Sie durchwühlen Mülltonnen, beschädigen Isolierungen und Kabeln auf Dachböden und plündern Gärten – Waschbären entwickeln sich in einigen Regionen Deutschlands immer häufiger zur Plage. Doch die Wildtiere, die seit Mitte des 20. Jahrhunderts auch auf dem europäischen Festland angesiedelt sind, stellen auch eine Bedrohung für heimische Amphibien und Reptilien dar. Das ist das Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie, die die Goethe-Universität Frankfurt gemeinsam mit dem Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum im Rahmen des Verbundprojektes ZOWIAC (Zoonotische und wildtierökologische Auswirkungen invasiver Carnivoren) durchgeführt hat
Das Forscherteam unter der Leitung von Prof. Sven Klimpel analysierte Kot und Mageninhalt von 108 Waschbären sowie die Parasitenfauna der Tiere. Die Ergebnisse zeigen, dass die Raubtiere Amphibien und Reptilien als Nahrungsquelle nutzen. Zudem beeinflusst die invasive Spezies heimische Ökosysteme und gefährdet zunehmend geschützte Arten.
„Alle von uns analysierten Tiere stammen aus Naturschutzgebieten mit Wasserzugang. Die Ergebnisse der Studie zeigen klar, dass insbesondere die Laichgebiete von Amphibien und Reptilien als Nahrungsressource von Waschbären genutzt werden“, erklärt Prof. Klimpel. Im hessischen Spessart seien an einem Tag über 400 gehäutete Kröten an einer Wasserfläche von etwa 2.000 Quadratmetern von den Forschenden gefunden worden, so der Wissenschaftler. „Das beobachtete spezialisierte Verhalten und die Tendenz, bestimmte Beutetiere in bestimmten Regionen zu bevorzugen, bestätigen frühere Erkenntnisse darüber, dass Waschbären sich zu Spezialisten in der Nahrungswahl entwickeln können, die gewisse Arten bevorzugen und gezielt nutzen.“
Die Forschenden konnten zudem 16 Parasitenarten – fünf Ekto- und elf Endoparasiten – an und in den Waschbären nachweisen. Darunter befanden sich auch Parasiten, die typisch für Amphibien und Reptilien sind. Drei Parasitenarten konnten dabei erstmalig bei Waschbären in Europa belegt werden. „Wir halten es für notwendig in Gebieten, in denen seltene Arten vorkommen, Managementmaßnahmen für Waschbären festzulegen, um das übergreifende Naturschutzziel ‚Erhaltung gefährdeter Arten‘ zu gewährleisten“, erklärt der Frankfurter Parasitologe abschließend.
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