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Dr. Thomas Nonnewitz geht in den Ruhestand

07.03.2024

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Digitale Transformation der Landwirtschaft in Berlin

01.06.2022

Digital Farming Conference 2022

Am 17. Mai 2022 hat die Agentur Bitkom die Digital Farming Conference in Berlin veranstaltet. Eine Veranstaltung, die die TeilnehmerInnen einerseits auf den neuesten Stand der digitalen Transformation in der Landwirtschaft bringen und Trends sowie Chancen aufzeigen soll und andererseits eine sehr gute Möglichkeit für Networking und Informationsaustausch darstellt.

In diesem Jahr lag einer der Schwerpunkte auf der zukünftigen Agrar- und Ernährungspolitik. Ein Thema, das nicht nur vom Klimawandel, sondern auch von der Ukraine-Russland-Krise beeinflusst wird. So wurden die Fördermöglichkeiten für Start Ups in dem Bereich Fleischersatz, Agrarrobotik und Indoor-Farming sowie die aufgesetzten Fördertöpfe und Fonds vorgestellt.

Ebenfalls im Fokus stand die Verbesserung des Tierwohls durch Digitalisierung: Welche Möglichkeiten gibt es, um den Gesundheitszustand und das Wohlbefinden von Tieren digital abzubilden und mehr Tierwohl in die Ställe zu bringen?

Woran arbeiten die Start-ups?

Diese Frage hat zumindest teilweise ein Battle beantwortet, in dem sich mehrere internationale Start-ups vorgestellt und ihre Projekte/Ziele erläutert haben. Darunter auch „VetVise“ aus Hannover, das mit seiner Technologie zu mehr Tierwohl, sichereren Lebensmitteln, einem geringeren ökologischen Fußabdruck und gleichzeitig zu größerem wirtschaftlichem Ertrag der landwirtschaftlichen Betriebe beitragen möchte.

Eine andere Session hat sich mit den Möglichkeiten von Carbon Farming und anderen nachhaltigen Geschäftsmodellen der Zukunft befasst, die zu einer Abnahme des klimaschädlichen Treibhausgases CO2 beitragen sollen. Ebenso ging es um Datenerfassung und-verarbeitung sowie um die Sicherung der Datenhoheit.

Alles in allem eine kurzweilige Veranstaltung mit vielen interessanten Beiträgen und Diskussionen auf zwei Bühnen, die die aktuellen und zukünftigen Trends der Branche abbildet und namhafte – sowie mit der Staatssekretärin Dr. Ophelia Nick auch populäre – Speaker zu bieten hatte. Durch die lockere und ungezwungene Atmosphäre und die offenen Räume stand auch Networking mit anderen Teilnehmern bzw. mit den Ausstellern hoch im Kurs.

Die nächste Digital Farming Conference findet am 4. Mai 2023 im Berliner Cosmos in der Nähe des Frankfurter Tores statt.

DVG-Vet-Congress in Zeiten von Corona

26.10.2020

Der diesjährige DVG-Vet-Congress der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG) fand vom 15. bis 17. Oktober 2020 statt. In diesem Jahr musste anstelle der geplanten Hybrid-Veranstaltung aufgrund der sich wieder verschärfenden Corona-Situation auf einen reinen Online-Kongress zurückgegriffen werden.

Der diesjährige DVG-Vet-Congress der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG) fand vom 15. bis 17. Oktober 2020 statt. In diesem Jahr musste anstelle der geplanten Hybrid-Veranstaltung aufgrund der sich wieder verschärfenden Corona-Situation auf einen reinen Online-Kongress zurückgegriffen werden.

Trotz der kurzfristigen Umstellung von hybrid auf pure online hat alles gut geklappt, und das verwendete System zum Anhören der Vorträge sowie zum Besuch der VET-Messe liefen allzeit stabil. Mehr als 80 Unternehmen und Verbände nutzten die Chance, sich mit einem virtuellen Stand auf der VET-Messe zu präsentieren.

Mit etwa 1.900 registrierten Teilnehmern insgesamt und bis zu 12 parallelen Live-Sessions war der Kongress erfreulich gut gebucht, besucht und vielfältig aufgestellt.

Auch das Vortragsprogramm für Tiermedizinische Fachangestellte fand online statt. Von den Seminaren, die traditionell am Tag vor dem eigentlichen Kongress stattfinden, konnten ebenfalls einige virtuell angeboten werden.

Als interaktive Formate wurden den TeilnehmerInnen Fragenkontakte mit Referenten, Industrievertretern auf der VET-Messe und auch zu allen Besuchern des Kongresses in Form von Chats geboten.
„Wir sind sehr froh und auch stolz, unseren DVG-Vet-Congress erfolgreich innerhalb von knapp zwei Wochen vollständig ins Internet verlegt zu haben. Damit konnten wir den Teilnehmern einen spannenden und erkenntnisreichen Kongress bei maximaler Sicherheit bieten”, so Prof. Dr. Dr. h.c. Martin Kramer, Präsident der DVG.

„Der DVG-Vet-Congress 2020 war ein besonderes Ereignis, das durch den großartigen Einsatz aller Beteiligten und ihrer Bereitschaft, sich auf das Online-Experiment einzulassen, wunderbar gelungen ist”, freute sich Dr. Susanne Alldinger, die Geschäftsführerin der DVG.

Fazit

Eine sehr gelungene Auftaktveranstaltung eines reinen Online-Kongresses in der Veterinärmedizin, umso mehr, berücksichtigt man die Kurzfristigkeit. Die Navigation zwischen virtuellen Posterpräsentationen und VET-Messe sowie den Live-Fachvorträgen war intuitiv und übersichtlich gestaltet. Die Teilnahme wurde dadurch leicht gemacht. Wünschenswert wäre lediglich eine noch schnellere Auffindbarkeit der aktuell stattfindenden Live-Veranstaltungen gewesen.

Dennoch hoffen vermutlich nicht nur die Veranstalter und Aussteller, sondern auch viele Tierärztinnen und Tierärzte, am nächsten DVG-Vet-Congress wieder live im Berliner Hotel Estrel teilnehmen zu können, um neben der Fortbildung auch Kollegen und Freunde zu treffen sowie neue Kontakte zu knüpfen.
Der nächste DVG-Vet-Congress ist für die Zeit vom 17.-20. November 2021 geplant.

Online Züchtertag war ein voller Erfolg

12.10.2020

Am 26.09.2020 drehte sich in der Steubenstraße 4 in Bad Kissingen zum nunmehr sechsten Mal alles um das Thema „Hundezucht“, jedoch dieses Jahr ein bisschen
anders als die Male zuvor. Das in Bad Kissingen ansässige veterinärmedizinische Diagnostiklabor LABOKLIN, hätte normalweise an diesem Wochenende die aus ganz Deutschland
angereisten Hundezüchter im Kursaal in Bad Bocklet begrüßt.
Aufgrund der Corona-Pandemie entschloss sich Frau Dr. Elisabeth Müller, Inhaberin und Geschäftsführerin von LABOKLIN, in diesem Jahr auf die Präsenzveranstaltung zu verzichten und stattdessen den Hundezüchtern einen interessanten Fortbildungstag als Online-Veranstaltung anzubieten. Die ganze Organisation hat das Team rund um den Züchtertag vor neue Herausforderungen gestellt. Für diese Veranstaltung wurde eine eigene Homepage erstellt, die als Anlaufstelle für die Züchter diente. Über diese Seite konnten die Züchter das
Hauptprogramm verfolgen, ebenso wie die drei fachspezifischen Seminare am Nachmittag.
Neben den vielseitigen Fachvorträgen wurde auch ein Labogen-Messestand und eine Expertenrunde den Teilnehmenden angeboten. Frau Dr. Müller diskutierte hier mit den anwesenden Referenten aktuelle Fragestellungen. Dabei wurde auch auf die Fragen der Teilnehmenden eingegangen, die diese im Chat stellen konnten.
Gerade der persönliche Kontakt mit den Hundezüchtern musste weichen. Viele von den Züchtern, die in den Vorjahren angereist waren, sind LABOKLIN treu geblieben und haben
an der Online-Veranstaltung teilgenommen – und zusätzlich hat LABOKLIN auch viele Züchter angesprochen, die sonst nicht den weiteren Weg nach Bad Kissingen auf sich
genommen hätten. Sie alle wurden sehr herzlich von Frau Dr. Elisabeth Müller begrüßt und ihnen wurde ein interessanter und spannender Tag mit guten Vorträgen, neuen Erkenntnissen und gutem Gedankenaustausch versprochen.
LABOKLIN hatte mit ihrem Online Züchtertag-Konzept wieder höchst informative Fachvorträge und Workshops zusammengestellt. Insgesamt haben sich rund 330 Teilnehmer zu dieser Veranstaltung angemeldet. Über 100 Züchter, die aus ganz Deutschland, der Schweiz, Österreich und Belgien live zugeschaltet waren, lauschten den spannenden Vorträgen.
Zudem bekommen im Nachgang über 200 Züchter einen Link für die Aufzeichnung per E-Mail geschickt.
Beide Geschäftsführer, Dr. Elisabeth Müller sowie Hubertus Keimer, freuten sich insbesondere, mit Dr. Anne Posthoff, Fachtierärztin für Klein- und Heimtiere, eine ausgewiesene Expertin in Sachen Zucht als Referentin gewinnen zu können: Sie referierte zum Thema „Trächtig werden – trächtig bleiben, dann klappt’s auch mit den Welpen“,
was beim Online-Publikum aufgrund ihrer bemerkenswerten Fachkompetenz und ihres guten Rufes auf sehr großes Interesse stieß.
Kein Wunder also, dass Dr. Anne Posthoff auch im Anschluss vielfältige Fragen per Chat bekam.
Zudem referierte Herr Dr. Konrad Blendinger über die Möglichkeiten der Besamung, Herr Bauer, Frau Dr. Klein und Frau Dr. Breu erklärten den Teilnehmenden die Genetik und
beschäftigten sich mit ausgewählten Erbgängen.
Frau Dr. Laukner weihte die Zuschauer in die Mysterien der Farbvererbung ein. Das optimale Gewichtsmanagement konnte Frau Dr. Kinast-Dörries von Vet-Concept den Zuschauern näher bringen, und Frau Theresa Specht von MSD und Herr Dr. Ingo Schäfer referierten in ihrem Seminar am Nachmittag über Ektoparasiten und Prophylaxe in veränderten
Wetterbedingungen.
Neben medizinischen und genetischen Themen ging es bei den Fachvorträgen auch um rechtliche Aspekte: Kristina Trahms, Rechtsanwältin für Hunderecht und Inhaberin der gleichnamigen Kanzlei in Viersen, informierte die Teilnehmer über Züchterhaftung und Kaufvertragsgestaltung. Hier wurde auf beeindruckende Weise deutlich, dass auch ein
Themenbereich, der auf den ersten Blick vielleicht eher trocken anmutet, überaus interessant und vielschichtig sein kann.
Ein Termin für die nächste Züchtertagung steht übrigens auch bereits fest: Am 19.09.2021 wird die siebte Züchtertagung stattfinden. Ob es wie dieses Jahr eine reine Online-
Veranstaltung wird, oder die Hundezüchter sich wieder in Bad Bocklet begrüßen können, wird sich zeigen. Schwerpunktthema hierbei wird „Alles rund um den Welpen“ sein.

Bayer Online-Tagung für Nutztierpraktiker

03.06.2020

Am 20. Juni 2020 hatte die Bayer Nutztierakademie noch einmal zu einer Fortbildungsveranstaltung geladen – online versteht sich. Das Motto der Online-Tagung hieß auch Online Fortbilden in Zeiten der Pandemie.
Von 9:00 bis 17:00 Uhr wurde den teilnehmenden Tierärztinnen und Tierärzten ein spannendes Vortragsprogramm geboten, wobei die Rindergesundheit im Fokus der Veranstaltung
stand. Moderiert wurde der Tag von Dr. Stephan Groeger.
Der erste Block befasste sich mit der Eutergesundheit. Dr. Martin tho Seeth von der Tierärztlichen Hochschule Hannover gab in seinem Vortrag aktuelle Empfehlungen zur effektiven Mastitistherapie.
Daran schloss sich PhD Christian Scherpenzeel von der GD Animal Health in Deventer (Niederlanden) an. Er ging auf das selektive Trockenstellen ein und berichtete über die Erfahrungen aus den Niederlanden.
Der 2. Block befasste sich mit der tierärztlichen Leistung als lohnende Investition. Bernd Lührmann von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen legte in seinem Vortrag eindrucksvoll die Herausforderungen dar, die Landwirte zu meistern haben, um rentabel zu wirtschaften, gleichzeitig aber auch den Ansprüchen an das Tierwohl, die Tiergesundheit und die Umwelt gerecht zu werden. Gleichzeitig gab er Empfehlungen für eine zielführende Interaktion auf den landwirtschaftlichen Betrieben zwischen
Tierarzt, Landwirt und Berater, denn er weiß, dass sich nachhaltige Rentabilitätssteigerungen in den Betrieben nur realisieren lassen durch
ein konkretes und plausibles Herdenmanagement!
das Ermitteln u. Verbessern prod. – techn. Schwachstellen!
das Erfassen u. Analysieren betriebswirtschaftliche Kennzahlen!
ein zeitraumnahes Controlling!
Sein Motto: Was sich für den Landwirt auszahlt, sichert auch dem Tierarzt und Berater das Einkommen.
Auch Dr. Stefan Borchardt von der Tierklinik für Fortpflanzung der Freien Universität Berlin weiß, Leistungen u. gute Fruchtbarkeit schließen sich nicht aus. Er gab in der Online-Tagung aktuelle Informationen rund um die Fruchtbarkeit von Hochleistungskühen.
Im dritten und letzten Block hielt Frau Dr. Andrea Fiedler einen Vortrag zum Thema Schmerzsignale der Kuh. Sie verriet, wann und wie gehandelt werden muss.
Außerdem sprach Torsten Pabst als einziger Referent über ein Thema aus der Schweinepraxis. Er ging auf die Möglichkeiten ein, Eisenmangelanämie und Kokzidiose Durchfall einfach und komfortabel vorzubeugen.
Als krönender Abschluss einer gelungenen und mit stetig mehr als 120 Teilnehmern gut besuchten Online-Fortbildung sprach Prof. Stephen LeBlanc von der Guelph Universität in Kanada über Immunity and Inflammation in Transition Cows.
Fazit
Eine gelungene Online-Fortbildung, die trotz ihrer Länge von 8 Stunden kurzweilig war. Die Referenten stießen mit ihren Vorträgen auf reges Interesse bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Ein würdiger Abschied einer etablierten Fortbildungsinstitution im Bereich der Nutztiermedizin. Hinweis: Die Vorträge wurden aufgezeichnet und stehen weiterhin als Online-Fortbildung für Tierärztinnen und Tierärzte zur Verfügung. Eine erfolgreiche Teilnahme ist mit 7 ATF-Stunden anerkannt.

Bangen um das Praktische Jahr

11.05.2020

Im Praktischen Jahr (PJ) im 9. und 10. Semester wählen sich die Studenten der Tiermedizin normalerweise den Schwerpunkt für ihr weiteres Berufsleben und wenden praktisch das an, was sie in den vier Jahren zuvor gelernt haben. Für Studenten des Abschlussjahrgangs 2021 wurde das notgedrungen zur Nebensache – mit dem Beginn der Corona-Krise in Deutschland Mitte März 2020 ging es nur noch darum, das Studium überhaupt in Regelzeit beenden zu können. Besondere Zeiten, die einzigartige Lösungen erfordern. Eine Reportage über organisatorische und rechtlichen Hürden, starke studentische Eigeninitiative und Einsatz der fertigen Tierärzte für die angehenden Kollegen.
Die neurologische Abteilung einer Kleintierklinik soll es sein. Das Zimmer in Berlin hat sie bereits untervermietet, eine neue Unterkunft am Praktikumsort ist gefunden, auch das Zugticket ist gebucht. Mitte März bekommt Julia Arnoldi plötzlich die Absage für ihr geplantes Praktikum. Der Grund: Die Corona-Kontaktbeschränkungen. „Das war frustrierend“, sagt die Tiermedizinstudentin rückblickend. Sie studiert im 10. Semester an der Veterinärmedizinischen Fakultät Berlin.
Das Praktische Jahr ist von Fakultät zu Fakultät leicht verschieden aufgebaut, abhängig davon, wie die Lehre in den vorherigen Studienjahren gestaltet war. Ein halbes Jahr Rotation durch alle Kliniken, dazu einige Schwerpunktkurse und die Pathologie „intramural“, also in den Mauern der Fakultät, ist ein Entwurf. Hinzu kommt ein halbes Jahr „extramurale“ Praktika.
An den Universitäten geht zunächst nichts mehr
Arnoldi und ihre Kommilitonen erreichen nun täglich neue Mails aus dem Dekanat: Donnerstag, 12.3., die Fakultät bestätigt den universitätsweiten Erlass – „alle Präsenzlehrveranstaltungen sind abgesagt“; Freitag, 13.3., „(…) in ihrem Interesse einen Eilantrag an das Präsidium gerichtet, mit der Bitte (…) eine Ausnahme für unsere Rotation zu erwirken“, die Aussichten auf Erfolg seien jedoch gering: „Wir raten Ihnen im eigenen Interesse, sich weiterhin für eine Fortsetzung der Rotation zur Verfügung zu halten, um ggf. kurzfristig wieder an die Universität zurückkehren zu können“; Dienstag, 17.3., „im nächsten Semester wird die Lehre bis auf Weiteres ausschließlich online sein“; Mittwoch, 18.3., „Wir gehen in den Präsenznotbetrieb“.Das heißt, nur absolut notwendiges Personal darf das Fakultätsgelände betreten. Studenten der Tiermedizin, die sich gerade in der klinischen Rotation oder im Praktikum an einem universitären Institut befinden, gehören nicht dazu und werden nach Hause geschickt.
Das Praktische Jahr ist die letzte große Hürde vor dem Staatsexamen. Wieviel Stunden in wieviel Wochen wo zu absolvieren sind und welchen Anforderungen der Praktikumsbetrieb zu genügen hat, ist in der Tierärztlichen Approbationsordnung (TAppV) genaustens festgehalten. Nur wenn alle Praktika nach den Maßgaben der staatlichen Verordnung absolviert wurden, wird der Student zu den Abschlussprüfungen im elften Semester zu gelassen.
Die Studenten sind verunsichert. Schnelle Entscheidungen müssen getroffen werden, um den Studienabschluss der aktuellen PJ-ler nicht zu gefährden. Die fünf Fakultäten bestreiten dabei unterschiedliche Wege: Am 20.3. sichert der Prodekan für Lehre an der Veterinärmedizinischen Fakultät in Leipzig (VMF), Prof. Johannes Seeger, allen seinen Studenten zu, wegen der Corona-Pandemie ausgefallene oder abgebrochene Praktika ersatzlos anzuerkennen. „Das hat die Studierenden dort natürlich gefreut, aber die TAppV-konformität war zu diesem Zeitpunkt noch nicht völlig geklärt“, erklärt Luise Grace Klass, Studentin im Praktischen Jahr in Berlin.
Einige Wochen pausiert die Lehre an fast allen der fünf Veterinärfakultäten in Deutschland komplett. Ende April geht immer noch nichts: „Seit sechs Wochen können wir aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen die klinische Rotation nicht einmal in Kleinstgruppen durchführen“, berichtet Prof. Jörg Aschenbach, Prodekan für Lehre am Fachbereich Veterinärmedizin der Freien Universität Berlin.
Die Ausbildung ohne Präsenz weiterlaufen zu lassen, „schien am Anfang eine nicht zu meisternde Aufgabe“. Dann werden Lösungsansätze gefunden, die mit dem Homeoffice der Studenten zu vereinbaren sind. „Von einem Tag auf den anderen haben etwa unserer Pathologen die gesamte Rotation auf Online-Lehre umgestellt“, erzählt der Prodekan aus Berlin. Dort wird für einen Teil des klinischen Rotationsabschnittes „virtueller Ersatz“ erarbeitet, die praktische Lehre am Tier wird auf das Ende des Semesters verschoben. „Damit können wir die Zeit überbrücken, bis zu der wir wieder schrittweise zum Unterricht am Tier zurückkönnen.“
Erste Lösungsansätze: Online-Rotation oder 1:1-Betreuung
Die Online-Rotation in Berlin startet am 20.04. und kommt gut an, sagt Arnoldis Kommilitonin Luise Grace Klass. Sie befindet sich gerade in der Online-Rotation der Tierklinik für Fortpflanzung: „Ich habe mich voll gefreut, dass es überhaupt weitergeht. An anderen Standorten wurde das teilweise ersatzlos gestrichen.“ Sie sagt, es wird viel gutes Videomaterial verwendet und sieht darin einen Vorteil: „Manche Fälle, die ich so sehe, hätte ich in der Zeit an der Klinik vielleicht gar nicht gesehen.“
Zu dem Zeitpunkt, als in Berlin Studenten der Universität noch grundsätzlich fern bleiben müssen, darf in Gießen nun zumindest schon wieder ein Rotationsstudent je diensthabendem Tierarzt in die Klinik anstatt wie sonst in einer Kleingruppe Studierender. „Beim Wechsel zwischen zwei Kliniken gehen die Studierenden dann zunächst in zwei Wochen Homeoffice, wo sie Aufgaben bearbeiten“, erklärt der Studiendekan der Veterinärmedizinischen Fakultät Gießen, Prof. Stefan Arnhold, das Hygienekonzept. Er hat sich dafür eingesetzt, „den Studierenden diesen wertvollen Einblick dennoch ermöglichen zu können. „90 Prozent der Studierenden sind auch zufrieden mit dieser Möglichkeit. Es gibt jedoch auch Studenten, die Angst haben, dass sie sich und damit Angehörige zuhause anstecken könnten.“ Deshalb setze man auf maximale Flexibilität: Wenn jemand Bedenken habe, könne er sich auch komplett für eine Rotation im Homeoffice entscheiden.
Prof. Aschenbach bedauert die fehlende Praxis in diesem Universitätssemester: „Auch ein noch so gut gemachter Online-Unterricht kann eine solide Ausbildung am Tier nicht ersetzen. Letztere ist im Veterinärmedizinstudium unverzichtbar.“
Draußen sieht es schlecht aus
Für die Lehre an den Universitäten unter Corona-Beschränkungen haben sich also zunächst kreative und flexible Lösungen gefunden. „Mehr Kopfzerbrechen bereiten uns jedoch abgesagte Praktika“, sagt Prof. Thomas Göbel, Studiendekan an der Münchener Tiermedizinischen Fakultät.
Im zweiten „extramuralen“ Teil des Praktischen Jahres werden Schlachthof, amtliches Veterinärwesen und die Lebensmittelkontrolle an von den Studierenden selbstgewählten Institutionen außerhalb der Universität abgehakt – und natürlich die langersehnten zwölf Wochen kurativen Arbeitens in einer tierärztlichen Praxis oder Klinik absolviert. Von diesen zwölf Wochen können zudem bei Bedarf vier Wochen Wahlpraktikum für einen nicht-kurativen Schwerpunkt genutzt werden. Viele Studenten nutzen das Praktische Jahr normalerweise auch dafür, Auslandserfahrung zu sammeln, daran ist im Moment aber ohnehin nicht mehr zu denken, es gibt im Zuge der Corona-Krise bereits im Inland ausreichend Probleme:
Tierärzte werden aufgefordert, ihre Beatmungsgeräte für die intensivmedizinische Betreuung in Krankenhäusern bereitzuhalten. Veterinärmedizinische Labore sollen die Diagnose von Sars-CoV-2 unterstützen. Es besteht die Sorge, dass auch Haustiere sich anstecken könnten. Es mangelt an Schutzkleidung und Desinfektionsmittel. Dürfen Tierarztpraxen weiterhin geöffnet bleiben? Der Bundesverband der praktizierenden Tierärzte (bpt) kämpft bei der Regierung darum, Tierärzte als systemrelevant einzustufen. Der Praxisalltag verändert sich: Mitarbeiter sollen sich möglichst nicht mehr begegnen, Tierbesitzer müssen draußen bleiben, planbare Behandlungen sollen verschoben werden, Landwirte dem Tierarzt nicht zu nahe kommen. Tierärzte „im Feld“ sind unsicher, wie sie diese Kontaktbeschränkungen und neu geltende Hygieneregeln mit Studenten in Einklang bringen können. Der bpt empfiehlt: lieber nicht. Die wirtschaftlichen Sorgen und das Risiko der Schließung der Praxis im Falle eines Viruseintrages sind groß. Aus der Not heraus entscheiden sich viele Praktiker gegen die Studenten.
Die zunehmenden staatlichen Bemühungen, die Ansteckungsrate mit dem neuartigen Coronavirus gering zu halten, erschweren auch die Bedingungen für tiermedizinische Pflichtpraktika in der Fleischhygiene und Lebensmittelüberwachung sowie dem amtlichen Veterinärwesen. Außer- und innerdeutsche Reisebeschränkungen werden erlassen. Wer nicht unbedingt das Haus verlassen muss, soll in der Wohnung bleiben, Homeoffice ist das Gebot der Stunde. Am Schlachtband, wo die Praktikanten die Schlachttieruntersuchung lernen sollen, geht das nicht, Abstandsregelungen sind hier aber kaum einzuhalten. Schlachthöfe sollen später als “Corona-Hotspots” bezeichnet werden. Gastronomiebetriebe und öffentliche Einrichtungen schließen. Typische Tätigkeiten der Praktikanten in der amtlichen Lebensmittelkontrolle, wie “Rückrufüberwachungen, Probenahmen und Vorortkontrollen können eben nur situationsbedingt vermittelt werden”, so der Präsident des Bundesverbandes der beamteten Tierärzte (BbT), Dr. Holger Vogel. Absagen an Praktikanten erfolgen “aus Gründen der Unsicherheit”. Auch Arnoldi trifft es. Das Berliner Bezirksamt versichert, sie zu berücksichtigen, sobald Praktikanten wieder zugelassen sind. Das werde vermutlich im Juli bis September der Fall sein, wird ihr gesagt. „Aber das muss dann zeitlich auch wieder mit den anderen Praktika passen“, bemerkt Arnoldi, die sich im Bundesverband der Veterinärmedizinstudierenden Deutschlands (bvvd) berufspolitisch engagiert. Eine fristgerechte Absolvierung aller geforderten Praktika bis zum Beginn der Staatsexamensprüfungen im Herbst rückt damit weiter in die Ferne.
Praktikumsplätze sind Mangelware
Die Organisation des praktischen Jahres ist bereits in Nicht-Krisenzeiten eine Hürde. Die Gründe dafür werden mit Covid-19 zu einem riesigen Problem. Zum einen ist da die straffe Taktung: Maximal vier (mancherorts acht) Wochen Luft sind vorgesehen, das heißt, die Praktikumszeiträume müssen genau in einander greifen.
Zum anderen besteht insbesondere für das Schlachthofpraktikum ein massiver Mangel an Praktikumsplätzen, was eine Planung des Praktischen Jahres weit im Voraus nötig macht.
„Das Schlachthofpraktikum war schon immer schwierig und ist es jetzt natürlich umso mehr“, bestätigt Studiendekan Göbel für München: „Das mag an den anderen Standorten anders gewesen sein, aber mit 300 Studenten pro Jahrgang und ohnehin zu wenig Schlachthöfen, bei denen man sich zwei Jahre im Voraus melden muss, um überhaupt einen Platz zu bekommen und die dann teilweise plötzlich schließen… Das ist ohnehin schon lange nicht mehr vertretbar und sollte überdacht werden. Vielleicht ist die jetzige Situation der Anlass dafür.“
Einen abgesagten Schlachthofpraktikumsplatz innerhalb weniger Wochen zu ersetzen, ist also ein Ding der Unmöglichkeit. Göbel stellte Online-Ersatzangebote aus den Universitätsinstituten in Aussicht.
Um solche Ersatzangebote für ausgefallene extramurale Praktika bemühte sich nicht nur München. Arnhold berichtete etwa von Anfragen beim Regierungspräsidium Hessen: „Der dortige Bereich Veterinärwesen wäre bereit, Fälle zur Bearbeitung zur Verfügung zu stellen und die Bearbeitung zu betreuen. Wir könnten dann – falls im Oktober wieder Präsenzveranstaltungen möglich sind – Wochenendunterricht für die anbieten, die diese Praktika bis dahin wirklich nicht aufholen konnten.“
Solidarisierung der Verbände und studentische Eigeninitiative
Der Präsident des Bundesverbands der beamteten Tierärzte (BbT), Holger Vogel, bittet seine Amtskollegen am 5.4. darum, Studierende der Veterinärmedizin bei der Absolvierung ihrer Pflichtpraktika zu unterstützen.
Praktikumsplätze sind in Corona-Zeiten für Tiermedizinstudenten Mangelware, fertige Tierärzte sind es in Deutschland seit vielen Jahren. Die rund 900 angehenden Absolventen, die sich derzeit im Praktischen Jahr befinden, sind auf dem Arbeitsmarkt im kommenden Jahr nicht entbehrlich. Mit dieser Begründung alamiert der Veterinärmedizinische Fakultätentag den Bundesverband der Praktizierenden Tierärzte (bpt). Nun bittet also auch dieser am 17.4. seine Mitglieder darum, Studierenden ihre Praktika zu ermöglichen, denn “spätestens, wenn die Krise vorbei ist, wird unser Berufsstand doch wieder unter den Folgen des sich in den letzten Jahren zugespitzten Tierärztemangels zu leiden haben”. Der Verband erstellt zu Unterstützung der Studierenden eine Liste noch freier kurativer Praktikumsplätze. 70 Praxen zeigten freie Plätze an. Die Idee dazu kam aufgrund einer Initiative der Berliner Studentin Luise Grace Klass.
„Wir wollen, dass kein Student wegen fehlender Praktika aufgrund der Pandemie sein Studium nicht in Regelstudienzeit absolvieren kann“, sagt Aschenbach, „den wichtigsten Beitrag dazu leisten die Studierenden selbst, die sehr gut organisiert und vernetzt sind und sich hier untereinander helfen, dass möglichst viele Praktika realisiert werden können.“
Die Vizepräsidentin für Lehre der Tierärztlichen Hochschule Hannover, Prof. Andrea Tiphold, erklärt, man wolle bis August erstmal sammeln, wen es überhaupt beträfe. Erst Ende des Semesters könne man dann abschließend sagen, ob alle Studierenden ihr Studium in Regelstudienzeit abschließen könnten. Ende April sei in Hannover die Ansage gekommen, dass ausgefallene Praktika nachgeholt werden müssten. Zu diesem Zeitpunkt sind jedoch bereits wertvolle Wochen verstrichen und ein Aufholen ist nicht mehr möglich. „Das löste Panik bei den Studierenden aus“, berichtet Studentin Luise Grace Klass.
Telefonaktion: Wo ist überhaupt noch was frei?
Dass ein Student den Puffer von vier bis acht Wochen jeden Praktischen Jahres Ende April noch übrig hat, sei unrealistisch, sagt Klass; die Suche nach noch freien Praktikumsplätzen ist ohnehin schwierig: Bei manchen Studenten spielt die örtliche Bindung aufgrund festem Nebenjob, fehlender Kinderbetreuung, fehlendem PKW oder fehlendem Geld für eine auswärtige Unterkunft eine Rolle. Des Weiteren: Unwissenheit darüber, wo, insbesondere bei den amtlichen Stellen, überhaupt Praktikanten genommen werden. Eine aktuelle bundesweite Liste dafür gibt es für kaum einen Bereich der extramuralen Praktika, die Suche läuft zumeist individualisiert.
Klass ist selbst nicht von Praktikumsabsagen betroffen, will ihren Kommilitonen aber helfen. Es gilt schnell einen Überblick zu gewinnen, wo zeitnah zumindest im amtlichen Veterinärwesen noch Praktikumsplätze frei sind. Sie erstellt eine Liste von 378 Veterinärämter in Deutschland, bei denen sie mit der Unterstützung ihrer Kommilitonen ab dem 14.4. telefonisch die Ressourcen abfragen will. Über den bvvd gewinnt sie für die Telefonaktion bundesweite Beachtung. „Ich war platt, wie viele Helfer sich innerhalb weniger Tage fanden“, berichtet die Zehntsemestlerin. Darunter Studenten aus allen fünf deutschen Standorten und auch von der Wiener Fakultät. „Das waren nicht nur betroffene Studierende im Praktischen Jahr. Viele hatten ohnehin gerade Zeit und waren froh, etwas tun zu können. Da war eine große Solidarität.“
Mit so gewonnen rund 60 Helfern ist die Sache in zwei Tagen geklärt, die Angerufenen hätten sich „über die positive Initiative gefreut“, so Klass. Das Ergebnis: „Mehr als 50 Ämter haben noch freie Plätze, Schlachthöfe leider gar nicht mehr.“ Die daraus entstandene Liste mit Infos zur Verfügbarkeit von Praktikumsplätzen auf dem Amt helfe vielen Studenten und soll für zukünftige Jahrgänge aufrechterhalten werden. Klass weist in diesem Zusammenhang auch auf „absurde Anforderungen“ mancher Ämter insbesondere in Bayern und Baden-Württemberg hin, die nur „Studenten aus der Region“ nehmen würden.
Theorie statt Praxis, aber wenigstens etwas
Arnoldi ist froh, zumindest Rotation und Schlachthof schon hinter sich zu haben und hat sich damit abgefunden, dass sie ihre klinischen Erfahrungen nicht in den Fachabteilungen sammeln kann, auf die sie sich gefreut hatte. Sie bringt es auf den Punkt, indem sie ihren Kommilitonen rät: „Versucht jetzt einfach irgendwie euer PJ zu machen. Das sind eben höhere Mächte.“ Sie selbst absolviert in der durch Absagen frei gewordenen Zeit ein Online-Ersatzpraktikum am Institut für Veterinär-Physiologie, dessen Leiter Studiendekan Aschenbach ist.
Das Angebot ist in Berlin in Zusammenarbeit von mehreren Instituten als Ersatz für ausgefallene kurative Praktika eingerichtet wurden. Von 100 so geschaffenen Plätzen hatten sich ursprünglich 50 Studierende angemeldet, berichtet Aschenbach, „aber erfreulicher Weise haben nun auch schon wieder etwa 20 abgesagt, weil sie doch kurative Praktika gefunden haben.“ Statt Praxis Textarbeit, „um zumindest einige Stunden zu sammeln“, sagt Arnoldi, die dennoch froh ist: „Natürlich wäre es cooler im Labor zu stehen und PCRs zu machen oder praktisch am Tier zu arbeiten, aber das ist ein super Angebot und nimmt ordentlich den Druck raus.“
Ersatzangebote: Ist das rechtens?
Dabei stehen die Bemühungen um Ersatzangebote stets unter der vagen Angst, dass die zuständigen Staatsministerien der Länder diese nicht TAppV-entsprechend ablehnen könnten.
„Wir haben ein Konzept von Ersatzausbildungen für die ausgefallenen Praktika im öffentlichen Bereich definiert und mit dem LAGeSo abgestimmt. Die TappV erlaubt in § 23 Abs. 2 bzw. § 31 Abs. 1 Satz 3 eine ‚von der Universität anerkannte Ersatzausbildung‘ für Praktika. Damit können wir unter den besonderen Bedingungen der COVID-19-Pandemie ausgefallene extramurale Praktika unter Wahrung der Regelungen der TAppV zumindest in einem gewissen Umfang ersetzen“, erläutert der Berliner Studiendekan. Das Konzept glückt. Am 5.5. bestätigt das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) die TAppV-Konformität. Es beinhaltet jedoch den Hinweis, dass es Probleme bei der Anerkennung von Ersatzleistungen mehrerer Praktika geben könnte. Weiterhin ist in Berlin deshalb die Ansage, sich „intensiv um Praktikumsplätze zu bemühen“.
Der Bundesverband der Veterinärmedizinstudierenden Deutschland e.V. (bvvd) fordert in einer Stellungnahme zum 1. Mai „flexible, schnelle und national einheitliche“ Lösungen, „um zu verhindern, dass sich durch verschobene Prüfungstermine und abgesagte Praktika, der Abschluss des Studiums verzögert“. So sollen Erleichterung und Planungssicherheit für die Studierenden erreicht werden. Klass schlägt vor, eine bundesweite „Corona-Klausel“ in die TAppV aufzunehmen, damit Studierenden im Herbst pandemiebedingt ausgefallene Praktika, die sie trotz aller Bemühungen nicht haben nachholen können, bei der Zulassung zum Staatsexamen erlassen werden.
In Leipzig ging man diesen radikalen Weg: Die Legitimierung für den “Leipziger Weg der VMF” durch das Sächsische Staatsministerium soll im Mai abschließend erfolgen, so Prodekan Seeger: „Ich bin froh darüber, es war eine große Entscheidung, anderenfalls hätten die Studierenden ein Jahr verloren.” In einer Notsituation wie dieser, in der grundlegende Bürgerrechte beschränkt werden, müsse man auch an der Universität flexible Entscheidungen treffen, schließlich sei absehbar gewesen, dass nicht mehr genügend Praktikumsplätze verfügbar waren. „Das geht. Was nicht geht, sind zwei Jahrgänge nebeneinander.“
Dieser Meinung ist auch Studiendekan Arnhold aus Gießen: Natürlich hätten alle Studenten die Möglichkeit, freiwillig ein Jahr anzuhängen, wenn sie die verpassten Erfahrungen nachholen wollen würden. „Aber damit ist auch keinem geholfen, zum Beispiel wenn wir dadurch dann im nächsten Jahr doppelt so viele Studierende betreuen und prüfen müssen.“
Zuversicht
Der Einsatz der Fakultäten und Verbände ist groß. Ein Rest Unsicherheit bleibt bei den Veterinärmedizinstudierenden, die ihren Abschluss im Frühjahr 2021 anstreben, aber dennoch. Für Arnoldi geht es mittlerweile wieder bergauf: Aus der Kleintierklinik kam doch noch grünes Licht für ihr Praktikum und auch sonst ist sie zuversichtlich: „Ich habe das Gefühl, in Berlin gut aufgehoben zu sein. Von Anfang an wurde uns kommuniziert, dass von uns auch viel Eigenverantwortlichkeit gefordert wird. Ich habe ein großes Vertrauen in den Fachbereich, dass wenn im September was fehlt, das irgendwie gelöst wird und wir trotzdem zu unseren Staatsexamensprüfungen antreten können.“
Sophia Neukirchner
Transparenzhinweis: Die Autorin ist zum Zeitpunkt der Erscheinung des Artikels Doktorandin an der Tierklinik für Fortpflanzung der Veterinärmedizinischen Fakultät Berlin
Leseempfehlung: Die Corona-Pandemie beeinflusst nicht nur die Lehre im Praktischen Jahr. Für Studenten aller Semester erfolgt die Lehre aufgrund der Corona-Pandemie bis auf weiteres überwiegend digital. Wie die verschiedenen tiermedizinischen Fakultäten diese Herausforderung meistern, lesen Sie in Interviews Digitales Semester Tiermedizin”>Interviews mit Professoren und Studenten aus Leipzig, Berlin, Hannover, München und Gießen.

Bpt-Webinar zu Soforthilfen, Telemedizin, Kurzarbeit – Aufzeichnungen ab heute zugänglich!

03.04.2020

Zu dem am 30.3.2020 gemeinsam von bpt, ATF und Vetion.de durchgeführten Webinar zu SARS-CoV-2 / Covid-19: Aktuelle Themen und Antworten, schrieb der bpt: „Das gab’s noch nie: Ein Webinar für rund 500 Teilnehmer, das über Nacht augebucht war und noch dazu viel Anerkennung eingebracht hat für die schnelle Reaktion, wichtige Themen aufzugreifen und Fragen zu beantworten, die vielen unter den Nägeln brennen. (…)“
Eine Aufzeichnung des Webinars finden Sie auf myvetlearn.de und hier eine kurze Zusammenfassung.
Systemrelevanz aller Tierärzte
Tierärzte wurden aufgrund der intensiven Bestrebungen der Tierärzteverbände als systemrelevant eingestuft. Das betrifft auch Kleintier-, Pferde- und reine Fahrpraktiker. Das bedeutet, dass die Praxen auch bei verschärften Maßnahmen geöffnet bleiben dürfen. Den Anspruch auf Notbetreuung der Kinder regelt dennoch jedes Bundesland für sich.
bpt-Präsident Dr. Siegfried Moder berichtete von den Bestrebungen des Verbandes, tiermedizinische Labore in die Bearbeitung der Corona-Tests einzubeziehen, die teilweise bereits fruchteten – bis zu 70.000 Tests wöchentlich könnten so zusätzlich bearbeitet werden – und der Sichtung von Beatmungsgeräten, die aus der Tiermedizin der Humanmedizin zur Verfügung gestellt werden können.
Moder: „Es geht nicht mehr nur darum, die eigene Praxis am Laufen zu halten, sondern auch darum, die Humanmedizin zu unterstützen.“
Mehr Informationen dazu in exklusiven Interviews mit Dr. Elisabeth Müller (Laboklin).
Wir sind systemrelevant, um die „Grund- und Notfallversorgung der Tiere“ sicherzustellen. Was zu dieser Formulierung gehört, entscheidet jeder Tierarzt selbst. Heiko Färber, Geschäftsführer des bpt, schlug vor, die „Planbarkeit“ als Maßstab zu erheben, was verschoben werden kann und was nicht. Welche Impfungen notwendig sind, solle auch
jeder selbst entscheiden. Gleiches gilt für Behandlungen im Großtierbereich ohne ausreichende Möglichkeit des Infektionsschutzes und mit telemedizinischen Hilfestellungen (Telefon, Videokonsultation, Bilder senden): Es bleibe auch mit Blick auf die Haftung ein stetiges Abwägen zwischen Veterinärmedizinischen Standards, nötiger Sorgfalt und
bestmöglicher Behandlung und dem Mindern des Infektionsrisikos für Mitarbeiter und Patientenbesitzer/Erfüllung der räumlichen Distanzierung als Strategie des RKI.
In der Musterberufsordnung der Bundesländer/TÄHAV steht, dass eine Behandlung eines Tieres oder Bestandes ohne vorherige „physische“ Untersuchung grundsätzlich unzulässig sei.
Diese zu ändern, wäre aufwändig und langwierig. Nun wird schnell reagiert und flexibel ausgelegt. Färber berichtet von Gesprächen mit dem BMEL und BMG am 24.3.2020, in denen klar herauskam, dass man sich in einer Ausnahmesituation befinde und deshalb besondere Maßstäbe angelegt würden. Somit darf man sich Telemedizinischer
Hilfsmittel bedienen. Das Fernbehandlungsverbot werde also für diese Zeit gelockert. Im Einzelfall entscheidet die Landestierärztekammer.
Färber: „Wir sollten die Telemedizin nun für uns Tierärzte nutzen und nicht-tiermedizinischen Anbietern nicht den Markt überlassen.“
Moog zu Telemedizin: „Gut begründen, gut dokumentieren und Mut haben!“ Gabriele Moog, Referentin der Geschäftsführung des bpt, sagte, die Telemedizin ist immer noch ein
„unbekanntes Terrain mit vielen Grauzonen“ und werde eine „Insellösung“ bleiben; man müsse bei der Telemedizin Datenschutz und Haftung im Blick behalten. Eine gute Dokumentation und Aufklärung des Tierhalters über die Grenzen und Risiken seien grundlegend. Auch die Haftpflichtversicherung vorher über das geplante Vorgehen zu informieren, könne nicht schaden.
Datenschutzrechtlich ist auf eine sichere Verbindung zu achten. Auch das Heilmittelwerbegesetz wurde angesprochen. Moog: „Natürlich dürfen Sie mit ihrem telemedizinischen Angebot auf Ihrer Homepage werben!“
Auch bei der Abrechnung könne man die GOT flexibel auslegen. §7 lässt Analogien zu, z.B. zu telefonischer Beratung oder Gutachten erstellen. Wenn kein Notdienst bestehe, dann 1-3-fache Anwendung.
Versand von Arzneimitteln weiterhin Grauzone, aber nicht grundsätzlich verboten
Zum Versenden von Arzneimitteln, was ohne vorherige Konsultation laut AMG ebenfalls unzulässig wäre, sagte Färber: „Wenn es sich dabei um Ihnen gut bekannte, nicht-lebensmittelliefernde Tiere handelt, ist das zulässig.“
Marcus Langen, Vorsitzender der bpt-Fachgruppe Lebensmittel, gab Hinweise über die Umsetzung der Hygieneregeln in der tierärztlichen Praxis. Diese orientierten sich an den bereits kommunizierten Regeln der Vermeidung jeglichen unnötigen Kontaktes (leeres Wartezimmer, Besitzer draußen) und regelmäßiger Reinigung von Kontaktflächen. Auch hier spielt die Aufstellung eines Maßnahmenplanes und die Dokumentation der Umsetzung eine wichtige Rolle, denn es gehe darum, dem Gesundheitsamt im Zweifelsfall darlegen zu können, was man zur Minderung der Kontaktzeit zwischen Personen getan hat. Nach neuesten Richtlinien des RKI gelte nun die Sonderreglung für systemkritische Berufe, wie die Tierärzte es sind, dass nicht in jedem Fall die gesamte Praxis geschlossen und unter Quarantäne gestellt werden muss. Der Grundsatz der Gesundheitsämter ist, wer zur „Kontaktgruppe 1“ laut RKI (kumulierte Kontaktzeit von 15 Minuten mit dem Infizierten) gehört, muss in Quarantäne. Wenn der Besitzer ausschließlich für eine schnelle Bezahlung an den Tresen kommt, dürfte das unter 15 Minuten bleiben. Proaktiv an Gesundheitsbehörde wenden: Schließung der Praxis vorbeugenEs habe sich als hilfreich erwiesen, wenn man die eigenen Maßnahmen zur Kontaktreduzierung prophylaktisch dem zuständigen Gesundheitsamt übermittelt, prüfen lässt und daraufhin geforderte
Nachbesserungen umsetzt. Denn im Ernstfall entscheidet dieses Gesundheitsamt auch über die Umsetzung der Quarantäne.
Er verwies auch auf die Desinfektionsmittelliste des RKI und die nachträgliche Aufnahme von 70-prozentigem Isopropanol als wirksam gegen Sars-CoV-2. Wirksam seien demnach alle Desinfektionsmittel mit der Aufschrift „begrenzt viruzid“, „begrenzt viruzid plus“ und „viruzid“.
Kurzarbeit: Voraussetzungen gelockert, Berechnung und Auszahlung beim Arbeitgeber Jörg Tietze, Notar und Anwalt mit Tätigkeitsschwerpunkt Arbeitsrecht i.R., sprach ausführlich über die Kurzarbeit als geeignete Maßnahme, um Einkommensengpässe der Praxis abzufedern. Hierbei muss mit jedem Mitarbeiter eine Einzelvereinbarung geschlossen werden, in der die reduzierte Stundenanzahl und die Dauer der Kurzarbeit festgehalten ist. (Dieser Zeitraum kann auch unterbrochen werden.) Zu beachten ist auch, dass niemand zur Kurzarbeit gezwungen werden kann.
Die Kurzarbeit muss bei der zuständigen Arbeitsagentur angezeigt werden bis spätestens zum Letzten des Anfangsmonats. Der Arbeitgeber zahlt dem Arbeitnehmer die dann tatsächlich nur noch gearbeiteten Stunden (aufzeichnen!) mit allen Sozialabgaben normal weiter aus und 60 bzw. 67 Prozent des zum letzten Netto-Arbeitsentgelt (ohne Überstunden) fehlenden Lohnes (Differenz).
(Zusätzliche Erstattung einiger Sozialabgaben dabei aufgrund Corona.) Diesen zweiten Anteil kann der Arbeitgeber sich bis drei Monate nach der Auszahlung bei der Arbeitsagentur zurückholen. Eine freiwillige Aufstockung des so verringerten Einkommens für den Arbeitnehmer ist durch den Arbeitgeber auf eigene Kasse möglich.
Auszubildende können nur unter bestimmten Voraussetzung nach Schließung der Praxis auf Kurzarbeitsgeld gesetzt werden. (Die Ausbildung endet mit abgeschlossener Prüfung.) 450-Euro-Kräfte haben keine Möglichkeit zur Kurzarbeit (ggf. über Urlaub lösen?), Rentner auch nicht und auch nicht bereits gekündigte Mitarbeiter.
Kurzarbeitergeld erfordert einige Voraussetzungen. Eine wurde aufgrund der Pandemie für 2020 gelockert: Es müssen nur noch zehn Prozent der Angestellten von einer erheblichen Minderarbeit betroffen sein. Außerdem muss die Maßnahme unvermeidbar sein. Sie ist nicht unvermeidbar, wenn noch Resturlaub aus 2019 oder Überstunden abgebaut
werden können oder andere Arbeiten (Dokumentation zb) umverteilt werden können.Soforthilfen: „Vollzug vor Prüfung“
Gabriele Moog gab einen kurzen Einblick in die Hilfen der Bundesregierung bei finanziellen Nöten. mSoforthilfen, die nicht zurückgezahlt werden müssen, können bis zum 31.5. beantragt werden. Dafür muss klar dargelegt werden, dass Liquiditätsengpässe bestehen. Die einzelnen Bundesländer haben unterschiedliche Kriterien für die Vergabe und Höhe ausgeschrieben (9-30.000 €). Beispielsweise müssen nicht überall zuerst die Rücklagen angegangen werden.
Eine andere Maßnahme sind Steuerstundungen. Hier hat der bpt angeregt, dass die Prüfung der Voraussetzungen aufgrund der aktuellen Situation nach der Stundung folgen solle
(Prinzip „Vollzug vor Prüfung“).
Zugang zu Steuerstundungen, Bürgschaften und Krediten erleichtert
Stephan Jansen vom Verband Deutscher Bürgschaftsbanken erklärte gemeinsam mit Moog, wie Bürgschaften bei der Vergabe von Krediten durch die Hausbank helfen können. Erster Ansprechpartner für Kredite/Bürgschaftsanträge sollten der Steuerberater und die Hausbank sein. Bürgschaftsanträge (auch Teil des Krisenpaketes) können dann kostenlos online gestellt werden. Jansen rät dazu, bei der Berechnung des zu erwarteten Liquiditätsausfalls lieber etwas vorsichtiger zu planen, zum Beispiel für das nächste halbe Jahr keine Erträge bei gleichen Kosten und anschließend langsames Wachstum, denn „niemand kann das gerade abschätzen“. Ungenutzte Kredite könne man dann zurückgeben.
Der Zugang zu KfW-Unternehmerkrediten (ab 14.4.) und ERP-Gründerkredit (je über 5 Jahre Laufzeit, Rückzahlung staffelbar oder am Ende) ist in der aktuellen Situation ebenfalls erleichtert, kann jedoch gerade dadurch erschwert werden, dass erste Ansprechpartner (Hausbanken) überlastet oder unvorbereitet sind.
Moder: Studenten Praktika ermöglichen
Moder appellierte im Webinar zudem, man solle Studenten nach Beachtung infektionsschutzrechtlicher Grundsätze bei der Durchführung ihrer Praktika unterstützen.
Er erwähnte auch die geplante Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes: Im „Corona-Paket“ der Bundesregierung vom 23.3. sind speziell für die Land- und Ernährungswirtschaft – zu der auch Tierärzte gezählt werden dürften – Auflösung von täglichen und wöchentlichen Obergrenzen vorgesehen. „Wir leben in unruhigen Zeiten. Die Situation danach
wird eine andere sein als zuvor. Bleiben Sie gesund und kreativ! Wir werden das gemeinsam meistern!“, sagt bpt-Präsident Siegfried Moder abschließend.

2018er Rekordmarke getoppt: bpt-INTENSIV 2020 – Erfolgreichste Bielefelder Kleintierfortbildung alle

03.02.2020

Vergangenes Wochenende wimmelte es in Bielefeld bzw. in Bielefelds Stadthalle nur so von Tierärztinnen und Tierärzten. Der Grund: die Bielefelder Kleintiertagung bpt-INTENSIV.
Für das diesjährige Spezialthema Ophthalmologie reisten rund 1.300 Tierärztinnen und Tierärzte an. Darüber hinaus besuchten das TFA-Fachprogramm 340 Tiermedizinische
Fachangestellte die Fortbildungen zu Existenzgründung und Praxisführung. Außerdem stellten noch knapp 100 Aussteller ihre Produkte und Dienstleistungen auf der Fachmesse
vor. Dies alles zusammen ergibt einen neuen Besucherrekord von mehr als 1.600 Teilnehmerinnen und Teilnehmern – und dies trotz der drohenden Coronavirus- Epidemie, die
aktuell alle Medien beherrscht.
„Damit hat die Tagung die Rekordmarke von 2018 nochmals getoppt und ihre Position als eine der wichtigsten Kleintierfortbildungen im deutschsprachigen Raum einmal mehr bestätigt“, freut sich bpt-Präsident Dr. Siegfried Moder.
„Dieser grandiose Erfolg unserer erfolgreichsten Kleintiertagung in Bielefeld aller Zeiten ist sicherlich nicht zuletzt dem Schwerpunktthema zu verdanken, mit dem bpt und
FVO ganz offensichtlich das Interesse der Kollegenschaft punktgenau getroffen haben“, so Moder.
Ergänzt wurde das Hauptprogramm durch zahlreiche Seminare. In der traditionellen berufspolitischen Veranstaltung am Samstagabend wurde lebhaft die Frage diskutiert, welche
Chancen und Risiken die Telemedizin mit sich bringt.
In den Pausen wurden außer Fachthemen auch immer wieder das Coronavirus diskutiert und welche Folgen/Auswirkungen eine Epidemie für die tierärztliche Praxis haben könnte. Die Stimmung blieb jedoch gelassen und heiter, lediglich die Begrüßungen vielen dieses mal weniger herzlich aus als in der Tiermedizin sonst gewohnt. An den Ständen der Aussteller herrschte in den Pausen reges Treiben. Viele haben die Fortbildung in Bielefeld genutzt, um frisch und sportlich in das neue Jahr zu starten, was hie und da auch an der Standkleidung zu erkennen war.
Rechts ein kleiner bildhafter Eindruck von der Industrieausstellung am Freitag.
Weitere Bilder sowie Bilder der 70-ger Jahre Party am Freitagabend finden Sie unter Vetmagazin.de.
Die nächste bpt-INTENSIV Kleintier in Bielefeld widmet sich vom 25. bis 28. Februar 2021 dem Schwerpunktthema „Die Wunde“.

bpt informiert über Tierärztemangel und Notdienstproblematik auf der Grünen Woche

24.01.2020

Im Rahmen der Grünen Woche in Berlin hat der Bundesverband praktizierender Tierärzte (bpt) auch in diesem Jahr wieder eine Podiumsdiskussion auf dem ErlebnisBauernhof veranstaltet. In diesem Jahr lautete das Thema „Notdienst / Tierärztemangel – Was ist jetzt zu tun?“, da dieser bislang vor allem die ländlichen Regionen und die Nutztiere
betrifft und sich trotz unterschiedlicher Bemühungen weiter zu verschärfen scheint.An der Podiumsdiskussion am 23. Januar 2020 nahmen teil Dr. Siegfried Moder, der Präsident des bpt, Dr. Holger Vogel, Präsident des Bundesverbands der beamteten Tierärzte (BbT), Dr. Iris Fuchs, Amtstierärztin aus Bayreuth sowie 1. Vizevorsitzende der
Bundestierärztekammer (BTK), Nina Küke, Gemischtpraktikerin aus Mecklenburg-Vorpommern, Lisa Dahlmann, Studentin der Tiermedizin, und PD Dr. Andreas Palzer,
Schweinepraktiker und bpt-Präsidiumsmitglied. Moderiert wurde die einstündige Diskussion von Heiko Färber, dem Geschäftsführer des bpt.
Dabei wurden folgende Gründe für die Notdienstproblematik identifiziert:Rund 25% der Uniabsolventinnen und -absolventen kommen niemals in der kurativen Praxis an. Ein weiterer Teil kommt nach der Baby-Pause nicht zurückDer ländliche Raum und strukturschwache Regionen sind für junge Tierärztinnen und Tierärzte wenig attraktiv
„Wir bilden an den Universitäten ausreichend Tierärztinnen und Tierärzte aus, aber in der Praxis kommen zu wenig an“, so Moder.
Eine Möglichkeit, mehr angehende Tierärztinnen und Tierärzte für die Nutztierpraxis zu begeistern, sieht Palzer in der stärkeren Einbindung von erfahrenen und motivierten Praktikern in die Ausbildung. In der Vergangenheit sie es versäumt worden, „für die Nutztierpraxis und den tollen Beruf Werbung zu machen“. Dies gelte sowohl vor dem Studium als auch im Studium.
Stattdessen werde „uns in der Uni eher vermittelt, die Gemischtpraxis ist ein Auslaufmodell und die Spezialisierung die Zukunft“, so Dahlmann. Dass Erfahrungen in der Gemischtpraxis aber auch für andere Tätigkeitsgebiete von Vorteil sind, weiß Iris Fuchs: „Auch für die Arbeit auf dem Amt wäre eine mehrjährige Erfahrung in der Gemischtpraxis von großem Vorteil.“
Aufgrund des recht hohen Durchschnittsalters der Nutztierpraktiker von inzwischen 59 Jahren wird mittelfristig mit einer weiteren Verschärfung der Situation gerechnet, wodurch es zu echten „Versorgungsengpässen“ von Nutztieren, aber auch von Pferden und Haustieren kommen kann, da der Halter unter Umständen weite Strecken bis zum
nächsten Notdienst zurücklegen muss.
„Dies kann im Falle einer Kolik beim Pferd oder einer Magendrehung beim Hund lebensbedrohlich sein und ist somit tierschutzrelevant“, sagte Moder.
Tierhalter sind zumeist nicht bereit, Mehrkosten für den Notdienst zu leisten. Damit ist der Notdienst für viele Praxen unwirtschaftlich
Der bpt hat einmal durchgerechnet, was die Bereitstellung eines 24-stündigen Bereitschaftsdienstes an sieben Tagen die Woche an Kosten verursacht bzw. wie hoch die durch
diesen Service generierten Mehreinnahmen sein müssen, damit sich dieser Service rechnet: Demnach muss eine Klinik/Praxis rund 130 Stunden pro Woche an Mehrarbeitszeiten abdecken. Dadurch entsteht ein zusätzlicher Personalaufwand von rund 60.000 Euro pro Monat bei einfacher Teambesetzung, die durch diesen Service erwirtschaftet werden müssen. Die hohen Mehrkosten sind ein Grund, dass immer mehr Kliniken ihren Klinikstatus zurückgeben, um der Pflicht des 24/7-Bereitschaftsdienstes zu umgehen.
Für den tierärztlichen Beruf und die Motivation, langfristig in der kurativen Praxis tätig zu sein, ist es zwingend notwendig, sich die tierärztliche Leistung angemessen bezahlen zu lassen.
Dies gilt sowohl für die Behandlung von Haustieren sowie von Nutztieren. Nur so können auch auskömmliche Gehälter gezahlt werden. Dazu bedarf es jedoch auch einer größeren Wertschätzung der Leistung des Tierarztes durch den Halter sowie durch den Verbraucher, damit der Landwirt auch in der Lage ist, die tierärztliche Leistung angemessen zu
bezahlen.
Für einen finanziellen Ausgleich für Tierärztinnen und Tierärzte, die einen Notdienst anbieten, soll jetzt die neue Notdienst-Gebührenordnung sorgen, durch die das Abrechnen einer Notdienstgebühr (50 Euro) verpflichtend sowie die Abrechnung des 2- bis 4-fachen Satzes für erbrachte Leistungen ermöglicht wird.
„Ab dem 21.4.2021 wird die Bestandsbetreuung für Rinder haltende Betriebe zur Pflicht. In dem Zusammenhang fordert Vogel, dass der Notdienst auf Betrieben von den sie
betreuenden Tierärzten übernommen wird.
Arbeitszeitgesetz und der vermehrten Wunsch nach Teilzeitstellen erschweren den Praxisbetrieb und Notdienste zusätzlich
Es ist der zunehmende Personalmangel, vor allem in ländlichen Regionen sowie das starre deutsche Arbeitszeitgesetz, das u. a. eine tägliche Höchstarbeitszeit von 8 Stunden pro Tag mit maximal 48 Stunden pro Woche und eine verpflichtende Ruhezeit von mindestens 11 Stunden pro Tag am Stück festlegt. Bereitschaftsdienste müssen dabei auf die genannte Höchstarbeitszeit angerechnet werden. Nur wenige Klinken sind in der Lage, genügend Personal zu beschäftigen und die hohen Zusatzkosten zu stemmen. Dies gelingt meist nur in Ballungsräumen.
Die Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes von der Tagesarbeitszeit hin zur Wochenarbeitszeit würde schon neue Möglichkeiten eröffnen, betonte Moder.
„Könnten angestellte Tierärzte dann Bereitschaftsdienste übernehmen und müssten beispielsweise nur neun oder zehn Stunden Ruhezeit statt der derzeit geltenden elf Stunden zwischen zwei Arbeitstagen einhalten, wäre das ein weiterer Schritt in die richtige Richtung“, findet auch bpt-Geschäftsführer Heiko Färber. Dies sollte selbstverständlich stets im Einvernehmen geschehen.
Außerdem ist seit vielen Jahren der wachsende Wunsch nach einer Teilzeitbeschäftigung zu beobachten, um Familie und Beruf miteinander zu vereinen. Daher muss dringend nach neuen Arbeitszeitmodellen gesucht werden, die sowohl ein Familienleben als auch die Versorgung der Tiere außerhalb der normalen Praxiszeiten erlauben. An dieser Stelle sind zum Wohle der Tiere und des Tierschutzes die Arbeitgeber, aber auch die Arbeitnehmer gefragt, aufeinander zuzugehen und Lösungen zu finden.

BTK sensibilisiert für ASP-Ausbruch – Maßgeblich ist die Früherkennung

23.01.2020

Die Bundestierärztekammer (BTK) sieht die Bedrohung durch die Afrikanische Schweinepest (ASP) für Deutschland immer größer werden. Daher war die ASP auch Thema auf der Pressekonferenz der BTK, die am 21. Januar 2020 auf der Grünen Woche in Berlin stattfand. Zu dem Thema referierten Dr. Iris Fuchs, die 1. Vizepräsidentin der BTK und Prof. Dr. Dr. Thomas Mettenleiter, Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts. Ihr Anliegen: die hoch ansteckende Tierseuche in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken und jedermann aufzufordern, bei der Früherkennung und somit der erfolgreichen Bekämpfung zu helfen.
Außerdem sei es jetzt notwendig, bestimmte Vorbereitungen zu treffen, um das Ausmaß eines Ausbruchs so gering wie möglich zu halten und auch die Folgen für die Schweinehalter. Denn für die Schweinehalter bedeutet ein Ausbruch der ASP bei Hausschweinen das Sperren von Exportmärkten, was dramatische Preiseinbrüche zur Folge hätte. Außerdem wird es zu erheblichen Strukturveränderungen durch Aufgabe von kleineren Mastbetrieben und regionalen Vermarktern kommen, was auch Auswirkungen auf den Vor- und Nachgelagerten Bereich wie Futtermittel, Stallbau, Schlachtunternehmen, Ernährungsindustrie etc. hätte.
Daher ist es jetzt um so wichtiger, dass die Schweinehaltungshygieneverordnung eingehalten wird, betriebsspezifische Biosicherheitspläne umgesetzt werden, der Hoftierarzt frühzeitig eingebunden wird und Vermarktungsstrukturen geplant werden, um die Existenz zu sichern. Zudem muss das Personal in den Veterinärverwaltungen aufgestockt werden.
Außerdem müssen Tierärzte, Landwirte und Jäger geschult werden. Vor allem der Kadaversuche kommt neben der gelebten Biosicherheit auf den Betrieben eine sehr große Bedeutung zu. „Es ist zwingend notwendig, dass jedes tot aufgefundene Wildschwein auf das Virus untersucht wird, um die Seuche erfolgreich bekämpfen zu können“, so
Dr. Fuchs. Dieser Meinung ist auch Prof. Mettenleitner. Zudem sagte er: „Ich kann mich an keine Tierseuche erinnern, auf die wir uns solange vorbereiten konnten. Wie gut, wird sich gegebenenfalls bald zeigen.“ Solange sich alle an die abgesprochenen und vorbereiteten Maßnahmen halten und wachsam sind, sind beide jedoch optimistisch, auch für den Fall eines vermutlich kurz bevorstehenden Ausbruchs.

Leipziger Tierärztekongress feiert erfolgreiches Jubiläum

20.01.2020

„Wir feiern heute im Jahr 2020 den 10. Leipziger Tierärztekongress (LTK) mit 20 Jahren eine Erfolgsgeschichte, die 1998 begann“, resümiert pointiert der ehemalige Kongresspräsident, Prof. Gotthold Gäbel, zur erstaunlich kleinen Feierstunde der größten Fortbildungsveranstaltung der Veterinärmedizin im deutschsprachigen Raum. Bei Kuchen und Sekt in familiärer Runde der „Geburtshelfer“ wurde am Donnerstag, 16.1.20, die Oskar-Röder-Ehrenplakette an den ersten Kongresspräsidenten, Prof. Dr. Jürgen Gropp, verliehen.
Was mit 500 Teilnehmern auf dem Gelände der Veterinärmedizinischen Fakultät Leipzig begann, hat sich mit Beteiligung der sechs ostdeutschen Landestierärztekammern und der Leipziger Messe zu – nach Aussage von Martin Buhl-Wagner, 0Geschäftsführer der Leipziger Messe – gar „einer der führenden Veranstaltungen in Europa“ entwickelt. Mit Blick auf das hauptsächlich „deutsche“ Vortragsprogramm, lässt sich in Frage stellen, ob diese Aussage bereits so umfassend zutrifft. Zumindest auf die angrenzenden Staaten aber in jedem Fall: „Die Veranstaltung hat große Strahlkraft im gesamten deutschsprachigen Raum und ist in Österreich
sehr beliebt“, sagt Kurt Frühwirth, Präsident der Tierärztekammer Österreich, und weiter: „Neben den fachlichen diskutiert der Kongress ebenso die brennenden berufspolitischen Themen unserer Branche – und das ist ein Alleinstellungsmerkmal.“
Erneutes Wachstum in Teilnehmerzahl, Referenten und Ausstellern
Dachte man zum vergangenen Kongress vor zwei Jahren, der LTK sei an seine Grenzen gekommen, schaffte er im Jubiläumsjahr tatsächlich eine weitere Vergrößerung in allen Bereichen:
6.200 Teilnehmer und damit noch einmal 800 mehr als 2018 (wieder im Vorfeld ausverkauft am Donnerstag), 2.000 Quadratmeter mehr Industrieausstellung, mittlerweile 283 Aussteller aus 15 Ländern. Die Referentenzahl entspricht nun der der Teilnehmer zum ersten Kongress. Dementsprechend voll war es in den Vortragssälen.
Für den großen und anhaltenden Erfolg sei eine „visionäre Kraft“ (Prof. Gäbel) und „zahlreiche Helfer“ (Dr. Möckel) verantwortlich. Der Kongress wurde und wird stets zu recht für seine Programmvielfalt und gute Organisation gelobt. Der neue
Kongresspräsident Prof. Uwe Truyen sagte, er sei in der Übernahme des Amtes „weich gefallen“. Beim kurzen geschichtlichen Abriss meinte Hans-Georg Möckel, Ehrenpräsident der Sächsischen Landestierärztekammer, er wünsche sich so eine Aufbruchsstimmung wie damals heute wieder.
Die Tierärzteschaft wird in der Politik nicht gehört
Zum „damals“ konnte man sich weitergehend in einem Jubiläumsband informieren und im Geschichtsblock am Freitagnachmittag
zum Thema „Die Dresdener Tierarzneischule und Sachsens Pferde im 19. Jahrhundert“. Wem das Luxusproblem des Kongresses – „zu viele gute Vorträge parallel“ – anheimgefallen ist, der sei auf die von Prof. Manfred Fürll erstellten Skripte und die kommende Schwesterausstellung in Leipzig verwiesen.
Das „Heute“ wurde unter anderem in der Eröffnungsveranstaltung am Donnerstag zum Thema „Bitte geraderücken! Das Bild des Tierarztes in der Öffentlichkeit“ abgehandelt. „Immer wieder wird gegen den tierärztlichen Sachverstand entschieden werden“, sagt Dr. Kirsten Tackmann, MdB, Obfrau Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft in der Eröffnungsrede. Sie sagte, dass es auf Gesetzesebene häufig mit dem Bild von der Tierärzteschaft zu tun habe: „Sie macht halt ihre Arbeit, bekommt Geld dafür und
soll möglichst geräuschlos funktionieren. Im Zweifel bekommt sie den Ärger.“ Dementsprechend gab es den Aufruf, laut zu werden, damit Erkenntnislücken ernst genommen werden könnten.
In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde aber auch klar, dass es „das“ Bild des Tierarztes in der Öffentlichkeit nicht gibt.
Die Tierärzteschaft sei divers und verfolge unterschiedliche Ziele. Dieser Umstand mache es schwer, in der Politik gehört zu werden, zudem fehle es an einem „Gesicht der Tierärzteschaft“, so Jörg Held von wir-sind-tierarzt.de. Da sich die externe Kommunikation scheinbar so schwierig gestalte („Wo wollen wir hin?“), sei es umso wichtiger, intern besser und wertschätzender zu kommunizieren, sagte Dr. Thomas Steidl (Landestierärztekammer Bayern).
Das Mindeste, was jeder tun könne, sei Anliegen der Tierärzteschaft täglich gegenüber dem Patientenbesitzer zu kommunizieren: „Darauf haben wir Einfluss“. In dem Zusammenhang kam auch die Frage auf, wie man junge Tierärzte in die Gremien bekommen könnte.Um gehört zu werden, sei es wichtig, neue Techniken der Kommunikation zu nutzen, sagte Journalist Jörg Held. Das falle der Tierärzteschaft oft noch schwer.
Steidl schätzte die Sichtbarkeit der Tierärzte in naher Zukunft dennoch optimistisch ein: „Wenn die Afrikanische Schweinepest kommt, sind wir lange der Erklärbär der Nation.
Wie so oft gab es zudem einen Rundumschlag bekannter veterinärmedizinischer „Reibepunkte“ wie fehlende betriebswirtschaftliche Ausbildung, Feminisierung des Berufsstandes, prekäre Löhne (Publikum: „Wir lieben unseren Beruf, aber nicht die Arbeitsbedingungen“).
vetexpo mit Career Corner und zahlreichen Jubiläen
Einen positiven Rundumschlag konnte man auf 12.000 Quadratmetern Industriemesse vetexpo am Freitag und Samstag erhaschen. Zum Jubiläum des Kongresses gab es auf der vetexpo Bewährtes und Besonderes, darunter die Career Corner – die 1. Jobmesse für Tiermedizin und zahlreichen weitere Jubiläen.
Aufgrund der Fülle der Aussteller und der Anordnung der „großen“ Aussteller an einem Fleck, liefen kleinere Aussteller Gefahr, wenig Laufkundschaft zu erhalten. Der Stand der Veterinärmedizinischen Fakultät Leipzig (VMF) wurde – anders als vor zwei Jahren – nahezu ausschließlich von „PAUL – dem praktischen Ausbildungs- und Lernzentrum“, welches 5-Jähriges Bestehen feierte, und dem Freundeskreis Tiermedizin gestellt.
Zum PAUL-Jubiläum wurde eine Spende in Höhe von 2.000 Euro zum Ausbau der Lern-Stationen von LABOKLIN-Inhaberin Elisabeth Müller an Julia Dittes, die Leiterin von PAUL, überreicht. Müller: „Ich bin überzeugt davon, dass Tierärzte in ihrer Ausbildung hands-on-Aktivitäten brauchen“. LABOKLIN unterstützt das Leipziger Skillslab bereits seit vier Jahren mit der Ausstattung von Laborstationen, u.a. zum Üben hämatologischer Untersuchungen, was auch an diesem Tag auf der Messe neben zahlreichen weiteren Simulatoren (Auskultation, Intubation, Rektalisierung) ausprobiert werden konnte. „Das hätte ich mir in meinem Studium auch gewünscht“, hörte man in diesem Zusammenhang oft von Besuchern des Standes.
VETBewerb von Vetion.de und PAUL
Dem Jubiläum von PAUL schloss sich Vetion.de mit seinem 20-Jährigen an: Gemeinsam wurde ein chirurgischer Naht-„VETBewerb“ am Stand der VMF ausgerichtet, den sowohl Studenten als auch Praktiker und ausgewiesene Chirurgen wie Prof. Dr. Walter Brehm von der VMF wahrnahmen.
Dr. Julia Henning, Geschäftsführerin der Vetion.de GmbH, erklärte dazu: „Wo sonst können Tierärzte in maximal 15 Minuten eine Karriere zum ‘Chef-Chirurg’ hinlegen und dabei ein Gratis-Jahres-Abo für das neue Digitale OP-Buch von Vetion.de gewinnen?” Moderiert wurde der VetBewerb am Freitag von Prof. Stephan Neumann (Leiter Kleintierklinik Göttingen) und am Samstag von Thomas Niedenführ (Abteilung Chirurgie Kleintierklinik Leipzig). „Die Chirurgen standen den Teilnehmern auch mit Rat, Tat und nützlichen Tipps zur Seite. Insgesamt hat der VETbewerb 12 Chef- und Assistenz-Chirurgen sowie 24 OP-Famulanten und unzählige
Naht-Profis hervorgebracht, die sich hoffentlich noch lange an ihrer Auszeichnung erfreuen”, so Henning.
Ein der Fakultät nahes Jubiläum feierte der TV-Club: 50 Jahre Club und Fasching mit einem Jubiläumsprogramm am Freitag- und Samstagabend, bei dem alte und aktuelle Elferratsmitglieder gemeinsam auftraten.
Eine „Außenstelle“ der Fakultät gab es zum zweiten Mal im Übergang zwischen LTK und der parallel ablaufenden Messe Partner Pferd im „Forum Pferd“ in Form von Anatomischen Präparaten, Fachvorträgen, zahnmedizinischer Instrumente und Kinderuni zu sehen.
Der 11. Leipziger Tierärztekongress findet vom 20.-22.01.2022 statt.

BTK macht Qualzucht bei Nutztieren zum Pressethema auf der Grünen Woche

24.01.2019

Im Rahmen der Internationalen Grünen Woche in Berlin hat die Bundestierärztekammer (BTK) am Dienstag, 22.1.2019, eine Pressekonferenz zum Thema Qualzucht bei Nutztieren abgehalten. Die Medienvertreter wurden begrüßt vom Präsident der BTK, Dr. Uwe Tiedemann, der das Anliegen und die Bedeutung dieses Themas erklärte. Nicht nur Kleintieren können durch übertriebene Zuchtziele Schmerzen, Leiden und Schäden zugefügt werden, auch Nutztiere leiden unter einer Reihe von Produktionskrankheiten, die durch die gezüchtete Leistungssteigerung begünstigt werden.

Tierarzt verpflichtet
Die wirtschaftlich wichtigen Körperfunktionen, wie z. B. die Milchleistung, werden dabei so stark optimiert, dass die extreme körperliche Belastung in vielen Fällen zu gesundheitlichen Schäden sowie zu einer verkürzten Lebensdauer führen. Daher haben BTK, der Bundesverband praktizierender Tierärzte (bpt), der Bundesverband der beamteten Tierärzte (BbT), die Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft (DVG) und die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (TVT) die neue Arbeitsgruppe (AG) „Qualzucht bei Nutztieren” gegründet, die am 30. Januar 2019 konstituiert wurde. „Als Qualzucht bezeichnet man bei der Züchtung von Tieren die Duldung oder Förderung von Merkmalen, die mit Schmerzen, Leiden, Schäden oder Verhaltensstörungen für die Tiere verbunden sind. Dies ist nach § 11b Tierschutzgesetz in Deutschland verboten. Mängel in Haltung, Fütterung und Management können die züchtungsbedingten Probleme auslösen oder verstärken”, erläutert Tiedemann. „Die deutschen Tierärzte sind durch ihre Berufsordnung und durch ihren Ethik-Kodex verpflichtet, zur Sicherung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Tiere beizutragen. Insbesondere lehnen wir alle Maßnahmen ab, durch die Tiere Leistungen erbringen sollen, die ihre physische oder psychische Anpassungsfähigkeit überfordern oder die negative Konsequenzen für ihre Gesundheit und/oder ihr Wohlbefinden haben”, erklärt Dr. Heidemarie Ratsch, Präsidentin der Landestierärztekammer Berlin.

So können wir mit den Tieren nicht umgehen
Prof. Dr. Holger Martens von der FU Berlin hielt auf der Pressekonferenz einen Literatur-basierten Vortrag über die Zusammenhänge einer hohen Milchleistung und sogenannten Produktionskrankheiten, insbesondere Klauenproblemen. Er stellte fest, dass drei Viertel der Tiere während einer Laktation erkranken, die Hälfte von ihnen sogar wiederholt, so dass die Erkrankungsrate bei 1,5 pro Tier und Laktation liegt. “Wenn nur 50 Prozent der Tiere krank sind, ist das nicht mehr zu akzeptieren”, so Martens. Nicht selten würden Tiere bereits nach der ersten Laktation aus der Produktion genommen. Dies sei sowohl aus Tierschutz- als auch aus ökonomischer Sicht eine Katastrophe. Martens: “So können wir mit den Tieren nicht umgehen!”

Zucht zu einseitig auf Leistungsparameter ausgelegt
Prof. Dr. Thomas Richter, Vorsitzender des BTK-Ausschusses Tierschutz, schloss sich der Meinung seines Kollegen an und berichtete über die zuchtbedingten Probleme in der Schweineproduktion. „Beim Schwein sind das die Anzahl der Ferkel je Muttersau und Wurf bzw. Jahr, die Anzahl der Geburten im Leben jeder Muttersau und die tägliche Zunahme beim Mastschwein. Jede dieser Körperfunktionen kann zu tierschutzrelevanten Schäden führen, wenn die Zucht zu einseitig auf Leistungsparameter ausgelegt wird”, so Richter. Das kann auch durch gutes Management nicht ausgeglichen werden. Laut Tierschutznutztierhaltungsverordnung dürfen Saugferkel unter 3 Wochen nur abgesetzt werden, wenn es zum Schutz vor Schmerzen, Leiden oder Schäden erforderlich ist. „Wird also routinemäßig ein künstliches Ammensystem verwendet, weil die Sau nicht alle Ferkel versorgen kann, ist damit implizit zugestanden, dass der Qualzuchtparagraph erfüllt ist”, so Richter weiter.

Umdenken in der Tierzucht notwendig
Abschließend wurden ein Umdenken in der Tierzucht sowie eine Zuchtselektion für mehr Tiergesundheit und mehr Tierwohl gefordert, denn aktuell hat die Zucht landwirtschaftlicher Nutztiere als wichtigstes Ziel, die wirtschaftlich wichtigen Körperfunktionen zu optimieren. Weiterhin müssten Aufklärung, Öffentlichkeitsarbeit und Fortbildung zum Thema Qualzucht kontinuierlich verfolgt und weiter ausgebaut werden.