Die Brut- und Setzzeit der Wildtiere in Deutschland dauert noch bis zum 15. Juli an. In den kommenden Wochen sollten Spaziergänger:innen und Hundehalter:innen besondere Rücksicht auf Wildtiere nehmen. So kann es in der nächsten Zeit häufiger vorkommen, dass Jungtiere scheinbar allein gelassen wurden.
Dieses Verhalten ist für junge Feldhasen jedoch normal, denn sie sind Nestflüchter und die Häsin kommt nur ein- bis zweimal täglich zum Säugen. Zahlreiche Menschen vermuten allerdings, dass die Jungtiere Waisen sind und „retten“ die Tiere, indem sie sie mitnehmen. Doch sollten vermeintlich verwaiste Tiere zunächst aus sicherer Entfernung über einen längeren Zeitraum beobachtet und auf keinen Fall berührt werden. Nur wenn ganz sicher ist, dass das Muttertier nicht zurückkommen wird, darf der Mensch helfend eingreifen und das Tier in eine Aufzuchtstation bzw. in eine Tierarztpraxis bringen. Da Hasen dem Jagdrecht unterliegen, muss in diesem Fall unbedingt auch der örtlich zuständige Jäger informiert werden.
Hunde sollten während der Brut- und Setzzeit nur angeleint ausgeführt werden, damit sichergestellt wird, dass die Vierbeiner keine Jungtiere aufstöbern oder gar verletzen. Bei aus dem Nest gefallenen Jungvögeln muss zwischen Nestlingen (unbefiedert) und Ästlingen (befiedert und flüchtet) unterschieden werden. Nestlinge sollten wieder ins eigene Nest zurückgesetzt werden, sofern diese nicht zu stark ausgekühlt sind und der Allgemeinzustand des Tieres dies zulässt. In den meisten Fällen kehrt eines der Elterntiere innerhalb kürzester Zeit zurück. Auch hier empfiehlt es sich, das Nest aus größerer Entfernung für eine Weile zu beobachten. Fühlt sich der Vogel eiskalt und schlapp an, ist Wärmezufuhr die erste und wichtigste Maßnahme. Am besten wird das Tier in der hohlen Hand gehalten oder nahe am Körper des Finders.
Lediglich bei gefundenen jungen Mauerseglern sollte ein Zurücksetzen ins Nest nicht erfolgen. Da ein Jungvogel nicht einfach einem Nest zuzuordnen ist, brauchen diese tatsächlich Hilfe von fachkundiger Hand. Am Boden aufgefundene Mauersegler, egal welchen Alters, sind häufig entkräftet oder sogar krank und müssen entsprechend versorgt werden.
Die Pflege und Aufzucht eines Wildtieres gehört auf jeden Fall in fachkundige Hände wie Pflege- und Aufzuchtstationen bzw. Tierärzte, Tierschutzvereine und Naturschutzbehörden in der Umgebung.
Um Wildtiere in der Praxis geht es auch in der gleichnamigen, ATF-anerkannten E-Learningreihe auf Myvetlearn.de, bei der sich Tierärzt:innen online fortbilden können. In einer separaten Reihe können sich auch Tiermedizinische Fachangestellte zum Thema Aufzucht, Pflege und Behandlung von Wildtieren online fortbilden. Beide Kursreihen enthalten zudem zahlreiche interaktive Elemente, die einerseits den Spaß steigern und andererseits die Bearbeitung der Inhalte intensivieren.