Bereits zum 28. Mal findet der traditionsreiche Fortbildungskongress für Tierärzte in Baden-Baden statt. Für das Jahr 2016 hat das Kongressteam um Dr. med. vet. Martin Schäfer, Programmbereichsleiter Tiermedizin im Enke Verlag, die Veranstaltung neu aufgestellt und in ihrem Profil geschärft.
Herr Dr. Schäfer, was genau ist neu für die Besucher der BBF Baden-Badener Fortbildungstage 2016? Für Berufsanfänger, erfahrene Praktiker und spezialisierte Veterinäre gibt es nun jeweils eigene Formate und Themen:
Wir haben die Fortbildungsangebote passgenau auf ihre Bedürfnisse und Wissensstand zugeschnitten und in der Breite und Tiefe ausgebaut. Allen Inhalten gemeinsam ist der Praxisbezug und unmittelbare Nutzen für den Berufsalltag. So kann sich jeder Teilnehmer zielgerichtet fortbilden und das Gelernte am Ende des Tages unmittelbar anwenden. Neu ist auch, dass sich der Kongress ausschließlich um Hund, Katze und andere Heimtiere dreht. Durch diese Fokussierung können wir sogar den erfahrenen Profis auf diesem Gebiet noch vertiefendes Spezialwissen bieten. Das gibt es nur in Baden-Baden.
In welcher Weise profitieren die Kongress-Besucher von den neuen passgenauen Fortbildungsformaten?
Ein Berufseinsteiger interessiert sich bei der Fortbildung für andere Themen als ein Facharzt. Während es bei jungen Kollegen beispielsweise darum geht, Routine im Alltag zu gewinnen oder Notfälle zu beherrschen, erwartet der Spezialist einen Überblick über neueste Forschungsergebnisse in seinem Gebiet.
Das sogenannte up2date-Programm für Fachtierärzte befasst sich in diesem Jahr etwa mit der multimodalen Tumortherapie und der interdisziplinären Polyarthritistherapie. Der erfahrene praktische Tierarzt wiederum arbeitet routiniert, braucht aber Input zu neuen Entwicklungen und konkreten Problemen. Die konkret-Angebote behandeln Themen, die in jeder Praxis vorkommen wie Langzeittherapien bei Hund und Katze. Ziel dieser Vorträge ist es, möglichst viele praxisnahe Antworten und Tipps zu geben. Wissen zum Mitnehmen und Anwenden, sozusagen.
Mit den Verlagen Enke und Sonntag sind Sie Marktführer für veterinärmedizinische Medien. Inwiefern wirkt sich das auf die Programmgestaltung der BBF aus?
Zunächst gilt ganz klar das Qualitäts- und Leistungsversprechen unserer Verlage auch für die BBF. Mit den Verlagen haben wir zudem den Überblick über das gesamte Spektrum der Kleintiermedizin und seinen Entwicklungen, auch über die Grenzen der jeweiligen Fächer hinaus. Dadurch können wir in unseren Kongress-Themen sehr aktuell und relevant sein. Auf dem kommenden Kongress greifen wir etwa das Thema Faszienforschung auf. Zum anderen haben wir Zugang zu Topreferenten. Von ihnen lernen die Teilnehmerin den Seminaren aus erster Hand. Daniel Koch und Martin Fischer etwa referieren in Baden-Baden über Lahmheitsuntersuchungen beim Hund. Sie sind Autoren des gleichnamigen Standardwerks, das bei Enke erschienen ist. Das begeistert schon, wenn diese Experten Rede und Antwort stehen. Auch die Autorin des Buchs „Dermatologieatlas der Katze“, Stefanie Peters, spricht über ihr Spezialthema und der Verfasser des „Zahnatlas Heimtiere“, Stefan Gabriel, ist mit einem Vortrag vor Ort, um nur einige Beispiele zu nennen.
Sie haben das Stichwort Faszienforschung genannt. Was verbirgt sich dahinter?
Das sind zwei Premieren in einer. Ab dem kommenden Jahr bieten wir unseren Teilnehmern eine Keynote-Lecture an. Darin greifen wir aktuelle und wichtige Themen auf und laden hierfür einen herausragenden Experten ein. Das hochaktuelle und faszinierende Thema dieser Premiere sind Faszien. In der Behandlung von Schmerzen, Verspannungen und orthopädischen Beschwerden wächst das Wissen über die Rolle der Faszien rasant. Faszientherapie ist in aller Munde – in der Humanmedizin.
Die Kleintiermedizin nimmt diesen Faden gerade erst auf. Dieser neuen Entwicklung tragen wir auf der BBF Rechnung. Der international anerkannte Experte für Faszien, Dr. Robert Schleip vom Universitätsklinikum Ulm, wird uns zusammen mit seinem Team einen Überblick über den State of the Art geben und uns Ansatzpunkte für die Kleintier-Orthopädie aufzeigen. Wie beim Menschen haben wir es hier oft mit Schmerzen und Beschwerden zu tun, die nicht auf röntgenologische Befunde an Knochen und Gelenken zurückzuführen sind – und die auf die klassischen Therapien nicht ansprechen.
Wo sehen Sie konkret Ansatzpunkte für die Faszientherapie beim Hund?
Ein Beispiel ist die Kastrationsnarbe der Hündin. Nach der OP entwickeln sich oft Verklebungen von Bauchfaszie und Peritoneum. Zudem kommt es zu strukturellen Gewebeveränderungen durch die Narbenbildung. Diese können Ausgangspunkt für Verspannungen sein. Schmerzen bis hin zu Lahmheiten sind die Folge, die der Tierarzt aber bisher nicht immer wirksam behandeln konnte. Hier ist– ausgehend von den Erfahrungen beim Menschen – die Faszientherapie ein vielversprechender Ansatz. Auf dem Kongress werden die Faszienexperten weitere konkrete Einsatzmöglichkeiten und Therapien diskutieren.
Sie haben bei Ihrer Neuausrichtung an Baden-Baden als Veranstaltungsort festgehalten. Welche besonderen Vorteile bietet die Stadt den Teilnehmern?
Baden-Baden hat von allem etwas. Es ist leicht zu erreichen und trotz seines internationalen Niveaus familiär. Anfang April, wenn der Kongress stattfindet, blühen dort schon Krokusse und Magnolien. Zwischendurch kann man sich in den Caracalla-Thermen oder im Friedrichsbad verwöhnen lassen, bummeln, Kaffee trinken, eine Kunstausstellung im Frieder Burda-Museum besuchen und gut essen gehen. Mit seinem Dolce Vita ist Baden-Baden einfach ideal für eine kleine Auszeit vom Alltagsstress, auch mit dem Partner!