In Deutschland sind annähernd 2.000 invasive Tier- und Pflanzenarten angesiedelt. Die Zahlen gehen aus einer aktuellen Studie der Bournemouth University in Großbritannien hervor. Dr. Philipp Haubrock, ehemals Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt, hat gemeinsam mit weiteren Wissenschaftler:innen aus Tschechien, Großbritannien, Frankreich und Deutschland, insgesamt 1.962 Arten ausmachen können, die mehrheitlich ursprünglich aus benachbarten europäischen Ländern, Asien und Nordamerika stammen und nun immer mehr heimische Arten verdrängen.
„Während früher Tiere und Pflanzen hauptsächlich für Jagd- und Freizeitaktivitäten ins Land gebracht wurden, haben sich mit dem globalen Handel und der veränderten menschlichen Mobilität auch die Einführungswege von gebietsfremden Arten verändert“, erklärt Haubrock, der die Studie an der Bournemouth University durchgeführt hat. Demnach haben sowohl der zunehmende Tourismus als auch der Anstieg des Online-Handels und die globale Bewegung von Waren das Risiko der Einschleppung nicht-heimischer Arten erhöht. „Die meisten der in Deutschland eingeschleppten Arten sind Pflanzen, dicht gefolgt von Insekten und – mit größerem Abstand – von Wirbeltieren. Rund 80 Prozent dieser Arten leben an Land, einige kommen in Feuchtgebieten vor. Nur ein kleiner Teil – weniger als fünf Prozent – besiedelt Süßwasserlebensräume oder andere spezielle Lebensräume“, erklärt der Forscher.
Noch sei nicht umfassend untersucht worden, welche Auswirkungen gebietsfremde Arten in Deutschland tatsächlich haben, so Haubrock. „Die Nilgans beispielsweise, die ursprünglich aus Afrika stammt und sich seit den 1980er-Jahren stark in Deutschland ausgebreitet hat, macht heimischen Wasservögeln Konkurrenz um Brutplätze und Nahrung. Mit ihrem aggressiven Verhalten kann sie lokale Ökosysteme stören und die Artenvielfalt gefährden. Auch für die Landwirtschaft stellt sie ein Problem dar, da sie Felder und Pflanzen beschädigt.“
Durch die Katalogisierung der etablierten, nicht-heimischen Arten können sich die politischen Entscheidungsträger:innen ein klareres Bild machen, um rechtzeitig wirksame Strategien für das Management dieser Arten entwickeln zu können.