schweinehaltungen durchgeführt. „KI kann die personengestützte Beobachtung kontaktlos und fortlaufend ergänzen, aber nicht ersetzen und nicht von der gesetzlichen Pflicht zur täglichen Tierkontrolle entbinden“, lautet Lieboldts Fazit.

Nach Ansicht des Veterinärs können die Bewegungsabläufe von Schweinen mit Hilfe von kamerabasiertem Monitoring zu jeder Zeit erfasst werden, was den Vorteil hat, dass Krankheiten oder Auffälligkeiten im Verhalten schneller erkennbar sind. Zudem eignet sich die KI zur Steigerung von Arbeitseffizienz im Stall, der Nachhaltigkeit im Sinne der Ressourcen-Schonung sowie des Tierwohls. Lieboldt weist aber auch auf die Risiken hin, die der Einsatz von KI mit sich bringen kann: „Dabei geht es um den EU-weiten Rechtsrahmen für KI-Anwendungen, IT-Sicherheit, die Dateninfrastruktur ländlicher Räume und den Ort der Datenauswertung“, erklärt der Fachmann. „KI wird mit Investitionskosten verbunden sein, deshalb empfehle ich den Einsatz nur in sinnvollen und erprobten Bereichen.“

Wie Lieboldt erklärt, müsse dringend die Kompatibilität unterschiedlicher Systeme verschiedener Hersteller nachgebessert werden, damit auch die praktische KI-Anwendung reibungslos funktionieren kann. Denn diese Anwendungen entwickeln sich rasant weiter, genau wie die entsprechende Software. „Das setzt bei der Betriebsleitung ein gewisses technisches Grundverständnis voraus und sollte durch benutzerfreundliche Oberflächen keine tiefergehenden Kenntnisse in der Informatik verlangen“, sagt Lieboldt abschließend.

Landvolk Niedersachsen

Bayern setzt agrarpolitischen Alleingang fort

Die bayerische Koalition aus CSU und den Freien Wählern geht in ihre zweite Legislaturperiode. Gemäß Landwirtschaftskapitel des neuen Koalitionsvertrages will das erneute schwarz-orange Bündnis auch in Zukunft auf einen eigenständigen Weg in der Agrarpolitik setzen. „Wir setzen auf eine Politik des Vertrauens statt auf Verbotskultur aus Brüssel oder Berlin“, betonen die beiden Regierungsparteien und verweisen auf ihre Gegenpositionen zur nationalen und europäischen Linie.

Demnach lehnt die bayerische Landesregierung eine staatlich angeordnete Reduktion des Viehbestandes sowie ein Verbot der Anbindehaltung oder eine Einschränkung der Kombihaltung bei Milchviehbetrieben ab. Die Koalitionspartner sind sich auch einig hinsichtlich der zu ergreifenden Maßnahmen zum Schutz von Nutztieren vor Wölfen oder Bären. Hier sollen alle rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Einzig in Hinsicht auf den Green Deal scheint Bayern mit den nationalen Plänen übereinzustimmen. Den wolle man „eins zu eins“ umsetzen „und kritisch begleiten“, heißt es in der Vereinbarung.

Topagrar

Koalitionsvertrag

NPAI bei Hausgeflügel in Niedersachsen aufgetreten

In einem niedersächsischen Hausgeflügelbetrieb ist ein Ausbruch der niedrigpathogenen aviären Influenza (NPAI) aufgetreten, wie das Landwirtschaftsministerium Niedersachsen mitteilt. Betroffen ist ein Betrieb im Landkreis Cuxhaven mit etwa 39.000 Mast-Großelterntieren. Seit rund 16 Monaten ist dies der erste Fall von NPAI bei Nutzgeflügel in Niedersachsen. Anders als bei der hochpathogenen aviären Influenza (HPAI) verlaufen NPAI-Infektionen des Geflügels meist mit milden klinischen Erscheinungen oder sogar symptomlos.

Allerdings ist nicht auszuschließen, dass NPAI-Viren zu HPAI-Viren mutieren können. Da das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) das Risiko des Aufflammens der HPAI in der Wildvogelpopulation sowie des Wiedereintrags des Virus durch den herbstlichen Vogelzug als hoch einschätzt, wächst der Infektionsdruck auf Hausgeflügel zunehmend. Betriebe sind angehalten, die Biosicherheitsmaßnahmen unbedingt einzuhalten bzw. gegebenenfalls zu verbessern.

Um die Biosicherheit in Geflügelbeständen geht es auch in Kurs 5 der E-Learning-Kursreihe Biosicherheit in der tierärztlichen Bestandsbetreuung auf Myvetlearn.de.

Landwirtschaftsministerium Niedersachsen

Selektives Trockenstellen hat Vorteile

Viele Landwirt:innen befürchten, dass sich das selektive Trockenstellen von Milchkühen negativ auf die Eutergesundheit auswirken könnte. Aus ihren umfassenden Erfahrungen der letzten Jahre weiß Dr. Ulrike Sorge vom Tiergesundheitsdienst in Bayern jedoch, dass sich die Eutergesundheit dadurch nur in Ausnahmefällen verschlechtert, meist hingegen sich verbessert.

Der Tiergesundheitsdienst hat bereits mehr als 90 Herden beim selektiven Trockenstellen begleitet. Die Fachtierärztin für Epidemiologie warnt davor, ganze Herden mit Antibiotika trockenzustellen. Der Prozess des selektiven Trockenstellen bringt jedoch auch die Notwendigkeit der guten Vorausplanung mit sich. Dazu gehören, die Viertelgemelksprobennahme vor dem Trockenstellen oder entsprechende Behandlungsentscheidungen für einzelne Tiere. Diese können auch Antibiotikagaben beinhalten, die laut der Expertin auch in einzelnen Fällen unbedingt durchzuführen seien. Das „blinde Weglassen“ von Antibiotikabehandlungen, nur um möglichst wenig Tiere zu behandeln, sei einer der häufigsten Fehler im Rahmen des Trockenstellens. Dabei sei das Ziel doch, die Tiere zu erkennen, die von einer antibiotischen Therapie profitieren, und auch nur diese gezielt zu behandeln, so Sorge.

Die Fachabteilungsleiterin Eutergesundheitsdienst betont auch, dass Zellzahlen an sich keine Aussagen haben. „Wenn es im Betrieb Euterinfektionen mit kuhassoziierten Keimen gibt, müssen sie erkannt werden. Da reicht die Zellzahl allein nicht aus. Beispielsweise weisen fast 20 Prozent der Viertel mit Staphylococcus aureus unter 100.000 Zellen je Milliliter Milch auf. Wenn man hier die Entscheidung, ob behandeln oder nicht, nur anhand der Zellzahl trifft, werden viele Fälle weder erkannt noch therapiert“, erklärt die Tierärztin.

Auch das Projekt VetMAB.de hat das Ziel, durch Wissensvermittlung in Form von Online-Fortbildungen für Landwirt:innen und Tierärzt:innenn den Einsatz von Antibiotika im Stall zu minimieren. Um eine gute Eutergesundheit ohne Antibiotika geht es in dem VetMAB-Modul Mastitis, das Tierärzt:innen auf Myvetlearn.de zur Online-Fortbildung zur Verfügung steht.

Agrarheute

Mettenleiter mit Professor Niklas-Medaille ausgezeichnet

Am 19. Oktober 2023 ist der ehemalige Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Thomas C. Mettenleiter, im Rahmen des politischen Erntedanks des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mit der Professor Niklas-Medaille ausgezeichnet worden. Dies ist die höchste Auszeichnung des BMEL, die an Personen verliehen wird, die sich im besonderen Maße um die Landwirtschaft verdient gemacht haben.

Bundesminister Cem Özdemir überreichte Thomas Mettenleiter die Medaille für seine Forschungsarbeiten zu grundlegenden Prozessen der Virus-Wirts-Interaktion mit besonderem Blick auf die Entwicklung neuartiger Impfstoffe auf Basis molekularbiologischer Techniken. Die Arbeit an diesem Thema trug entscheidend zur wirksamen Bekämpfung der Aujeszkyschen Krankheit bei Schweinen bei. Gleichermaßen wurde sein Engagement für die Zusammenarbeit von Veterinär- und Humanmedizin im Sinne der One Health-Strategie auf nationaler und internationaler Ebene gewürdigt.

FLI

BMEL

Lebensmittel werden zu wenig wertgeschätzt  

Die Preise für die Lebenshaltung sind in den vergangenen zwölf Monaten enorm gestiegen. Neben den Kosten für Energie sind besonders die Lebensmittelpreise von den Preissteigerungen betroffen. Das hat zur Folge, dass viele Menschen bei ihrem täglichen Einkauf sparen müssen und leider wieder häufiger auf sogenanntes Billigfleisch zurückgreifen. Für ihre Hunde und Katzen sind hingegen offenbar viele Halter:innen nach wie vor bereit, tiefer in das Portemonnaie zu greifen. Leckerlies für die geliebten Vierbeiner wie getrocknete Schweineohren, können schon mal mehr als 35 Euro/pro Kilo kosten, wie Hannes Royer, Gründer des Vereins Land schafft Leben, erklärt. Im Vergleich dazu betragen die durchschnittlichen Kosten für ein Kilo Schweinefilet nur rund 15 Euro.

„Was wir für Lebensmittel ausgeben, ist oft mehr eine Frage der subjektiven Wertigkeit als des tatsächlichen Wertes“, so Royer. „Für unsere Hunde kaufen wir Schweineohren um 37 Euro pro Kilo, aber wenn der Schweinslungenbraten die Hälfte davon kostet, ist er uns noch zu teuer – das ist verrückt“, mahnt der Landwirt. „Mir ist klar, dass die Teuerung viele Menschen belastet. Was mir in der ganzen Diskussion gerade aber schon abgeht, ist das ehrliche Eingeständnis, dass wir für unsere Lebensmittel vor allem einfach kein Geld ausgeben wollen. Urlaube, Handys, Kleidung oder eben unsere Haustiere: All das hat für uns eine weitaus höhere Wertigkeit als die Lebensmittel, die wir jeden Tag zu uns nehmen. Deshalb ist unser Essen auch das Allererste, bei dem wir sparen“, lautet Royers Kritik.

Land schafft Leben 

EHD breitet sich in Frankreich weiter aus

Während sich ein erster Verdacht auf die Epizootische Hämorrhagische Krankheit (EHD) in der Schweiz nicht bestätigt hat, breitet sich die Krankheit in Frankreich immer weiter aus. Die Plattform zur Überwachung der Tiergesundheit (ESA) meldete am Stichtag 24. Oktober 2023 insgesamt 1.194 nachgewiesene Ausbrüche in Rinderhaltungen in acht Départements im Südwesten des Landes.

In Spanien waren laut offiziellen Angaben zuletzt 206 Ausbrüche bekannt, Wildtiere eingeschlossen. Betroffen ist das ganze Land, besonders aber Andalusien sowie Kastilien und Léon.

Die EHD ist eine Erkrankung von Wiederkäuern, vor allem Rindern, die sich durch plötzliches starkes Fieber, Blutungen an verschiedenen Körperstellen und Teilnahmslosigkeit der Tiere bemerkbar macht. Außerdem kann auch blutiger Durchfall auftreten.

Proplanta

BVL lädt zum Wissensaustausch über Resistenzen ein

Jedes Jahr findet die World Antimicrobial Awareness Week (WAAW) statt. In diesem Jahr vom 18. – 24. November. Mit der jährlichen Kampagne möchte die Weltgesundheitsorganisation WHO auf die bedrohliche Zunahme von Resistenzen gegen Antibiotika und andere mikrobielle Wirkstoffe aufmerksam machen. Im Rahmen dieser besonderen Woche richtet das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) am 20. und 21. November 2023 in Berlin die Veranstaltung “Combatting Antimicrobial Resistance – Strategies and Challenges” (Bekämpfung der antimikrobiellen Resistenz – Strategien und Herausforderungen) aus.

Akteur:innen aus europäischen und nationalen Behörden werden zu einem wichtigen Erfahrungs- und Wissensaustausch zwischen den verschiedenen Disziplinen zusammenkommen, um Strategien zur Reduzierung von AMR und deren Umsetzung zu diskutieren, besonders auch vor dem Hintergrund des One Health-Ansatzes der Europäischen Kommission. Das Treffen wird auch einen Erfahrungsaustausch und ein Update über die Umsetzung der verpflichtenden Maßnahmen im Rahmen der Verordnung (EU) 2019/6 (Tierarzneimittelverordnung) beinhalten, wie z.B. die verpflichtende Aufzeichnung des Verbrauchs von antimikrobiellen Arzneimitteln bei Tieren in allen EU-Mitgliedstaaten. Neben einer Vor-Ort-Teilnahme (Anmeldung bis zum 5.11.2023 notwendig) kann die Veranstaltung auch online besucht werden.

Auch das Projekt VetMAB.de hat das Ziel, durch Wissensvermittlung in Form von Online-Fortbildungen für Landwirt:innen und Tierärzt:innenn den Einsatz von Antibiotika im Stall zu minimieren. Zudem bietet Myvetlearn.de tierärztliche Online-Fortbildungen in Bezug auf die Antibiotikaminimierung bei den verschiedenen Nutztieren an.

BVL

Fleischkonsum und Tierhaltung weltweit gewachsen

Dem gefühlten Trend hin zu weniger Fleischkonsum bzw. kompletten Verzicht zum Trotz, hat der jährliche Fleischverbrauch pro Kopf im vergangenen Jahrzehnt um rund 1 Kilo zugenommen. Lag der durchschnittliche weltweite Jahreskonsum 2010 laut FAO bei 41,6 Kilogramm pro Kopf, waren es 2020 rund 42,8 Kilogramm. Um die Nachfrage nach Fleisch und anderen tierischen Produkten zu decken, wurde die Tierhaltung global stark ausgeweitet. Weltweit stieg die Zahl der gehaltenen Hühner von 14,4 Milliarden im Jahr 2001 auf rund 25,9 Milliarden im Jahr 2021. Das entspricht einem Anstieg um 79 %. Auch der Bestand an Rindern, Schafen, Enten, Ziegen und Schweinen wuchs in diesem Zeitraum stetig und es wurden im Jahr 2021 weltweit rund 357,4 Millionen Tonnen Fleisch erzeugt. Das war ein Anstieg um 51 % gegenüber dem Jahr 2001. Die Geflügelfleischproduktion wurde in diesem Zeitraum beinahe verdoppelt.

Problematisch ist, dass die intensive Nutztierhaltung durch einen hohen Flächen- und Wasserverbrauch, belastete Böden und Gewässer gekennzeichnet ist und mit ihren Emissionen zum Klimawandel beiträgt. Ein Grund ist neben einer stetig wachsenden Weltbevölkerung auch der wachsende Wohlstand in vielen Schwellen- und Entwicklungs­ländern, was sich auf das Ernährungsverhalten auswirkt. Laut einer neuen Studie des UN-Umweltprogramms (UNEP) beansprucht die Tierhaltung weltweit inzwischen 78 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Die fortschreitende Ausdehnung der Acker- und Weideflächen zerstört natürliche Lebensräume und geht zu Lasten der Biodiversität. Dünger und Pestizide verschärfen die Situation weiter. Zudem tragen die aus der Tierhaltung resultierenden Treibhausgasemissionen in nicht unerheblichem Maße zum Klimawandel bei, heißt es in einem Artikel des Statistischen Bundesamtes (Destatis) vom 29. September 2023. Um effektiv gegenzusteuern, ist laut der UNEP-Studie „Food system impacts on biodiversity loss“ eine stärker pflanzenbasierte Ernährung und eine Umstellung der Lebensmittelproduktion notwendig.

Destatis

Doch kein EHD-Nachweis in der Schweiz

Die Schweiz gilt wieder als frei von der Epizootischen Hämorrhagischen Krankheit (EHD). Vom Referenzlabor der World Organisation for Animal Health (WOAH) zusätzlich durchgeführte Analysen der Blutproben von zwei vermeintlichen EHD-Fällen Mitte Oktober 2023 haben sich als negativ erwiesen. Die angeordneten Maßnahmen gegen die weitere Verbreitung der Krankheit und die Verordnung über Maßnahmen zur Bekämpfung der Epizootischen Hämorrhagischen Krankheit sind somit aufgehoben. Dennoch ist Wachsamkeit gefragt, da sich die Viruskrankheit seit 2022 in Europa ausbreitet. Zu Ausbrüchen kam es bisher in Spanien, Portugal, Italien und Frankreich.

EHD gehört in der Schweiz zur Kategorie der zu bekämpfenden Tierseuchen und ist somit meldepflichtig. Seuchenfälle und verdächtige Anzeichen sind dem Tierarzt oder der Tierärztin zu melden.

EHD kann sich durch plötzliches starkes Fieber, Blutungen an verschiedenen Körperstellen und Teilnahmslosigkeit bemerkbar machen. Blutiger Durchfall kann ebenfalls auftreten. Von den Nutztieren sind die Rinder am stärksten betroffen, wobei die klinischen Symptome nicht von denjenigen der Blauzungenkrankheit zu unterscheiden sind. Schafe und Ziegen können ebenfalls angesteckt werden, zeigen aber selten erkennbare Symptome.

BLV

Entschädigungszahlung für Ausstieg aus Nutztierhaltung sind nachgefragt

Seit Juli 2023 haben landwirtschaftliche Nutztierhalter in den Niederlanden die Möglichkeit, für den unwiderruflichen Ausstieg aus der Nutztierhaltung vom Staat entschädigt zu werden. Dafür wurden die beiden Ausstiegsprogramme LBV und LBV-Plus mit insgesamt 1,47 Milliarden Euro ins Leben gerufen. Bislang haben rund 670 Landwirte die Entschädigung beantragt, wie den aktuellen Zahlen der niederländischen Wirtschaftsbehörde RVO zu entnehmen ist. Mit 303 gestellten Anträgen wollen vor allem Schweinehalter aussteigen, gefolgt von mit 120 Geflügelhaltern sowie 114 Milchviehhalter und 87 Kälbermäster. Die übrigen 44 Anträge entfallen auf Betriebe mit mehreren Tierarten.

Aus den Antragszahlen könne jedoch nicht auf den damit verbundenen Abbau der Tierbestände geschlossen werden, so die Behörde, da die Anträge zum einen noch nicht genehmigt, zum anderen die Landwirte nicht verpflichtet seien, die angebotene Entschädigung zu akzeptieren. Die Landwirte müssen sich nach der Genehmigung erst bis zu sechs Monate später entscheiden.

Die Antragsfrist endet je nach Programm am 1. Dezember 2023 bzw. 5. April 2024. Ziel der Programme ist es, den Eintrag von Nährstoffen in die Böden über Gülle und Mist zu verringern.

Agrarheute

Nach wie vor steigen täglich Betriebe aus der Schweinehaltung aus

Der Umbau der Tierhaltung wird mit den bisher beschlossenen Gesetzeswerken nicht gelingen. Das sagte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, auf dem DBV-Veredlungstag 2023 in Cloppenburg. „Wir Bauern können noch mehr Tierwohl, aber dafür brauchen wir vollumfängliche politische Konzepte anstelle von lückenhaftem Stückwerk, das lediglich zur Verdrängung unserer heimischen Tierhaltung ins Ausland führt. Unsere Forderungen sind nach wie vor aktuell: Es braucht eine vollumfängliche Haltungs- und Herkunftskennzeichnung, eine Änderung im Immissionsschutzrecht sowie ein tragfähiges Finanzierungskonzept. Nach wie vor steigen täglich Betriebe aus der Schweinehaltung aus. Kaum einer investiert noch in neue Ställe“, betonte Rukwied.

„Die Schweinehalter stehen zur Weiterentwicklung und zu weiteren Veränderungen in der Tierhaltung im Einklang mit gesellschaftlichen Anforderungen. Die Veränderungen müssen aber in einem angemessenen zeitlichen Rahmen für die teilweise weitreichenden Anpassungen erfolgen und unter Berücksichtigung des Wettbewerbs im EU-Binnenmarkt. Unter den jetzt vorliegenden Rahmenbedingungen wird es zwar Weiterentwicklung geben, aber deutlich langsamer und weniger weitreichend als bisher diskutiert“, so DBV-Veredlungspräsident Hubertus Beringmeier.

Die tatsächlich umgesetzte Gesetzgebung konterkariere das allgemeine Bekenntnis der Bundesregierung zu einer zukunftsfähigen Tierhaltung in Deutschland. Es sei völlig inakzeptabel, wenn das BMEL entgegen den Verlautbarungen des Ministers mehr oder weniger offen eine politische Agenda zur Halbierung der Tierhaltung in Deutschland verfolgte, so Beringmeier weiter.

DBV

Verdacht auf Blauzungenkrankheit in Niedersachsen

Nur gut eine Woche, nachdem in Nordrhein-Westfalen die Blauzungenkrankkheit (BTV) bei einem Schaf nachgewiesen worden ist (13.10.2023), gibt es nun auch einen amtlichen Verdacht auf Ausbruch der anzeigepflichtigen Tierseuche in einem Schaf haltenden Betrieb im Landkreis Ammerland in Niedersachsen. Die Untersuchung der Proben im Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) war positiv. Eine Bestätigung durch das Friederich-Loeffler-Institut (FLI) steht derzeit noch aus. Sollte das FLI den Verdacht bestätigen, geht dies mit dem Verlust des so genannten Freiheitsstatus in Bezug auf die Blauzungenkrankheit einher. Das Verbringen von Tieren der empfänglichen Arten (Rinder, Schafe, Ziegen, Kameliden) ist dann nur noch mit Auflagen möglich.

Betroffen ist eine Hobbyhaltung mit etwa 30 Schafen. Der Betrieb wurde auf der Grundlage des EU-Tiergesundheitsrechtes vorsorglich gesperrt und das erkrankte Tier wird behandelt. Das Blauzungenvirus wird nicht direkt von Tier zu Tier übertragen, sondern durch Stechmücken, die sogenannten Gnitzen.

Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Betäubungsmethode mit Argon wird getestet

Die Betäubung von Schlachttieren ist in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben. Die am häufigsten eingesetzte Methode ist die Gasbetäubung mit CO2. Diese Methode hat jedoch den Nachteil, dass die Schlachttiere beim Eintreten in die CO2-Umgebung eine kurze Abwehrreaktion zeigen. Eine Alternative und eventuell tierschutzgerechtere und schonendere Betäubungsmethode könnte Argon darstellen. Diese neue Methode, die von Expert:innen der Bundesanstalt für Fleischforschung entwickelt wurde, wird aktuell bei Schweinen auf dem Schlachthof in Kulmbach getestet. Argon ersetzt das ursprünglich geplante Helium, das aber wegen des Kriegs in der Ukraine aktuell nicht verfügbar ist.

Erste Testläufe wurden bereits gestartet, nachdem die Betriebsgenehmigung von der Bernd-Tönnies Stiftung als Auftraggeber beantragt wurde. Die Stiftung geht davon aus, dass die Anlage zum Jahreswechsel in den Regelbetrieb gehen kann.

SUS

Antibiotikaminimierung geht mit Tiergesundheit und -ernährung einher

Antibiotikaresistenzen nehmen weiter zu und gefährden die Gesundheit von Menschen und Tieren. In ihrem neuen Forschungsprojekt erforscht Julia Steinhoff-Wagner, Professorin für Tierernährung und Metabolismus an der Technischen Universität München (TUM), wie der Einsatz von Antibiotika bei Geflügel reduziert werden kann, ohne das Tierwohl zu beeinflussen. Gemäß Berechnungen des 2014 eingeführten staatlichen Monitorings würden zwar schon weitaus weniger Antibiotika in den Mastgeflügelbetrieben eingesetzt, jedoch seien diese Mengen im Vergleich zu anderen Nutztierarten immer noch auf einem zu hohen Niveau. Wichtig sei, die Mengen weiter zu reduzieren, erklärt Steinhoff-Wagner in einem Interview.

In ihrem Projekt widmet sich die Wissenschaftlerin dem Zusammenhang zwischen Antibiotikaminimierung, Tiergesundheit und Resistenzverschleppung in der Geflügelhaltung. Dabei sieht sie die Reinigung und Desinfektion als wichtigste Schlüsselfaktoren zur Verhinderung einer Erregerverschleppung. Zudem sei die Tierdichte eine wichtige Komponente bei der Entwicklung von Keimen.  

Als den wichtigsten Ansatzpunkt zur Vorsorge betrachtet die Forscherin jedoch die Tiergesundheit. Sind die Tiere adäquat ernährt und leben in einer Umgebung ohne übermäßige Belastung mit krankmachenden Keimen und Stress, können sie problemlos mit geringen Keimlasten umgehen. Wenn die Tiere gar nicht erst erkranken, benötigen sie auch keine Antibiotika. Zurzeit untersucht die Münchener Professorin, welche Konzepte bei der Geflügelhaltung in der Praxis funktionieren.

Mehr Informationen und Ratschläge zur Antibiotikaminimierung im Stall bietet auch das Projekt VetMAB.de, das zahlreiche anerkannte Online-Fortbildungen für Landwirt:innen und Tierärzt:innen zu dieser Thematik anbietet.

Zudem können sich Tierärztinnen und Tierärzte unter Myvetlearn.de in Bezug auf die Antibiotikaminimierung bei Masthähnchen, Legehennen und Puten fortbilden.

TUM

EHD bei einem Kalb in der Schweiz

Erstmals ist in der Schweiz ein Fall der Epizootischen Hämorrhagischen Krankheit (EHD) aufgetreten. Betroffen ist ein Kalb auf einem landwirtschaftlichen Betrieb im Kanton Bern. Der Alpenstaat verliert damit seinen Status „EHD-frei“, was zu Einschränkungen im internationalen Handel mit Nutztieren und deren Samen führt.

Die EHD wird durch Mücken (Gnitzen) übertragen und befällt vor allem Hirsche und Rinder. Typische Symptome sind neben plötzlichem hohem Fieber und Teilnahmslosigkeit auch Blutungen an verschiedenen Körperstellen sowie Fressunlust. Zudem kann blutiger Durchfall auftreten. Für den Menschen ist die meldepflichtige Tierseuche nicht gefährlich. Ein Impfstoff gegen EHD ist weder in der Europäischen Union noch in der Schweiz zugelassen. Seuchenfälle und verdächtige Anzeichen müssen dem Tierarzt oder der Tierärztin umgehend gemeldet werden.

Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen

Blauzungenkrankheit in NRW nachgewiesen

Rund fünf Wochen, nachdem die Niederlande von Ausbrüchen der Blauzungenkrankheit (BTV) in den Provinzen Nordholland und Utrecht berichtet haben, ist bei einem Schaf im nordrhein-westfälischen Kreis Kleve die erste Infektion mit Serotyp 3 (BTV-3) festgestellt worden. Das nationale Referenzlabor für Blauzungenkrankheit des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) hat den Nachweis bestätigt. Ganz Nordrhein-Westfalen verliert somit den Status „BTV-Frei“. Das Institut rechnet mit weiteren Ausbrüchen, insbesondere in NRW und Niedersachsen. Vor allem Schafe, Ziegen und Rinder mit BTV-typischen Symptomen sollten auf eine mögliche Infektion untersucht werden.


Seit dem ersten BTV-Nachweis in den Niederlanden hatten sich die Infektionen rasant ausgebreitet. Inzwischen haben die Behörden 616 Fälle mit klinischen Symptomen und 1020 Fälle mit positiven Laboruntersuchungen, meist bei Schafen, gemeldet. Das Land verzeichnet bislang bis zu 25 Prozent Verluste bei infizierten Schafen. Am 9. Oktober 2023 ist es zudem erstmals zu einem Ausbruch der Blauzungenkrankheit vom Serotyp 3 gekommen. Da es derzeit kein Impfstoff gegen den Serotyp 3 zur Verfügung steht, rät das FLI, empfängliche Tiere vor Stichen der Gnitzen schützen, die das Virus übertragen.

FLI

Landwirtschaftsministerium NRW

Breiter Unmut wegen ungebremst wachsender Wolfspopulationen

Der Bestand an Wolfsrudeln im Alpenraum ist innerhalb eines Jahres um mehr als 60% gestiegen. Das geht aus dem ersten gemeinsamen Bericht zum länderübergreifenden Wolfsmanagement der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer (ARGE Alp) hervor. Mit dem explosionsartigen Wachstum der Wolfspopulationen geht auch die entsprechend gestiegene Anzahl der gerissenen Nutztiere einher. Die Regionen Trient, Lombardei und Graubünden sind laut Bericht besonders betroffen. Die von den ARGE Alp-Mitgliedsländern geleisteten Entschädigungszahlungen haben sich seit dem Jahr 2019 beinahe versechsfacht. „Dieser ungebremsten Entwicklung müssen wir unbedingt etwas entgegensetzen”, fordert Josef Geisler, Tiroler Agrarlandesrat LH-Stv, und nimmt Bezug auf die Änderung der Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie und Senkung des Schutzstatus des Wolfs. Neben dem Aufbau einer gemeinsamen länderübergreifenden Datenbank werde auch intensiv an der Harmonisierung der genetischen Untersuchungsmethoden gearbeitet, so Geisler.

Um dem Wachstum der Wolfspopulationen in Deutschland entgegenzuwirken und Weidetiere vor Rissen zu schützen, plant Bundesumweltministerin Steffi Lemke die Erleichterung von Wolfsabschüssen. Der Prozess von Abschussgenehmigungen soll demnach beschleunigt werden. Dies solle in bestimmten Regionen möglich werden, wenn ein Wolf ein Weidetier gerissen und Schutzvorkehrungen wie einen Zaun überwunden hat, wie die Grünen-Politikerin am Donnerstag in Berlin erklärte.

„Die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland hat zu Konflikten und Herausforderungen geführt. Für Weidetierhalterinnen und -halter ist es ein schwerer Verlust, wenn Tiere nach einem Wolfsriss verendet auf der Weide liegen, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch emotional. Diese Sorgen und Probleme nehme ich ernst. Ich habe daher den Bundesländern einen Weg vorgeschlagen, um Wölfe nach Rissen von Weidetieren schneller und unkomplizierter abschießen zu können. Mein Vorschlag ist unkompliziert umsetzbar und praktikabel, ohne langwierige nationale oder europäische Gesetzesänderungen. Denn es ist offensichtlich: Die Weidetierhalterinnen und -halter brauchen so bald wie möglich mehr Schutz und Sicherheit, gleichzeitig müssen wir das europäische Artenschutzrecht einhalten. Beide Ziele möchte ich zügig mit den Bundesländern voranbringen”, so Lemke.

Die Ministerin plant eine Ausnahmegenehmigung, bei der 21 Tage lang auf den Wolf geschossen werden dürfe, ohne dass zunächst eine DNA-Analyse abgewartet werden müsse. Als Begründung für ihren Vorstoß nannte die Ministerin die wachsende Frustration bei den Weidetierhalter:innen, was langfristig zum Verlust der Akzeptanz des geschützten Wolfes führen könnte. Über den Vorschlag solle bei der Umweltministerkonferenz im November 2023 mit den Ländern gesprochen werden.

Topagrar

Bundesumweltministerium

Tierärztliche Notfallversorgung ist Zumutung für Tierhalter:innen

Der Tierarztmangel wird in Deutschland immer mehr zu einem Besorgnis erregenden Thema. Besonders in Notfallsituationen nachts oder am Wochenende müssen Halter:innen von Haustieren nicht selten viele Kilometer fahren, um ihr verletztes oder erkranktes Tier behandeln lassen zu können. Die Hamburger Hundehalterin Julia Strelow bezeichnet die aktuelle Situation als Zumutung und hat daher eine Petition gestartet. Darin fordert sie die dringende Verbesserung der tierärztlichen Notfallversorgung. In einem so großen Stadtgebiet sei es nicht ausreichend und zumutbar, dass Entfernungen von 20 Kilometern oder mehr zurückgelegt werden müssen, um ein verletztes Tier behandeln lassen zu können, so Strelow. Bislang haben 520 Menschen unterzeichnet.

„Wie kann es in einer Millionenstadt wie Hamburg sein, dass es im Notfall keine oder kaum eine ärztliche Versorgung von Kleintieren gibt, die sich im Stadtgebiet befindet?“, fragt sich Strelow. Ein tierärztlicher Notdienst kostet jedoch Geld und Personal. Und auch für Tierärzt:innen gilt die gesetzliche Arbeitszeitregelung. „Früher waren viel mehr Tierärzte selbstständig und haben so lange gearbeitet wie erforderlich“, erklärt Christina Bertram, Vizepräsidentin der Tierärztekammer Hamburg.

In der Nutztiermedizin hat der anhaltende Tierarztmangel noch viel weitreichendere Konsequenzen. In einigen Regionen des Landes schließen mehr Großtierpraxen als neue eröffnet oder übernommen werden. Zahlreiche Landwirt:innen sind daher sehr besorgt und fürchten um die Gesundheit ihrer Tiere. In den Veterinärämtern, aber auch in den ländlichen Praxen blieben viele Stellen unbesetzt, heißt es von Seiten der Bayerischen Tierärztekammer. Als Gründe hierfür werden unter anderem die gestiegenen gesetzlichen Anforderungen und die zunehmende Bürokratie, vornehmlich im Bereich der Nutztierhaltung, genannt. Hinzu käme der demografische Wandel, wie das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz erklärt. Die bayerische Landesregierung plant daher, die Landtierarztquote durch weitere zusätzliche Maßnahmen wie Stipendien oder eine finanzielle Unterstützung für die Niederlassung auf dem Land zu ergänzen.
Das zeigt auch die Exakt-Reportage Tierarzt auf dem Land gesucht! Wer kümmert sich um kranke Kühe und Schweine?

Auch der Dessauer Zukunftskreis (DZK) hat sich am letzten Septemberwochenende erneut im Rahmen eines Branchentreffens mit dem Tierärztemangel sowie möglichen Lösungsansätzen befasst. Diese Vorschläge können auf der Webseite Tierarztmangel.de nachgelesen werden. Hier werden auch News zum Thema Tierärztemangel veröffentlicht.

Außerdem informiert die Webseite BerufTierarzt.de über die Vielfältigkeit des tierärztlichen Berufs sowie das Studium der Veterinärmedizin. Tierärztinnen und Tierärzte aus allen Bereichen sind herzlich eingeladen, dabei mitzuwirken.

Hamburger Abendblatt

Bayerisches landwirtschaftliches Wochenblatt

Ozonkonzentration beeinflusst Bestäubungsleistung von Bienen

Erhöhte Konzentrationen von Ozon in der Luft können dazu führen, dass sich Duftfahnen von Blumen verändern bzw. kleiner ausfallen. Das wiederum hat zur Folge, dass die Bestäubungsleistung von Honigbienen abnimmt, weil die Insekten die Blüten dann seltener finden.

Zu diesem Ergebnis kamen Forschende des britischen Centre for Ecology & Hydrology (UKCEH) sowie vier weiterer Universitäten des Landes in einer aktuellen Studie. Die Untersuchungsergebnisse lassen den Schluss zu, dass eine erhöhte Ozonkonzentration in der Luft Auswirkungen auf den Wildblumenreichtum hat und landwirtschaftliche Erträge reduziert. Die Forscher gehen zudem davon aus, dass auch andere geruchskontrollierte Verhaltensweisen, im wesentlichen die Partnersuche der Insekten, durch die Luftverschmutzung beeinträchtigt werden könnten.

Für Tierärzt:innen stehen auf Myvetlearn.de vier einzeln buchbare Module zum Thema Bienen für die Online-Weiterbildung zur Verfügung. Neben den Grundlagen zur Bienenhaltung befasst sich der Kurs mit Bienenkrankheiten und -produkten sowie rechtlichen Grundlagen der Bienenhaltung.

UKCEH

Proplanta

Aufwandsentschädigung für Fallwildsuche in Niedersachsen gestrichen

Niedersachsen wird ab dem kommenden Jahr keine Aufwandsentschädigung für die Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) mehr zahlen. „Der zukünftig entstehende Aufwand für das Suchen und Beproben von Fallwild, den Mehrabschuss von Schwarzwild und den Einsatz brauchbarer Jagdhunde bei Drückjagden könne leider nicht mehr entschädigt werden“, heißt es auf der Internetseite der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Die haushaltsrechtlichen Voraussetzungen seien nicht gegeben.

Schon mit Blick auf den ASP-Ausbruch in einem Hausschweinbestand im Emsland im vergangenen Jahr 2022, werten die Landwirt:innen und Jäger:innen des Landes diesen Entschluss als ein fatales Signal. „Wir haben keinerlei Verständnis für diese Entscheidung des Landwirtschaftsministeriums. Die Aufwandsentschädigungen müssen dringend weiterhin und auch rückwirkend zum 1. Januar 2023 gezahlt werden. ASP-Fälle in Hausschweinbeständen hätten für das Land Niedersachsen Schadenspotenzial in Milliardenhöhe – da sprechen wir von ganz anderen Dimensionen“, erklärt Landvolkpräsident Dr. Holger Hennies.

Um weitere ASP-Ausbrüche zu vermeiden, müsste weiterhin der Schwarzwildbestand reduziert werden, so Hennies. Und dazu gehöre auch, dass die Jägerschaft für ihr Engagement finanziell entschädigt werde, fordert auch Astrid Garben-Mogwitz, Präsidentin des Zentralverbandes der Jagdgenossenschaften und Eigenjagden in Niedersachsen (ZJEN). Gemeinsam appellieren die Verbände an das Niedersächsische Landwirtschaftsministerium, die Gewährung von Aufwandsentschädigungen für Präventionsmaßnahmen gegen ASP schnellstmöglich wieder einzuführen.

Landvolk Niedersachsen

Niedersachsen weitgehend BVD-frei

Die EU Kommission hat Ende September weite Teile Niedersachsens sowie den Großteil Schleswig-Holsteins, Nordrhein-Westfalens und zwei Landkreise in Bayern offiziell frei von der Bovinen Virusdiarrhoe (BVD) erklärt. Niedersachsen hatte im April diesen Jahres einen Antrag auf Seuchenfreiheit eingereicht, der nun mittels Durchführungsverordnung genehmigt wurde. Noch fallen die Landkreise Cuxhaven, Göttingen, Northeim, Oldenburg und Stade nicht unter den Status BVD-frei und bleiben zunächst Zonen mit Tilgungsprogramm. Die Listung als “seuchenfrei” bedeutet für die betreffende Rinderhalter:innen Erleichterungen beim Handel.

Mit Hilfe von Ohrgewebsproben und Kennzeichnung der Kälber gelang es in Deutschland in den vergangenen 12 Jahren, den BVD-Virus nach und nach erfolgreich aus den Betrieben zu verdrängen, so dass nur noch vereinzelt BVD-Infektionen auftraten. Eine frühzeitige Beprobung der Kälber ist daher weiterhin ein wichtiger Baustein für die langfristige Absicherung des Gesundheitsstatus.

Ministerium Niedersachsen