Personalmangel sorgt beim tierärztlichen Notdienst für Probleme
19.01.2023
Der massive Personalmangel sowie die wachsende Zahl der
Hausiere haben zu einer hohen Arbeitsbelastung der TierärztInnen in
Deutschland geführt. Hinzu kommt der aktuell hohe Krankheitsstand.
Besonders die notdienstliche Versorgung der Tiere wird immer
schwieriger, da die wenigsten niedergelassenen PraktikerInnen die
Notdienst-Bereitschaft gewährleisten können. Das hat zur Folge,
dass viele TierbesitzerInnen auf Kliniken ausweichen, die jedoch auch
zunehmend Probleme haben, die steigenden Patientenzahlen zu bewältigen.
„Die Notdienstversorgung ist überall in Deutschland ein großes
Problem“, weiß auch Prof. Sabine Tacke, die seit November letzten
Jahres Präsidentin der Landestierärztekammer Hessen ist. Ein
zusätzliches Problem ist, dass Kliniken nachts und am Wochenende
aufgesucht werden, obwohl es sich eigentlich nicht um einen Notfall
handelt. Die richtige telefonische Einschätzung der Patienten würde
nach Meinung der Fachtierärztin an der Veterinärklinik der Universität
die Lage etwas entschärfen. Das Hauptproblem sei jedoch die
dramatische Personalentwicklung der Praxen und Kliniken. Dazu
gehören neben dem Wunsch nach einer Work-Life-Balance
auch die
zunehmende Feminisierung des veterinärmedizinschen Berufes, so
Tacke. Gemäß der Berufsordnungen einiger Landestierärztekammern
sind TierärztInnen verpflichtet, einen Notdienst nachts und an
Feiertagen/Wochenenden sicherzustellen. In vielen Regionen haben
sich die Praxen über einen Notdienstring zusammengeschlossen, der
gut funktioniert, so lange keine Lücken entstehen, weil TierärztInnen
aus dem Modell wegen Überlastung aussteigen. Im Gegensatz zu
Praxen müssen tierärztliche Kliniken jederzeit, also 24 Stunden an 7 Tagen die Woche, für einen Notdienst
sorgen. Immer weniger MitarbeiterInnen sind jedoch bereit, nachts
und an Wochenenden zu arbeiten. Da auch die Kliniken aufgrund des
dramatischen Mangels an Fachpersonal an ihre Grenzen kommen
können, geben immer mehr ihren Status auf. Zudem habe die
idealistische Vorstellung vieler junger Leute nichts mit dem
anstrengenden Job in Praxis oder im Stall zu tun, sodass viele dem
Beruf nicht treu blieben. Eine Herausforderung der Zukunft müsse es
daher sein, mehr TiermedizinerInnen durch gute Rahmenbedingungen und
angemessene Bezahlung dazu zu motivieren, im Job zu bleiben, so
Tacke.
Weitere News
03.02.2023: Mehr multiresistente Keime seit Beginn des Ukrainekriegs
Seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine sind in Krankenhäusern in Deutschland auffallend häufiger bestimmte Bakterien mit Resistenzen gegen mehrere Antibiotika nachgewiesen worden. Unter ihnen auch Klebsiella pneumoniae mit einer Resistenz gegen Reserveantibiotika der Carbapeneme. Zusammen mit dem Robert Koch-Institut (RKI) hat das an der Ruhr-Universität Bochum ansässige Nationale Referenzzentrum (NRZ) für gramnegative Krankenhauserreger nachweisen können, dass viele der gemeldeten Fälle mit Patientinnen und Patienten aus der Ukraine in Zusammenhang stehen.
Das Team von NRZ und RKI empfehlen deswegen ein vorsorgliches Screening von Personen mit Bezug zur Ukraine bei Aufnahme in deutschen Krankenhäusern.
„Unsere Analysen haben gezeigt, dass es in der Folge der Hospitalisierung ukrainischer Patienten sehr wahrscheinlich bereits zu Ausbruchsgeschehen in Deutschland mit diesen Bakterienstämmen gekommen ist“, so Niels Pfennigwerth vom NRZ. „Sollte sich dabei bestätigen, dass die Person mit dem Erreger besiedelt ist, wird sie im Krankenhaus isoliert, und es werden sehr strenge Hygienemaßnahmen getroffen.“
03.02.2023: Hunde unterscheiden zwischen Absicht und Ungeschicktheit
Hunde können zwischen menschlichen Absichten unterscheiden. Die
Vierbeiner erkennen den Unterschied, ob eine Handlung mit Absicht
oder aus Ungeschicktheit durchgeführt wird. Zu dieser Erkenntnis
kamen WisswenschaftlerInnen des Clever Dog Lab des Messerli
Forschungsinstituts der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Sie analysierten das Verhalten von Hunden mittels eines Experiments,
das normalerweise für menschliche Babys verwendet wird. Mit Hilfe
von 3D-Tracking und Künstlicher Intelligenz (KI) wurden 48 Hunde
analysiert, denen Leckerli angeboten wurden. Dabei fielen die
Leckerlis entweder „ungeschickt“ aus der Hand oder die Testperson zog das Leckerli zurück, kurz bevor es der Hund fressen konnte. Die Auswertung der Daten ergab spannende Hinweise auf das Denken
der Vierbeiner. Fiel der Versuchsleiterin das Leckerli scheinbar
unabsichtlich aus der Hand, verharrten die Hunde 11 Prozentm mehr Versuchszeit
vor der Plastikscheibe. Währenddessen neigten die Tiere dazu, mit dem Schwanz auf der rechten Seite des Körpers zu wedeln. „Frühere
Untersuchungen brachten Schwanzbewegungen nach rechts mit
positiven Emotionen in Verbindung. Das stimmt mit der Annahme überein, dass die Hunde die Absichten der Versuchsleiterin für redlich hielten“, so Ludwig Huber, Studien-Letztautor und Leiter der
Abteilung für vergleichende Kognitionsforschung und des Messerli
Forschungsinstituts der Vetmeduni. Ob Hunde „Gedanken lesen“
können, geht aus den Studienergebnissen nicht hervor. „Unsere
Ergebnisse liefern solide Beweise dafür, dass Hunde zwischen ähnlichen Handlungen, die zum gleichen Ergebnis führen, aber mit unterschiedlichen Absichten verbunden sind, unterscheiden. Sie verhielten sich damit wie Kleinkinder und Menschenaffen in
vergleichbaren Situationen“, erklärt Christoph J. Völter, Erstautor der
Studie.
03.02.2023: Geflügelpest auf spanischer Nerzfarm bereitet Sorgen
In Spanien bereitet die sich ausbreitende Geflügelpest auf einer
Nerzfarm Sorgen. Seit dem ersten Nachweis in der
nordwestlichen Region Galicien sind zahlreiche Tiere gestorben. Inzwischen wurden mehr als 50.000 Nerze der Farm getötet. Auch bei anderen Säugetierarten sei das Virus vom Typ H5N1 bereits zuvor nachgewiesen worden, wie Thomas
Mettenleiter, Leiter des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), erklärt.
ExpertInnen befürchten jedoch, dass sich der Erreger an
Säugetiere anpassen und somit auch für Menschen zu einer größeren
Gefahr werden könnte. Die Entwicklung auf der spanischen Nerzfarm
bestärkt die Vermutung, dass sich das Virus von Nerz zu Nerz
überträgt. Die Ereignisse in der spanischen Nerzzucht
könnten
ein Hinweis auf einen weiteren Anpassungsschritt des Virus
sein, so Mettenleiter. Durch die voranschreitende weltweite
Ausbreitung der Geflügelpest bekomme der Erreger mehr
Gelegenheiten, auf Säugetiere überzugehen. Zudem seien die engen
Haltungsbedingungen der Nerze für eine solche mögliche
Ausbreitung unter diesen Tieren förderlich gewesen, sagt
Mettenleiter. Daher sei das Ereignis in Spanien "auf jeden Fall ein
Warnsignal". Forschende befürchten, dass die Nerzindustrie zu einer
ständigen Infektionsquelle und einem Nährboden für Virusmutationen
werden könnte. Denn auch das Coronavirus hatte sich in zahlreichen
Ländern rapide unter den Nerzen verbreitet, was die Keulung von
mehreren Millionen Tieren zur Folge hatte.
02.02.2023: Antidepressiva fördern Antibiotikaresistenzen
Wissenschaftler der University of Queensland haben jetzt eine eher überraschende Nebenwirkung bei Antidepressiva wie Sertralin, Escitalopram, Bupropion, Duloxetin und Agomelatin entdeckt: diese fünf meist verschriebenen Präparate fördern Resistenzen gegen Antibiotika. "Sertralin, Duloxetin und Fluoxetin hatten den stärksten Einfluss auf die bakterielle Resistenz, selbst bei sehr niedrigen Dosen", sagt Jianhua Guo vom australischen Zentrum für Wasser, Umwelt und Biotechnologie an der UQ. Nun müssten weitere Studien die möglichen Auswirkungen auf die Mikrobiome von Menschen, denen Antidepressiva verabreicht werden, bewerten und ebenso ihr Risiko für gastrointestinale Störungen oder Krankheiten. Denn allein in Australien wurden im Jahr 2021 rund 42 Mio. rezeptpflichtige Antidepressiva
verabreicht. Entsprechendes Potenzial haben Depressiva als Förderer von Antibiotikarisitenzen weltweit. Schon jetzt sterben jährlich etwa 1,3 Millionen Menschen an Infektionen mit multiresistenten Keimen. Diese Zahl soll 2050 rund 10 Millionen betragen. Bislang wurde vor allem die unsachgemäße Verschreibung und Einnahme von Antibiotika sowie der Einsatz von Antibiotika in der Tierproduktion für die zunehmenden Resistenzen verantwortlich gemacht. Unzweifelhaft fest steht jedoch, dass es sich bei Antibiotikaresistemzen um ein "One-Health-Problem" handelt, dass von allen Seiten gemeinsam bekämpft werden muss.
Um One-Health geht es auch bei der Futura.VET am 16.2.2023, zu der TierärztInnen, HumanmedizinerInnen und LandwirtInnen eingeladen sind.
02.02.2023: Bildungsprogramm zum Praxismanagement startet im Mai
Anfang Mai 2023 startet die inzwischen fünfte Runde des
Weiterbildungsprogramms „Management der Tierarztpraxis/-klinik“,
das der Bundesverband praktizierender Tierärzte (bpt) gemeinsam
mit der Hochschule Neu-Ulm (HNU) und der Vetkom GmbH
veranstaltet. Das berufsbegleitende Bildungsprogramm behandelt in
kompakter Form Fragen der betriebswirtschaftlichen Steuerung und
Führung in der Tierarztpraxis bzw. -klinik und richtet sich
gleichermaßen an TierärztInnen, PraxismanagerInnen
und leitende
tiermedizinische Fachangestellte. Zusätzlich zu den wöchentlichen,
jeweils dreistündigen Live-Onlinekursen runden kompakte
Präsenzveranstaltungen das sechsmonatige Bildungsprogramm ab.
Voraussetzung für die Teilnahme ist eine mindestens einjährige
Berufserfahrung in einer Tierarztpraxis bzw. -klinik oder eine
Approbation. Bei erfolgreichem Abschluss verleiht die Hochschule ein
Teilnahmezertifikat. Online-Infoabende sind geplant für den 22. März
und 19. April 2023.
02.02.2023: Erster BSE-Fall in den Niederlanden seit 2011
Auf einem niederländischen Bauernhof ist bei einer Kuh die Bovine Spongiforme Enzephalopathie (BSE)
nachgewiesen worden. Wie die Behörden vor Ort mitteilten, handelt es sich dabei um eine atypische BSE-Variante, die für Menschen weniger gefährlich sei als die klassische BSE. Das ist der erste BSE-Fall in den Niederlanden seit 12 Jahren. Wie das niederländische Landwirtschaftsministerium erklärte, sei
das betroffene Tier nicht in die Nahrungskette gelangt. Es bestehe daher auch kein Risiko für die Lebensmittelsicherheit, wie Landwirtschaftsminister
Piet Adema versicherte. Der Hof wurde gesperrt und ein entsprechendes Verbringungsverbot erteilt.
Während die klassische Form der BSE durch das Verfüttern von
kontaminiertem Fleisch- und Knochenmehl übertragen werden kann, tritt die
atypische Form sporadisch bei meist älteren Wiederkäuern auf.
Künstliche Intelligenz zur Schlachthofüberwachung
02.02.2023
Die Digitalisierung schreitet auch in der Tierhaltung immer weiter
voran. Um den Tierschutz auf den Schlachthöfen zu kontrollieren, hat
das niederländische Schlachtunternehmen Vion ein intelligentes
Überwachungstool entwickelt. Mittels einer intelligenten
Kameratechnik werden Bilder in allen Bereichen, in denen Menschen
auf Tiere treffen, aufgezeichnet. Eine Videosoftware, die Künstliche
Intelligenz (KI) nutzt, wertet alle Bilder aus. Sofern Videofragmente
von Tierschutzvorgaben abweichen, werden diese über ein
Dashboard zur Überprüfung zur
Verfügung gestellt, sodass
gegebenenfalls Maßnahmen eingeleitet werden können. Die
Grundlage für die Programmierung des Algorithmus bildet das Vion-
Tierschutzprotokoll. Auf der gerade zu Ende gegangenen
Internationalen Grünen Woche hat das Unternehmen das
zusammen mit dem niederländischen Tierschutzbund, dem
Beratungshaus Deloitte und der Tierschutzorganisation Eyes on
Animals entwickelte Überwachungstool vorgestellt und bereits an zahlreichen
Standorten in den Niederlanden und in Deutschland installiert worden.
01.02.2023: Präziserer Einsatz von Pflanzenschutzmittel mittels KI
Die Internationale Grüne Woche (IGW) in Berlin ist vergangenen
Sonntag zu Ende gegangen. Der Deutsche Bauernverband (DBV) zeigt sich sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Neben Themen wie Tierwohl in der Milchviehhaltung und der Ernährungssicherheit ging
es in den zahlreichen Gesprächen mit den BesucherInnen auch um einen nachhaltigen Pflanzenschutz. Der sei möglich und auch mit mehr Biodiversität vereinbar, lautete das Fazit einer der vielen
Podiumsdiskussionen des DBV. Auch wenn ein kompletter Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel zu Ertragsverlusten führen könnte, seien Biostimulanzien laut Professor Joseph-
Alexander Verreet von der Uni Kiel, durchaus in der Lage, die Pflanzen
widerstandsfähiger zu machen und auf diese Weise zur Verminderung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln beizutragen. Professor
Joachim Hertzberg von der Universität Osnabrück brachte
auch den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) ins Spiel, von der in den nächsten Jahren erhebliche Fortschritte zu erwarten seien. Der integrierte Pflanzenschutz der Zukunft werde nach Auffassung des DBV-Vizepräsidenten Detlef Kurreck wesentlich smarter und könne daher immer präziser eingesetzt werden, der Devise folgend: „So viel
wie nötig und so wenig wie möglich.“ Auch bei der am 16. Februar 2023 erstmals stattfindenden Futura.VET geht es u.a. um die Ernährungssicherheit und die Landwirtschaft sowie um die
Nutztierhaltung der Zukunft. Das neue zukunftsweisende Fortbildungsformat schaut über den Tellerand hinaus in die Zukunft, wobei der Schwerpunkt die Entwicklungen und ihre Bedeutung für die
Tiermedizin sind. Die Teilnahme wird TierärztInnen daher auch mit 5 ATF-Stunden anerkannt.
01.02.2023: Tierversuchsfreie Testung ab sofort in den USA erlaubt
Gemäß einem neuen Gesetz dürfen in den USA ab sofort Arzneimittel
an Menschen erprobt werden, ohne vorher in Tierversuchen getestet
worden zu sein. Bislang war gesetzlich vorgeschrieben, dass Pharmaunternehmen die Sicherheit und Wirksamkeit ihrer
Medikamentenkandidaten in mehreren Versuchsreihen an mindestens
zwei Tierarten testen, bevor sie in den sogenannten klinischen
Studien an menschlichen Probanden und Patienten erprobt werden
durften. Der amerikanische Präsident Joe Biden hat mit der
Unterzeichnung des neuen Gesetzes im Dezember 2022 den Weg für Alternativen zu Tierversuchen wie
Organoide (menschliche Miniorgane), Multiorganchips oder computerbasierte Verfahren frei gemacht. Von
Tierschutzorganisationenn wird die Gesetzes-Novelle als ein
wichtiger Meilenstein im Kampf gegen Tierversuche angesehen, auch
wenn diese im neuen Gesetz nicht verboten werden und weiterhin als
ein mögliches Testsystem erlaubt bleiben. Die für Europa zuständige
Arzneimittelbehörde EMA befindet sich derweil noch in der Phase der
Überprüfung alternativer Methoden auf ihre Verlässlichkeit. Noch könne nicht vollständig auf Tierversuche verzichtet werden, teilte die EMA der Deutschen Presse-Agentur mit. Was von dem
bundesweiten
Verein Ärzte gegen Tierversuche heftig kritisiert wird. „Eine große
Menge Daten stellt das Versagen des veralteten, auf Tierversuchen
basierten Systems deutlich dar. Denn durchschnittlich 92% der
Medikamentenkandidaten, die alle Tierversuche erfolgreich
durchlaufen haben, werden später während der klinischen Studien an
Menschen aussortiert, vor allem, weil sie nicht wirken oder erhebliche
Nebenwirkungen hervorrufen“, sagt Dr. Dilyana Filipova, Wissenschaftlerin bei Ärzte gegen Tierversuche. Der Verein fordert daher, dass die EU und Deutschland sich dies zum Vorbild nehmen
und eine Strategie für eine menschenrelevante Medikamentenentwicklung ohne Tierversuche ausarbeiten und
umsetzen. Vom 9.-11.2.2023 findet der Kurs 1 der Online-Fortbildung
für TierärztInnen zur Qualifikation als Tierschutzbeauftragte:r auf
Myvetlearn.de statt. Diese Fortbildung hat das Ziel, Tierärztinnen und
Tierärzte für eine Tätigkeit als Tierschutzbeauftragte zu qualifizieren.
In zwei dreitägigen Kursen werden Kenntnisse vermittelt, die der
Tierschutz-Versuchstierverordnung für die Pflege oder das Töten von
Tieren oder die Planung oder die Durchführung von Tierversuchen
erforderlich sind. Der Kurs 2 wird vom 19.-21.10.2023 als
Präsenzveranstaltung stattfinden.
01.02.2023: Özdemir für einheitliche Tiertransportregelungen und Großvieheinheiten
Beim EU-Agrarministertreffen in Brüssel hat sich der Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir für einheitliche europäische Regeln beim Schutz von Tieren bei Transporten eingesetzt. „Wir müssen Lücken beim Tierschutz nach und nach schließen, dies gilt insbesondere für Tiertransporte. Denn wir können nicht länger zusehen, wie Tiere auf langen Transporten leiden oder qualvoll sterben. Deshalb haben wir die Transporte aus Deutschland in Länder außerhalb der EU bereits begrenzt. Damit nationale Beschränkungen nicht umgangen werden, brauchen wir aber dringend gemeinsame Regeln in Europa. Denn es ist keinem Tier geholfen, wenn es zunächst in einen anderen Mitgliedstaat gebracht wird, um von dort aus in ein Drittland exportiert zu werden." Ein weiteres Diskussionsthema der EU-Agrarminister war der Vorschlag
der EU-Kommission zur Überarbeitung der EU-Industrieemissionsrichtlinie. Der Entwurf der Kommission sieht u.a. die erstmalige Einbeziehung der Rinderhaltung und die Absenkung von Tierplatzzahlen vor, ab denen Geflügel- und Schweinehaltungsbetriebe der immissionsschutzrechtlichen Genehmigungspflicht unterliegen sollen. Grundsätzlich stehen Özdemir und seine Kollegin Steffi Lempke aus dem Bundesumweltminsterium hinter diesem Vorschlag und unterstützen die Einführung eines Schwellenwertes von 300 Großvieheinheiten in der Rinderhaltung ein. „Damit verhindern wir zusätzliche Belastungen insbesondere für kleinere landwirtschaftliche Betriebe, die den Umbau der Tierhaltung beeinträchtigen und negative Folgen für den ländlichen Raum haben könnten", so Özdemir.
31.01.2023: Prof. Wieler wird Sprecher des Digital Health Clusters
Professor Dr. Lothar H. Wieler wird der Sprecher des neuen Digital Health Clusters am Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam. Wieler verfügt über eine wertvolle wissenschaftliche Expertise im Bereich Medizin und Public Health sowie praktische Erfahrung mit digitaler Transformation. Er wird wie der Digital Health Cluster am 1.4.2023 seine Arbeit beginnen. Neben seiner wissenschaftlichen Expertise hat er sich als Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI) konsequent für eine datengestützte Wissenschaft eingesetzt und die digitale Transformation des Instituts beschleunigt. Das HPI ist wiederum international bekannt für hervorragende Digital-Forschung, insbesondere in Bereichen, in denen das Verständnis komplexer Zusammenhänge in großen Datenmengen durch moderne Informatik verbessert werden soll. Einer dieser Bereiche ist Digital Health, der bereits 2017 mit dem Aufbau des Digital Health Centers (DHC) etabliert wurde, um Forschung und Lehre zu bündeln und Wissenschaftler:innen und Akteur:innen aus den Bereichen Medizin und IT interdisziplinäre Forschung zu ermöglichen.
"Wir sind sehr erfreut, dass wir mit Professor Lothar Wieler einen so renommierten Experten im Bereich Public Health für das HPI gewinnen konnten", sagte Professor Dr. Tobias Friedrich, Geschäftsführer und Dekan des HPI. "Er wird unser vorhandenes Know-how im Bereich der digitalen Technologien durch seine wissenschaftliche Expertise und Erfahrung im Bereich Public Health optimal ergänzen. Als Sprecher des Clusters Digital Health wird er unsere Aktivitäten konzentrieren und weiter vorantreiben." Auch Wieler freut sich auf seine neuen Aufgaben, in denen er Medizin, Wissenschaft und IT zusammenbringen kann. "Nach acht Jahren als Wissenschaftler an der Spitze des RKI, freue ich mich auf die Möglichkeit, meine Erfahrungen aus dem Public Health Sektor und der Bekämpfung von Pandemien nun im HPI, einem der führenden Forschungsinstitute in der digitalen Welt, einzubringen. Diese Pandemie wird nicht die letzte gewesen sein, aber wir können uns besser auf die nächste vorbereiten, indem wir jetzt die richtigen Schlüsse ziehen und in die Forschung investieren."
31.01.2023: Neues Referenzzentrum zur Stärkung gefährdeter Nutztierrassen
Schwarzes Bergschaf, Wollschwein, Warzenente oder Brillenschaf –
das sind alles alte Nutztierrassen, die in Europa auf der sogenannten
Roten Liste stehen. Weltweit ist die Vielfalt der Nutztierrassen
bedroht. In Deutschland betrifft das schon mehr als 70 Prozent. Das
EU-Referenzzentrum für gefährdete Nutztierrassen ist zu Anfang des
Jahres gegründet worden, um diese Vielfalt wieder zu stärken. „Mit
dem neuen European Union Reference Centre for Endangered Animal
Breeds, kurz EURC-EAB, stärken wir die Zusammenarbeit zwischen den Behörden und Zuchtverbänden der EU-Mitgliedstaaten," fasst Dr. Hanns-Christoph Eiden, Präsident der BLE, die Arbeit des
Referenzenzentrums zusammen. „Es geht um den Austausch von Erfahrungen und Lösungsansätzen, was wir gemeinsam und konkret für gefährdete Nutztierrassen tun können." Die Leitung des Zentrums
haben gleichermaßen das niederländische Institut Wageningen Livestock Research (WLR),
das Institut de l’Élevage (IDELE) aus Frankreich sowie das Informations- und Koordinationszentrum für Biologische Vielfalt (IBV) in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) übernommen. Ein besonderer Fokus des
Konsortiums wird in der Umsetzung der in der Tierzuchtverordnung
verankerten Sonderregelungen für bedrohte Nutztierrassen liegen.
Hierzu zählen beispielsweise die vereinfachte Aufnahme von Tieren in
Zuchtbücher, um die Nutztierrassenvielfalt und die genetische Diversität innerhalb einer Rasse zu erhalten. Dazu müssen unter
anderem Definitionen und Kriterien für den Gefährdungsstatus einer
Rasse EU-weit harmonisiert werden – diese werden zunächst in einer
europaweiten Umfrage erfasst. Zudem soll eine enge Zusammenarbeit mit dem Europäischen Netzwerk für die Erhaltung
und nachhaltige Nutzung tiergenetischer Ressourcen zu einem umfangreichen Wissensaustausch führen.
30.01.2023: Forschungstierhaltung am UKE für mehr Tierwohl
Auch wenn viele Menschen in Europa sich gegen Tierversuche
aussprechen, kommt die Forschung noch nicht ganz ohne
Tiermodelle aus. Die Entwicklung von neuen Therapien bei Herz-
Kreislauf- und Stoffwechselstörungen, immunologischen oder
neurobiologischen Erkrankungen, Infektionen oder Krebs kann nicht
ohne Tierversuche von statten gehen. Um eine moderne Tierhaltung
und zeitgemäße Arbeitsplätze zu gewährleisten, wurde in dem
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) eine neue
Forschungstierhaltung erstellt, die am 20. Januar 2023 eingeweiht
wurde. „Das neue Gebäude vereint Tierschutz und moderne
Arbeitsprozesse auf bestmögliche Weise“, sagt Prof. Dr. Christian
Gerloff, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKE. Alle
Tiere werden artgerecht gehalten und von 45 ausgebildeten
TierpflegerInnen versorgt. In der tierexperimentellen Forschung des
UKE wird durchgängig das 3R-Prinzip (Replace, Reduce, Refine) angewandt, um unnötiges Leiden von
Versuchstieren zu
verhindern und so wenig Tiere wie möglich für die Forschung einzusetzen.
„Solange wir Tierversuche in der Medizin nicht vollständig durch Alternativen ersetzen können, muss es unser Anspruch sein,
Forschung mit höchsten Standards beim Tierschutz zu betreiben. Mit
dem Neubau der Forschungstierhaltung auf dem UKE-Gelände haben
wir einen Ort geschaffen, der zeitgemäße Forschungstierhaltung
garantiert“, betonte Katharina Fegebank, Senatorin der Behörde für
Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke bei der
Einweihung des Gebäudes. Um solche Einrichtungen betreiben zu können, bedarf es auch eines/einer Tierschutzbeauftragten. Diese Qualifikation können Tierärztinnen und Tierärzte auf Myvetlearn.de erlangen. Kurs 1 "Fortbildung für Tierärzte zur Qualifikation als Tierschutzbeauftragte" findet vom 9.-11. Februar 2023 als Online-Veranstaltung statt, Kurs 2 folgt im Oktober 2023, voraussichtlich als Präsenzveranstaltung in Berlin.
30.01.2023: Mehr als 1,2 Mio. europäische Stimmen gegen Tierversuche
Die Europäische Bürgerinitiative „Save Cruelty Free Cosmetics – Für
ein Europa ohne Tierversuche“ hat nach der finalen Auszählung über
1,2 Millionen validierte Stimmen erhalten. Der Deutsche
Tierschutzbund als einer der Unterstützer der Initiative fordert ein
umgehendes Handeln der Europäischen Kommission. „Die europäischen Bürgerinnen und Bürger haben mit ihren Stimmen deutlich gemacht, dass die leidvolle und fragwürdige Methode des
Tierversuches in Europa ein Ende haben muss“, sagt Biologin Jessica
Rosolowski, Fachreferentin für Alternativmethoden zu Tierversuchen
beim Deutschen Tierschutzbund. „Die EU-Kommission ist aufgefordert, das Tierversuchsverbot für Kosmetik zu gewährleisten und zu stärken, die EU-Chemikaliengesetzgebung umzugestalten und eine Strategie für die schrittweise Abschaffung aller Tierversuche zu
erarbeiten.“ Als nächsten Schritt ist eine Anhörung vor dem EU-
Parlament vorgesehen. Innerhalb von sechs Monaten muss dann die
EU-Kommission schließlich darlegen, ob und welche Maßnahmen sie als Reaktion auf
die Bürgerinitiative ergreifen wird. Mit rund 20 Prozent haben sich zahlreiche BürgerInnen auch aus Deutschland an der Aktion beteiligt. „Die große Unterstützung aus Deutschland
sollte der Bundesregierung zu denken geben“, meint Rosolowski. „Auch national muss sich endlich etwas bewegen. Wir brauchen eine Gesamtstrategie für den Ausstieg aus Tierversuchen.“ Aus Sicht des Deutschen Tierschutzbundes ist es unabdingbar, humanbasierte und
tierfreie Methoden stärker zu fördern, um Tierversuche zu ersetzen.
Vom 9.-11.2.2023 findet der Kurs 1 der Online-Fortbildung für TierärztInnen zur Qualifikation als Tierschutzbeauftragte:r auf
Myvetlearn.de statt. Diese Fortbildung hat das Ziel, Tierärztinnen und
Tierärzte für eine Tätigkeit als Tierschutzbeauftragte zu qualifizieren.
In zwei dreitägigen Kursen werden Kenntnisse vermittelt, die der
Tierschutz-Versuchstierverordnung für die Pflege oder das Töten von
Tieren oder die Planung oder die Durchführung von Tierversuchen
erforderlich sind. Der Kurs 2 wird vom 19.-21.10.2023 als
Präsenzveranstaltung stattfinden.
30.01.2023: Dürre bedroht Tausende Rinder in Argentinien
Argentinien wird derzeit von einer extremen Trockenheit heimgesucht. In dem südamerikanischen Land sprechen ExpertInnen von der schwersten Dürre seit mindestens 60 Jahren. In einigen
Regionen hat es in den letzten drei Jahren kaum geregnet. Der regional dramatische Wassermangel hat bereits zu hohen
Ernteverlusten geführt, Tausende Rinder sind bereits verhungert. Rund 26
Millionen weitere Rinder seien gefährdet, berichten Behörden.
Das wäre rund die Hälfte des gesamten argentinischen Rinderbestands. Der
argentinische Wirtschaftsminister Sergio Massa sucht derweil zusammen mit Agrarexporteuren nach Lösungen. Zudem trägt die anhaltende Trockenheit zu einer allgemeinen Wirtschaftskrise in dem südamerikanischen Land bei, die durch eine besonders hohe Inflation
und eine schwächelnde Landeswährung gekennzeichnet ist.
30.01.2023: Fördermaßnahmen für Mobile Schlachtung
Nach der Ankündigung der Bundesregierung wird auch das Land Mecklenburg-
Vorpommern kleinere landwirtschaftliche Betriebe unterstützen, die
in mobile Schlachtungseinheiten investieren wollen. Die Förderung
kann jedoch nur in Anspruch genommen werden, wenn der Betrieb
Lieferverträge mit mindestens drei Erzeugern geschlossen hat. „In
Deutschland werden jährlich ca. 60 Millionen Huftiere geschlachtet,
ein Drittel davon von einem Konzern. Bei der Schlachtung außerhalb
eines Schlachbetriebes handelt es sich derzeit noch um eine kleine
Nische. Die Diskussion über die Form der Schlachtung
und die Anstrengungen, das Tierwohl bis hin zur Schlachtung zu verbessern, sind aber unter Tier- und Umweltschutzaspekten völlig berechtigt.
Tiertransporte zu vermeiden hilft dem Klimaschutz und bedeutet für die Tiere weniger Stress. Beides ist auch im Sinne der Verbraucher“, betonte Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus. Für das Förderprojekt des Bundeslandwirtschaftsministeriums können noch bis zum 6. April 2023 Projektideen rund um die mobile Schlachtung,
einschließlich der Weideschlachtung, bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) als Projektträger eingereicht werden.
27.01.2023: GOT-Reform war längst überfällig
Seit dem November 2022 gilt die neue Gebührenordnung für
TierärztInnen (GOT). Die Preiserhöhungen waren längst überfällig,
wie Prof. Sabine Tacke, Präsidentin der Landestierärztekammer (LTK)
Hessen, betont. Für die zuletzt im Jahr 1999 geänderte
Gebührenordnung hatte die Bundestierärztekammer (BTK) bereits vor
zehn Jahren eine strukturelle Reform gefordert, in der z. B. moderne
bildgebende Verfahren wie MRT und CT oder die komplexe
Narkoseüberwachung stärkere Berücksichtigung finden. Doch war der
Zeitpunkt für das jetzige In-Krafttreten der GOT alles andere als
günstig, denn die steigenden Energiepreise und die
Inflationsentwicklung belasten die Haushalte in Deutschland ohnehin schon stark. Die gestiegenen Kosten der tierärztlichen Versorgung können einige TierhalterInnen in finanzielle Nöte bringen. Dies sei zweifellos
ein Problem, aber nicht den Tierärzten anzulasten, sagt Tacke. Für
die erbrachten Leistungen müssen TierärztInnen dementsprechend
auch entlohnt werden. Die LTK-Präsidentin wehrt sich dagegen,
dass
die Kollegen in Kliniken und Praxen sich rechtfertigen müssen, dass
sie ihre Praxis wirtschaftlich führen, Mitarbeiter bezahlen und ihren
Lebensunterhalt verdienen wollen. „Es ist keineswegs so, dass die
niedergelassenen Kollegen sich auf Kosten ihrer Patienten eine
goldene Nase verdienen“, betont die Oberärztin am Gießener
Klinikum für Veterinärmedizin. Tacke versteht die Sorgen der
LandwirtInnen und TierbesitzerInnen durchaus, jedoch sollten die
TierärztInnen nicht das Ziel der Kritik sein. Sie wünscht sich
stattdessen, dass sich mehr TierhalterInnen vor der Anschaffung
eines Tieres über die Kosten Gedanken machen. Wie Tacke erklärt,
sei die Zahl der Tierhalter, die ihre Rechnung nicht oder nur nach
Mahnung zahlen, bei Tierärzten schon immer hoch gewesen, sie wird
aber in Zukunft möglicherweise weiter steigen. „Wir erwarten, dass
auch der Wunsch nach Ratenzahlungen häufiger geäußert wird“, so
Tacke.
Zu den Änderungen der GOT sowie Tipps zur Kommunikation der angehobenen Gebühren gibt TierärztInnen eine kostenfreie Online-Fortbildung auf Myvetlearn.de.
27.01.2023: Konsequenzen für Exotenhaltung aus EXOPET-Studie gefordert
Nach Hunden und Katzen rangieren Papageien und Wellensittiche auf
den Plätzen drei und vier der beliebtesten Heimtiere in Deutschland.
Doch leider werden diese und andere sogenannte Exoten häufig nicht
artgerecht gehalten, wie die Landestierschutz-Beauftragte Dr.
Madeleine Martin erklärt. „Umfangreiche wissenschaftliche Arbeiten
im Rahmen der sog. EXOPET-Studie im Auftrag früherer
Bundesregierungen belegen zweifelsfrei, dass selbst die angeblich
leicht zu haltenden Exoten in Privathand und häuslichen
Wohnzimmern oft unter Bedingungen leben müssen, die sie letztlich
krank machen und leiden lassen. Das Wissen über Verhalten, die
Haltungsbedingungen, aber auch über die Kosten für Futter, Energie,
Sachkunde, tierärztliche Behandlung solcher Tiere fehlt oft", so
Martin. Die Machbarkeitsstudie zum EXOPET-Projekt, die
exemplarisch für die Spezies Graupapagei (Psittacus erithacus)
durchgeführt wurde, verdeutlicht, dass neben einer artgleichen
Vergesellschaftung harmonierender Individuen das
„Environmental
enrichment“ bei Papageien besonders wichtig ist,
wobei die
angebotenen Reize möglichst den natürlichen Verhaltensweisen der
Papageien nachempfunden werden sollten. Das wird in
Privathaltungen nur selten erfüllt. Die Tiere entwickeln in
Einzelhaltung, aber auch in Haltung von lediglich zwei
harmonierenden Individuen, häufig Verhaltensstörungen. Daher
fordert die Landestierbeauftragte Martin strengere gesetzliche
Vorgaben für die Haltung von exotischen Tieren. „Die
Bundesregierung sollte unbedingt diese Erkenntnisse, für die in
einzigartiger Weise Praktiker und Universitäten über Jahre
zusammengearbeitet haben, endlich aus der Schublade holen, in die
man sie versenkte, und umsetzen! Die Fakten liegen also seit
nunmehr fünf Jahren auf dem Tisch. In anderen europäischen
Ländern gibt es längst Vorgaben!" so Martin. „Die Bundesregierung
will das Tierschutzgesetz zeitgemäß novellieren. In diesem Rahmen
wäre eine gute Gelegenheit, sich endlich auch dieser Tiere
anzunehmen!", lautet Martins Appell.
27.01.2023: Darstellung von CO2-Angaben auf Lebensmitteln essentiell
Die Darstellung der CO2-Angaben auf Lebensmitteln hat einen
Einfluss auf das Konsumverhalten der VerbraucherInnen. Ein internationales
Forscherteam hat in einem Feldexperiment belegen können, dass
eine Visualisierung in Ampelfarben sowie die grafische Darlegung der
Umweltkosten das Essverhalten am meisten beeinflussen. Das
Experiment wurde über zehn Tage in einer der größten Mensen des
Studentenwerks München mit mehr als 8.000 BesucherInnen
durchgeführt. Die Darstellung der CO2-Angaben wurde einmal täglich
geändert. Das Ergebnis hat verdeutlicht, dass die Informationen, wie
viel Euro an Umweltschäden das Mittagessen jeweils verursacht, den
größten Effekt hatten. Diese Form der Informationen sorgte dafür,
dass bis zu knapp zehn Prozent weniger CO2 durch die Mahlzeiten
verursacht wurden als ohne die Informationen.
„Unser Experiment macht
deutlich, dass Informationen zum CO2-
Fußabdruck zu einer Verhaltensänderung bei Konsumenten führen
können. Diese Erkenntnis kann Politik und Wirtschaft dabei helfen,
geeignete Maßnahmen für eine nachhaltigere Zukunft zu ergreifen",
sagt Thorsten Sellhorn, Professor für Rechnungslegung und
Wirtschaftsprüfung an der LMU. „Unternehmen könnten sich
beispielsweise freiwillig dazu entscheiden, CO2-Angaben für
Lebensmittel oder andere Produkte und Dienstleistungen
auszuweisen." Wie aber ist der CO2-Abdruck für Laborfleisch, das in
Kürze konventionelles Fleisch verdrängen wird, so die Überzeugung von Prof. Nick Lin-Hi. Der Professor für Wirtschaft und Ethik an der Universität Vechta wird sich am 16. Februar 2023 in seinem Online-Vortrag auf der Futura.VET intensiv mit der Zukunft der Ernährung und somit auch der landwirtschaftlichen Tierhaltung und die der NutztierärztInnen befassen.
27.01.2023: Stichtagsmeldungen nur noch an die Tierseuchenkasse
Um den Ablauf für die Stichtagsmeldungen einfacher zu gestalten,
fordert Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr. Till
Backhaus, dass diese künftig nur noch an die Tierseuchenkasse
übermittelt werden müssen. Dazu wurde am 26.01.2023 ein
entsprechender Gesetzesentwurf vorgelegt. „Ziel der
Gesetzesänderung ist die Erweiterung der Aufgaben der
Tierseuchenkasse von Mecklenburg-Vorpommern im Hinblick auf die
Zusammenführung von Stichtagsmeldungen. Sie dient außerdem der
Einführung des zentralen Betriebsregisters (zBR). Das bietet die
Möglichkeit der Speicherung und der elektronischen Übermittlung
der Betriebs-Stammdaten
zwischen den
verschiedenen Fachanwendungen der Veterinärverwaltung“, erklärt
Backhaus. Mit
der Änderung entfalle die Pflicht für die TierhalterInnen, ihre
Meldungen auch bei der HIT-Regionalstelle vorzunehmen, so der
Minister. Auch die jährliche Aktualisierung der Tierzahlen soll über die
Tierseuchenkasse stattfinden. Diese soll die Zahlen sowie
Halteränderungen dann den zuständigen Stellen elektronisch
übermitteln. „Denn ein regelmäßiger Stammdatenaustausch zwischen
den verschiedenen Veterinärbehörden des Landes und des Bundes,
verbunden mit einem aktuellen Bestands- und Tierzahlregister, sind
für die Tierseuchenbekämpfung unverzichtbar“, betont der Minister
abschließend.
26.01.2023: Pferdebesitzer müssen Hausbesuchsgebühr zahlen
Gemäß der im November 2022 in Kraft getretenen neuen
Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) ist fortan eine Hausbesuchsgebühr für HalterInnen
von Haustieren und Pferden zu erheben. Verschiedene Reitsportverbände hatten jüngst Zweifel an der Verpflichtung einer Hausbesuchsgebühr für Pferdehalter gestreut. Die Bundesierärztekammer (BTK)
weist auf ihrer Internetseite darauf hin, dass Pferde nicht in die
Kategorie „landwirtschaftlich genutzte Tiere“ fallen und die Gebühr
bei einem Haus- bzw. Stallbesuch fällig wird. Für PferdehalterInnen
bedeutet die neue Regelung eine finanzielle Mehrbelastung, denn die
Behandlung eines Pferdes im heimischen Stall ist eher die Regel als
die Ausnahme. Anders als beim Wegegeld ist auch keine anteilige
Berechnung möglich, wenn sich beispielsweise mehrere
Pferdebesitzer zu einem Termin zusammenschließen. Nach
Auffassung der von BTK und dem
Bundesverband praktizierender
Tierärzte (bpt) gegründeten "AG GOT" könne nur bei drei Ausnahmen
ein Pferd als landwirtschaftlich gehaltenes Tier eingestuft werden:
bei Stutenhaltung zur Milchgewinnung, der Pferdehaltung zur
Fleischgewinnung (ist nicht identisch mit Eintragung als Lebensmittel
lieferndes Tier im Equidenpass) sowie als Zuchtstute im
landwirtschaftlichen Betrieb. Auch ein LM-Status eines Pferdes heiße
nicht, das dieses landwirtschaftlich gehalten wird. Falls die
Zuchtstuten als landwirtschaftliche Nutztiere einzustufen sind, gelten
auch deren Fohlen (Nachzucht) für die Dauer des Verbleibs in diesem
Betrieb als landwirtschaftlich gehaltene Tiere.
TierärztInnen haben noch bis zum 26. März 2023 die Möglichkeit,
sich mit Hilfe der kostenfreien Online-Fortbildung von ATF und
Vetion.de die Anwendungshinweise und Kommunikationtipps zur neuen
GOT erklären zu lassen.
26.01.2023: ASP dominiert Tierseuchengeschehen in Europa
Die Afrikanische Schweinepest (ASP) führte auch im vergangenen
Jahr die Liste der in Europa nachgewiesenen Tierseuchen an. Das
geht aus den Jahresdaten 2022 des europäischen
Tierseuchenmeldesystems (ADIS) hervor. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr knapp 8.000 ASP-Fälle gemeldet, doch sank die Zahl um
rund 40 Prozent gegenüber 2021. Erfreulicherweise haben die
Einschleppungen in Hausschweinebestände um mehr als 70 % auf
537 abgenommen. Nach Polen kam es in Deutschland zu den meisten
ASP-Vorkommen im Schwarzwildbestand. Besonders in den östlichen europäischen
Ländern wie Rumänien, Bulgarien und Nordmazedonien scheinen die
Ausbrüche allerdings wieder zuzunehmen. Erst am 24.02.2023 teilte
die Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) mit, dass ein
verendetes Wildschwein im Norden Griechenlands positiv auf das
Virus getestet wurde. Damit wurde die ASP hier erstmalig wieder
nach drei Jahren nachgewiesen. Auch in Tschechien gab es
vor wenigen Wochen einen neuen Ausbruch. Zum ersten Mal nach
fünf
Jahren bestätigte das
Staatliche Veterinärinstitut in Prag die Infektion
bei einem tot aufgefundenen Wildschwein. Es wurde in der Nähe der Grenze zu
Polen in Frýdlant in der Region Liberec gefunden. Aktuell bereitet den Behörden jedoch die Geflügelpest noch größere
Sorgen. Die Hochpathogene
Aviäre Influenza (HPAI) war 2022 gemessen an den absoluten Zahlen
die Tierseuche mit dem stärksten Zuwachs. Von den europaweit
insgesamt rund 5.880 Nachweisen ist der Anteil der Einschleppungen
in Hausgeflügelbestände um rund ein Drittel auf 2.322 Betriebe
angestiegen. Hinter Frankreich mit 1.594 Fällen und Ungarn (294
Fälle) lag Deutschland mit 97 infizierten Nutzgeflügel-Beständen auf
dem dritten Platz. Auch die Zahl der gemeldeten Nachweise mit dem
West-Nil-Virus (WNV) ist im Vergleich zu 2021 stark angestiegen.
Insgesamt wurden 364 Fälle registriert; ein Jahr zuvor waren es nur
53 Nachweise. Vor allem in Italien und Deutschland mit 247
beziehungsweisen 67 Fällen gab es deutlich mehr Infektionen. Das WNV kann auch auf den Menschen übertragen werden und hier Grippe-ähnliche Symptome hervorrufen.
Tierärztliche Notversorgung in Sachsen nicht mehr gewährleistet
26.01.2023
Anlässlich der Ankündigung der Kleintierklinik an der Universität
Leipzig, ab dem 1. Februar 2023 keinen Wochenend- und Nacht-Notdienst mehr anbieten zu können, wächst die Sorge in Sachsen vor
einer Notlage in der tierärztlichen Betreuung. Die Parteichefin der
Linken, Susanne Schaper, sieht die tierärztliche Notversorgung in
dem Bundesland als gefährdet an. Grund dafür sei in erster Linie der
dramatische Personalmangel, der schon seit längerer Zeit in der
Veterinärmedizin zu verzeichnen sei, so Schaper. Die Politikerin
fordert daher neben einem leichteren Zugang zum Studium, die
Anerkennung von Ausbildungen in Landwirtschaftsberufen bei der
Vergabe von
Studienplätzen und eine Erhöhung ihrer Anzahl. Weiterhin bedarf es auch einer zentralen, vom Land geförderten Rufnummer für den Tiernotdienst.
Lösungen müssten schnell gefunden werden, erklärte die
Parteichefin. Nach den angekündigten Einschränkungen im Notdienst
blieben nach Ansicht Schapers lediglich die Tierkliniken in Panitzsch
(Landkreis Leipzig) sowie Crimmitschau (Landkreis Zwickau), die eine
24-Stunden-Notversorgung anbieten können und aktuell noch anbieten. Diese beiden Kliniken
könnten aber anders als die Kleintierklinik der Universität Leipzig kein
Maximalversorger auch für Thüringen und Sachsen-Anhalt sein, so
Schaper abschließend.
25.01.2023: Human-Medikamente nicht ohne Rücksprache an Tiere verabreichen
Im November 2022 ist die neue Gebührenordnung für Tierärztinnen
und Tierärzte (GOT) in Kraft getreten, die auch die Kosten für
Tierarztbesuche erhöht haben. Um diese Preissteigerung zu
umgehen, nehmen TierbesitzerInnen leider häufig die Behandlung
ihrer Vierbeiner in die eigene Hand und verabreichen ihnen
Medikamente, die für Menschen hergestellt wurden. Diese können
jedoch bei Haustieren zu starken Nebenwirkungen führen,
schlimmstenfalls den Tod herbeiführen. „So löst bereits eine kleine
Dosis Ibuprofen oder Paracetamol bei Katzen schwere Vergiftungen
aus“, erklärt Stephanie Ohm, Tierärztin bei der R+V Versicherung.
Eine Überdosierung kann bei Hunden Magenblutungen oder
Erbrechen verursachen. Die Reaktionen hängen mit
dem
Stoffwechsel der Tiere zusammen, der anders als bei Menschen ist.
„Manche
Substanzen in schmerz- und fiebersenkenden Medikamenten oder
Naturheilmitteln können Tiere nicht oder nur sehr langsam abbauen.
Das führt unter Umständen zu lebensbedrohlichen Vergiftungen", so
Ohm. Daher weist die Tierärztin HalterInnen eindringlich darauf hin,
ihren Tieren niemals eigenmächtig Human-Medikamente ohne
tierärztliche Beratung zu verabreichen.
Stephanie Ohm rät auch davon ab, Tiere mit vermeintlich harmlosen
Mitteln selbst zu behandeln. „Die Tierärztin oder der Tierarzt
entscheidet, ob ein Medikament für Menschen eingesetzt werden
kann und wie es dosiert sein muss.“ Zudem gibt es Krankheiten, bei
denen ein spezielles Tier-Präparat die bestmögliche Behandlung
darstellt.
24.01.2023: EU erteilt Zulassung für Hausgrillen in Lebensmitteln
Um den Bedarf an Proteinen der wachsenden Weltbevölkerung zu
decken, werden in vielen Ländern der Welt Insekten als
Nahrungsmittel geschätzt. Denn sie gelten als nahrhaft und reich an
Proteinen. Im Jahr 2021 hat die Europäische Union die Genehmigung
erteilt, den getrockneten gelben Mehlwurm in Lebensmitteln zu
verwenden. Die Zulassung für die Europäische Wanderheuschrecke
folgte danach. Mit dem heutigen Dienstag (24.01.2023) ist die Liste
um Hausgrillen ergänzt worden. Ausgewählte Unternehmen dürfen
zunächst für fünf Jahre bestimmte neue Produkte in Lebensmitteln
verarbeiten. Laut EU-Verordnung können die genannten Insekten
gefroren, getrocknet oder als Pulver verwendet werden. „Die
Lebensmittelsicherheit
hat für die Kommission oberste Priorität“,
erklärt eine Sprecherin der EU-Kommission. So müsse für jedes
Insekt, das für die Lebensmitteproduktion verwendet wird, eine
Zulassung beantragt werden. In der Zutatenliste muss zudem der
Artname aufgeführt werden. So könne die Behörde bestätigen, dass
diese sicher seien. In der Schweiz ist es bereits seit 2017 gesetzlich
erlaubt, Heimchen, Mehlwürmer im Larvenstadium sowie Europäische
Wanderheuschrecken zum menschlichen Verzehr anzubieten. Auch in
Deutschland und Österreich werden Snacks und Nudeln mit Insekten
schon länger verkauft. Wie es von Seiten der EU-Kommission heißt,
gibt es aktuell acht weitere Anträge auf die Zulassung von Insekten
als Lebensmittel.
24.01.2023: Pläne für Tierhaltungs-Umbau unzureichend
Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Dr. Till Backhaus hat im
Rahmen der Internationen Grünen Woche (IGW) das
Bundesprogramm zum Umbau der Tierhaltung kritisiert. Den rasanten
Rückgang der Schweinehaltung in Deutschland sowie die
zunehmende Verlagerung der Produktion ins Ausland hob der
Minister dabei besonders hervor. „Ich bin mit den vorgelegten
Eckpunktepapieren und Gesetzentwürfen der Bundesregierung nicht
einverstanden. Anstatt den allgemein anerkannten Borchert-Plan
komplett umzusetzen, wird nur ein Teil des ursprünglichen Konzeptes
angegangen. So wird ein Ansatz, der viel Zuspruch erfahren hat
wirkungslos. Es erzeugt keinerlei Aufbruchstimmung, sondern eher
das Gegenteil – Frust und Perspektivlosigkeit bei den Tierhaltern“, so die Kritik von
Backhaus. Der Minister
fordert eine Anhebung der
Tierbestandszahlen für die Förderung, da die Wirtschaftlichkeit bei
kleineren Größenordnungen für Schweine zumindest im
konventionellen Bereich infrage gestellt sei. Auch die Borchert-
Kommission nutzte die durch die IGW allgemein gestiegene
Aufmerksamkeit und erneuerte ihre Kritik an Özdemirs Plänen zur
Tierhaltung. In einer Stellungnahme fordert die Kommission den
Einstieg in eine überzeugende Transformationsstrategie. Das
Borchert-Papier nennt die im Bundesprogramm zur Förderung des
Umbaus der Tierhaltung vorgesehene Tierwohl-Prämie
„unzureichend“ und schlägt stattdessen eine Förderung in Höhe von
80-90 Prozent der Mehrkosten vor. Zudem sollten LandwirtInnen
Verträge über 20 Jahre erhalten, um Abschreibungen für Stallbauten
voll berücksichtigen zu können.
24.01.2023: Kritische Stimmen gegen Positivliste exotischer Tiere
Rund 35 Millionen Heimtiere leben in Haushalten in Deutschland. Den
größten Teil machen zwar Hunde und Katzen aus, doch finden sich
auch Tausende exotische Tiere darunter.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir möchte die
Privathaltung exotischer Tiere nun verbieten. „Warum braucht jemand
etwa anspruchsvoll zu haltende, exotische Tiere wie Schlangen oder
ein Chamäleon zu Hause? Das habe ich nie verstanden", erklärt
Özdemir. Schon länger drängt der Minister darauf, bestimmte
Tierarten in privatem Besitz über eine Positivliste verbieten zu lassen.
In zahlreichen Fällen landen Schlangen, Warane und Spinnen in den
Tierheimen, die ohnehin schon an ihre Grenzen geraten sind. Diese
gelte es vor dem hohen Aufwand und den zusätzlichen Kosten, die
die Haltung exotischer Tiere verursache, zu schützen, so Özdemir.
Als „reinen Populismus“ bezeichnet der Geschäftsführer der
Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde, Axel
Kwet, die Pläne des Grünen-Politikers: „Mit seiner geforderten Positivliste will er zwar
den Tier- und Artenschutz stärken, aber er erreicht das Gegenteil.“ Scharfe
Kritik erntet Özdemir für seine Pläne auch vom
Zentralverband
Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands e.V. (ZZF).
„Trotz des harmlos klingenden Namens wäre eine Positivliste nichts
anderes als ein grundsätzliches Verbot der Heimtierhaltung“, mahnt
Norbert Holthenrich. Der ZZF-Präsident ist der Meinung, dass eine
Positiv- bzw. Erlaubnisliste die Heimtier-Vielfalt in den Haushalten
behindern und einen radikalen Bruch mit dem bisherigen Verständnis
des Zusammenlebens von Menschen mit Heimtieren in Deutschland
darstellen würde. „Ob Tiere für das Zusammenleben mit Menschen in
normalen Privathaushalten geeignet sind, hängt davon ab, ob sie
ihrer Biologie und ihren Bedürfnissen entsprechend gehalten werden
können“, so der ZZF-Präsident. Der Verband nennt weitere
Argumente gegen die Einführung einer Positivliste, wie dem Fehlen
von sinnvollen und objektivierbaren Kriterien für die Aufnahme von
Tierarten in diese oder dem Risiko, dass Tiere dann am
Zoofachhandel vorbei und über unprofessionelle Kurierdienste
erworben würden. Thomas Kölpin, Direktor des Stuttgarter Zoos,
schlägt hingegen einen verpflichtenden Sachkundenachweis beim
Erwerb eines Tieres vor, der zudem Spontankäufen oder Mode-
Haltungen vorbeugen könnte.
23.01.2023: Kampf gegen multiresistente Erreger muss fortgesetzt werden
Die Zunahme antimikrobieller Resistenzen (AMR) ist hauptsächlich
auf den inflationären und unsachgemäßen Gebrauch von Antibiotika,
Virostatika oder Antimykotika zurückzuführen. Immer häufiger treten
Erreger auf, die sich resistent gegenüber den bekannten Wirkstoffen
zeigen. Pharma- und Forschungsunternehmen sind auf der Suche
nach effizienten Gegenmaßnahmen, was sich jedoch alles andere als
einfach gestaltet. Eine neue Research-Publikation der VDI
Technologiezentrum GmbH, bietet einen Überblick zu Hintergründen,
dem aktuellen Stand und Ansätzen im Kampf gegen multiresistente
Erreger. Neben neuen wirksamen Antibiotika forschen
WissenschaftlerInnen beispielsweise an Impfstoffen gegen
antibiotikaresistente Bakterien. Nach dem Scheitern einiger Projekte
zielt ein neuer, vielversprechender Ansatz auf den Stoffwechsel der
Bakterien ab. Da die Entwicklung von entsprechenden Antibiotika
sowie von Impfstoffen einerseits sehr kostenintensiv, andererseits
wenig erfolgversprechend ist, ist die Pharmaindustrie
kaum noch
bereit, in die Forschung zu investieren. Der Einsatz von
Bakteriophagen, der sowohl als Option für die Therapie als auch die
Prävention von Erkrankungen mit resistenten Bakterien gilt, scheint
mehr Erfolg zu versprechen. Auch in der Tiermedizin wird die
Phagentherapie als Ansatzpunkt im Kampf gegen
Antibiotikaresistenzen diskutiert. Problematisch wird auch die stetige
Zunahme von resistenzen bei anderen Mikroorganismen wie Pilzen gesehen. Im vergangenen Jahr berichtete die US-
amerikanische Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease
Control and Prevention) über Ausbrüche von Candida-auris-
Infektionen in Pflegeeinrichtungen, bei denen Fälle von Panresistenz
auftraten und demnach sämtliche Antimykotika wirkungslos waren.
Um die Entwicklung weiterer Resistenzen im Stall zu verhindern, ist die Online-
Plattform VetMAB.de geschaffen worden. Denn durch eine Verbesserung der
Haltungsbedingungen von Nutztieren und dem Betriebsmanagement können weniger Antibiotika in der Nutztierhaltung eingesetzt werden.
23.01.2023: BMEL fördert klima- und umweltschonende Aquakulturen
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)
ruft zur Einreichung von Forschungsprojekten für eine klima- und
umweltschonende Aquakultur auf. Gefördert werden Projekte von
Forschungseinrichtungen und Unternehmen, die den nachhaltigen
Konsum und die gesellschaftliche Anerkennung stärken. Zudem
können Projektideen eingereicht werden, die ein Bestands- und
Produktionssystemmanagement
entwickeln, Nährstoffkreisläufe
optimieren und Anpassungen an klimatische Veränderungen
umsetzen. Projekte zu Tiergesundheit und -monitoring, zur Zucht und
Reproduktion sowie zur Förderung der Algenaquakultur sind
ausdrücklich erwünscht. Bis zum 20. April 2023 können
Projektskizzen bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und
Ernährung (BLE) als Projektträger eingereicht werden.
Politische Anklage auf dem bpt-Neujahrsempfang
23.01.2023
Die Internationale Grüne Woche ist am vergangenen Donnerstag
eröffnet worden und präsentiert noch bis zum 29.1.2023 die
Neuigkeiten rund um die Landwirtschaft. Traditionell hat auch
der Bundesverband praktizierender Tierärzte (bpt) im Rahmen der
Veranstaltung seinen Neujahrsempfang abgehalten. bpt-Präsident Dr.
Siegfried Moder nutzte den Moment und lenkte seine Kritik
hinsichtlich der Novelle des Tierarzneimittelgesetzes (TAMG) in
Richtung der Ampel-Koalition. „Wenn Sie, sehr geehrte
Bundestagsabgeordnete, meinen, Sie wissen es besser, als
diejenigen, die bereits zu einer Reduktion des Antibiotikaverbrauchs
von über 60 % beigetragen haben, dann sparen Sie sich und uns die
Zeit für Alibiveranstaltungen!“, so Moder. Der Präsident zeigte so
seinen Unmut darüber, dass die Regierung das TAMG über EU-
Vorgaben
hinaus weiter verschärft hat, ohne die fachliche Tierarzt-Expertise mit in die Entscheidung einfließen zu lassen. Sämtliche
Fachverbände hätten im Vorfeld darauf hingewiesen, dass das
Vorhaben mit Blick auf die Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen
nicht zielführend sei, so Moder. Der bpt-Präsident kritisierte zudem,
dass stattdessen ein immenser bürokratischer Mehraufwand durch
die Meldepflicht in den Praxen und Kliniken entstehe, obwohl der
Tierärztemangel schon jetzt für enorme Probleme sorge. Die
dramatische Personalsituation im veterinärmedizinischen Bereich hat
weitreichende Konsequenzen. „Die anfänglich vorhandene
Begeisterung für die Arbeit an und mit den Tieren geht immer mehr
über in Frust, weil die Wertschätzung der Politik fehlt und die
Bürokratie immer mehr Zeit frisst, die man eigentlich lieber am
Patienten/Tier verbringen würde“, betonte Moder.
20.01.2023: Tierschutz: Tierärztliche Expertise besser nutzen
Die tierärztliche Expertise muss im Bereich Tierschutz mehr genutzt
werden. Doch der bestehende rechtliche Rahmen führt häufig dazu,
dass den VeterinärInnen die Hände gebunden sind. Auf der
Pressekonferenz, zu der die Bundestierärztekammer (BTK) anlässlich
der Internationalen Grünen Woche eingeladen hatte, referierten drei
ExperteInnen über die fehlende Unterstützung seitens der Politik. Am
Beispiel aktueller Tierschutzprobleme in der Nutztierhaltung forderte
Dr. Sylvia Heesen, 2. stellvertretende Vorsitzende der Tierärztlichen
Vereinigung für Tierschutz (TVT), Verbesserungen beim Umgang mit
verletzten oder schwer erkrankten Tieren. Damit die TierärztInnen
ihrer Aufgabe nachkommen können, um Tierleid durch mangelhaften
Umgang, mangelhafte Versorgung, leistungsüberfordernde Zucht und
nicht
bedürfnisgerechte Haltung zu verhindern, bedarf es der
Schaffung neuer Gesetzesgrundlagen. Dr. Iris Fuchs, 1.
Vizepräsidentin der BTK, verwies auf die Bedeutung der
Tierärzteschaft als integraler Bestandteil der öffentlichen
Gesundheitsvorsorge in der Nutztierhaltung. Die intensive Einbindung
der Tierärzteschaft sei essenziell, um Tierschutzverstöße in
landwirtschaftlichen Betrieben zu vermeiden, so Fuchs. Auch Prof.
Dr. Achim Gruber, Geschäftsführender Direktor des Instituts für
Tierpathologie der Freien Universität Berlin, machte in seinem Vortrag
deutlich, dass die bestehenden Gesetze sowohl präzisiert als auch
geschärft werden müsse. Gruber kritisierte auch die fehlende
Umsetztung des geltenden Rechts in Bezug auf Defektzuchten (sog.
Qualzuchten) und Inzucht bei Hunden, Katzen und anderen Klein-
und Heimtieren.
20.01.2023: Neue Erkenntnisse zu Mikroben und dem Wiederkäuerstoffwechsel
Mikroorganismen im Pansen versorgen Wiederkäuer mit
hochwertigem Eiweiß und wichtigen Stoffwechselprodukten, welche
die Hauptenergie- und Proteinquelle für die Tiere bilden. Bislang war
jedoch kaum erforscht, welchen Einfluss die Mikroben auf die
Verstoffwechselung der Futtermittel von Wiederkäuer haben. In einer
aktuellen Studie haben Forschende der Vetmeduni Wien, des
Österreichischen Kompetenzzentrums für Futter- und
Lebensmittelsicherheit sowie der Universität Wien, nun erstmals
dominante als auch aktive mikrobielle Populationen an der
Pansenwand identifizieren können. So fanden die
WissenschaftlerInnen heraus, dass die kurzkettige Fettsäure Acetat
den Wiederkäuer mit dem für den Fettaufbau so wichtigen
Kohlenstoff versorgt. Neben einer bereits seit langem bekannten
dosisabhängigen Beziehung zwischen Acetat und Milchfett, ist Acetat
auch Substrat für andere, sehr wichtige Stoffwechselprozesse im
Körper. „Eine Gruppe
von Mikroben, die sich dabei als besonders
häufig und aktiv herausstellte, waren zuvor unkultivierbare
Campylobacteraceae“, berichtet Cameron Strachan, Erstautor der
Studie. „Diese sind hoch spezifisch an das Rind angepasst, und
haben nichts mit lebensmittelassoziierten Erkrankungen beim
Menschen, wie zum Beispiel durch Campylobacter jejuni
hervorgerufen, zu tun“, ergänzt er. Auch fanden die AutorInnen
einen so genannten metabolischen „trade-off“, bei dem eine
Population unter Acetat besser wachsen kann, aber durch eine
andere kurzkettige Fettsäure, Propionat, gehemmt wird, während die
andere Population ohne das jeweilige Substrate einen nachweisbaren
Wachstumsvorteil oder -nachteil zeigte. Zusammengefasst zeigen die
Ergebnisse, wie metabolische Unterschiede, die aus
mikroevolutionären Prozessen entstehen, mikrobiologische
Populationen formen können, die wiederum die Verfügbarkeit von
kurzkettigen Fettsäuren für Wiederkäuer erheblich beeinflussen.
20.01.2023: Verbot der Kükentötung führt zu Wettbewerbsverzerrung
Bis Ende 2021 wurden pro Jahr annähernd 45 Millionen männliche
Nachkommen von Legehennen direkt nach dem Schlüpfen getötet, weil sich die Aufzucht
wirtschaftlich nicht rechnet. Seit Anfang 2022 ist
dieses Kükentöten verboten. TierschützerInnen und auch die
Geflügelbranche zeigen sich mit der aktuellen Entwicklung jedoch
noch unzufrieden und weisen auf die wettbewerbsverzerrenden
Effekte der uneinheitlichen Gesetzeslage hin. Denn das Verbot gilt
nicht für alle EU-Länder. Sowohl die Einfuhr von Legehennen als auch
von Eiern aus dem Ausland ist noch immer erlaubt. Dadurch können
Eierproduzenten das deutsche Kükentötungsverbot umgehen.
„Insbesondere in verarbeiteten Produkten werden sowohl viele Eier
aus einer Produktion mit Kükentöten als auch Eier aus Käfighaltung
eingesetzt“, kritisiert Dietmar Tepe vom Verein für kontrollierte
alternative Tierhaltungsformen (KAT) in Bonn. Aus Sicht der
Geflügelwirtschaft lohne sich die so genannte Bruderhahnhaltung
überhaupt nicht, wie
Friedrich-Otto Ripke, Präsident des
Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG), erklärt.
Zudem fehlen spezielle Regelungen zur Aufzucht der männlichen
Tiere, die sich körperlich und mit Blick auf ihr Verhalten deutlich von
den Masthähnchen unterscheiden. Die Bruderhähne würden so
kostengünstig wie möglich aufgezogen, ohne dass man dabei ihren
Bedürfnissen gerecht werde, wie eine Sprecherin des Deutschen
Tierschutzbundes betont. Neben der Bruderhahnhaltung stellt die
Geschlechtsbestimmung im Ei eine weitere Möglichkeit dar. Die
bislang zur Verfügung stehenden Methoden liefern jedoch erst
Ergebnisse ab dem 9. oder 13. Tag des Brütens. Verfahren, die schon
früher Ergebnisse liefern, sind noch in der Entwicklung und bislang
nicht marktreif. Ein Ei muss vom Legen bis zum Schlüpfen des Kükens
21 Tage lang bebrütet werden. Im nächsten Jahr soll jedoch eine
Verschärfung in Kraft treten, die die Eierselektion ab dem 7. Tag des
Brütens verbietet.
20.01.2023: WNV breitet sich weiter aus
Das West-Nil-Virus (WNV) hat sich im vergangenen Jahr weiter
ausgebreitet. Wie das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) mitteilt, wurden
insgesamt 17 WNV-Infektionen bei Pferden sowie 54 bei Wild- und
Zoovögeln nachgewiesen. Neben Fällen in Berlin, Brandenburg,
Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen wurden erstmals auch aus
dem Großraum Hamburg Infektionen mit dem WNV gemeldet.
Betroffen waren ein Pferd sowie zwei Wildvögel. Eine weitere
Erkrankung wurde bei einem Pferd in Südwest-Mecklenburg
(Landkreis LUP) festgestellt, das Tier hatte ebenfalls keine
Reiseanamnese. Erstmalig waren zudem im Bundesland Sachsen der
Landkreis Görlitz, im Bundesland Sachsen-Anhalt der Landkreis
Altmarkkreis Salzwedel und im Bundesland
Thüringen der Landkreis
Kyffhäuserkreis betroffen. In Berlin wurde eine WNV-Infektion zudem
bei einem Seehund (Phoca vitulina) festgestellt, der infolge
zentralnervöser Symptomatik verstarb. Das FLI weist auf das
Infektionsrisiko bei Pferden und Vögeln mit Beginn der
Stechmückensaison hin. Die Ständige Impfkommission
Veterinärmedizin (StIKo Vet) empfiehlt die WNV-Impfung von Pferden
in den bereits betroffenen Gebieten und auch von Pferden, die in
solche Gebiete verbracht werden. Zur Anwendung an Vögeln sind
derzeit keine Impfstoffe zugelassen, jedoch ist es laut der EU-
Tierarzneimittel-Verordnung möglich, Pferdeimpfstoffe umzuwidmen.
Das FLI führt erste Pilotstudien durch, die aufzeigen sollen, wie
wertvolle Zoovögel vor einer Erkrankung geschützt werden können.
19.01.2023: BTK mit neuen Erkenntnissen über Qualzuchten und Tierschutz
Im Rahmen der Internationalen Grünen Woche (IGW) lädt die
Bundestierärztekammer (BTK) am morgigen Freitag (20.01.2023) um
11.30 Uhr zu einem Pressegespräch ein. Unter dem Motto
„TierärztInnen im Tierschutz: Expertise, die genutzt werden muss!“
werden BTK-Präsident Dr. Uwe Tiedemann, BTK-Vizepräsidentin Dr.
Iris Fuchs, Dr. Sylvia Heesen sowie Prof. Achim Gruber vom Institut
für Tierpathologie der FU Berlin über die Rolle der
TierärztInnen im
Tierschutz sowie Prävention und Ahndung von Tierschutzverstößen
diskutieren. Ein weiterer Fokus des Pressegesprächs wird auf dem
Thema Defektzucht (sog. Qualzucht) bei Klein- und Heimtieren
liegen. Hier gibt es neue Erkenntnisse zur Inzuchtproblematik, die aus
der Perspektive der Pathologie das Tierleid besonders deutlich
machen. Die Pressekonferenz findet im Pressezentrum (Halle 6.3),
Raum B, der Messe Berlin GmbH statt.
19.01.2023: Schönheit vor Gesundheit - Deutsche stehen auf Extremrassen
Unter den zehn beliebtesten Hunderassen in Deutschland finden sich
leider auch einige Rassen, die zuchtbedingte Merkmale aufweisen, die zu gesundheitlichen Problemen und Leiden führen. Daher werden sie auch als Qualzuchten bezeichnet. Laut
Informationen des Haustierzentralregisters TASSO belegt der
Deutsche Schäferhund nach Mischlingshunden und Labradoren den
dritten Platz. Die Französische Bulldogge landete auf dem 4.
Platz der beliebtesten Rassen. Das Ranking der beliebtesten
Hunderassen basiert auf den Daten der im Jahr 2022 geborenen
und
bei der AGILA Haustierversicherung AG angemeldeten Tiere. Die neue
7-teilige Online-Seminarreihe „Tierärztliche
Gesundheitsbescheinigung für Hunde“ auf Myvetlearn.de startet
bereits am 2. Februar 2023 mit dem ersten Live-Webinar zum Thema
„Hinweise zu Gesundheitsbescheinigungen aus amtlicher Sicht“. In
dieser mehrteiligen Online-Fortbildungsreihe für TierärztInnen wird auf häufige Qualzucht- bzw. Defektzuchtmerkmale bei Hunden eingegangen. Die
Fortbildungsreihe richtet sich gleichermaßen an AmtstierärztInnen als
auch an kurativ tätige KollegInnen.
19.01.2023: Neues Zentrum der JLU entwickelt nachhaltige Ernährungssysteme
Um der stetig wachsenden Weltbevölkerung und dem Klimawandel
entgegen zu treten, müssen nachhaltige Ernährungssysteme
entwickelt werden. Dieser Aufgabe wird sich das Zentrum für
Nachhaltige Ernährungssysteme (ZNE) stellen, das im vergangenen
Jahr an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) gegründet wurde.
Das ZNE richtet sich an den 17 nachhaltigen Entwicklungszielen
(Sustainable Development Goals, SDGs) aus und wird sowohl den
Wissenstransfer in die Praxis begleiten als auch die
Forschungsergebnisse in die Lehre integrieren. „Ein nachhaltiges
Ernährungssystem ist umweltfreundlich, gesundheitsfördernd,
ethisch verantwortlich, alltagsangepasst,
ermöglicht soziokulturelle
Vielfalt, ist sozialverträglich in allen Schichten der Gesellschaft
umsetzbar und ökonomisch tragfähig“, erklärt Prof. Dr. Ramona
Teuber, Inhaberin der Professur für Marktlehre der Agrar- und
Ernährungswirtschaft und wissenschaftliche Leiterin des ZNE. „Das
neu gegründete Zentrum für Nachhaltige Ernährungssysteme wird
einen bedeutenden Beitrag zu existentiell wichtigen
gesellschaftlichen, ökonomischen und ökologischen Fragestellungen
leisten“, betont JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee. Seinen
Sitz hat das Zentrum im Zeughaus in Gießen in unmittelbarer
Nachbarschaft zum Zentrum für internationale Entwicklungs- und
Umweltforschung (ZEU).
18.01.2023: Baldiger Start der Internationalen Grünen Woche
Nach der digitalen Ausgabe in 2021 und der Komplettabsage im
vergangenen Jahr findet nun die 87. Ausgabe der Internationalen
Grünen Woche (IGW) in Berlin statt. Vom 20. - 29. Januar 2023
werden sich wieder Tausende BesucherInnen in der Hauptstadt über
die Neuigkeiten im Bereich Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau
informieren. Der Deutsche Bauernverband (DBV) als ideeller Träger
der IGW wird während der Messe auf den intensiven Dialog mit den
KundInnen setzen, um für mehr Tierwohl in den Ställen zu werben.
„Unsere Bauern sind bereit, ihre Ställe umzubauen. Aber da müssen
die Verbraucher mitmachen. Wer noch mehr Tierwohl in den Ställen
will, muss auch bereit sein, im Supermarkt gezielt nach Tierwohl-
Produkten zu greifen und einen etwas höheren Preis zu bezahlen.
Sonst kann das nicht funktionieren“, erklärt DBV-Präsident Joachim
Rukwied.
Der Bauernpräsident zeigt sich anlässlich
der unzureichenden Gesetzentwürfe zum Umbau der Tierhaltung
besorgt. „Das ist kein Programm zum Umbau, sondern zum Abbau
der Tierhaltung. Wir sind dabei, den Tierhaltungs-Standort
Deutschland zu gefährden!“, kritisiert Rukwied. Unter dem Motto
„Klima schützen, Artenvielfalt erhalten, Ernährung sichern“ will der
Verband verdeutlichen, dass er bei der Weiterentwicklung
der Landwirtschaft auf Zukunftsthemen setzt. Auch das
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) wird
mit verschiedenen Themeninseln auf der IGW vertreten sein. Diese
reichen von zukunftsfester Tierhaltung über Artenvielfalt bis hin zu
nachhaltiger Ernährung. An der Themeninsel „Zukunftsfeste
Tierhaltung“ werden Ansätze für mehr Tierwohl in der
landwirtschaftlichen Tierhaltung präsentiert – vom Stall über den
Transport bis zur Schlachtung.
18.01.2023: CattleHub bewertet digitale Assistenzsysteme
Die Digitalisierung hält immer öfter Einzug in den Rinderstall. So
werden mehr und mehr digitale Assistenzsysteme eingesetzt, die die
LandwirtInnen durch verbesserte Entscheidungsempfehlungen
unterstützen. Das Experimentierfeld CattleHub bewertet
unterschiedliche Systeme besonders in den Bereichen Tracking,
Sensorik, Funkvernetzung sowie Energieversorgung. Auch der Einsatz
von künstlicher Intelligenz soll geprüft werden und zu höherer
Prognosesicherheit in der Datenanalyse beitragen. Aufgeteilt in
sieben verschiedene Experimentierbereiche, zielt CattleHub darauf
ab, neue Erkenntnisse zu
gewinnen, die in der Praxis Anwendung
finden. Neben Verbesserungen für die energetische Versorgung der
Systeme und der Schaffung einheitlicher Testmethoden erhalten die
NutztierhalterInnen objektive Empfehlungen für die Praxis, die sowohl
wirtschaftliche Vorteile bieten, aber auch das Tierwohl steigern
können. Auch soll die Bedienerfreundlichkeit der Assistenzsysteme
verbessert werden. In allen sieben Experimentierbereichen ist der
Wissenstransfer das übergeordnete Ziel. Die gewonnenen Ergebnisse
sollen in die Praxis eingearbeitet und den LandwirtInnen zur
Verfügung gestellt werden.
18.01.2023: Sterile Insekten statt Pestizide
Am heutigen Mittwoch (18.01.2023) kommen im Rahmen des EU-
Verbundprojekts REACT in Gießen 50 Wissenschaftlerinnen aus 15
europäischen Ländern zusammen, um sich über die neuesten
Entwicklungen rund um die so genannte Sterile-Insekten-Technik
(SIT) auszutauschen. Das Forschungsprojekt hat das Ziel, die Obst-
und Gemüseproduktion langfristig und ohne den Einsatz von
Pestiziden vor Schädlingen zu schützen, und wird von der Justus-
Liebig-Universität Gießen (JLU) koordiniert. Das Ziel der SIT ist es,
die Fortpflanzungskapazität einer bestimmten Spezies von
schädlichen Fruchtfliegen durch die Freilassung von sterilen, also
unfruchtbaren, Artgenossen zu minimieren. Dafür wird das
Schadinsekt in großen Mengen gezüchtet, sterilisiert und
anschließend in den betroffenen Gebieten freigelassen. Paaren sich
die Weibchen
im Feld dann mit einem unfruchtbaren Männchen,
bleibt der Nachwuchs aus und die Population verkleinert sich. „Als
Vorlage für die neue Bactrocera-Bekämpfungsstrategie dient uns die
Mittelmeerfruchtfliege“, erläutert Koordinator Prof. Dr. Marc
Schetelig, Leiter der Abteilung Insektenbiotechnologie im
Pflanzenschutz an der JLU. Mit dieser Art wurde die SIT-Technik seit
langem etabliert und findet breite Anwendung im Feld. Das Projekt
will ganzheitlich vorgehen, um die Kapazitäten zur Vorbeugung,
Identifizierung, Überwachung und Bekämpfung der Schädlinge zu
verbessern. In den kommenden drei Tagen werden die Forschenden
einen Leitfaden für die Schädlingsbekämpfung entwickeln, der in der
Lage ist, Ökosysteme und biologische Vielfalt zu schützen und
gleichzeitig die Lebensmittelsicherheit zu verbessern.
17.01.2023: Neues TAMG bereitet Fischtierärzten Sorge
Das Wimpertierchen Ichthyophthirius multifiliis ist ein Parasit, das
erhebliche Schäden in Aquarien und Aquakulturen anrichten kann.
Unter anderem kann der Parasit bei Fischen die
Weißpünktchenkrankheit verursachen. Die Präparate zur Behandlung
dieser Krankheit werden laut des vor knapp zwei Monaten in Kraft
getretenen Tierarzneimittelgesetzes (TAMG) spätestens ab 2027
verschreibungspflichtig sein. Diese Regelung gilt für alle
antimikrobiell wirksamen Arzneimittel. „Ihre Anwendung ist also nur
noch nach einer Untersuchung und Verschreibung durch den Tierarzt
erlaubt“, erklärt Fischtierärztin Sandra Lechleiter. In Deutschland gibt
es jedoch nur wenige Fachtierärzte für Fische mit eigener Praxis
sowie andere spezialisierte
Untersuchungsstellen. Die
Gesetzesnovelle könnte demnach einen Notstand in der Aquakultur hervorrufen. Die Behandlung von Millionen von Tieren sei dadurch
gefährdet, so Lechleiter. Werde die Weißpünktchenkrankheit nicht
innerhalb weniger Tage behandelt, könnte ein Großteil der Fische in
einem betroffenen Aquarium sterben. Die Fachtierärztin plädiert
schon aus Tierschutzgründen für Ausnahmen, um ein paar dieser
Arzneimittel trotzdem weiter nutzen zu können. Das
Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) verweist allerdings auf eine EU-
Verordnung, die dem neuen Tierarzneimittelgesetz zugrunde liegt.
Diese ziele unter anderem darauf ab, dass antimikrobiell wirksame
Tierarzneimittel umsichtiger eingesetzt werden.
17.01.2023: SPD fordert einheitliche Regelungen für Online-Tierhandel
Der illegale Handel von Hundewelpen über das Internet boomt
weiterhin. Auf zahlreichen unregulierten Online-Plattformen wie Ebay
Kleinanzeigen oder Quoka bieten unseriörse Händler junge Hunde an,
die meist aus dem Ausland stammen. Um diesen Machenschaften
endlich einen Riegel vorzuschieben, hat Sandra Redmann,
Tierschutzpolitikerin der SPD-Fraktion in Schleswig-Holstein, nun in
einem Antrag die Landesregierung aufgefordert, sich auf
Bundesebene für zügige Einschränkungen des Online-Tierhandels
einzusetzen. Bislang können die Welpenhändler, geschützt durch die
Anonymität des Internets, die Tiere, die häufig in einem sehr
schlechten Gesundheitszustand sind und viel zu früh von ihren
Müttern getrennt wurden, verkaufen. Zudem ist die Gefahr groß, dass
die Hundewelpen unüberlegt und spontan gekauft werden, was zur
Folge hat, dass viele Tiere über kurz oder lang im Tierheim
abgegeben oder ausgesetzt werden. Zum Schutz der Tiere fordert
Redmann eine zügige Einschränkung des Handels über das Internet.
Bisher gebe es kaum Regelungen, die die Tiere vor Missachtung der
Tierschutzstandards und des Tierwohls seitens der Händler
schützen, so Redmann.
16.01.2023: Strengere Regelung für Haltung giftiger Tiere gefordert
Die private Haltung von giftigen Tieren ist in den einzelnen Bundesländer sehr
unterschiedlich geregelt. Während Nordrhein-Westfalen ein eigenes
Gifttiergesetz im vergangenen Jahr verabschiedet hat, das die
Neuanschaffung verbietet und bestehende Haltungen regelt, haben
Hessen, Bayern, Thüringen, Berlin und Hamburg unterschiedliche
Regelungen, die teilweise ebenfalls Verbote, aber auch
Erlaubnispflicht mit entsprechendem strengen Sachkundenachweis
beinhalten. Der aktuelle Fall in einem Mehrfamilienhaus im
saarländischen Landsweiler-Reden hat jedoch erneut die Diskussion
um eine bundesweit einheitliche Regelung entfacht. In dem Haus
hatten Polizeibeamte mehrere tote Schlangen, unter anderem Kobras
und eine Schwarze Mamba, sowie giftige Spinnen gefunden,
nachdem Passanten vor dem Haus
eine halb erstarrte, hochgiftige
Hornviper entdeckt hatten. Das Mehrfamilienhaus musste daraufhin
evakuiert sowie Fugen und Schächte abgeklebt werden. „Es gibt im
Saarland kein spezifisches Gefahrtiergesetz", erklärt Markus Monzel,
der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und
Terrarienkunde sowie im Landesamt für Umwelt und Arbeitsschutz
zuständig für den Artenschutz. Monzel bemängelt die Regelung in
seinem Bundesland, denn hier gelten zwar die allgemeinen Regeln
des Tierschutzgesetzes, aber die für die Privathaltung eines Tieres
erforderlichen Kenntnisse seien nicht besonders genau definiert, so
der Experte. Auch wenn der oben beschriebene Fall eher eine
Ausnahme darstelle, fordert Monzel die Verpflichtung zur Vorlegung
eines Sachkundenachweis für die Haltung von giftigen Tieren.
16.01.2023: Milder Winter bringt Wildtiere aus dem Takt
Die außergewöhnlich milden Temperaturen im gerade begonnenen
neuen Jahr haben die Natur aus dem Rhythmus gebracht. Auch wenn
sich für die nächsten Tage wieder niedrigere Temperaturen
angekündigt haben, sind teilweise schon Igel aus dem Winterschlaf
erwacht. Das eher herbstliche Klima in Kombination mit der
Extremwetterlage im vergangenen Sommer hat dazu geführt, dass
Wildtiere geschwächt sind. Eine innere Uhr bestimme den Zeitpunkt,
an dem die Stacheltiere aus dem Winterschlaf erwachen, so Derk
Ehlert, Wildtierexperte der Berliner Umwelt-Senatsverwaltung. „Aber
wenn es lange sehr mild ist, dann funktioniert die Feinsteuerung
nicht. Das kann dazu führen, dass die Tiere, obwohl es noch zu früh
ist, schon aktiv werden“, erklärt der Experte. Bei einem zu frühen
Ende des Winterschlafs braucht der Igel auch früher Energie. Dafür
verbrauche er das sogenannte braune Fett, so Ehlert. Denn das
könne schnell in Energie umgewandelt werden. „Wenn es wieder
kälter wird, fehlt den Tieren dann diese Energie für den eigentlichen
Frühjahrsstart“, betont der Wildtierexperte weiter. Von der milden
Wetterlage profitieren jedoch Wildschweine sowie Vögel aus Nord-
und Osteuropa, die in dem lockeren Boden einfacher Nahrung finden
können. Das eigentliche Problem sind weniger die milden
Temperaturen, sondern mögliche Kälteeinbrüche, wie auch jetzt
vorhergesagt. Um für den Patienten Igel in der Tierarztpraxis
gewappnet zu sein, bietet Myvetlearn.de den Einsteigerkurs Igel zur
tierärztlichen Online-Fortbildung an. TierärztInnen lernen in diesem
Kurs die Besonderheiten des vermutlich am häufigsten in der Praxis
vorgestellten Wildsäugers kennen, um ihm in Behandlung und
Diagnostik gerecht werden zu können. In der neuen Online-
Seminarreihe „Wildtiere in der Praxis“ geht es um rechtliche
Grundlagen sowie um die Untersuchung und Aufzucht von in die Praxis gebrachter Wildtiere.
Zukunft der Nutztierhaltung in der Diskussion
16.01.2023
Anstatt die Nutztierhaltung stark zu reduzieren, sollte diese
klimafreundlich und auf der Grundlage höchster wissenschaftlicher
Standards weiterentwickelt werden. Das fordern
WissenschaftlerInnen in der Dublin Declaration of Scientists on the
Social Role of Meat. Insgesamt sei die Nutztierhaltung viel zu wertvoll
für die Gesellschaft, als dass sie das Opfer von Vereinfachung,
Reduzierung oder Fanatismus werde, so heißt es in der Eröffnung der
Dubliner Erklärung. Bereits mehr als 650 Forschende haben die
Erklärung unterschrieben, die den Wissenschaftlern eine Stimme
verleihen soll, die einen ausgewogenen Ansatz für die Zukunft der
Tierhaltung erreichen wollen. Dafür sei eine sachliche Debatte von
Nöten, die sowohl die Ernährungssicherung als auch Biodiversität,
Klimawandel und Nährstoffflüsse, sowie Tiergesundheit und
Tierschutz im Rahmen eines umfassenden One-Health-Ansatzes
berücksichtigt. Nach bislang 1.000 begutachteten wissenschaftlichen
Arbeiten zur Nutztierhaltung kommen die WissenschaftlerInnen zum
Ergebnis, dass die Nutztierhaltung schon hinsichtlich des starken
globalen Bevölkerungswachstums weiterhin in der Gesellschaft
verankert bleiben müsse. Deshalb wachsen die Herausforderungen in
Bezug auf Versorgung und Nachhaltigkeit exponentiell und die
Entwicklung evidenzbasierter Lösungen werde immer dringlicher.
Schon in einem Monat findet erstmals die Futura.VET 2023 als
Online-Veranstaltung statt. Am 16. Februar wird sich auch Prof. Dr.
Nick Lin-Hi von der Universität Vechta in seinem Vortrag mit der
Zukunft der Ernährung befassen. Dabei geht der Experte auf die in-vitro Erzeugung von tierischen Proteinen ein, die aus seiner Sicht die
Nutztierhaltung zum Zwecke der menschlichen Ernährung überflüssig
machen könnte.
13.01.2023: Tauender Permafrost setzt Krankheitserreger frei
Mit Sorge betrachten KlimaforscherInnen die stetig steigenden
Temperaturen, die nach und nach auch Permafrostböden auftauen
lassen. Permafrost bedeckt rund ein Viertel der nördlichen
Hemisphere. Die wachsende Instabilität hat zur Folge, dass neben
Unmengen an CO2 und Methan auch Krankheitserreger freigesetzt
werden. Denn in den Erdschichten haben sich viele Pflanzenreste,
aber auch Kadaver sehr gut gehalten. Ob die Viren und Bakterien, die
nach und nach aus ihrem Kälteschlaf erwachen, auch für
Menschen und
Tiere gefährlich sind, müssen weitere
Untersuchungen klären.
WissenschaftlerInnen haben 13 bislang unbekannte Viren aus
geschmolzenen Permafrostböden analysiert und ihre Ergebnisse
veröffentlicht. Die aufgetauten Viren waren nach Jahrtausenden noch
infektiös und konnten im Labor zumindest Amöben infizieren. Die
Forschenden vermuten zumindest, dass wieder zum Leben erwachte
Milzbrand-Bakterien in Sibirien 2016 einen Milzbrand-Ausbruch
verursacht haben. Diese Bakterien könnten auch der Grund für das
lokale Sterben von Rentieren sein.
13.01.2023: Niedersachsen fördert Beratung landwirtschaftlicher Betriebe
Das Land Niedersachsen wird die Beratung landwirtchaftlicher
Betriebe mehr fördern. In den nächsten drei Jahren stellt das Land
sechs Millionen Euro für die Beratung in den Bereichen Biodiversität,
Klimaresilienz und Tierwohl zur Verfügung. „Die Landwirtschaft steht
in Zeiten des Klimawandels vor tiefgreifenden
Transformationsprozessen. Mit dieser Förderung wollen wir die
Landwirtinnen und Landwirte unterstützen und begleiten, um die
großen Herausforderungen zielgerichteter und schneller meistern zu
können“, erklärt die niedersächsische Landwirtschaftsministerin
Miriam Staudte. Bis zum 2. Februar 2023 können sich neutrale
BeratungsanbieterInnen an der Ausschreibung beteiligen.
Das Vergabeverfahren wird im Auftrag des
Landwirtschaftsministeriums
durch das Logistik Zentrum Niedersachsen (LZN) durchgeführt. Die
geförderten Beratungen können bei erfolgreicher Teilnahme
voraussichtlich ab Mai 2023 umgesetzt werden. Mit dem
Zusammenspiel von Landwirtschaft, Veterinär- und Humanmedizin
für eine bessere Gesundheit von Mensch und Tier befasst sich auch
die Futura.VET, die am 16. Februar 2023 erstmalig als Online-
Veranstaltung stattfinden wird. Die Kongress-TeilnehmerInnen dürfen
gespannt sein auf den Vortrag „Moralische Herausforderungen der
Veterinärmedizin in der Nutztierhaltung“ mit Dr. Joachim Lübbo
Kleen und Dr. Christian Nürnberger. Guido Pullmann wird sich
anschließend in seinem Vortrag mit dem Thema „Nachhaltige
Lebensmittelversorgung und Naturschutz“ befassen.
13.01.2023: Feste Zuschüsse für Tierheime gefordert
Die Tierheime in Deutschland sind an ihre finanziellen Grenzen
gekommen. Eine beständig hohe Zahl an ankommenden Fundtieren
sowie die gestiegenen Kosten für Energie, Futter und tierärztliche
Betreuung haben dazu geführt, dass die Not der
Tierschutzeinrichtungen groß sei, wie Michaela Dämmrich erklärt. Die
Tierschutzbeauftragte des Landes Niedersachsen fordert daher
regelmäßige Zuschüsse von Land und Bund für den Betrieb der
Tierheime. „Gedacht werden kann auch an eine Investitionshilfe zur
Energieeinsparung“, so Dämmrich. Laut Informationen des Deutschen
Tierschutzbundes hätten die Kommunen deutlich mehr Geld durch
die Hundesteuer eingenommen. Dieses Geld sollte nach Meinung der
Tierschutzbeauftragten den Tierheimen zu Gute kommen, damit eine
ausreichende Unterbringung von Fundtieren gewährleistet werde.
„Dazu müssen vielerorts vor allem die Fundtierverträge zwischen
Kommune und Tierheim kostendeckend und an die tatsächliche Zahl
der Fundtiere angepasst werden“, so Dämmrich.
12.01.2023: Tierbestände bis Ende Januar melden
TierhalterInnen in Nordrhein-Westfalen müssen bis spätestens Ende
Januar 2023 ihren Tierbestand melden. Die Tierseuchenkasse
Nordrhein-Westfalen weist darauf hin, dass auch HobbyhalterInnen
und gewerbliche TierhalterInnen von Pferden, Schweinen, Schafen,
Ziegen, Gehegewild, Geflügel oder Bienen eine Meldung abgeben
müssen. Das gilt auch, wenn sich der Tierbestand gegenüber dem
Vorjahr nicht verändert hat. Für HalterInnen von Rindern entfällt die
Meldepflicht, da die Tierseuchenkasse auf eine zentrale Datenbank
zurückgreifen kann, in der alle in Deutschland
lebenden
Rinder gemeldet sind. Eine weitere Ausnahme gilt für HalterInnen von
Lege-
und Junghennen, Masthähnchen, Elterntieren, Puten, Enten oder
Gänsen. Sie geben den Jahreshöchstbesatz an. Auch Imkerinnen und
Imker müssen die Zahl der Völker angeben, die maximal im
Beitragsjahr gehalten werden. Neu gegründete Tierbestände müssen
jederzeit bei der Tierseuchenkasse angemeldet werden. Die Meldung
über den Tierbestand kann online über www.tierzahlenmeldung-nrw.de erfolgen. Wer erstmals Tiere anmelden will, kann sich unter
nw.agrodata.de/login/newreg registrieren.
12.01.2023: Özdemir: Keine Mehrwertsteuer auf gesunde Lebensmittel
Der Krieg in der Ukraine wütet bereits seit mehr als 10 Monaten und
ein Ende ist nicht in Sicht. Der widerrechtliche Einmarsch der Russen
hatte jedoch auf die Ernährungssituation der ganzen Welt großen
Einfluss. Getreide wurde knapp, und die Preise für Lebensmittel sind
in die Höhe geschnellt. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir
rechnet damit, dass das aktuell hohe Preisniveau bei Lebensmitteln
so bleiben wird. Um die VerbraucherInnen in Deutschland zu
entlasten und gleichzeitig zu motivieren, weniger Fleischprodukte zu
konsumieren, schlägt der Minister eine Abschaffung der
Mehrwertsteuer für Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte vor. Wie
Özdemir in einem Interview mit der Funke Mediengruppe auch erklärt,
sollte Getreide besonders in Zeiten des Mangels in erster Linie für die
menschliche Ernährung genutzt werden. „Die Herstellung von
Biosprit aus Nahrungspflanzen hat keine Zukunft – vor allem nicht,
wenn wir das Thema Ernährungssicherheit und bezahlbare
Lebensmittel ernst nehmen“, so der Agrarminister. „Wir brauchen
in der
Bundesregierung eine vernünftige Einigung, dass wir
schrittweise
runtergehen vom Biosprit aus Nahrungspflanzen, um diese für die
menschliche Ernährung nutzen können. Ich würde es befürworten,
wenn wir ab 2030 im Verkehrssektor auf Kraftstoff aus
Anbaubiomasse verzichten würden“, lautet Özdemirs Vorschlag.
Abschließend fordert Özdemir die drastische Reduzierung von
Pflanzenschutzmitteln, um dem Artensterben entgegen zu treten.
„Wir brauchen integrierten Pflanzenschutz, bei dem der Einsatz von
Pestiziden nur das letzte Mittel ist, wenn alle anderen Maßnahmen –
angefangen bei der Fruchtfolge bis hin zu alternativen
Pflanzenschutzmethoden – nicht greifen“, betont der Grünen-
Politiker. „Pflanzenschutzmittel und auch Dünger können inzwischen
viel gezielter eingesetzt werden, die Forschung dazu treiben wir
massiv voran. Ich bekenne mich ganz klar zum Ziel der EU, 50
Prozent der Pflanzenschutzmittel bis 2030 einzusparen – über den
Weg dahin müssen wir sprechen“, so Özdemir abschließend.
12.01.2023: Artensterben in Madagaskar muss gestoppt werden
Auf Madagaskar leben neben Chamäleons, Geckos und Schildkröten
auch zahlreiche Papageienarten sowie Schleichkatzen und Lemuren.
Doch die einzigartige Tierwelt des afrikanischen Inselstaates, der vor
rund 80 Millionen Jahren durch das Loslösen vom Festland entstand,
ist bedroht. 128 Säugetierarten sind gefährdet, heißt es in einer
aktuellen Studie, die in der Fachzeitschrift «Nature Communications»
veröffentlicht wurde. Nach Meinung der beteiligten
WissenschaftlerInnen aus Madagaskar, Europa und den USA, würde
es 23 Millionen Jahre bis zur Regeneration der Artenvielfalt dauern,
wenn das Artensterben jetzt
nicht gestoppt werde. „Wenn die
endemische Fauna und Flora von Madagaskar ausstirbt, wird es zu
einem Zusammenbruch der Ökosysteme auf der Insel kommen“,
erklärt Luis Lima Valente, einer der Ko-Autoren der Studie. „Dies wird
dramatische Auswirkungen auf die Lebensgrundlagen der Menschen
in der Region haben und zu Hungersnöten und
Massenauswanderungen führen.“ Mit mehr als 100 Unterarten sind
besonders die Lemuren vom Aussterben bedroht. Wenn jetzt
gehandelt werde, um Arten zu schützen, bestehe aber die Chance,
„Millionen von Jahren der Evolution zu retten“, lautet das Fazit der
WissenschaftlerInnen.
12.01.2023: Rückläufige Zahl der ASP-Fälle in Europa
Im Jahr 2022 wurden in den europäischen Ländern weniger
Virusnachweise der Afrikanischen Schweinepest (ASP) gemeldet, wie
das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) mitteilt. Während die Zahl der
ASP-Ausbrüche in 2021 noch bei knapp 14.000 lag, gab es im
vergangenen Jahr noch rund 6.200 ASP-Nachweise. Lediglich in
Lettland und Litauen gab es im vergangenen Jahr mehr ASP-
Infektionen als im Vorjahr. Insgesamt wurden in 533 Haltungen in
Europa Ausbrüche verzeichnet. Von den 15 Ländern, in denen in 2022
die Seuche nachgewiesen wurde, war Polen mit rund 2.100 Fällen am
meisten betroffen, direkt gefolgt von Deutschland, das rund 1.600
positive Fälle meldete, was ein Minus von 41,3 % gegenüber dem
Vorjahr bedeutet. Fast zwei Drittel aller Virusfunde fanden bei
Wildschweinen in Sachsen
statt, dahinter folgte Brandenburg mit 533
Nachweisen. Um die Verbreitung der ASP weiter zu verhindern,
wird in Brandenburg die Bachenprämie für ein weiteres Jagdjahr
verlängert. Der Erlegung von sogenannten Zuwachsträgern, also dem
weiblichen, geschlechtsreifen Schwarzwild, komme eine besondere
Bedeutung zu, um das Ausbreitungsrisiko zu senken, hieß es seitens
des Landwirtschaftsministeriums. Die Bachenprämie in Höhe von 80
Euro pro Tier wird künftig jedoch nur noch in den regional sensiblen
Bereichen des ASP-Geschehens respektive in den Sperrzonen
gewährt. Zudem zahlt das Land weiterhin Prämiengelder
für die Abgabe von erlegtem, nicht vermarktungsfähigem
Schwarzwild jeden Geschlechts und Alters aus den Sperrzonen I und
II ohne weiße Zonen aus.
Prof. Wieler verlässt das RKI
11.01.2023
Nach acht Dienstjahren wird Prof. Lothar H. Wieler auf eigenen Wunsch seinen Posten als Präsindet des Robert Koch-Instituts (RKI) zum 1. April 2023 aufgeben. Der Schritt erfolge im Einvernehmen, erklärt Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach. Für eine Übergangszeit wird Wielers Aufgabe durch seinen Stellvertreter Prof. Lars Schaade übernommen. Lauterbach sagt zu Wielers Entscheidung: „Prof. Lothar H. Wieler hat sich als Präsident des Robert Koch-Instituts bei der Bewältigung der Pandemie für das Land bleibende und herausragende Verdienste erworben. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit
mit ihm habe ich über all die Jahre sehr geschätzt. Umso mehr bedauere ich, dass er das RKI verlassen wird, um sich jetzt wieder verstärkt Forschung und Lehre widmen zu können. Ohne Prof. Wieler wäre Deutschland deutlich schlechter durch diese Pandemie gekommen. Dafür möchte ich mich auch im Namen der gesamten Bundesregierung ganz herzlich bedanken." Wieler bedankte sich bei seinem motivierten Team für den außergewöhnlichen Einsatz und betonte: „Die Unabhängigkeit der Forschung muss auch zukünftig akzeptiert werden, denn sie ist unabdingbar, damit das RKI seine Aufgaben erfüllen kann."
11.01.2023: Magengeschwüre bei Schweinen häufig fütterungsbedingt
In den letzten Jahren konnte bei Schlachtschweinen ein Anstieg der
Magenschleimhautveränderungen nachgewiesen werden.
Magengeschwüre beim Schwein entstehen im Eingangsbereich der
Speiseröhre des Tieres und haben verschiedene Ursachen, sehr
häufig stehen sie jedoch im Zusammenhang mit Fütterungsfehlern.
Grundsätzlich sind Schweine jeden Alters von Magengeschwüren
betroffen. Neben Infektionen und Erkrankungen bedingt die
Futterzusammensetzung die Entwicklung von Magengeschwüren.
Während fein zerkleinertes Futter die Nährstoffaufnahme zwar
erleichtert, kommt es hier zu einer Verflüssigung des Mageninhalts.
Die Senkung des pH-Wertes im Mageneingangsbereich führt zu einer
Reizung der Schleimhaut und letztendlich zu Magengeschwüren.
Grobes Futter hat dagegen den Nachteil, dass ein Teil der Nährstoffe
nicht aufgenommen wird, dafür aber besser für den Magen ist.
Zudem wird ein großer Teil des Futters unverdaut ausgeschieden, was
eine unerwünschte Umweltbelastung mit sich bringt. Agrarheute
berichtet über einen Schweinemastbetrieb mit etwa 2.500
Mastplätzen, in dem nach der Diagnose Magengeschwür die
Fütterung der eingestallten Mastläufer unter die Lupe genommen
wurden. Hier zeigte sich, dass es sinnvoll ist, die Tiere nach der
Ankunft zunächst noch mit einem Standardferkelfutter zu füttern und
erst dann langsam zum im Betrieb üblichen Feuchtfutter überzugehen.
11.01.2023: CNE bei Katzen entwickelt sich schleichend
Die chronische Nierenerkrankung (CNE) bei Katzen ist eine
Erkrankung, die sich schleichend entwickelt und daher oft unbemerkt
bleibt. Besonders betroffen sind Katzen ab einem Alter von fünf
Jahren, wie der Bundesverband für Tiergesundheit (BfT) auf seiner
Internetseite erklärt. Da die typischen Symptome für die CNE wie
vermehrtes Trinken, häufigeres Harnausscheiden oder
Gewichtsverlust zunächst oft nicht erkannt werden, empfehlen
TierärztInnen, bei Katzen ab einem Alter von sieben Jahren
regelmäßig eine Vorsorge-Untersuchung durchführen und den
Gesundheitszustand des Vierbeiners überprüfen zu lassen. Somit
können chronische Erkrankungen frühzeitig erkannt werden, da
Katzen sehr lange die fehlende Nierenfunktion
kompensieren können. In der Tierarztpraxis wird unter anderem der Blutdruck gemessen,
denn die chronische Nierenerkrankung geht oftmals mit einem
erhöhten Blutdruck einher. Rechtzeitig behandelt, verliert die
tückische Krankheit viel von ihrem Schrecken. Mit entsprechenden
Medikamenten lassen sich sowohl die CNE als auch der
Bluthochdruck behandeln. Zur weiteren Therapie gehört die
dringende Umstellung auf eine spezielle Nierendiät sowie eine
ausreichende Wasseraufnahme. Sofern die Katze es toleriert, kann
auch Wasser unter das Futter gemischt werden. Um die Behandlung der CNE geht es auch in Kurs 4 der Online-Fortbildungsreihe Consensus Statements in der Kleintierpraxis für TierärztInnen mit Prof. Dr. Stephan Neumann auf Myvetlearn.de.
11.01.2023: Vorhersage-Tool prognostiziert Wirksamkeit von PCV2-Impfstoffen
Das Porcine Circovirus (PCV2) Typ 2 ist ein Krankheitserreger, der bei
heranwachsenden Schweinen subklinische Infektionen und bei Sauen
ein Reproduktionsversagen verursachen kann. Verschiedene
wirksame Impfstoffe stehen zur Verfügung, um mögliche
Produktionsprobleme und damit wirtschaftliche Verluste zu
vermeiden. Das Bioinformatik-Tool CircoMatch™ wird von dem
Biotechnologieunternehmen EpiVax gemeinsam mit dem
Pharmaunternehmen Zoetis entwickelt. Das Vorhersage-Tool für T-
Zell-Epitope bei Schweinen zielt darauf ab, die Abdeckung der
Impfstoffe gegen PCV2 im Vergleich zu isolierten Stämmen
des Virus
zu prognostizieren. Das neue Tool bietet eine schnelle und
leistungsstarke Möglichkeit, Daten zur Vorhersage der Wirksamkeit
fast in Echtzeit bereitzustellen, damit Tierärzte und Produzenten
fundierte Entscheidungen in Impfprogrammen treffen können. Die
bestehenden Impfstoffe haben aufgrund der kontinuierlichen
Entwicklung neuer Virusstämme eine unterschiedliche Wirksamkeit.
CircoMatch™ ermöglicht eine praktische Prognose im Hinblick auf
die Wirksamkeit bestehender kommerzieller Impfstoffe und kann
zudem bei der Entwicklung von Impfstoffen behilflich sein, die über
verschiedene virale Varianten hinweg wirksamer sind.
NRW verlängert Förderprogramm für Umbau der Tierhaltung
10.01.2023
Nach Thüringen hat auch Nordrhein-Westfalen sein
Förderprogramm für Investitionen zur Verbesserung des Tierwohls
bis zum 31.12.2024 verlängert. Das hat die Landwirtschaftskammer
NRW in der vergangenen Woche mitgeteilt. Der Grund für die
Verlängerung der eigenen Förderprogramme ist, dass die
Bundesregierung noch immer kein Finanzierungskonzept für den
Umbau der Tierhaltung vorgelegt hat. „Wir wollen nicht mehr auf den
Bund warten. Das Thema Tierwohl ist zu wichtig, um weiter Zeit zu
verlieren. Deshalb gehen wir mit unserer neuen Tierwohlförderung
einen wichtigen Schritt voran“,
hatte die Landwirtschaftsministerin
des Landes Thüringen, Susanna Karawanskij bereits erklärt. Für
Investitionen in eine tierwohlgerechtere Nutztierhaltung zahlt NRW
einen Zuschuss von 40 Prozent der förderfähigen Nettoausgaben.
Der Zuschuss zählt als De-minimis-Beihilfe und beträgt deshalb
maximal 20.000 Euro pro Betrieb in einem Zeitraum von drei
Steuerjahren. In dem Fall, dass die Fördermittel nicht ausreichen,
entscheidet gegebenenfalls das Datum des Antragseingangs über
eine Förderbewilligung. Daher wird den TierhalterInnen empfohlen,
den Antrag schnellstmöglich einzureichen.
10.01.2023: BewerberInnen für Herdenmanagement-Programm gesucht
DairyQ ist ein Zusammenschluss von sieben Milchkuhbetrieb in
Schleswig-Holstein, die in der Kuh eine Zukunft sehen. Daher haben sie die kostenfreie Fortbildung zum/zur Herdenmanager/Herdenmanagerin ins Leben gerufen. Die zweijährige Fortbildung richtet sich an
BerufseinsteigerInnen, die ihre Kenntnisse im Herdenmanagement
vertiefen sowie ihr Netzwerk im Bereich der Landwirtschaft und
Milchkuhhaltung erweitern möchten. Zudem wird
praxisorientiertes Managementwissen durch Experten vermittelt. Die TeilnehmerInnen erhalten während der zwei Ausbildungsjahre
von den ArbeitgeberInnen ein volles Gehalt gezahlt. Bewerben
können sich auch Quereinsteiger, wobei Erfahrungen mit Kühen
vorteilhaft sind. Im August 2023 startet der nächste Durchgang des
Traineeprogramms – aktuell sind auch noch Plätze für das Programm
des Jahrgangs 2022/23 frei, auf die sich beworben werden kann.
10.01.2023: Hypokalzämie bei der Milchkuh rechtzeitig erkennen
Milchfieber (Hypokalzämie, Hypocalcämie) ist eine Stoffwechselerkrankung der
Milchkuh, die durch einen Kalziummangel im Blut hervorgerufen wird.
Dieser Mangel entsteht, wenn die Milchkuh ihren Stoffwechsel am
Ende der Trockenstehzeit nicht rechtzeitig umstellen kann. Wird das
Milchfieber nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, kann eine
gesund erscheinende Kuh innerhalb weniger Stunden plötzlich
versterben. Die Hypokalzämie wird in drei verschiedene Stadien
unterteilt. Das erste Stadium, auch subklinische Hypokalzämie
genannt, zeigt sich durch Symptome wie Appetitlosigkeit,
Überempfindlichkeit, Schwäche, Gewichtsverlagerung sowie
Schlurfen der Hinterhand und ist aufgrund der kurzen Dauer und des
breiten Spektrums von Symptomen häufig schwer zu erkennen.
Das
Stadium II des Milchfiebers kann sich über einen Zeitraum von 1-12
Stunden entwickeln. Dabei zeigt die erkrankte Kuh Anzeichen von
stumpfen Augen, kalten Ohren, Muskelzittern,
Koordinationsstörungen beim Gehen und einen inaktiven
Verdauungstrakt. Beobachtet wurde zudem ein Absinken der
Körpertemperatur auf einen Bereich von 35,5 bis 37,8 °C. Im dritten
Stadium der Hypokalzämie kann die Kuh nicht mehr stehen und weist
zudem einen fortschreitenden Bewusstseinsverlust auf, der zum
Koma führt. Symptomatisch ist in diesem Stadium auch ein Ansteigen
der Herzfrequenz auf 120 und mehr Schläge pro Minute. Unbehandelt
überleben Kühe im Stadium III nicht länger als ein paar Stunden. Die Behandlung besteht u.a. durch die intravenöse Gabe von Kalzium.
09.01.2023: Kühe weniger klimaschädlich als angenommen
Weidende Kühe stoßen viel weniger Lachgas aus, als bislang
geschätzt. Das ergab eine Studie, die Forschende der Schweizer
Forschungsanstalt Agroscope im Kanton Thurgau durchgeführt
haben. Dazu haben die WissenschaftlerInnen über einen Zeitraum
von zwei Jahren die Konzentration von Lachgas und anderen
Treibhausgasen in der Luft und am Boden gemessen.
Die Resultate
zeigen, dass lediglich etwa fünf Prozent der Lachgas-Emissionen der
Landwirtschaft von weidenden Kühen stammen. Das sind gute
Neuigkeiten, da Lachgas einen rund 265 mal so starken Effekt auf
das Klima hat wie Kohlendioxid (CO2). Die neuen Richtwerte sollen
nun in Emissionsinventare einfließen – etwa in das Treibhausgas-Inventar des Bundesamtes für Umwelt.
09.01.2023: Forschungsideen zur mobilen Schlachtung gesucht
Das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) will
tierschutzgerechte Schlachtungen im Herkunftsbetrieb fördern. Um
die mobile Schlachtung auszuweiten, sollen wirtschaftliche Anreize
für landwirtschaftliche Betriebe und regionale, handwerkliche
Schlachthöfe geschaffen werden. Der Projektträger ist die
Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), die zur
Einreichung von Forschungsvorhaben und -lösungen aufruft. Bis zum
6. April 2023 können LandwirtInnen ihre Ideen zum mobilen
Schlachten für die Förderung über das Bundes-Förderportal easy-Online einreichen. Zusätzlich muss eine vollständige und
unterschriebene Projektskizze per Post bis zum 20. April 2023 bei
der BLE in
Bonn eingegangen sein. Die gesetzliche Grundlage für die
mobile Schlachtung wurde im September 2022 gelegt, als die EU die
lebensmittelrechtlichen Vorschriften entsprechend geändert hat. Mit
der Ausweitung der Schlachtungen im Herkunftsbetrieb soll zudem
die Wertschöpfung im ländlichen Raum gestärkt werden. Zur
Förderhöhe hat das BMEL bislang keine Angaben gemacht.
Unternehmen –insbesondere kleine und mittlere Unternehmen–
können am Förderprogramm teilnehmen. Der Unternehmenssitz muss
in Deutschland sein. Anträge von Start-up-Unternehmen sind
besonders willkommen. Außerdem können sich Hochschulen und
weitere Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen bewerben.
06.01.2023: Thüringen bringt erweiterte Tierwohlförderung auf den Weg
Gestiegene Futter- und Energiekosten sowie das weiterhin geringe
Preisniveau stellen für NutztierhalterInnen ein großes Problem dar.
Besonders betroffen sind die Schweine haltenden Betriebe. Die
fehlende Planungssicherheit und mangelndes Kapital behindern
vielerorts Investitonen in eine tierwohlgerechtere Haltung. Obwohl die
Bundesregierung einen Transformationsprozess angekündigt hat,
sorgt die bislang schleppende Umsetzung für viel Kritik. Daher hat
das Land Thüringen beschlossen, voranzugehen und die erweiterte
Tierwohlförderung „T(h)ür Tierwohl“ auf den Weg gebracht. „Von
2023 bis 2027 fördern wir die tierwohlgerechtere Haltung von
Rindern und Schweinen mit 30 Millionen Euro. Damit fördern wir
bessere Haltungsbedingungen
in der Nutztierhaltung und gezielt die
Landwirtinnen und Landwirte, die ihren Tieren mehr Wohlbefinden in
den Ställen bieten“, so Thüringens Agrarministerin Susanna
Karawanskij.„Wir geben den tierhaltenden Betrieben
Planungssicherheit. Die Agrarbetriebe wollen die steigenden
gesellschaftlichen Erwartungen erfüllen und die Nutztierhaltung
tierwohlgerechter weiterentwickeln. Mit unserer Förderung
unterstützen wir sie dabei, in tierwohlgerechtere Ställe zu investieren.
So wollen wir auch Betriebsaufgaben und eine Verlagerung der
Tierhaltung ins Ausland verhindern, da dort die Tierwohlstandards oft
niedriger sind als in Deutschland. Nur so können wir die Grundlage
lokaler Stoffkreisläufe und regionaler Vermarktung heimisch
produzierter Nahrungsmittel erhalten“, sagt die Ministerin.
06.01.2023: Nutztierhaltung braucht mehr Prävention und Prophylaxe
Wie der Präsident des Bundesverbands praktizierender Tierärzte
(bpt), Dr. Siegfried Moder, in der Winter-Ausgabe der qualitas erklärt,
könnte ein Mehr an Prävention und Prophylaxe sowohl die
LandwirtInnen als auch die TierärztInnen unterstützen. Moders Ziel
ist es, die Tiermedizin in Deutschland von Grund auf zu erneuern. Die
neue Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) sei ein wichtiger Schritt
in diese Richtung, so Moder. „Deutschland ist im Vergleich zu Europa,
was die Tiermedizin angeht, ein absolutes Billigland. Dies führt auch
dazu, dass wir in der Tiermedizin einen absoluten Nachwuchsmangel
haben. Wir können die flächendeckende Versorgung und den
Notdienst nur noch schwer sicherstellen. Und damit bewegen wir uns
durchaus auf tierschutzrelevante Szenarien zu, wenn wir hier nicht
auch
durch eine angepasste Preispolitik gegensteuern", erklärt der
bpt-Präsident in der neuen Ausgabe des QS Magazins. Außerdem sei die
neue GOT um viele Leistungen ergänzt worden, wie beispielsweise MRT oder CT, die inzwischen auch längst in der Tiermedizin eingesetzt werden. Moder sieht den Nutztierarzt/die Nutztierärztin als die Schnittstelle zwischen Tiergesundheit und Ökonomie. Für ihn ist eine abgestimmte Bestandsbetreuung der
Weg der Zukunft, da so Prävention
und Prophylaxe überwiegen. „Wir brauchen das Zusammenwirken
der Landwirte, Tierärzte, aber auch der Kontrollen. Denn dort, wo die
Betriebsbesuche zum Wohl der Tiergesundheit effektiv praktiziert
werden, können Kontrollen zurückgefahren werden, weil man davon
ausgehen kann, das hier ordnungsgemäß gearbeitet wird", so Moder.
06.01.2023: Datenverknüpfung im QS-System verspricht bessere Bewertung
Die im QS-System gesammelten Daten liefern aussagekräftige
Ergebnisse, wenn diese vergleichend betrachtet werden. Wie ein
Projekt der Stiftung Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo)
gezeigt hat, kann die deskriptive Betrachtung nur einzelner Daten zu
Fehleinschätzungen führen. Erst die systematische Analyse und
Auswertung normalisierter Daten zeigten aussagekräftige Ergebnisse
und ließen Vergleiche zu, heißt es in dem Abschlussbericht. Das
Forscherteam der TiHo um Prof. Dr. Lothar Kreienbrock hatte QS-
Daten rund um die Gesundheit und Haltung von Mastschweinen näher
beleuchtet.
Sie kamen zu dem Ergebnis, dass die Verknüpfung sowie
Vernetzung der im QS-System erhobenen Daten eine wertvolle
Grundlage zur Bewertung der Tiergesundheit bieten. Beispielsweise
bietet sich die Verknüpfung der gesammelten Daten zu
Antibiotikaeinsatz, Salmonellenstatus und Schlachtbefunde in der
Schweinemast an. Für eine aussagekräftige
Tiergesundheitsdatenbank, so die Forscher, seien allerdings weitere
Informationen hilfreich, wie bspw. zur Mortalität in den einzelnen
Betrieben. Sie empfehlen eine entsprechende Ausweitung der Datenerhebung im QS-System.