Der Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) kann trotz seiner geringen Größe von nur wenigen Millimeter bei Menschen schwere Krankheitssymptome verursachen. Die Eier des Parasiten, der im Darm von Füchsen lebt, können an ungewaschenen Beeren oder Gemüse heften und nach Verzehr in der menschlichen Leber eine sogenannte „alveoläre Echinokokkose“ verursachen. Eine Krankheit, die zwar selten ist, aber unbehandelt lebensbedrohlich sein kann.
„Echinococcus multilocularis zählt in der nördlichen Hemisphäre zu den gefährlichsten Parasiten, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden können. Entsprechend groß ist das Interesse an dem Tier, sowohl in der Forschung als auch in der Öffentlichkeit“, erläutert Dr. Thomas Romig, Parasitologe und Fuchsbandwurmexperte der Universität Hohenheim. Trotz einer jahrzehntelangen Einordnung sei eine gründliche Bewertung der ‚wahren Identität‘ des Fuchsbandwurms nie durchgeführt worden, erklärt der Forscher weiter. Denn bislang galt das ursprünglich im Jahr 1863 beschriebene Typusmaterial als verschollen, was eine systematische Einordnung des Parasiten verhindert hat.
Nach der Wiederentdeckung dieses Materials in den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden konnten die Wissenschaftler:innen mit moderner Genomsequenzierung den Fuchsbandwurm in einer neu veröffentlichten Studie einordnen und seine Verwandtschaft mit anderen Bandwurmarten klären. Durch den Einsatz von Next-Generation-Sequencing-Technologien gelang es dem Forschungsteam, das mitochondriale Genom von Echinococcus multilocularis vollständig zu entschlüsseln. Die Wiederentdeckung veranschaulicht, welche wichtige Rolle wissenschaftliche Sammlungen haben und wie diese eine Grundlage für verlässliche Diagnostik und Forschung schaffen.