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Das war der bpt-Kongress 2024

21.11.2024

Der bpt-Kongress in Hannover – eine Erfolgsgeschichte. In diesem Jahr nahmen vom 14. bis 16. November 2024 knapp 3.000 Tierärzt:innen, Praxismanager:innen und TFAs teil. Hinzu kamen noch rund 200 Referierende und zahlreiche Gäste. Dennoch kehrt der bpt dem Konzept, den bpt-Jahreskongress parallel zur EuroTier stattfinden zu lassen, ab 2026 den Rücken. Die Gründe für diese strategische Neuausrichtung nach sechzehn Jahren seien die generell sinkenden Zahlen an Nutztier- und Gemischtpraktiker:innen und die zu befürchtenden Besucherrückgänge im Bereich der Kleintier- und Pferdepraktiker, den traditionell stärksten Teilnehmergruppen beim bpt-Kongress, durch die deutlich gestiegenen Hotelkosten während der EuroTier.

Von den meisten Teilnehmenden sowie von den 162 vertretenen Ausstellerfirmen auf der Fachmesse wurde diese Nachricht positiv aufgenommen. Der nächste bpt-Kongress in Hannover findet vom 18. bis 21. November 2026 statt.

In diesem Jahr gab es im Fachprogramm verschiedene Beiträge zu Künstlicher Intelligenz (KI) – wo sie in der Tiermedizin sinnvoll eingesetzt werden kann und was dabei beachtet werden muss. Ebenfalls fanden sich einige Programmpunkte zur Digitalisierung der Veterinärmedizin bzw. zur notwendigen digitalen Transformation, die in den kommenden Jahren in den Praxen umgesetzt werden sollte, um Personalressourcen zu sparen und zukunftsfähig zu werden. Denn mithilfe von geeigneten Praxismanagementprogrammen, Online-Terminbuchungen und smarten Programmen zum Berichteschreiben und zur Diagnostik lassen sich viele Abläufe sowohl in der Nutztier- als auch in der Pferde- und Kleintierpraxis effektiver gestalten. In der gewonnenen Zeit können mehr Patienten behandelt werden. In jedem Fall in der Theorie eine Win-Win-Situation. Allerdings muss sich die Mehrzahl der Tierärzt:innen dafür noch einiges an digitalen Kompetenzen aneignen.

Neben den Fachvorträgen standen aber auch die berufspolitischen Veranstaltungen und Round Tables auf dem Programm, wie z.B. die Vorstellung des Tierärzte Atlas Deutschland 2024 durch Jörg Held vom Dessauer Zukunftskreis mit anschließender Diskussion (Anke Zankl, Kim Usko, Heiko Färber, Hubertus Keimer), welches denn nun die aus den Fahlen, Daten und Fakten ableitbaren nächsten Schritte sind, um dem Fachkräftemangel in der Tiermedizin entgegen zu wirken. Dazu gehört die Förderung der Selbständigkeit (von Frauen), gute und professionelle Angebote für Wiedereinsteiger:innen und die zügige berufliche wie gesellschaftliche Integration ausländischer Tierärzt:innen.

Selbstverständlich mangelte es auf dem bpt-Kongress auch nicht an Seminaren und Workshops (u.a. Existenzgründung, Ökonomie/ GOT, mentale Gesundheit, Praxisführung, Gewaltprävention).

 „Ich bin stolz, dass wir der Tierärzteschaft jedes Jahr so eine breite Palette an spannenden Vorträgen, Seminaren und eine innovative Fachmesse anbieten können“, freute sich der gerade zum 3. Mal wiedergewählte bpt-Präsident Dr. Siegfried Moder.

DVG-Vet-Congress in Berlin gut besucht

04.11.2024

Rund 2.900 Tierärzt:innen und TFAs besuchten in diesem Jahr den DVG-Vet-Congress im Berliner Hotel Estrel.

Gleichzeitig feierte der DVG-Congress in diesem Jahr damit auch sein 70-jähriges Jubiläum, was mit einem kleinen Umtrunk am Freitag am  DVG-Stand gefeiert wurde. Los ging es am Donnerstagabend im Vorfeld der Berliner Sause mit Bier und Currywurst mit der Begrüßung durch den DVG-Präsidenten Prof. Martin Kramer und den Kongresspräsidenten Dr. Ingmar Kiefer. Dieser ging in seiner Rede auf die Notwendigkeit von Wissenschaft und wissenschaftlicher Arbeit ein, wobei er bei den anwesenden Studierenden für eine wissenschaftliche Karriere warb. Um dies zu unterstreichen, gab es nach dem Vortrag von Prof. Tim Landgraf (FU Berlin) zum Thema „Wie kann KI uns dabei helfen, Tiere besser zu verstehen und vielleicht sogar mit ihnen zu kommunizieren?“ auch die alljährlichen Preisverleihung.

Allen voran die Richard-Völker Medaille, die in diesem Jahr an Prof. Michaele Alef (Universität Leipzig) und Prof. Andrea Meyer-Lindenberg (LMU München) verliehen wurde. Der Martin-Lerche-Wissenschaftspreis ging in diesem Jahr an Prof. Johann Schäffer, der einmal mehr in seiner Dankesrede mit viel Scharfsinn und Humor überzeugte. Der Anton-Mayer Preis wurde  an Dr. Jasmin Neßler verliehen und Henrike Krüger-Haker wurde mit dem Preis der Höhner-Stiftung ausgezeichnet. Der Preis der Bruns-Stiftung ging an Dr. Christiane Schnabel. Zudem gab es noch mehrere Preise für Nachwuchswissenschaftler:innen.

Das dreitägige Vortragsprogramm wurde am Freitag und am Samstag von einer Industrieausstellung begleitet, in der sich die Besucher:innen gut auf die Stände verteilt haben, so dass es kaum Gedränge gab, aber regen Austausch. Unter anderem hat der Dessauer Zukunftskreis (DZK) hier an einem Stand den Tierärzte Atlas Deutschland der Presse sowie den interessierten Kolleg:innen vorgestellt.

Außerdem gab es am Freitagabend eine vom DVG organisierte Feier im Hotel Estrel.

Fazit:
Alles in allem ein guter Kongress, der sicherlich auch im kommenden Herbst wieder auf unserer Agenda stehen wird.

Unsere Empfehlung

29.02.2024

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Zweiter Austausch zum Tierarztmangel in Wörlitz

05.10.2023

Sieben Maßnahmen wider den Tierärztemangel haben rd. 60 Vertreter:innen der Veterinärbranche aus Kammern, Verbänden, Praxis und Industrie Ende September auf Einladung des Dessauer Zukunftskreises (DZK) in Wörlitz diskutiert – und konkrete Schritte auf den Weg gebracht. Keine Maßnahme wird allein den Tierarztmangel und damit eine angemessene tierärztliche Rund-um-die-Uhr-Versorgung der Haus- und Nutztiere sicherstellen können. Aber in der Addition könnten sie zügig umgesetzt bereits kurzfristig Verbesserungen bringen. Ein Überblick:

Notdienstberuf braucht Arbeitszeitflexibilisierung

Für den Notdienstberuf Tierarzt ist das enge Korsett des Arbeitszeitgesetzes mit acht bzw. in Ausnahmen max. zehn Stunden Arbeitszeit gefolgt von mindestens elf Stunden Ruhezeit absolut ungeeignet. Darüber herrscht Einigkeit. Doch der Weg zu einer Arbeitszeitflexibilisierung wird in der Branche – und so auch in Wörlitz – intensiv diskutiert. Aktuell haben der Bundesverband praktizierender Tierärzte (bpt), die Bundestierärztekammer und 16 Landestierärztekammern einen gemeinsamen Appell an die Politik gerichtet, das Arbeitszeitgesetz anzupassen (Lockerung der Tages-Höchstarbeitszeit bei unveränderter Wochenhöchstarbeitszeit).

Arbeitsbedingungen und Tarifvertrag – angestellte Tierärzte in den Praxen bald in der Mehrheit

Der andere, branchenintern zu gehende Weg wäre ein Tarifvertrag. In diesem kann man flexible Arbeitszeiten vereinbaren. Er regelt dann auch weitere Arbeitsbedingungen, zum Beispiel Gehalt und Überstundenvergütung, Urlaubstage und Teilzeitfragen. Viele Praxisinhaber:innen fremdeln noch mit diesem Weg.

In der Realität gibt bereits jetzt in sechs von 17 Landestierärztekammern weniger Praxisinhaber:innen als in den Praxen angestellte Tierärzt:innen. Darunter in großen Bundesländern wie Niedersachsen und NRW. Spätestens 2024 wird sich das bundesweite Zahlenverhältnis umgekehrt haben und dann durch den Demographischen Wandel (Stichwort Baybboomer-Rente der Praxisinhaber:innen) rasant zu Gunsten der Angestellten Tierärzt:innen verändern. Parallel wächst die Zahl der nichttierärztlichen Arbeitgeber (Corporates). Die steigende Nachfrage in Tierarztpraxen, kann momentan nur durch die stetig steigende Zahl angestellter Tierärzt:innen bedient werden

Die Branche muss also eine Balance finden zwischen selbständiger Berufsausübung in Freier Praxis und verlässlich attraktiven Rahmenbedingungen für die angestellten Tierärzt:innen. Es gilt sie sie möglichst in Vollzeit im Beruf zu halten. Das umfasst Vergütung, (Arbeitszeit)Flexibilität, Kompetenzen, Wertschätzung und vieles mehr.

Die DZK-Arbeitsgruppe „Arbeitsbedingungen“ hat hierzu eine Übersicht an Umsetzungstips für Praxisalltag und eine „Checkliste“ entwickelt, die demnächst auf tierarztmangel.de veröffentlicht wird.

Die Stille Reserve – Wiedereinsteiger:innen gezielt fördern

Wie groß die Zahl potentieller Wiedereinsteiger:innen tatsächlich ist, weiß niemand genau. Je nach Datenlesart gibt es ein Potential von 2.000 bis 4.000 approbierten Tierärzt:innen, die zumindest zeitweise dem Beruf den Rücken gekehrt haben. Möglichst viele zurückzugewinnen und künftig im Beruf zu halten, ist ein vergleichsweise „einfacher“ Weg, den Tierärztemangel zu bremsen – und zugleich eine kontinuierliche Aufgabe. Denn bei einem Frauenanteil unter den Tiermedizinstudierenden von rd. 88 Prozent waren in den vergangenen zehn Jahren jährlich zwischen 800 und 900 Tierärztinnen in Elternzeit. Ihnen können und sollten die Arbeitgebenden bedarfsgerechte Rückkehrangebote nach/in der Familienphase machen.

Stichworte sind: Attraktives Einkommen als Grundlage für die Entscheidung weiter im Beruf zu bleiben; die Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch verlässliche, kompatible Arbeitszeiten sowie eine verfügbare Kinderbetreuung und eine generelle Wertschätzung von Care Arbeit. Auch ein Tarifvertrag könnte die nötige Motivation und Sicherheit geben, wieder in den Beruf einzusteigen.

Im ersten Schritt sollte die Branche das Informationsangebot für „Wiedereinsteigerinnen“ und ihre Arbeitgebenden verbessern, indem sie Informationen über bestehende Angebote (z.B. Wiedereinsteigerkurse / FAQ „Wie gelingt der Wiedereinstieg“) zentral bereitstellt. Außerdem gilt es die Datenlage über die Zielgruppe zu verbessern und ggf. direkte Ansprachemöglichkeiten über die Kammern zu schaffen. Genauso wichtig ist es, dass der Kontakt der Arbeitgebenden zu den Mitarbeiterinnen während der Elternpause gar nicht erst verloren geht.

Ausländische Tierärzt:innen schneller integrieren

Eine weitere, unmittelbar für den Arbeitsmarkt verfügbare Gruppe, sind Tierärzt:innen aus dem (europäischen) Ausland. Im neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz ist die Tiermedizin jetzt offiziell als „Mangelberuf“ eingestuft. Als solcher soll sie von schnelleren Zulassungsverfahren profitieren können. Doch in der Realität ist selbst für EU-Tierärzte, die eigentlich Niederlassungsfreiheit genießen, der Weg zur Berufsausübung in Deutschland keineswegs einfach: Unterschiedliche Anlaufstellen in 16 Bundesländern, intransparente und zum Teil unnötig lange Verfahren, schrecken Interessenten ab.

Die DZK-Arbeitsgruppe „Fachkräfteintegration“ hat diese Missstände benannt und empfiehlt dringend eine zentrale Anlaufstelle einzurichten, die mehrsprachig(!) Wege durch den Behördendschungel aufzeigt. Notwendig ist auch ein bundeseinheitliches Verfahren für die Kenntnisprüfungen, die von Nicht-EU-Tierärzt:innen zur Erlangung der Approbation abzulegen sind.

Die Sprachhürde ist dabei ein große Hindernis für ausländische Tierärzt:innen. Momentan ist zur Kenntnisprüfung und Berufsausübung das Sprachniveau ‚Deutsch B2‘ verpflichtend. Hier sollte ‚Englisch B2’ als gleichwertig anerkannt werden. Das würde Deutschland auch im Wettbewerb mit anderen Ländern gleichsetzen.

Die Webseite VetWorkGermany.com stellt entsprechende Informationen in Deutsch und Englisch zur Verfügung. Mitglieder des DZK haben außerdem bereits die Projekte support4vetmed.de (Vorbereitung auf die Approbationsprüfungen für Tierärzt:innen aus Drittländern) und deutschkurs-tieraerzte.com mitentwickelt.

Aktueller Bericht zum Thema im Praktischen Tierarzt – Ausgabe 9/2023

Kompetenzen für Tiermedizinische Fachangestellte (TFA) erweitern

Gleich zwei zwei Berufsgruppen können von erweiterten TFA-Kompetenzen profitieren: Die Tiermedizinischen Fachangestellten selbst, weil es ihnen neue Möglichkeiten der beruflichen Weiterentwicklung eröffnet. Auch dort gibt es einen Fachkräftemangel, zu viele TFA verlassen Beruf. Für Tierärzt:innen in den Praxen wird Arbeitszeit frei, wenn TFA mehr Aufgaben übernehmen (dürfen).

Deshalb gilt es kurzfristig die (bestehenden) Aufstiegsfortbildungen und Weiterbildungen bekannter zu machen. Außerdem sollten die Anbieter vernetzt werden und an gemeinsamen Curricula und Standards arbeiten.

Auch der zwischen bpt und dem Verband der Medizinischen Fachangestellten erarbeitet neue „Delegationsrahmen“ muss bekannter und eingesetzt werden.

Für die berufliche Weiterentwicklung bieten sich zwei Wege an: Einer zielt auf breitere medizinische Einsatzgebiete für TFA. Der andere eröffnet Wege ins Praxismanagement. Beides wird aktuell besonders in Großbritannien und den USA aktive vorangetrieben.

Außerdem sollte die zuletzt 2006 überarbeitete Ausbildungsordnung der TFA modernisiert und an die aktuellen Berufsanforderungen angepasst werden.

Der Tierärzte-Atlas – erster Schritt zu „besseren“ Daten

Mit den vorhandenen tierärztlichen Strukturdaten (u.a. Deutsche Tierärztestatistik) lässt sich tatsächliche „Versorgungslage“ in Deutschland nicht abbilden. Um den entsprechenden Bedarf an Tierärzt:innen in Zukunft zu kennen bzw. besser abschätzen zu können, müssen mehr Daten zur Verfügung stehen. Hier sind die Tierärztekammern gefordert, bei ihnen vorhandene Daten (z.B. Alterstruktur der Tierärzteschaft) genauer auszuwerten und ggf. neue Daten zu erheben (z.B. Umfang der Teilzeitarbeit / regionale Abdeckung nach Tierart).

Parallel wird der DZK ein Konzept für einen „Tierärzteatlas“ vorlegen, in dem mit Unterstützung aus der Branche die bereits jetzt verfügbaren Daten attraktiver und aussagekräftiger aufbereitet werden. Das Projekt orientiert sich am französischen „Atlas Demographique de la Profession Vétérinaire“ (Link).

Öffentlichkeitsarbeit – einen schönen Beruf realistisch beschreiben

Es gibt viele Interessenten für das Tiermedizinstudium. Dennoch ist eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit nötig, die ein realistisches Bild des tierärztlichen Berufs mit all seinen Höhen und auch Tiefen abbildet, um die „richtigen“ Bewerber:innen für das Studium anzusprechen. Dazu wurde die Webseite www.beruftierarzt.de eingerichtet. Ein gleichnamiger Instagram-Kanal ist in Vorbereitung.

Der DZK lädt Kolleginnen und Kollegen aus allen tierärztlichen Berufsfeldern ein, beide Formate mit Leben zu füllen, in dem sie Situationen und Eindrücke aus dem Berufsalltag beisteuern (Texte, Videos, Audio-Snipets kontakt@dessauer-zukunftskreis.de).

Für die professionelle Betreuung der Kanäle ist jedoch perspektivisch die Einbindung eines professionellen Dienstleisters notwendig. Dies müsste entsprechend finanziert werden.

Tagungsbilanz

Ausgezeichnet haben das Treffen nicht nur die gut vorbereiteten und aufgearbeiteten Inhalte und die fruchtbaren Diskussionen, sondern auch die freundlich-konstruktive Stimmung, mit der sich alle Beteiligten begegnet sind. Einmal mehr wurde deutlich, wie ernst die Lage und wie groß bereits teilweise die Versorgungslücken durch Tierärzt:innen in Deutschland sind und in absehbarer Zeit noch werden.

Klar ist: Es müssen Lösungen her und zwar möglichst rasch, um auch weiterhin dem Staatsziel Tierschutz durch eine angemessene tierärztliche Versorgung der Haus- und Nutztiere und zwar bei Tag und bei Nacht, gewährleisten zu können. Aber nicht nur im kurativen Bereich besteht ein Mangel an Tierärzt:innen. Dies betrifft auch den Öffentlichen Dienst mit der Lebensmittelsicherheit und dem Tierschutz sowie den Bereich Lehre und Forschung.