Wildschweine sind inzwischen in fast allen Regionen der Welt verbreitet. Das liegt im Wesentlichen daran, dass das Schwarzwild sehr anpassungsfähig ist. So zeigen die Tiere eine hohe Resilienz gegenüber Temperaturunterschieden, wie ein Team des Forschungsinstituts für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI) der Veterinärmedizinischen Universität Wien in einer aktuellen Studie belegen konnte. Ein wichtiger Faktor sei ihre besondere Fähigkeit der Regulierung ihrer Körpertemperatur, heißt es in der Studie. Die Wissenschaftler:innen gehen daher davon aus, dass der weltweite Klimawandel nur geringe Effekte auf die Schwarzwildbestände haben werden. Durch die reichliche Verfügbarkeit von Nahrungsressourcen könnten die negativen Auswirkungen kalter Winter vollständig ausgeglichen werden.
„Wir fanden heraus, dass die thermoneutrale Zone im Sommer etwa 6 bis 24°C beträgt. Im Winter liegt die thermoneutrale Zone bei 0 bis 7°C. Zudem ist der Anstieg der Herzfrequenz und des Energieverbrauchs bei Kälte vergleichsweise gering“, so Studien-Erstautor Thomas Ruf vom FIWI. „Dieser relativ geringe Anstieg des Energieverbrauchs bei Kälteexposition stellt das Wildschwein in die Reihe der arktischen Tiere, wie z. B. des Eisbären, während tropische Säugetiere ihren Energieverbrauch um ein Vielfaches erhöhen. Andererseits war die Reaktion der von uns untersuchten Wildschweine auf hohe Umgebungstemperaturen zu allen Jahreszeiten schwach.“
Durch die Thermoregulation können Wildschweine mit nur geringem Energieaufwand große Unterschiede der Haut- und Körperkerntemperatur aufbauen, was wiederum den Wärmeverlust verringert, ergänzt Studien-Letztautorin Claudia Bieber, Leiterin des FIWI der Vetmeduni. Für die Forscher:innen führte vor allem diese Fähigkeit – zusammen mit wirksamen Verhaltensstrategien zum Ausgleich von Hitze – dazu, dass Wildschweine heute die klimatisch unterschiedlichsten Gebiete der Welt bewohnen.