Tierärzte Atlas Deutschland 2024
Am heutigen Freitag ist im Eichenkranz zu Wörlitz im Rahmen des 3. Wörlitzer Treffens des Dessauer Zukunftskreises (DZK) der erste Tierärzte Atlas Deutschland vorgestellt worden. Er enthält in sechs Kapitel Zahlen, Daten und Fakten der Tiermedizin und zeigt Trends und Entwicklungen dieser Branche auf.
Auf insgesamt 88 Seiten informiert die Branche übersichtlich und mit vielen Grafiken über die Personal- und Marktentwicklung, ordnet Strukturen und erläutert Hintergründe.
Der Tierärzte Atlas Deutschland ist eine Brancheninitiative aller veterinärmedizinischen Verbände und Organisationen, um eine gemeinsamen Datenbasis für die deutsche Tierärzteschaft zu schaffen, die es ermöglicht, sich strukturierter mit den richtigen Herausforderungen auseinander zu setzen, um Lösungen und Forderungen faktenbasierter aufzustellen, so dass die veterinärmedizinischen Ausbildungszentren, die dazugehörende Wirtschaft, die veterinärmedizinischen Institutionen und die politischen Entscheider die richtigen Weichen stellen können; außerdem soll der Atlas dazu beitragen, dass keine falschen Zahlen mit entsprechend inkorrekten Interpretationen mehr in die Welt gesetzt werden.
Mehr Informationen zum Tierärzte Atlas Deutschland finden sich auf der Webseite Tierärzteatlas. Dort findet sich auch eine pdf-Version zum Download. Die gedruckte und gebundenen Variante kann gegen eine Schutzgebühr von 10 Euro bestellt werden.
FLI setzt Geflügelpest-Risiko herauf
Vor dem Hintergrund des Herbstvogelzuges und sinkender Temperaturen, die die Stabilität des Erregers begünstigen, hat das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) das Risiko für Infektionen mit und die Verbreitung von Geflügelpest für wilde Wasservögel, Geflügelhaltungen und gehaltene Vögel eine Stufe heraufgesetzt. Lediglich die Einschätzung bezüglich des Infektionsrisikos für deutsche Rinderbestände bleibt weiterhin sehr gering.
Deutsche Milchviehalter reduzieren Milchviehbestände besonders stark
In Deutschland reduzieren die Milchviehhalter ihre Tierzahlen stärker als die Landwirte in anderen EU-Ländern. Das geht aus einer Übersicht des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat) hervor.
Konkret heißt das, dass der Milchviehbestand in den vergangenen 12 Monaten bis Juni 2024 um 2,8 % auf 3,67 Mio. Tiere verringert wurde. In den 13 Mitgliedstaaten, für die Daten aus der Frühjahrserhebung vorliegen, nahm der Bestand im Vergleich zum Vorjahr um 2,3 % auf 17,80 Mio. Milchkühe ab. Diese Länder vereinigen mehr als 89 % der gesamten EU-Milchkuhherde auf sich. Lediglich in Italien wurden noch mehr Milchrinder (5,7%) abgebaut als in Deutschland.
Eine Aufstockung der Bestände konnte lediglich für Rumänien (0,2%) ausgemacht werden.
Artenschwund bei Wildtieren -bald kein Zurück mehr?
Die Populationsgrößen von Säugetieren, Amphibien, Reptilien und Vögeln und Fischen nehmen weltweit drastisch ab. In den vergangenen 50 Jahren sind die untersuchten Wirbeltierbestände um durchschnittlich 73 Prozent geschrumpft. Das geht aus dem heute erschienenen Living Planet Report 2024 des WWF hervor, für den knapp 35.000 globale Populationen von annähernd 5.500 Wirbeltierarten auf der ganzen Welt aus analysiert wurden.
Den stärksten Rückgang verzeichnen die Süßwasserökosysteme mit 85 Prozent, gefolgt von Land- (69%) und Meeresökosystemen (56%) Prozent. Geografisch sind Lateinamerika und die Karibik (95%), Afrika (76%) und die Asien-Pazifik-Region (60%) am stärksten betroffen. Dabei laufen ökologische Kipppunkte Gefahr, überschritten zu werden, lautet die eindringliche Warnung der Naturschutzorganisation.
„Der Living Planet Index zeigt: Wir zerstören, was uns am Leben hält. Unsere Gesundheit, unsere Lebensmittelversorgung, unser Zugang zu sauberem Wasser, die Stabilität der Wirtschaft und erträgliche Temperaturen sind abhängig von intakten Ökosystemen und gesunden Wildtierbeständen. Was wir für ein gutes und sicheres Leben benötigen, steht durch unsere Lebensweise auf dem Spiel“, so Kathrin Samson, Vorständin Naturschutz beim WWF Deutschland.
Der WWF ist überzeugt, alle Ursachen für das Artensterben sind menschengemacht. Daher hat der Mensch es auch in der Hand, das Fortbestehen von Arten zu ermöglichen. Das zeigen exemplarisch die Artenschutzmaßprojekte Wisent, Berggorilla und Bartgeier.
Der Living Planet Index dient auch als Frühwarnsystem für drohende ökologische Kipppunkte. Die Doppelkrise aus Biodiversitätsverlust und Klimakrise bringt nicht nur einzelne Arten an ihre Grenzen, sondern gefährdet die Stabilität ganzer Ökosysteme. Die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes und die globale Massenbleiche von Korallenriffen sind nur zwei Beispiele dafür. „Mit der Natur lässt sich nicht verhandeln - die Kipppunkte, auf die wir zusteuern, markieren die Grenze des Unumkehrbaren“, warnt Kathrin Samson. Die kommenden fünf Jahre seien entscheidend für die Zukunft des Lebens auf unserer Erde. „Noch können wir das Ruder herumreißen und den Verlust der biologischen Vielfalt aufhalten. Dafür muss aber die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft schneller gehen“, fordert Kathrin Samson.
Antibiotikaabgabe an Tierärzte erneut gesunken
In Deutschland ist die Menge der in der Tiermedizin abgegebenen Antibiotika im Jahr 2023 erneut leicht gesunken. Laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) wurden insgesamt 529 Tonnen Antibiotika an die Tierärzteschaft und weitere Empfänger abgegeben. Dies ist der niedrigste Wert seit Beginn der Erfassung im Jahr 2011.
Aufgrund gesetzlicher Änderungen werden seit 2023 nicht nur Antibiotika erfasst, die von pharmazeutischen Unternehmen und Großhändlern an Tierärzte abgegeben werden, sondern zum Beispiel auch an Apotheken, Veterinärbehörden und Hochschulen. Deshalb sind die Zahlen nur eingeschränkt mit denen der Vorjahre vergleichbar. In der Summe wurden für das Jahr 2023 insgesamt 11 Tonnen (-2,1 %) weniger abgegebene antibiotische Tierarzneimittel an das BVL gemeldet als im Jahr 2022. Gegenüber 2011, dem ersten Jahr der Erfassung der Antibiotikaabgabemengen, beträgt der Rückgang 69 %.
Von den im Jahr 2023 insgesamt 529 Tonnen (t) abgegebenen Antibiotika entfallen wie in den Vorjahren die größten Mengen auf Penicilline (206 t) und Tetrazykline (104 t). Es folgen Sulfonamide (57 t), Makrolide (51 t), Aminoglykoside (36 t) und Polypeptidantibiotika (33 t).
Von den Antibiotika, welche von der Weltgesundheitsorganisation WHO als Wirkstoffe mit besonderer Bedeutung für die Therapie beim Menschen (Highest Priority Critically Important Antimicrobials for Human Medicine) eingestuft werden, sind für die Cephalosporine der 3. und 4. Generation (0,8 t; -24,4 %) und Polypeptidantibiotika (Colistin; 33 t; -24,7 %) deutlich geringere Mengen abgegeben worden als im Vorjahr. Für die Fluorchinolone kam es im Vergleich zum Vorjahr zu einem leichten Anstieg der gemeldeten Abgabemengen um 0,1 t (+2,2%).
Entsprechend der Farm-to-Fork-Strategie der Europäischen Kommission soll der Antibiotikaeinsatz in der landwirtschaftlichen Tierhaltung zwischen 2018 und 2030 europaweit halbiert werden. In Deutschland konnten die Verkäufe von Antibiotika in der Tiermedizin in den Jahren 2018 bis 2023 bereits um 27 % reduziert werden. Die gemeldeten Wirkstoffmengen lassen sich einzelnen Tierarten nicht zuordnen, da die Mehrzahl der Tierarzneimittel, welche diese Wirkstoffe enthalten, für die Anwendung bei verschiedenen Tierarten zugelassen ist.
Syringomyelie bei Zwergrassen weit verbreitet
Untersuchungen der Universität Utrecht zeigen, dass kleine reinrassige Hunde und Kreuzungen kleiner Hunderassen häufig an Syringomyelie leiden. Dies ist eine Erkrankung, bei der das Kleinhirn durch das Hinterhauptsloch (Foramen magnum) austritt und/oder sich Hohlräume bilden, die das Rückenmark schädigen und Schmerzen verursachen können. Darüber müssen sich die Züchter bewusst sein, wenn sie mit diesen kleinen Hunde züchten und auch die Personen, die solche Hundrassen kaufen.
Der Veterinär-Neurologe und außerordentliche Professor Paul Mandigers hat die beiden Erkrankungen bereits bei Pomeranians und Cavaliers erforscht. Die Tatsache, dass diese Erkrankungen nun auch bei Chihuahuas, Französischen Bulldoggen, Griffons und Möpsen sowie bei mehreren anderen kleinen Hunderassen und Mischlingen in signifikanter Häufigkeit festgestellt wurden, zeigt, dass diese Krankheiten weiter verbreitet sind als ursprünglich angenommen.
„Hunde mit diesen Anomalien können sehr leiden. Wir müssen dies unbedingt verringern, indem wir den Züchtern helfen, eine gesunde Auswahl von Zuchthunden zu treffen. Die Hunde können durch MRT-Untersuchungen untersucht werden. Durch die Auswahl gesunder Elterntiere kann viel Leid bei den Nachkommen verhindert werden. Lassen Sie uns diese Krankheiten gemeinsam bekämpfen“, appelliert Mandigers an Züchter:innen.
Geflügelpestvirus dringt über Luft in Ställe ein
Das Geflügelpestvirus kann über die Luft in Geflügelställe eindringen. Dies konnten Forscher der Universität Utrecht zeigen, in dem sie DNA von Wasservögeln in der Luftzufuhr von Geflügelställen nachweisen konnten. Dies könne auch den Eintrag des Virus trotz strenger Biosicherheitsmaßnahmen erklären. Demnach können winzige mit dem Virus kontaminierte Partikel von wildlebenden Wasservögeln, wie Federn und Kot, über die Luftzufuhr in Geflügelställe gelangen. Der Nachweis der DNA von wilden Wasservögeln im Geflügelstall untermauere diese Theorie des Eintrags, so die Forschenden.
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Schweizer sollen sich Notvorrat anlegen
Die Schweiz hat einen neuen Notvorrats-Rechner vorgestellt, über den der Bund die Schweizer Bürger:innen dazu auffordern möchte, sich eine Notreserve zusammen zu stellen und anzulegen. bewegen. Die wirtschaftliche Landesversorgung (WL) habe eine entsprechende Informationskampagne lanciert, teilte sie am Dienstag mit. Hintergrund der Initiative sind in der Vergangenheit stattgefundene Extremwetterereignisse oder auch die Coronapandemie, die in verschiedenen Teilen der Schweiz zu unerwarteten Situationen und einer eingeschränkten Versorgungslage geführt hatten. Ein Notvorrat sei eine einfache und im Krisenfall sehr effektive Massnahme, dem entgegen zu wirken und einige Tage Versorgungsunabhängigkeit sicher zu stellen.
Myxomatose grassiert unter Feldhasen in NRW
Die Myxomatose, verursacht durch das Myxomavirus, war in Deutschland bislang auf Kaninchen beschränkt. Nun werden in Nordrhein-Westfalen vermehrt schwer erkrankte oder verendete Feldhasen (Lepus europaeus) aufgefunden, die die typischen Anzeichen der Myxomatose wie beim Kaninchen zeigen. Dazu gehören Schwellungen der Augenlider, der Genitalschleimhäute und Entzündungen im Nasen- und Lippenbereich sowie Apathie und Verlust des natürlichen Fluchtinstinkts. Bei den Tieren konnte laut Mitteilung des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) mit Hilfe moderner molekularer Untersuchungen wie Genomsequenzierung und real-time PCR eine Variante des Myxomavirus identifiziert werden, die ein erweitertes Wirtsspektrum aufweist und somit auch deutsche Feldhasen identifizieren kann. Diese Variante des Myxomavirus wurde erstmals 2018 in Spanien und Portugal bei Iberischen Hasen (Lepus granatensis) nachgewiesen und stellt eine natürliche Rekombination des klassischen Myxomavirus mit einem bisher unbekannten Pockenvirus dar. Weitere Untersuchungen zur Verbreitung und Charakterisierung dieser Variante sind derzeit im Gange und werden von der Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung (LANUV) zwischen den Chemischen- und Veterinäruntersuchungsämtern und dem Friedrich-Loeffler-Institut koordiniert.
Für den Menschen ist das Myxomavirus jedoch ungefährlich.
Bejagung des Wolfs soll in Koalitionsvertrag
Der Landesjagdverband Brandenburg hat die neue Landesregierung aufgefordert, im Koalitionsvertrag die Bejagung von Wölfen festzuschreiben. Außerdem forderte der Verband die Einführung einer Wolfs-Obergrenze in Brandenburg. "Wir sehen eine kommende Regierungskoalition in der Pflicht, das mit in den Koalitionsvertrag aufzunehmen", so Geschäftsführer Kai Hamann. Einen Abschuss einzelner problematischer Wölfe sei nicht ausreichend, da die Zahl der Wolfs-Übergriffe auf Nutztiere gestiegen sei. Laut dem Jagdverband gibt es allein in Brandenburg mehr als 1.000 Wölfe. Das seien deutlich zu viele, weshalb er eine Jagdsaison für Wölfe im November und Dezember fordert. "Wir sehen eine große Chance, dass der Wolf ins Jagdrecht kommt. Die Zahl der Wölfe, die wir haben, ist nicht tragbar."
Hintergrund ist, dass immer mehr Wölfe über Zäune springen und Schafe, Rinder und auch Ponys reißen.