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WING-Academy soll Studierende für Nutzgeflügel begeistern

Die Forschungseinrichtung Wissenschaft für innovative und nachhaltige Geflügelhaltung (WING) der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) setzt wissenschaftliche Projekte aus den Fachrichtungen Tierwohl und Tiergesundheit, Tierhaltung und Tierernährung, Nachhaltigkeit sowie Umweltschutz inter- und transdisziplinär um. Seit dem Wintersemester 2025/26 haben die Studierenden erstmals die Möglichkeit, praxisnahe Einblicke in aktuelle Themen der Nutzgeflügelhaltung zu erhalten.

Die WING-Academy erweitert als neues, fortlaufendes Wahlpflichtfach das Lehrangebot im Bereich der Nutztierhaltung und vermittelt den Studierenden in Exkursionen und Seminaren kompaktes Wissen zu Tierschutz sowie Haltung, Nachhaltigkeit, Ernährung und Gesundheit von Geflügel.

„Mit der WING-Academy möchten wir Studierende früh für Nutzgeflügel begeistern und ihnen zeigen, wie abwechslungsreich und verantwortungsvoll dieses Feld aus Sicht einer Tierärztin oder eines Tierarztes ist“, erklären die Leitenden des WING, Professorin Dr. Nicole Kemper und Professor Dr. Christian Visscher. „Gleichzeitig bauen wir so eine Brücke zwischen Forschung, Praxis und der tierärztlichen Ausbildung.“

Aus dem WING-Team bringen Dr. Lisa Jung und Dr. Julia Gickel ihre Expertise ein: Jung forscht zu den Themen Tierwohl, Tiergesundheit und Zucht. Gickels Schwerpunkte sind die Kohlenstoffdioxid-Bilanzierung, Nachhaltigkeit und Fütterung von Nutzgeflügel. 

TiHo Hannover

Zahl der Versuchstiere in 2024 weiter reduziert

Die Zahl der bei Tierversuchen in Deutschland eingesetzten Tiere ist auch im vergangenen Jahr weiter zurückgegangen. Das geht aus der Versuchstierstatistik hervor, die das Deutsche Zentrum zum Schutz von Versuchstieren (Bf3R) des BfR jüngst veröffentlicht hat. Demnach ist die Zahl der eingesetzten Versuchstiere erstmals unter die Zwei-Millionen-Grenze gesunken (-8,2 Prozent). Insgesamt sind nach den Berechnungen des Bf3R 1,95 Millionen Tiere bei Versuchen in Wissenschaft und Forschung eingesetzt worden, darunter 1,33 Millionen Wirbeltiere und Kopffüßer.  

„Der Rückgang betrifft diesmal fast alle Bereiche, besonders stark Versuche zur Arterhaltung und zum Umweltschutz sowie zu Ausbildungszwecken“, sagt BfR-Präsident Professor Andreas Hensel. „Der vermehrte Einsatz von Alternativmethoden in verschiedenen Forschungsbereichen kann zur Verringerung beigetragen haben.“

„Tierschutz geht uns alle an. Dass die Zahl der Versuchstiere in Wissenschaft und Forschung erneut auf ein Rekordtief gefallen ist, ist eine wirklich gute Nachricht. Das belegt: Alternativmethoden zum Tierversuch und der verantwortungsvolle Umgang mit Versuchstieren gewinnen stetig an Bedeutung und sind auch das Verdienst von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die mit großer Innovationskraft an Alternativen forschen. Das ist ein wichtiger Schritt zu einer Verbesserung des Tierschutzes. Dennoch wird auch deutlich, dass noch immer viele Tiere im Versuchstierbereich verwendet werden. Deshalb muss der Trend zugleich ein Ansporn sein, die Zahl der Versuchstiere weiter zu reduzieren. Das unterstützen wir“, fasst Silvia Breher, Tierschutzbeauftrage der Bundesregierung, zusammen.

BfR

BMELH

Mutierte Geflügelpestviren könnten schwerwiegende Folgen haben

Forschende des französischen Institut Pasteur sind angesichts des Geflügelpest-Seuchengeschehens in Sorge. Wie die Leiterin des Pariser Zentrums für Atemwegsinfektionen, Marie-Anne Rameix-Welti, erklärt, könnten Mutationen des Virus dazu führen, dass auch Menschen ohne Vorerkrankungen an einer entsprechenden Infektion sterben könnten. Den Grund für ihre Befürchtungen sieht die Forscherin in dem Mangel an Antikörpern gegen das Virus.

Erst im November 2025 war erstmals ein Mann in den USA an einer Infektion mit H5N5 gestorben. Wie das Gesundheitsministerium des US-Bundesstaats Washington mitteilte, habe der Patient bereits Vorerkrankungen und engen Kontakt zu Geflügel gehabt. Bei anderen beteiligten Personen konnte keine Infektion nachgewiesen werden. Auch wenn bislang keine Mensch-zu-Mensch-Übertragung stattgefunden hat, geben die französischen Forschenden keinerlei Entwarnung. Sie prognostizieren, dass das menschliche Immunsystem in dem Fall machtlos wäre. Möglicherweise könnten die Folgen noch schwerwiegender als bei der Corona-Pandemie ausfallen, so Rameix-Welti.

Andere Expert:innen sehen die Lage nicht ganz so düster, sondern fühlen sich insgesamt gut vorbereitet auf mögliche neue Pandemien. Man habe aus der Coronakrise gelernt, erklärt etwa Gregorio Torres von der Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH). Er stuft die Wahrscheinlichkeit einer Pandemie als niedrig ein. Auch existierten potenzielle Impfstoffe gegen Vogelgrippeviren.

Topagrar

Mikroplastik im Pansen schafft potenziell neue Risiken

Wenn der Pansen von Rindern Mikroplastik fragmentiert, wird die Fermentation beeinträchtigt. Das ist das Ergebnis einer Studie unter Beteiligung der Universität Hohenheim. Die Forschenden konnten mit ihren Untersuchungen neue Risiken für die Tiergesundheit und Lebensmittelsicherheit aufdecken.

Das im Pansen zerlegte Mikroplastik beeinflusst das Darmmikrobiom. Zu ihren Ergebnissen gelangten die Wissenschaftler:innen, indem sie Flüssigkeit aus dem Pansen mit verschiedenen gängigen Mikroplastikarten inkubierten. Dabei zeigte sich, dass alle getesteten Kunststoffe die mikrobielle Aktivität veränderten, die Gasproduktion verringerten und teilweise abgebaut wurden.

„Wir müssen besser verstehen, wie sich Mikroplastik auf die Tiergesundheit und die Lebensmittelsicherheit auswirkt – insbesondere, da die weltweite Kunststoffproduktion weiter steigt“, erklärt Studienleiter Daniel Brugger, Associate Professor in Companion and Monogastric Production Animal Nutrition der Universität Helsinki, das Ziel der Forschung. 

Besorgniserregend sei, dass kleinere Kunststofffragmente zudem leichter ins Gewebe gelangen und damit auch in die Lebensmittelkette gelangen können, wie Jana Seifert, Professorin für Funktionelle Mikrobiologie bei Nutztieren an der Universität Hohenheim ergänzt.

„Plastikverschmutzung hat direkte biologische Folgen für Nutztiere und möglicherweise auch für den Menschen über die Nahrungskette“, betont Cordt Zollfrank, Professor für Biogene Polymere an der Technischen Universität München. Die Wissenschaftler:innen betonen, dass ein sorgfältiger Umgang mit Materialien aus Plastik in der Landwirtschaft immer wichtiger wird – sei es bei Folien, Verpackungen oder beim Einsatz von Klärschlamm.

Uni Hohenheim

Vetmeduni Wien unter den besten 10

Das Shanghai-Ranking gilt als eines der einflussreichsten und vertrauenswürdigsten Hochschulrankings weltweit und bewertet jedes Jahr mehr als 2.500 Universitäten. Dabei fließen in erster Linie die Forschungsleistung der jeweiligen Hochschule, aber auch Publikationen und internationale akademische Auszeichnungen in die Bewertung ein. Zudem werden auch spezifische Fächer-Rankings erstellt. 

Im weltweiten Vergleich erreichte die Veterinärmedizinische Universität Wien den 6. Platz im Bereich „Veterinary Sciences“ und behauptet auch 2025 ihren Platz im internationalen Spitzenfeld. Im europäischen Vergleich belegt die Vetmeduni den 2. Platz hinter der Universität Gent.

„Diese Top-Platzierung im Shanghai-Ranking bestätigt erneut die Exzellenz und internationale Sichtbarkeit der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Mein Dank gilt allen Forscherinnen und Forschern und ihren Teams für ihren Einsatz und die Begeisterung, mit der sie die Veterinärmedizin voranbringen. Diese Platzierung ermutigt uns auch, weiter am Ausbau multidisziplinärer Schwerpunkte im Sinne von Nachhaltigkeit und ‚One-Health‘ zu arbeiten“, erklärt Rektor Matthias Gauly stolz.

Vetmeduni Wien

Ausreichende Wasserzufuhr könnte vor Fettleibigkeit schützen

Bei Wintersschlaf haltenden Wildtieren sorgt ein biologischer Mechanismus dafür, dass die Tiere nicht dehydrieren. Dafür muss bereits im Herbst der Vasopressin-abhängige, kohlenhydratbasierte Stoffwechsel angeregt werden, der die Fettproduktion anregt. Als Folge nehmen die Tiere bis zum Einsetzen des Winterschlafs vermehrt Wasser auf, was wiederum die Glykogen- und Fettspeicherung erhöht. Damit stellen die Tiere mit sinkendem Vasopressin-Spiegel dann auf einen fettbasierten Stoffwechsel um, wodurch potentiell der Eintritt in den Winterschlaf ausgelöst werden kann – eine Zeit, in der Wasser nicht mehr verfügbar ist. 

In einer internationalen One-Health-Studie hat ein interdisziplinäres Forscherteam unter Beteiligung des Forschungsinstituts für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI) der Veterinärmedizinischen Universität Wien untersucht, ob beim Menschen ähnliche Mechanismen wie bei den Wildtieren ablaufen. Sie konnten dabei wichtige Erkenntnisse gewinnen, die zum besseren Verständnis von Übergewicht und Fettleibigkeit beim Menschen führen.

Denn insbesondere in Reaktion auf Salz und Zucker kann Wassermangel ein Stimulus für die Fettleibigkeit beim Menschen sein. Umgekehrt könnte  eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr schützend vor Adipositas wirken. Die Studie liefert außerdem Erkenntnisse darüber, wie Glucagon-ähnliche Peptid-1-Agonisten zu Gewichtsverlust führen können.

Die Untersuchungen zeigen auch, dass die meisten fettleibigen Menschen erhöhte Vasopressin-Spiegel im Blut aufweisen und auch Anzeichen von Dehydrierung zeigen. „Vor diesem Hintergrund könnte die Wirksamkeit von Glucagon-ähnlichen Peptid-1-Agonisten bei der Reduzierung von Fettleibigkeit teilweise auf ihre bekannte Fähigkeit zurückzuführen sein, die Vasopressin- und Glucagonproduktion zu hemmen“, betonen die Forscherinnen Johanna Painer-Gigler und Szilvia Kalgeropoulu.

Vetmeduni Wien

Forschungspreis der Agria erstmals verliehen

Der Große Forschungspreis für Veterinärmedizin wurde im Jahr 2024 von  der Agria Tierversicherung in Zusammenarbeit mit der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften (SLU) ins Leben gerufen. Als erster Preisträger ist der dänische Tierarzt und Professor für Veterinärpathologie an der Universität Kopenhagen, Henrik Elvang Jensen, ausgezeichnet worden. herausragende Leistungen in der Veterinärmedizin und im Tierschutz.

Am gestrigen Mittwoch (26.11.2025) fand die feierliche Zeremonie in Ultuna statt, bei der die schwedische Kronprinzessin Victoria Jensen ein Preisgeld in Höhe von einer Million SEK (umgerechnet ca. 91.000 Euro) überreichte. Die Jury hat sich für den dänischen Professor entschieden, weil er sich seit mehreren Jahrzehnten der innovativen Forschung für die Reduzierung tierischen Leidens gewidmet hat. Jensen hat neue wissenschaftliche Standards entwickelt, um Tierwohl messbar zu machen, und dabei insbesondere die forensische Veterinärwissenschaft entscheidend geprägt. So haben seine Forschungsergebnisse etwa zu neuen Richtlinien geführt, die das Auftreten von Liegegeschwüren bei Sauen deutlich verringert haben.

„Ich bin stolz darauf, dass wir gemeinsam mit der SLU diesen Preis ins Leben gerufen haben und dass wir nun erstmals einen Preisträger ernennen können. Es ist besonders bedeutungsvoll, ein außergewöhnliches Lebenswerk zu würdigen, das sowohl für Tiere als auch für Menschen von großer Bedeutung ist“, sagt David Haak, CEO von Agria. „Ich hoffe, dass diese Auszeichnung mehr junge Veterinärstudenten dazu inspirieren wird, sich der Forschung zu widmen und in meine Fußstapfen zu treten. Der heutige Tag ist ein außergewöhnlicher und wahrhaft unvergesslicher Tag, an dem ich von allen Anwesenden herzlich empfangen wurde“, erklärte der Preisträger bei seiner Dankesrede.

Agria

Uni Leipzig erhält Hightechanlage für die Bewegungsanalyse von Tieren

Am vergangenen Freitag (21.11.2025) ist an der Veterinärmedizinischen Universität Leipzig eine neue, deutschlandweit bislang einzigartige FluoKin-Anlage eingeweiht worden, die eine hochpräzise Bewegungsanalyse bei Tieren ermöglicht. Die Anlage ist mit hochmodernen Geräten ausgestattet, darunter vier Hochgeschwindigkeitskameras, und funktioniert auch mit „sanfter Röntgenstrahlung“, wie Laborleiterin Dr. Franziska Wagner erklärt.

Diese hochmoderne Technik wird für Forschungszwecke genutzt und soll zur Beantwortung von Fragen zur Tiergesundheit beitragen, die mit statischen Röntgenbildern bislang nicht geklärt werden konnten.

In den folgenden Jahren soll diese hochmoderne Technik, die Aufnahmen mit einer Genauigkeit im Submillimeter-Bereich ermöglicht, in verschiedenen Forschungsprojekten angewendet werden, unter anderem zur Dysfunktionen des Kreuz-Darmbein-Gelenks bei Hunden und Katzen. „Wir können ganz präzise Aussagen treffen, wie sich etwas im Körperinneren bewegt“, beschreibt Wagner einen Vorteil der neuen Anlage. Die Anlage sei auch für Menschen nutzbar, wenn der Bedarf bestehen sollte, betont die Forscherin abschließend.

Uni Leipzig

Insektenschwund könnte massive Ertragseinbußen nach sich ziehen

Obst, Gemüse und Ölsaaten sind ernährungsphysiologisch von zentraler Bedeutung für die Ernährung der Menschen. Für den Ertrag dieser nährstoffreichen Lebensmittel spielen wildlebende Insekten eine bedeutende Rolle. Ein stetig wachsender Insektenschwund hätte einen massiven Einfluss auf die Verfügbarkeit dieser Lebensmittel und würde starke Preissteigerungen nach sich ziehen.

Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie der Universität Hohenheim. Die Forschenden haben ihren Untersuchungen ein Szenario zugrunde gelegt, in dem die Insekten bis zum Jahr 2030 um bis zu 90 Prozent zurückgegangen sind. Die Wissenschaftler:innen kamen zu dem Ergebnis, dass die Erträge bestäuberabhängiger Kulturen wie Obst, Gemüse und Ölsaaten in Europa im Durchschnitt um mehr als 13 Prozent zurückgehen könnten. „Regionen wie Spanien oder Teile Osteuropas, die stark von wildlebenden Bestäubern abhängen, müssten sogar mit Ertragseinbußen von über 20 Prozent rechnen“, betont Professor Arndt Feuerbacher, der die Studie leitete. Der Experte befürchtet, dass der Insektenschwund massive wirtschaftliche, ökologische und soziale Folgen hätte, weit über die Landwirtschaft hinaus.

Die Folgen wären u.a. starke Preissteigerungen für Lebensmittel. „Der daraus resultierende gesamtwirtschaftliche Schaden beliefe sich im Jahr 2030 allein in Europa auf etwa 24 Milliarden Euro“, beziffert Feuerbacher. Zudem hätten die sinkenden europäischen Erträge und steigenden Preise Verschiebungen im internationalen Handel zur Folge. Die Europäische Union (EU), bislang Nettoexporteur vieler Obst- und Gemüsearten, würde zum Nettoimporteur.

„Asien sowie Mittel- und Südamerika könnten zwar rund 80 Prozent der zusätzlichen europäischen Nachfrage decken, doch weltweit würden Verbraucher:innen durch höhere Preise belastet“, konstatiert der Hohenheimer Wissenschaftler. Besonders ärmere Länder und Haushalte wären stärker betroffen, da sie einen größeren Anteil ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben müssten. Der gesamtwirtschaftliche Verlust weltweit würde sich nach Schätzungen der Forschenden im Jahr 2030 auf über 34 Milliarden Euro belaufen. Zusätzlich zu den wirtschaftlichen Konsequenzen hätte der Verlust der Wildbestäuber auch ökologische Folgen.

Da Wildbestäuber nicht vollständig durch Honigbienen oder andere technische Verfahren ersetzt werden könnten, erneuen die Wissenschaftler:innen ihre Forderung nach mehr Schutz ihrer Lebensräume. „Wenn Europa auch nur einen Teil der 24 Milliarden jährlich in eine biodiversitätsfreundliche Landwirtschaft, die Förderung von Blühstreifen, Hecken und extensiv genutzten Flächen investieren würde, könnten wir die Folgen des Insektenrückgangs deutlich abmildern oder sogar umkehren, und langfristig sowohl Erträge als auch Ernährung sichern“, lautet das Fazit von Professor Feuerbacher.

Uni Hohenheim

Gesichtstumoren beim Tasmanischen Teufel – Forschende identifizieren molekulare Signalwege

Tasmanische Teufel sind Raubbeutler, die nur auf der australischen Insel Tasmanien leben. Die ohnehin bedrohte Tierart wird seit vielen Jahren von einem tödlichen Gesichtstumor dezimiert, der sich immer weiter ausbreitet. Diese Tumoren sind eine der wenigen Krebserkrankungen, die übertragbar sind. Unter den Tasmanischen Teufeln verbreiten sich durch eine Infektion zwei verschiedene Krebsarten – „Devil Facial Tumour 1“ (DFT1) und „Devil Facial Tumour 2“ (DFT2) – von Tier zu Tier.

Wissenschaftler:innen kann dieses seltene Phänomen jedoch helfen, ihr Verständnis über Krebszellen -Überleben, Anpassung und Manipulierung des Wirts- zu verbessern. Forschende der Veterinärmedizinischen Universität Wien und der Medizinischen Universität Wien haben schon vor Jahren begonnen, die beiden übertragbaren Krebsvarianten DFT1 und DFT2 zu untersuchen. In einer neuen Studie konnten die Wissenschaftler:innen molekulare Signalwege in beiden Varianten dieser Krankheit identifizieren, die für das Überleben und Wachstum der Krebszellen entscheidend sind.

Da diese Krebszellen gegen Medikamente Resistenzen entwickeln können, ist eine Unterbrechung der Signalwege durch Arzneimittel nicht angebracht. Diese Erkenntnisse liefern wichtige Hinweise für das Verständnis von Resistenzmechanismen, die auch bei menschlichen Tumoren eine zentrale Rolle spielen.

„Dass sich Krebszellen wie ein Infektionserreger übertragen können, ist extrem selten und verlangt außergewöhnliche Fähigkeiten“, betont Studien-Erstautorin Anna Schönbichler von der Vetmeduni. „Gerade deshalb eignen sich die Tumore der Tasmanischen Teufel hervorragend, um zu verstehen, was Krebszellen so widerstandsfähig und anpassungsfähig macht und wie sie Metastasen entwickeln – und um daraus neue Therapieansätze abzuleiten.“

Das Projekt zeigt eindrucksvoll, wie vergleichende Krebsforschung über Artgrenzen hinweg neue Erkenntnisse liefert. „Unser Ziel ist nicht nur, einen Beitrag zur Rettung des Tasmanischen Teufels zu leisten“, fasst Studienleiter Richard Moriggl von der Paris Lodron Universität zusammen. „Wir wollen insbesondere die universellen Prinzipien besser verstehen, wie Krebszellen sich durchsetzen und vor dem Immunsystem verstecken. Ein tieferes molekulares Verständnis unterstützt damit auch die Entwicklung neuer Therapieansätze für Tiere und Menschen im Sinne des One Health Ansatzes.“

Vetmeduni Wien

Expert:innen raten zu besserer Überprüfung und Tierhygiene in privaten Rattenhaltungen

Das humanpathogene Seoul-Orthohantavirus (SEOV), auch als Seoul-Virus bekannt, gehört zu der Gruppe der Hantaviren. Dieser Erreger wird hauptsächlich von Wanderratten übertragen. Infektionen beim Menschen in Deutschland sind äußerst selten. Im März vergangenen Jahres jedoch wurde eine 44-jährige Frau aus Mitteldeutschland mit Fieber, Erschöpfung, Durchfall und akutem Nierenversagen ins Krankenhaus eingeliefert worden. Untersuchungen ergaben, dass sich die Patientin mit dem Seoul-Virus infiziert hatte. Die Ärzt:innen vermuteten, dass das Virus aus einer privaten Zucht für Heimtierratten stammt, die die Frau einige Wochen vor Beginn ihrer Symptome besucht hatte.

„Viele Menschen sind sich nicht bewusst, dass Ratten als Heimtiere Viren übertragen können, die schwere Erkrankungen verursachen“, sagt Prof. Rainer Ulrich. Der Wissenschaftler ist im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) tätig. Gemeinsam mit den örtlichen Gesundheitsbehörden und dem Bernhard Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) analysierte das FLI die genannte Zucht und entdeckte bei mehreren Ratten das Virus. Durch genetische Untersuchungen konnte eine hohe Übereinstimmung der Virussequenzen aus der Tierhaltung und von der Patientin festgestellt werden.

Der Falls wurde in der Fachzeitschrift Emerging Infectious Diseases beschrieben. Darin empfehlen die Autor:innen eine bessere Überprüfung und Tierhygiene in privaten Rattenhaltungen und -zuchten. Zudem plädieren sie für eine verstärkte Aufklärung der Öffentlichkeit über Zoonosen. „Eine verantwortungsvolle Haltung beziehungsweise Zucht, gute Tierhygiene und Aufklärung der Bevölkerung – insbesondere der Liebhaber von Heimtierratten – sind entscheidend, um zukünftig weitere Infektionen zu verhindern.“

DZIF

Mini-Modelle menschlicher Organe als Chip

Im Jahr 2023 wurden mehr als 1,46 Millionen Wirbeltiere und Kopffüßer für Forschungszwecke eingesetzt. Auch wenn das einen Rückgang von 16 Prozent im Vergleich zu 2022 bedeutet, soll die Zahl an Tierversuchen mit Hilfe von Alternativmethoden weiter reduziert werden, um das Leid der Versuchstiere auf das geringstmögliche Maß zu beschränken. Gleichzeitig auch präzisere Modelle für den Menschen zu schaffen, entspricht der Idee des Biochemikers und Molekularbiologen Prof. Dr. Alexander Mosig. Er  leitet seit kurzem die neu eingerichtete Professur für Tierversuchsersatzmethoden in der Infektions- und Entzündungsforschung am Universitätsklinikum Jena.

Mosig hat winzige Chipmodelle entwickelt, in deren Hohlräumen menschliche Zellen, unter anderem der menschlichen Darmschleimhaut sowie Lungenbläschen- oder Leberzellen und Immunzellen wachsen. Über kleine Schläuche zirkuliert Flüssigkeit wie Blut im Körper. Menschliche Krankheitsprozesse können im Labor so realitätsnah wie möglich nachgebildet werden, sagt Mosig. „Mit unseren Biochips können wir Infektionen und die dazugehörigen Entzündungs- und Immunprozesse kontrolliert nachbilden“, erklärt Mosig.

„Viele Fragestellungen werden bislang im Tiermodell untersucht, weil uns geeignete Alternativen fehlen“, so Mosig weiter. „Doch im Sinne der Patientinnen und Patienten wollen wir menschliche Krankheitsprozesse im Labor so realitätsnah wie möglich nachbilden. Nur so können wir Krankheitsmechanismen besser verstehen und die Wirkung von Medikamenten individuell vorhersagen.“

Gemeinsam mit seinem Team untersucht Mosig in seinen Chipmodellen unter anderem molekulare Prozesse bei Lungenentzündungen oder Darmerkrankungen, die durch Viren, Bakterien oder Pilze verursacht werden. Dabei interessiert ihn besonders, wie Mikroorganismen mit dem Menschen interagieren und wie das Mikrobiom das Immunsystem bei Infektionen und Entzündungen beeinflusst.

Perspektivisch möchte er am Universitätsklinikum helfen, die 3R-Forschung (Replace, Reduce, Refine) weiter auszubauen. „Wir möchten Forschende in Jena dabei unterstützen, moderne Alternativen wie Stammzellmodelle oder Organ-on-Chip-Systeme in ihrer Arbeit zu nutzen“, erklärt Mosig. „Dazu werden wir Workshops und Weiterbildungen anbieten und wollen gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen passende Methoden für ihre jeweiligen Forschungsfragen entwickeln.“

Uniklinikum Jena

Fliegen tragen zur Verbreitung von MRSA bei

Antibiotikaresistente Bakterien stellen für die Gesundheit von Menschen, Tiere sowie der Umwelt eine wachsende Bedrohung dar. Die Nutztierhaltung spielt hier eine große Rolle. Fliegen können dabei die Entwicklung von resistenten Bakterien verstärken, wie eine aktuelle Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien belegen konnte. Die Forschenden untersuchten in ihrer Studie das Bakterium Staphylococcus aureus im Zusammenhang mit Schweinezuchtbetrieben. Insbesondere die Methicillin-resistente Form (MRSA) des Bakteriums stellt aufgrund seiner Resistenz gegen β-Lactam-Antibiotika und seiner häufigen Multiresistenz eine erhebliche Herausforderung für die öffentliche Gesundheit dar.

„Uns ging es darum, mehr über ihre Rolle bei der Übertragung von MRSA und der Verbreitung von Resistenzen zu erfahren“, erklärt Studien-Letztautor Lukas Schwarz vom Klinischen Zentrum für Populationsmedizin bei Fisch, Schwein und Geflügel der Vetmeduni Wien. „Wir untersuchten deshalb das Vorkommen und die molekulare Charakterisierung von MRSA bei Stubenfliegen (Musca domestica) und Stechfliegen (Stomoxys calcitrans) in österreichischen Schweinezucht-Betrieben.

Die Forschenden konnten in mehr als 40 % der 24 untersuchten Schweinezuchtbetriebe MRSA nachweisen, wobei Isolate in Stubenfliegen (53,2 %), Stechfliegen (19,1 %), Stiefelstrumpfproben (17,0 %) und Staubwischproben (10,6 %) identifiziert wurden. „Alle Isolate waren Cefoxitin-resistent und gehörten zu CC398, wobei sie verschiedene Resistenzgene trugen“, erklärt Studien-Erstautorin Flora Hamar.

Die Wissenschaftler:innen wiesen zudem eine Resistenz gegen Tetracyclin (100 %), Erythromycin (74 %), Clindamycin (74 %) und Ciprofloxacin (32 %) sowie Trimethoprim-Sulfamethoxazol (17 %) nach. Bei 94 % der Isolate wurde eine Multiresistenz (MDR) festgestellt. Stubenfliegen (26 %) waren dabei häufiger Überträger von MRSA als Stechfliegen (9,4 %), was auf ihr Potenzial als bedeutende Vektoren hinweist.

„Unsere Studie belegt die hohe Prävalenz von LA-MRSA in österreichischen Schweineproduktionsbetrieben und identifiziert Fliegen als Vektoren, die zu seiner Verbreitung beitragen“, betont Schwarz. „Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung robuster Biosicherheitsmaßnahmen, einschließlich einer wirksamen Fliegenbekämpfung und strenger Hygieneprotokolle, um MRSA-Risiken in landwirtschaftlichen Umgebungen zu mindern.“

Zur Reduzierung von Antibiotikaresistenzen bei Menschen, Tieren und in der Umwelt empfehlen die Wiener Forschenden, dass sich Strategien im Bereich der öffentlichen Gesundheit auf einen sorgsamen Einsatz von Antibiotika und einen One-Health-Ansatz konzentrieren sollten. Dafür gibt es integrierte Kontrollmaßnahmen, um beispielsweise Fliegenpopulationen in Viehställen zu kontrollieren und somit die Verbreitung von Resistenzen über den Vektor Fliege zu anderen Ställen und/oder in die Umwelt zu reduzieren.

Vetmeduni Wien

Citizen-Science-Projekte wichtig für Wildtierdaten

Genau wie in Deutschland siedeln sich auch in österreichischen Städten immer mehr Igel und Dachse an. Gemäß einer aktuellen Studie unter Beteiligung des Konrad-Lorenz-Instituts für Vergleichende Verhaltensforschung (KLIVV) der Veterinärmedizinischen Universität Wien gehen sich die beiden Wildtierarten aber auch auf kleinem Raum aus dem Weg und besiedeln unterschiedliche Lebensräume.

Mit Unterstützung der Bevölkerung, die an zwei langfristigen Citizen-Science-Projekten zur Zählung von Europäischen Igeln (Erinaceus europaeus und E. roumanicus) und Dachsen (Meles meles) in den Wäldern, Parks und privaten Gärten Wiens teilgenommen haben, konnten die Forschenden eine große Menge an Daten analysieren. Zwischen 2012 und 2023 wurden hier insgesamt 356 Igel- und 918 Dachs-Sichtungen gemeldet.

„Diese Sichtungen von Bürgerinnen und Bürgern sind wichtig, weil herkömmliche Überwachungsmethoden im Stadtgebiet oft nicht ausreichen. Der Grund ist die große Zahl an Privatgrundstücken, die großteils nicht zugänglich sind“, betont Studien-Co-Autor Richard Zink vom KLIVV.

Neben Igeln und Dachsen werden auch vermehrt andere Wildtierarten, darunter Füchse und Marder, in den Städten heimisch. Um potenzielle Konflikte dieser Arten mit Menschen oder deren Haustieren zu vermeiden, ist laut den Forscher:innen ein besseres Verständnis der Präsenz von Wildtieren in Städten erforderlich.

Da kranke oder geschwächte Wildtiere in diesen Tagen häufiger in der Tierarztpraxis vorgestellt werden, bietet Myvetlearn.de die ATF-anerkannte E-Learningreihe Wildtiere in der Tierarztpraxis an, bei der sich Tierärzt:innen online fortbilden können. Eine separate Reihe richtet sich an Tiermedizinische Fachangestellte. Beide Kursreihen enthalten zudem zahlreiche interaktive Elemente, die einerseits den Spaß steigern und andererseits die Bearbeitung der Inhalte intensivieren.

Mehr über Igel, ihre Krankheiten und Behandlungsoptionen finden Tierärzt:innen auch in einem ATF-zertifizierten Online-Kurs bei Myvetlearn.de.

Vetmeduni Wien

Biosicherheitsmaßnahmen variieren stark in europäischen Ländern

Um den Eintrag von gefährlichen Krankheitserreger in Nutztierställe zu vermeiden, ist die Einhaltung von Biosicherheitsmaßnahmen unabdinglich. Diese haben zudem das Ziel, die Tiergesundheit zu optimieren und den Einsatz von Antibiotika zu verringern. Nicht zuletzt, da immer mehr Tierseuchen, wie zum Beispiel die Afrikanische Schweinepest (ASP), massive Tierverluste nach sich gezogen haben.

Forschende konnten in einer aktuellen Studie nun zeigen, dass sehr uneinheitliche nationale Rechtsvorschriften hinsichtlich der Biosicherheit in den verschiedenen europäischen Ländern bestehen. Insbesondere die Anzahl der Maßnahmen variiert zwischen den Ländern stark. Auch werden unterschiedliche Strategien angewendet, um das Niveau der Biosicherheit zu erhöhen.

In der Studie, die in dem Fachjournal Preventive Veterinary Medicine veröffentlicht wurde, haben die beteiligten Wissenschaftler:innen die gesetzlich vorgeschriebenen Biosicherheitsmaßnahmen in 24 europäischen Ländern anhand eines Fragebogens verglichen.

Die meisten Biosicherheitsmaßnahmen, die in den nationalen Rechtsvorschriften behandelt wurden, konzentrierten sich auf die externe Biosicherheit und waren Maßnahmen, die bei einem Betriebsbesuch leicht überprüft werden können, wie z. B. das Vorhandensein einer Hygieneschleuse, Umzäunung der Betriebe und die Dokumentation der Maßnahmen.

Die Studienergebnisse zeigen, dass weitere Forschung erforderlich ist, um die Auswirkungen der verschiedenen Strategien auf die Umsetzung der Biosicherheit in der intensiven Schweinehaltung zu untersuchen.

Tierärzt:innen können sich mit einer 9-teiligen Online-Fortbildungsreihe zum Thema Biosicherheit in der tierärztlichen Bestandsbetreuung von Myvetlearn.de weiterbilden. In allgemeinen und tierartspezifischen Kursen wird fundiertes Wissen zu den Hygiene- und Biosicherheitsmaßnahmen in Beständen zu verschiedenen Tierarten (Rind, Schwein, Geflügel, Pferd und Neuweltkameliden) vermittelt.

BRS

Neues Labor für lebensmittelbezogene, veterinärmedizinische Forschung in Wien

Lebensmittelbedingte Infektionen stellen weltweit eine große Herausforderung für die öffentliche Gesundheit dar. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkranken jährlich europaweit Millionen Menschen an infizierten Lebensmitteln, oft mit tödlichen Folgen. Die bekanntesten dieser Krankheitserreger sind Salmonellen, Listerien, Campylobacter oder Noroviren. Trotz moderner Hygienestandards bleibt das Risiko einer Krankheitsübertragung bestehen, da viele Bakterien in einen hochresistenten „viable but non-culturable“ (VBNC)-Zustand wechseln können. In dieser Art „Ruhezustand“ sind sie mit herkömmlichen Methoden nicht nachweisbar, aber resistent gegen Antibiotika und Desinfektionsmittel, was ihre Bekämpfung erschwert.

An der Vetmeduni in Wien wurde am 6.10.2025 ein neues, sogenanntes CD-Labor eröffnet, wo künftig speziell zu VBNC-Zustand von Bakterien geforscht werden soll, um die damit verbundenen Risiken zu minimieren.

Das neue Christian Doppler (CD) Labor ist ein weiteres Beispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Die Christian Doppler Forschungsgesellschaft (CDG) fördert anwendungsorientierte Grundlagenforschung, die in enger Kooperation mit Unternehmen durchgeführt wird. Diese Partnerschaft ermöglicht es den Unternehmen, wissenschaftliche Erkenntnisse direkt in die Praxis umzusetzen und so einen konkreten Nutzen für die Gesellschaft zu schaffen.

Bundesminister Wolfgang Hattmannsdorfer erläutert die Relevanz des neuen CD-Labors: „Damit stärken wir die Sicherheit unserer Lebensmittel, schützen die Gesundheit der Menschen und gewinnen zugleich neues Wissen, das auch für die Medizin wichtig ist.“

Vetmeduni Wien

Bestäuber benötigen mehr naturnahe Flächen

In der EU-Biodiversitätsstrategie ist das Ziel verankert worden, 10% der landwirtschaftlichen Flächen bis 2030 naturnah zu belassen. Dieser Anteil reicht aber einer neuen Studie zufolge nicht aus, um Bestäuber wie Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge nachhaltig zu schützen. Wie Forschende unter der Leitung der Universität Wageningen im Wissenschaftsmagazin Science schreiben, benötigen wildlebende Bestäuber mindestens 16 bis 37 Prozent natürlichen oder halbnatürlichen Flächenanteil. Darüber hinaus ist auch eine bessere Qualität und der langfristige Erhalt der Lebensräume entscheidend.

Durch die Bestäubung von Nutzpflanzen leisten Insekten einen wichtigen Beitrag zur Lebensmittelproduktion und Ernährungssicherheit. Doch sind die Populationen von Bestäuberinsekten seit Jahren rückläufig.

Grundsätzlich kann festgehalten werden, je mehr natürlicher Lebensraum vorhanden ist, desto mehr Bestäuber gibt es in landwirtschaftlichen Gebieten. Die Mindestflächenanteile für den Erhalt von Populationen unterschieden sich dabei zwischen den Artgruppen.

Ist eine Vergrößerung der naturnahen Flächen nicht möglich, sind deutliche Verbesserungen der Habitatqualität – das heißt vor allem mehr und vielfältigere Blütenpflanzen – notwendig, um vergleichbare positive Effekte zu erzielen. „Doch es reicht auch nicht aus, Bestäubern nur Blüten, also Nahrung, anzubieten, ohne ihnen einen dauerhaften Wohnort zum Nisten und Überwintern zu geben“, sagt Dr. Felix Fornoff, Co-Autor der Studie und wissenschaftlicher Assistent an der Professur für Naturschutz und Landschaftsökologie der Universität Freiburg. Zudem hat die Verbesserung der Lebensraumqualität nur anfangs einen starken positiven Effekt auf die Insektenpopulationen; dieser flacht bei weiteren Verbesserungen ab. „Deshalb ist es besser, zunächst die Fläche natürlicher Lebensräume zu vergrößern, statt viele kleine Lebensräume zu bewirtschaften – auch wenn sie viele Blüten enthalten“, sagt Erstautorin Gabriella Bishop von der Universität Wageningen.

Die neue Studie zeige, dass viel mehr Lebensraum benötigt wird und dass die Qualität der neuen Lebensräume langfristig gewährleistet sein muss. Dafür sollten Landwirte entsprechend be- und entlohnt werden. Idealerweise für mindestens 20 Jahre, denn dies bietet entsprechende Sicherheit für beide Seiten, so die Wissenschaftler.

Universität Freiburg

Massive Ausbreitung der Geflügelpest in der Antarktis befürchtet

In der Antarktis leben rund 100 Millionen Seevögel. Einige Arten kommen nur dort vor. Lange Zeit ist die Region von der Aviären Influenza vom Typ H5N1 verschont geblieben. Im Oktober 2023 wurde dann aber erstmals das hochpathogene Virus auf der subantarktischen Insel Südgeorgien nachgewiesen. Nachdem Forschende nachfolgend im Januar 2024 mit dem Virus infizierte See-Elefanten und Seebären auf der Südgeorgien vorgelagerten Insel Bird Island entdeckten, dokumentierte ein Forscherteam der Universität Jena um Christina Braun bei ihrer jüngsten Expedition 2025 erstmalig Anzeichen für das Auftreten der hochpathogenen Variante auch auf der Fildes-Halbinsel auf King George Island. Dabei beobachteten die Wissenschaftler:innen eine erhöhte Sterblichkeit bei verschiedenen Seevogelarten und befürchten erhebliche Auswirkungen auf die Vogelpopulationen.

Bereits seit rund 45 Jahren beobachten deutsche Biolog:innen, und ab 1983 die Arbeitsgruppe Polar- und Ornitho-Ökologie der Universität Jena, in einer weltweit einzigartigen Langzeitstudie die Entwicklung von 14 Brutvogelarten in einem 35 km² großen Gebiet. Bei ihrer letzten Expedition in das Gebiet Anfang des Jahres fand das Team 52 tote Tiere, größtenteils Skuas (Raubmöwen), die Tage beziehungsweise einige Wochen vor ihrem Fund gestorben waren. Der Verdacht auf H5N1 wurde nach Probennahme bestätigt.

Da die meisten Vögel auf engstem Terrain brüten, befürchten die Forschenden eine massive Ausbreitung des Virus unter den Tieren. „Das Gebiet, das wir beobachten, ist sehr klein und vogelreich. Außerdem brüten die antarktischen Vögel typischerweise in Kolonien. Deshalb ist die Ansteckungsgefahr sehr groß. Ist die Mortalitätsrate sehr hoch in einer Population, kann es sein, dass sie komplett zusammenbricht“, so Markus Bernhardt-Römermann vom Institut für Biodiversität, Ökologie und Evolution. Die Auswirkungen der Geflügelpest auf die antarktische Tierwelt werden die Jenaer Forschenden und Studierenden auch weiterhin dokumentieren, das nächste Monitoring vor Ort ist bereits für den kommenden November geplant.

Friedrich-Schiller-Universität Jena

Weniger Tierversuche in der Schweiz

In der Schweiz ist das sogenannte 3R-Prinzip (Replace, Reduce, Refine ) in der Forschung vorgeschrieben. So soll der Einsatz von Tieren zu Forschungszwecken auf die zwingend notwenige Anzahl reduziert werden. Die Forschenden sind verpflichtet, nach möglichen Alternativen zu suchen. Müssen Tiere eingesetzt werden, muss die Belastung für die Tiere so minimal wie möglich sein.

Das Gesetz hat immerhin dazu geführt, dass im Jahr 2024 rund 12 Prozent weniger Tiere zu Forschungszwecken eingesetzt wurden als 2023. Insgesamt waren das rund 520.000 Tiere. Die Anzahl der Tiere, die in Versuchen des höchsten Schweregrades, das heißt mit starker Belastung, eingesetzt wurden, ist jedoch auf ein Level gestiegen, wie zuletzt vor 25 Jahren. Der Großteil waren Mäuse, die in rund 90 Prozent der Versuche im Schweregrad 3 eingesetzt wurden.

Wie in den Vorjahren wurden auch 2024 die meisten Versuchstiere für die Erforschung von Krankheiten beim Menschen eingesetzt (72 Prozent). Zu den wichtigsten Bereichen zählten die Krebsforschung mit rund 127.000 Tieren und die Erforschung von neurologischen und psychischen Erkrankungen mit etwa 58.000 Tieren.

Regierung Schweiz

Ratten als globale Erregerverbreiter

Ratten gehören zu den Tieren, die bereits seit Jahrhunderten in großer Zahl als blinde Passagiere mit den Menschen mitreisen. Im Mittelalter waren die Nager maßgeblich verantwortlich für die weltweite Verbreitung der Pest, wobei der Erreger über Flöhe auf die Menschen übertragen wurde. Nachdem Ratten früher meist auf Schiffen mitreisten, sind Flugzeuge nun die häufigeren Transportmittel.

Die klugen Nagetiere müssen definitiv als aktive Akteure im globalen Netzwerk der Erregerverbreitung angesehen werden“, sagt Prof. Rainer Ulrich, DZIF-Wissenschaftler am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI). Zu den Erregern gehören unter anderem gefährliche Zoonoseerreger wie Leptospira interrogans (Leptospirose), Streptobacillus moniliformis (Rattenbissfieber), Seoul-Orthohantavirus oder das Ratten-Hepatitis-E-Virus. Alle dieser gefährlichen Zoonoseerreger können bei Menschen schwere Krankheiten hervorrufen.

Ein außerordentlicher Flugzeugvorfall im Jahr 2017, als eine mitreisende Ratte auf dem Flug von Miami nach Berlin eingefangen werden konnte, sorgte dafür, dass standardisierte Arbeitsabläufe zum Erreger-Screening solcher unliebsamen Mitreisenden entwickelt wurden. Wissenschaftler:innen des FLI sezierten die Ratte, um sie als potenzielle Überträgerin auf Krankheitserreger zu testen.

Dabei kam eine mehrschichtige Screening-Strategie zum Einsatz, die Bakterienkulturen und -charakterisierung, Hochdurchsatz-Sequenzierung sowie spezifische Methoden wie PCR, RT-PCR und Multiplex-Serologie umfasste. Diese Ratte trug nur wenige zoonotische und nicht-zoonotische Erreger in sich. Allerdings entdeckten die Forschenden neben zahlreichen weiteren Bakterien- und Pilzgattungen auch einen Methicillin-sensiblen Staphylococcus aureus (MSSA)-Keim in Nase und Darm der Ratte. Genomanalysen zeigten, dass dieser beinahe identisch mit in Europa und Nordamerika verbreiteten Stämmen ist und menschenspezifische Gene zur Immunabwehr trägt – ein Hinweis auf Übertragungen zwischen Mensch und Ratte.

Dieser Vorfall verdeutlichte, wie leicht Krankheitserreger über Kontinente verbreitet werden können und warum standardisierte Untersuchungen von tierischen blinden Passagieren so wichtig sind. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Journal Scientific Reports veröffentlicht.

„Ratten sind wahre Weltenbummler. Wo immer Menschen reisen oder Waren transportieren, können Ratten folgen – und ihre Mikroben gleich mitbringen“, erklärt Prof. Rainer Ulrich, DZIF-Wissenschaftler am FLI und Seniorautor der Studie.

„Dies war ein Weckruf“, lautet Ulrichs Fazit. „Er zeigte, wie verletzlich unsere vernetzte Welt gegenüber versteckten Erregern ist, aber auch, dass die Wissenschaft praktische Lösungen bereitstellen kann.“

DZIF

Nachhaltige und zukunftsfähige Tierernährung im Fokus eines großen EU-Projektes

Unter der Leitung der Freien Universität Berlin forschen internationale Wissenschaftler:innen in einem EU-weiten Projekt an einer nachhaltigen Nutztierernährung. 15 weitere Forschungsinstitute sind an NUTRIFEEDS (Nourishing Europe’s Future through Regenerative Livestock Feed) beteiligt. Koordinator des umfangreichen, auf 4 Jahre festgelegten, Projekts ist Uni.-Prof. Dr. Jürgen Zentek vom Institut für Tierernährung des Fachbereichs Veterinärmedizin der FU Berlin.

„Das Projekt ist ein wichtiger Schritt für eine nachhaltige und zukunftsfähige Tierhaltung in Europa“, sagt Zentek anlässlich des Projektstarts im September 2025. „Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Konsortium wollen wir praktikable Lösungen entwickeln, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch tragfähig sind.“

Die Forschenden wollen mit ihren Studien die Transformation landwirtschaftlicher Produktionssysteme weiter voranbringen. Dafür müssen sowohl die Futtermittelproduktion und die damit einhergehenden Umweltschäden als auch die Biodiversität und die Ressourceneffizienz gemeinsam betrachtet werden. Neben den Aspekte aus Tierernährung, Pflanzenproduktion, Umwelt- und Klimaschutz werden zudem die Bodenfruchtbarkeit, die Nährstoffkreisläufe und die ökonomischen Tragfähigkeit in dem Projekt verbunden.

FU Berlin

Deutscher Tierschutzbund erinnert an Regierungsversprechen

Am 4. Oktober ist Welttierschutztag. Dies haben der Deutsche Tierschutzbund und seine Mitgliedsvereine zum Anlass genommen, die amtierende Bundesregierung an ihr Versprechen aus dem Koalitionsvertrag zu erinnern und entsprechend das diesjährige Motto „Tierschutz ist Regierungspflicht“ ausgerufen.

„Als Staatsziel ist der Tierschutz verfassungsrechtlich geschützt und alle staatlichen Organe – auch die Bundesregierung – sind verpflichtet, dieses zentrale Gebot zu verwirklichen. Es ist bitter, dass wir nach über zwei Jahrzehnten mehr denn je daran erinnern müssen“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes und fordert eine umgehende Umsetzung der versprochenen Tierschutzziele.

„Wir zählen auf das klare Bekenntnis, die Tierheime bei Investitionen unterstützen zu wollen! Ebenso erwarten wir, dass die angekündigten Weichen für den überfälligen Umbau der landwirtschaftlichen Tierhaltung gestellt werden. Dazu braucht es Geld und den Willen, die Lage für Tiere zu verbessern. Das gilt auch für das Leid der Tiere im Versuch, das beendet werden muss!“, so Schröder.

Schon vor dem Welttierschutztag findet die schon traditionelle Tierschutztagung statt. Am 11. und 12. September 2025 wird sich die Tagung, die sowohl als Präsenzveranstaltung in Hannover als auch als Online-Veranstaltung auf Myvetlearn.de stattfinden wird, mit den aktuellen Problemen des Tierschutzes befassen. Die Veranstaltung richtet sich an Amtstierärzt:innen und kurativ tätige Tierärzt:innen, sowie an Studierende der Veterinärmedizin und Veterinärreferendar:innen. Nur noch bis zum 9. September um 16 Uhr ist eine Anmeldung möglich.

Deutscher Tierschutzbund

Gezielter Geflügelpest-Nachweis durch neue Tests

Die hochpathogene Aviäre Influenza (HPAI) breitet sich weltweit aus und hat bereits Millionen Vögel infiziert. Inzwischen hat das Virus die Artengrenze überschritten und kann Säugetiere sowie Menschen infizieren. In den USA sind Hunderte Milchviehbetriebe von Ausbrüchen betroffen.

In einem Projekt haben die Gemeinsame Forschungsstelle der Europäischen Kommission (JRC) mit dem belgischen Sciensano und dem Instituto Superiore di Sanità in Italien zwei neue digitale RT-PCR-Tests entwickelt, mit denen eine Infektion mit HPAI-Viren schneller und präziser erkannt werden kann. Diese Tests könnten helfen, Ausbrüche frühzeitig einzudämmen, wie das JRC mitteilt.

Die neuen digitalen RT-PCR-Tests arbeiteten deutlich sensitiver und genauer als klassische PCR-Verfahren und könnten bereits kleinste Spuren viraler RNA erkennen. Zudem liessen sich mit einem einzigen Test gezielt H5Nx-Viren von anderen Influenza-A-Viren, etwa saisonalen Grippestämmen, unterscheiden. Auch falle eine aufwendige genetische Sequenzierung weg, so das JRC. Dadurch sparen die neuen Verfahren Zeit, Kosten und Ressourcen und ermöglichen eine schnellere Reaktion auf mögliche Ausbrüche.

Mit den neu entwickelten Tests könnten Ausbrüche gezielt eingedämmt und wirtschaftliche Schäden in der Geflügelwirtschaft verringert werden. Auch sei es möglich, HPAI-Viren im Abwasser schneller zu entdecken als mit bisherigen Verfahren. Damit erfüllen sie die neuen Vorgaben der EU-Abwasserrichtlinie, die seit 2025 erstmals eine solche Überwachung vorschreibt.

Topagrar

Zuverlässige Erkennung von Kühen mit KI

Besonders in großen Milchviehbetrieben besteht die Schwierigkeit, einzelne Kühe zuverlässig zu identifizieren. Denn die Grundvoraussetzung für eine zielgerichtete Behandlung ist eine sichere Tieridentifikation. Abhilfe schafft eine Bildanalyse, die durch Künstliche Intelligenz (KI) gestützt wird. Forschende der Hochschule Osnabrück haben in einem aktuellen Projekt ein solches KI-basiertes System entwickelt, das der individuellen Identifikation von Milchkühen dient.

Im Rahmen des Projektes IQexpert ist ein großer Datensatz entstanden, der die Basis für weitere Forschungen bildet. Das Hauptziel der Studie war es, Eutererkrankungen bei Milchkühen künftig gezielter und gleichzeitig konform zu aktuellen EU-Richtlinien zu behandeln. Dafür bedarf es zwingend einer sicheren Identifikation jeder einzelnen Kuh im Melkstand.

„Im Melkstand sind die Tiere zudem oft nur von hinten zu sehen. Bestehende Systeme zur Tieridentifikation stoßen hier also an ihre Grenzen oder arbeiten zu ungenau“, erklärt Sebastian Möller, wissenschaftlicher Mitarbeiter in dem Projekt.

Mit Hilfe von KI konnten in einem ersten Testlauf 23 Kühe mit rund 9.000 händisch aufgenommenen Bildern erfasst werden. Anschließend wurde die KI auf bildbasierte Identifikation trainiert. „Trotz der vergleichsweise kleinen Datenbasis waren die Ergebnisse vielversprechend“, sagt Dr. Karsten Morisse, Professor für Medieninformatik an der Hochschule Osnabrück und Projektleiter von IQexpert.

Mit Unterstützung einer stationären Kamera auf dem Testbetrieb Leyschulte-Steer GbR in Westerkappeln, die mithilfe von Transponderdaten zuordnen konnte, welches Tier sich gerade im Bild befand, ist ein Datensatz von fast einer Million Einzelbildern entstanden, mit dem ein erweitertes Modell für 120 Tiere trainiert werden konnte. Das Ergebnis: In 93 Prozent der Fälle wird das richtige Tier erkannt. 

„Die entwickelte Lösung läuft auf mobilen Geräten wie Smartphones und kommt ohne Cloud oder Server aus – eine Voraussetzung für den einfachen Einsatz im Stall oder auf der Weide“, erklärt Matthias Hölscher, wissenschaftliche Mitarbeiter im Projekt.

Hochschule Osnabrück

Hunde in Ruanda weisen Antibiotika-Resistenzen auf

Bei Hunden im afrikanischen Ruanda haben Forschende Staphylococcus-aureus-Stämme isoliert, die Resistenzen aufwiesen. Das internationale Forschungsteam unter der Leitung der Veterinärmedizinschen Universität Wien und der University of Rwanda konnte auch nachweisen, dass die Erreger menschliche Ursprünge haben.

Antibiotika-Resistenzen sind auch aufgrund der Nähe zwischen Menschen und Tieren eine Bedrohung der öffentlichen Gesundheit, was ein gemeinsames und sektorübergreifendes Vorgehen von Human- und Veterinärmedizin an den Schnittstellen zwischen Mensch, Tier und Umwelt erfordert. So lautet das Fazit der beteiligten Wissenschaftler:innen. Die Studien konnte auch belegen, dass selbst ohne große Nähe ein Transfer der Resistenzen gegen Antibiotika möglich ist.

Denn die Hunde in Ruanda, die die potenziell pathogenen und resistenten Keime aufwiesen, lebten nicht auf engem Raum mit den Besitzer:innen, sondern wurden als Wachhunde gehalten. Bei 65 Prozent der analysierten Proben, die den Hunden aus Nasen und Ohren entnommen wurden, konnten Staphylococcus (S.) aureus nachgewiesen werden. Dieser weit verbreitete Erreger, der meist als harmloser Begleiter auf der Haut und der Schleimhaut von Menschen lebt, kann Krankheiten wie Lungen- und Hirnhautentzündung oder auch Sepsis verursachen. Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika, wobei es zunehmend resistente Stämme gibt.

„Wir stellten in 31 Isolaten des Erregers eine Resistenz gegen Penicillin fest, bei sechs Proben waren die Keime gegen Penicillin/Erythromycin/Clindamycin resistent, vier gegen Penicillin/Tetracyclin und eine gegen Tetracyclin“, erklärt Igor Loncaric vom Zentrum für Pathobiologie der Vetmeduni. Der Studienleiter weist dabei auf die besorgniserregend hohe Anzahl der Bakterien mit vorwiegend mit Menschen assoziierten klonalen Linien hin.

Die Forschenden fanden zudem bei Wiederkäuern resistente Bakterien, was im Zusammenhang mit dem engen Kontakt zwischen Menschen und  Kühen, Ziegen sowie Schafen steht. Die Menschen schlafen häufig in einem Raum mit ihren Tieren. „Es zeigte sich etwa eine hohe Diversität und Prävalenz von Enterobakterien, die gegen Cephalosporine resistent waren“, so Loncaric.

„Angesichts der großen Nähe von Wiederkäuern und Menschen in Ruanda, ist dieses Ergebnis vor allem deshalb wichtig, da antimikrobielle Resistenzen (AMR) bei Enterobacterales eine erhebliche Bedrohung für die Gesundheit von Mensch und Tier und ein sozioökonomisches Problem darstellen. In diesem Zusammenhang sind Enterobacterales, vor allem Escherichia coli, zu einem der wichtigsten Indikatoren für die Abschätzung der Belastung durch AMR bei Tieren im Rahmen des ‚One Health‘-Ansatzes geworden“, so der Wissenschaftler.

Eine vergleichbare, prospektive Studie wie in Ruanda haben die Forscherinnen und Forscher in Österreich bisher nur mit Methicillin-resistenten Staphylokokken bei Haustieren (Hunde, Katzen, Kaninchen) durchgeführt (2019). Auch dabei wurden resistente Keime nachgewiesen. Eine vergleichbare Studie mit S. aureus ist laut Loncaric in Vorbereitung.

Vetmeduni Wien

Rentierpopulation geht weltweit dramatisch zurück

In Teilen der Arktis könnte die Zahl der Rentiere bis zum Jahr 2100 um bis zu 80 Prozent zurückgehen. Das geht aus einer aktuellen Studie der Universitäten Kopenhagen und Adelaide hervor. Der Hauptgrund für die alarmierenden Zahlen seien der Klimawandel und die Treibhausgas-Emissionen, wie das internationale Forscherteam festgestellt hat.

Die Wissenschaftler:innen prognostizieren, dass der Populationsrückgang der Rentiere in einigen Regionen, wie in Nordamerika, bis zum Ende des Jahrhunderts bis zu 84 Prozent betragen könnte, wenn der Emissionswert gleich hoch bleiben sollte. Im südlichen Asien könnten die Rentiere komplett aussterben.

Im Laufe der vergangenen 30 Jahre sei die Gesamtpopulation bereits um zwei Drittel geschrumpft, so die Forschenden. Das haben Analysen von Fossilien, genetischen Daten und aufwendige Modelle ergeben, die Bestandsentwicklung der Art über 21.000 Jahre gezeigen. Die Projektion der Daten in die Zukunft lässt vermuten, dass der Rentierbestand weltweit weit unter die sichere Überlebensgrenze sinken würde.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass dringend mehr in die Bewirtschaftung und den Schutz der Rentierpopulationen investiert werden muss“, fordert Hauptautorin Elisabetta Canteri. Von großer Bedeutung sei das nicht nur für den Erhalt der Art und ihrer Rolle im arktischen Ökosystem, sondern auch für die kulturelle, wirtschaftliche und emotionale Lebensgrundlage vieler indigener Gemeinschaften.  

Universität Kopenhagen

Proplanta

Erste Tests von mRNA-Impfstoff gegen MKS bei Rindern erfolgreich

erfolgreich

Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) hat erstmals erfolgreich einen mRNA-Impfstoff gegen die Maul- und Klauenseuche (MKS) getestet. Der Impfstoff, der vom Bundesstaat New South Wales, Australien und dem amerikanischen Unternehmen Tiba Biotech entwickelt worden ist, konnte Rinder vollständig gegen eine klinische Erkrankung schützen. Bei dem Test wurde das Vakzin zweimal im Abstand von vier Wochen verwendet.

Wie das Institut mitteilt, können mRNA-Impfstoffe ohne besondere Anforderungen an die Biosicherheit hergestellt werden; anders als klassische MKS-Impfstoffe, für die unter hohen Sicherheitsanforderungen große Mengen an Virus angezüchtet werden müssen. Zudem entfalle die aufwändige Reinigung der Antigene, die bei den klassischen Impfstoffen für eine serologische Unterscheidung zwischen geimpften und infizierten Tieren notwendig ist, so das FLI. Durch die geringe Virusausscheidung nach der Impfung der Rindern sei nicht davon auszugehen, dass diese andere Tiere anstecken könnten. 

Nun müssen Folgeuntersuchungen durchgeführt werden, um herauszufinden, ob eine gute Schutzwirkung auch nach einmaliger Anwendung des Impfstoffes erreicht werden kann und wie schnell nach der Impfung die Schutzwirkung eintritt.

Die Entwicklung dieses neuen Impfstoffes ist Teil des 1-Milliarde-Dollar-Biosicherheitsplans der Regierung von New South Wales zum Schutz der 8-Milliarden-Dollar-Viehzuchtindustrie des Bundesstaates und der Ernährungssicherheit Australiens.

In Deutschland gab es im Januar 2025 einen Ausbruch der MKS. Betroffen war ein Kleinbetrieb im Landkreis Märkisch-Oderland mit 14 Wasserbüffeln. Der den Landwirt:innen in Brandenburg durch den Ausbruch entstandene Schaden wird auf insgesamt knapp 8 Millionen Euro geschätzt.

FLI

Regierung New South Wales

Öl der Schwarze Soldatenfliege für mehr Tierwohl

Die Larven der schwarzen Soldatenfliege (Hermetia illucens) werden in Deutschland schon seit längerem in Form von Insektenmehl als Futterzusatz für Schweine und Geflügel verwertet. Diese eignen sich besonders wegen des hohen Proteingehalts, und auch, weil sie keine Abwehrgiftstoffe produzieren sowie keine Krankheitserreger an ihre Umwelt übertragen.

Eine aktuelle Studie der Hebräischen Universität Jerusalem hat nun belegen können, dass daraus hergestelltes Öl eine starke entzündungshemmende und antimikrobielle Wirkung hat. Die Untersuchungen zeigten, dass eine speziell hergestellte Form von BSFL-Öl – genannt MBSFL – wichtige Entzündungssignale in Immunzellen reduzieren kann, ohne die positiven Immunfunktionen zu beeinträchtigen. Die Nutzung des Öls der Schwarzen Soldatenfliege könnte demnach auch zu mehr Tiergesundheit und Tierwohl in der Nutztierhaltung beitragen.

„Wir suchen ständig nach Möglichkeiten, unsere Abhängigkeit von synthetischen Zusatzstoffen in der Landwirtschaft zu verringern“, erklärt Prof. Bertha Schwartz von der Robert H. Smith Fakultät für Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt. „Das Spannende daran ist, dass das Öl aus Larven der Schwarzen Soldatenfliege nicht nur ein nachhaltiges Nebenprodukt ist, sondern auch eine wichtige Rolle bei der Unterstützung der Immungesundheit von Tieren auf natürliche Weise spielen kann.“

Eine modifizierte Version des Öls könne schädliche Entzündungssignale unterdrücken und gleichzeitig die Gesundheit des Stoffwechsels unterstützen, so Schwartz. Besonders in der Geflügel- und Schweineproduktion hat das MBSFL-Öl ein großes Potenzial für einen Futtermittelzusatz mit funktionalen gesundheitlichen Vorteilen.

Während sich die aktuelle Studie auf menschliche Immunzellen im Labor konzentriert, merkt das Forscherteam an, dass diese Ergebnisse die Grundlage für Versuche an Nutztieren bilden und neue Türen für die Entwicklung funktioneller Futtermittel in der nachhaltigen Landwirtschaft öffnen könnten.

Agrarheute

Zugvögel sind Meister der Planung

Aufgrund des Klimawandels hat die Zahl unvorhersehbarer Wetterereignisse in den letzten Jahrzehnten stetig zugenommen. Besonders Zugvögel stehen während ihrer langer Flüge über das Mittelmeer vor großen Herausforderungen. Eine neue Studie unter der Leitung der Veterinärmedizinischen Universität Wien hat untersucht, ob und wie extreme Wetterbedingungen die Energiereserven der Vögel beeinträchtigen.

Die Forscher:innen analysierten zwei Zugvogelarten, die Gartengrasmücke (Sylvia borin) und die Dorngrasmücke (Curruca communis), während ihrer Frühjahrswanderung. Nach ihrer Überquerung des Mittelmeere wurden die Vögel wurden auf der italienischen Insel Ponza gefangen. Anschließend haben die Forschenden die Konzentration des Stresshormons Corticosteron (CORT) im Blut der Vögel, sowohl in Ruhe als auch unter Stressbedingungen untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass Zugvögel erstaunlich gut an die Herausforderungen langer Flüge über das Mittelmeer angepasst sind. Selbst unter wechselhaften Wetterbedingungen blieben ihre Stresshormonwerte stabil, was darauf hindeutet, dass sie physiologisch bestens auf diese Strapazen vorbereitet sind.

„Es ist faszinierend zu sehen, wie gut diese kleinen Vögel auf die Herausforderungen ihrer Reise vorbereitet sind. Ihre Fähigkeit, selbst unter schwierigen Wetterbedingungen stabil zu bleiben, zeigt, wie anpassungsfähig sie sind,“ sagt Studienerstautorin Erica Calabretta vom Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung (KLIVV) der Vetmeduni.

Entgegen der Erwartungen hatten widrige Wetterbedingungen, wie moderate Gegenwinde oder kühlere Temperaturen, keinen Einfluss auf die Grundwerte der Stresshormone der Zugvögel, wie die Ergebnisse der Studie zeigen. Die Forschenden berichten, dass jene Vögel, die ihr Ziel erreichten, über ausreichende Energie- und Fettreserven und in hervorragender körperlicher Verfassung waren. Die Ergebniss zeigten zudem, dass die Tiere ihre Abflugzeit und -bedingungen strategisch wählen, um die Überquerung des Mittelmeers erfolgreich zu bewältigen. „Diese Vögel sind wahre Meister der Planung“, sagt Studien-Letztautor Leonida Fusani, Leiter des KLIVV. „Sie warten auf die besten Bedingungen, bevor sie ihre Reise antreten und teilen ihre Energie gut ein – und das zahlt sich aus.“

Allerdings weisen die Forscher:innen auch darauf hin, dass es keine Informationen über die Zahl der Vögel gäbe, die die Überquerung nicht schafften. „Das ist eine wichtige Frage, die wir in zukünftigen Studien untersuchen müssen“, so Calabretta.

Die Forschung zeigt, wie anpassungsfähig Zugvögel sind, doch bleibt unklar, wie sie auf extremere Wetterbedingungen reagieren würden. „Wir müssen die physiologischen Mechanismen besser verstehen, die es diesen Vögeln ermöglichen, solche Herausforderungen zu bewältigen“, sagt Leonida Fusani. Die Ergebnisse sollen helfen, den Schutz von Zugvögeln zu verbessern, insbesondere angesichts des Klimawandels.

Vetmeduni Wien

Citizen-Science-Projekt für ein besseres Verständnis der Körpersprache von Katzen

Für eine Studie unter Beteiligung der Ruhr-Universität Bochum sind Katzenbesitzer:innen zur Teilnahme aufgerufen. Das groß angelegte Citizen-Science-Projekt soll das Team, bestehend aus Tierärzt:innen, Psycholog:innen und weiteren Wissenschaftler:innen, dabei unterstützen, die Körpersprache von Katzen zu analysieren und besser zu verstehen.

Die teilnehmenden Halter:innen müssen lediglich einige kurze Fragen zu ihrer Katze beantworten und kurze Videoclips ihrer Vierbeiner mit dem Smartphone aufnehmen. Gleichzeitig wird die Studie auch in Italien, der Türkei und Kanada durchgeführt. Die Ergebnisse sollen helfen, das Zusammenleben von Menschen und Katzen in unterschiedlichen Ländern vergleichen zu können.

Die Teilnehmenden erhalten eine detaillierte Anleitung zur Anfertigung der kurzen Videos ihrer Katze. Die Aufnahmen der Tiere sollen an fünf aufeinanderfolgenden Tagen in bestimmten Situationen angefertigt und anschließend über einen Link versendet werden. Die Forschenden interessieren sich dafür, wie die Katze den Schwanz bei der Begrüßung hält, auf welcher Seite sie schläft und wie sie ihre Pfoten einsetzt, um Leckerchen aus einem Versteck zu angeln.

„Wir würden uns sehr freuen, wenn viele Katzenbesitzer:innen uns bei der Studie unterstützen“, erklärt Patrick Reinhardt von der Ruhr-Universität Bochum. „Dazu sind keine Vorkenntnisse nötig, und einfache Handyvideos reichen aus.“

Damit Tierärzt:innen intensivere Einblicke in die Verhaltensweisen von Hunden, Katzen, Pferden und Heimtieren erhalten können, bietet Myvetlearn.de erneut sechs Online-Fortbildungen zur Verhaltenstherapie an. 

Ruhr-Universität Bochum

Handelsvertrag mit den USA könnte internationale Patientenversorgung gefährden

Der neue Handelsvertrag zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten sieht vor, dass künftig nahezu alle europäischen Warenexporte in die USA mit einem Zollsatz von 15 Prozent belegt werden. Davon betroffen sind auch pharmazeutische Produkte.

Das Abkommen führe zu erheblichen Mehrkosten für Hersteller und könnte zudem die internationale Patientenversorgung gefährden, wie der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) befürchtet. Auch wenn damit ein Handelskrieg vorerst vom Tisch ist, betrachtet der Verband den neuen Vertrag als einen folgenreichen Rückschritt für die globale Gesundheitsversorgung und den Innovationsstandort Europa.

„Dieser Deal bricht mit den Grundlagen des transatlantischen Handels. Er untergräbt die Regeln der Welthandelsorganisation und er beendet die Errungenschaft des freien Handels mit Medikamenten. Die USA sind unser wichtigster Handelspartner. Dieser Abschluss besiegelt nun Milliardenbelastungen für den Pharmastandort Deutschland. Das sind keine guten Nachrichten für Jobs und für Investitionen. Wir müssen jetzt dringend die Hausaufgaben für den Industriestandort Deutschland machen“, erklärt vfa-Präsident Han Steutel. „Die Maßnahme sendet ein fatales Signal: Gerade in einer Zeit, in der globale Gesundheitskrisen Zusammenarbeit erfordern, wird die Handelspolitik zum Spielball strategischer Interessen“, so der Präsident weiter, der ein dringendes Gegensteuern der EU fordert.

vfa

Milchkühe vor Hitzestress bewahren

Die letzte sommerliche Hitzewelle liegt noch nicht weit zurück und die nächste kündigt sich nach einer kurzen kühleren Verschnaufpause an. Laut Experten ist in Zukunft mit immer häufigeren und länger anhaltenden Hitze- und Dürrreperioden zu rechnen unter der Menschen und Tiere gleichermaßen zu leiden haben.

Milchkühe fühlen sich am wohlsten bei Temperaturen zwischen zwischen 4 und 15 Grad Celsius. Kühe können bereits ab Temperaturen von 25°C in Hitzestress geraten. Stehen die Tiere in der prallen Sonne, könnte dieser bereits ab 18°C beginnen, wie Untersuchungen des Schweizer Kompetenzzentrums Agroscope ergeben haben. In dieser Studie haben Forschende die Auswirkungen von Hitzestress auf 38 laktierende Holstein-Kühe in Weidehaltung untersucht. Dabei wurde die Vaginaltemperatur als Maß für die Körpertemperatur und die Herzfrequenz der einzelnen Tiere mit Sensoren überwacht. Blutproben und Milchproben wurden jeweils am Nachmittag entnommen.

Die Untersuchungen ergaben, dass sich die Körpertemperatur der Kühe im Tagesverlauf deutlich veränderte und mit steigender Hitzebelastung stieg. Kühe mit einer Vaginaltemperatur über 39°C zeigten auch eine erhöhte mittlere Herzfrequenz, erhöhte Plasma-Glukose- und Milchcortisol-Konzentrationen sowie verringerte Konzentrationen von Plasma-Thyroxin und -Triiodthyronin.

Neben einer reduzierten Futteraufnahme bewegten sich die Kühe mit Hitzestress häufiger in der Nähe der Tränke und verringerten ihre Distanzen zu anderen Kühen. Hitzestress kann sich zudem auf die Milchleistung auswirken, die mit einer Verzögerung von etwa drei Tagen zu beobachten sei, wie eine Studie des Forschungsinstitut für biologischen Landbau (Fibl) gezeigt hat. Mittelfristig könn Hitzestress auch die Fruchtbarkeit der Kühe beeinträchtigen, so das Fibl.

Bezugnehmend auf die gesammelten Daten raten die Forschenden zu frühzeitig entlastenden Maßnahmen, um Hitzestress zu vermeiden. Schatten, Abkühlung durch Wasser und Ventilatoren reduzieren Hitzestress und wirken sich positiv auf das Tierwohl aus. Bei Stallhaltung können Ventilatoren, Vernebelung und Duschen eingesetzt werden.

Schweizerbauer

WHO und FLI Seite an Seite im Kampf gegen die Tollwut  

Vor nahezu 140 Jahren, am 6. Juli 1885, hat Louis Pasteur erstmals einen Menschen mit einer Tollwutimpfung effektiv behandelt. Trotz dieses ganz besonderen Meilensteins in der Medizingeschichte ist es bis heute nicht gelungen, die Tollwut auszurotten. Speziell in ärmeren Regionen sterben noch immer Tausende Menschen trotz der Verfügbarkeit wirksamer Impfstoffe an einer Infektion mit dem Lyssa-Virus.

Seit 1975 steht das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) der Weltgesundheitsorganisation WHO zur Seite und trägt als Kooperationszentrum für Tollwut zur globalen Bekämpfung der Tollwut bei. Während Louis Pasteur Menschen mit einer Tollwutimpfung gegen die Krankheit schützte, liegt der Fokus des FLI bei der Vakzination von für das Tollwutvirus empfänglichen Tieren.  

Seit nun mehr fünf Jahrzehnten hat die stetige Weiterentwicklung der oralen Impfung dazu beigetragen, die Fuchstollwut in Europa nahezu vollständig auszurotten. Neben Asien sorgt die Tollwut in einigen afrikanischen Ländern jedoch noch immer für Zehntausende von Todesopfern jährlich. Daher ist es als einen weiteren Erfolg zu verzeichnen, dass sich auch bei der oralen Impfung von Hunden, die u.a. in Namibia erfolgreich eingesetzt wird, Fortschritte zu verzeichnen sind. Hinzu kommen fortlaufende Verbesserungen der Diagnostik sowie der Aufbau umfassender Überwachungssysteme.

Während der vergangenen 50 Jahre hat das FLI entscheidend mit seiner Forschungs- und Innovationsleistung zur weltweiten Tollwutbekämpfung beigetragen. Die WHO hat das Ziel gesetzt, bis 2030 die Zahl der humanen Todesfälle durch Hunde-vermittelte Tollwut auf Null zu reduzieren.

FLI

Resistenzgene in Nutztierkot legen geografische Verteilung dar

Weltweit werden über 70 Prozent aller verfügbaren Antibiotika an Schweine, Rinder und Geflügel verabreicht. Da sich immer mehr Resistenzen gegen die antibiotischen Wirkstoffe ausbilden, haben Forschende der Northwest A&F University in Xianyang (China) den Kot von Nutztieren aus 26 Ländern analysiert. Neben annähernd 2.300 Subtypen von Genen, die Krankheitserreger unempfindlich gegenüber Antibiotika machen, fanden die Wissenschaftler:innen in den Proben auch 3.166 Gen-Subtypen, die möglicherweise zu Antibiotikaresistenzen führen könnten.

Die Forschenden um Bintao Li und Lan Jiang sehen in dem Kot von Nutztieren einen wichtigen Überträger von Antibiotikaresistenz-Genen. Mit Hilfe von maschinellem Lernen konnte das Team belegen, dass in Asien die größte Vielfalt an Resistenzgenen in Schweinen vorherrscht, während in Nordamerika am meisten solcher Gene in Rindern zu finden waren (160 Gene, 1,3 pro Zelle) und in Europa die höchste Anzahl an Resistenzgenen in Hühnerkot nachgewiesen werden konnte.

Aus den zusammengetragenen Daten leitete das Team ab, wo künftig das Risiko für Antibiotikaresistenzen am größten sein wird. Im Hinblick auf Hühner prognostizieren sie die höchsten Risikowerte für Afrika und die niedrigsten für Europa. Die Resistenz-Risiken bei Schweinen waren in Europa und Asien höher als in Gesamt-Amerika.

„Erfreulicherweise konnten wir positive Effekte der Einschränkung des Antibiotikaeinsatzes in der Landwirtschaft auf die Eindämmung von Antibiotikaresistenzen beobachten“, schreiben die Forschenden. Bei Schweinen in China sei die Menge von Resistenzgenen seit 2014 zurückgegangen, wahrscheinlich wegen Vorschriften zur Einschränkung des wachstumsfördernden Einsatzes von Antibiotika. Ebenso nahmen Menge und Diversität der Resistenzgene in US-amerikanischem Schweinekot zwischen 2016 und 2018 rapide ab.

Die Studienautor:innen empfehlen, den Dung von Nutztieren als alternative ‚Wachposten-Umgebung‘ zu Abwasser zu nutzen, um frühzeitig vor der Verbreitung von Antibiotikaresistenz-Genen und der Verschlechterung des öffentlichen Gesundheitssystems zu warnen.

Mehr Informationen zu Antibiotika-Resistenzen bei Nutztieren und wie der Einsatz von Antibitika bei Nutztieren zur Verringerung der Resistenzen minimiert werden kann, gibt es auf der Lernplattform VetMAB.de.

NTV

Großbritannien meldet HPAI-Ausbruch in Großbetrieb

Im laufenden Jahr hat Großbritannien zahlreiche Ausbrüche der hochpathogenen Aviären Influenza (HPAI) gemeldet, bei denen Wildvögel und Nutzgeflügel betroffen waren. Wie das Landwirtschaftsministerium  mitteilt, ist es nun in einem Betrieb mit 75.000 Legehennen in der Grafschaft Yorkshire im Norden des Landes zu einem weiteren Ausbruch gekommen. Alle Tiere wurden gekeult. Erst vor wenigen Tagen waren HPAI-Fälle in einer Hinterhofhaltung in der Grafschaft Durham sowie in einem kleinen Geflügelbetrieb in der Grafschaft Yorkshire festgestellt geworden.

Nach der massiv von Ausbrüchen geprägten Wintersaison 2024/25, in der Hunderttausende Vögel aufgrund bestätigter Fälle getötet werden mussten, scheint das Königreich noch immer nicht zur Ruhe zu kommen. So gehen Expert:innen davon aus, dass das Virus nun das ganze Jahr über in der Wildvogelpopulation präsent ist.

Die Gesetzgebung zur Genomeditierung bei Nutztieren soll nun nach Wunsch einer parteiübergreifenden Gruppe beschleunigt werden, damit die Zucht von Hühnern, die gegen das hochpathogene Virus resistent sind, vorangetrieben werden kann – auch in Hinblick auf das steigende Risiko der Übertragung auf Säugetiere oder Menschen. Zuletzt hatte das Roslin Institute in Edinburgh von bahnbrechenden Forschungen in diesem Bereich berichtet.

Geflügelnews

Eselgeruch hält Zecken fern

Die in den USA am häufigsten vorkommende Hirschzecke (Ixodes scapularis) kann Lyme-Borreliose, Anaplasmose und Babesiose auslösen – bakterielle Infektionen, die teils schwere und lang anhaltende Krankheiten verursachen können. Forschende der Universität Massachusetts Amherst konnten nun belegen, dass Esel über ihre Haut eine Substanz absondern, die diese Zecken abwehrt.

Die Talgdrüsen von Pferden und Eseln produzieren Sekrete, die ihre Haut feucht halten und Allomone enthalten, also chemische Substanzen, die das Verhalten anderer Pflanzen- und Tierarten beeinflussen. Frühere Studien haben gezeigt, dass Zecken Pferde befallen, Esel aber verschonen. Werden Pferde dagegen mit (E)-2-Octenal eingerieben, einer chemischen Verbindung, die von der Haut von Eseln abgesondert wird, werden auch sie verschont. „Die Zecken mögen diesen Geruch nicht“, erklärt Eric Siegel, Doktorand in Mikrobiologie.

Diese Entdeckung könnte helfen, ein natürliches und wirksames Abwehrmittel zu entwickeln, das auch gegen andere Zeckenarten eingesetzt werden kann. Derzeit enthalten die wirksamsten Präparate zur Zeckenabwehr Inhaltsstoffe wie DEET und Permethrin. Eine nicht sachgemäße Anwendung kann gesundheitliche Risiken bergen, weshalb der Wunsch vieler Menschen nach natürlichen Mitteln wächst. Im Labor habe Octenal eine bessere Wirksamkeit als DEET gezeigt, sagt Siegel. Das Team arbeitet mit Gearjump Technologies zusammen, um auf der Basis ihrer Entdeckung ein Mittel gegen Zecken zu entwickeln.

Pressetext

WOAH stellt Standard für ASP-Impfung auf

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) hat sich in den vergangenen Jahren zu einem massiven, anhaltenden Problem entwickelt. Nach Informationen der Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH) hat die hochansteckende Tierseuche zwischen Januar 2022 und Ende Februar 2025 weltweit mehr als 2 Millionen Tierverluste verursacht. Am stärksten betroffen waren  dabei Asien und Europa.

Die bislang ergriffenen Maßnahmen konnten die Ausbreitung der Krankheit nicht stoppen, da es weder Impfstoffe noch wirksame Behandlungen gab. Auf der ganzen Welt forschen Wissenschaftler:innen daher an einem effizienten Impfstoff. Dafür hat die WOAH nun einen Standard aufgestellt. Demnach müssen ASP-Impfstoffe den Schweregrad der Erkrankung wirksam verringern, die Übertragung des Virus begrenzen und dem Tier Immunität verleihen. Darüber hinaus fordert die WOAH den Nachweis, dass die Impfstoffe für die geimpften Tiere keine dauerhaften oder schweren Nebenwirkungen haben. Auch Schäden für die Umwelt seien auszuschließen, heißt es weiter. Die Nutzung wilder ASP-Viren oder anderer schädlicher Erreger sei untersagt.

Neben den Verbesserungen in der Impfstoffentwicklung und strengere internationale Standards für die Impfstoffzulassung seien aber eine Kombination aus Biosicherheits- und Einfuhrmaßnahmen sowie Tierverbringungskontrollen bedeutsam für ein erfolgreiches Seuchenmanagement. Hochwertige, wirksame Impfstoffe in Verbindung mit bestehenden Maßnahmen zur Seuchenbekämpfung könnten die negativen Auswirkungen der ASP auf die Tiergesundheit und die Lebensgrundlagen der Menschen erheblich verringern, lautet das Fazit der WOAH.

Tierärzt:innen steht die 9-teilige Online-Fortbildungsreihe Biosicherheit in der tierärztlichen Bestandsbetreuung von Myvetlearn.de zur Verfügung. In allgemeinen und tierartspezifischen Kursen wird fundiertes Wissen zu den Hygiene- und Biosicherheitsmaßnahmen in Beständen zu verschiedenen Tierarten (Rind, Schwein, Geflügel, Pferd und Neuweltkameliden) vermittelt. Kurs 4 befasst sich mit der Biosicherheit für Schweinebetriebe. Ein kostenfreies Impulsreferat zur Bedeutung der Maßnahmen dient als Einführung.

WOAH

One Health setzt echte Kooperation voraus

Die Gesundheit von Mensch und Tier muss integrativ gedacht werden. Für die humane Gesundheitsvorsorge und die Zukunft der Nutztierhaltung ist es unerlässlich, dass sich die einzelnen politischen Ressorts ineinander greifen, wie Dr. Till Backhaus, der Agrarminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern, auf der Branchenkonferenz Gesundheit in Rostock kürzlich erklärte. „Das wissen wir nicht erst seit der Corona-Pandemie oder dem Anstieg antibiotikaresistenter Keime. Aber wir sind nun in der Pflicht, diese Erkenntnis in konkrete Politik zu übersetzen.“ Für die Umsetzung des One Health-Gedankens brauche es echte Kooperationen zwischen Landwirtschaft, Umwelt, Gesundheit und Bildung, so Backhaus weiter.

„Wir sind Teil des EU-Programms HaDEA (European Health and Digital Executive Agency) zur Etablierung integrierter Überwachungssysteme. Wir führen Wildvogel- und Prädatoren-Monitoring durch – ebenso wie ein West-Nil-Virus-Screening. Wir kooperieren eng mit dem Friedrich-Loeffler-Institut, etwa bei der Entwicklung neuer Diagnostikmethoden. Wir haben mehr als 1.500 Serum- und Milchproben für Forschungszwecke bereitgestellt. Wir stärken das Helmholtz-Institut für One Health in Greifswald – einen Leuchtturm der internationalen Forschung“, führte der Minister weiter aus.

Backhaus sprach sich zudem dafür aus, dass die Forschung eine stärkere Unterstützung erhält, um die komplexen Schnittstellen zwischen Tiergesundheit, Zoonosen und Umwelt zu beleuchten.

Regierung Mecklenburg-Vorpommern

Urmeter des Fuchsbandwurms wiederentdeckt

Der Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) kann trotz seiner geringen Größe von nur wenigen Millimeter bei Menschen schwere Krankheitssymptome verursachen. Die Eier des Parasiten, der im Darm von Füchsen lebt, können an ungewaschenen Beeren oder Gemüse heften und nach Verzehr in der menschlichen Leber eine sogenannte „alveoläre Echinokokkose“ verursachen. Eine Krankheit, die zwar selten ist, aber unbehandelt lebensbedrohlich sein kann.  

„Echinococcus multilocularis zählt in der nördlichen Hemisphäre zu den gefährlichsten Parasiten, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden können. Entsprechend groß ist das Interesse an dem Tier, sowohl in der Forschung als auch in der Öffentlichkeit“, erläutert Dr. Thomas Romig, Parasitologe und Fuchsbandwurmexperte der Universität Hohenheim. Trotz einer jahrzehntelangen Einordnung sei eine gründliche Bewertung der ‚wahren Identität‘ des Fuchsbandwurms nie durchgeführt worden, erklärt der Forscher weiter. Denn bislang galt das ursprünglich im Jahr 1863 beschriebene Typusmaterial als verschollen, was eine systematische Einordnung des Parasiten verhindert hat.  

Nach der Wiederentdeckung dieses Materials in den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden konnten die Wissenschaftler:innen mit moderner Genomsequenzierung den Fuchsbandwurm in einer neu veröffentlichten Studie einordnen und seine Verwandtschaft mit anderen Bandwurmarten klären. Durch den Einsatz von Next-Generation-Sequencing-Technologien gelang es dem Forschungsteam, das mitochondriale Genom von Echinococcus multilocularis vollständig zu entschlüsseln. Die Wiederentdeckung veranschaulicht, welche wichtige Rolle wissenschaftliche Sammlungen haben und wie diese eine Grundlage für verlässliche Diagnostik und Forschung schaffen.

Senckenberg

Schleswig-Holstein ruft Zukunftspreis Landwirtschaft aus

Erstmals verleiht das Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz des Landes Schleswig-Holstein (MLLEV) den „Schleswig-Holsteinischen Zukunftspreis Landwirtschaft – Aus Ideen wird Wandel“. Bis zum 31. Oktober 2025 sind landwirtschaftliche Betriebe sowie Projekte und Initiativen entlang der gesamten landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette sowie Bildungsprojekte und Kooperationen zwischen landwirtschaftlichen Akteur:innen mit Bezug zu Schleswig-Holstein aufgerufen, sich zu bewerben.

„Mit dem Zukunftspreis würdigen wir das Engagement all derjenigen, die neue Wege gehen, Verantwortung übernehmen und konkrete Lösungen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft entwickeln. Aus Ideen wird Wandel – genau diesen Prozess möchten wir mit dem Wettbewerb sichtbar machen und unterstützen. Schleswig-Holstein zeigt damit, wie vielfältig und praxisnah eine moderne Landwirtschaft gestaltet werden kann“, erklärt Landwirtschaftsminister Werner Schwarz.

Neben Biodiversität und Landschaft sowie Gewässerschutz werden zudem konkrete Umsetzungen im Themenfeld Tierwohl ausgezeichnet. Die feierliche Preisverleihung wird im Jahr 2026 stattfinden.

Schleswig-Holstein

ASP zirkuliert seit 2007 in Europa

Seit einigen Jahren grassiert die Afrikanische Schweinepest (ASP) in Europa und hat mehrere tausend Ausbrüche bei Wild- und Hausschweinen verursacht. Nach Informationen der Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH) meldeten sieben europäische Länder ASP-Fälle in 2024.

Wissenschaftler:innen des Pirbright Institute unter der Leitung von Christopher Netherton konnten nun belegen, dass das ASP-Virus kein Ergebnis einer kürzlichen Übertragung, sondern bereits seit 2007 auf dem Kontinent zirkuliert. Mit Hilfe von Genomsequenzen, die die Forschenden aus zehn Proben hergestellt haben, konnten sie zeigen, dass sich das derzeit in Europa grassierende Virus einen gemeinsamen Vorfahren mit jenen Viren teilt, die in Afrika zirkulieren. Die Expert:innen stellten zudem fest, dass einige Länder, darunter Deutschland, bei der Verbreitung eine wichtige Rolle gespielt haben könnten. Diese sei wohl mehrheitlich auf Reisende innerhalb Europas zurückzuführen, heißt es in dem gerade veröffentlichen Fachbericht.

An einem Impfstoff gegen die ASP wird derzeit auf der ganzen Welt geforscht. Auch am Pirbright Institute wird aktuell ein Impfstoffkandidat in Zusammenarbeit mit The Vaccine Group (TVG) getestet. „Die geimpften Schweine werden mit einem virulenten ASP-Virusstamm in einem Modell angegriffen, das kürzlich in Pirbright entwickelt wurde, um die natürlichen Infektionswege nachzuahmen, was ein interessantes Potenzial für die Entwicklung eines Impfstoffs bietet“, so Netherton, der die Impfstoffgruppe leitet. Das Ergebnis der Studie soll so bald wie möglich veröffentlicht werden.

Pressetext

Null-Fangquoten-Empfehlung für Dorsch und Hering

Die Bestände von Dorsch und Hering in der Ostsee haben sich noch immer nicht erholt. Maßnahmen wie extrem niedrige Fangquoten über mehrere Jahre haben nicht zum erhofften Erfolg geführt. Daher empfiehlt der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) Null-Fangquoten für das kommende Jahr.

Neben einem rückläufigen Salzwassereinstrom und hohen Nährstoffkonzentrationen behindern Klimawandel und Fraßdruck durch Fressfeinde wie Kormorane und Robben die Bestandserholung der Fische in der Ostsee. Der Verband der deutschen Kutter- und Küstenfischer in Hamburg erklärte, dass die Entwicklung deutlich zeige, dass die Fischerei keine Rolle bei der Bestandsentwicklung mehr spiele. „Es scheint ganz offensichtlich eine Veränderung des Ökosystems abzulaufen, durch die sich die Lebensbedingungen für einige Arten in der Ostsee verschlechtern“, so Verbandssprecher Claus Ubl.

Die gerade veröffentlichten Zahlen des ICES zeigen auch, dass sich der Heringsbestand in der westlichen Ostsee langsamer erholt als erwartet. Hingegen empfehlen die Wissenschaftler:innen eine Anhebung der Fangmenge um 26 % in der zentralen Ostsee östlich von Bornholm, da sich die Bestände hier besser erholt haben.

Während der Dorsch sich weder in der westlichen noch in der östlichen Ostsee erholt, gibt es eine leichte Entwarnung bei der Sprotte. Hier könnte die Fangquote im nächsten Jahr um 36 Prozent angehoben werden. Trotz verbesserter Bestandsentwicklung bei der Scholle empfiehlt der ICES hier eine Absenkung um 3 %, da die Tiere in so schlechtem Zustand seien, dass sie sich nicht vermarkten ließen.

Proplanta

Massensterben von Fledermäusen durch Höhlenforschung verursacht

Die sogenannte Weißnasenkrankheit hat in Nordamerika zu einem dramatischen Massensterben von Fledermäusen geführt. Die ersten toten Fledermäuse waren 2006 in einer Höhle im Bundesstaat New York entdeckt worden. Der bis zu dem Zeitpunkt unbekannte Pilz Pseudogymnoascus destructans hatte die Krankheit, die sich fortan in Nordamerika ausbreitete und die überwinternden Fledermaus-Populationen massiv dezimierte, verursacht. Insgesamt sind in den vergangenen 19 Jahren mehrere Millionen Fledermäuse an der Pilzinfektion verendet.

Der identifizierte Pilz stammte ursprünglich aus der Region Podillia in der Ukraine, wie ein internationales Forscherteam gerade herausgefunden hat. Die Wissenschaftler:innen unter Federführung einer Doktorandin der Universität Greifswald haben nach der Analyse von rund 5.400 Proben belegen können, dass dieser Pilz in Nordamerika für das größte dokumentierte Säugetiersterben verantwortlich ist, in Europa allerdings mit Fledermäusen koexistierte, ohne die Tiere zu töten. Nun fanden die Forschenden heraus, dass es zwei Pilzarten gibt, die die Weißnasenkrankheit verursachen können.

Nur einer der beiden entdeckten Pilze ist bislang in Nordamerika nachgewiesen worden. Die Studie zeigt deutlich, dass es zu einer viel drastischeren Todesrate bei Fledermäusen kommen könnte, wenn die 2. Pilzart ebenfalls nach Amerika eingeschleppt wird. Einzig strengere Biosicherheitsstandards für die Höhlenforschung könnte dieses Szenario verhindern.

„Diese Entdeckung eröffnet neue Einblicke in die Entwicklung von Virulenz und in die Art und Weise, wie diese Krankheitserreger mit ihren Wirten in verschiedenen geografischen Kontexten interagieren“, sagt Dr. Nicola Fischer, Erstautorin der Arbeit. Sie schrieb ihre Doktorarbeit zu diesem Thema an der Universität Greifswald und der Universität Montpellier in Frankreich. „Wir dachten, wir kennen unseren Feind, aber jetzt entdecken wir, dass er doppelt so groß und potenziell komplexer ist als zunächst angenommen“, fasst Fischer zusammen.

„Die Verhinderung des unbeabsichtigten Transports von pathogenen Pilzen wie Pseudogymnoascus destructans muss zu einer Priorität in den Strategien zum Artenschutz und zum Gesundheitsmanagement werden, sowohl für die Tierwelt als auch für den Menschen“, mahnt Dr. Sébastien Puechmaille, Koordinator der Studie an der Universität Montpellier, abschließend.

Uni Greifswald

BfT formuliert Forderungen für eine zukunftsfähige Wirtschaft

Im vergangenen Jahr hat der Tierarzneimittelmarkt einen Wachstum von von 8,7% hingelegt und erstmals mehr als 1 Milliarde Euro umgesetzt. Die aktuellen Zahlen hat der Bundesverband für Tiergesundheit (BfT) anlässlich seiner Frühjahrsveranstaltung und Mitgliederversammlung präsentiert. Damit konnte der bedeutsame Beitrag der Branche für die Gesundheitsversorgung von Tieren und eine nachhaltige Lebensmittelproduktion erneut belegt werden.

Der Marktwachstum konnte den Widrigkeiten des vergangenen Jahres, unter anderem den politischen Unsicherheiten sowie den bürokratischen Hürden, trotzen. Aber auch immer detailliertere regulative Anforderungen, Tierseuchenausbrüche sowie wirtschaftliche und politische Unsicherheiten beeinträchtigen die Arbeit der veterinärpharmazeutischen Unternehmen. Die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit am Wirtschaftsstandort Deutschland gilt daher als ein Kernanliegen der Tiergesundheitsunternehmen.

Um auch künftig eine regelmäßige Versorgung der Tiere und die notwendigen Innovationen sicherzustellen, ist es aus Sicht der veterinärpharmazeutischen Branche essenziell, die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie in Deutschland und Europa zu stärken und deutlich zu verbessern.

„Zentrale Forderungen unseres Verbandes an die neue Bundesregierung sind die Stärkung von Prävention durch Impfungen und Diagnostik, die Straffung und Vereinfachung von Genehmigungs- und Zulassungsverfahren, der Abbau von Bürokratie und die Überwindung nationaler Sonderwege sowie innovationsfreundliche Rahmenbedingungen für eine zukunftsfähige Wirtschaft“ unterstreicht Frau Dr. Sabine Schüller, Geschäftsführerin des BfT.

BfT

Forschende entdecken neuartiges Glykopeptid-Antibiotikum

Im Kampf gegen die steigende Zahl der Krankheitserreger, die Resistenzen gegen Antibiotika entwickelt haben, suchen Forschende auf der ganzen Welt nach neuen und effizienteren Wirkstoffen. Denn Expert:innen befürchten, dass innerhalb der nächsten 25 Jahre bis zu 100 Millionen Menschen pro Jahr durch antibiotikaresistente Infektionen sterben könnten, wenn keine neue Antibiotika entwickelt werden.

Mit der Entdeckung eines neuartigen Glykopeptid-Antibiotikums hat ein internationales Forschungsteam nun die Hoffnung vergrößert. Der gerade vorgestellte Wirkstoff Saarvienin A hat eine starke Wirkung gegen hochresistente Bakterienstämme gezeigt.

Jaime Felipe Guerrero Garzón von der Abteilung für Pharmakognosie am Institut für Pharmazeutische Wissenschaften der Universität Wien hatte in Extrakten eines aus einer chinesischen Seltenerdmine isolierten Stamms von Amycolatopsis eine starke antibiotische Wirkung entdeckt, die weitere Untersuchungen nach sich zog. Martin Zehl, Leiter des Massenspektrometriezentrums an der Universität Wien, fand heraus, dass diese antibiotische Wirkung mit einer potenziell neuartigen Verbindung aus der Klasse der Glykopeptide zusammenhängt. Mithilfe von Massenspektrometrie und Kernspinresonanzspektroskopie (NMR) identifizierte das Team am HIPS ein völlig neues Molekül: Saarvienin A. 

In Tests zeigte Saarvienin A (benannt nach Saarbrücken und Vienna) eine bemerkenswerte Wirksamkeit gegen Vancomycin-resistente Enterokokken und Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA), darunter 3 ESKAPE-Erreger (sogenannte Superbakterien) und 26 klinische Isolate. „Die Entdeckung eines neuen Antibiotikums ist nur der Anfang“, betont der korrespondierende Autor Sergey B. Zotchev von der Universität Wien. „Jetzt stehen wir vor der faszinierenden Herausforderung, es zu einem für die klinische Anwendung geeigneten Wirkstoffkandidaten zu veredeln.“ Die Forschenden planen nun, das Molekül mithilfe von medizinischer Chemie und Biosynthese zu optimieren. Ein wichtiges Ziel ist es, die Zytotoxizität zu reduzieren und gleichzeitig die antibakterielle Wirkung zu erhalten.

Uni Wien

USA will gentechnisch verändertes Schweinefleisch vermarkten

Das Porcine Reproductive and Respiratory Syndrome (PRRS) führt bei Sauen zu Reproduktionsstörungen sowie zu Atemwegserkrankungen bei Ferkeln und Mastschweinen. Jedes Jahr entstehen Betrieben in Europa und den USA Kosten von mehr als 2,2 Mrd. Euro, wie die Universität Edinburgh mitteilt. Damit ist die PRRS die teuerste Infektionskrankheit bei Schweinen weltweit.

Einer Forschungsgruppe des in Schottland ansässigen Roslin-Instituts ist nun die Züchtung von Schweinen gelungen, die gegen das PRRS-Virus resistent sind, indem ein Genom an einem einzigen Punkt verändert wurde. Diese genetische Veränderung verhindert, dass die Schweine den Teil des CD163-Proteins korrekt produzieren, den das PRRS-Virus benötigt, um eine Infektion zu verursachen. Abgesehen von ihrer Resistenz gegen das PRRS-Virus scheinen die Veränderungen in der DNA der Schweine ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden in keiner Weise zu beeinträchtigen. Neben der enormen Kostensenkung könnte diese Genveränderung zu einer erheblichen Verbesserung des Wohlergehens von Schweinen und Ferkeln beitragen.

Die US-amerikanische Behörde für Lebensmittelsicherheit (FDA) hat nun den Weg für eine Vermarktung von genomeditierten Schweine freigemacht. Prof. Bruce Whitelaw vom Roslin-Institut bezeichnete die Zulassung als „Meilenstein bei der Genomeditierung von Nutztieren“. Sie markiere einen entscheidenden Fortschritt in der Bekämpfung einer Erkrankung, die weltweit für verheerende Schäden in der Schweineindustrie verantwortlich sei. Die Geneditierungsmethode CRISPR könnte nach Meinung von Expert:innen ein Weg sein, die Afrikanische Schweinepest (ASP) oder die Influenza in den Griff zu bekommen.

Denn während die PRRS nicht auf Menschen übertragbar ist, können Menschen auch an der Schweine- oder Vogelgrippe erkranken. Wenn Herden so verändert werden könnten, dass sie diesen Infektionen widerstehen, könnte dies laut t3n das Risiko einer Übertragung verringern. Auch das Risiko einer Pandemieentwicklung könnte reduziert werden.

Agrarheute

Gezielte Züchtung könnte Methanausstoß stark reduzieren

Mit Hilfe eines gezielten Züchtungsprogramms könnte der Methanausstoß von Rindern und Schafen gesenkt werden. Wissenschaftler:innen an der niederländischen Wageningen University & Research (WUR) arbeiten derzeit an dem Forschungsprojekt Global Methane Genetics Initiative, das das Ziel hat, die Emission der Tiere innerhalb von 25 Jahren um bis zu 25 Prozent zu verringern.

In dem Projekt werden die Wissenschaftler:innen die genetischen Grundlagen erforschen, nachdem sie in einem vorherigen Forschungsvorhaben und Messungen an insgesamt 14.000 niederländischen Kühen belegen konnten, dass der Methanausstoß von Milchrindern zumindest in Teilen erblich bedingt ist.

Um den Methanausstoß niederländischer Milchkühe um ein Prozent pro Jahr zu reduzieren, werden die Forschenden nun gezielt jene Kühe und Bullen für die Züchtung selektieren, die unter Berücksichtigung anderer relevanter Eigenschaften wie Fruchtbarkeit, Gesundheit oder Langlebigkeit die niedrigsten Methanemissionen aufweisen. Auch internationalen Partnerländern und Organisationen soll durch die Forschung geholfen werden, die Methanemissionen zu verringern.

Schweizerbauer

Große Wissenslücken bei invasiven Arten

In Deutschland sind annähernd 2.000 invasive Tier- und Pflanzenarten angesiedelt. Die Zahlen gehen aus einer aktuellen Studie der Bournemouth University in Großbritannien hervor. Dr. Philipp Haubrock, ehemals Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt, hat gemeinsam mit weiteren Wissenschaftler:innen aus Tschechien, Großbritannien, Frankreich und Deutschland, insgesamt 1.962 Arten ausmachen können, die mehrheitlich ursprünglich aus benachbarten europäischen Ländern, Asien und Nordamerika stammen und nun immer mehr heimische Arten verdrängen.  

„Während früher Tiere und Pflanzen hauptsächlich für Jagd- und Freizeitaktivitäten ins Land gebracht wurden, haben sich mit dem globalen Handel und der veränderten menschlichen Mobilität auch die Einführungswege von gebietsfremden Arten verändert“, erklärt Haubrock, der die Studie an der Bournemouth University durchgeführt hat. Demnach haben sowohl der zunehmende Tourismus als auch der Anstieg des Online-Handels und die globale Bewegung von Waren das Risiko der Einschleppung nicht-heimischer Arten erhöht. „Die meisten der in Deutschland eingeschleppten Arten sind Pflanzen, dicht gefolgt von Insekten und – mit größerem Abstand – von Wirbeltieren. Rund 80 Prozent dieser Arten leben an Land, einige kommen in Feuchtgebieten vor. Nur ein kleiner Teil – weniger als fünf Prozent – besiedelt Süßwasserlebensräume oder andere spezielle Lebensräume“, erklärt der Forscher.

Noch sei nicht umfassend untersucht worden, welche Auswirkungen gebietsfremde Arten in Deutschland tatsächlich haben, so Haubrock. „Die Nilgans beispielsweise, die ursprünglich aus Afrika stammt und sich seit den 1980er-Jahren stark in Deutschland ausgebreitet hat, macht heimischen Wasservögeln Konkurrenz um Brutplätze und Nahrung. Mit ihrem aggressiven Verhalten kann sie lokale Ökosysteme stören und die Artenvielfalt gefährden. Auch für die Landwirtschaft stellt sie ein Problem dar, da sie Felder und Pflanzen beschädigt.“

Durch die Katalogisierung der etablierten, nicht-heimischen Arten können sich die politischen Entscheidungsträger:innen ein klareres Bild machen, um rechtzeitig wirksame Strategien für das Management dieser Arten entwickeln zu können.

Senckenberg

bpt-Durchstarter:in des Jahres gesucht

Der Förderverein praktische Tiermedizin e.V. zeichnet in diesem Jahr die/den bpt-Durchstarter:in des Jahres aus. Mit diesem Preis würdigt der Verein Praktiker:innen, die mit ihren innovativen Projekten und Ideen innerhalb der ersten 8 Berufsjahre bedeutende Impulse für die tiermedizinische Praxis gesetzt haben und so einen nachhaltigen Einfluss auf die tägliche Arbeit in Kliniken, Praxen und bei der Betreuung von Tieren und ihren Besitzerinnen ausgeübt haben.

Bis zum 30. September 2025 können sich fachlich kompetente und empathische sowie kommunikationsfähige Tierärzt:innen für die mit 1.000 Euro dotierte Auszeichnung bewerben. Darüber hinaus freut sich der Verein über Bewerbungen, die einen signifikanten Beitrag zur Weiterentwicklung der tiermedizinischen Wissenschaft und Forschung leisten, sei es durch neue diagnostische Verfahren, Behandlungsansätze oder durch die Integration neuer Erkenntnisse aus der Forschung in den klinischen Alltag.

Zudem können sich Tierärzt:innen bewerben, die sich in besonderem Maße in der Lehre oder in der Vertretung der Tiermedizin in der Gesellschaft engagieren, um das Verständnis und die Wertschätzung für die Tiermedizin in der breiten Öffentlichkeit zu fördern. Die Bewerbung ist sowohl als Selbstbewerbung als auch durch Fremdnominierung möglich.

Die Auszeichnung bpt-Durchstarter*in des Jahres wird im November diesen Jahres im Rahmen des bpt-Kongresses in Wiesbaden verliehen.

bpt

Arbeit zur Etablierung von Organoiden mit Tierschutzforschungspreis ausgezeichnet

Seit dem Jahr 2021 vergibt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) jedes Jahr den Tierschutzforschungspreis. Erstmals wurde der Preis in diesem Jahr auch international ausgeschrieben. Zudem hat das Ministerium das Preisgeld von zuvor 25.000 Euro auf insgesamt 120.000 Euro aufgestockt. Das BMEL würdigt mit dem Preis die Erforschung und Entwicklung von Alternativ- und Ersatzmethoden zum Tierversuch.

Vor der Organisation Norecopam, die den mit 20.000 Euro dotierten Preis für gesellschaftliches und bürgerschaftliches Engagement im Bereich Versuchstiere erhielt, wurde Prof. Dr. Hans Clevers vom Hubrecht Institut der Royal Netherlands Academy of Arts and Sciences mit dem Tierschutzforschungspreis 2025 ausgezeichnet. Für seine Pionierarbeit bei der Etablierung von Organoiden als wegweisende Methode in der modernen biomedizinischen Forschung und für seine herausragenden Forschungsleistungen zum Ersatz und zur Verminderung von Tierversuchen erhielt der Forscher ein Preisgeld in Höhe von 100.000 Euro.

„Wir begrüßen die Reformierung des Tierschutzforschungspreises. Tierversuchsfreie Ansätze müssen finanziell und auch strukturell stärker unterstützt werden, damit langfristig ein Ausstieg aus allen Tierversuchen gelingen kann. Die Werkzeuge, mit denen wir Forschung und Wissenschaft unserem ethischen Anspruch als Gesellschaft anpassen können, sind bereits in großer Vielfalt verfügbar und bieten immenses Entwicklungspotential. Die diesjährigen Preisträger haben mit ihrer Forschung und Bildungsarbeit wichtige Erkenntnisse und Ressourcen geliefert, um Tierversuche ersetzen zu können“, erklärte Jessica Rosolowski, Fachreferentin für tierversuchsfreie Wissenschaft beim Deutschen Tierschutzbund.

BMEL

Mehr Impfstoffe gegen HPAI in Europa im Testmodus

In vielen Ländern Europas und auch in Deutschland sorgt die hochpathogene Aviäre Influenza (HPAI) für tausende verendete oder gekeulte Tiere. Um das Nutzgeflügel vor dem hochansteckenden Erreger zu schützen, haben einige Länder verschiedene Impfprojekte gestartet.

In den Niederlanden werden aktuell in einem Projekt praktische Erfahrungen zur Durchführung der Impfung, zur Umsetzung eines Überwachungsprogramms gemäß EU-Verordnung sowie zu möglichen Handelsauswirkungen gesammelt. Um Zoovögel vor einer Infektion zu schützen, haben sich der Tierpark Bern, der Zoo Basel und das Institut für Virologie und Immunologie (IVI) zu einem einmaligen Forschungsprojekt zusammengetan und testen über einen längeren Zeitraum einen erfolgsversprechenden, innovativen Impfstoff.

Seit knapp einem Jahr entwickelt der französische Pharmakonzern Ceva Tiergesundheit an seinem Standort auf der Insel Riems bei Greifswald einen RNA-basierten Impfstoff für Geflügel gegen das Vogelgrippe-Virus (H5N1). Nach Erteilung einer Notfallzulassung nutzt Frankreich den Impfstoff, um Enten zu immunisieren.

Bislang sah man laut Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) keine Notwendigkeit, den Impfstoff auch in Deutschland einzusetzen. Um das Risiko für Infektionen mit HPAIV für Gänse, die auf Weideflächen gehalten werden müssen, zu minimieren, hat eine Forschungsgruppe des Instituts nun jedoch die Sicherheit, Immunogenität und Schutzwirkung von fünf kommerziellen Impfstoffen gegen HPAIV des Subtyps H5N1 bei halbwüchsigen Mastgänsen getestet. Die Impfung milderte die klinischen Auswirkungen einer Infektion bei den Tieren und verbesserte ihr Wohlergehen durch die Verhinderung schwerer Krankheitsverläufe erheblich. Außerdem wurde eine deutliche Reduzierung der Viruslast festgestellt. Weitere Studien müssen zeigen, ob die Impfung auch das Übertragungsrisiko zwischen Gänseherden wirksam senken kann.

FLI

Ärzte gegen Tierversuche schreibt Herbert-Stiller-Preis aus

In 2025 werden tierversuchsfreie Forschungsvorhaben bereits zum 8. Mal mit dem Herbert-Stiller-Preis ausgezeichnet. Der Verein Ärzte gegen Tierversuche ruft daher Wissenschaftler:innen auf, sich mit ihren tierversuchsfreien Forschungsvorhaben aus dem Bereich der Medizin/Biomedizin für die Förderung zu bewerben. Die Bewerbungsfrist endet am 31. Mai 2025.

„Obwohl moderne, tierfreie Forschungsmethoden ein immenses Potenzial für die Medizin aufweisen, erhalten sie immer noch kaum Unterstützung“, kritisiert Dr. Dilyana Filipova, wissenschaftliche Referentin von Ärzte gegen Tierversuche. „Ärzte gegen Tierversuche recherchiert seit Jahren eigeninitiativ mit folgendem Ergebnis: In Deutschland fließen im direkten Vergleich über 99% der öffentlichen Fördergelder in Tierversuche, somit weniger als 1% in innovative, tierversuchsfreie Methoden.“

Die ausgeschriebene Fördersumme beträgt 20.000 Euro. Mit dem Preis möchte der Verein insbesondere junge Wissenschaftler:innen motivieren, sich für eine modernen tierversuchsfreie Forschung zu entscheiden.

Es können Anträge für humanbasierte In-vitro-Projekte eingereicht werden, wie z.B. Arbeiten mit aus menschlichen Zellen hergestellten Multi-Organ-Chips, mit Mini-Organen oder anderen modernen Zellkulturmodellen, aber auch Humanstudien oder epidemiologische Studien sowie computerbasierte Verfahren, die beispielsweise die Toxizität von Substanzen vorhersagen oder andere Vorgänge im Körper simulieren.

Ärzte gegen Tierversuche

Neuer Wirkstoff gegen MRSA könnte längere Antibiotika-Behandlung ersetzen

Eine tägliche Dosis Epidermicin NI01 – einem Antibiotikum, das von dem aus der Universität Plymouth ausgegründeten Unternehmen Amprologix entwickelt wurde – ist bei der Bekämpfung von Methicillin-resistentem Staphylococcus aureus (MRSA) genauso wirksam wie die derzeitige Standardbehandlung. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor, die an der University of Plymouth (UK) unter der Leitung von Prof. Mathew Upton durchgeführt wurde.

Die Ergebnisse, die anhand eines robusten MRSA-Hautinfektionsmodells erzielt wurden, bilden die Grundlage für weitere Tests, die untersuchen sollen, ob der Wirkstoff in Gels für die Haut einsetzbar ist. Solche Gels könnten zur Behandlung von Hautinfektionen eingesetzt werden, die durch MRSA und andere Bakterien verursacht werden – von versehentlichen Schnittwunden bis hin zu chirurgischen Wunden. Gleichzeitig könnte auf eine längere Behandlung mit gängigen Antibiotika verzichtet werden.

„Derzeit gibt es Antibiotika, die zur Behandlung von Hautinfektionen durch MRSA und andere Staphylococcus-Stämme eingesetzt werden können, die jedoch eine Reihe unangenehmer Nebenwirkungen haben können“, erklärt Mathew Upton, Professor für medizinische Mikrobiologie an der Universität Plymouth und wissenschaftlicher Leiter von Amprologix. Zudem gibt es bei vielen Bakterien zunehmend eine Resistenz gegen diese Behandlung, was die Gefahr des Therapiescheiterns erhöht, so Upton. „Unsere Absicht ist es, diese Standardbehandlungen weiterhin für die schwerwiegenderen MRSA/Staphylococcus-Infektionen, z. B. in der Blutbahn, einzusetzen, aber andere Möglichkeiten zur Behandlung oberflächlicherer Infektionen, z. B. auf der Haut, zu entwickeln. Die Ergebnisse, die wir bisher in unseren Tests erzielt haben, sind sehr ermutigend“, betont der Experte.

Upton gilt als weltweit führender Experte im Bereich der antimikrobiellen Resistenz und leitet die Antibiotic Resistant Pathogens Research Group an der University of Plymouth. Amprologix wurde 2018 für die Vermarktung seiner Forschungen gegründet. Die aktuellen Forschungsergebnisse hat der Forscher auf dem Kongress ESCMID Global 2025, dem Kongress der Europäischen Gesellschaft für klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten, in Wien präsentiert.

University of Plymouth

Kick-Off für interdisziplinäres Verbundprojekt für mehr Tierwohl

Das interdisziplinäre Verbundprojekt „KI-TIERWOHL“ entwickelt innovative Methoden zur automatisierten und kontaktlosen Erfassung des Wohls von Nutztieren. Dabei stehen modernste KI-gestützte Analyseverfahren sowie Bildverarbeitung, Bioakustik und Sensortechnologien im Vordergrund. In der vergangenen Woche kamen erstmals die beteiligten Wissenschaftler:innen aus den Bereichen Lebens-, Agrar-, Ingenieur- und Sozialwissenschaften an der Universität Rostock zusammen, um den Zeitplan und die Schwerpunktsetzung für die nächsten Monate abzustimmen.

„Das Wohl von Tieren ist nicht nur eine ethische Verpflichtung, sondern auch eine entscheidende Voraussetzung für qualitativ hochwertige Forschung und nachhaltige Landwirtschaft. Mit „KI-TIERWOHL“ setzen wir neue Maßstäbe in der Erfassung von tierwohlrelevanten Verhaltensmuster. Durch den interdisziplinären Ansatz und den Einsatz modernster Technologien können wir wertvolle Erkenntnisse gewinnen, die sowohl in der Forschung als auch in der Praxis eine direkte Anwendung finden“, sagt Prof. Dr. Brigitte Vollmar, Direktorin des Rudolf-Zenker-Instituts für Experimentelle Chirurgie der Universitätsmedizin Rostock und Sprecherin des Verbundes „KI-TIERWOHL“.

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) wird den Forschenden helfen, eine objektive und evidenzbasierte Bewertung des Wohlbefindens von Tieren in Forschung und Landwirtschaft zu ermöglichen. Insbesondere werden deren Verhaltensmuster, Laute (Vokalisation) und Vitaldaten betrachtet. KI-Methoden, wie maschinelles Lernen und Mustererkennung, sollen zudem eine präzisere Beurteilung von Stress, Beeinträchtigung, Schmerz und emotionalem Status ermöglichen. Neben technischen Innovationen und einem zeitgemäßen Forschungsdatenmanagement stehen auch sozial-wissenschaftliche Untersuchungen zur Akzeptanz und Implementierung dieser neuen Technologien im Mittelpunkt.

Uni Rostock

Boehringer Ingelheim schreibt FMD Award 2025 aus

Im laufenden Jahr sind Fälle der Maul- und Klauenseuche (MKS) in Deutschland, Ungarn und in der Slowakei erstmals nach mehreren Jahrzehnten festgestellt worden. Bei der Tierseuche handelt es sich um eine hochgradig ansteckende Viruserkrankung, die Rinder, Schweine und Schafe befallen kann. Auch wenn die MKS für die menschliche Gesundheit keine direkte Bedrohung darstellt, kann ein Ausbruch eine enorme finanzielle Belastung für die Viehwirtschaft bedeuten und unsere Lebensmittelversorgung beeinträchtigen.

Das Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim setzt sich für innovative Forschung zur Bekämpfung der MKS ein und hat nun den FMD Award 2025 ausgeschrieben. Wissenschaftler:innen können sich mit ihren Forschungsprojekten für den mit 10.000 Euro dotierten Preis bewerben. Voraussetzungen für die Bewerbung sind ein abgeschlossenes Studium der Veterinärmedizin oder Biowissenschaften sowie die Veröffentlichung einer Forschungsarbeit zur MKS in den vergangenen vier Jahren. Mit dem Förderpreis möchte das Unternehmen die Gesundheit von Nutztieren vorantreiben und die Prävention der Maul- und Klauenseuche unterstützen.

Die entsprechenden Bewerbungsunterlagen sind bis zum 15. April 2025 per E-Mail an laurence.gabana@boehringer-ingelheim.com einzureichen. Weitere Informationen sind hier zu finden.


Herbert-Stiller-Förderpreis 2025 ausgeschrieben

Der Verein Ärzte gegen Tierversuche e.V. schreibt seit dem Jahr 2019 im Zweijahresrhythmus den Herbert-Stiller-Förderpreis aus. Prämiert werden innovative wissenschaftliche Arbeiten zum Thema tierversuchsfreien Forschung. In diesem Jahr wird der Preis erneut vergeben.

Wissenschaftler:innen sind aufgerufen, ihre Arbeiten, die tierversuchsfreie humanbasierte Methoden erforschen bzw. sich mit der Therapie menschlicher Erkrankungen beschäftigen und einen wesentlichen Beitrag für den medizinischen Fortschritt leisten, einzureichen. Dazu zählen neben In-vitro-Studien und In-silico-Analysen auch klinische Arbeiten und epidemiologische Untersuchungen bezüglich der Ursachen der Zivilisationskrankheiten.

Gefördert werden Forschungsprojekte, bei denen keine Tierversuche stattfanden und kein tierisches Material verwendet wurde. Zudem sollten sich Bewerber:innen mit den Grundsätzen und Zielen von Ärzte gegen Tierversuche identifizieren, d.h., die Abschaffung aller Tierversuche aus ethischen und wissenschaftlichen Gründen. Weiterhin sollte die Projektlaufzeit zwei Jahre nicht überschreiten.

Der persönliche Förderpreis ist mit 20.000 € dotiert. Die Mittel werden zweckgebunden gespendet. Bewerbungen können als pdf-Dokumente per E-Mail an filipova@herbert-stiller-preis.de bis zum 31. Mai 2025 eingereicht werden.

Ärzte gegen Tierversuche

Neuer Gentest zur Identifierung von HIP beim Pferd 

Laut Informationen des Institut Suisse de Médecine Equine (Isme) sind seit dem Jahr 2021 fünf Fohlen der Rasse Freiberger an einer Bauchspeicheldrüsenentzündung verstorben. Das Institut geht davon aus, dass die Todesfälle im Zusammenhang mit der Erbkrankheit Hypertriglyceridämie induzierte Pankreatitis (HIP) stehen.

Die Forschenden des Isme haben nun einen Gentest entwickelt, der helfen kann, betroffene Tiere zu identifizieren. Mit diesem Gentest, der seit Anfang Februar 2025 auf dem Markt ist, könnte die Verbreitung von HIP in der Freibergerpferdezucht verhindert werden. So können Freiberger-Züchter:innen mithilfe einer Blutprobe schnell und kostengünstig herausfinden, ob ihre Zuchttiere Träger sind und den Gendefekt weitervererben.

Bei der durch eine genetische Mutation verursachten Stoffwechselkrankheit HIP fehlt den Fohlen ein Enzym, welches dafür sorgt, dass aufgenommene Fette verarbeitet werden. Ohne dieses Enzym kommt es zu einer schädlichen Anhäufung von Fett im Blut, was wiederum zu einer akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse und in der Regel zum Tod des betroffenen Tieres in den ersten Lebenswochen führt. Typische Symptome sind laut Isme Appetitlosigkeit, Durchfall, Fieber und Apathie. 

„Wenn beide Eltern des Tieres Träger der Genvariante sind, besteht ein 25-prozentiges Risiko, dass das Fohlen den Gendefekt sowohl vom Vater als auch von der Mutter erbt“, erklärt das Institut. Mit Hilfe des neuen Gentests können Züchter:innen ihre Zuchtentscheidungen gezielt treffen. Wenn ein Pferd als Träger der defekten Genvariante identifiziert wird, können Züchter:innen vermeiden, es mit anderen Trägern zu paaren, wodurch das Risiko sinkt, dass erkrankte Fohlen zur Welt kommen. 

Das Institut für Genetik empfiehlt, sowohl Hengste als auch Stuten zu testen – jedoch vor allem dann, wenn die Tiere in der Zucht eingesetzt werden sollen.

Tierärztinnen und Tierärzten steht auf Myvetlearn.de eine 4-teilige Online-Fortbildung mit ATF-Anerkennung zum Thema Reproduktionsmedizin Pferd zur Verfügung. Diese Kurse sind zusätzlich mit interaktiven Übungsaufgaben für mehr Spaß am Lernen ausgestattet.

Schweizerbauer

Zucht auf kürzere Schwanzlängen kein züchterischer Rückschritt

Am 31. März 2025 endet das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) geförderte Verbundprojekt „Tierwohlkompetenzzentrum Schaf“ (TWZ-Schaf). Seit Oktober 2021 haben die Projektpartner die Rückzüchtung auf kürzere Schwanzlängen durch eine gezielte Selektion der Zuchttiere mit kurzen Schwanzlängen in einzelnen Schafrassen untersucht. Die Studie konnte belegen, dass sowohl Zucht als auch eine tierschutzgerechte Haltung unkupierter Schafe mit gezielten Anpassungen in der Fütterung, dem Parasiten- und Herdenmanagement sowie in der Genetik möglich ist.

Neben der Broschüre zur Haltung und Zucht von unkupierten Schafen haben die Projektpartner zudem ein digitales Herdenmanagementtool entwickelt, das ab sofort allen schaf- und ziegenhaltenden Betrieben zur Verfügung steht. Das Tool „Serv.it OviCap“ bietet verschiedene Möglichkeiten, Daten zu erfassen und einen aktuellen Überblick über den eigenen Bestand zu bekommen. So können das Weidetagebuch, Ablammungen und durchgeführte Maßnahmen wie Impfungen und Auffälligkeiten digital erfasst und dokumentiert werden.

Auf der Abschlussveranstaltung „Schafhaltung 2.0 – Tierschutz, Management und Zucht innovativ gedacht!“ am 29. März 2025 an der Justus-Liebig-Universität Gießen als Projektpartner werden die Ergebnisse vorgestellt. Bis zum 25. März 2025 können sich Interessierte anmelden.

BLE

Forscher prognostizieren starke Abschwächung des Golfstroms

Der Golfstrom sorgt dafür, dass in den anliegenden Ländern im Norden und Westen Europas weit mildere Temperaturen herrschen als in Regionen auf vergleichbaren Breitengraden. Zusätzlich zu der Wärme, die die gewaltigen Meeresströmungen aus den Tropen in den Nordatlantik bringt, wirkt sich der Golfstrom massiv auf das Weltklima insgesamt sowie die globale Niederschlagsverteilung aus.

Die sogenannte Atlantische Umwälzbewegung (Atlantic Meridional Overturning Circulation, AMOC), zu der auch der Golfstrom gehört, wird jedoch immer schwächer. Die Zirkulation wird durch mehrere Faktoren gebremst. Zum einen, dass sich der Salzgehalt im Nordatlantik durch das schmelzende Eisschild Grönlands verringert und zum anderen, dass die Erwärmung des Nordatlantiks größer als die der tropischen Meere ist. Beides verringert das Absinken großer Wassermassen in tiefere Schichten – was als wichtiger Antrieb für die Umwälzzirkulation gilt.

Ein Forschungsteam um den britischen Meeresbiologen Jonathan Baker vom Met Office in Exeter hat die Strömungsentwicklung aus dem Atlantik bis zum Jahr 2100 mit Hilfe eines groß angelegten Computermodells simuliert. Die Simulationen zeigen zwei extreme Szenarien bis 2100: einerseits eine Vervierfachung der Kohlendioxidmenge in der Atmosphäre gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter, andererseits große Mengen Süßwasser, die als Schmelzwasser in den Nordatlantik fließen. Zudem konzentrierten sie sich auf die Orte, an denen das Wasser der kalten Tiefenströmung wieder an die Oberfläche gelangt.

In ihrer Studie kommen die Wissenschaftler:innen zu dem Schluss, dass die AMOK aber trotzdem weiter zirkulieren wird – und zwar, weil das Strömungssystem maßgeblich auch durch starke Winde im Südlichen Ozean (Südpolarmeer) angetrieben wird. „Wir haben gezeigt, dass der durch den Wind angetriebene Auftrieb im Südlichen Ozean einen AMOK-Zusammenbruch unter extremen Klimabeeinflussungen in CMIP6-Klimamodellen verhindert“, schreiben die Studienautoren.

Niklas Boers, Professor für Erdsystemmodellierung an der TU München, weist darauf hin, dass sich bei einer starken Abschwächung der AMOK nicht nur Europa stark abkühlen würde. „Es dürften sich auch die Niederschlagsmuster in den Tropen ändern und die Monsunsysteme in Südamerika, Afrika und Asien verschieben. Praktisch – also aus Perspektive der Folgen – wäre eine starke Abschwächung ähnlich schlimm (wie ein Kollaps)“, so Boers.

NTV

Neues Tool warnt Imker:innen vor extremen Temperaturschwankungen

Für die globale Landwirtschaft sind Bienen von entscheidender Bedeutung. Die emsigen Insekten bestäuben zahlreiche Nutzpflanzen. Viele Faktoren haben jedoch dazu geführt, dass die Zahl der Bienenvölker stetig sinkt. Dazu gehören neben dem Einsatz von Pestiziden und dem zunehmenden Verlust von Lebensräume auch die Auswirkungen des Klimawandels.

Ein von Wissenschaftler:innen der University of California, Riverside (UCR) entwickeltes Frühwarnsystem kann helfen, Bienenvölker vor zu hohen oder niedrigen Temperaturen zu schützen. Mit Hilfe von kostengünstigen Wärmesensoren, deren Daten von der Software „Electronic Bee-Veterinarian“ (EBV) ausgewertet werden, erhalten Imker:innen Einblicke in Echtzeit.

Das Tool kann zudem vorhersagen, wie sich die Temperaturen in den Bienenstöcken entwickeln werden. So können Imker:innen schnell die nötigen Gegenmaßnahmen einleiten, was vor allem für das Wohl des temperaturempfindlichen Bienennachwuchses entscheidend sein kann, wie UCR-Insektenkundler Boris Baer erklärt. Baer sieht in der Technologie eine Revolution der Bienenzucht. „Im vergangenen Jahr haben die Vereinigten Staaten über 55 Prozent ihrer Honigbienenvölker verloren. Wir erleben einen massiven Zusammenbruch der Bienenpopulationen, und das ist äußerst besorgniserregend, da etwa ein Drittel unserer Nahrung von Bienen abhängt“, betont der Forscher.

„Wir wandeln die Daten, die die Sensoren liefern, in einen sogenannten Gesundheitsfaktor um, der die Wohnqualität im Bienenstock mit Null bis Eins beziffert. Null bedeutet höchste Lebensgefahr, Eins optimale Bedingungen. Das ermöglicht es Imkern, die mit dem zugrunde liegenden Modell nicht vertraut sind, die Gesundheit eines Bienenstocks schnell zu beurteilen“, erklärt Informatikerin Shamima Hossain.

UCR

Schlummernde Milzbrand-Sporen gefährden Gesundheit von Mensch und Tier

Bacillus anthracis ist der Erreger der gefährlichen Zoonose Anthrax, auch bekannt als Milzbrand. Bei Huftieren wie Rindern oder Schafen kann das Bakterium schwere Erkrankungen verursachen. Aber auch Menschen können schwer an Milzbrand erkranken.

Auch wenn Anthrax in Deutschland nur noch selten ausbricht, geht von den Sporen des Bakteriums eine große Gefahr aus. Denn diese gelten als äußerst umweltstabil und können Jahrzehnte im Boden überdauern. Insbesondere der fortschreitende Klimawandel und menschliche Aktivitäten können historische B. anthracis-Vorkommen reaktivieren.

Um die Persistenz sowie genetische Vielfalt von Bacillus anthracis besser zu verstehen, hat ein interdisziplinäres Forschungsteam der Veterinärmedizinischen Universität Wien in Zusammenarbeit mit dem Amt für Rüstung und Wehrtechnik des österreichischen Bundesheeres und der deutschen Bundeswehr nun historische Milzbrand-Vorkommen untersucht.

„Wir analysierten archivierte Aufzeichnungen über Milzbrandvorfälle in Österreich, um historische B. anthracis-Bodenreservoirs zu lokalisieren. Parallel dazu testeten wir Bodenverarbeitungsprotokolle, um ein effektives Screening für historische Anthrax-Funde zu entwickeln“, erklärt Studien-Erstautor Maximilian F. Mayerhofer-Rochel, Offizier im Amt für Rüstung und Wehrtechnik des Bundesheeres und PhD-Student am Institut für Mikrobiologie des Zentrums für Pathobiologie der Vetmeduni.

Unter anderem konnten die Wissenschaftler:innen an einer stillgelegten Gerberei lebensfähige Sporen isolieren. Wie Studien-Letztautorin Monika Ehling-Schulz, Leiterin des Zentrums für Pathobiologie der Vetmeduni, erklärt, können diese Sporen auch nach Jahrzehnten eine Gesundheitsbedrohung darstellen, wenn solche Stätten durch klimatische Faktoren oder menschliche Eingriffe reaktiviert werden. Denn die Forschenden konnten mit der Genomanalyse der isolierten Stämme belegen, dass Milzbrand-Sporen selbst nach 80 Jahren lebensfähig sind und damit aus der One Health-Perspektive eine potenzielle Gesundheitsgefahr darstellen.

„Unsere Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, solche Orte systematisch zu überwachen, um Rückschlüsse über natürliches Vorkommen und etwaige absichtliche Ausbringung zu ziehen“, erklärt Mayerhofer-Rochel. „Die Untersuchung auf lebensfähige Sporen an solchen historischen Orten könnte nicht nur neue Erkenntnisse über die frühere genetische Vielfalt und Populationsstruktur von B. anthracis liefern. Sie könnte darüber hinaus auch wichtige Informationen für die Ergreifung geeigneter Maßnahmen zur Verhinderung künftiger Ausbrüche geben, die von diesen Orten ausgehen“, unterstreicht Ehling-Schulz abschließend.

Vetmeduni Wien

Expert:innen fordern nachhaltiges europäisches Influenza-Forschungsnetzwerk

In Deutschland sind jahreszeitlich bedingt viele Menschen an der Influenza erkrankt. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) mitteilt, habe die Grippewelle zwar voraussichtlich ihren Höchststand erreicht, jedoch dominiere die starke Zirkulation der Influenzaviren nach wie vor das gesamte Geschehen der Atemwegserkrankungen. Das Niveau an Krankheitsfällen sei noch immer sehr hoch. Das betrifft auch die Zahl der erkrankten Schulkinder in dieser Saison.

Angesichts der zunehmenden Zahl der Erkrankungen und Pandemien, die durch Influenza-Viren ausgelöst werden, fordern Expert:innen, darunter Professorin Dr. Gülşah Gabriel, Institut für Virologie der TiHo und Leiterin des Leibniz-Labs Pandemic Preparedness und der LIV-Abteilung Virale Zoonosen – One Health, den Aufbau eines europäischen Influenza-Forschungsnetzwerkes.

Die Wissenschaftler:innen drängen in einem Beitrag in der Fachzeitschrift „The Lancet“ auf eine engere Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Politik. Auch angesichts des aktuellen H5N1-Seuchengeschehens sei ein nachhaltiges europäisches Netzwerk von Bedeutung, um auf neue Infektionskrankheiten reagieren und effektive Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung ergreifen zu können.

Das Modell der Centers of Excellence for Influenza Research and Response (CEIRR) in den USA nimmt Gabriel als erfolgversprechendes Beispiel. Dieses von den National Institutes of Health geförderte Netzwerk konnte schnell auf die aktuelle H5N1-Situation reagieren und lieferte essenzielle Daten für politische Entscheidungen. Die Autor:innen kritisieren die aktuelle Forschungssituation in Europa, da Förderprogramme hier häufig fragmentiert und auf kurzzeitige, nicht verlängerbare Zyklen begrenzt sind. Ein langfristig finanziertes, koordiniertes Netzwerk nach CEIRR-Vorbild würde Europas Fähigkeit zur Pandemiebekämpfung erheblich stärken.

Europäische Forschungsfördernde und politische Entscheidungstragende – insbesondere die EU-Kommission sowie nationale Regierungen – seien in der Pflicht, ein europäisches Pendant zu CEIRR zu schaffen, konstatieren die Autor:innen des Beitrags.

TiHo Hannover

Amazon-Gründer fördert Rinder-Impfstoff zur Methanreduktion

Seit mehr als drei Jahren arbeiten Forschende des Pirbright Institute in Großbritannien an der Entwicklung eines Impfstoffes, der die Methanerzeugung von Rindern verhindern soll. Finanziert wird das Projekt unter anderem von Amazon-Gründer Jeff Bezos, der über seinen Bezos Earth Fund 9,4 Mio. Dollar zur Verfügung stellt.

„Der Reiz eines Impfstoffs als Teil der Lösung liegt darin, dass er eine weit verbreitete, gängige Praxis ist, die Infrastruktur dafür bereits vorhanden ist und die Menschen allgemein über die Vorteile von Impfungen für die Tiergesundheit Bescheid wissen“, sagt John Hammond, Forschungsleiter am Pirbright Institute.

Wie Hammond weiter ausführt, sei das Ziel eine Einmalimpfung, die die Rinder in einem frühen Alter erhalten. Jedoch hätten vorherige Studien meist die Emissionen im Fokus gehabt, aber nicht das Tier, so der Wissenschaftler. Auch gäbe es bislang keine greifbaren Ergebnisse. Der Plan ist, einen Impfstoff zu entwickeln, der Antikörper produziert, die sich an die Bakterien im Pansen binden. Dort unterbinden diese dann die Entstehung des Gases. Allerdings, fügt Hammond hinzu, sei die Entwicklung eine sehr komplexe Herausforderung, da Antikörper, die das Immunsystem nach der Impfung produziert, im Pansen nicht gut wirken. Zudem müsse noch analysiert werden, wie sich die erzwungene Methanunterdrückung auf die Gesundheit der Rinder auswirkt. Es könnte auch zu einer Verringerung der Futtermenge kommen, die der Pansen aufnehmen kann, was bedeutet, dass Rinder mehr Futter benötigen könnten, was wiederum die Kosten für die Landwirte erhöht.

Ziel der Studie ist es daher, diese Fragen zu beantworten und einen „Proof of Concept“ zu erstellen, der dann zur Entwicklung eines tatsächlichen Impfstoffs verwendet werden kann. 

Joseph McFadden, außerordentlicher Professor für Milchviehbiologie an der Cornell University, betont, dass ein Impfstoff nur eine von vielen möglichen Lösungen für das Problem ist. Er nennt selektive Züchtung, Enzyme, genetische Bearbeitung der Methan ausstoßenden Mikroben und Futterzusätze, die bereits angewendet werden, aber nicht unumstritten sind. „Ein Impfstoff gegen Methanemissionen wäre so etwas wie der heilige Gral“, so McFadden.

Topagrar

Pirbright Institute

Erfolge von künstlicher Befruchtung von Bienen

Bienen sind für unsere Ökosysteme und Biodiversität von entscheidender Bedeutung. Doch die Vielfalt von Bienenvölkern ist stark rückläufig. Der Verlust natürlicher Lebensräume, die intensive Landwirtschaft, das Verschwinden der Flora, der Einsatz von Pestiziden sowie letztendlich auch der Klimawandel bedrohen die Bienenpopulationen weltweit.

Forschende sehen in der künstlichen Besamung von Bienen eine Möglichkeit, die Vielfalt zu erhalten. Bislang hatten jedoch verschiedene Einfriertechniken von Bienen-Sperma keinen durchschlagenden Erfolg gebracht. Eines der Hindernisse war die Komplexizität der einzelnen Schritte. Zudem wurden bisher Antibiotika eingesetzt, um eine mikrobielle Kontamination zu verhindern.

Erstmals ist es Forschenden der Universität Lüttich nun gelungen, ein Verfahren zu entwickeln, bei dem gefrorenes Sperma zur Produktion weiblicher Brut geführt hat, deren Lebensfähigkeit der von traditionell erzeugten Tieren entspricht. Dabei konnten die Wissenschaftler:innen auf den Einsatz von Antibiotika verzichten.

„Das ist ein wichtiger Schritt zur Sicherung der weltweiten Versorgung mit Nahrungsmitteln. Trotz eines Verlusts der Lebensfähigkeit der Spermien von 37 Prozent während des Einfrierens, brachten fünf der acht Königinnen, die mit diesem gefrorenen Sperma besamt wurden, weibliche Brut hervor“, so Veterinärmediziner Stefan Deleuze. Bei der Verabreichung von frischem Samen an acht andere Königinnen brachten nur drei davon weibliche Brut hervor.

Bei diesem neuen Verfahren wurde der Samen mit einem Medium verdünnt, das Kryoprotektiva enthält. Diese Substanzen schützen Zellen, Gewebe oder Organismen vor Schäden durch Einfrieren und Auftauen. Mit Hilfe der neuen Technik lässt sich Sperma krankheitsresistenter oder lokal angepasster Stämme einfrieren, was zur Erhaltung wertvoller genetischer Linien beiträgt. Die künstliche Besamung hat zudem den Vorteil, dass Bienenvölker nicht auf Reisen geschickt werden müssen, was damit einhergehen kann, dass Krankheitserreger sich weiter verbreiten. Ein weiterer Vorteil des Verfahrens ist die Stärkung der Widerstandskräfte der Bienenvölker, da das Zuchtprogramm den Zugang zu einer größeren genetischen Vielfalt erleichtert.

„Bienen spielen eine entscheidende Rolle im Ökosystem und in der Landwirtschaft. Leider gehen ihre Populationen in vielen Regionen der Welt zurück. Die Erhaltung ihres genetischen Materials ist eine Schlüsselstrategie zur Erhaltung der biologischen Vielfalt und zur Unterstützung von Zuchtprogrammen“, erklärt Sophie Egyptien, Doktorandin an der Uni Lüttich.

Pressetext

TiHo erhält 14 Mio. Euro für One-Welfare

Die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) erhält aus dem niedersächsischen Förderprogramm „zukunft.niedersachsen“ 14 Millionen Euro, um ihre strategische Ausrichtung im Bereich One-Welfare-Lösungen für die Gesundheit und das Wohlbefinden von Tieren, Menschen und Ökosystemen voranzutreiben. Wie TiHo-Präsident Professor Dr. Klaus Osterrieder mitteilte, verfolgt die TiHo dabei speziell drei strategische Ziele. Zum einen wird die TiHo ihre Forschungsaktivitäten in einem internen Prozess bündeln und Partnerschaften mit externen Akteuren ausbauen als auch neu knüpfen – von Wissenschaft und Regierungsorganisationen bis hin zur Landwirtschaft, Industriepartnern und NGOs. Bestehende Kooperationen sollen zudem weiter gestärkt werden. Außerdem sollen die exzellenten Leistungen in Forschung, Lehre und klinischer Arbeit der TiHo sichtbarer gemacht werden. „Das ist entscheidend, um uns als führende Institution in Niedersachsen zu positionieren, groß angelegte Forschungsprojekte zu gewinnen und um für Talente attraktiv zu sein – von Studierenden bis hin zu Spitzenwissenschaftlern“, erklärt der Vizepräsident für Forschung, Professor Dr. Michael Pees. Ein weiterer Schwerpunkt ist das Überführen von Forschungsergebnissen in klinische Lösungen und therapeutische Produkte.

TiHo

EFSA und ECDC entwickeln Strategien gegen weitere Ausbreitung der Geflügelpest   

In einem wissenschaftlichen Gutachten, das die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) gemeinsam mit dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) erstellt hat, haben die beiden Agenturen Mutationen des Vogelgrippevirus bewertet und die Möglichkeit einer Übertragung dieser Viren auf den Menschen geprüft. In Anbetracht der massiven Ausbreitung der Geflügelpest und der Infektionen anderer Spezies, unter anderem von Milchkühe und Menschen, sehen die Expert:innen eine immer größer werdende Bedrohung, dass sich die Viren an den Menschen anpassen und so Pandemien auslösen könnten.

Mit Hilfe von umfangreichem Datenmaterial haben die Gutachtenden Empfehlungen für die Bereiche Tiergesundheit und öffentliche Gesundheit sowie Strategien zur Risikobegrenzung aufgeführt.     

„In Anbetracht der globalen Entwicklungen müssen wir wachsam bleiben und dafür sorgen, dass Europa darauf vorbereitet ist, der Bedrohung durch die Vogelgrippe zu begegnen“, erklärte Pamela Rendi-Wagner, Direktorin des ECDC. „Im Rahmen unserer Arbeit bestimmen wir wichtige Mutationen, die mit einer möglichen Übertragung auf den Menschen in Verbindung stehen, wofür eine rasche Erkennung und zügige Gegenmaßnahmen erforderlich sind. Die Zusammenarbeit und der Austausch von Daten zwischen den Beteiligten aller Ebenen sind nach wie vor wesentliche Faktoren, wenn es darum geht, neu auftretenden Fällen wirksam zu begegnen“, ergänzt Bernhard Url, amtierender Geschäftsführender Direktor der EFSA.

In dem Gutachten haben Sachverständige beider Agenturen 34 genetische Veränderungen identifiziert, die das Risiko einer Übertragung auf den Menschen erhöhen könnten. Sie empfehlen unter anderem eine Überwachung von kranken oder toten Säugetieren, bei denen eine Verbindung zu infizierten Wildvögeln, infiziertem Geflügel oder infizierten Säugetieren besteht. Zudem raten die Expert:innen zur Testung exponierter Personen sowie zu einer regelmäßigen Weiterleitung von Proben zur näheren Bestimmung des Untertyps der Grippe. Des Weiteren weisen sie dringend auf die Umsetzung wirksamer Biosicherheitsmaßnahmen in landwirtschaftlichen Betrieben und die Einführung von Schulungen für das Gesundheitswesen hin.

Durch die Entwicklung eines Leitfadens und von Ablaufdiagrammen für fünf mögliche Ausbruchsszenarien betonen die Agenturen die Notwendigkeit interdisziplinärer Zusammenarbeit. Dies soll Mitgliedstaaten bei der Ausarbeitung eigener Leitlinien unterstützen.

Die 8-teilige Online-Fortbildungsreihe Biosicherheit in der tierärztlichen Bestandsbetreuung von Myvetlearn.de bietet Tierärzt:innen in allgemeinen und tierartspezifischen Kursen fundiertes Wissen zu den Hygiene- und Biosicherheitsmaßnahmen in Beständen verschiedener Tierarten (Rind, Schwein, Geflügel, Pferd). Kurs 5 befasst sich mit der Biosicherheit für Geflügelbestände. Ein kostenfreies Impulsreferat zur Bedeutung der Maßnahmen dient als Einführung.

EFSA

EAEVE beurteilt TiHo wieder positiv

Die European Association of Establishments for Veterinary Education (EAEVE) prüft alle sieben Jahre, ob Universitäten mit Studiengang Tiermedizin die Anforderungen für die Ausbildung der Studierenden erfüllen. So soll der europaweit hohe Standard gewährleistet werden. Die Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) wurde erneut positiv begutachtet und als evaluierte und von der EAEVE anerkannte veterinärmedizinische Bildungsstätte gelistet.

Das internationale Gutachterteam, das die TiHo für eine komplette Woche besucht hatte, lobte besonders die Organisation des Studiums und die Förderung der Studierenden. Die Gutachtenden sprachen dem European Committee on Veterinary Education (ECOVE), das die endgültige Entscheidung über die Akkreditierung trifft, eine eindeutige Empfehlung aus, die TiHo zu akkreditieren.

„Wir sind stolz und glücklich, dass wir die Begutachtung positiv abschließen konnten und jetzt erneut erfolgreich akkreditiert sind. Der einwöchigen Begutachtung voraus gingen monatelange Vorbereitungen, inklusive eines umfangreichen Selbstevaluierungs-Reports. Mitarbeitende aller Einrichtungen der TiHo sowie die Studierenden haben sich in beeindruckender Art und Weise eingebracht und ihre TiHo präsentiert“, sagte TiHo-Präsident Professor Dr. Klaus Osterrieder.

TiHo Hannover

Intensive Landnutzung gefährdet Regenwurm

Der Einsatz von Pestiziden sowie die intensive Bodennutzung haben zu einem massiven Rückgang von Regenwurmpopulationen auf Ackerflächen geführt. Das geht aus einer Studie hervor, die Forschende der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung veröffentlicht haben.

Langfristig können eine sinkende Artenvielfalt sowie eine reduzierte Regenwurmdichte die Bodenfruchtbarkeit und ökologische gefährden, erklärt Dr. Andrey Zaytsev vom Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz.

Die Hauptursache für den Rückgang sehen die Wissenschaftler:innen in der intensiven Bewirtschaftung der Ackerflächen. Landwirtschaftliche Nutzungsformen, wie die Agroforstwirtschaft und die Nutzung von Brachflächen in Kombination mit einem geringeren Einsatz von Chemikalien, könnten diese negativen Auswirkungen abmildern und die Vielfalt der Regenwürmer schützen.  

„Die Erhaltung der Regenwurmpopulationen ist ein wesentlicher Bestandteil einer nachhaltigen Landwirtschaft – die Tiere spielen eine wichtige Rolle für die Gesundheit des Bodens und die Widerstandsfähigkeit des Ökosystems. Durch die Umsetzung ganzheitlicher Ansätze können wir die negativen Auswirkungen abmildern und die Erhaltung der Regenwurmvielfalt in Agrarlandschaften fördern. Hiervon profitieren alle – die Regenwürmer, die Böden und die Landwirtschaft“, schließt Zaytsev.

Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung

Neues Zeckenvirus in Gämsen nachgewiesen

Ein internationales Forscherteam unter der Leitung der Veterinärmedizinischen Universität Wien hat ein neues, bislang unbekanntes Zeckenvirus entdeckt. Der Nachweis des neuen Flavivirus-Subtyps erfolgte nach Analyse von erkrankten Gämsen und anhaftenden Zecken, die aus Österreich und Italien stammten.

„Die von den Gämsen stammenden Virusstämme, die wir vorläufig als „Alpine chamois encephalitis virus“ (ACEV) bezeichnen, bilden mit dem Spanischen Ziegenenzephalitis-Virus eine unabhängige genetische Gruppe, die sich deutlich von den anderen Louping Ill-Viren unterscheidet“, erklärt Norbert Nowotny vom Zentrum für Pathobiologie der Vetmeduni.

Die Wissenschaftler:innen entdeckten den neu identifizierten Flavivirus-Subtyp an drei unterschiedlichen Orten in Österreich und Norditalien in einem Abstand von bis zu 390 Kilometern Luftlinie und in einem Zeitraum von mehr als sechs Jahren. Noch ist unklar, welche Folgen das Virus für Mensch und Tier haben wird. Für weiterführende Forschungsarbeiten wurde das Zellkulturisolat des neuen Virus (Alpine chamois encephalitis virus; ACEV) auf der Plattform des Europäischen Virusarchivs hinterlegt.

„Das zoonotische Potenzial dieses neu identifizierten Virus-Subtyps sowie sein Wirtsspektrum bei anderen Tierarten, einschließlich Nutztieren, muss unbedingt weiter untersucht werden. Sollten etwa auch Ziegen oder Schafe für dieses neu entdeckte Virus empfänglich sein, bestünde auch die Gefahr von Infektionen des Menschen durch den Genuss von Rohmilch-Produkten dieser Tierarten“, betont Nowotny.

Vetmeduni Wien

Wiederkehrende Dürrephasen schädigen Ökosysteme nachhaltig

Ein erheblicher Teil der Erdoberfläche ist mit Gras überzogen. Die Resilienz dieser Graslandökosysteme wird durch die Auswirkungen des Klimawandels stark gestört. Zu diesem Ergebnis führte eine neue Studie der Forschungsgruppe Funktionelle Ökologie der Universität Innsbruck.

Anhand von jahrelangen simulierten Klimaszenarien konnten die Forschenden unter der Leitung von Michael Bahn zeigen, wie sehr wiederkehrende Dürren, Erderwärmung und erhöhte CO2-Konzentration in der Atmosphäre sich auf die Verfügbarkeit von Bodenwasser und die Pflanzenwassernutzung auswirken.

„Wir haben die in künftigen Klimaszenarien erwarteten Veränderungen von drei zentralen Faktoren simuliert: Erwärmung, erhöhte atmosphärische CO₂-Konzentrationen und Dürre. Dabei haben wir die Effekte sowohl einzeln als auch in verschiedenen Kombinationen untersucht“, erklärt Michael Bahn. 

Die Analysen zeigten, dass sich die Bodeneigenschaften bei wiederholter Dürre stark veränderten. Erhöhte Wärme führt zusätzlich zu einem generellen Feuchtigkeitsverlust im Boden.

„Unsere Studie zeigt auch, dass erhöhte CO2-Werte in der Atmosphäre kurzfristig positive Effekte haben können, etwa eine schnellere Erholung nach Dürrephasen. Diese Effekte werden jedoch durch die negativen Auswirkungen der zunehmenden Erwärmung und Dürre auf die Bodeneigenschaften überlagert“, so Bahn. Die Wechselwirkungen zwischen Boden und Pflanzen zeigten sich viel komplexer als bisher angenommen, so der Wissenschaftler weiter. „Dies hat erhebliche Auswirkungen auf die Fähigkeit von Ökosystemen, Dürreperioden zu überstehen und sich davon zu erholen“, fasst Bahn zusammen.

Die Ergebnisse der Studie zeigen einmal mehr, wie wichtig es ist, Strategien zu entwickeln, um die Resilienz von Ökosystemen gegenüber Klimaveränderungen zu stärken und globale Bemühungen im Klimaschutz voranzutreiben, lautete das Fazit der Innsbrucker Forschenden.

Universität Innsbruck

Jetzt für Young Scientist Award 2025 bewerben

Mit dem ABCD & Boehringer Ingelheim Young Scientist Award 2025 zeichnet innovative und herausragende Arbeiten junger Wissenschaftler auf dem Gebiet der felinen Infektionskrankheiten und/oder angewandten Immunologie aus. Der Preisträger erhält neben einer Urkunde die kostenfreie Teilnahme an einem wissenschaftlichen Kongress nach Wahl, einschließlich Reisekosten und Unterkunft. Hier wird er oder sie auch einen kurzen Vortrag halten oder ein Poster mit seinen/ihren Forschungsergebnissen präsentieren. 

Der Preis wird vom European Advisory Board on Cat Diseases (ABCD) während des World Feline Congress verliehen, der vom 27. bis 29. Juni 2025 in Edinburgh, Großbritannien, stattfindet.

Bewerben können sich Veterinärmediziner:innen oder Biolog:innen bis zu einem Alter von 35 Jahren, die einen originellen Beitrag im Bereich der felinen Infektionskrankheiten und/oder Immunologie geleistet haben, der in einem referenzierten Fachjournal veröffentlicht oder zur Veröffentlichung angenommen wurde. Alternativ kann dieser 2022 oder später von einer anderen prüfenden Instanz akzeptiert worden sein. Die Bewerber:innen sollten ihren Wohnsitz in Europa haben. Bewerbungsschluss ist der 15. März 2025.

Die Bewerbung sollte auf Englisch und in elektronischem Format erfolgen und einen kurzen Abstract (maximal 500 Wörter) der einzureichenden Arbeit, einen kurzen Lebenslauf sowie zwei persönliche Referenzen enthalten. Relevante Veröffentlichungen und/oder Dissertationen zum Thema sollten ebenfalls beigefügt werden. 

Zum Bewerbungsformular >>>

Antibakterielle Wirkung von Austern entdeckt  

Zahleiche infektiöse Bakterien haben im Laufe der Zeit Resistenzen gegen herkömmliche Antibiotika entwickelt. Sofern nicht bald wirksame neue antibiotische Mittel entwickelt werden, könnten bis zu 40 Mio. Menschen bis zum Jahr 2050 an antimikrobiellen Resistenzen sterben, erklärt die Forscherin Kirsten Benkendorff von der Southern Cross University. Deshalb wird fieberhaft nach neuen antibakteriell wirksamen Substanzen gesucht.

Gemeinsam mit weiteren Wissenschaftler:innen hat Benckendorff ein Protein, das sogenannte Hämolymphprotein, im Blut der Steinauster entdeckt, das nicht nur Bakterien abtötet, sondern auch die Wirksamkeit einiger herkömmlicher Antibiotika gegen eine Reihe klinisch bedeutender Bakterien erhöht. Die nur in Neuseeland und Australien vorkommende Auster könnte so zu einer effektiven Waffe gegen bakterielle Infektionen werden. Die Wissenschaftlerin sieht in der Steinauster ein großes Potenzial, dass sich daraus ein sicheres und wirksames Medikament herstellen lässt.

„Die meisten Organismen verfügen über natürliche Abwehrmechanismen, um sich vor Infektionen zu schützen. Austern filtern ständig Bakterien aus dem Wasser, sodass sie ein guter Organismus sind, um nach potenziellen Antibiotika zu suchen“, so Benkendorff. Auch wenn es noch einige Zeit dauern wird, bis ein neues Antibiotikum aus Austernblut entwickelt wird, gebe diese Entdeckung Hoffnung auf natürliche Alternativen zur Behandlung von Infektionen.

Southern Cross University

Artenschutz in ökologischen Übergangszonen intensivieren

In Übergangsbereichen zwischen zwei Vegetationszonen im tropischen Regenwald ist die Artenvielfalt besonders hoch. Das konnte ein Forschendenteam aus Vietnam und Deutschland nun mit einer aktuellen Studie im Nui Chua Nationalpark (Vietnam) belegen. Die Wissenschaftler:innen konnten mit Hilfe von Wildtierkameras zeigen, dass die Vielfalt an bodenbewohnenden Säugetieren und Vögeln im halbtrockenen Wald zwischen trockenem Küstenwald und feuchten, immergrünen Regenwald am höchsten ist. Die Ergebnisse dieser Studie unterstreichen die Bedeutung des Erhalts solcher Übergangszonen für den Artenschutz.

Nachdem vor ca. sieben Jahren im Nui Chua-Nationalpark das Vietnam-Kantschil, auch vietnamesischer Maushirsch genannt, wiederentdeckt und erstmalig fotografiert worden war, führte ein wissenschaftliches Team des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW), des Southern Institute of Ecology in Vietnam und des Nationalparks zwischen 2018 und 2022 fünf Wildtierkamera-Erhebungen durch.

„Auf der Suche nach dem Vietnam-Kantschil im Park war ich überrascht von der hohen Anzahl anderer Arten, die wir in der Übergangszone fotografieren konnten“, sagt An Nguyen, Doktorand in der Abteilung für Ökologische Dynamik des Leibniz-IZW. „Das inspirierte uns dazu, über das Vietnam-Kantschil hinauszuschauen und die Gemeinschaft der bodenbewohnenden Säugetiere und Vögel im Nui Chua-Nationalpark zu untersuchen.“

So wurden zur systematischen Erfassung anderer Tiere an zahlreichen weiteren Stationen ebenso Wildtierkameras aufgestellt. „Die größte Vielfalt fanden wir nicht wie erwartet in den Regenwald-Bereichen des Parks, sondern in den halbtrockenen Übergangsbereichen zwischen dem küstennahen Trockenwald und dem hochgelegenen Regenwald“, sagt An.

Die Tatsache, dass sich die weltweit größte Population des stark bedrohten Vietnam-Kantschils wahrscheinlich in den halbtrockenen Wäldern von Nui Chua befindet, mache den Schutz dieses Lebensraums noch dringlicher, so die Forschenden in dem Fachzeitschriftenbeitrag. Über den Nui Chua-Nationalpark hinaus empfehlen sie, weitere Halbtrockenwaldgebiete in Küstenregionen Südostasiens zu identifizieren, deren Artenvielfalt zu erfassen und diesen Lebensraum auch dort zu schützen.

Leibniz-IZW

HZI koordiniert neues EU-Projekt zur Pandemievorsorge

Immer häufiger treten neue Viren auf, die mögliicherweise das Potential haben, eine Pandemie auszulösen. Dies wiederum vergrößert die Bedeutung einer soliden Pandemievorsorge. Ein neues EU-Projekt unter der Leitung des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig hat das Ziel, antivirale Therapien für neu auftretende Viren zu entwickeln.

Das neue EU-Projekt COMBINE („Comparative Signature of Marburg Virus Cell Activation as a Blueprint for the Identification of Antiviral Targets against Newly Emerging Viruses“) soll anhand des Marburg-Virus (MARV) näher beleuchten, wie Viren in Zellen eindringen und neue Ziele für antivirale Strategien identifizieren.

„Wir werden eine Kombination aus innovativen Ansätzen anwenden, um die Signatur der Virus-Zell-Aktivierung zu identifizieren, die Mechanismen der Virusbindung und des Viruseintritts zu charakterisieren und neuartige Inhibitoren und Impfstoffkandidaten zu entwickeln. Unter Verwendung des Marburg-Virus als hochpathogenes BSL-4-Modellvirus bietet dieser neuartige Ansatz einen umfassenden Einblick in den Viruseintrittsprozess, wobei zwischen der anfänglichen Anheftung und der anschließenden zellulären Aktivierung und Internalisierung unterschieden wird“, sagt Projektkoordinator Prof. Christian Sieben, Leiter der Forschungsgruppe „Nanoinfektionsbiologie“ am HZI.“

Das Projekt wird nicht nur entscheidende Erkenntnisse über den Zelleintritt von MARV liefern, sondern auch eine innovative experimentelle Pipeline zur Identifizierung und Bekämpfung von Proteinen entwickeln, die am Anheftungsprozess des Virus beteiligt sind; ein entscheidender Faktor bei der Bekämpfung von Virusausbrüchen. Zudem streben die Wissenschaftler:innen die Schaffung eines vielseitigen, anpassungsfähigen Bauplans an, der länderübergreifende Kooperationen zur Entwicklung neuartiger Medikamente und Impfstoffe gegen neu auftretende Viren erleichtert. Die im Rahmen des Projekts durchgeführten Forschungsarbeiten werden daher nicht nur das Wissen über den Zelleintritt des Marburg-Virus und die therapeutischen Möglichkeiten erweitern, sondern auch eine Technologie-Pipeline schaffen, die schnell auf andere neu auftretende Viren angewendet werden kann, heißt es in einer Presseerklärung des HZI.

HZI

Tötung von überzähligen Zootieren als nachhaltiger Ansatz empfohlen

Tiere, die in zoologischen Einrichtungen gehalten werden, erreichen immer häufiger ein sehr viel höheres Alter als ihre Artgenossen in der Wildnis. Da der Platz in den Zoos jedoch begrenzt ist und eine Auswilderung mit speziellen Programmen sowie einem geeigneten Lebensraum verbunden ist, haben sich viele Einrichtungen für die Beschränkung der Nachzucht entschieden.  

Ein Forschungsteam unter der Leitung der Universität Zürich (UZH) aber plädiert für ein Umdenken. In einer Stellungnahme raten die Expert:innen zu fachgerecht durchgeführten Tötungen von überzähligen Tieren, um ihre fortpflanzungsfähigen Populationen zu erhalten und das Bewusstsein für die Herausforderungen des Artenschutzes schärfen, sowie Tierwohl und Klimabilanz zu verbessern.

„Wir halten dies für ein rationales und verantwortungsvolles Populationsmanagement. Zudem kann dieser Ansatz den Zoos dabei helfen, ihren Bildungsauftrag zu erfüllen“, erklärt Marcus Clauss vom Universitären Tierspital der UZH. „Fortpflanzung ist ein Grundbedürfnis von Tieren. Ohne Reproduktion wird ihnen einer ihrer wichtigsten evolutionären Antriebe genommen“, so Clauss weiter.

„Zoos können dazu beitragen, das öffentliche Verständnis für den natürlichen Lebenszyklus von Tieren zu fördern. Indem sie den Tod von Tieren an den Rand drängen, halten Zoos jedoch unrealistische Erwartungen an das Leben in der Wildnis aufrecht“, ergänzt Mitautor Andrew Abraham von der Universität Aarhus. Elementar sei es, dass die Zoos fortpflanzungsfähige Populationen und das Wissen über die Aufzucht von Jungtieren erhalten.

Die Forschenden erklären, dass überzählige Tiere getötet werden dürfen, um den Weg für mehr Geburten in den Zoos zu ebnen. Ein weiterer Vorteil: So könnten Raubtiere mit bis zu 30 Prozent des Fleisches von Tieren aus der eigenen Einrichtung versorgt werden. Gleichzeitig könnten sowohl die Kohlenstoffemissionen als auch der Bedarf an kommerziell geschlachtetem Vieh reduziert werden. Um die öffentliche Wahrnehmung zu verändern und die Akzeptanz von langfristigen, nachhaltigen Ansätzen zu erhöhen, rät Clauss zu einer transparenten Kommunikation.

UZH