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Antibiotikaresistente Erreger im Blut schneller finden

Mit einem neuen Verfahren könnten antibiotikaresistente Erreger in Blutproben schneller entdeckt werden. Bislang dauert dieses Prüfungsverfahren mindestens zwei Tage, meist sogar länger. Während der Wartezeit werden allerdings häufig Breitband-Antibiotika verabreicht, um die Behandlung nicht weiter zu verzögern. Das wiederum lässt die Anzahl der resistenten Bakterienarten schneller anwachsen.

„Der häufige Einsatz dieser Medikamente erhöht den Selektionsdruck auf die Bakterien und resistente Arten überleben“, erklärt Oliver Riester.  Der Doktorand an der Hochschule Furtwangen hat gemeinsam mit seinem Doktorvater Prof. Dr. Hans-Peter Deigner ein Verfahren entwickelt, das eine Überprüfung auf Antibiotika-Resistenzen auf ca. 5-10 Stunden verkürzen kann. Anstatt die Blutproben zu inkubieren, wendet der Forscher verschiedene elektrochemische Verfahren an, unter anderem die sogenannte Elektrochemische Impedanzspektroskopie (EIS). Damit wird Strom durch die Blutprobe geleitet und dabei wird die Änderung der Impedanz ausgelesen. „Wenn sich die Bakterien vermehren, verändert sich der Wechselstromwiderstand. Diese Änderung kann man messen. Für die Auswertung habe ich extra einen Algorithmus programmiert“, berichtet Riester stolz. 

Der Doktorand und sein Doktorvater haben das Verfahren bereits zum Patent angemeldet und warten auf die Rückmeldung. Allerdings könnte der Bewilligungsprozess bis zu sieben Jahre dauern. „In der Regel sind einige Nachkorrekturen erforderlich, was den Prozess oft langwierig macht“, weiß Professor Deigner, der selbst ungefähr 20 Patente hält. „Als nächster Schritt steht der „Proof of Concept“ an, dabei wird mit echten Proben aus dem Krankenhaus getestet“, verspricht Riester. „Bis unser Produkt marktreif ist, wird es also noch etwas dauern“.

Mehr Informationen und Ratschläge zur Antibiotikaminimierung im Stall bietet auch das Projekt VetMAB.de, das zahlreiche anerkannte Online-Fortbildungen für Landwirt:innen und Tierärzt:innen zu dieser Thematik anbietet. Zudem können sich Tierärztinnen und Tierärzte unter Myvetlearn.de in Bezug auf die Antibiotikaminimierung bei Masthähnchen, Legehennen und Puten sowie bei Rindern und Schweinen fortbilden. Für Studierende der Veterinärmedizin sind die VetMAB-Module kostenfrei zu belegen.

HS Furtwangen

EU will Entwicklung von neuen Antibiotika fördern

Die weltweit steigende Zahl von Resistenzen gegen antimikrobielle Arzneimittel ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass Antibiotika zu häufig, zu kurz oder zu niedrig dosiert bei Mensch und Tier angewendet werden. Zum Beispiel setzen Menschen sie auch bei Infektionen ein, die durch Viren ausgelöst wurden, obwohl sie dagegen nicht wirksam sind.

Von Antibiotikaresistenz sprechen Expert:innen, wenn die krank machenden Bakterien durch das Antibiotikum nicht abgetötet werden können. Nach Plänen des Europaparlaments soll einerseits der Umgang mit Antibiotika verbessert werden, andererseits soll die Entwicklung neuer Präparate angekurbelt werden. Dazu haben die Abgeordneten in der vergangenen Woche in Brüssel ihre Position zu einer umfassenden Reform der EU-Pharma-Gesetzgebung festgelegt, wie das Parlament mitteilte. So sollen Markteintrittsprämien und Zahlungen für die Erreichung von Etappenzielen eingeführt werden, um die Forschung und die Entwicklung neuartiger antimikrobieller Mittel zu fördern (z. B. finanzielle Belohnung in der Frühphase, wenn bestimmte FuE-Ziele vor der Marktzulassung erreicht werden). Diese würden durch ein Abonnementen-Modell im Rahmen freiwilliger Vereinbarungen über die gemeinsame Beschaffung ergänzt werden, um Investitionen in antimikrobielle Mittel zu fördern.

„Diese Überarbeitung ebnet den Weg zur Bewältigung kritischer Herausforderungen wie Arzneimittelknappheit und Antibiotikaresistenz“, sagte der SPD-Abgeordnete Tiemo Wölken, der das Vorhaben auf Seiten des Parlaments mitverhandelt. Das Vorhaben geht auf einen Vorschlag der EU-Kommission zurück und muss noch mit den EU-Staaten final ausgehandelt werden. Die Verhandlungen dazu werden allerdings frühestens nach der Europawahl am 9. Juni 2024 beginnen.

Mehr Informationen und Ratschläge zur Antibiotikaminimierung im Stall bietet auch das Projekt VetMAB.de, das zahlreiche anerkannte Online-Fortbildungen für Landwirt:innen und Tierärzt:innen zu dieser Thematik anbietet. Zudem können sich Tierärztinnen und Tierärzte unter Myvetlearn.de in Bezug auf die Antibiotikaminimierung bei Masthähnchen, Legehennen und Puten sowie bei Rindern und Schweinen fortbilden. Für Studierende der Veterinärmedizin sind die VetMAB-Module kostenfrei zu belegen.

Schweizerbauer

Infektionskrankheiten bei Schweinen dank Impfstoffen verringert

Dank der stetigen Entwicklung von Impfstoffen und Arzneimitteln hat sich die Gesundheit von Schweinen in den vergangenen Jahrzehnten stark verbessert. Die veterinärpharmazeutische Industrie hat mit ihren zahlreichen Innovationen und Entwicklungen vielen Infektionskrankheiten den Schrecken genommen. Auf der ganzen Welt haben früher Krankheiten wie die Enzootische Pneumonie (EP) oder die porzine proliferative Enteropathie (Ileitis) für massive Verluste gesorgt. Krankheiten wie die Klassische Schweinepest (KSP) und die Aujeszky’sche Krankheit, die in den 90er Jahren noch verbreitet waren, wurden in Deutschland auch dank der Impfung getilgt. Weiterhin konnten die Verluste durch das Porzine Respiratorische und Reproduktive Syndrom (PRRS) und das Porzine Circovirus Typ 2 (PCV2) durch den Einsatz von Impfstoffen kontinuierlich gesenkt werden. Zudem haben diese und andere Infektionskrankheiten das Tierwohl der Schweine stark beeinträchtigt.

Impfungen haben neben der Vorsorge auch den Nutzen, dass Medikamente zur Behandlung eingespart werden können.  Ein deutlich reduzierter Einsatz von Antibiotika trägt wiederum zu einer Minimierung von Resistenzen bei. Um die Immunität sowie die Verabreichung und die Arbeitswirtschaftlichkeit der Landwirt:innen zu verbessern, haben die Pharmaunternehmen zudem vermehrt an neuen Applikationsmöglichkeiten und Kombinationsimpfstoffen bzw. kombinierbaren Komponenten geforscht, wie der Bundesverband für Tiergesundheit (BfT) mitteilt.

Um die Minimierung von Antibiotikaresistenzen geht es auch auf VetMAB.de. Das Portal bietet Tierärzt:innen und Landwirt:innen zahlreiche Online-Fortbildungen, die das Ziel haben, die Haltungsbedingungen und damit die Tiergesundheit zu verbessern und so den Einsatz von Antibiotika bei Nutztieren zu reduzieren.

Auf Myvetlearn.de können sich Tierärzt:innen zudem mit dem Grundkurs für Tierärzte zur Erlangung des besonderen Fachwissens gemäß § 7 (2) SchHaltHygV online fortbilden und sich spezielles Fachwissen im Bereich einschlägiger tierseuchenrechtlicher Vorschriften, seuchenprophylaktischer und betriebshygienischer Maßnahmen und der Epidemiologie aneignen. Diese internetbasierte Fortbildung von ATF und Vetion.de vermittelt diese Kenntnisse und ist von allen Landestierärztekammern als Grundkurs zur Erlangung des besonderen Fachwissens anerkannt worden.

Mit der Gesundheit von Schweinen werden sich auch zahlreiche Vorträge, Seminare und Workshops des Weltkongress der Schweinetierärzt:innen (IPVS) befassen, der vom 4.-7. Juni 2024 in Leipzig stattfinden wird.

Sichtbarkeit von Tierwohl-Produkten verbessern

Zwar haben sich die meisten Menschen in Deutschland für mehr Tierwohl ausgesprochen, mehr dafür bezahlen möchten jedoch nur wenige. Die verkauften Mengen an Produkten aus artgerechter Tierhaltung in den Supermärkten sind nämlich gering. Tierwohl-Lebensmittel gehören leider in den Sortimenten vieler Supermärkte noch immer zu Nischenprodukten.

Sanfte Anstöße, das sogenannte „Nudging“, könnten helfen, das Kaufverhalten der Konsument:innen zu lenken. Das geht aus einer Studie der Universität Bonn und der Technischen Universität München hervor. Die Forschenden haben mit Hilfe von virtuellen Supermärkten untersucht, inwiefern „Nudging“ den Verkauf von Produkten aus artgerechter Tierhaltung beeinflussen könnte. „Wir haben daher getestet, ob eine erhöhte Verfügbarkeit und Sichtbarkeit von Tierwohl-Produkten dazu führen, dass sie vermehrt gekauft werden“, erklärt Dr. Nina Weingarten vom Institut für Lebensmittel- und Ressourcenökonomik der Universität Bonn.

In dem Versuch wurden die Testpersonen in zwei Gruppen eingeteilt. Während die eine Testgruppe in einem herkömmlichen virtuellen Supermarkt einkaufen ging, wurden die Testpersonen der zweiten Gruppe durch Nudging-Elemente wie Bodenmarkierungen in Form von Fußspuren und großen Aufstellern gezielt zu den Tierwohl-Produkten gelenkt. Diese Gruppe griff im Schnitt doppelt so häufig zu Tierwohl-Produkten wie die Vergleichsgruppe. Da sowohl die Kaufentscheidung als auch die Bezahlung der gewählten Produkte rein hypothetisch blieben, ist nicht klar, inwieweit sich die Ergebnisse auf wirkliche Einkäufe übertragen lassen. Dazu sind weitere Studien nötig, so Weingarten.

 „Viele Menschen achten beim Einkauf stark auf den Preis, und der ist bei Tierwohl-Produkten in der Regel deutlich höher“, erklärt Dr. Monika Hartmann, die an der Universität Bonn die Abteilung Marktforschung der Agrar- und Ernährungswirtschaft leitet. „In unserem Experiment könnte man jedoch vermuten, dass dies eine geringere Rolle spielt, da der Kauf virtuell blieb.“ Immerhin zeigen die Daten der Studie aber, dass preisbewusste Kund:innen auch an der digitalen Ladentheke seltener zu den teureren Tierwohlprodukten griffen als weniger preisbewusste. Sie verhielten sich also ähnlich, wie es auch in der Realität zu erwarten gewesen wäre.

Uni Bonn

Studie unterstreicht Bedeutung des Schutzes von Fledermäusen

Der Rückgang der Artenvielfalt beeinflusst auch die die Ausbreitung von potenziell zoonotischen Krankheitserregern. Das geht aus einer aktuellen Studie der Universität Ulm hervor. Die Forschenden aus Deutschland, Tschechien, Australien und Ghana untersuchten die Verbreitung von Coronaviren im Zusammenhang mit Fledermauskolonien in Ghana. In dem westafrikanischen Land ist besonders die Vielfalt von Fledermauspopulationen sehr groß, die jedoch durch den immer kleiner werdenden Lebensraum stark zurückgeht. Die Biolog:innen analysierten über 2 Jahre die Auswirkungen der Zusammensetzung von höhlenlebenden Fledermausgemeinschaften auf die Verbreitung von Coronaviren. Mit Hilfe von morphologischen und genetischen Analysen konnten die Wissenschaftler:innen feststellen, welche Fledermausarten in den untersuchten Populationen vorkommen und welche davon häufiger mit Krankheitserregern infiziert sind. 

„Bei unserer Untersuchung kam heraus, dass in weniger vielfältigen Fledermausgemeinschaften nur die besonders störungstoleranten Arten noch häufig anzutreffen waren. Und ausgerechnet diese gehören zu den “kompetenten” Arten, die anfälliger für die untersuchten Viren sind und diese gut übertragen“, sagt Professorin Simone Sommer, Leiterin des Instituts für Evolutionäre Ökologie und Naturschutzgenomik der Universität Ulm, die die Studie koordiniert hat. Innerhalb dieser Fledermausgemeinschaften ist das Infektionsrisiko angestiegen. Beobachtet wurde dieses Phänomen unter anderem für zwei besondere Coronaviren-Varianten: für die sogenannte Alpha-CoV 229E-like Variante, die einem menschlichen Erkältungsvirus ähnelt, als auch für die Variante Beta-CoV 2b, die mit dem SARS-Erreger verwandt ist.

„Alles in allem stützen unsere Ergebnisse das sogenannte “One Health”-Konzept. Dieses besagt, dass es eine enge Verbindung zwischen Umweltschutz, Tiergesundheit und menschlicher Gesundheit gibt“, betont Sommer. Die Studie zeigt einerseits, dass menschliche Störungen in den Lebensräumen von Wildtieren die Verbreitung von Krankheitserregern begünstigen könnten. Andererseits belegen die Untersuchungen, dass der Erhalt und Schutz der Lebensräume von Fledermäusen ein wichtiger Beitrag zur Integrität unserer Ökosysteme sein und zur Vorbeugung von Pandemien beitragen kann.

Universität Ulm

KI-Tools geben keine zuverlässigen medizinischen Ratschläge

Künstliche Intelligenz (KI) kann die medizinische Behandlung und Beratung durch Ärzt:innen nicht ersetzen. Zu diesem Schluss kamen Forschende der Cleveland Clinic Foundation. Andrei Brateanu und sein Team hatten 56 Fragen an OpenAIs GPT-4 und Gemini gerichtet. Beides sind multimodale Sprachmodelle, die Text aus Texteingaben und visuellen Eingaben generieren können. Lediglich 28,6 Prozent der Antworten von GPT-4 waren richtig, 28,6 Prozent ungenau und 42,8 Prozent teilweise richtig, aber unvollständig. Auch wenn das Sprachmodell Gemini deutlich besser abgeschnitten hat (53,6 Prozent der Antworten waren richtig, 17,8 Prozent ungenau und 28,6 Prozent teilweise richtig), ist der Anteil der falschen bzw. ungenauen Antworten zu hoch.     
„Große Sprachmodelle bieten medizinische Informationen an, die logisch und überzeugend aussehen, auch wenn sie ungenau oder falsch sind. Daher hielten wir es für wichtig, die Antworten von LLMs mit den Daten anerkannter medizinischer Organisationen zu vergleichen. Dieser Vergleich trägt dazu bei, die Zuverlässigkeit der medizinischen Informationen zu überprüfen, indem sie mit vertrauenswürdigen Gesundheitsdaten abgeglichen werden”, erklärt Brateanu.

Den Grund für den hohen Anteil der falschen Antworten sehen die Forschenden in den mathematischen Algorithmen. Die Ergebnisse des Tests zeigen, wie wichtig es sei, bei medizinischen Infos aus KI-Quellen vorsichtig und kritisch zu sein, so Brateanu. Er empfiehlt jedoch dringend, KI-Tools zu entwickeln, die zuverlässige medizinische Ratschläge geben können.  

Pressetext

Anthropozoonosen deutlich zahlreicher als Zooanthroponosen

Bei den Zoonosen unterscheidet man zwischen Zooanthroponosen und Anthropozoonosen. Während bei den Zooanthroponosen die Infektionserreger vom Tier auf den Menschen übertragen werden, steckt der Mensch bei den Anthropozoonosen das Tier an. Obgleich viele Erreger von Infektionskrankheiten beim Menschen aus dem Tierreich stammen, werden doch viel häufiger Tiere von Menschen angesteckt, als Menschen von Tieren, wie ein Forschungsteam um Cedric Tan vom University College London (UCL) im Fachjournal “Nature Ecology & Evolution” schreibt.

Dazu werteten die Wissenschaftler knapp zwölf Millionen virale Erbgutsequenzen aus, um zu rekonstruieren, welche Viren von einem Wirt auf eine andere Wirbeltierart übersprangen. Demnach gab es etwa doppelt so viele “Sprünge” (Spillover) vom Menschen auf Tiere als vom Tier zum Menschen.

Die Analyse zeigte auch, dass die Wirtssprünge im Mittel mit einer Zunahme der genetischen Veränderungen im Virus einhergehen und belegen die Anpassungsfähigkeit der Viren an neue Wirte. Bei Viren, die bereits viele Tierarten infiziert haben, seien die Veränderungen bei einem neuen Spillover geringer. Doch werde das Ausmaß der Sprünge zwischen Tierarten noch weit unterschätzt, da der Fokus der Virusüberwachung auf jenen Erregern liege, die den Menschen betreffen. Diesen Blick zu weiten, könne jedoch helfen, in der Zukunft drohende Pandemien zu verhindern.

n-tv

US-Firma erschafft Elefant-Mammut-Hybriden

Gemäß den Plänen amerikanischer Wissenschaftler:innen sollen schon bald Elefant-Mammut-Hybride geboren werden. Die Forschenden des US-Unternehmens Colossal Biosciences arbeiten aktuell daran, Elefanten mit Merkmalen eines Wollhaarmammuts mit Hilfe von Genscheren zu erschaffen. Die Grundlage ihres Projektes bilden Stammzellen von Asiatischen Elefanten. Diese induzierten pluripotenten Stammzellen können in sämtliche andere Zellen umgewandelt werden, einschließlich Ei- und Samenzellen.

Die biotechnische Erzeugung der Elefant-Mammut-Hybride setzt eine künstliche Befruchtung sowie die Entwicklung einer künstlichen Gebärmutter voraus. Auch ist noch nicht sicher, ob die Zelllinien überhaupt stabil wachsen können. Alles in allem gleicht dieses Projekt einem gentechnisch komplexen Puzzlespiel. Das Biotech-Start-up plant zudem, die Hybriden in Sibirien anzusiedeln, wo sie den Schnee feststampfen und so das Auftauen der Böden erschweren sollen. Folglich würden weniger Treibhausgase in die Atmosphäre freigesetzt werden, was wiederum den Klimawandel verlangsamen könnte.

Allerdings bräuchte es Hunderte oder sogar Tausende solcher “Kreaturen”, um einen spürbaren Effekt erzielen zu können, wie Beth Alison Shapiro,  Evolutionsbiologin an der University of California in Santa Cruz, erklärt: „Wenn wir die globale Erwärmung und das Freisetzen von Methan in die Atmosphäre wirklich verlangsamen wollen, sollten wir uns auf wirksamere Strategien konzentrieren.” Eine kurzfristige Lösung sei die Methode des Start-ups jedenfalls nicht.

Auch aus ethischer Hinsicht stellt sich die Frage, ob es vertretbar ist, Tiere zu kreieren oder zu rekreieren, die vor Jahrtausenden lebten und deren Lebensraum gar nicht mehr existiert. Prof. Thomas Bernd Hildebrandt vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung betont: „Prinzipiell, muss man sagen, ist das eine großartige wissenschaftliche Herangehensweise. Aber für den Artenschutz spielt sie keine Rolle.”

Tagesschau

Dengue-Bekämpfung mittels Drohnen und genmanipulierten Mücken

Die ursprünglich aus Afrika stammende Ägyptische Tigermücke (Stegomyia Aegypti) hat sich inzwischen in den gesamten Tropen und Subtropen ausgebreitet. Nach Expertenmeinungen haben sich die Stechmücken aber auch schon in Südspanien, Griechenland und Italien sowie anderen europäischen Ländern angesiedelt. Problematisch sind diese Mücken, weil sie Krankheiten wie Malaria oder oder Denguefieber übertragen, was zu einem immer größeren Problem wird. Auch in Brasilien wächst das Gesundheitsrisiko stetig.

Daher plant die Brasilianische Landwirtschaftsforschungsgesellschaft EMBRAPA nun die Bekämpfung der Stechmücken mit Hilfe von Drohnen. Diese sind bestückt mit genmanipulierten männlichen Mücken, die tausendfach während der täglichen Flüge freigesetzt werden. Die genetische Veränderung sorgt dafür, dass ihre Nachkommen nicht lebensfähig sind und als Larven oder Puppen sterben. Eine entsprechende Methode, bei der die Mücken radioaktiver Strahlung ausgesetzt werden, haben die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA) und die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO gemeinsam entwickelt.

Die Drohnen besitzen einen speziellen Behälter, in dem die sterilen Männchen an Orte transportiert werden, die nicht mit Fahrzeugen erreicht werden können. Täglich können bis zu 300.000 Mücken freigesetzt werden. Auf diese Weise könnte die Population der Mücken innerhalb von 3 bis 4 Wochen um 90 Prozent reduziert werden. Neben Tigermücken sollen auch Tsetse-Fliegen bekämpft werden, die die Schlafkrankheit übertragen.

Futurezone

KI-gestützte Impfung zur Rettung des Tasmanischen Teufels

Der Beutelteufel (Sarcophilus harrisii) ist ein Raubbeutler, der bis auf wenige Exemplare ausschließlich auf Tasmanien, einem vom Festland getrennter Bundesstaat Australiens, beheimatet ist. Das auch als Tasmanische Teufel bekannte Tier gilt als Stabilisator des australischen Ökosystems. Denn die Tiere regulieren die Population der aus Europa eingeschleppten Katzen, die eine massive Bedrohung für einheimische Tiere darstellen. Da die Raubtiere auch kranke und tote Tiere fressen, haben die Beutelteufel eine wichtige Funktion als eine Art Buschreiniger. „Die Tasmanischen Teufel sind in der Lage, einen ganzen Tierkadaver zu fressen, einschließlich aller Knochen. Das Fleisch, das Fell, alles“, begeistert sich John Hamilton vom Tasmanian Devil Unzoo.

Seit im Jahr 1996 erstmals eine unheilbare Krebserkrankung bei den Beuteltieren diagnostiziert wurde, sind Zehntausende Tiere an der Krankheit gestorben. Die Übertragung des tödlichen Krebs findet meist bei wilden Paarungskämpfen statt, bei denen sich die Tiere gegenseitig ins Gesicht beißen. Als Folge schwillt das Gesicht des betroffenen Tieres an und dieses stirbt innerhalb weniger Monate, weil die Nahrungsaufnahme stark erschwert ist.

Mit einer KI-gestützten Impfung soll den ca. 10.000-25.000 verbliebenen Tieren in Tasmanien nun geholfen werden. Professor Andrew Flies von der örtlichen Universität arbeitet aktuell an einem passenden Impfstoff. Dieser ist angelehnt an einen Vektorimpfstoff, ähnlich dem Covid-Imfpstoff von AstraZeneca, und soll das Immunsystem der Teufel stärken, um sie so besser vor dem Krebs zu schützen.

„Der Plan ist, den Impfstoff in einem essbaren Köder zu verstecken. In etwas das gut riecht, das sie gerne essen”, erklärt Flies. Künstliche Intelligenz (KI) soll verhindern, dass andere Tiere die Köder fressen. Dazu wird ein Foto von jedem Tier gemacht, das vor dem Futterspender steht. Erkennt die KI einen Teufel, wird maximal alle 40 Minuten ein mit dem Impfstoff versehener Köder ausgegeben. „Damit nicht der gleiche Teufel davor sitzen bleiben kann und zehn Köder hintereinander futtert”, so der Wissenschaftler. Jedoch wurde der Impfstoff bislang noch nicht an lebenden Tieren getestet, sondern nur an Zellen im Labor. Schon im Spätsommer 2024 jedoch sollen die ersten Köder verteilt werden. Die Wissenschaftler hoffen, dass der Impfstoff nicht nur vor einer Infektion schützt, sondern auch zur Behandlung des Krebses eingesetzt werden kann.

Tagesschau

Curly-Pferde sind nicht hypoallergen

American Bashkir Curly Horses, auch Curly Horses genannt, haben keine niedrigere Allergenkonzentration als andere Pferderassen. Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler:innen in Luxemburg, die umfassende Daten des Instituts für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IPA) analysiert haben. Als Grundlage für diese breit angelegte wissenschaftliche Untersuchung am Department of Infection and Immunity des Luxembourg Institut of Health dienten die Daten der Studie des IPA aus dem Jahr 2018.

Bis zuletzt galt die nordamerikanische Pferderasse mit dem gelockten Deck- und Langhaar als hypoallergen, also weniger Allergie auslösend. Eine Eigenschaft, die diese Rasse für Menschen mit einer Allergie gegen Pferdehaare deutlich besser verträglich machen würde. Die Forschenden untersuchten zahlreiche Fellproben von Curly-Pferden. Dabei stellte sich heraus, dass diese Rasse durch aus allergen ist und dass Curly-Hengste zudem eine höhere Allergenkonzentration aufwiesen als Stuten und Wallache dieser Rasse. Insgesamt variieren die individuellen Allergenkonzentrationen von Pferd zu Pferd wie auch bei anderen Rassen.

DGUV

Umweltbelastung durch Lachszucht steigt

Sogenannte Massesterbeereignisse in der Lachszucht haben in sechs der wichtigsten Herkunftsländer dazu geführt, dass Millionen an Lachsen innerhalb kürzester Zeit verendet sind. Nach Untersuchungen der University of Victoria in Kanada nehmen derartige Ereignisse seit ca. 11 Jahren stetig zu. Allein zwischen 2021 und 2022 verendeten mehr als 865 Millionen Lachse. Neben starken wirtschaftlichen Einbußen bedeuten dieses Massensterben eine zusätzliche Belastung für die lokalen Ökosysteme.

Die kanadischen Wissenschaftler:innen betrachten die zunehmende Zahl der Aquakulturen als sehr problematisch. Einerseits führten die steigenden Wassertemperaturen zu einem verschärften Sauerstoffmangel in den Becken. Andererseits fördere diese intensive Form der Haltung die Ausbreitung von Seuchen oder Parasiten wie Seeläusen, was ebenfalls zum Tod großer Teile des Bestands führen könne.

Grundsätzlich sei die Massenzucht von Lachsen in Aquakulturen bedenklich, da große Mengen an Medikamenten in die Umwelt gelangen und das Ökosystem durch die Ausscheidungen belastet wird. Die Forschenden prognostizieren eine extreme Zunahme dieser Massesterbeereignisse, wenn sich die Zuchtanlagen weiter ausweiten. Lediglich eine Reduzierung des Besatzes oder eine intensivere räumliche Trennung der Zuchtbecken könnte dem entgegensteuern.

Spektrum

Schlau trotz kleiner Gehirne

Nur ein großes Gehirn mit ausgeprägter Großhirnrinde (Kortex) sind notwendig, um Informationen detailliert zu analysieren und intelligent zu verknüpfen. Darüber waren sich Forschende seit dem Ende des 19. Jahrhunderts einig. Doch trotzdem Vögel nur kleine Gehirne und keinen Kortex haben, sind sie lernfähig und können soziale Strategien schmieden und Werkzeuge bauen. Selbst Tauben, die als weniger begabt gelten, können orthographische Regeln lernen oder Bilder nach Kategorien ordnen, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Die Forschenden Prof. Dr. Onur Güntürkün, Dr. Roland Pusch und Prof. Dr. Jonas Rose von der Ruhr-Universität können belegen, dass das Hirn von Vögeln trotz der großen Unterschiede zum Säuger-Gehirn ähnliche Leistungen erbringen kann. Die Autoren der Studie zeigen, dass Vögel in ihrer Evolution unabhängig von den Säugetieren vier ähnliche Innovationen für Intelligenz entwickelt haben. Das hängt damit zusammen, dass die Vogelgehirne sehr viel mehr Nervenzellen besitzen als bislang angenommen. Die spezialisierte Hirnstruktur der Vögel ähnelt zudem dem präfrontalen Kortex bei Säugern und ist für Abstraktion und Planung wichtig.

Vögel verfügen, genau wie Säugetiere, außerdem über ein System, mit dem mittels des Neurotransmitters Dopamin die Güte ihrer Entscheidungen dem präfrontalen System ständig rückgemeldet wird. Dies hat die ununterbrochene Anpassung der präfrontalen Rechenprozesse an sich ändernde Situationen zur Folge. Ein den Säugern ähnliches Arbeitsgedächtnis hilft Vögeln außerdem, dass sie sich kurzfristig einige Dinge merken können.

All diese neuronalen Merkmale scheinen sich beim Vogel und Säuger evolutionsbiologisch parallel und unabhängig voneinander entwickelt zu haben. Darum spricht viel für die Annahme, dass sie zu den grundlegenden Hirnmechanismen gehören, die kognitive Leistungen ermöglichen.

Ruhr-Universität Bochum

FBN auf Zukunftskurs

Das ursprünglich zuletzt vor 6 Jahren als Wilhelm-Stahl-Symposium ausgerichtete Nutztier-Forum fand am vergangenen Wochenende erstmals am Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) statt. Hier trafen mehr als 160 Wissenschaftler:innen, Politiker:innen und Praktiker:innen zusammen, um sich über die Zukunft der Nutztierhaltung auszutauschen. Die hochkarätig besetzte Tagung drehte sich in diesem Jahr in vier Themenschwerpunkten um das Schwerpunktthema Tierwohl.

„In den vier Fokusthemen Nutztierhaltung individualisieren, Nutztierhaltung in Kreisläufen gestalten, Kritische Lebensphasen von Nutztieren bewältigen und Vielfalt in der Nutztierhaltung fördern steht das Tier im Zentrum“, erklärt Prof. Dr. Klaus Wimmers, Vorstand des FBN. „Durch den verstärkt interdisziplinären, dynamischen Ansatz können unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedenste Ansätze in einem gemeinsamen Projekt zusammenführen und ermöglichen so einen ganzheitlicheren Blick auf das Nutztier, vom Genom bis zum Verhalten, von der Ernährung bis zu den Haltungsbedingungen. So können wir nicht nur inhaltlich besser zusammenarbeiten, auch die Ressourcen am FBN werden effizienter genutzt.”

In den verschiedenen Impulsvorträgen wurden Themen wie Tierschutzpolitik, gesellschaftliche Akzeptanz, neueste Forschungsansätze und Tiergesundheit diskutiert, aber auch die Notwendigkeit von Haltungsbedingungen, welche das Tierwohl stärker fokussieren, gefordert.

Mit dem Nutztierforum hat das FBN ein neues Kapitel aufgeschlagen. Zusätzlich sollen ein neues Logo, frische Farben und ein überarbeiteter Internetauftritt den zukunftsorientierten Kurs der Forschungseinrichtung repräsentieren. „Wir sind stolz auf unsere Tradition und auf das Erreichte”, fasst Prof. Dr. Klaus Wimmers zusammen. „Aber wir richten unseren Blick in die Zukunft und freuen uns darauf, die wissenschaftlichen Grundlagen für eine moderne, nachhaltige Landwirtschaft zu schaffen, die sowohl den Bedürfnissen der Tiere als auch den gesellschaftlichen Anforderungen gerecht wird.”

FBN

“WertKalb” soll Kälberproblem lösen

Die starke Nachfrage nach Bio-Milch hat zu einer Steigerung der Produktion geführt, weshalb entsprechend mehr “Bio-Kälber” zur Welt gekommen sind, für die es aber keinen entsprechenden Markt gibt. Allein in Baden-Württemberg werden jährlich mehr als 22.000 überzählige Kälber auf Bio-Betrieben geboren. „Diese Kälber erfahren weder unter ethischen noch ökonomischen Aspekten eine Wertschätzung“, bedauert Prof. Dr. Mizeck Chagunda vom Fachgebiet Tierhaltung und Tierzüchtung in den Tropen und Subtropen an der Universität Hohenheim. Zusammen mit der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU), haben Wissenschaftler:innen der Uni Hohenheim im Projekt „WertKalb“ Lösungen für das sogenannte Kälberproblem erarbeitet.

Die Forschenden kamen bei ihren Studien zu der Erkenntnis, dass die Spezialisierung zahlreicher Milchviehbetriebe zu einer Entkopplung des riesigen Milchmarkts und des vergleichsweise winzigen Fleischmarkts geführt hat. „Die Nachfrage nach Bio-Milch ist ungleich höher als nach Bio-Kalb- und -Rindfleisch“, erklärt Josephine Gresham, Koordinatorin der Projektes „Innovative Strategien für eine ethische Wertschöpfung der Kälber aus der ökologischen Milchviehhaltung“, kurz „WertKalb“. Maßnahmen, die die Forschenden entwickelt haben, beinhalten auch Wege, erst gar nicht so viele Kälber zu erzeugen. „Wenn in rund 13 Prozent der baden-württembergischen Betriebe die Zeit zwischen den einzelnen Geburten nur um drei Monate erhöht würde, kämen ca. sieben Prozent weniger Kälber auf die Welt, ohne dass die Milchleistung wesentlich verringert wird“, so Josephine Gresham. Dies ließe sich noch steigern: „Es könnten sogar 14 Prozent weniger sein, würde die Zeit um sechs Monate erhöht.“

Neben individuellen Lösungen für die Betriebe sei auch die Politik gefordert, so Gresham. Denn die Landwirt:innen benötigen besondere und sinnvolle Rahmenbedingungen. Und da vielen Menschen der Zusammenhang zwischen Milch und Rind- bzw. Kalbfleisch nicht bewusst zu sein scheint, steht zudem die Wissensvermittlung und die Aufklärung im Vordergrund, um die Nachfrage nach Kalbfleisch zu fördern. „Die Menschen sind durchaus gewillt, ihren Teil zum Tierwohl beizutragen. Aber sie brauchen Anreize und die richtige Form der Informationen“, erklärt Prof. Dr. Nanette Ströbele-Benschop vom Fachgebiet Angewandte Ernährungspsychologie.

Uni Hohenheim

Forschende identifizieren erstmals Leptospirose-Stamm in Österreich

Leptospirose ist eine Zoonose, die durch Leptospira ausgelöst wird und Menschen sowie nahezu alle Säugetiere befallen kann. Zum Teil übertragen Tiere den Erreger nur, erkranken aber selbst nicht. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist möglich. Die Symptome der Infektionskrankheit sind vielfältig. Bei Rindern kann die Leptospirose zu Fruchtbarkeitsproblemen und reduzierter Milchproduktion führen.

Einem Forscherteam unter der Beteiligung der Veterinärmedizinischen Universität Wien ist es nun in Österreich gelungen, einen Stamm zu identifizieren, der bereits in verschiedenen Wild- und Nutztieren sowie im Menschen nachgewiesen worden war.

„Wir zeigen in unserer Studie erstmals, dass Rinder in österreichischen Landwirtschaftsbetrieben das Leptospira-Bakterium in sich tragen und eine Quelle für Infektionen sein können“, erklärt Amélie Desvars-Larrive, von der Vetmeduni Wien sowie dem ebenfalls an der Studie beteiligten Complexity Science Hub (CSH). Mit ihren Untersuchungen zu der in Österreich zirkulierenden Variante des Bakteriums Leptospira haben die Wissenschaftler:innen die Grundlage für eine verbesserte Diagnostik einer zoonotischen Infektionskrankheit gelegt.

Zu ihrem Ergebnis kamen die Forschenden, nachdem sie zwei Jahre lang eine gezielte Probennahme durchgeführt und das in den Proben gefundene Bakterium kultiviert haben. Schließlich wurde das Bakterium aus besonders erfolgreichen Kulturen isoliert und am ebenfalls an der Studie beteiligten Institut Pasteur in Paris einer Genotypisierung unterzogen. „Bestimmte Teile im Erbmaterial werden dabei sequenziert, sodass der Bakterienstamm genau charakterisiert werden kann“, erklärt Desvars-Larrive.

Die Wiener Forscherin befürchtet, dass die Leptospirose, die aktuell in Österreich zwar aktuell noch als ziemlich harmlos gilt, künftig aber auch in Europa häufiger auftreten könnte. „Mit der Klimarwärmung und der einhergehenden Zunahme von Überflutungsereignissen tritt sie aber zunehmend oft in urbanen Gebieten und in Ländern mit gemäßigtem Klima auf“, erklärt die Epidemiologin abschließend.

Vetmeduni Wien

Große Pflanzenfresser müssen besser geschützt werden

Auf der ganzen Welt sorgen wildlebende große Pflanzenfresser dafür, Ökosysteme widerstandsfähiger zu machen. So schaffen Elefanten, Giraffen und andere große Pflanzenfresser strukturelle Unterschiede in der Vegetation, indem sie pflanzliche Biomasse fressen, holzige Pflanzen zerbrechen und kleinere Pflanzen zertrampeln. Zudem fördern sie eine halboffene bis offene Vegetation wie in Savannen oder Steppen, regulieren die Populationsgrößen kleinerer Tiere und haben Einfluss auf die Zusammensetzung von Tier- und Pflanzenarten.

Da die großen Pflanzenfresser immer weniger werden und teilweise vom Aussterben bedroht sind, sollten diese in Schutz- und Wiederherstellungsmaßnahmen einbezogen werden, fordern Wissenschaftler:innen der Universitäten Göttingen und Aarhus. Sie konnten in einer Meta-Analyse über sechs Kontinente zeigen, welch große Bedeutung große Pflanzenfresser für die Ökosysteme haben und dass mit ihrem Aussterben auch wichtige Funktionen des Ökosystems verlorengehen würden. Die Forschenden kamen zu dem Ergebnis, dass Pflanzenfresser-Gemeinschaften mit größeren Arten die Vielfalt der Pflanzenarten eher erhöhen, während Gemeinschaften mit kleineren Arten diese verringern. 

„In den meisten Schutzgebieten fehlen große Pflanzenfresser. Ihre Wiederansiedlung könnte diese Gebiete dynamischer gestalten und an Störungen gewöhnen“, erklärt Erstautor Jonas Trepel, Doktorand an der Universität Aarhus. „Strukturell vielfältige Ökosysteme bieten Tieren Rückzugsorte, etwa bei extremen Wetterereignissen, und ökologische Nischen für verschiedene Arten. Das kann verhindern, dass einzelne oder wenige Arten dominieren. Stattdessen können Arten mit ähnlichen ökologischen Ansprüchen koexistieren. Das macht Ökosysteme widerstandsfähiger, auch gegen die Folgen des Klimawandels.“ Prof. Dr. Johannes Kamp von der Abteilung Naturschutzbiologie der Universität Göttingen fügt hinzu: „Angesichts der enormen Bedeutung großer Pflanzenfresser ist es zum Schutz unserer Biosphäre entscheidend, die wenigen verbliebenen Arten zu schützen. Auch eine angepasste Beweidung durch Haustiere kann stellenweise positive Effekte auf die biologische Vielfalt und Ökosystemfunktionen haben.“

Georg-August-Universität Göttingen

Belastung von Versuchstieren messbar verringern

In der medizinischen Forschungsarbeit kann auf Versuche mit Tieren nicht komplett verzichtet werden. Dazu gehören unter anderem die Entwicklung von Arzneimitteln und Impfstoffen. Die Wirksamkeit und Verträglichkeit dieser Mittel müssen, bevor sie auf den Markt kommen, bei Versuchstieren getestet werden. Die Belastung dieser Tiere soll jedoch so gering wie möglich gehalten werden.

In 13 wissenschaftlichen Einzelprojekten unter der Leitung der Medizinischen Hochschule Hannover (MMH) untersucht die Forschungsgruppe (FOR) 2591 bereits seit mehr als 6 Jahren, wie Schmerz, Stress und andere Leiden und Schäden bei Versuchstieren objektiv festgestellt und gemessen werden können. Der Verbund hat eine Art Methoden-Werkzeugkiste entwickelt, die nun auf ihre Eignung in der breiten Anwendung überprüft werden soll. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) verlängert daher die Projektförderung um weitere 2 Jahre und unterstützt das Vorhaben mit insgesamt rund 3,8 Millionen Euro.

„Wir standen bislang vor dem Problem, dass viele Methoden, Belastungen der Versuchstiere zu minimieren, vor allem nach individueller Erfahrung und Bauchgefühl getroffen werden mussten“, erklärt Professor André Bleich, Leiter des Instituts für Versuchstierkunde und des Zentralen Tierlaboratoriums der MHH. Mit der neu entstandenen, standardisierten Skala lassen sich unterschiedliche Messgrößen wie Körpertemperatur, Herzschlagrate oder Aktivität der Tiere beurteilen und vergleichen. „Dieses System erlaubt uns erstmals, die Bedingungen für Versuchstiere überall nach denselben Maßstäben objektiv einschätzen und verbessern zu können“, so Bleich.  Die neue Förderphase wollen die Wissenschaftler:innen nutzen, um die neu entwickelte Methoden-Werkzeugkiste, die sich nach dem Baukastenprinzip für unterschiedliche Versuchsfragen und Tiermodelle kombinieren und anwenden lässt, Behörden, Gutachter:innen und Forschenden vorzustellen und mit ihnen kritisch zu überprüfen. „Dann werden wir sehen, ob sie den Anforderungen in der täglichen Routine genügt oder eventuell noch durch weitere Modelle und Methoden ergänzt werden muss, an die wir noch gar nicht gedacht haben.“

MMH

Aufruf zur Beobachtung von Eichhörnchen

Für ihr gemeinsames Projekt benötigen das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) und der Naturschutzbund NABU die Mithilfe von interessierten Bürger:innen. Im Zeitraum zwischen dem 15. Februar 2024 und dem 28. Februar 2025 geht es darum, wertvolle Daten über das Vorkommen und die Lebensweise von Eichhörnchen zu sammeln. Dafür sollen Bürger:innen im ganzen Bundesgebiet die flinken Nagetiere an einem festen Standort, wie dem eigenen Garten oder im Park, regelmäßig beobachten und Sichtungen auf einer Web-App melden.  

„Uns interessieren dabei aber nicht nur Sichtungen von Tieren an einem ausgewählten Standort. Für uns ist es genauso wichtig zu wissen, ob eine Fläche zu einem bestimmten Zeitpunkt kontrolliert, aber kein Eichhörnchen gesichtet wurde“, sagt Dr. Milena Stillfried, NABU-Referentin für Citizen Science. „Diese sogenannten Nicht-Sichtungen sind wichtig, um berechnen zu können, ob es regionale Unterschiede im Vorkommen und in der zeitlichen Aktivität der Tiere gibt. Die Nicht-Sichtungen geben uns wertvolle Hinweise darauf, ob die Eichhörnchen tatsächlich abwesend oder gerade nicht aktiv sind und sind eine notwendige Voraussetzung für die korrekte Analyse und Interpretation der Daten. Daher bitten wir die Teilnehmenden, uns auch zu melden, wenn sie an den von ihnen beobachteten Plätzen oder Wegen keine Eichhörnchen gesehen haben.“

Um klare Aussagen über die Populationsentwicklung der Eichhörnchen machen zu können, werden Daten zur Anzahl von Nachkommen und zur Häufigkeit von Würfen innerhalb eines Jahres benötigt, sagt Prof. Dr. Stephanie Kramer-Schadt von der Technischen Universität Berlin und Abteilungsleiterin am Leibniz-IZW. „Uns interessiert in dem nun anlaufenden bürgerwissenschaftlichen Projekt vor allem, wie sich Eichhörnchen an die zunehmende Verstädterung anpassen und ob es in Deutschland regionale Unterschiede gibt, zum Beispiel was die Anzahl der Jungtiere oder den Zeitpunkt der Fortpflanzung betrifft.“

Um Eichhörnchen und andere Wildtiere geht es auch in der vierteiligen Online-Fortbildungsreihe Wildtiere, die Myvetlearn.de jeweils für Tierärzt:innen und Tiermedizinische Fachangestellte anbietet.

NABU

Forschende rechnen künftig mit Zunahme von Kriebelmücken

Kriebelmücken (Simuliidae) sind blutsaugende Insekten, die äußerlich einer Stubenfliege ähneln, jedoch mit ihren Stichen Infektionskrankheiten übertragen können. In Deutschland sind 57 Kriebelmückenarten bekannt. Wie die Analysen von mehr als 1.500 Datensätzen aus Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen ergeben haben, unterscheiden diese sich aber in ihren Verbreitungsmustern und ökologischen Ansprüchen. Forschende der Goethe-Universität und des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums in Frankfurt haben die Kriebelmückenarten in drei biogeografische Gruppen eingeteilt und deren räumliche Verbreitungsmuster modelliert.

Die Wissenschaftler:innen erwarten auf Grund des voranschreitenden globalen Klima- und Landnutzungswandels für die nächsten Jahre eine Zunahme der Insekten, insbesondere der medizinisch relevanten Arten. Medizinisch relevante Arten zeichnen sich durch ein besonders aggressives Stechverhalten gegenüber Säugetieren und Menschen aus und treten häufig in sehr hoher Zahl auf. „Nachbarländer wie beispielsweise Polen reagieren auf dieses Massenauftreten, welches durch einen synchronisierten Schlupf der aquatisch lebenden Larven gefördert wird, damit, dass Vieh in Gebieten mit bekanntermaßen hohem Vorkommen während der betreffenden Zeiträume nur im Stall gehalten oder nur nachts auf die Weide gelassen wird. Zukünftige höhere Temperaturen könnten zu verkürzten Entwicklungszeiten, zu mehr Generationen pro Jahr und damit insgesamt zu einem häufigeren Auftreten von Kriebelmücken führen“, erklärt Erstautorin Sarah Cunze von der Goethe-Universität Frankfurt.

Die Forschenden wollen nun mit empirischen Tests im nächsten Schritt klären, inwieweit Simuliiden-Arten in der Lage sind, bestimmte Infektionskrankheiten auslösende Erreger unter den derzeit in Europa herrschenden Bedingungen zu übertragen.

Senckenberg

Zecken ohne Winterpause

Zecken sind inzwischen während des gesamten Jahres aktiv. Selbst in den kalten Monaten legen die Spinnentiere keine Pause ein. Langfristig sei mit steigenden Fallzahlen zu rechnen, auch seien sogenannte „Zecken-Jahre“ in kürzeren Abständen zu erwarten, lauteten die Kerninformationen auf der Pressekonferenz, zu der die Universität Hohenheim im Rahmen des anstehenden Zeckenkongresses eingeladen hatte.

Mit der durchgehenden Zeckenaktivität verlagern sich die Fälle von Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) weiter nach vorne. „Auch in diesem Jahr gibt es bereits erste Fälle in Baden-Württemberg und Bayern. Bei einem Vorlauf von vier Wochen bis zur Diagnose muss die Infektion mitten im Winter stattgefunden haben“, erklärte Prof. Dr. Ute Mackenstedt. Die Parasitologin von der Uni Hohenheim betont auch, dass die Zahl der FSME-Fälle im vergangenen Jahr jedoch gesunken ist. Jedoch teilt Mackenstedt mit den anwesenden Experten Prof. Dr. Gerhard Dobler und Dr. Rainer Oehme die Befürchtung, dass sich die Häufigkeit der Jahre, in denen eine hohe Anzahl an FSME-Erkrankungen gemeldet wird, steigen wird.

Die Impfung sei daher wichtiger denn je, zumal neue Forschungen eine hohe Dunkelziffer ergeben haben. „Eine Untersuchung des RKI hat gezeigt, dass bei schweren Infektionen Langzeitfolgen möglich sind. Rund zehn Prozent von über 500 befragten Patient:innen hatten auch nach über einem Jahr noch Konzentrationsschwierigkeiten, Probleme mit der Balance oder beim Gehen“, sagt Prof. Dr. Dobler. Die Zahl der Erkrankungen nehmen auch im Norden Deutschlands zu, auch wenn noch immer 85 Prozent der FSME-Fälle aus den beiden südlichen Bundesländern gemeldet werden. „Im Norden und Osten Deutschlands steigen die Fallzahlen massiv, beispielsweise in Sachsen, Brandenburg, Niedersachsen oder Thüringen. Selbst in Schweden ist ein Rekordwert verzeichnet worden“, betont Dr. Rainer Oehme.

Die Forschenden identifizieren außerdem immer mehr sogenannte Naturherde – kleine, räumlich begrenzte Gebiete, in denen viele FSME-positive Zecken vorkommen. „Diese Bereiche können z.B. die Größe eines halben Fußballfeldes haben“, so Mackenstedt. „Im Kreis Ravensburg etwa hatten wir 2007 acht solche Naturherde, 2023 waren es bereits 25.“

Neben FSME übertragen Zecken auch noch weitere Krankheitserreger wie beispielsweise Borrelien. Bei Haustieren spielen auch noch Babesien, Anaplasmen und Rickettsien eine Rolle. Ausführliche Informationen über durch Zecken übertragene Erkrankungen finden sich im Fokusthema von Vetion.de.

Uni Hohenheim

Lebenserwartung von Hunden von Größe und Schädellänge abhängig

Britische Wissenschaftler:innen haben in einer umfassenden Studie die Faktoren bestimmt, die die Lebenserwartung von Hunden beeinflussen. Die Auswertung der Daten von rund 580.000 Hunden von über 150 Rassen ergab, dass kleine reinrassige Hunde mit länglichem Schädel mit 13,3 Jahren die höchste mediane Lebenserwartung haben. Mittelgroße Hunde mit flachem Schädel werden laut Studie lediglich 9,1 Jahre (Rüde) bzw. 9,6 Jahre (Hündin) alt. Die zuchtbedingte Verkürzung des Gesichtsschädels hat Auswirkungen auf die Lebenserwartung der Hunde. So führen verschiedene Gesundheitsrisiken wie Atemprobleme bei brachycephalen Rassen zu einer Verringerung der Lebenserwartung.

Die Ergebnisse zeigten auch, dass weibliche Hunde übergreifend mit 12,7 Jahren im Durchschnitt eine etwas höhere mediane Lebenserwartung haben als männliche (12,4 Jahre). Die britischen Forschenden legten ebenfalls dar, dass entgegen früheren Studien, reinrassige Hunde mit 12,7 Jahren nach ihren Berechnungen eine höhere mediane Lebenserwartung als Mischlinge haben (12,0 Jahre).

Die genutzten Daten stammten jedoch aus verschiedenen britischen Quellen, darunter waren Tierärzt:innen, Tierschutzorganisationen sowie Tierversicherungen.

Süddeutsche

Deutschland bereitet HPAI-Impfung vor

In Deutschland soll bald gegen die hochpathogene aviäre Influenza (HPAI) geimpft werden. So können die Bestände zusätzlich geschützt werden. Ermöglicht wird die Impfung, die bislang verboten war, durch die Durchführungsverordnung 2023/361/EU. Zuständigen Behörden ist es seit Juni 2023 möglich, die Impfung von Geflügel gegen HPAIV – begleitet von strengen Überwachungsmaßnahmen – zu genehmigen. Die Ständige Impfkommission Veterinär (StIKo Vet) begrüßt diese Entscheidung uneingeschränkt, obgleich nach wie vor kein geeigneter, regulär zugelassener Impfstoff gegen aktuell zirkulierende HPAI-Viren zur Verfügung steht.

Im vergangenen Jahr wurden aber zwei rekombinante HVT-H5 Impfstoffe, Vectormune der Firma CEVA und HVT-H5 (COBRA) der Firma Boehringer Ingelheim Vetmedica, am Wageningen Bioveterinary Research Institut in Hühnern getestet.

Für den Einsatz bei Wassergeflügel stehen die Vakzinen Duck H5-SRV vaccine® von der Firma CEVA sowie Volvac B.E.S.T. AI+ND®von Boehringer Ingelheim nach der offiziellen Zulassung zur Verfügung. Beide sind in Frankreich per Ausnahmegenehmigung bei Enten bereits eingesetzt worden.

In Deutschland bereiten sich die zuständigen Behörden in einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe derzeit auf den Einsatz der zu erwartenden, regulär zugelassenen Impfstoffe vor.

FLI

Zusammenleben von Hund und Katze vorteilhaft

Ziel einer Studie der Universität Cordoba war es, mittels einer Befragung von Katzenhaltern herauszufinden, welche Faktoren das Verhalten einer Katze beeinflussen. Neben Rasse, Herkunft und Alter bei der Anschaffung sind das demnach unter anderem die allein verbrachte Zeit, das Vorhandensein anderer Haustiere und die Vorerfahrung des jeweiligen Halters. Die Ergebnisse der Studie wurden in dem Fachjournal “Journal of Veterinary Behavior” veröffentlicht.

Verhaltensprobleme bei Katzen sind einer der Hauptgründe, warum die Tiere ins Tierheim abgeschoben werden. Anhand der ausgewerteten Daten der Befragung war es den Katzenhaltern möglich, das Verhalten ihrer Katze einzuordnen.

Für die Studie wurden die Eingaben von 816 Katzenhaltern ausgewertet. Dabei waren die meisten “bewerteten” Tiere erwachsen und kastriert, wenige von ihnen reinrassig. Die Auswertung zeigte u.a., dass Kätzinnen häufiger aggressives Verhalten Fremden gegenüber zeigten als Kater. Kater sind zudem kontaktfreudiger und leichter erziehbar, dafür machen sie aber mehr “Lärm”. Außerdem konnte festgestellt werden, dass das Zusammenleben mit einem Hund sich positiv auf das Schnurren und die Spielfreude der Tiere auswirkten. Zudem zeigten solche Tiere weniger Verhaltensauffälligkeiten.

Die gefundenen Zusammenhänge sind allerdings mit Vorsicht zu betrachten, da die entsprechenden Gruppen teils sehr klein waren und die Ergebnisse darum nicht als statistisch fest gesichert anzusehen sind. Zudem kann es bei der Beantwortung des Fragebogens durch die Besitzer zu subjektiven Verzerrungen gekommen sein.

Journal of Veterinary Behavior

Plattform für mehr Biodiversität will Bürger:innen einbinden

Jeden Tag sterben Tier- und Pflanzenarten aus. Ehemals häufige Arten werden selten und Verbreitungsgebiete schrumpfen. Wissenschaftliche Erkenntnisse zu den Gründen und Empfehlungen zu Gegenmaßnahmen gibt es viele, doch die meisten bleiben unbeachtet. Nun sollen
Bürger:innen über die Plattform „BBioDiv“ stärker in die Forschung zu biologischer Vielfalt und Naturschutz eingebunden werden, da damit Strukturen zur Vernetzung an der Schnittstelle von Forschung, Bildung und angewandtem Naturschutz geschaffen werden. Die VolkswagenStiftung fördert das Vorhaben drei Jahre lang mit rund 500.000 Euro.

Prof. Dr. Johannes Kamp, Leiter der Abteilung Naturschutzbiologie der Universität Göttingen und Sprecher des „BBiodiv“-Projekts erklärt: „Als Forschende möchten wir partizipative Projekte zur Dokumentation von Biodiversitätsänderungen im Landschafts- und Klimawandel zusammen mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern entwickeln.“ Zudem habe das Projekt zum Ziel, die Artenkenntnisse unter Studierenden und in der Bevölkerung zu verbessern und anhand der Ergebnisse die Naturschutzpolitik zu beraten.

„Von der gemeinsamen Auswertung unserer biologischen Sammlungen bis zur Vermittlung von Artenkenntnis mittels künstlicher Intelligenz können wir im Projekt partizipative Wissenschaft und Bildung leben“, ergänzt Prof. Dr. Maria Teresa Aguado Molina, Direktorin des Biodiversitätsmuseums der Universität Göttingen.

Die Plattform soll nach Ende der Förderphase verstetigt werden. Das Projekt steht zudem offen für die Einbindung weiterer Partner aus Göttingen und dem Bundesgebiet.

Uni Göttingen

Wissenschaftler nutzen Moorpflanzen für Heimtiernahrung

Forschende verschiedener Einrichtungen starten ein Forschungsprojekt, bei dem aus Pflanzenteilen ehemals bewirtschafteten und jetzt renaturierten Moorflächen Tierfutter für Hunde und Katzen gewonnen werden soll. Allerdings soll die verholzte Biomasse nicht direkt als Futter- oder Lebensmittel verarbeitet werden, sondern über einen Umweg über Insekten. Die Biomasse soll in einem ersten Schritt als Futter für die Larven der schwarzen Soldatenfliege (Hermetia illucens, Black Soldier Fly, BSF) dienen. Anschließend sollen die Insekten als Ganzes oder Bestandteile, wie Proteine oder Fette, als Futter für Hunde oder Katzen zur Verfügung stehen, denn Insekten können Lignin, einen Gerüststoff von Moorpflanzen wenigstens teilweise verdauen. Nach einer speziellen Aufbereitung des Substrats könnte es jedoch von den Insekten vollständig verstoffwechselt werden. Die VolkswagenStiftung fördert das Projekt über vier Jahre mit 1,25 Millionen Euro, an dem Forschende aus dem Institut für Tierernährung und dem Institut für Lebensmittelqualität und -sicherheit der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) und des DIL – Deutsches Institut für Lebensmitteltechnik e. V. beteiligt sind.

„Moorflächen zu schützen ist ein Beitrag zum Klimaschutz. Für viele Menschen bedeutet dieser Schritt aber, dass sie ihre Flächen nicht mehr wie bisher nutzen können. In den vergangenen vier Jahrhunderten wurden sie mit viel Aufwand trockengelegt. Mit diesem Projekt möchten wir einen Beitrag leisten, den Menschen, eine Perspektive zu bieten, die ihre Flächen wegen der Klimaziele umnutzen müssen“, so Dr. Kashif ur Rehman vom DIL.

„Der Fokus wird dabei auf Hundefutter liegen, da Insektenfutter hier bislang schon am häufigsten zum Einsatz kommt. Auf Insektenprotein basierende Futtermittel für Haustiere sind vor allem für Hunde oder Katzen interessant, die gegen die gängigen Proteinträger aus der Fleischindustrie Unverträglichkeiten entwickelt haben. Außerdem sind solche Futtermittel natürlich auch für Tierbesitzerinnen und Tierbesitzer interessant, die ihre Haustiere aus ethischer Überzeugung oder aus ökologischen Gesichtspunkten nicht mit Fleischprodukten füttern möchten. Hier kann das Insektenfutter einen Kompromiss zur fleischfreien Fütterung darstellen“, ergänzt Professor Dr. Christian Visscher von der TiHo.

TiHo

Koala-Stammbaum-Genomdatenbank soll Koalabestände schützen

Ein internationales Forschungskonsortium unter Beteiligung des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) baut die größte Koala-Stammbaum-Genomdatenbank der Welt auf. Diese wird dabei helfen, die gefährdeten Koala-Bestände zu schützen, ihre Krankheiten besser zu verstehen und ihr langfristiges Überleben der Koalas zu sichern. Eine große Herausforderung für diese Tiere ist beispielsweise das Koala-Retrovirus (KoRV), welches die Anfälligkeit für bakterielle Infektionen, Leukämie und andere Krebsarten erhöht. Weltweit sind nahezu alle Koalas, ob wild lebend oder in den zoologischen Gärten, Träger des Virus. Deshalb arbeiten Wissenschaftler:innen aus mehreren biologischen und veterinärmedizinischen Disziplinen arbeiten weltweit zusammen, um das Verständnis von KoRV zu verbessern.

„Für die Gesundheit und das Wohlergehen der Tiere ist eine entscheidende Frage, ob wir die Auswirkungen von KoRV-induzierten Krankheiten auf Koalapopulationen durch Tests und Zuchtprogramme reduzieren können“, so Dr. Rachael Tarlinton von der Fakultät für Veterinärmedizin und -wissenschaft der Universität Nottingham. Die meisten Viren werden durch Infektion horizontal übertragen, sind also exogen. Sie injizieren ihren genetischen Code in die somatische Zellen eines Wirtsorganismus und veranlassen diese, Kopien des Virus herzustellen, die dann andere Wirtsorganismen infizieren können. Einige Viren injizieren ihren genetischen Code jedoch direkt in die Keimbahnzellen eines Wirtsorganismus, also in Spermien oder Eizellen. Wenn dies geschieht, kann das virale Erbgut zu einem dauerhaften Bestandteil des Genoms ihres Wirts werden: ein endogenes Virus, das vertikal von einer (Wirts-) Generation zur nächsten übertragen wird.

Die vertikale Übertragung von Retroviren ist ein relativ gängiger Vorgang, so die Forschenden. Alle lebenden Organismen, auch Menschen, haben retrovirale DNA in ihr eigenes Erbgut aufgenommen. So machen die Überreste von endogenen Retroviren acht Prozent des menschlichen Genoms aus. Bei den allermeisten Arten liegen diese viralen Integrationen jedoch Millionen von Jahren zurück und die DNA ist inzwischen so weit abgebaut, dass sie keine anderen Wirte mehr infizieren oder gesundheitliche Probleme verursachen kann. Das Koala-Retrovirus  ist ein besonderer Fall. Es hat erst in den letzten 50.000 Jahren mit der Endogenisierung in Koalas begonnen. Hinzu kommt, dass einige der KoRV noch exogene Subtypen und damit bei weitem nicht harmlos sind. Diese Subtypen bescheren wildlebenden sowie in menschlicher Obhut lebenden Koalas regelmäßig schwerwiegende Gesundheitsprobleme.

izw

Neue Erkenntnisse dank transvaginaler Endoskopie von Eileitern

Dynamische physiologische Anpassungen des Mikromilieus im Eileiter während des Brunstzyklus sind die Voraussetzung für die Entstehung und den Erhalt einer Trächtigkeit bei Rindern und anderen Tierarten. Forscher:innen der Abteilungen für Bestandsbetreuung bei Wiederkäuern sowie des Reproduktionszentrums Wieselburg der Vetmeduni Wien untersuchen erstmals immunologische Prozesse im Eileiter lebender Kühe mittels transvaginaler Endoskopie (TVE). Denn das Verständnis komplexer immunologischer Prozesse im Eileiter trägt zum Verständnis von Fortpflanzungsereignissen bei und könnte es auch ermöglichen, Fruchtbarkeitsprobleme zu identifizieren und zu verhindern und die transvaginale Endoskopie ist eine einzigartige Möglichkeit, diese physiologischen Prozesse in einem natürlichen Umfeld am lebenden zu untersuchen. Die TVE hat sich in den vergangenen 20 Jahren etabliert. Die meisten Studien, die die Bedingungen im Eileiter untersuchen, wurden an geschlachteten Tieren oder in vitro durchgeführt.

„In unserer Studie haben wir wiederholt Probenmaterial aus den Eileitern der Tiere mittels eines kleinen Bürstchens gewonnen, welches mit Hilfe der transvaginalen Endoskopie unter Sichtkontrolle in den Eileiter geführt wurde. Die Brunst der Tiere wurde synchronisiert, so dass die Tiere gezielt in der Follikel- und Gelbkörperphase des Zyklus beprobt werden konnten. Die Proben wurden dann verwendet, um das Vorhandensein polymorpher nukleärer Neutrophiler (PMN) und die mRNA-Expression ausgewählter pro-inflammatorischer Faktoren und Glykoproteine zu analysierten, von denen bekannt ist, dass sie mit Entzündungen und Fruchtbarkeit in Zusammenhang stehen“, erklärt Karen Wagener von der Abteilung Bestandsbetreuung bei Wiederkäuern der Vetmeduni.

“Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Mikromilieus des Eileiters während der Brunst in einen Zustand der Immuntoleranz übergeht, was für das Überleben der Spermien und die frühe Embryonalentwicklung wichtig sein könnte“, so Wagener.

Laut den Wissenschafter:innen stellt die transvaginalen Endoskopie eine vielversprechende Technik für künftige Studien dar, um physiologische und pathologische Geschehnisse im Eileiter zu untersuchen. Dadurch lasse sich ein besseres Verständnis der frühen Embryonalentwicklung, der Embryo-maternalen-Kommunikation und der Mechanismen, die eine Trächtigkeit verhindern, erlangen.

Embryotransfer bei Nashörnern erfolgreich eingesetzt

Weltweit ist die erste Trächtigkeit bei einer Nashorndame nach einem Embryotransfer gelungen. Der Embryo des südlichen Breitmaulnashorns wurde in-vitro aus gesammelten Eizellen und Spermien im Rahmen des geförderten BioRescue Projektes erzeugt und am 24. September 2023 in eine Leihmutter des südlichen Breitmaulnashorns in der Ol Pejeta Conservancy in Kenia transferiert. Die Eizellen wurden in-vitro durch intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) befruchtet und zu Blastozysten entwickelt.

Das BioRescue-Team unter der Leitung des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) bestätigte eine Trächtigkeit von 70 Tagen mit einem gut entwickelten und lebensfähigen, 6,4 cm langen männlichen Embryo. Leider ist die Leihmutter jedoch an einer Infektion mit Clostridien verendet.

Bislang hat das BioRescue-Team 13 Embryotransfers an Nashörnern durchgeführt, drei in Kenia und zehn in Europa. Der Embryotransfer, der bei Haustieren weit verbreitet ist, wurde bei Nashörnern noch nie versucht. Das BioRescue-Wissenschaftsteam hat diese reproduktionsmedizinische Methode in jahrzehntelanger Forschung entwickelt.

Dieser wissenschaftliche Durchbruch ebnet den Weg, dieselbe Technik auch bei den hochbedrohten Nördlichen Breitmaulnashörnern anzuwenden, um sie vor dem Aussterben zu bewahren, da es weltweit derzeit nur noch zwei Nördliche Breitmaulnashörner gibt. Beide sind weiblich: Najin und ihre Tochter Fatu. Darüber hinaus werden lebende Zellen von 12 verschiedenen Nördlichen Breitmaulnashörnern in flüssigem Stickstoff gelagert. Die letzten beiden Weibchen leben in Kenia, in der Ol Pejeta Conservancy, wo sie Tag und Nacht bewacht und gepflegt werden. Im Rahmen des BioRescue-Artenschutzforschungs-Projektes wurden seit 2019 bereits 30 Embryonen des Nördlichen Breitmaulnashorns erzeugt und kryokonserviert. Die Embryonen lagern in flüssigem Stickstoff bei minus 196 Grad Celsius in Berlin und Cremona. Sie warten auf den Embryotransfer in Leihmütter der südlichen Unterart. Mit dem jetzt gelungenen wissenschaftlichen Nachweis, dass es funktioniert („proof of concept“), kann das BioRescue-Team nun den ersten Embryotransfer mit einem nördlichen Breitmaulnashorn-Embryo durchführen.

Der Embryotransfer bei Nashörnern ist als veterinärmedizinisches und wissenschaftliches Verfahren völliges Neuland. Alle Protokolle, Methoden und technische Geräte mussten von Grund auf selbst entwickelt werden.

Das BioRescue-Forschungsprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über einen Zeitraum von sechs Jahren mit bis zu rund 6 Millionen Euro gefördert.

IZW

Schwanzwedeln wird wissenschaftlich untersucht

Mit dem Wedeln ihres Schwanzes zeigen Hunde dem Menschen, dass sie sich freuen bzw. ihre Sympathie für die Person. „Das Schwanzwedeln ist wohl eine der auffälligsten Verhaltensweisen von Tieren, die der Mensch beobachten kann“, erklärt Giulia Cimarelli. Sie gehört zu einem Team aus Forschenden der Veterinärmedizinischen Universität Wien, die Mechanismen, Entwicklung, Evolution sowie Funktion des Schwanzwedelns wissenschaftlich untersuchen. Bislang gibt es lediglich fragmentarische und widersprüchliche Antworten auf die Fragen.

Unter Beteiligung des Konrad-Lorenz-Instituts für Vergleichende Verhaltensforschung (KLIVV) der Vetmeduni haben die Forschenden in einer internationalen Review-Studie neue Erklärungsansätze aufgeführt, um endlich einen strukturierten theoretischen Rahmen zu entwickeln. Als Lösung schlagen die Wissenschafter:innen darin vor, dieses Verhalten von seinen evolutionären Wurzeln her zu untersuchen, und haben zwei Hypothesen aufgestellt, die sein häufigeres Auftreten im Vergleich zu anderen, nahe verwandten Hundeartigen (Caniden) wie Wölfen erklären sollen. Die Wiener Forschenden vermuten, dass das Schwanzwedeln während des Domestizierungsprozesses auf zwei Wegen entstanden ist: Entweder als Nebenprodukt der Selektion für andere Eigenschaften, wie z. B. Gelehrigkeit, oder als eine Eigenschaft, die direkt vom Menschen ausgewählt wurde, der sich von sich wiederholenden und rhythmischen Bewegungen angezogen fühlt.

„Wir laden dazu ein, diese Hypothesen durch neurokognitive Studien sowohl an Hunden als auch an Menschen zu testen und so nicht nur ein Schlüsselverhalten von Hunden, sondern auch die Evolutionsgeschichte charakteristischer menschlicher Eigenschaften, wie die Vorliebe für und die Wahrnehmung und Erzeugung von rhythmischen Reizen, zu beleuchten“, erklärt Cimarelli abschließend.

Vetmeduni Wien

Tierleidfreie Mähroboter technisch umsetzbar

Der Bestand des Igels – von der Deutschen Wildtierstiftung zum Wildtier des Jahres 2024 gewählt – ist in Deutschland weiterhin rückläufig. Einer der größten Gefahren für die Stacheltiere sind elektrische Gartenpflegegeräte, sogenannte Mähroboter. Diese verursachen bei den Igeln teils erhebliche Verletzungen, viele Tiere überleben einen Zusammenstoß nicht, wie Analysen des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) ergaben. Nach Berichten von Auffangstationen sind die Fallzahlen der durch Mähroboter verletzten Igel weiter gestiegen, was im Kontext der sinkenden Bestandszahlen für die Igel in Deutschland ein wachsendes Artenschutzproblem darstellt.

In drei Forschungsarbeiten befassten sich die IZW-Wissenschaftler:innen mit den Auswirkungen der Schnittverletzungen sowie den Reaktionen der Igel auf sich nähernde Mähroboter. Seit September 2022 hatte das Forschendenteam über eine geschlossene Facebook-Seite Funde von Igeln mit Schnittverletzungen gesammelt. Die Analysen ergaben, dass fast die Hälfte der gefundenen und gemeldeten Tiere (47%) die Verletzung nicht überlebten, sondern eingeschläfert werden mussten oder während der Pflege starben.

„Die Auswertung der insgesamt 370 deutschlandweit gemeldeten Fälle zeigte, dass es keine Wochentage gibt, an denen Igel besonders selten oder besonders häufig Schnittverletzungen erleiden. Dies ist ein Hinweis darauf, dass oft Mähroboter – deren Absatzzahlen von Jahr zu Jahr steigen – Ursache dieser Verletzungen sind, denn diese Geräte sind die einzigen, die legal auch sonntags benutzt werden dürfen“, sagt Dr. Anne Berger vom Leibniz-IZW, die die Sammlung der Fälle wissenschaftlich leitet. Diese Erkenntnisse sowie die Ergebnisse der Igel-Reaktionstests auf sich nähernde Mähroboter flossen in ein Testprotokoll, welches die Einordnung eines Gerätes hinsichtlich seiner Verletzungsgefahr für Igel erlauben würde. Das Team plädiert dafür, ein solches Testprotokoll auf europäischer Ebene durch das Europäische Komitee für elektrotechnische Normung (CENELEC) verpflichtend einzuführen, und damit sowohl die Verletzungsgefahr zu reduzieren, als auch eine evidenzbasierte Aufklärung der Konsumenten zu ermöglichen.

Da Igel auch immer häufiger in den Tierarztpraxen vorgestellt werden, können sich Tierärzt:innen mit dem Einsteigerkurs Igel auf Myvetlearn.de online fortbilden. In dieser Online-Fortbildung geht es um den Igel als Patienten in der Tierarztpraxis. Lernen Sie die Besonderheiten des vermutlich am häufigsten in der Praxis vorgestellten Wildsäugers kennen, um ihm in Behandlung und Diagnostik gerecht werden zu können.

IZW

Säugetiere in der Antarktis erstmals mit dem Geflügelpestvirus infiziert

Nachdem die Geflügelpest im Oktober vergangenen Jahres erstmals bei Vögeln in der Antarktis-Region festgestellt wurden, haben britische Forschende das gefährliche und hochpathogene H5N1-Virus auch bei Säugetieren in dem Gebiet nachgewiesen. Wie die Umweltbehörde Animal Plant Health Agency (Apha) mitteilte, habe man den Erreger bei See-Elefanten und Seebären auf der Südgeorgien vorgelagerten Insel Bird Island gefunden. Bei Albatrossen und Riesensturmvögeln hingegen haben die Wissenschaftler:innen das H5N1-Virus noch nicht nachweisen können. Es gebe auch noch keine Berichte über überdurchschnittliche Sterberaten bei Pinguinen, hieß es. Nun befürchten die Forschenden, dass sich die Geflügelpest weiter in dem sehr delikaten und einzigartigen Ökosystem der Antarktis ausbreiten könnte.

Zuvor war der Erreger bei anderen Säugetierarten aufgetreten, wie zum Beispiel bei Robben in Europa und Amerika sowie bei Nerzen in Nordspanien. Zuletzt wurde das Virus bei einem toten Eisbären im Norden Alaskas diagnostiziert, nachdem dieses bei Braunbären, Schwarzbären und Rotfüchse in dem Land nachgewiesen worden war. Alaskas Umweltbehörde sieht in der ersten nachgewiesenen Infektion eines Eisbären eine weitere Bedrohung für die ohnehin schon gefährdete arktische Art.

Proplanta

MDR

Antibiotika sind nicht der einzige Faktor für Resistenzbildungen

Die Zahl der Antibiotikaresistenzen nehmen weltweit zu. Zahlreiche Forschungsprojekte widmen sich Gründen für und der Verhinderung von weiteren Resistenzen. So hat ein internationales Team von Forschenden erstmals die Auswirkungen von Antibiotika auf den Anstieg von behandlungsresistenten Bakterien untersucht und herausgefunden, dass Antibiotika nicht allein für die Entstehung von Resistenzen verantwortlich sind. Der Erfolg der Antibiotikaresistenzgene hängt auch vom genetischen Erbgut der Bakterien ab, die sie übertragen. Die Forschenden des Wellcome Sanger Institute, der University of Oslo und der University of Cambridge haben sich bei ihren Untersuchungen auf E.coli-Stämme konzentriert, die in den vergangenen 20 Jahren in Großbritannien und Norwegen diagnostiziert wurden, und mehr als 700 neue Blutproben mit fast 5.000 zuvor bereits sequenzierten Bakterienproben verglichen. Laut der neuen Studie konnten große Unterschiede zwischen den beiden Ländern festgestellt werden.

Die Wissenschaftler:innen kamen zu der Schlussfolgerung, dass der weitverbreitete Einsatz einer Art von Antibiotika in verschiedenen Ländern nicht die gleichen Auswirkungen auf die Ausbreitung von antibiotikaresistenten Bakterien hat. So wurde zum Beispiel mit Beta-Lactam-Antibiotika eine Klasse dieser Medikamente in Großbritannien pro Person durchschnittlich 3-5mal häufiger eingesetzt als in Norwegen, was mit deutlich häufiger auftretenen Infektionen mit einem bestimmten mehrfach resistenten Stamm von E.coli einherging. Das in Großbritannien häufiger zum Einsatz gekommene Trimethoprim verursacht hingegen sehr viel seltener Resistenzen. Laut der Studienergebnisse hängt das Überleben der MDR-Bakterien davon ab, welche Stämme von E.coli sich im umgebenden Umfeld befinden.

Auch das Projekt VetMAB.de hat das Ziel, durch Wissensvermittlung in Form von verschiedenen Online-Fortbildungen für Landwirt:innen und Tierärzt:innen, den Einsatz von Antibiotika im Stall zu minimieren. Studierenden der Veterinärmedizin stehen die VetMAB-Module, die auf Myvetlearn.de angeboten werden, kostenfrei zur Verfügung.

Pressetext

Vollumfänglichkeit ist Erfolgsrezept des LTK

Eine Woche vor Beginn der größten Tierärztefortbildung im deutschsprachigen Raum, dem Leipziger Tierärztekongress (LTK), haben die Veranstalter (Tierärztliche Fakultät der Universität Leipzig, die Tierärztekammern der ostdeutschen Bundesländer sowie die Messe Leipzig) zu einer Online-Pressekonferenz eingeladen.

Mit Begeisterung wurden dort die neuen erwarteten Besucher- und Ausstellerrekorde vermeldet. So gibt es bereits jetzt knapp 6.000 Anmeldungen von Fortbildungsteilnehmer:innen sowie Buchungen von 329 Ausstellern aus insgesamt 21 Ländern auf der vetexpo. Prof. Dr. Uwe Truyen als Kongresspräsident beschreibt das Erfolgsgeheimnis des LTK mit dem breiten Spektrum und der Vollumfänglichkeit der Veranstaltung. Das Kongressprogramm ist so umfangreich und vielfältig wie die verschiedenen Tätigkeitsfelder in der Veterinärmedizin. Das Themenspektrum reicht von allen Tierarten bis zu Auseinandersetzungen mit ethischen Problemstellungen in der Tiermedizin, Lebensmittelsicherheit, Tierschutz, Tierseuchenbekämpfung und Zoonosen. Zudem wird es Brennpunktthemen zu One Health, Nachhaltigkeit und den Auswirkungen des Klimawandels geben.

Die vetexpo wurde in diesem Jahr um eine sogenannte Start Up-Area erweitert und in einer Sonderschau werden ein mobiles Hofschlachtsystem sowie ein Kofferlabor vorgestellt. Es gibt also viel zu sehen und zu hören.

Neben der Vorstellung des diesjährigen Programms wurde auf der Pressekonferenz auch das Thema Fachkräftemangel also Tierärztemangel angesprochen. Hier gebe es einiges zu tun. Als erstes müssten genauere Zahlen, Daten und Fakten her, um den Mangel bzw. den Bedarf genau einordnen zu können. Hier wollen zumindest einige Tierärztekammern künftig mehr beitragen durch detaillierte Erhebungsbögen, die u.a. um die Frage nach einer Teilzeitanstellung ergänzt werden, wie der Präsident der Tierärztekammer Sachsen, Dr. Uwe Hörügel, verriet. Prof. Truyen hält es auch für notwendig, die Zulassunsgbedingungen zum Veterinärmedizinstudium zu überarbeiten als auch mittelfristig die Zahl der Studienplätze deutlich nach oben aufzustocken. Nach Ansicht von Dr. Hörügel sollten auch internationale Kolleg:innen leichter in den Arbeitsmarkt integriert werden können, in dem beispielsweise eine zentrale Anlaufstelle für Tierärzt:innen aus dem Nicht-EU-Ausland geschaffen wird und im Rahmen der Approbationsanerkennung vorgeschriebene Prüfungen künftig wahlweise auch auf Englisch absolviert werden können. Dies fordert unter anderem auch der Dessauer Zukunftskreis (DZK) in seinem Wörlitzer Memorandum.

LTK

Mehr Highlights des LTK 2024

Früherer RKI-Präsident Lothar Wieler erhält Bundesverdienstkreuz 

Prof. Dr. Lothar Wieler wird mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Am 18. Januar 2024 wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dem ehemaligen Präsidenten des Robert Koch-Instituts (RKI) im Schloss Bellevue die Ehrung zukommen lassen. Neben Wieler wird auch der frühere Leiter des Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek, geehrt.

Wieler ist Fachtierarzt für Mikrobiologie und leitete das RKI von März 2015 bis April 2023. Schon vor der Corona-Pandemie hatte der 62-jährige in seiner Position als RKI-Chef die Bundesregierung insbesondere bei Infektionskrankheiten beraten. Wieler beschrieb in der Hochzeit der Corona-Pandemie für das RKI in zahlreichen Pressekonferenzen die Entwicklung der Infektionslage und gab der Bevölkerung Verhaltenshinweise.

Auf eigenen Wunsch hat Wieler zum 1. April 2023 sein Amt als RKI-Präsident niedergelegt und arbeitet inzwischen beim Hasso-Plattner-Institut, um sich wieder verstärkt Forschung und Lehre widmen zu können.

Tagesschau.de

Künstliche Intelligenz für die Kommunikation mit Tieren

Immer mehr Haustiere leben in deutschen Haushalten. Neben einem guten Leben mit dem geliebten Vierbeiner wünschen sich viele Halter:innen eine bessere Verständigung. Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) könnte dieser Wunsch schon bald zur Realität werden.

Der Mathematiker und KI-Experte Felix Effenberger zielt mit seinem internationalen Forschungsprojekt darauf ab, die Sprache der Tiere zu entschlüsseln. „Das Ziel unserer Untersuchung ist, herauszufinden, zu welchem Grad Tiere eine Sprache haben, die den Aspekten der menschlichen Sprache entsprechen und über was sie sich dann damit austauschen“, erklärt Effenberger. Zunächst jedoch müsse die KI Muster erkennen und reproduzieren. Diese seien nicht nur in menschlicher Sprache vorhanden, sondern auch in Vogelgezwitscher, Delfingeräuschen oder Hundegebell, so der Experte. Doch Effenberger will Tiere nicht nur verstehen, sondern irgendwann auch mit ihnen reden können. Deshalb entwickelt er mit seinem Team gerade einen KI-Chatbot für Zebrafinken, eine Art ChatGPT für Vögel.

„Wir wissen nicht, was wir rausfinden werden, ob die Tiere Interesse haben, mit solchen Modellen in Kontakt zu treten oder nicht. Ob sie einen tierischen oder den Computerpartner bevorzugen in ihrer Kommunikation. Insbesondere sind wir dann in einer ein bisschen grotesken Situation, wenn wir vielleicht ein Modell haben, das mit einem anderen Zebrafinken in einen Dialog tritt, aber wir werden trotzdem nicht sofort wissen, über was sie reden“, beschreibt der Forscher mögliche Schwierigkeiten. Eine weitere Hürde ist die häufig nonverbal durchgeführte Kommunikation von Tieren. Häufig verständigen sie sich über akustische, chemische und visuelle sowie elektrische Signale. Auch Bewegungen können Teil der tierischen Sprache sein, wie beispielsweise die Tanzsprache der Honigbienen.

So stehen neben dem mühsamen Datensammeln von Tierlauten auch das langwierige Katalogisieren von Bewegungsmustern oder Duftmarken auf dem Plan der internationalen Forschenden. Auch wenn es vielleicht nicht zu der erwarteten Kommunkation zwischen Mensch und Tier kommen wird, könnte die Entschlüsselung von Tierkommunikation mithilfe von KI dennoch Positives bewirken. „So wie die Erfindung des Teleskops den Menschen klargemacht hat, dass die Erde nicht das Zentrum des Universums ist, hoffen wir, dass das bessere Verständnis von Tierkommunikation mithilfe von KI die Menschen erkennen lässt, dass wir auch nicht das Zentrum der Biosphäre auf der Erde sind“, lautet Effenbergers Fazit.

SWR

Neue Analysen könnten Entwicklung von ASP-Impfstoffen erleichtern

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) breitet sich weltweit aus und zahlreiche Forschende arbeiten derzeit an einem Impfstoff, um die Tierseuche einzudämmen. Die Entwicklung passender Vakzine, die auf die verschiedenen Stämme zugeschnitten sind, könnte durch eine neue Analyse des US-Landwirtschaftsministerium (USDA-ARS) nun erleichtert werden.

Zuvor haben Forschende 25 ASP-Virusstämme in nur sechs einzigartige Genotypen eingeteilt. „Bisher wurden weltweit 25 verschiedene Virus-Genotypen identifiziert“, sagt der leitende ARS-Wissenschaftler Douglas Gladue. „Unser Forschungsteam hat kürzlich die gesamte öffentlich verfügbare Virus-DNA-Sequenz neu bewertet und festgestellt, dass die Mehrzahl der ursprünglich als neu identifizierten Genotypen weder korrekt identifiziert noch mit bereits vorhandenen ASFV-Virus-Genotypen verglichen wurden.“ Basierend auf dieser Analyse gibt es tatsächlich weniger einzigartige Genotypen, als die ASP-Forschungsgemeinschaft glaubte. Diese Informationen sind wichtig, da sie möglicherweise die Anzahl der Impfstoffe verringert.

Auch Katrin Eder, Umweltministerin des Landes Rheinland-Pfalz, warnt vor einer Einschleppung der ASP und appelliert an die Bevölkerung, Speisereste nicht in der Landschaft und nur in Abfallbehältnissen mit Deckel zu entsorgen. Wildschweine könnten sonst die kontaminierten Reste fressen und so die Krankheit weiter verbreiten. Auch wenn die Tierseuche für Menschen ungefährlich sei, führt eine Ansteckung meist zum Tod des Tieres. Werde der Erreger eingeschleppt, verursache das hohe ökonomische Schäden in der Landwirtschaft und bringe großes Leiden für die Tiere mit sich, so die Grünen-Politikerin.

Agrarheute

Umweltministerium Rheinland-Pfalz

Studie untersucht CDS bei älteren Hunden

Das kognitive Dysfunktionssyndrom (CDS) bei Hunden gilt als Pendant zur Alzheimererkrankung bei Menschen. Das konnten pathohistologische Untersuchungen belegen, wie Barbara Bockstahler von der Veterinärmedizinischen Universität Wien erklärt. „Ältere Hunde mit CDS erkennen ihre Besitzer:innen nicht, sind desorientiert, stehen plötzlich herum oder starren vor sich hin.“ Eine weitere Gemeinsamkeit der beiden Erkrankungen ist, dass die betroffenen Hunde und Menschen eine verminderte posturale Stabilität haben. Eine Verminderung der posturalen Stabilität bei älteren Patient:innen erschwert unter anderem das Treppensteigen oder das Überwinden kleinerer Hindernisse.

Gemeinsam mit weiteren Forschenden der Ambulanz für Physikalische Medizin und Rehabilitation untersucht Bockstahler in einer Studie, welchen Einfluss CDS bei älteren Hunden auf die posturale Stabilität hat. Neben dem Lösen von Aufgaben, die Aufschluss über geistige und körperliche Fähigkeiten geben können, werden die teilnehmenden Hunde tiermedizinisch untersucht. Zudem soll eine Ganganalyse Lahmheiten erkennen bzw. ausschließen und testen, ob die Hunde orthopädisch gesund sind. Für diese Studie werden noch weitere Hunde mit normalem Körperbau gesucht, die mindestens 1 Jahr alt sind, 10 kg oder mehr wiegen und keine orthopädischen oder neurologischen Vorerkrankungen haben.

Vetmeduni Wien

Schweizer Forschende entdecken mehr als 30 neue Bakterienarten

Durch systematisches Sammeln und Analysieren von Blut- oder Gewebeproben von Patient:innen ist es einem Forscherteam der Universität Basel und des Universitätskrankenhauses Basel gelungen, mehr als 30 neue Bakterienarten zu entdecken. Einige dieser bislang unbekannten Keime assoziieren die Wissenschaftler:innen mit klinisch relevanten Infektionen.

Für rund 60 unbekannte bakterielle Keime, hatte das Team um den Mikrobiologen PD Dr. Daniel Goldenberger mit konventionellen Labormethoden keinen Treffer gefunden. Daher sequenzierten die Forschenden das gesamte Erbgut der Bakterien mit einer Methode, die erst seit wenigen Jahren zur Verfügung steht. Die ermittelten Genomsequenzen glichen sie dann mithilfe eines Online-Tools mit bereits bekannten Bakterienstämmen ab. 35 dieser analysierten Bakterien waren bislang nicht bekannt, 7 Stämme können bakterielle Infektionen verursachen. Der größte Teil der neu identifizierten Arten gehört zu den Gattungen Corynebacterium und Schaalia, beide grampositive Stäbchen. „Viele Arten aus diesen beiden Gattungen finden sich im natürlichen menschlichen Mikrobiom der Haut und der Schleimhäute. Sie werden deswegen häufig unterschätzt und sind wenig erforscht“, erklärt Daniel Goldenberger. Potentiell gefährlich werden die eher unterschätzten Keime, wenn diese in die Blutbahn eindringen.

Einer der neu identifizierten Krankheitserreger stammt aus dem Daumen eines Patienten, der sich nach einem Hundebiss entzündet hatte. Vandammella animalimorsus (Tierbiss-Vandammella), wie er von der  kanadische Forschungsgruppe getauft wurde, könnte laut Goldenberger klinisch von Bedeutung sein und müsse im Auge behalten werden.       

Die Forschenden sammeln und sequenzieren weiterhin systematisch unbekannte Keime aus Patientenproben. Inzwischen sind bereits zwanzig weitere dazugekommen. „Wir bemerken hier eine große Dynamik, es wird aufgrund der technologischen Fortschritte in der Bakteriologie allgemein viel mehr über neu entdeckte Bakterienarten berichtet”, so Daniel Goldenberger. Durch diese Entwicklung wird es in Zukunft immer einfacher werden, Infektionen mit seltenen Erregern richtig zu diagnostizieren und von Anfang an effektiv zu behandeln.

Universität Basel

Forschungsprojekt beleuchtet Zusammenhang zwischen Artenvielfalt und Zoonosen

Mehr als 200 Infektionskrankheiten, die von Tieren auf den Menschen und umgekehrt übertragen werden, sind weltweit bekannt. Die zurückgehende Artenvielfalt könnte die Zahl der Zoonosen noch steigen lassen. Um dieses Risiko besser abschätzen zu können, hat ein internationales Forschungsteam unter Leitung der Charité-Universitätsmedizin Berlin das Forschungsprojekt „Zoonosis Emergence across Degraded and Restored Forest Ecosystems” (ZOE) ins Leben gerufen.

Die Hauptursachen für das Entstehen von zoonotischen Infektionskrankheiten seien Massentierhaltung sowie der Handel und Verzehr von Wildtieren. Zudem fördere das Eingreifen des Menschen in natürliche Lebensräume von Wildtieren das Entstehen dieser Krankheiten. Unter anderem, weil durch Abholzung oder Städtebau das empfindliche Gleichgewicht des Ökosystems gestört werde.

„Wenn wir in Naturräume eingreifen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Tiere, die mit den neuen Umweltbedingungen besser zurechtkommen, sich stärker vermehren“, erklärt Prof. Jan Felix Drexler, Virologe an der Charité und Leiter des neuen Forschungsvorhabens. „Es gibt Hinweise, dass sich mit ihnen auch ihre Krankheitserreger vermehren, die potenziell für den Menschen gefährlich werden können.“

Die internationalen Forschenden verfolgen mit dem Projekt das Ziel, eine detaillierte Kartierung der Biodiversität in Waldgebieten, in die der Mensch unterschiedlich stark eingegriffen hat, zu erstellen. In den ursprünglichen Wäldern sowie entwaldeten und renaturierten Flächen in Guatemala, Costa Rica, Slowenien und der Slowakei werden dafür Nagetiere, Zecken und Mücken – als häufige Träger zoonotischer Erreger – mittels moderner Sequenziertechniken auf das Vorhandensein verschiedenster Bakterien und Viren getestet. Blutproben, die von in der Nähe lebenden Menschen genommen werden, können außerdem darlegen, wie viele dieser Erreger bereits übertragen worden sind.

„Aus diesen sehr unterschiedlichen Daten werden wir statistische Modelle entwickeln“, sagt Drexler. „Sie sollen Aussagen darüber treffen, wie stark das Risiko zoonotischer Erkrankungen abhängig vom Grad der Landnutzungsänderungen und dem Verlust der Biodiversität steigt. Wir erhoffen uns außerdem Erkenntnisse zur Wirkung von Renaturierungsmaßnahmen. Besonders wichtig ist uns, dieses Wissen den Menschen lokal vor Ort, aber auch der breiten Öffentlichkeit – einschließlich Umweltschutzorganisationen – zugänglich zu machen und gemeinsam Empfehlungen zu entwickeln. So wollen wir dazu beitragen, dass das Risiko von neuen Zoonosen direkt vor Ort erkannt und begrenzt werden kann – als ein Baustein zur Vermeidung künftiger Epidemien.“

Charité

Neues Polymer bekämpft zielgenau resistente Bakterien

Ein elektrisch positiv geladenes Molekül mit Namen “AquaMet” kann gezielt und hocheffektiv Bakterien zerstören, indem es die Membran dieser Mikroorganismen dauerhaft beschädigt. Der Einsatz der sogenannten Polymeren ist völlig frei von Nebenwirkungen, da keine anderen Zellen des menschlichen Körpers in Mitleidenschaft gezogen werden. „Sie können zur Bekämpfung der Antibiotikaresistenz beitragen, weil sie mit Hilfe eines Mechanismus wirken, gegen den Bakterien offenbar keine Resistenz entwickeln”, so Quentin Michaudel von der Texas A&M University, der “AquaMet” gemeinsam mit seinem Team entwickelt hat. In verschiedenen Test wurde das Molekül gegen die zwei Haupttypen antibiotikaresistenter Bakterien, E. coli und Staphylococcus aureus, eingesetzt und zerstörte diese, ohne menschliche Blutkörperchen zu beschädigen.   

„Ein häufiges Problem bei antibakteriellen Polymeren ist die mangelnde Selektivität zwischen Bakterien und menschlichen Zellen beim Angriff auf die Zellmembran. Der Schlüssel liegt darin, die richtige Balance zwischen der wirksamen Hemmung des Bakterienwachstums und der wahllosen Abtötung mehrerer Zelltypen zu finden”, sagt Michaudel.

„Ohne wissenschaftlichen Beistand anderer Gruppen hätten wir keinen Erfolg gehabt. Zum Beispiel mussten wir einige Proben an das Letteri-Labor der University of Virginia schicken, um die Länge unserer Polymere zu bestimmen, was den Einsatz eines Instruments erforderte, über das nur wenige Labore im Land verfügen”, erklärt der Forscher.

Pressetext

Ameisen behandeln Infektionen mit selbst produzierten Antibiotika

Die südlich der afrikanischen Sahara vorkommenden Matabele-Ameisen können infizierte Wunden erkennen und behandeln diese gezielt mit körpereigenen Antibiotika. Zu diesem Ergebnis kam ein Forscherteam um Erik Frank von der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg.

Diese Fähigkeit entwickelten die Ameisen der Art Megaponera analis, da sie bei Beutezügen auf Termiten durch deren kräftige Beißzangen häufig verletzt werden. In die Wunden eindringende Bakterien führen nicht selten zum Tod der verletzten Matabele-Ameisen. Die Forschenden fanden heraus, dass die Ameisen eine Art antibiotische Salbe benutzen, die sie mit ihren Vorderbeinen aus zwei als Metathorakaldrüsen bezeichneten Öffnungen an ihrem Körper kratzen. Mit diesem Sekret, das 112 Komponenten enthält, behandeln die Ameisen die infizierten Wunden ihrer Artgenossen. Die Sterblichkeit infizierter Individuen wird so um 90 Prozent verringert, wie die Forschungsgruppe herausgefunden hat.

Weitere Analysen des Teams legen dar, dass die Ameisen infizierte Wunden buchstäblich riechen können. „Chemische Analysen in Kooperation mit JMU-Professor Thomas Schmitt haben ergeben, dass sich als Folge einer Wundinfektion das Kohlenwasserstoffprofil des Ameisenpanzers spezifisch verändert“, so Erik Frank. Genau diese Veränderung können die Ameisen erkennen und so den Infektionszustand verletzter Kampfgefährtinnen diagnostizieren.

Diese Ergebnisse hätten eine besondere „medizinische Bedeutung, da der primäre Erreger in Ameisenwunden, Pseudomonas aeruginosa, auch eine der Hauptursachen für Infektionen beim Menschen ist, wobei mehrere Bakterienstämme gegen Antibiotika resistent sind“, erklärt Professor Laurent Keller von der Universität Lausanne, der die Studie zusammen mit dem Würzburger Forscher leitete. Als nächsten Schritt plant Keller, die von den Matabele-Ameisen verwendeten Antibiotika in Kooperation mit Arbeitsgruppen der Chemie zu identifizieren und zu analysieren. Womöglich kommen dabei neue Antibiotika ans Licht, die vielleicht auch beim Menschen anwendbar sind.

Um Antibiotika und die wachsende Zahl von Resistenzen bei Nutztieren und Menschen geht es auch bei VetMAB.de.

JMU

Spektrum

Doppelt so viele Vogelarten ausgerottet als bislang angenommen

Die weltweite Ansiedlung des Menschen hat dazu geführt, dass seit dem Spätpleistozän vor etwa 130.000 Jahren mehr als 1.400 Vogelarten ausgerottet wurden. Das ergab eine Studie unter der Beteiligung der Universität Bayreuth. Die Ursachen für das größte, vom Menschen verursachte Wirbeltiersterben der Geschichte sind unter anderem Abholzung, Überjagung sowie die Einführung invasiver Arten auf Inseln wie den Kanaren, Tonga oder den Azoren. Diese und andere Inseln weltweit waren in früheren Zeiten Hotspots der Evolution mit einzigartiger, unberührter Natur.

Mit Hilfe von statistischen Modellen konnten die Forschenden das wahre Ausmaß der Ausrottung belegen. „Bisher wussten wir aus Beobachtungen und Fossilien, dass durch den Menschen 640 Vogelarten ausgestorben sind – 90 Prozent davon auf Inseln“, sagt Prof. Dr. Manuel Steinbauer, Ökologe an der Bayreuther Uni. „Aufgrund der Modellergebnisse schätzen wir jedoch, dass die tatsächliche Zahl etwas mehr als doppelt so hoch ist.“ Die Wissenschaftler:innen gehen von 1.430 ausgestorbene Arten aus, was etwa 11 % aller Vogelarten entspricht, so dass heute nur noch knapp 11.000 übrig sind.    

„Unsere Studie zeigt, dass der Einfluss des Menschen auf die Vogelvielfalt weitaus größer war als bisher angenommen. Der Mensch hat die Vogelpopulationen durch die Zerstörung von Lebensräumen, Raubbau und die Einführung von Ratten, Schweinen und Hunden, die die Nester der Vögel überfielen und mit ihnen um Nahrung konkurrierten, rasch zerstört. Wir zeigen, dass viele Arten vor der schriftlichen Aufzeichnung ausgestorben sind und keine Spuren hinterlassen haben, also aus der Naturgeschichte getilgt sind“, erklärt Dr. Rob Cooke, Studienleiter und ökologischer Modellierer am UK Centre for Ecology & Hydrology.  

In den kommenden hundert Jahren könnten bis zu 700 weitere Vogelarten verloren gehen, wie Daten der International Union for Conservation of Nature (IUCN) darlegen. Das kann fatale Auswirkungen haben: „Ein Aussterben hat immer auch Auswirkungen auf das ganze Ökosystem“, erklärt Steinbauer. Viele Arten haben Schlüsselfunktionen, bei Vögeln etwa die Verbreitung von Samen, die Kontrolle von Insektenpopulationen oder die Bestäubung von Pflanzen.

Uni Bayreuth

Innovatives Gerät könnte Antibiotikaeinsatz bei Geflügel reduzieren

Auch in der Geflügelzucht entwickeln sich immer mehr bedrohliche Antibiotikaresistenzen. Besonders gefährlich sind diese resistenten Keime, da diese auch in die Lebensmittelkette gelangen und damit auch für den Menschen zu einem potentiellen Gesundheitsrisiko werden können. Eine weitere Gesundheitsgefährdung für die Tiere kann sich durch die Stallluft ergeben, die häufig durch Ammoniak und die sogenannten VOCs (Volatile Organic Compounds) aus den Ausscheidungen der Tiere belastet ist.

Um den Einsatz von Antibiotika in Geflügelhaltungen zu reduzieren, haben Forschende des Fraunhofer-Instituts für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB, Institutsteil Angewandte Systemtechnik (AST) haben ein innovatives tragbares Gerät entwickelt, das mehrere Verfahren wie die UV-Desinfektion, die Photokatalyse und die Partikelfiltration kombiniert. Durch das Entkeimen und Eliminieren schädlicher chemischer Verbindungen soll die Luftqualität im Stall verbessert und so das Auftreten von Infektionserkrankungen verringert werden.

Das neuartige Gerät lässt sich flexibel und unkompliziert in geschlossene Ställe integrieren und kann daher auch in der Schweinemast eingesetzt werden. Im Gerät sorgen UVC-LEDs für die kontinuierliche Desinfektion der Stallluft. „UV-Strahlung wirkt in bestimmten Wellenlängenbereichen stark mikrobiozid, die Krankheitserreger werden durch Schädigung der DNA deaktiviert“, erklärt Thomas Westerhoff vom Fraunhofer IOSB-AST in Ilmenau. „Das Ziel unseres Projektes ist eine vollendete, mobile Apparatur als echte Innovation für die Geflügelzucht. Ein reduzierter Einsatz von Antibiotika senkt die Wahrscheinlichkeit des Auftretens weiterer Resistenzen. Zudem verringert sich die Belastung der Geflügelprodukte mit Antibiotika. Dies gilt auch für die Belastung der Abwässer aus der Geflügelzucht”, so der Forscher.

Auch das Projekt VetMAB hat das Ziel, den Antibiotikaeinsatz im Stall zu minimieren und so die Tiergesundheit zu verbessern. VetMAB richtet sich mit seinem Online-Fortbildungsprogramm sowohl an Landwirt:innen als auch an die bestandsbetreuenden Tierärzt:innen.

Fraunhofer

Koffein und Glukose stärkt Ferkel mit niedrigem Geburtsgewicht

Bei der Ferkelerzeugung hat das Verfahren der genetischen Selektion zu immer größeren Würfen geführt. Gleichzeitig aber ist die Zahl der Saugferkelverluste gestiegen. Die Ferkel von großen Würfen haben neben einem geringeren Geburtsgewicht auch häufig weniger Energiereserven für ihren Wärmehaushalt zur Verfügung als Ferkel aus kleineren Würfen. Die aus der Konkurrenz um die Zitzen am Gesäuge resultierende geringere Kolostrumaufnahme beeinträchtigt die Energieversorgung der neugeborenen Ferkel zusätzlich.

Um dieses wirtschaftliche, aber in besonderem Maße auch tierschutzrelevante Problem zu lösen, haben sich Forschende in Australien mit Mitteln beschäftigt, um die Vitalität, das Wachstum und die Fähigkeit zur Thermoregulation der Ferkel zu stärken. Dabei haben sich Koffein und Glukose als gleichzeitige Gabe nach der Geburt bewährt, wie aus ihrer Studie hervorgeht. Die Forschenden konstatierten nach ihren Untersuchungen, dass diese Kombigabe nach der Geburt vor allem bei leichtgewichtigen Ferkeln von Vorteil sei. Für eine größere Wirkung seien aber wahrscheinlich sowohl eine schnellere als auch eine längere Energiezufuhr – zusätzlich zu Verbesserungen bei der Ferkelaufzucht – nötig, so die Wissenschaftler:innen abschließen.

Agrarheute

Freigängerkatzen bedrohen Artenvielfalt

Sie ist das beliebteste Haustier der Deutschen: die Katze. Laut Statista lebten im Jahr 2022 mehr als 15,2 Millionen Katzen in deutschen Haushalten. Doch gemäß einer Übersichtsstudie von Forschenden um Christopher Lepczyk von der Auburn University (USA) bedrohen die Samtpfoten die Artenvielfalt. Mehr als 200 Tierarten, darunter zahlreiche gefährdete Spezies, werden jährlich von den Katzen verspeist. „Wir kennen kein anderes Säugetier, das so viele verschiedene Spezies frisst“, sagt der Ökologe. „Sie sind nahezu wahllose Fresser; sie verschlingen alles, was verfügbar ist.“ Lepczyk und sein Team analysierten mehr als 530 wissenschaftliche Abhandlungen, Bücher und Berichte aus einem Zeitraum von mehr als 100 Jahren und stellte die bisher größte Datenbank über die Futtervorlieben von Katzen auf.

Hauskatzen (Felis catus) sind perfekt angepasste Killer, bewehrt mit ausfahrbaren Krallen und scharfen Reißzähnen sowie der Fähigkeit, nachts zu sehen. Inzwischen sind die Vierbeiner in fast allen Regionen der Welt verbreitet und ständig auf der Suche nach lebender Beute oder Aas. In einigen Ländern, darunter Australien, gelten Katzen als eine der größten Bedrohungen für die Artenvielfalt. „Katzen sorgen weiterhin für einen Rückgang der Populationen, und es ist unvermeidlich, dass noch mehr aussterben, wenn wir die Katzen nicht in den Griff bekommen“, betont die Wildtierökologin Sarah Legge von der australischen Charles Darwin University, die nicht an der neuen Studie beteiligt war. „Die einheimische Fauna Australiens kann einem solchen vielseitigen Raubtier, das sich noch dazu relativ schnell fortpflanzen kann, nicht standhalten.“

Der amerikanische Forscher fordert mehr Verantwortungsbewusstsein von Katzenhalter:innen. „Katzen sind ein Problem, das wir lösen können“, sagt Lepczyk, vor allem, wenn die Tiere nicht mehr als Freigänger durch die Natur und Städte streifen können. Selbst wenn die neue Liste noch nicht vollständig ist, hofft der Forscher, dass Naturschützern und politischen Entscheidungsträgern mit der Datenbank eine gute Grundlage vorliegt, die Katzeninvasion einzudämmen.

Spektrum

Neues Doktoratskolleg mit Fokus auf digitalen Technologien

Der Startschuss des interdisziplinär gestalteten Doktorandenprogramms „PLFDoc – Precision Livestock Farming“ ist am 7. Dezember 2023 an der Vetmeduni Wien gefallen. Das neue Doktoratskolleg, eine Kooperation der Vetmeduni mit der TU Wien und der FH Oberösterreich, hat das Ziel, das Tierwohl, die Tiergesundheit und das Management landwirtschaftlicher Nutztiere mit Hilfe von modernsten digitalen Technologien zu verbessern. Der Fokus liegt dabei auf Methoden der Erklärbaren Künstlichen Intelligenz sowie der Anwendung von Bild- und Videoanalysen. Die Doktorand:innen des Programms wollen im Rahmen der anwendungsorientierten Grundlagenforschung Lösungen zum Geburtsmonitoring bei Rind und Schwein für eine nachhaltigere Nutztierhaltung entwickeln. Die offizielle Kick-Off-Veranstaltung am 07. Dezember 2023 bot einen kompakten Überblick über die Inhalte des PLFDoc-Programms.

Vetmeduni Wien

Kolumbien erteilt Zulassung für PRRS-resistente Schweine

Kolumbien ist das erste Land weltweit, das das Inverkehrbringen von gentechnisch veränderten Schweine erlaubt, die gegen das Virus des Porcine Reproductive and Respiratory Syndrome (PRRS) resistent sind. Das Zuchtunternehmen Genus, die Muttergesellschaft der Pig Improvement Company Deutschland GmbH (PIC), lässt allerdings offen, wann die ersten PRRS-resistenten Schweine in den Handel kommen werden. Bis die Forschungen komplett abgeschlossen sind, könnte es noch mehrere Jahre dauern.

Das PRRS-Virus ist der Erreger der weltweit bedeutendsten Schweinekrankheit und verursacht große Verluste in der Schweinehaltung. Mit Hilfe von Gene-Editing konnte die Anfälligkeit für PRRS eliminiert werden. Dabei müsse kein genetisches Material von einer anderen Pflanze oder einem anderen Tier eingeführt werden, heißt es auf der Internetseite von PIC. Mit dem Verfahren würden lediglich Gene, die Tiere anfällig für bestimmte Krankheiten machen, außer Kraft gesetzt oder ausgeschaltet. In den USA wird ebenfalls mit einer Zulassung im kommenden Halbjahr gerechnet. Auch in Kanada, China, Japan, Mexiko und Brasilien bemüht sich Genus um eine Freigabe.

Transgen

Zahl der Versuchstiere erneut deutlich gesunken

Zum dritten Mal in Folge ist die Zahl der Versuchstiere in Deutschland gesunken. Wie aus der aktuellen Versuchstierstatistik des Deutschen Zentrums zum Schutz von Versuchstieren (Bf3R) hervorgeht, wurden im Jahr 2022 insgesamt 1,73 Millionen Tiere für Versuche eingesetzt, was einen Rückgang zum Vorjahr von 7% bedeutet. „Der Tendenz nach werden in Deutschland immer weniger Tierversuche durchgeführt“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. „Eine der möglichen Ursachen ist, dass sich Ersatzmethoden und Reduktionsmaßnahmen allmählich durchsetzen.“

Bei den verwendeten Mäusen (-93.989) und Ratten (-25.086) war der Rückgang am deutlichsten, gefolgt von Fischen (-13.723). Allerdings stieg die Anzahl der verwendeten Kaninchen, Vögel, Affen und Hunde gegenüber 2021. Wie der Statistik zu entnehmen ist, sind die Anteile an Tierversuchen mit mittlerer Belastung (25,4 Prozent) und mit schwerer Belastung (3,6 Prozent) in 2022 zurückgegangen. Damit zeigt sich insgesamt ein Trend hin zu gering belastenden Versuchen.

Auch wenn im Jahr 2022 die Zahl der nicht verwendeten Tiere erneut gesunken ist (- 31%), wurden dennoch rund 1,77 Millionen Tiere zu wissenschaftlichen Zwecken gezüchtet, aber nicht eingesetzt und dann getötet. Zu dieser Thematik richtet das Bundesinstitutz für Risikoforschung (BfR) am 15.12.2023 ein Stakeholder Forum im Kaiserin-Friedrich-Haus in Berlin aus. „Nicht verwendete Versuchstiere – ,Überschuss‘ oder Notwendigkeit?“ lautet der Titel des BfR-Stakeholder Forums. „Gemeinsam wollen wir eine Bestandsaufnahme zu diesem Thema machen“, sagt Bf3R-Leiter Professor Dr. Gilbert Schönfelder. „Dabei wird es auch darum gehen, wie man mit nicht-verwendeten Tiere umgehen sollte und was man tun kann, um ihre Zahl gering zu halten.“

BfR

Schnelltest für Bienenviren ermöglicht Diagnose am Bienenstand

Neben der Varroamilbe bedrohen verschiedene Viren die Gesundheit von Bienenvölkern. Darunter fallen das akute Bienenparalysevirus (ABPV), das Flügeldeformationsvirus (DWV) sowie das Sackbrutvirus (SBV). Wichtig ist, dass ein Befall schnell erkannt und behandelt wird. Um den Tierärzt:innen und Imker:innen eine möglichst rasche Diagnose zu ermöglichen, haben Forscher:innen des Instituts für Virologie an der Veterinärmedizinischen Universität Wien den FASTest Bee 3T entwickelt. Der Schnelltest für Bienenviren kann direkt am Bienenstand eingesetzt werden und liefert innerhalb weniger Minuten den Virennachweis.

„Der FASTest Bee 3T ist ein innovativer Beitrag aus der Veterinärmedizin zur Verbesserung der Bienengesundheit, denn er ermöglicht, die gute imkerliche Praxis mit objektiven Testergebnissen zu unterstützen, direkt vor Ort, bei geringem Aufwand und Kosten“, erklären Kerstin Seitz und Till Rümenapf, die den Test entwickelt haben.

Eine schnelle Behandlung gegen die Viren ist besonders wichtig, da die Erreger DWV und SBV eng an das Vorkommen der Varroamilbe gekoppelt sind. „Gefährlich ist daher die Kombination aus Bienenviren und Varroamilben“ warnt Kerstin Seitz und ergänzt: „mehr Viren bedeuten auch mehr Milben“. Mit Hilfe der Virusnachweise kann auch frühzeitig einem gefährlichen Befall mit Varroamilben entgegengewirkt werden, die im ungünstigen Fall das Absterben eines ganzen Bienenvolks bedeuten kann.

Um die Haltung, die Gesundheit und den Schutz von Bienen geht es unter anderem auch in der gleichnamigen vierteiligen E-Learning-Reihe, die Tierärzt:innen zur Online-Fortbildung auf Myvetlearn.de zur Verfügung steht. Die Kursreihe ist geeignet zur Weiterbildung für den Erwerb der Zusatzbezeichnung Bienen/den Fachtierarzt für Bienen.

Vetmeduni Wien

Wadenstecher beeinträchtigen Tierwohl in der Schweinezucht

Der Wadenstecher (Stomoxys calcitrans) gehört zu den Schädlingsinsekten, die sich vorwiegend in Nutztierställen aufhalten. Dort finden die blutsaugenden Stallfliegen eine optimale Umgebung, um sich zu vermehren. Nachdem die sechs bis sieben Millimeter großen Wadenstecher mit ihrem nach vorne gerichteten, zugespitzten Stechrüssel bis zu viermal innerhalb weniger Tage das Blut der Stalltiere gesaugt haben, legen die Weibchen ihre Eier in Misthaufen ab, wo sich dann die Larven entwickeln. Der sehr schmerzhafte Saugvorgang dauert 8-9 Minuten.

Nachdem es in einem Schweinezuchtbetrieb in Österreich nach einem massiven Populationsschub von Fliegen bei zahlreichen trächtigen Sauen zu schweren Schäden kam, wurde der Fall von der Veterinärmedizinischen Universität Wien als Studie präsentiert. Die betroffenen Schweine zeigten ein defensives Verhalten, resignierten zu einem bestimmten Zeitpunkt sogar und duldeten folglich, von den Stallfliegen gestochen zu werden. Bislang wurde die Rolle von Wadenstechern in der Schweineproduktion nur unzureichend untersucht. Die Veterinärmediziner:innen appellieren daher, das schädliche Insekt stärker in den Fokus zu nehmen, um die Gesundheit und das Wohl von Schweinen zu verbessern.

„Wadenstecher sind eine ernsthafte Gefahr für Schweine und sollten im Hinblick auf eine bessere Tiergesundheit und ein besseres Tierwohl im Auge behalten werden“, betont Studien-Erstautor Lukas Schwarz von der Schweineklinik der Vetmeduni Wien. „Unruhe, Schmerzen durch den Biss, Stress, Blutverlust, verminderte Futteraufnahme und lokale Hautentzündungen nach dem Biss sind direkte Auswirkungen des Wadenstechers auf betroffene Tiere“, fasst Schwarz die direkten Gesundheitsfolgen zusammen. Mit dem Stich der Wadenstecher kann zudem eine Reihe von Krankheitserregern übertragen werden. Unmittelbar davon betroffen ist auch der Mensch, denn der Wadenstecher nimmt seine Blutmahlzeit auch von ihm, genau wie von anderen Säugetieren oder Vögeln.

Vetmeduni Wien

Beta-Glucanase kann Antibiotika bei Masthähnchen ersetzen

Das Enzym Beta-Glucanase könnte den Einsatz von Antibiotika bei Hühnern weitgehend überflüssig machen, wenn es dem Futter zugesetzt wird. Durch die bessere Verwertung wachsen die Tiere auch schneller. Zu diesem Ergebnis kam ein Forschendenteam unter der Leitung von Dr. Namalika Karunaratne (University of Saskatchewan, Canada), das den Futterzusatz in Bodenhaltungen mit Einstreu getestet hat. „Die Ergebnisse waren faszinierend. Beta-Glucanase baute das Beta-Glucan nicht nur effektiv ab, sondern verbesserte auch das Wachstum und die Gesundheit der Hühner“, erklärt Karunaratne. Die Wissenschaftler:innen kamen zu dem Schluss, dass das Enzym das Potenzial hat, einen als Beta-Glucan bekannten Weizenbestandteil abzubauen und somit unter anderem das Mikrobiom des Darms zu fördern und gesund zu halten.

„Aber die Geschichte hat noch mehr zu bieten. Wir verglichen die Wirkung von Beta-Glucanase mit Antibiotika und stellten fest, dass Beta-Glucanase das Beta-Glucan wirkungsvoller abbaut als Antibiotika.“ Die Zugabe von gereinigter Beta-Glucanase zum Hühnerfutter steigere also nicht nur die Leistung, sondern verringere auch den Bedarf an Antibiotika und anderen Medikamenten, so die Wissenschaftlerin. „Dies ist ein großer Schritt vorwärts, um die Gesundheit unserer gefiederten Freunde zu gewährleisten und unsere Lebensmittelversorgung sicherer zu machen. Es ist eine Win-Win-Situation sowohl für die Hühner als auch für diejenigen, die sie aufziehen und letztlich für den Verbraucher”, betont Karunaratne.

Auch das Projekt VetMAB hat das Ziel, den Antibiotikaeinsatz im Stall zu minimieren und so die Tiergesundheit zu verbessern. VetMAB richtet sich mit seinem Online-Fortbildungsprogramm sowohl an Landwirt:innen als auch an die bestandsbetreuenden Tierärzt:innen.

Geflügelnews

Mykorrhiza-Pilze könnten Pflanzenschutzmittel ersetzen  

Krankheitserreger in Ackerböden können Pflanzen befallen und damit einhergehend eine verringerte Ernte verursachen. Eine Impfung des Bodens mit Mykorrhiza-Pilzen könnte hier Abhilfe leisten. Gleichzeitig könnte auf zusätzlichen, umweltbelastenden Dünger verzichtet werden, wie Forschende der Schweizer Universitäten Zürich (UZH) und Basel berichten. Die Wissenschaftler:innen haben gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum Agroscope sowie dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL einen groß angelegten Freilandversuch durchgeführt und Mykorrhiza-Pilze ausgebracht.

Auf 800 Versuchsflächen, beziehungsweise 54 Maisfeldern in der Nord- und Ostschweiz, wurden die Pilze vor der Aussaat in den Boden eingearbeitet. Die Ernteerträge konnten mit Hilfe der alternativen Biologicals um bis zu 40 Prozent erhöht werden. „Die Mykorrhiza-Pilze ermöglichten auf einem Viertel der Äcker einen bis zu 40 Prozent besseren Ertrag. Das ist enorm“, sagt der Co-Studienleiter Marcel van der Heijden, Bodenökologe an der Universität Zürich und Agroscope.

Das Ausbringen von Mykorrhiza-Pilzen habe allerdings nur dann einen Nutzen, wenn die Äcker auch mit Krankheitskeimen belastet sind. Andernfalls führt der Einsatz der Pilze zu keiner Ertragssteigerung, teilweise könnte der Ertrag sogar zurückgehen, wie Co-Erstautorin Stefanie Lutz von Agroscope erklärt. „Dort sind die Pflanzen ohnehin schon stark und wachsen hervorragend. Das Ausbringen von Mykorrhiza bringt hier keinen zusätzlichen Nutzen”, sagt Natacha Bodenhausen vom FiBl, ebenfalls Erstautorin.

Weitere Forschungen müssen nun folgen, um herauszufinden, wie sich die Pilze am einfachsten großflächig ausbringen lassen. „Die Ergebnisse dieses Feldversuches sind aber schon jetzt ein großer Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Landwirtschaft“, erklärt Marcel van der Heijden.

UZH

Dokumentation der tierischen Corona-Todesfälle mangelhaft

Die Corona-Pandemie hat Wissenschaftler:innen und Ärzt:innen auf der ganzen Welt beschäftigt. Intensiv geforscht wird an den Auswirkungen von SARS-CoV-2 auf den Menschen. Und obwohl die Viruserkrankung als Zonnose eingestuft wird und das Corona-Virus auch auf verschiedene Tierarten übergesprungen ist, konzentrierte sich die Forschung hauptsächlich auf den Menschen. Die Frage nach den Auswirkungen auf Tiere ging allgemein in der Bevölkerung unter. Insgesamt wurden nicht einmal die Hälfte der bekannten Krankheitsfälle bei Tieren dokumentiert, bei den Todesfällen ist der Wert nochmals deutlich geringer. Zwei Drittel der tierischen Corona-Todesfälle sind nicht einmal gemeldet worden. Zu diesem Schluss kamen die Wissenschaftler:innen der Vetmeduni Wien und des Complexity Science Hubs Vienna (CSH) in einer aktuellen Studie. Dazu verglichen sie die offiziellen Zahlen, die der Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH) über ihr World Animal Health Information System (WAHIS) gemeldet worden waren mit zwei anderen Datenquellen, u.a. in wissenschaftlichen Veröffentlichungen.

„Mindestens 52,8 % der SARS-CoV-2-Fälle bei Tieren und 65,8 % der Todesfälle zwischen Februar 2020 und August 2022 wurden nicht an das WAHIS gemeldet“, erklärt Studien-Letztautorin, Amélie Desvars-Larrive, von der Abteilung für Öffentliches Veterinärwesen und Epidemiologie an der Vetmeduni, die auch am Complexity Science Hub Vienna (CSH) forscht. Diese Datenlücke bei der offiziellen Meldung von Fällen und Todesfällen ist eine große Herausforderung, zumal sich die politischen Entscheidungsträger:innen auf die offiziellen Daten verlassen. Datenverzerrungen und verzerrte Daten können zu einer suboptimalen Politikgestaltung und einer ineffizienten Ressourcenallokation führen”, betont Desvars-Larrive. Die Analyse legt dar, dass der Datenaustausch über SARS-CoV-2-Ereignisse bei Tieren dringend verbessert werden muss, um für eventuell neu auftretende Krankheiten zoonotischen Ursprungs besser gewappnet zu sein.

Vetmeduni Wien

VDI-Roadmap beleuchtet Technik in der Tierhaltung

Der 2. Teil der Roadmap „Agriculture Technology 2030“ des Vereins deutscher Ingenieure (VDI) ist gerade erschienen und befasst sich nun mit der automatisierten, zukunftsfähigen Tierhaltung. „Nachdem der Teil 1 unserer Forschungsagenda zur Technik für eine nachhaltige Pflanzenproduktion gute Resonanz erfahren hat, sind wir nun froh, mit der aktuellen Publikation zur Technik in der Tierhaltung Forschungsanforderungen für den gesamten Landwirtschaftsbereich vorstellen zu können“, erklärt Dr. Markus Demmel, Vorsitzender des VDI-Fachbereichs Max-Eyth-Gesellschaft Agrartechnik.

Auch wenn zahlreiche automatisierte Systeme längst zum Alltag in der Nutztierhaltung gehören, lässt sich doch ein nicht unerheblicher Mangel an Digitalisierung erkennen. Bis zu einem individualisierten Umgang mit den Nutztieren als Grundlage für die Verbesserung des Tierwohls, für die Reduzierung von Umweltbelastungen und der Verbesserung des Ressourceneinsatzes sei es noch ein weiter Weg, heißt es in dem VDI-Report. Neben der Auflistung der Handlungsbedarfe steht aber auch der Diskurs mit Politik und Gesellschaft im Fokus der Roadmap. Die Autor:innen kommen zu dem Schluss, dass tragfähige langfristige Konzepte für die Zukunft der Tierhaltung erarbeitet werden müssten, auch für die Forschung und Lehre an den Universitäten und Hochschulen.     

 Die VDI-Roadmaps können auf der Internetseite des VDI kostenfrei heruntergeladen werden.

VDI

Teils hohe Antibiotikakonzentrationen in Gewässern

Besonders in Gewässern um Antibiotika-Produktionsstätten ist die Wirkstoffkonzentration teilweise massiv hoch. Das ist das Ergebnis einer Pilotstudie, an der unter anderem die AOK Baden-Württemberg beteiligt war. Gemeinsam mit dem Rheinisch-Westfälischen Institut für Wasserforschung (IWW) und dem Umweltbundesamt haben Forschende in den vergangenen drei Jahren an bislang zehn Standorten in Indien und Europa Wasserproben auf die im Abwasser enthaltenen Antibiotikakonzentrationen geprüft sowie weitere Gewässerproben im Umfeld der Produktionsstätten untersucht.

Die Ergebnisse zeigten, dass die Grenzwerte an 40 Prozent der Produktionsstätten massiv, teils in mehreren 1000 Prozent, überschritten wurden. Die höchste Überschreitung innerhalb der Produktionsanlagen konnte beim Antibiotikum Ciprofloxacin festgestellt werden. „Bei Ciprofloxacin haben wir eine Abwasserkonzentration, die den vertraglich vereinbarten Schwellenwert um 11.000 Prozent überschreitet. Auch andere Schwellenwertüberschreitungen lagen in Größenordnungen von mehreren tausend Prozent“, erklärt Dr. Tim aus der Beek, Bereichsleiter Wasserressourcen-Management am IWW. Solch extrem erhöhte Wirkstoffkonzentrationen können zur Förderung von Resistenzen beitragen. Die Studienautoren fordern daher dringend Gesetzesänderungen.

„Belastete Produktionsabwässer sind ein wichtiger Grund für die Entstehung von Antibiotikaresistenzen, neben dem Risiko durch den massiven Einsatz von Antibiotika in der Human- und Veterinärmedizin”, erklärte Malgorzata Debiak vom Umweltbundesamt. Resistenzen führen dazu, dass Antibiotika nicht mehr wirken. „Wir müssen weltweit die Produktionsbedingungen im Blick haben, denn antibiotikaresistente Keime können sich in kurzer Zeit global ausbreiten und lassen sich nicht von Landesgrenzen aufhalten“, so Debiak. Auch Johannes Bauernfeind sieht “dringenden Handlungsbedarf”. „Notwendig sind verbindliche Umweltkriterien für die Zulassung und laufende Produktion ausgewählter Arzneimittel, insbesondere Antibiotika, sowie einheitliche Kontrollsysteme zu deren Einhaltung“, fordert der Vorstandschef der AOK Baden-Württemberg.

Die Pilotstudie zeige gleichzeitig aber auch positive Effekte. „Durch unseren intensiven Dialog vor Ort und den direkten Zugang zu den Produktionsanlagen konnten wir bei den Wirkstoffherstellern das Wissen über die umweltkritischen sowie gesundheitsgefährdenden Auswirkungen der Produktion nachweislich erweitern“, betont Dr. aus der Beek. „Die Sensibilisierung bewirkt bereits lokale Verbesserungen im Umgang mit Antibiotika und den Produktionsabwässern“, ergänzt Bauernfeind.

AOK

NTV

Aussetzen invasiver Süßwasserarten bedroht Artenvielfalt

97 Prozent aller in Deutschland gehandelten Süßwassertiere sind nicht heimisch. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB). Wenn diese Exoten ausgesetzt werden, weil die Halter:innen ihrer überdrüssig geworden oder mit der Pflege überfordert sind, kann das zur Ausbreitung invasiver Arten in Süßgewässern beitragen. Das wiederum führt zu einem steigenden Verlust der biologischen Vielfalt. Einige der Arten, die die Forschenden im deutschen Handel dokumentiert und analysiert haben, stehen auf der Liste der „100 der schlimmsten invasiven gebietsfremden Arten der Welt”. So zum Beispiel der Froschwels (Clarias batrachus). Andere, wie der Afrikanische Krallenfrosch (Xenopus laevis), ist auf der EU-Liste der „invasiven gebietsfremden Arten von gemeinschaftlichem Interesse” aufgeführt. Die Forschenden fordern daher eine strengere Gesetzgebung zur Beschränkung künftiger Freisetzungen von unerwünschten Haustieren.

„Eine zunehmend globalisierte Welt hat die Verbreitung gebietsfremder Arten durch den schlecht regulierten internationalen Handel mit Heimtieren erleichtert. Um die Bedrohung durch invasive Arten einzudämmen, ist Prävention besonders wichtig. Dazu muss man die Risikoquellen kennen und die Arten identifizieren, die am ehesten eingeschleppt werden und sich im neuen Lebensraum etablieren können“, erklärt IGB-Forscher James W. E. Dickey, Erstautor der Studie.

„Wir hoffen, dass Risikobewertungen wie unsere und eine stärkere Sensibilisierung der Öffentlichkeit dazu beitragen können, die Freisetzung riskanter und potenziell gefährlicher Arten in deutschen Gewässern zu reduzieren“, so der Forscher abschließend.

IGB

Kaum Vermischung von Wildkatzen und Hauskatzen

Die in Europa heimischen Wildkatzen und die vor rund 2.000 Jahren auf unseren Kontinent gelangte Hauskatze vermeiden größtenteils eine Paarung. Das geht aus einer Studie eines internationalen Forscherteams unter der Beteiligung des Paläontologen Laurent Frantz von der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) hervor. „Unsere Studien zeigen, dass die Biologie der Hauskatzen so weit von der der Wildkatzen abweicht, dass sie sich normalerweise nicht kreuzen würden“, erklärt der Münchner Forscher. „Das liegt wahrscheinlich daran, dass sich Hauskatzen und Wildkatzen an sehr unterschiedliche ökologische Nischen angepasst haben und ein unterschiedliches Verhalten an den Tag legen: Wildkatzen sind Einzelgänger, während Hauskatzen in viel größerer Dichte leben können.“

Doch aufgrund der schwindenden Wildkatzenpopulationen wächst die Vermischung. Wie Untersuchungen in Schottland ergaben, nimmt dort seit den 1960er-Jahren der Hybridisierungsdruck auf die heimischen Wildkatzen zu. Die Forschenden vermuten, dass die schwindenden Wildkatzenpopulationen und damit die fehlende Gelegenheit, sich mit anderen Wildkatzen zu paaren, dafür verantwortlich sind. „Diese Hybridisierung ist eine Folge der modernen Bedrohungen. Lebensraumverlust und Verfolgung haben die Wildkatze in Großbritannien an den Rand des Aussterbens gebracht“, sagt Jo Howard-McCombe, Erstautorin der Studie an schottischen Wildkatzen. Anders als in Schottland hat die Population der Wildkatzen in Deutschland nicht abgenommen. Im Gegenteil: Dank des Projektes „Wildkatzenwälder von morgen“ konnten neue Vorkommen der Europäische Wildkatze beobachtet werden. Die jüngsten Untersuchungen belegen neue Nachweise der Art in Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt. Dem BUND Hessen gelang es, die Wildkatzen im hessischen Odenwald nachzuweisen – erstmals seit 100 Jahren.

Nach Ansicht der Forschenden könnten die neuen Erkenntnisse einen Beitrag leisten, um die Art in Zukunft besser zu schützen, etwa in Bezug auf Schutzprogramme und Wiederansiedlungen.

LMU

Grundlagenforschung als Beitrag zur Gesundheit von Mensch und Tier

Die Vetmeduni Wien lädt Interessierte am 27. November 2023 zum nächsten VetmedTalk ein. In einem interaktiven Livestream werden die Expert:innen Andreas Bergthaler (Molekulare Immunologie, MedUni Wien), Janina Burk-Luibl (Physiologie und Pathophysiologie, Vetmeduni) und Georg Csukovich (Interne Medizin Kleintiere, Vetmeduni) über das Thema  “Was ist überhaupt gesund? Wie Grundlagenforschung zur menschlichen und tierischen Gesundheit beiträgt” diskutieren. Die Zuseher:innen haben dabei die Möglichkeit, den Podiumsgästen live alle Fragen zu diesem Thema zu stellen. Moderiert wird der VetmedTalk von Wissenschaftskommunikator und Initiator des Science Slam Österreich, Bernhard Weingartner.

Die VetmedTalk-Eventreihe „Heute verstehen. Morgen verändern.“ findet in regelmäßigen Abständen statt. Zu verschiedenen aktuellen Themen aus der veterinärmedizinischen Grundlagenforschung diskutieren Expert:innen ihren Nutzen für Mensch, Tier und Umwelt.

Die vielfältige Vernetzung und notwendige Zusammenarbeit dieser Bereiche hat auch die Futura.vet im Sinn, die voraussichtlich im Herbst 2024 wieder stattfinden wird.

Vetmeduni Wien

WOAH warnt vor zu schneller Zulassung von ASP-Impfstoffen

Zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) wird weltweit fieberhaft an wirksamen Vakzinen geforscht. In Vietnam steht bereits der dritte ASP-Impfstoff vor der Zulassung, was Schweinehalter:innen in betroffenen Regionen Hoffnung macht. Doch die Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH) warnt vor zu großer Euphorie und weist auf eventuelle Risiken durch den Einsatz von minderwertigen Impfstoffen hin. Nur eine sichere Impfung habe das Potential, wirksam gegen die ASP vorzugehen.

Die WOAH betont, dass nur qualitativ hochwertige Impfstoffe gegen die Afrikanische Schweinepest verwendet werden dürfen, deren Wirksamkeit und Sicherheit nachgewiesen wurden. Zudem könnte der Einsatz von minderwertigen Vakzinen dazu führen, dass sich sogenannte Impfviren verbreiten, die akute oder chronische ASP-Infektionen verursachen können. Auch bestehe das Risiko, dass solche Impfstoffe keinen Schutz gegen die ASP bieten. Die Weltgesundheitsorganisation appelliert an ihre Mitglieder sowie die Impfstoffhersteller, den neuen, gerade im Bericht der Kommission für biologische Normen vorgeschlagenen Normentwurf bei der Entwicklung und Bewertung von ASP-Impfstoffen für die Zulassung zu berücksichtigen.

Weiterhin betont die WOAH, dass neben möglichen Impfstrategien umfassende Präventions- und Bekämpfungsstrategie weiterhin Berücksichtigung finden müssen. Dazu gehören eine strenge Biosicherheit sowie eine Einfuhr- oder Verbringungskontrolle. Wenn geimpft werde, sollte dies im Rahmen eines gut ausgearbeiteten und umfassenden Impfprogramms geschehen, rät die WOAH. Darin sollten auch Überwachungsmaßnahmen der Impfung und Ausstiegsstrategien enthalten sein.

WOAH

BioRescue Analyse bescheinigt Sicherheit für assistierte Reproduktion  

Viele Nashornarten sind vom Aussterben bedroht. Um sie zu erhalten sowie die Reproduktion der Tiere zu verbessern, arbeiten Forschende derzeit an neuen Methoden. Bislang scheinen die Entwicklung und Erprobung fortgeschrittener Technologien der assistierten Reproduktion (aART), wie das Ovum Pick-up (OPU) – die Entnahme unreifer Eizellen (Oozyten) – sowie die In-vitro-Fertilisation (IVF) die vielversprechendsten Ansätze zu sein. Diese Technologien ermöglichen die Erzeugung von Embryonen im Labor, die später in Leihmütter transferiert und von diesen ausgetragen werden können.

Das BioRescue-Projekt, das die Technologien der assistierten Reproduktion unter der Leitung des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) entwickelt und erprobt,  hat 65 aART-Eingriffe ausgewertet, die von 2015 bis 2022 durchgeführt wurden. Bislang konnten mit dieser Technologie 51 Embryonen in 65 Eingriffen ohne schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit der betroffenen Tiere produziert werden, was zeigt, dass die assistierte Reproduktion sicher und erfolgreich ist. Vielmehr kamen regelmäßige OPUs der reproduktiven Gesundheit der Nashornweibchen zugute, indem sie nachweislich die Funktion der Eierstöcke verbesserten, die Zahl der Follikel erhöhten und die Rückbildung pathologischer Strukturen wie Zysten bewirkten.

Die erfolgreiche Produktion der Embryonen – insbesondere der Embryonen des nördlichen Breitmaulnashorns – unterstreicht die Bedeutung der Technologie und ihr Potenzial, eines der drängendsten globalen Probleme unserer Zeit anzugehen: den dramatischen Verlust der Artenvielfalt. Dieser Rückgang führt zu einer unkalkulierbaren Beeinträchtigung wichtiger Ökosysteme und begünstigt gleichzeitig das Auftreten neuartiger Krankheitserreger, die die Lebensgrundlage der Menschheit zerstören können.

IZW

Ökosystem der Ostsee noch immer stark belastet

Laut dem aktuellen Bericht der Baltic Marine Environment Protection Commission (Helsinki Commission – HELCOM) ist die Belastung der Ostsee noch immer sehr groß. Unter anderem sorgen Überdüngung und Verschmutzung sowie Sauerstoff-Verlust und Überfischung dafür, dass sich der Zustand der Ostsee in den Jahren 2016-2021 kaum verbessert hat. Auch die Zerstörung von Lebensräumen und die Landnutzung tragen weiterhin zur Belastung des Ökosystems der Ostsee bei und sorgen für ein anhaltendes Artensterben in vielen Regionen. Die Situation für einige Tierarten vor der deutschen Ostseeküste sei schlecht, heißt es im Bericht. Darunter fallen Wasservögel in der Kieler Bucht sowie der Mecklenburger Bucht. Im Arkona-Becken steht dem Bericht nach auch die Schweinswal-Population unter Druck.

Auch der Klimawandel wirkt sich zunehmend auf die Ostseeregion aus. HELCOM führt alle sechs Jahre ganzheitliche Bewertungen durch, um zu überprüfen, wie gut das Abkommen funktioniert, und konzentriert sich dabei auf die Entwicklung des Ökosystems der Ostsee. Diese Bewertungen umfassen “Zeitpunkte” in der dynamischen Lebensgeschichte der Ostsee. Zu den Mitgliedern der Arbeitsgruppe gehören mit Dr. Jan Dierking und Dr. Marco Scotti auch zwei Forscher des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel. Die dritte ganzheitliche Bewertung der Helsinki-Kommission (HOLAS 3) zeigt aber auch, dass regionale Maßnahmen Wirkung zeigen könnten.

„Viele Spezies sind Mehrfach-Stress durch den Klimawandel und andere menschliche Einflüsse ausgesetzt“, erklärt Meeresökologe Jan Dierking. „Nur eine Kombination von Maßnahmen kann helfen, marine Lebensräume zu verbessern und die einzigartige Biodiversität dieser Region zu schützen, auf die viele Menschen angewiesen sind.“

HELCOM

Geomar

Mettenleiter mit Professor Niklas-Medaille ausgezeichnet

Am 19. Oktober 2023 ist der ehemalige Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Thomas C. Mettenleiter, im Rahmen des politischen Erntedanks des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mit der Professor Niklas-Medaille ausgezeichnet worden. Dies ist die höchste Auszeichnung des BMEL, die an Personen verliehen wird, die sich im besonderen Maße um die Landwirtschaft verdient gemacht haben.

Bundesminister Cem Özdemir überreichte Thomas Mettenleiter die Medaille für seine Forschungsarbeiten zu grundlegenden Prozessen der Virus-Wirts-Interaktion mit besonderem Blick auf die Entwicklung neuartiger Impfstoffe auf Basis molekularbiologischer Techniken. Die Arbeit an diesem Thema trug entscheidend zur wirksamen Bekämpfung der Aujeszkyschen Krankheit bei Schweinen bei. Gleichermaßen wurde sein Engagement für die Zusammenarbeit von Veterinär- und Humanmedizin im Sinne der One Health-Strategie auf nationaler und internationaler Ebene gewürdigt.

FLI

BMEL

Forscher fordern Anerkennung von Klimakrise als Gesundheitsnotstand

Mehr als 200 Fachjournale veröffentlichen einen Aufruf führender Wissenschaftler, die eine stärkere Verknüpfung von Klima- und Naturschutz von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordern. Es müsse noch vor der nächsten Weltgesundheitsversammlung im Frühjahr 2024 ein klimabedingter Gesundheitsnotstand ausgerufen werden. Dies ist die höchste Alarmstufe, die die WHO verhängen kann.

Es sei ein gefährlicher Fehler, die Klima- und die Naturkrise separat zu betrachten, heißt es in dem Aufruf. „Die Klimakrise und der Verlust der biologischen Vielfalt schädigen beide die menschliche Gesundheit, und sie sind miteinander verknüpft”, sagte BMJ-Chefredakteur Kamran Abbasi.

In dem Aufruf werden eine Reihe klimabedingter Gesundheitseinwirkungen genannt, wie steigende Temperaturen und Extremwetter. Beides trägt zur Ausbreitung ansteckender Krankheiten bei. Umweltverschmutzung belaste das Trinkwasser, die Versauerung der Meere reduziere den Bestand an Fischen und anderen zum Verzehr geeigneten Meerestieren. Der Rückgang der Artenvielfalt gefährde das ökologische Gleichgewicht und verringere die Lebensmittelproduktion. Das immer weitere Vordringen in bislang naturbelassene Gebiete bringe die Menschen enger in Kontakt mit Zehntausenden Arten. Damit wachse die Gefahr von Zoonosen, und dass Krankheiten oder Parasiten auf den Menschen übergingen.

Der geforderte Gesundheitsnotstand hat das Ziel, dass alle WHO-Mitgliedsländer aufgefordert werden, Informationen auszutauschen und alle erforderlichem Maßnahmen zu treffen, um die Krise zu beenden. Die WHO kann jedoch keinem Land konkrete Vorschriften über Maßnahmen machen.

Zeit Online

In-Vitro-Fisch als Mittel gegen Überfischung

Mit der wachsenden Weltbevölkerung nimmt auch die Überfischung der Meere zu. Damit einhergehend wächst die auch die Notwendigkeit, alternative Proteinquellen zu entwickeln. In einem interdisziplinären Projekt der Hochschule Reutlingen und der Universität Vechta sowie des Berliner Startups Bluu Seafood wollen daher Forschende eine Methode entwickeln, um Fischlebensmittel künstlich zu erzeugen. Ziel sei es, geschmackstragende, gesunde Fisch-Fettzellen für die menschliche Ernährung nutzbar zu machen, teilte die Universität Vechta mit. So solle die globale Ernährung sichergestellt werden. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft fördert das auf drei Jahre angelegte Forschungsvorhaben mehr als 1,3 Millionen Euro.

„Die in-vitro Erzeugung von tierischen Proteinen zählt zu den großen Innovationen im 21. Jahrhundert. Wir brauchen in Deutschland zwingend mehr Grundlagenforschung und entsprechende Forschungsförderungen, damit wir den Anschluss halten können“, erklärt Nick Lin-Hi, Professor für Wirtschaft und Ethik an der Universität Vechta. Der Wissenschaftler verantwortet in dem Projekt den sozialwissenschaftlichen Teil, der sich mit der Akzeptanz von In-vitro-erzeugten Fischlebensmitteln und ökonomischen Umsetzungschancen beschäftigt. Unter anderem wird Lin-Hi eine experimentelle Studie zum tatsächlichen Konsumverhalten von zellbasiertem Fisch durchführen.

Uni Vechta

Proplanta

Betäubungsmethode mit Argon wird getestet

Die Betäubung von Schlachttieren ist in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben. Die am häufigsten eingesetzte Methode ist die Gasbetäubung mit CO2. Diese Methode hat jedoch den Nachteil, dass die Schlachttiere beim Eintreten in die CO2-Umgebung eine kurze Abwehrreaktion zeigen. Eine Alternative und eventuell tierschutzgerechtere und schonendere Betäubungsmethode könnte Argon darstellen. Diese neue Methode, die von Expert:innen der Bundesanstalt für Fleischforschung entwickelt wurde, wird aktuell bei Schweinen auf dem Schlachthof in Kulmbach getestet. Argon ersetzt das ursprünglich geplante Helium, das aber wegen des Kriegs in der Ukraine aktuell nicht verfügbar ist.

Erste Testläufe wurden bereits gestartet, nachdem die Betriebsgenehmigung von der Bernd-Tönnies Stiftung als Auftraggeber beantragt wurde. Die Stiftung geht davon aus, dass die Anlage zum Jahreswechsel in den Regelbetrieb gehen kann.

SUS

Biodiversität in Tropenwäldern mit KI messen

Neben ihrer großen Bedeutung für den globalen Kohlenstoffkreislauf und das Weltklima, sind tropische Wälder durch eine extrem hohe Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten gekennzeichnet. Durch die massive Abholzung sowie den Raubbau nimmt diese Biodiversität jedoch stetig ab und die Bedeutung von Wiederbewaldungsflächen nimmt zu. Für die Einschätzung der Entwicklung der Artenvielfalt auf solchen Flächen könnte der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) unterstützend wirken.

Einer Forschergruppe unter Leitung der Würzburger Julius-Maximilians-Universität (JMU) ist es gelungen, anhand von Tonaufnahmen und KI-Modellen die Biodiversität auf tropischen Wiederbewaldungsflächen zu messen. Dazu haben die Wissenschaftler:innen im Norden Ecuadors auf aufgelassenen Weiden und früheren Kakaoplantagen mit Hilfe von autonomen Soundrecordern und KI-Modellen die Zusammensetzung der Artengemeinschaften von Vögeln, Amphibien und Säugetieren untersucht.

„Die Forschungsergebnisse zeigen, dass die Sounddaten ganz exzellent die Rückkehr der Biodiversität in den aufgelassenen Landwirtschaftsflächen widerspiegeln“, erklärt Prof. Jörg Müller von der Ökologischen Station Fabrikschleichach der JMU, der zusammen mit Oliver Mitesser die Studie geleitet haben. Die Forschenden fanden heraus, dass die Tierlaute der Artengemeinschaften die Wiederbesiedlung sehr gut abbilden – denn diese Gemeinschaften sind im Wald ganz charakteristisch zusammengesetzt und unterscheiden sich deutlich von denen auf noch aktiven Agrarflächen.

Ein Set von 70 KI-Vogelmodellen war in der Lage, die gesamten Artengemeinschaften von Vögeln, Amphibien und einigen rufenden Säugetieren zu beschreiben. Selbst die Veränderungen bei Nachtinsekten konnten damit sinnvoll korreliert werden. Geplant sei nun, die verwendeten KI-Modelle weiter zu verbessern und das Set an Modellen zu erweitern, um noch viel mehr Arten automatisch erfassen zu können, so Müller. „Unsere KI-Modelle können die Basis für ein sehr universelles Instrument zur Überwachung der Biodiversität in Wiederbewaldungsflächen sein“, sagt der Wissenschaftler abschließend.

JMU

Antibiotikaminimierung geht mit Tiergesundheit und -ernährung einher

Antibiotikaresistenzen nehmen weiter zu und gefährden die Gesundheit von Menschen und Tieren. In ihrem neuen Forschungsprojekt erforscht Julia Steinhoff-Wagner, Professorin für Tierernährung und Metabolismus an der Technischen Universität München (TUM), wie der Einsatz von Antibiotika bei Geflügel reduziert werden kann, ohne das Tierwohl zu beeinflussen. Gemäß Berechnungen des 2014 eingeführten staatlichen Monitorings würden zwar schon weitaus weniger Antibiotika in den Mastgeflügelbetrieben eingesetzt, jedoch seien diese Mengen im Vergleich zu anderen Nutztierarten immer noch auf einem zu hohen Niveau. Wichtig sei, die Mengen weiter zu reduzieren, erklärt Steinhoff-Wagner in einem Interview.

In ihrem Projekt widmet sich die Wissenschaftlerin dem Zusammenhang zwischen Antibiotikaminimierung, Tiergesundheit und Resistenzverschleppung in der Geflügelhaltung. Dabei sieht sie die Reinigung und Desinfektion als wichtigste Schlüsselfaktoren zur Verhinderung einer Erregerverschleppung. Zudem sei die Tierdichte eine wichtige Komponente bei der Entwicklung von Keimen.  

Als den wichtigsten Ansatzpunkt zur Vorsorge betrachtet die Forscherin jedoch die Tiergesundheit. Sind die Tiere adäquat ernährt und leben in einer Umgebung ohne übermäßige Belastung mit krankmachenden Keimen und Stress, können sie problemlos mit geringen Keimlasten umgehen. Wenn die Tiere gar nicht erst erkranken, benötigen sie auch keine Antibiotika. Zurzeit untersucht die Münchener Professorin, welche Konzepte bei der Geflügelhaltung in der Praxis funktionieren.

Mehr Informationen und Ratschläge zur Antibiotikaminimierung im Stall bietet auch das Projekt VetMAB.de, das zahlreiche anerkannte Online-Fortbildungen für Landwirt:innen und Tierärzt:innen zu dieser Thematik anbietet.

Zudem können sich Tierärztinnen und Tierärzte unter Myvetlearn.de in Bezug auf die Antibiotikaminimierung bei Masthähnchen, Legehennen und Puten fortbilden.

TUM

Walpopulationen in europäischen Gewässern stabil

In Nord- und Ostsee sowie den angrenzenden Gewässern des europäischen Atlantiks leben 1,4 Millionen Wale, Delfine und Schweinswale. Zu diesem Ergebnis kamen internationale Forschende aus Dänemark, Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Spanien, Schweden, Portugal und dem Vereinigten Königreich nach einer umfassenden Zählung im Sommer 2022. Unter dem Namen „Small Cetaceans in European Atlantic waters and the North Sea (SCANS-IV)“ hatten die beteiligten Wissenschaftler:innen in acht Teams die Meeressäuger über einen Zeitraum von sechs Wochen mit Flugzeugen und einem Forschungsschiff das Gebiet systematisch erfasst. Dabei zählten sie in dem 1,7 Millionen Quadratkilometer großen Gebiet tausende von Walgruppen 17 verschiedener Arten.

„Die Ergebnisse der vergangenen drei Jahrzehnte haben unser Wissen zur Verteilung und Häufigkeit der unterschiedlichen Walarten in den europäischen Atlantikgewässern erheblich erweitert. Sie ermöglichen es uns, den Erhaltungszustand der Populationen zu bewerten und in Zusammenhang mit menschengemachten Stressfaktoren zu setzen. Diese groß angelegte Zeitreihe soll in den kommenden Jahrzehnten fortgesetzt werden”, erklärte Projektleiterin Dr. Anita Gilles vom Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo).

Die Ergebnisse legen dar, dass sich die Bestände von Schweinswalen und auch von Weißschnauzendelfinen sowie Zwergwalen in den vergangenen 28 Jahren nicht signifikant verändert haben. Die Zählungen belegen jedoch, dass sich die Population des Gemeinen Delfins weiter nach Norden ausgedehnt hat, wie auch die früheren SCANS-Erhebungen bereits gezeigt hatten. Die Schweinswalpopulation hingegen hat sich weiter von Nordwesten nach Süden verlagert, während sie in der westlichen Ostsee, der Beltsee und dem südlichen Kattegat weiter zurückgegangen ist. Die Daten der SCANS-Reihe sind eine wichtige Grundlage, um die Auswirkungen von Beifang und anderen zunehmenden anthropogenen Belastungen wie Offshore-Industrie, Schifffahrt und Fischerei auf Walpopulationen zu bewerten.

Unterdessen hat der dramatische Wassermangel hat im Amazonasgebiet dazu geführt, dass die bedrohten rosa Flussdelfine massenweise verenden. Allein innerhalb der vergangenen Woche seien mehr als 120 Tiere im Lago de Tefé gestorben, berichtet der WWF, der sich an einer Rettungsaktion beteiligt. „Das ist schon jetzt etwa 15 Prozent des dortigen Bestands und die Trockenzeit hat gerade erst begonnen“, berichtet Dirk Embert vom WWF Deutschland. „Wir versuchen, die Überlebenden zu retten, doch es ist ein Rennen gegen die Zeit.“ Fachleute vermuten, dass anhaltende Hitze, Trockenheit sowie Wassertemperaturen von bis zu 39 Grad die Auslöser des Massensterbens sind. Gewebeproben der Delfinkadaver sollen untersucht werden, um die genaue Ursache herauszufinden. Der WWF befürchtet jedoch, dass sich die aktuelle Situation weiter verschärft, denn auch in rund 60 weiteren Gemeinden herrsche ein dramatischer Wassermangel.

TiHo

WWF

Forscherin der FU Berlin stellt Zelltherapie für arzneimittelresistente Epilepsie vor

Weltweit sind mehr als 50 Millionen Menschen an Epilepsie erkrankt, einer der häufigsten neurologischen Erkrankungen. Bei schätzungsweise 5 Millionen Menschen wird jedes Jahr die Neudiagnose Epilepsie gestellt. Eine abnorme elektrische Aktivität im Gehirn kann wiederholt epileptische Anfälle auslösen. Das medizinische Ziel ist es, die Anzahl solcher Anfälle gering zu halten.

Ein internationales Forscherteam, unter ihnen Veterinärmedizinerin und Neurowissenschaftlerin Prof. Sonja Bröer von der Freien Universität Berlin, arbeitet im Rahmen einer Studie an einer regenerativen Zelltherapie, die bei einer arzneimittelresistenten Epilepsie zur Heilung bzw. Linderung führen könnte. Diese Therapie basiert auf Gamma-Aminobuttersäure (GABA) ausschüttenden Nervenzellen, die die übermäßigen elektrischen Entladungen in Nervenzellen des Gehirns hemmen könnten. Basierend auf den Daten aus der Studie wird die Zelltherapie inzwischen in einer laufenden klinischen Phase 1/2-Studie am Menschen getestet.

Die Neu-Berliner Veterinärmedizinerin Bröer wird erste klinische sowie präklinische Daten anlässlich des „Berlin Neuroscience Meeting“ des Einstein-Zentrums für Neurowissenschaften präsentieren.

FU Berlin

Studie Zelltherapie

Stimmforscher löst Rätsel um Katzenschnurren

Katzen können auf verschiedene Geräusche zurückgreifen, um mit Menschen und Tieren zu kommunizieren. Ein Rätsel gaben bislang die außergewöhnlichen Schnurrgeräusche der Samtpfoten auf. Gemäß älteren Theorien wird das Schnurren durch das zyklische Zusammenziehen und Entspannen von Muskeln im Kehlkopf erzeugt. Das würde jedoch einen ständigen neuronalen Input und die entsprechende Ansteuerung durch das Gehirn erfordern. Aktuellen Untersuchungen eines Forscherteams um den Stimmforscher Christian T. Herbst von der Universität Wien zufolge, verursacht ein einzigartiges “Gewebepolster” in den Stimmlippen der Katzen die Schnurrgeräusche.

In einem kontrollierten Laborexperiment konnte der Forscher darlegen, dass der Kehlkopf der Hauskatze ohne neuronalen Input oder zyklische Muskelkontraktionen beeindruckend tiefe Töne mit Schnurrfrequenzen erzeugen kann. Der beobachtete Mechanismus der Klangerzeugung ähnele stark der menschlichen “Schnarrstimme” oder dem “vocal fry”, so Herbst. „Anatomische Untersuchungen haben ergeben, dass ein einzigartiges ‚Gewebspolster‘ in den Stimmlippen der Katzen erklären könnte, wie ein so kleines Tier, das nur wenige Kilogramm wiegt, regelmäßig Töne mit diesen unglaublich niedrigen Frequenzen von 20-30 Hz erzeugen kann. Dieser Wert liegt weit unter den tiefsten Basstönen, die menschliche Stimmen hervorbringen können”, erklärt Herbst.

Die Ergebnisse der Studie stellen zwar keine völlige Falsifikation der bisherigen Theorie dar, sind aber ein klarer Hinweis darauf, dass das derzeitige Verständnis des Katzenschnurrens unvollständig ist und weitere Forschung erfordert.

Universität Wien

Immunokastration gewährleistet besseren Tier- und Umweltschutz in der Fleischproduktion

Nach dem Eintritt des Verbots der betäubungslosen Ferkelkastration Anfang 2021 haben Schweinehalter:innen die Möglichkeit der Ebermast, der chirurgischen Kastration unter Injektions- oder Inhalationsnarkose sowie der Immunokastration. Ein Großteil der männlichen Ferkel wird aktuell in Deutschland chirurgisch kastriert, da das Fleisch männlicher Schweine unter Umständen einen sehr unangenehmen Geruch entwickeln kann und schwerer zu verkaufen ist. Bei der Immunokastration wird das männliche Mastschwein geimpft, um einen möglichen Ebergeruch zu verhindern. Aufgrund der begrenzten praktischen Erfahrungen mit dem Impfstoff Improvac® in Deutschland sowie mangelnder praxisnaher Studien besteht auch nach 20 Jahren eine allgemeine Unsicherheit bei den Mäster:innen hinsichtlich der Immunokastration.

Forschende der Universitäten Göttingen und Kiel sowie des Max Rubner-Instituts in Kulmbach haben sich daher näher mit den Umweltbilanzen, Tiergesundheit, Produktqualität sowie Handelswertermittlung beider Verfahren befasst. Das Projekt „Feldstudie zur Impfung gegen Ebergeruch (FINGER)“ konnte belegen, dass die Immunkastration keine relevanten Nachteile für die Qualität der Erzeugnisse hat. Gleichzeitig seien sogar Tier- und Umweltschutz in der Fleischproduktion bei der Impfung als höher zu bewerten, so die Wissenschaftler:innen. „Wir sind stolz darauf, mit unserer Forschung einen Beitrag zur Verbesserung von Tier- und Umweltschutz zu leisten“, erklärt Prof. Dr. Daniel Mörlein aus der Fakultät für Agrarwissenschaften der Universität Göttingen. „Angesichts der Vorteile in Bezug auf den Tierschutz und die Umweltbilanz kann die Immunokastration daher als Alternative zur chirurgischen Kastration empfohlen werden“, so Agrarwissenschaftler abschließend.

Uni Göttingen

Temperaturanstieg beeinflusst Wachstum von Fledermäusen

Die durch den Klimawandel steigenden Temperaturen haben auch Auswirkungen auf Fledermäuse. So konnten Wissenschaftler:innen der Universität Greifswald in einem mehrjährigen Feldexperiment mit Bechsteinfledermäusen belegen, dass der Temperaturanstieg im Tagesquartier während der Wachstumsphase der Jungtiere zu größeren Tieren führt. Sollte sich das Klima weiter erwärmen und sich gleichzeitig der Rückgang von Insekten intensivieren, könnte das einen negativen Einfluss auf die Populationsentwicklung der Bechsteinfledermäuse haben. Frühere Studien konnten bereits belegen, dass größere Bechsteinfledermäuse eine kürzere Lebenserwartung bei einer gleichzeitig höheren Fortpflanzungsrate haben.

„Die schnellere Fortpflanzungsstrategie größerer Bechsteinfledermäuse kann nur bei jährlich günstiger Insektenverfügbarkeit funktionieren. Wenn nun die Körpergröße der Fledermäuse direkt von der Temperatur beeinflusst wird und gleichzeitig das Insektensterben anhält, könnten sich die wärmeren Sommer langfristig negativ auf die Population der Bechsteinfledermäuse auswirken, da größere Tiere ihren Nahrungsbedarf nicht mehr stillen können“, erklärt Janis Wolf, Co-Erstautor der Studie.

Uni Greifswald

Verbreitung von Viren abhängig von Artenvielfalt

In einem intakten Ökosystem gibt es aufgrund der großen Vielfalt an Tieren auch eine Vielzahl unterschiedlicher Viren. Wenn die Artenvielfalt abnimmt, besteht jedoch die Gefahr, dass sich die Viren verbreiten, die am widerstandsfähigsten sind. Das ist das Ergebnis einer Studie von Wissenschaftler:innen der Charité – Universitätsmedizin Berlin in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), die Auswirkungen der zunehmenden Abholzung von Regenwald auf Stechmücken und deren Viren untersucht hat.

Die Forschenden konnten belegen, dass sich die Zerstörung tropischer Regenwälder negativ auf die Vielfalt an Stechmückenarten auswirkt. Außerdem fanden sie heraus, dass sich in diesem Szenario die widerstandsfähigen Stechmückenarten durchsetzen, was wiederum zu einer schnelleren Verbreitung derer Viren führen kann, sofern es viele Exemplare der Art gibt. „Wenn eine Wirtsart sehr häufig ist, dann erleichtert das die Ausbreitung von Viren“, erklärt Prof. Dr. Sandra Junglen, Leiterin der Arbeitsgruppe „Ökologie und Evolution von Arboviren“ am Institut für Virologie der Charité. Unter ihrer Federführung haben die Wissenschaftler:innen Stechmücken aus einem Gebiet an der Elfenküste auf Virusinfektionen getestet.

„Dann haben wir geschaut, wie sich in den unterschiedlichen Landnutzungstypen die Zusammensetzung an Stechmückenarten unterscheidet, wo bestimmte Viren vorkommen und wie häufig diese sind“, erklärt Kyra Hermanns vom Institut für Virologie der Charité und Erstautorin der Veröffentlichung. „Damit konnten wir zum ersten Mal nachweisen, dass die Verbreitung der Viren nicht auf eine enge genetische Verwandtschaft zurückzuführen ist, sondern auf die Eigenschaften ihrer Wirte – also insbesondere auf jene Stechmückenarten, die gut mit veränderten Umweltbedingungen in gestörten Lebensräumen zurechtkommen“, ergänzt Junglen. Die Studie macht deutlich, wie wichtig Artenvielfalt ist, und kann helfen, neue Einblicke in die Dynamik von Infektionskrankheiten zu generieren.

Charité

MERS-Impfstoff wird an älteren Personen getestet

Forschende der Universität Oxford sind bei der Entwicklung eines Impfstoffes gegen das Middle East Respiratory Syndrome (MERS) einen entscheidenden Schritt weitergekommen. Im Rahmen einer Studie sind am 15.09.2023 die ersten Teilnehmer:innen im Alter von 50 bis 70 Jahren mit einem von der Professorin Dame Sarah Gilbert entwickelten Vakzin geimpft worden. „Vor der COVID-19-Pandemie hatten wir unseren ChAdOx1-MERS-Impfstoff bereits an jungen Erwachsenen in Großbritannien und Saudi-Arabien getestet. Diese Versuche lieferten Informationen, die für die rasche Entwicklung des COVID-19-Impfstoffs von Oxford/AstraZeneca entscheidend waren. Wir kehren nun zu der Aufgabe zurück, einen Impfstoff gegen MERS zu entwickeln und werden ihn zum ersten Mal an älteren Erwachsenen testen, also an der Altersgruppe, die am meisten Schutz vor diesem lebensbedrohlichen Virus benötigt“, erklärt Gilbert.

MERS wird durch ein Virus, das von Kamelen auf Menschen übertragen wird, ausgelöst. Das Virus stammt aus derselben Virusfamilie wie SARS-CoV-2, was für COVID-19 verantwortlich ist. Laut Informationen der Weltgesundheitsorganisation WHO hat auch MERS das Potential, eine Pandemie auszulösen. Noch gibt es weder Behandlung noch einen Impfstoff gegen die Viruserkrankung. „MERS hat eine höhere Sterblichkeitsrate als COVID-19, und wir haben noch keine wirksamen Behandlungen oder Impfstoffe dagegen. Diese Studie ist eine spannende Gelegenheit, auf unserer Partnerschaft mit Liverpool aufzubauen, die während der COVID-19-Impfstoffversuche in Oxford entstanden ist, um einen vielversprechenden Impfstoff gegen ein anderes potenziell tödliches Coronavirus zu untersuchen”, betont Professor Maheshi Ramasamy, Clinician Scientist bei der Oxford Vaccine Group und Leiter der Studie.

WHO

University of Oxford

Universität Oxford