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Tierärzt:innen immer häufiger Opfer von Aggressionen

08.07.2025

Aggressionen und Gewalt haben in den vergangenen Jahren in Deutschland in vielen Bereichen zugenommen. Immer häufiger werden auch bestimmte Berufsgruppen Opfer von aggressivem Verhalten. Dazu gehören inzwischen auch Tierärzt:innen und Tiermedizinische Fachangestellte. Nach Informationen der Landestierärztekammer (LTK) ist das inzwischen als bundesweites Problem zu betrachten.

Tierärzt:innen werden von Patientenbesitzer:innen bedroht, auch Autoreifen wurden schon aufgeschlitzt. Da Gewalttaten gegenüber tiermedizinischem Personal in der Kriminalstatistik nicht gesondert erfasst werden, sei die genaue Zahl der Fälle nicht bekannt, so Heidi Kübler, die Präsidentin der Landestierärztekammer (LTK) Baden-Württemberg. „Es ist zunehmend so, dass wir Erfahrungen machen, bei denen vor allem die jüngeren Kollegen und Kolleginnen sehr bedrängt werden, dass sie emotional unter Druck gesetzt werden“, erklärt auch Joachim Fritz, Tierarzt im Kleintierzentrum AniCura in Heilbronn.

Ramona Maier, Tierärztin im Ruhestand, sieht auch in dem hohen Stresslevel der Tierhaltenden einen Grund für die Zunahme der Aggressionen. „Die Leute haben häufig weite Wege hinter sich, mehrere Tierärzte oder Praxen schon angefahren und finden immer weniger Praxen, wo sie aufgenommen werden“, so Maier. Trotz besonderer Sicherheitsstandards, wie Videoüberwachung, abschließbaren Bereichen und Fluchtwegen, seien aggressive Vorfälle in der Klinik nicht zu verhindern. Die Klinikleiterin Katharina Möhler musste innerhalb der vergangenen sechs Monate bereits zweimal die Polizei hinzuziehen. Neben enttäuschten Erwartungen seien auch die mitunter hohen Behandlungskosten für das eigene Tier Grund für die Frustration der Tierhaltenden, sagt Möhler.

In Einzelgesprächen und Teambesprechungen werden Gewaltsituationen gemeinsam aufgearbeitet und analysiert. Im Umgang mit den Klienten versucht die Klinikleitung, ihre 20 Tierärzt:innen anzuleiten, auf Deeskalation zu setzen. Heidi Kübler fordert von der Politik, dass entsprechende Gewaltpräventionsprogramme auch für Tierärzt:innen gefördert werden. Denn wenn Tierärztinnen, die ohnehin für Burnout und psychische Erkrankungen als besonders gefährdet gelten, sich nach einem Übergriff dafür entscheiden, den Beruf zu wechseln, wiegt das in Anbetracht des schon bestehenden Fachkräftemangels sehr schwer. 

LTK Baden-Württemberg

SWR