Status quo
Die Veterinärmedizin leistet einen wichtigen
Beitrag für die Gesellschaft, indem sie für das
Wohlergehen von Tier und Mensch sowohl durch
präventive als auch kurative Maßnahmen und akute
Seuchenbekämpfung sorgt. Somit sind Tierärzte und
Tierärztinnen Garanten der Lebensmittelsicherheit.
Allerdings wird in immer mehr Bereichen ein
Mangel an Tierärzten beklagt und eine nicht mehr
flächendeckende Versorgung der Tiere prophezeit.
Dies wird voraussichtlich vor allem die
strukturschwachen Regionen und die Nutztierpraxis
betreffen.
Bereits heute gestaltet es sich in Deutschland
und auch in Österreich schwierig, dort die Not-
und Wochenenddienste aufrecht zu erhalten. Nicht
selten müssen Tierhalter lange Anfahrtswege in
Kauf nehmen. Dies kann sich bei einem Notfall
jedoch auch fatal auf die Prognose des Tieres
auswirken.
Während die einen in der zunehmenden
Feminierung die Schuld sehen, sind es für die
anderen die Zulassungsbedingungen zum Studium bzw.
das Studium selbst. Wieder andere geben der
Generation Y mit ihrem ausgeprägten Anspruch an
eine ausgeglichene Work-Life-Balance die Schuld,
oder aber es sind die Verdienstaussichten bzw. die
unbequemen Arbeitsbedingungen und nicht immer
planbaren Arbeitszeiten, die zu dieser mit unter
unzureichenden tierärztlichen Versorgungsdichte
führen.
Hier finden Sie verschiedene Beiträge, die
dieses Thema bzw. diese Themen von verschiedenen
Seiten näher beleuchten, und auch die Meinungen
unterschiedlicher Persönlichkeiten.
Am vergangenen Wochenende haben sich in Bielefeld mehr als 1100
Tierärzt:innen auf der diesjährigen bpt-INTENSIV 2023
zusammengefunden. Das Thema „Der Notfallpatient“ wurde intensiv
in Fachvorträgen und Fallbeispielen beleuchtet. Hinzu kamen 282
Tiermedizinische Fachangestellte und 71 Ausstellerfirmen. „Wir
freuen uns sehr, dass wir in Bielefeld mit dem zweitbesten
Kongressergebnis in der 30jährigen Kongressgeschichte wieder voll
durchgestartet sind und die Teilnehmerzahlen endlich wieder Vor-
Corona-Niveau erreicht haben“, erklärte bpt-Präsident Dr. Siegfried
Moder. „Noch erfreulicher ist, dass die meisten Teilnehmenden, trotz
Online-Angebot, vor Ort waren und sich im persönlichen Austausch
mit Kolleginnen und Kollegen und Expertinnen und Experten
fortgebildet haben“, so Moder. Im weiteren Fokus der zahlreichen
Gespräche stand vorherrschend das Thema Tierarztmangel.
Ursachen und
Lösungswege, wie ein intensiviertes
Praxismanagement und neue Praxismodelle, spezialisierte Praxen für
Notdienste sowie die Neuorganisation von Notdienstringen wurden
dabei diskutiert. Thema der kommenden bpt-INTENSIV
(29.2.-3.3.2024) wird „Der schweratmige Patient“ sein. Auch der
Dessauer Zukunftskreis (DZK) beschäftigt sich intensiv mit dem
Tierarztmangel. Die aus dem DZK entstandene Brancheninitiative
Tierarztmangel.de hat mit dem „Wörlitzer Memorandum“ Gründe und
Lösungsansätze beschrieben. Um Mitarbeiter:innen langfristig zu
halten, ist eine gute Personalführung unumgänglich. In vier Modulen
zeigt der Tierarzt und Trainer für Persönlichkeitsentwicklung, Dr.
Michael Katikaridis, die wichtigsten Skills für eine erfolgreiche
Personalführung. Das letzte Live-Webinar findet am kommenden
Dienstag, den 9.5.2023, statt. Eine Aufzeichnung aller 4 Module sind
bis zum 18.10.2023 auf Myvetlearn.de verfügbar.
Der Beruf der Tierärztin/des
Tierarztes ist von Vielen ein Kindheitstraum. Das Studium ist jedoch sehr anspruchsvoll, und ein
außergewöhnlich guter Schulabschluss wird benötigt, um das Studium antreten zu können. Doch auch wenn es mit dem Erreichen des geforderten Numerus Clausus mit dem Veterinärmedizinstudium nicht klappen sollte, stehen
Studieninteressierten und Auszubildenden viele Türen zu weiteren Berufen mit Tieren offen. Von einem Studium der Biologie, der Zoologie oder der Agrarwissenschaften über eine Ausbildung zur/m Tiermedizinischen Fachangestellten (TFA) bis hin zum Pferdewirt gibt es zahlreiche Alternativen zum Studium der Veterinärmedizin. In einem Chat am 3. Mai 2023 können alle Fragen zu den
vielfältigen Berufen rund um die Vier- und Zweibeiner gestellt werden. Beim Abi-Chat der Arbeitsagentur von 16.00 bis 17.30 Uhr am morgigen Mittwoch nehmen sich fachkundige Expert:innen Zeit für
Fragen
rund um das Thema „Berufe mit Tieren“. Der Chat wird kurz vor 16 Uhr auf der Internetseite freigeschaltet und ermöglicht ein direktes Einloggen. Zudem wird ein Chatprotokoll zum Nachlesen
zur Verfügung gestellt. Falls die Voraussetzungen für ein Studium der
Veterinärmedizin vorliegen und der Wunsch besteht, ein solches zu
absolvieren, informiert die Webseite beruftierarzt.de des Dessauer Zukunftskreises (DZK) über die Vielfalt der beruflichen Möglichkeiten als
Tierarzt/Tierärztin. Die begleitende Broschüre "Tiermedizin: Ein Beruf
– Viele Perspektiven – Unzählige Möglichkeiten" ist über den Vetion.de-Shop gegen eine Schutzgebühr erhältlich bzw. steht zum Download zur Verfügung. Denn Tierärzt:innen werden in Deutschland dringend gebraucht. Die Branchen-Initiative tierarztmangel.de hat mit dem Wörlitzer Memorandum die Gründe für den Tierarztmangel beschrieben und Lösungsansätze
zusammengestellt.
Seit dem Jahr 2000 wird jedes Jahr weltweit am letzten Samstag im
April der Internationale Tag der Tierärzte (World Veterinary Day)
begangen. Zu gleichen Teilen stehen sowohl die Arbeit der Tiermediziner:innen als auch die Gesundheit der Tiere im Mittelpunkt
dieses besonderen Tages. Den am morgigen Samstag (29.04.2023) begangenen World Veterinary Day möchte die
Bundestierärztekammer (BTK) zum Anlass nehmen, über die vielfältigen Tätigkeitsfelder und die Entwicklungen in der Veterinärmedizin zu informieren. In der Kleintier- und Pferdemedizin wurden gerade hinsichtlich Medizintechnik und den Operationsmethoden in den vergangenen Jahren große Fortschritte erzielt. Auch Spezialist:innen für bestimmte Tätigkeitsbereiche oder spezielle Tiergruppen sind mehr und mehr gefragt. Die Nutztiermedizin ist stark von äußeren Rahmenbedingungen abhängig.
Im Mittelpunkt stehen hier besonders Lebensmittel liefernde Tiere und damit immer auch der gesundheitliche Verbraucherschutz. Daher sind NutztierpraktikerInnen Fachleute für Tiergesundheit, Tierschutz und
Lebensmittelsicherheit. Ohne die zahlreichen TierärztInnen im
öffentlichen Veterinärwesen wäre die Bekämpfung von Tierseuchen und Zoonosen, der gesundheitliche Verbraucherschut und die Lebensmittelhygiene, sowie eine Kontrolle von Tiertransporten nicht
möglich. Ein weiteres wichtiges Tätigkeitsfeld von VeterinärmedizinerInnen ist die Pharmaindustrie, die Arzneimittel
erforscht und herstellt. Denn Tierärzt:innen heilen nicht nur Krankheiten bei Tieren, sondern dienen auch der Erhaltung und Entwicklung eines leistungsfähigen Tierbestands. Damit helfen sie, den Menschen vor Gefahren und Schädigungen durch Tierkrankheiten sowie durch Lebensmittel und Erzeugnisse tierischer Herkunft zu schützen.
Auch der Dessauer Zukunftskreis (DZK) informiert mit der Webseite www.beruftierarzt.de über die vielfältigen beruflichen Möglichkeiten von Tierärzt:innen. Außerdem hat der DZK die Broschüre "Tiermedizin" herausgegeben, die gegen eine Schutzgebühr im Vetion.de-Shop zu bestellen ist. Schulen wird diese auf Anfrage für den Berufsinformationstag kostenfrei zur Verfügung gestellt.
Weiterführende Links
Studie: Was denken Deutschlands zukünftige Tierärzte?
Diese Studie hat der Dessauer-Zukunftskreis gemeinsam mit dem marktforschungsinstitut iConsult erstellt. Sie zeigt die Gründe für die Berufswahl, den Zeitpunkt der Berufswahl, die Desillusionierung während des Studiums und die Gefühle der jungen Generation auf.
Pressemitteilung zur Tierärztliche Versorgung in Österreich
Die Ergebnisse der Studie geben Einblick in die veterinärmedizinische Ausbildung, den Ist-Stand, die zukünftigen Herausforderungen und in den Strukturwandel des Berufsfelds.
DZK-Broschüre zu den beruflichen Perspektiven für TierärztInnen
Der Dessauer-Zukunftskreis hat eine Wende-Broschüre entwickelt, in der sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf ihre Eignung zu einer Praxispartnerschaft testen können.
Bund angestellter Tierärzte
Videobeitrag zum Tierärztemangel auf dem Land
bpt: Notdienste „trotz“ Arbeitszeitgesetz – was geht?
bpt: Tierschutz braucht Landtierärzte
Ergebnisse des 1. ÖTK-Zukunftskongresses
Auf dem 1. ÖTK-Zukunftskongress wurde intensiv über die Themen Frauen, der Paradigmenwechsel in der Einstellung der TierärztInnnen (Stichwort: Work-Life-Balance), die künftige Ausbildung des Nachwuchses, die Ökonomie in der Tierarztpraxis, die gesellschaftliche Verantwortung und der Tierschutz, die Veränderungen in der Landwirtschaft, die tierärztlichen Rekrutierungsprobleme im Nutztierbereich, die Herausforderungen in der Amtstierärzteschaft und die Verantwortung der Pharmaindustrie diskutiert.