Mit Beginn der kälteren Jahreszeit wieder vermehrt Nachweise von Geflügelpest
Kühles, feuchtes Wetter erhöht das Risiko, dass Nutzgeflügel an der Geflügelpest erkrankt. Daher bittet das Hessische Landwirtschaftsministerium alle Geflügelhalterinnen und Geflügelhalter, ihre Tiere durch die strikte Einhaltung der Biosicherheitsmaßnahmen vor der Geflügelpest zu schützen. Das heißt konkret: der direkte und indirekte Kontakt von Haus- und Wildvögeln muss unbedingt vermieden werden. Vor allem darf Wildvögeln kein Zugang zu Futter, Einstreu und Gegenständen gewährt werden, die mit Hausgeflügel in Kontakt kommen können. Geflügel darf außerdem nicht an Gewässern trinken, zu denen auch wildlebende Vögel Zugang haben. Neben der Einhaltung dieser Vorsichtsmaßnahmen ist es wichtig, dass Bestände regelmäßig kontrolliert und nur gesunde Tiere zugekauft werden. Erste Krankheits- oder auch Todesfälle bei Geflügel sollten immer durch einen Tierarzt abgeklärt werden. Alle Geflügelhaltungen sind verpflichtet, ihre Bestände bei der zuständigen Veterinärbehörde anzumelden, sofern dies noch nicht erfolgt ist.
Seit Mitte Oktober 2023 werden wieder vermehrt Ausbrüche bei Geflügel, aber auch Fälle bei Wildvögeln in Deutschland und anderen EU-Mitgliedstaaten gemeldet. Während im Frühjahr und Sommer überwiegend Möwen betroffen waren, treten die aktuellen Fälle nun stärker bei Wasservögeln auf. Mit den Vogelzügen steigt die Gefahr, dass sich das Virus in der heimischen Wildvogelpopulation weiterverbreitet, denn bei winterlichen Wetterverhältnissen halten sich Wildvögel in höherer Dichte an Rast- und Sammelplätzen auf.
Wegen der steigenden Meldungen von Fällen bei Wildvögeln stuft das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, das Risiko eines Viruseintrages in deutsche Geflügelhaltungen und Vogelbestände in zoologischen Einrichtungen durch direkte und indirekte Kontakte zu Wildvögeln wieder als hoch ein.
Um eine Infektion von wildlebenden Vögeln mit dem Virus der Geflügelpest möglichst früh zu erkennen, sollten Bürgerinnen und Bürger kranke oder tote Tiere, insbesondere Wassergeflügel (Schwäne, Enten, Gänse), an die zuständige Veterinärbehörde des Landkreises oder der kreisfreien Stadt melden. Tot aufgefundene Singvögel oder Tauben sollten nur dann gemeldet werden, wenn mehrere tote Vögel dieser Arten an einem Ort gefunden werden.
Biosicherheitsmaßnahmen in landwirtschaftlichen Betrieben sind auch Thema in der Online-Fortbildungsreihe “Biosicherheit in der tierärztlichen Bestandsbetreuung” auf Myvetlearn.de, die in mehreren Kursteilen nach Tierart strukturiert Tierärztinnen und Tierärzten angeboten wird.
Hessisches Umweltministerium
Antibiotikaresistenzen nehmen weiter zu und gefährden die Gesundheit von Menschen und Tieren. In ihrem neuen Forschungsprojekt erforscht Julia Steinhoff-Wagner, Professorin für Tierernährung und Metabolismus an der Technischen Universität München (TUM), wie der Einsatz von Antibiotika bei Geflügel reduziert werden kann, ohne das Tierwohl zu beeinflussen. Gemäß Berechnungen des 2014 eingeführten staatlichen Monitorings würden zwar schon weitaus weniger Antibiotika in den Mastgeflügelbetrieben eingesetzt, jedoch seien diese Mengen im Vergleich zu anderen Nutztierarten immer noch auf einem zu hohen Niveau. Wichtig sei, die Mengen weiter zu reduzieren, erklärt Steinhoff-Wagner in einem Interview.
In ihrem Projekt widmet sich die Wissenschaftlerin dem Zusammenhang zwischen Antibiotikaminimierung, Tiergesundheit und Resistenzverschleppung in der Geflügelhaltung. Dabei sieht sie die Reinigung und Desinfektion als wichtigste Schlüsselfaktoren zur Verhinderung einer Erregerverschleppung. Zudem sei die Tierdichte eine wichtige Komponente bei der Entwicklung von Keimen.
Als den wichtigsten Ansatzpunkt zur Vorsorge betrachtet die Forscherin jedoch die Tiergesundheit. Sind die Tiere adäquat ernährt und leben in einer Umgebung ohne übermäßige Belastung mit krankmachenden Keimen und Stress, können sie problemlos mit geringen Keimlasten umgehen. Wenn die Tiere gar nicht erst erkranken, benötigen sie auch keine Antibiotika. Zurzeit untersucht die Münchener Professorin, welche Konzepte bei der Geflügelhaltung in der Praxis funktionieren.
Mehr Informationen und Ratschläge zur Antibiotikaminimierung im Stall bietet auch das Projekt VetMAB.de, das zahlreiche anerkannte Online-Fortbildungen für Landwirt:innen und Tierärzt:innen zu dieser Thematik anbietet.
Zudem können sich Tierärztinnen und Tierärzte unter Myvetlearn.de in Bezug auf die Antibiotikaminimierung bei Masthähnchen, Legehennen und Puten fortbilden.
TUM
Die Laborkette Synlab hat am 14.8.2023 den Verkauf ihrer Veterinärdiagnostik-Sparte Synlab Vet an Mars Incorporated (Mars) bekannt gegeben. Wie Vorstandschef Mathieu Floreani erklärte, sei der Verkauf im Zuge einer Strategieumsetzung sowie Anpassung des Portfolios vereinbart worden. Im vergangenen Jahr hätte Synlab Vet weniger als 1 Prozent des Gesamtumsatzes erzielt. Noch stehe jedoch eine Genehmigung durch die Kartellbehörden aus, so Floreani.
Auf LinkedIn stellt der Geschäftsführer des Bundesverbands praktizierender Tierärzte (bpT), Heiko Färber die Frage, was diese und andere Entwicklungen für Tierärzte/innen und Tierhalter/innen bedeutet.
Synlab
Der QS-Wissenschaftsfonds ruft Forschende auf, sich mit ihren innovativen Ideen rund um die Themen Tierwohl und -gesundheit, Hygienemaßnahmen in der Futtermittel-, Land- und Fleischwirtschaft sowie Digitalisierung für eine Forschungsförderung zu bewerben. Neben Forschungsprojekten können auch wissenschaftliche Symposien, zielgruppenorientierte Informations- und Weiterbildungsveranstaltungen sowie Abschluss- und Doktorarbeiten gefördert werden. Der Fokus muss dabei auf den Tierarten Rind, Schwein sowie Mastgeflügel liegen. Die Bewerbungsfrist für die Forschungsförderung, die im Regelfall bei einem Betrag von 30.000 Euro liegt, endet am 15. September 2023.
Das Vetion.de-Fokusthema Forschungs- und Tierschutzpreise gibt einen aktuellen Überblick über dotierte Forschungspreise für wissenschaftliche Arbeiten sowie über dotierte Tierschutz-Preise inkl. des jeweiligen Bewerbungsschlusses.
QS
Vetion-Fokusthema: Forschungs- und Tierschutzpreise