Immer mehr landwirtschaftliche Betriebe nutzen automatisierte Prozesse bei der Bewertung der Gesundheit ihrer Nutztiere. Auch Systeme, die von Künstlicher Intelligenz (KI) gestützt sind, halten nach und nach Einzug in die Ställe.
Eine aktuelle Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien zeigt, dass die Entwicklung solcher Systeme mit zahlreichen Herausforderungen verbunden ist. Das Team um Borbala Foris vom Zentrum für Tierernährung und Tierschutzwissenschaften hat sich daher näher mit KI-gestützten Systemen zur automatisierten Bewertung des Tierwohls beschäftigt.
„Die größte Herausforderung besteht darin, KI-Systeme zu entwickeln, die nicht nur präzise, sondern auch ethisch vertretbar sind. Wir müssen sicherstellen, dass die Technologie die Bedürfnisse der Tiere wirklich widerspiegelt und nicht nur auf Effizienzsteigerung abzielt,“ erklärt Studien-Co-Autor Christian Dürnberger vom Messerli Forschungsinstitut der Vetmeduni.
Eine Herausforderung bei der Entwicklung der KI-gestützten Systeme liegt darin, dass es bislang keine validierten Indikatoren für die Bewertung gibt. Zudem müssen geeignete Indikatoren für das Tierwohl ausgewählt werden. Die untersuchten Systeme zeigten teilweise nur moderate Ergebnisse, z.B. hinsichtlich der Bewertung der Sauberkeit der Kühe.
Auch ethische und soziale Aspekte wurden in der Studie beleuchtet. Die Forschenden weisen darauf hin, dass das Einbinden von Expert:innen aus dem Bereich der Tierwohlwissenschaften entscheidend sei, um valide und praxisnahe Lösungen zu entwickeln. Gleichzeitig warnen sie vor möglichen „Rebound-Effekten“, bei denen Landwirt:innen sich zu stark auf KI-basierte Systeme verlassen und die persönliche Beobachtung der Tiere vernachlässigen könnten. Zudem sollte die KI menschliche Entscheidungen lediglich unterstützen, aber nicht vollständig ersetzen.
„Künstliche Intelligenz sollte als Werkzeug verstanden werden, das Landwirt:innen unter die Arme greift, jedoch nicht ersetzt. Nur durch die Kombination von menschlichem Fachwissen und KI-gestützten Analysen können wir nachhaltige Verbesserungen im Tierwohl erreichen,“ betont Studienerstautorin Borbala Foris, Zentrum für Tierernährung und Tierschutzwissenschaften der Vetmeduni.
Auch auf dem Netzwerktreffen Netzwerk Fokus Tierwohl des Verbands der Landwirtschaftskammern wird am 17. September 2025 in Berlin der Frage nachgegangen, wie künstliche Intelligenz das Tierwohl beeinflussen und welche Gefahren vom Einsatz von KI ausgehen können.




