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Besamungserfolg & Milchkuhmanagement

Fruchtbarkeitsmanagement: Der Schlüssel zum Erfolg

Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die den Erfolg oder Misserfolg einer künstlichen Besamung bestimmen. Auch wenn es nur in einem Bereich nicht passt, wird die künstliche Besamung in Ihrer Herde keine zufriedenstellenden Ergebnisse bringen.

Ein Fruchtbarkeitsmanagement setzt dort an, wo mögliche Störungen auftreten können und stellt diese frühzeitig ab. Fruchtbarkeitsmanagement bedeutet:
  • ein im voraus geplantes Vorgehen
  • regelmäßiges und konsequentes Handeln
  • Arbeiten im Team
  • eine ständige Anstrengung
  • der einzige vernünftige Weg

Welche Faktoren bestimmen den Besamungserfolg?

Stellen Sie sich vor, dass gestern Abend 3 Kühe aus Ihrer Herde besamt worden sind. Was ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese 3 Kühe aufgenommen haben? Werden die 3 Kühe in ungefähr 280 Tagen ein Kalb zur Welt bringen? Wie schätzen Sie die Erfolgsquote dieser Besamungen ein?

Jeder von Ihnen, der sich intensiv um die Fruchtbarkeit seiner Herde Gedanken macht, wird sich solche Fragen stellen. In einer Reihe von Beiträgen sollen die Grundlagen zum Fruchtbarkeitsmanagement und wichtige Einflußgrößen beschrieben werden. Darauf aufbauend wird dargestellt, wie Sie die Fruchtbarkeit Ihrer Herde aktiv planen können und welche Werkzeuge Ihnen und Ihrem Tierarzt zur Verfügung stehen, um die Herdenfruchtbarkeit sicherzustellen.

Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die den Erfolg oder Misserfolg einer künstlichen Besamung bestimmen. Auch wenn nur ein Bestandteil der "Trächtigkeitsformel" nicht funktioniert, wird die künstliche Besamung in Ihrer Herde keine zufriedenstellenden Ergebnisse bringen. Häufig wird dann voreilig das Hauptproblem in der "Fruchtbarkeit der Kühe" vermutet. Ebenso voreilig wird darauf hin die Lösung des Problems in einer Bedeckung der Kühe durch einen Bullen gesucht. Bedenken Sie jedoch, daß ein Bulle auch erhebliche Risiken mit in den Betrieb hinein bringt. So bestehen insbesondere Unsicherheiten hinsichtlich des Zuchtfortschrittes, der Übertragung von Geschlechtskrankheiten und Verletzungsgefahren für alle Mitarbeiter des Betriebes. Auch die Fruchtbarkeit eines Bullen muss regelmäßig durch einen Tierarzt überwacht werden. Langfristig gibt es keine Alternative zur künstlichen Besamung. Für den Erfolg ist wichtig, dass Sie sich an die Spielregeln halten, auf denen eine gute Fruchtbarkeit basiert. Grundsätzlich wird die Fruchtbarkeitsleistung in einer Herde (d. h. die Trächtigkeitsrate pro Zeiteinheit) durch vier Faktoren bestimmt. Diese sind die Brunstnutzungsrate, der Besamungserfolg, die Fruchtbarkeit des Spermas und die Effizienz der künstlichen Besamung.

Die Fruchtbarkeit Ihrer Herde beruht also auf dem Zusammenspiel dieser vier Größen. Bedenken Sie immer folgendes: wenn ein Glied in dieser Kette schwach wird, muss ein anderer Faktor diese Schwäche ausgleichen. Ist das nicht der Fall, sinkt die Fruchtbarkeitsleistung der Herde ab.

In der Rubrik "Publikationen" finden Sie jede Menge Informationen, wie Sie die vier genannten Bereich kontrollieren, managen und damit in den Griff bekommen können.

Der Beitrag "Wo ist das schwächste Glied in Ihrer Trächtigkeitsformel" enthält eine ausführliche Version zu dieser Problematik für Ihren Drucker optimiert (PDF).

Bullen bringen es nicht

Bei Problemen mit der Brunsterkennung und schlechten Besamungserfolgen wird oft das Hauptproblem in der „Fruchtbarkeit der Kühe“ vermutet. Häufig sind jedoch nicht die Kühe krank sondern das Management des Betriebes. Das heißt, das Problem liegt bei uns selber. Leider geben wir schlechte Gewohnheiten oder Versäumnisse nicht gerne zu.

Bei einer schlechten Fruchtbarkeit der Herde wird oft die Lösung des Problems mit einem betriebseigenen Deckbullen versucht.

Bedenken Sie jedoch, dass ein Bulle auch erhebliche Nachteile und Gefahren mit in den Betrieb hinein bringt. Dazu gehören unter anderem:
  • Kein oder verlangsamter Zuchtfortschritt
  • Übertragung von Infektions- & Geschlechtskrankheiten
  • Erhebliche Kosten (der Bulle ist nicht billiger als die künstliche Besamung
  • Vermehrte Schwergeburten bei Färsen
  • Inzucht
  • Verletzungsgefahr für Sie und Ihre Mitarbeiter
  • Eine überschätzte Fruchtbarkeit des Bullen
  • Zusätzliche Arbeitsbelastung

Tipps für Besamer

Wie können Sie die Handhabung des Spermas beim Besamen verbessern und damit zu einem guten Besamungserfolg beitragen?
  • Die Container, in denen die Spermaportionen lagern, immer unten im Hals des Stickstoffbehälters belassen.
  • Benutzen Sie eine Pinzette zur Entnahme der Röhrchen (Paillietten).
  • Erfragen Sie die Auftauanweisungen bei Ihrer Besamungsstation und halten Sie diese exakt ein.
  • Benutzen Sie immer ein Thermometer zur Kontrolle der richtigen Temperatur des Wasserbads.
  • Benutzen Sie eine Stoppuhr, um die Auftauzeit korrekt einzuhalten.
  • Tauen Sie nie mehr als 2 Portionen gleichzeitig auf.
  • Trocknen Sie die Paillietten immer mit einem sauberen Papiertuch ab.
  • Schneiden Sie die Pailliette rechtwinklig am zugeschweißten Ende ab. Damit wird verhindert, dass Sperma zwischen der Pipette und der Paillette verloren geht.
  • Vermeiden Sie einen Temperaturschock. Wärmen Sie die Besamungspipette langsam auf Körpertemperatur an.
  • Stecken Sie die Pipette fest mit dem Mandrin (Stab) zusammen.
  • Schützen Sie die saubere, besamungsfertige Pipette mit einem Papiertuch vor Schmutz, Feuchtigkeit und Temperaturschwankungen.

Viele Einflussfaktoren

Die Fruchtbarkeit der Kühe schwankt von Betrieb zu Betrieb erheblich. Sie wird durch die Haltung, Hygiene, Fütterung, Körperkondition, allgemeine Gesundheit, Züchtung, den Kuhkomfort, den Besamungszeitpunkt und viele andere zum Teil auch unbekannte Faktoren beeinflusst. Die Länge der Freiwilligen Wartezeit hat ebenfalls einen deutlichen Effekt auf den Erstbesamungserfolg. In vielen Betrieben ist der Besamungserfolg nach einer Freiwilligen Wartezeit von 60 Tagen größer als bei einer kürzeren Freiwilligen Wartezeit. Wenn Sie länger als 60 Tage mit dem Besamungsbeginn warten, steigt der Besamungserfolg nur noch unwesentlich an. Zudem nehmen Sie damit wirtschaftliche Verluste in Kauf. Für eine gute Fruchtbarkeit ist es wichtig, dass die zur künstlichen Besamung anstehenden Kühe vor der Belegung 2 bis 3 mal in Brunst gewesen sind. Auch ist die Häufigkeit eines frühembryonalen Fruchttods (Absterben von Früchten in den ersten 40 Tagen nach der Besamung) von Herde zu Herde sehr unterschiedlich und kann die Fruchtbarkeit nachteilig beeinflussen.

Systematisches Arbeiten im Milchviehbetrieb

Systematisches Arbeiten im Milchviehbetrieb als Instrument für ein verbessertes Management in den immer größer werdenden Herden. Meiner Meinung nach spielt die Herdenbetreuung (inkl. Tierbeobachtung und -kontrolle) eine entscheidende Rolle bei den häufig anstehenden Fruchtbarkeitsproblemen. Um diese arbeitswirtschaftlich sinnvoll zu integrieren, muss dafür Zeit freigesetzt werden. Dazu finden sich im Vortrag einige Beispiele, wie auch andere Arbeiten in bestimmte Systeme eingebunden werden können und dadurch zu einer Verbesserung des Betriebsergebnisses beitragen können.

Ein gutes Fruchtbarkeitsergebnis ist die Summe vieler Maßnahmen und niemals nur durch das Drehen an einer Schraube zu erreichen. Es gibt aber genügend Betriebe, die trotz hoher Leistungen und großen Tierzahlen gute Ergebnisse vorweisen können.
H. Pförtner, ATR Landhandel

Vorträge

Besamungserfolg durch Fütterung
Ernährung der Milchkuh vor dem Kalben

von Dr. Bernd Pieper
Dr. Pieper Technologie- und Produktentwicklung


Wie können Sie Fütterungsfehler vor dem Abkalben vermeiden? Wichtig sind die Energie- und Proteinversorgung sowie die Vorbeuge von Milchfieber und Ketose. Die exzellenten Ausführungen eines Praktikers.
PDF-Datei des Vortrags


Ernährung und Management der Milchkuh vor dem Kalben
von Dr. Angela Schröder, Kiel
Dr. Pieper Technologie- und Produktentwicklung


Hier erhalten Sie in leicht verständlicher Form einen Überblick über die Fütterung vor dem Kalben. Wichtige Bereiche sind die Energie- und Proteinversorgung sowie die Vorbeuge von Milchfieber und Ketose.
PDF-Datei des Vortrags


Milchkühe nach der Abkalbung richtig managen
von Prof. Dr. W. Heuwieser

Anlässlich der Eurotier 2004 hielt Prof. Dr. W. Heuwieser von der Tierklinik für Fortpflanzung in Berlin einen anschaulichen Vortrag zum Thema Management nach der Abkalbung. Eindringlich wies er auf die Notwendigkeit hin, beim Fruchtbarkeitsmanagement nicht nur auf die Besamung und die Trächtigkeitsuntersuchung zu achten. Vielmehr ist es wichtig, bereits in der Transitionsphase eine solide Grundlage für die nachfolgende Abkalbung und die neue Trächtigkeit zu legen. Die präsentierten sieben Grundregeln umfassen folgende Schritte: 1. Vor der Abkalbung anfangen. Besonders wichtig ist es, eine Verfettung und das Milchfieber zu vermeiden. 2. Zeit und Hygiene sind die besten Geburtshelfer. Auch Kühe haben das Recht auf eine saubere und sanfte Geburt. 3. Negative Energiebilanz im Griff haben. Nach der Abkalbung die Futteraufnahme optimieren. 4. Ran an die Kuh und dokumentieren. Das gilt insbesondere für die ersten zehn Tage nach der Abkalbung (für mindestens 7 Tage Fiebermessen) bei der Puerperalkontrolle sowie der Brunstbeobachtung. 5. Auf die Trächtigkeitsrate kommt es an. Der Besamungserfolg erfasst nur die besamten Kühe. Deshalb ist der Aussagewert begrenzt. Zur Beurteilung der Fruchtbarkeitsleistung der gesamten Herde Brunstnutzung und Besamungserfolg beurteilen. 6. Gesundheit ist der Schlüssel zum Erfolg. Lahme und kranke Kühe nehmen schlechter auf. 7. Stress vermeiden. Das gilt besonders für die Zeit vor sowie bei der Abkalbung und für die ersten 4 Wochen nach der künstlichen Besamung.
PDF-Datei des Vortrags


Optimierte Fütterung nach dem Kalben
von Helmut Pförtner, ATR Landhandel, Rödemishallig, 25813 Husum

Eine optimale Fütterung stellt einen wichtigen Baustein für ein erfolgreiches Fruchtbarkeitsmanagement dar.

Der Referent gibt wichtige Denkanstösse für ein strategisches Fruchtbarkeitsmanagement.
PDF-Datei des Vortrags

Publikationen

Brunstbeobachtung beim Rind

Autor: Prof. Wolfgang Heuwieser
Professor für Physiologie und Pathologie der Fortpflanzung, FU Berlin
Homepage

In der Regel denken wir bei Fruchtbarkeitsstörungen im Bestand daran, daß die Kühe nicht aufnehmen oder nicht rechtzeitig sauber geworden sind. Häufig liegt eine schlechte Reproduktionsleistung einer Herde jedoch an einer mangelhaften Brunstbeobachtung. Hier lesen Sie, warum eine gute Brunstbeobachtung wichtig ist und lernen, primäre und sekundäre Brunstanzeichen zu unterscheiden. Sie erfahren, wo die Schwierigkeiten bei der Brunstbeobachtung liegen. Dadurch sind Sie in der Lage, die Brunstbeobachtung Ihres Betriebes zu verbessern und die Fruchtbarkeit zu steigern.

Weitere Informationen
Warum ist die Brunstbeobachtung so wichtig ? Zwei Faktoren beeinflussen die Fruchtbarkeit einer Herde. Das sind die Effektivität der Brunstbeobachtung, auch Brunsterkennungsrate genannt (Prozentzahl der brünstigen Tiere, die als solche erkannt werden) und die Konzeptionsrate (Prozentzahl der besamten Tiere, die tragend werden). Somit ist die Brunsterkennung das erste Glied in einer Kette, die für jeden Milcherzeuger das "tägliche Brot" ist. Diese Kette beginnt mit der Brunst des Tieres und deren korrekten Erkennung und Erfassung. Die daraufhin ausgeführte Besamung resultiert mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit, die wir rückwirkend dann als Konzeptionsrate erfassen, in einer Trächtigkeit und letztlich in einer erneuten Abkalbung. Diese setzt ihrerseits wieder die Milchproduktion in Gang, welche das Haupteinkommen eines milcherzeugenden Betriebes ausmacht.

Die "schlechte Fruchtbarkeit" eines Bestandes liegt häufig an einer mangelhaften Brunstbeobachtung. Nach neuesten Untersuchungen kann eine mangelhafte Brunstbeobachtung sogar einen grösseren Anteil an den Fruchtbarkeitsstörungen einer Herde haben als eine ungenügende Konzeptionsrate. Insbesondere gibt es zwei Schwierigkeiten, die es zu meistern gilt: Nichtbeobachtete Brunstperioden (eine Brunst tritt zwar auf, wird jedoch übersehen) und Fälschliche Annahme einer Brunst (die vermeintlich brünstige Kuh ist tatsächlich gar nicht in Brunst,wird jedoch besamt). Beide Fehler setzen die Fruchtbarkeit einer Herde herab und sind Zeit- und Geldverschwendung.

Was sind die sichersten Brunstanzeichen ? Das Ziel der Brunstbeobachtung ist es, die Kühe zu finden, die "stehen", wenn sie von anderen Kühen besprungen werden. Diese "Duldungsbereitschaft" (Hochbrunst, stehende Brunst, standing heat) gilt als primäres Brunstanzeichen und ist das Schlüsselzeichen, das es zu erkennen gilt und der sicherste Hinweis darauf, daß die Besamung erfolgen sollte. Eine Kuh ist mit sehr grosser Wahrscheinichkeit (90-95%) in Hochbrunst, wenn sie den Aufsprung anderer Tiere duldet. Die Kuh, die das Bespringen ausführt, ist dagegen mit deutlich geringerer Wahrscheinlichkeit (65-70%) in Hochbrunst. Es gilt allerdings aufzupassen da 5 bis10% der tragenden Tiere ebenfalls "stehen" wenn sie besprungen werden. Die Duldungsbereitschaft ist nur für eine bestimmte Zeit während der gesamten Brunst des Tieres vorhanden. Sie dauert bei Kühen im Mittel 9 bis 18 Stunden während sie bei Färsen etwa 2 Stunden kürzer ist. Bei Anbindehaltung sollten die Kühe mindestens zweimal pro Tag in einem Auslauf beobachtet werden. Ist eine Beobachtung im Auslauf nicht möglich oder sind die Brunstanzeichen unklar, können Sie selbst durch Massage im Lendenbereich prüfen, ob eine Kuh duldungsbereit ist oder nicht. Wenn die Kuh die Kruppe senkt und den Schwanz anhebt, ist der "Duldungsreflex" positiv und die Kuh in Brunst.

Weitere Brunstanzeichen Neben der Duldungsbereitschaft als primärem Brunstanzeichen können Sie eine Reihe weiterer Brunstanzeichen beobachten. Diese sekundären Brunstanzeichen können in unterschiedlicher Kombination und Deutlichkeit auftreten. Meist sind sie auch in der Vor- und Nachbrunst zu sehen. Sie sind allein genommen jedoch nicht ausreichend um ein Tier zu besamen oder decken zu lassen. Der Abgang von klarem Schleim aus der Schamspalte (Vulva) gibt noch den besten Hinweis auf eine ablaufende Brunst. Weitere sekundäre Brunstanzeichen sind unter anderem Schleimspuren am Schwanz, an den Sitzbeinhöckern und an den Schenkeln, Hautabschürfungen am Schwanzansatz und Kreuzbein, Milchrückgang um mehr als 10% Rückgang der Futteraufnahme, Unruhe, Brüllen, sowie das sogenannte Brunstgesicht. Manchmal können Sie auch typische Verhaltensweisen bei Kühe in Brunst beobachten. Zum Beispiel das gegenseitiges Umkreisen von 2 Kühen, Kontaktsuche (Stossen, Reiben, Kopfauflegen), Ablecken und Beriechen von Nachbartieren sowie das Flehmen.

Sind Blutspuren oder blutiger Schleim am Schwanz oder an der Vulva zu sehen ("Tier hat abgeblutet"), ist die Hochbrunst bereits vorbei und die Kuh schon in der Nachbrunst. Ein Besamen oder Belegen ist sinnlos. Das Tier kommt 18 bis 24 Tage später wieder in Brunst und muss auf dem Brunstkalender oder im Herdenverwaltungsprogramm markiert werden. Kühe, die nicht "stehen", wenn sie besprungen werden, sind nicht in Hochbrunst, d.h. es besteht keine Duldungsbereitschaft, das Tier rindert nicht und kann auch nicht besamt werden.

Warum eine gute Brunstbeobachtung so schwierig ist In den meisten Herden haben 85% der Kühe einen regelmässigen Brunstzyklus von etwa 21 Tagen. Trotz dieses relativ regelmässigen Brunstzyklus, ist es zum Teil äusserst schwierig die Kühe zu finden, die "bullen". Das liegt daran, daß das Brunstverhalten von Kuh zu Kuh zum einen sehr unterschiedlich ist und zum anderen durch die Haltungsbedingungen und die im Stall arbeitenden Menschen beeinflusst wird. Häufig sind Zeitmangel oder Unkenntnis die Ursachen für eine schlechte Brunstbeobachtung. Bei Bestandsbesuchen stellen wir oft fest, dass der verantwortliche Mitarbeiter neben der Brunstbeobachtung noch andere Arbeiten wie Melken, Füttern oder Misten gleichzeitig erledigen soll. Da die Folgen einer mangelhaften Brunstbeobachtung (im Gegensatz z.B. zu einer nicht eingestreuten Liegebox) nicht sofort offensichtlich sind, bleibt die Brunstbeobachtung dann oft auf der Strecke. Zu starre Arbeitszeiten gehören ebenfalls zu den Ursachen mangelhafter Brunstbeobachtung. Häufig mangelt es einfach an einer ueberzeugenden Aufklärung vom Betriebsleiter oder dem betreuenden Tierarzt worauf es im Alltag ankommt; nämlich das "wie", "wann" und "wie lange". Zusammenhänge, die Sie kennen sollten Einige Besonderheiten des Brunstverhaltens sollten Sie kennen, um eine bessere Brunstbeobachtung zu machen. Bedenken Sie, daß die Duldungsbereitschaft (das "Stehen") nur im Durchschnitt 9 bis 18 Stunden dauert. Unter ungünstigen Bedingungen (Laufstall, Zementboden) kann diese Phase jedoch nur etwa 9 Stunden lang sein. Ein Durchschnitt bezieht sich immer auf eine grössere Gruppe von Tieren. Wenn wir einzelne Kühe betrachten, bedeutet "im Durchschnitt", daß 14% der Kühe für weniger als 4 Stunden, 26% der Kühe für 4 - 8 Stunden, 31% der Kühe für 8 - 12 Stunden, 20% der Kühe für 12 - 16 Stunden, 7% der Kühe für 16 - 20 Stunden und 2% der Kühe für mehr als 20 Stunden duldungsbereit sind.

Die Dauer der Duldungsbereitschaft ist zum einen also nicht nur von Kuh zu Kuh sehr unterschiedlich, sondern kann auch bei einzelnen Kühen extrem kurz sein. Unter Umständen so kurz, daß Sie nur eine sehr geringe Chance haben, diese Kühe als brünstig zu erkennen. Ein Teil der Kühe (etwa 5 bis 15%) ist stillbrünstig (d. h. die Kühe sind in Brunst, zeigen jedoch keine primären Brunstanzeichen). Zum anderen erfolgt das gegenseitige Bespringen meistens in Ruhephasen (bei unseren intensiven Haltungsformen also nachts). Der eigentliche Aufsprung dauert in der Regel nur 10 Sekunden oder kürzer und kann deshalb leicht verpasst werden. Hinzu kommt, daß das Brunstverhalten undeutlicher ist, wenn nur wenige (oder gar keine) andere Herdenmitglieder gleichzeitig in Brunst sind. Die Häufigkeit des gegenseitigen Bespringens ist am grössten, wenn etwa 3 oder 4 Tiere gleichzeitig in Brunst sind. Befindet sich eine Kuh in Brunst, wird sie etwa alle 30 Minuten besprungen. Lahmheiten setzen die Intensität der Brunstanzeichen herab, da Bewegungen schmerzhaft sind. Auch hier zahlt sich eine regelmässige Klauenpflege also aus.

Einflüsse durch die Haltungsbedingungen Auf nassem, rutschigem Boden haben Kühe Schwierigkeiten, einen Aufsprung auszuführen. Ein trockener Sandboden oder eine gute Weide sind dagegen ideal. Sie bieten einen "komfortablen" Untergrund für die Kühe und einen sicheren Stand beim Aufsprung. Laufställe und Ausläufe mit rutschigen Zementböden sind wenig geeignet zur Brunstkontrolle (ein gerillter Zementboden ist besser). Untersuchungen haben gezeigt, daß die Duldungsbereitschaft auf Sandboden (13.8 Stunden) deutlich länger ist als auf Zementboden (9.4 Stunden) und die Häufigkeit des Bespringens grösser. Auch die Umgebungstemperatur beeinflusst das Brunstverhalten. Bei kaltem Wetter erfolgt das Bespringen vermehrt zu den warmen Tageszeiten, d.h. tagsüber. Bei heissem Wetter erfolgt das Bespringen dagegen vermehrt in den kühleren Stunden des Tages, also nachts.

Einflüsse durch die im Stall arbeitenden Menschen In Deutschland werden auf einem durchschnittlichen milcherzeugenden Betrieb nur etwa die Hälfte der brünstigen Kühen als solche erkannt. Diese Brunsterkennungsrate von 50% ist erschreckend gering und besagt, daß etwa jede zweite Brunst übersehen wird. Ein realistisches und auch erreichbares Ziel liegt zwischen 65 und 80%. Das Hauptproblem besteht darin, Betriebsleiter und Stallpersonal von der absoluten Notwendigkeit zu überzeugen, die Kühe jeden Tag (365 Tage im Jahr) und regelmässig auf Brunst zu kontrollieren. Wenn die Brunstbeobachtung immer hinter anderen "wichtigeren" Arbeiten zurücksteht, sinkt die Fruchtbarkeit der Herde erheblich. Diese Tatsache nehmen sich Landwirte und Tierärzte häufig nicht ausreichend zu Herzen.

Das Brunstverhalten (Duldung des Aufsprungs) ist unter natürlichen Bedingungen tagsüber deutlicher ausgeprägt als nachts, vorausgesetzt die Kühe sind ungestört. Dieser Rhythmus wird jedoch durch die notwendigen Stallarbeiten erheblich beeinflusst. Alle Massnahmen wie Melken, Füttern, Misten oder tierärztliche Behandlungen führen dazu, daß das natürliche Brunstverhalten gestört und dadurch undeutlicher wird (weniger Aufsprünge). Zudem ist ein Beobachter, der seine volle Aufmerksamkeit auf die Beobachtung der Kühe konzentrieren kann, besser als jemand, der gleichzeitig füttern, melken oder misten muss. Die tagsüber im allgemeinen vorhandene Unruhe bewirkt, daß Aufsprünge (und die Duldung) vermehrt nachts und in den frühen Morgenstunden zu sehen sind, weil die Kühe dann ungestört sind. Deshalb sollten Sie die Brunstbeobachtung vermeiden, wenn die Herde "beschäftigt" ist und die Kühe keine Ruhe haben. Besonders die Fütterung und das Melken stellen eine starke Ablenkung dar.

Punkte, die Sie beachten müssen 1. Die Tageszeit, zu der die Brunstkontrolle gemacht wird, beeinflusst die Brunsterkennungsrate (Effektivität der Brunsterkennung) erheblich. In Abbildung 1 ist die Brunsterkennungsrate in Abhängigkeit von der Tageszeit der Beobachtung aufgezeichnet. In diesem Beispiel gehen wir von einer einmaligen Beobachtungszeit von 30 Minuten pro Tag aus. Sie sehen deutlich, daß die Brunsterkennung weniger effektiv ist, wenn die Herde durch Füttern oder Melken (schraffierte Balken) abgelenkt ist.

2. Mit der Dauer der Beobachtung, steigt auch die Brunsterkennungsrate bis zu einem bestimmten Höchstwert an. Dieser Zusammenhang wird in Abbildung 2 deutlich. Hier sind die Brunsterkennungsrate und die Dauer der Beobachtung aufgezeichnet. Dabei erfolgt die Brunstkontrolle 1 bis 4 mal pro Tag. Es wird deutlich, daß unabhängig von der Anzahl der täglichen Brunstkontrollen die Brunsterkennungsrate mit längerer Beobachtung grösser wird. Beachten Sie, daß mehr als 30 Minuten je Beobachtungszeit keinen zusätzlichen Gewinn bringen.

3. Häufigere Brunstkontrollen verbessern die Brunsterkennungsrate ebenfalls (Abbildung 3). Sie erkennen deutlich, daß die Brunsterkennungsrate durch häufigeres kontrollieren besser wird.

Tageszeit, Dauer und Häufigkeit der Beobachtung haben also entscheidende Bedeutung für den Erfolg eines Programmes zur Brunsterkennung. Als gute Faustregel gilt, daß Sie pro 100 Kühe mindestens zweimal am Tag für jeweils 20 bis 30 Minuten beobachten sollten, und zwar dann, wenn die Kühe nicht durch Melken oder Füttern abgelenkt sind. Wichtig dabei ist, daß der Verantwortliche sich voll auf die Beobachtung der Tiere konzentrieren kann, und von der Betriebsleitung die Wichtigkeit dieser Tätigkeit für den Betrieb herausgestellt wird. Ein wirkungsvolles Programm zur Brunsterkennung, das für alle Betriebe ideal passt, gibt es jedoch nicht. Verschiedene Programme können wirksam sein. Es gilt das Programm zur Brunsterkennung zu finden, das für Ihren Betrieb unter Berücksichtigung der Aufstallungsform und Ihres Managementstiles erfolgreich ist. Ihre "Strategie" bei der Brunstbeobachtung wird darüber entscheiden, wieviele Kühe Sie bei der Duldung eines Aufsprungs "erwischen" können und letztlich, wie gut die Fruchtbarkeit ihrer Herde ist.

Bedenken Sie... Dort wo die Brunstkontrolle gemacht wird, muss ein ebener, trockener und griffiger Boden vorhanden sein. Die Kühe müssen sich frei bewegen können (Laufstall, Auslauf, Weide). Alle Kühe müssen mit einer leicht ablesbaren Ohrmarke (am besten in beiden Ohren jeweils eine grosse Ohrmarke) gekennzeichnet sein. Notieren Sie die Nummer des Tieres, Tag und Stunde der Brunst. Die Duldung eines Aufsprungs, das "Stehen" sollte als Kriterium zur Besamung benutzt werden. Sie können eine durchschnittliche Konzeptionsrate von mindestens 50% erreichen, wenn Sie "Duldungsbereitschaft" als Kriterium für die Besamung benutzen. Wenn sekundäre Brunstzeichen als Grundlage zur Besamung dienen, besteht die Gefahr, daß die Konzeptionsrate niedriger liegt. Als Faustregel gilt die Morgens-Abends-Regel: Wenn die Kuh morgens "steht" sollte die Besamung am Abend erfolgen. Wenn die Kuh abends "steht" sollte die Besamung am Morgen erfolgen.

Was deutet auf eine maangelhafte Brunstbeobachtung hin? · In der freiwilligen Wartezeit werden nur wenige oder keine Kühe in Brunst beobachtet. · Zu langes Interval bis zur 1. Besamung. · Hoher Anteil von Kühen, die nach mehr als 42 bis 46 Tagen erneut besamt werden. · Viele Kühe, die bei der Trächtigkeitsuntersuchung nichtträchtig sind.

Was deutet auf Fehler bei der Brunstbeobachtung hin? · Ein relativ hoher Prozentsatz der Brunstzyklen ist nur 3 bis 17 Tage lang. · Mehr als 5 - 10% der Kühe werden 2 - 3 Tage nach der Besamung "nachbesamt". · Bei mehr als 10% der Kühe beträgt der Abstand zwischen zwei Besamungen 25 - 35 Tage. · Einige Kühe kalben 3 - 6 Wochen vor dem erwarteten Termin ab (normale Kälber).

Zusammenfassung Die Brunstbeobachtung ist wichtig ist für eine gute Fruchtbarkeit und damit für die Milchproduktion und Wirtschaftlichkeit. Es gibt primäre Brunstanzeichen, wie die Duldungsbereitschaft, und sekundäre Brunstanzeichen wie Schleimabgang und Unruhe. Die Effektivität Ihrer Brunsterkennung (Brunsterkennungsrate) hängt ab von: * den benutzten Brunstanzeichen * der Tageszeit der Beobachtung * der Dauer der Beobachtungszeiten * der Häufigkeit der Beobachtungszeiten * den Haltungsbedingungen


Wo ist das schwächste Glied in Ihrer Trächtigkeitsformel

Autor: Prof. Wolfgang Heuwieser
Professor für Physiologie und Pathologie der Fortpflanzung, FU Berlin
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Hier führen wir Sie in die schwierige Situation ein, die den Erfolg oder Mißerfolg einer künstlichen Besamung bestimmt. Auch wenn nur ein einziger Bestandteil nicht funktioniert, wird die künstliche Besamung in Ihrer Herde keine zufriedenstellenden Ergebnisse bringen. Wir zeigen Ihnen worauf Sie achtern sollten und stellen Ihnen ein einfaches Werkzeug vor, um den Besamungserfolg in kleinen und mittleren Herden zu verfolgen.

Weitere Informationen
Stellen Sie sich vor, daß gestern abend 3 Kühe aus Ihrer Herde besamt worden sind. Was ist die Wahrscheinlichkeit, daß diese 3 Kühe aufgenommen haben ? Werden die 3 Kühe in ungefähr 280 Tagen ein Kalb bringen ? Wie schätzen Sie die Erfolgsquote dieser Besamungen ein ?

Jeder von Ihnen, der sich intensiv um die Fruchtbarkeit seiner Herde Gedanken macht, wird sich solche Fragen stellen. In einer Reihe von Beiträgen sollen die Grundlagen zum Fruchtbarkeitsmanagement und wichtige Einflußgrößen beschrieben werden. Darauf aufbauend wird dargestellt, wie Sie die Fruchtbarkeit Ihrer Herde aktiv planen können und welche Werkzeuge Ihnen und Ihrem Tierarzt zur Verfügung stehen um die Herdenfruchtbarkeit sicherzustellen.

Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die den Erfolg oder Mißerfolg einer künstlichen Besamung bestimmen. Auch wenn nur ein Bestandteil der "Trächtigkeitsformel" nicht funktioniert, wird die künstliche Besamung in Ihrer Herde keine zufriedenstellenden Ergebnisse bringen. Häufig wird dann voreilig das Hauptproblem in der "Fruchtbarkeit der Kühe" vermutet. Ebenso voreilig wird darauf hin die Lösung des Problems in einer Bedeckung der Kühe durch einen Bullen gesucht. Bedenken Sie jedoch, daß ein Bulle auch erhebliche Risiken mit in den Betrieb hinein bringt. So bestehen insbesondere Unsicherheiten hinsichtlich des Zuchtfortschrittes, der Übertragung von Geschlechtskrankheiten und Verletzungsgefahren für alle Mitarbeiter des Betriebes. Auch die Fruchtbarkeit eines Bullen muß regelmäßig durch eine Tierarzt überwacht werden. Langfristig gibt es keine Alternative zur künstlichen Besamung. Für den Erfolg ist wichtig, daß Sie sich an die Spielregeln halten, auf denen eine gute Fruchtbarkeit basiert. Grundsätzlich wird die Fruchtbarkeitsleistung in einer Herde (d. h. die Trächtigkeitsrate pro Zeiteinheit) durch vier Faktoren bestimmt. Diese sind die Brunstnutzungsrate, der Besamungserfolg, die Fruchtbarkeit des Sperma und die Effizienz der künstlichen Besamung.

Die Fruchtbarkeit Ihrer Herde beruht also auf dem Zusammenspiel dieser vier Größen. Bedenken Sie immer folgendes. Wenn ein Glied in dieser Kette schwach wird, muß ein anderer Faktor diese Schwäche ausgleichen. Ist das nicht der Fall, sinkt die Fruchtbarkeitsleistung der Herde ab.

Im Folgenden soll die Bedeutung der vier genannten Faktoren erläutert werden. Brunsterkennung Über die enorme Wichtigkeit der Brunsterkennung haben wir bereits ausführlich in einem früheren Beitrag berichtet. Die wichtigsten Punkte werden im folgenden noch einmal kurz zusammengefaßt. Die Duldungsbereitschaft (Stehen, Hochbrunst, standing heat) ist das wichtigste Brunstanzeichen, das Sie erkennen sollten und der sicherste Hinweis darauf, daß die Besamung (nach der "morgens-abends-Regel") erfolgen sollte. Dabei ist die Kuh, die den Aufsprung duldet mit großer Wahrscheinlichkeit in Hochbrunst, während die Kuh, die das Bespringen ausführt, mit geringerer Wahrscheinlichkeit in Hochbrunst ist. Allerdings ist bei unseren Hochleistungskühen die Duldungsbereitschaft nur für kurze Zeit ausgeprägt. Ein neue Untersuchung zum Sexualverhalten von Kühen in Brunst hat gezeigt, daß die Duldungsbereitschaft bei Hostein Friesian Kühen im Durchschnitt nur für 6 bis 10 Stunden besteht und in dieser Zeit nur etwa 10 Aufsprünge ausgeführt werden. Wenn Sie also nur zweimal pro Tag eine Brunstbeobachtung durchführen, werden Sie also eine ganze Reihe von Kühen gar nicht als brünstig erkennen können. Wahrscheinlich ist bei einigen Kühen die Duldungsbereitschaft nur in der Zeit zwischen den beiden Brunstbeobachtungen ausgeprägt und bei der zweiten Beobachtung schon wieder abgeklungen. Bei Hochleistungstieren sollten Sie demnach besser dreimal täglich für etwa 20 Minuten Brunstbeobachtung machen.

Bedenken Sie weiterhin, daß das gegenseitige Bespringen meistens in Ruhephasen (d.h. bei intensiven Haltungsformen spätabends oder frühmorgens) erfolgt und der eigentliche Aufsprung in der Regel nur wenige Sekunden dauert. Die Häufigkeit des gegenseitigen Bespringens ist am größten, wenn etwa 3 oder 4 Tiere gleichzeitig in Brunst sind.

Alle anderen Brunstanzeichen wie der Abgang von klarem Schleim, Schleimspuren an Schwanz, Sitzbeinhöckern sowie Schenkeln, Hautabschürfungen am Schwanzansatz und Kreuzbein, Milchrückgang, Unruhe, Brüllen, Rückgang der Futteraufnahme, das sog. Brunstgesicht, Kontaktsuche, Ablecken und Beriechen von Nachbartieren, Flehmen sind sekundär und wenig verläßlich. Meist sind sekundäre Brunstanzeichen auch in der Vor- und Nachbrunst zu sehen. Sie sind allein genommen jedoch nicht ausreichend um ein Tier besamen zu lassen. Der Abgang von klarem Schleim aus der Vulva gibt noch den besten Hinweis auf eine ablaufende Brunst. Besamungserfolg oder Konzeptionsrate Die Fruchtbarkeit der Kühe ist im voraus schwer abzuschätzen und kann von Betrieb zu Betrieb erheblich schwanken. Die Herdenfruchtbarkeit ist immer betriebsspezifisch und wird durch die Haltung, Hygiene, Fütterung, Körperkondition, allgemeine Gesundheit, Züchtung, den Kuhkomfort und viele andere zum Teil auch unbekannte Faktoren beeinflußt. Die Länge der Freiwilligen Wartezeit hat ebenfalls einen deutlichen Effekt auf den Erstbesamungserfolg. In vielen Betrieben ist der Besamungserfolg nach einer Freiwilligen Wartezeit von 60 Tagen größer als bei einer kürzeren Freiwilligen Wartezeit. Wenn Sie länger als 60 Tage mit dem Besamungsbeginn warten, steigt der Besamungserfolg nur noch unwesentlich an. Zudem nehmen Sie damit wirtschaftliche Verluste in Kauf. Für eine gute Fruchtbarkeit ist es wichtig, daß die zur künstlichen Besamung anstehenden Kühe vor der Belegung 2 bis 3 mal in Brunst gewesen sind. Auch ist die Häufigkeit eines frühembryonalen Fruchttods (Absterben von Früchten in den ersten 40 Tagen nach der Besamung) von Herde zu Herde sehr unterschiedlich und kann die Fruchtbarkeit nachteilig beeinflussen.

Es wird vermutet, daß auch die Milchleistung der Kühe einen Einfluß auf die Fruchtbarkeit hat. Dieser mögliche Zusammenhang ist anhand von Zahlen aus Nordamerika in Übersicht 3 dargestellt. Die durchschnittliche Milchleistung der Kühe ist in den letzten 40 Jahren stetig gestiegen. Dagegen ist die Fruchtbarkeit bei den Kühen kontinuierlich gesunken. Allerdings zeigt die hohe Fruchtbarkeit der Färsen, daß die Abnahme der Fruchtbarkeit bei den Kühen nicht auf einer negativen Selektion durch die Zucht beruhen kann.

Wichtig ist, daß Sie den Besamungserfolg in Ihrem Betrieb dokumentieren und analysieren. Dafür eignet sich eine Karte wie Sie sie im Fokus "Besamungserfolg" finden.

Fruchtbarkeit des Sperma Die Fruchtbarkeit der eingesetzten Bullen ist bei allen anerkannten Besamungsstationen relativ hoch. Natürlich gibt es aber auch zwischen den Bullen gewisse Unterschiede in der Fruchtbarkeit. Deshalb lohnt es sich, die Non return Raten der Bullen (z. B. NR 90) zu vergleichen. Die Fruchtbarkeit der Bullen wird von den Besamungsstationen streng überwacht. Ebenfalls wird die Qualität des Sperma für jede Charge bestimmt. Die Zuchtverbände und die anerkannten Besamungsstationen bemühen sich, hohe Standards einzuhalten, die eine ausreichende Zahl beweglicher und fruchtbarer Spermien garantieren.

Effizienz der künstlichen Besamung Die Durchführung der künstlichen Besamung spielt ebenfalls eine Rolle wenn alle Faktoren der Trächtigkeitsformel optimiert werden sollen. Die Ausbildung, Erfahrung und persönliche Einstellung des Besamungstechniker kann einen deutlichen Einfluß auf die Besamungsergebnisse haben. So ist insbesondere die Handhabung der Spermaportion, der Auftauvorgang und die Plazierung der Spermaportion im Geschlechtstrakt von Bedeutung. Das Auftauen sollte genau nach den jeweiligen Angaben der Besamungsstationen erfolgen (z.B. exakt 38o C für 10 bis 12 Sekunden bei Minipailletten). Eine neuere Untersuchung zeigte sehr eindrucksvoll, daß auch die Anzahl der gleichzeitig aufgetauten Pailletten einen Einfluß auf den Besamungserfolg haben kann. Bei feucht-heißem Klima war der Besamungserfolg bei vier gleichzeitig aufgetauten Pailletten für die erste Kuh am höchsten (EB 48%) und sank dann bei der zweiten (EB 41%), dritten (EB 38%) und vierten (EB 25%) Paillette deutlich ab. Insbesondere in größeren Betrieben und langen Wege ist hier also Vorsicht geboten (d. h. maximal drei Pailletten gleichzeitig auftauen). Auf Betrieben mit mehr als einem Besamungstechniker sollte unbedingt auch dokumentiert werden, welcher der Besamungstechniker die jeweilige Besamung vorgenommen hat. So sind "persönliche Tiefs" zu erkennen. Dabei geht es nicht darum, einen Schuldigen zu finden sondern ein konstante Leistung umzusetzen und besondere Erfahrungen oder Tricks weiterzugeben. Die Besamungsstationen bemühen sich die Leistung ihrer Techniker durch regelmäßige Fortbildungen sicherzustellen.

Zusammenfassung Die Fruchtbarkeitsleistung einer Herde ist für eine hohe Wirtschaftlichkeit des milcherzeugenden Betriebes von großer Wichtigkeit. Eine gute Fruchtbarkeit "geschieht" jedoch nicht einfach sondern ist durch Sie und Ihren Tierarzt planbar. Vier Faktoren beeinflussen die Trächtigkeitsrate: 1. Brunstnutzungsrate, 2. Besamungserfolg, 3. Fruchtbarkeit des Sperma, 4. Effizienz der künstlichen Besamung. Dabei hat die Brunstnutzungsrate den stärksten Einfluß auf die Zwischenkalbezeit einer Herde. Für eine angemessene Fruchtbarkeitsleistung müssen alle vier Faktoren optimiert werden. Dafür ist es erforderlich, daß Sie die Fruchtbarkeit planen, regelmäßig überwachen und gegebenenfalls entsprechende Maßnahmen umsetzen. In den nächsten Beiträgen lesen Sie, wie dies im Einzelnen gemacht wird.


Richtige Handhabung des Sperma verbessert die Fruchtbarkeit

Autor: Prof. Wolfgang Heuwieser
Professor für Physiologie und Pathologie der Fortpflanzung, FU Berlin
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Kleine Fehler können eine grosse Wirkung auf die Qualität des Sperma haben. Prof. Ray Nebel von der Universität Virginia empfiehlt bei der Handhabung der Spermaportionen, auf einige wichtige Punkte zu achten. Ein kritische Beurteilung des Besamungsalltags lohnt sich vermutlich auch bei Ihnen.

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1. Die Container, in denen die Spermaportionen lagern, immer unten im Hals des Stickstoffbehälters belassen. 2. Benutzen Sie eine Pinzette zur Entnahme der Strohhalme (Paillietten). 3. Erfragen Sie die Auftauanweisungen bei Ihrer Besamungsstation. 4. Benutzen Sie immer ein Thermometer zur Kontrolle der richtigen Temperatur des Wasserbads. 5. Benutzen Sie eine Stoppuhr, um die Auftauzeit korrekt einzuhalten. 6. Tauen Sie nie mehr als 2 Portionen gleichzeitig auf. 7. Trocknen Sie die Paillietten immer mit einem sauberen Papiertuch ab. 8. Schneiden Sie die Pailliette rechtwinklig in der Mitte der Luftblase ab, damit wird verhindert, dass Sperma zwischen der Pipette und der Paillette verloren geht. 9. Vermeiden Sie einen Temperaturschock. Wärmen Sie die Besamungspipette langsam auf Körpertemperatur an. 10. Stecken Sie die Pipette fest mit dem Mandrin (Stab) zusammen. 11. Schützen Sie die saubere, besamungsfertige Pipette mit einem Papiertuch vor Schmutz, Feuchtigkeit und Temperaturschwankungen.

Hoard's Dairymen August 10, 2000 (modifiziert)


Die acht goldenen Regeln für die Geburtshilfe beim Rind

Autor: Dr. Marc Drillich
Wiss. Mitarbeiter der Tierklinik für Fortpflanzung
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Nehmen Sie sich Zeit ! Vermeiden Sie Stress ! Arbeiten Sie sauber ! Weiten Sie die Geburtswege ! Leisten Sie vorsichtige Zughilfe ! Kennen Sie Ihre Grenzen ! Denken Sie über Ihre Ziele nach ! Vermeiden Sie drei häufige Fehler !

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Vom Platzen der Fruchtblase bis zum Durchtritt des Kopfes des Kalbes können bei Kühen 1 - 3 Stunden, bei Färsen bis zu 4 - 6 Stunden vergehen, ohne daß Geburtshilfe erforderlich ist. Ist der Kopf des Kalbes bereits durch die Scham hindurch, sollte die Geburt nach etwa 10 Minuten beendet sein Kontrollieren Sie die Tiere, ohne sie zu beunruhigen. Zu frühes Eingreifen (Auszug sobald die Füße erreichbar sind) macht häufig normale Geburten erst zu Schwergeburten. Merke: Geduld ist der beste Geburtshelfer!


Einsatz von Prostaglandin F2a im Besamungsmanagement.

Autor: Prof. Wolfgang Heuwieser
Professor für Physiologie und Pathologie der Fortpflanzung, FU Berlin
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Bei Hochleistungsherden liegt die Brunstnutzungsrate zum Teil unter 50%. Wenn keine Möglichkeit gesehen wird, diese mangelhafte -und teure- Brunstbeobachtung zu intensivieren oder die Haltung zu verbessern, sollte geprüft werden, ob ein Ein Prostaglandin-Programm lohnt. In einigen Fällen will der Landwirt an bestimmten Tagen vollständig auf die Brunstbeobachtung verzichtet. So führen einige Betriebe deshalb ein Prostaglandin-Programm durch, um an den Wochenenden auf die Brunstbeobachtung und die Besamung verzichten zu können. Dann sollte der Tierarzt in der Lage sein, ein entsprechendes Programm umzusetzen.

Weitere Informationen
Dies ist ein Beitrag einer vierteiligen Serie zum Thema Fruchtbarkeitsmanagement beim Rind. Die vier Beiträge umfassen die folgenden Themen: Wie Prostglandin F2a Ihr Fruchtbarkeitsmanagement unterstützen kann? Einsatz von Prostaglandin im Besamungsmanagement. Das richtige Prostaglandin F2a Programm für Ihren Betrieb. Besamung ohne Brunstbeobachtung.

Quelle: Milchpraxis 2 / 1999


Wie Prostaglandin F2a Ihr Fruchtbarkeitsmanagement unterstützen kann

Autor: Prof. Wolfgang Heuwieser
Professor für Physiologie und Pathologie der Fortpflanzung, FU Berlin
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Sie wollen wirklich wissen, wie Prostaglandin F2a (PGF2a) im Fruchtbarkeitsmanagement einer Milchviehherde sinnvoll und umsichtig eingesetzt werden kann? Dabei müssen Sie grundsätzlich zwei Arten der Anwendung von PGF2a unterscheiden. Zum einen ist der Einsatz von PGF2a im Puerperium zur Behandlung von Störungen im Bereich des Genitaltraktes möglich und zum anderen kann mit PGF2a das Besamungsmanagement optimiert werden.

Weitere Informationen
Dies ist ein Beitrag einer vierteiligen Serie zum Thema Fruchtbarkeitsmanagement beim Rind. Die vier Beiträge umfassen die folgenden Themen: Wie Prostglandin F2a Ihr Fruchtbarkeitsmanagement unterstützen kann? Einsatz von Prostaglandin im Besamungsmanagement. Das richtige Prostaglandin F2a Programm für Ihren Betrieb. Besamung ohne Brunstbeobachtung.

Quelle: Milchpraxis 1 / 1999


Besamung ohne Brunstbeobachtung

Autor: Prof. Wolfgang Heuwieser
Professor für Physiologie und Pathologie der Fortpflanzung, FU Berlin
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Es gibt verschiedene Möglichkeiten mit denen Sie aktuelle Krisen in der Herdenfruchtbarkeit meistern können. Dazu gehört in der Regel ein Verbesserung der Brunstbeobachtung und -erkennung. Dieses Ziel kann durch eine Anpassung im Management, durch Einführen eines Fruchtbarkeitsprogramms durch Sie als Tierarzt oder durch Anwendung von Hilfsmitteln zur Brunsterkennung erreicht werden. Mit dem zur Zeit intensiv aktuell diskutierten Ovsynch-Programm erreichen Sie eine zufriedenstellende Herdenfruchtbarkeit ganz ohne Brunstbeobachtung. Hier lesen Sie wie es geht.

Weitere Informationen
Dies ist ein Beitrag einer vierteiligen Serie zum Thema Fruchtbarkeitsmanagement beim Rind. Die vier Beiträge umfassen die folgenden Themen: Wie Prostglandin F2a Ihr Fruchtbarkeitsmanagement unterstützen kann? Einsatz von Prostaglandin im Besamungsmanagement. Das richtige Prostaglandin F2a Programm für Ihren Betrieb. Besamung ohne Brunstbeobachtung.

Quelle: Milchpraxis 4 / 1999


Endometritiden beim Rind -intrauterin oder systemisch behandeln?

Tierarten Spezial

Geprüfte Besamungsbullen sind bessere Vererber als betriebseigene Bullen >>>
von Prof. Dr. Wolfgang Heuwieser

Nachkommensprüfungen vom Amerikanischen Landwirtschaftsministerium (USDA) zeigen, daß Töchter von geprüften Besamungsbullen etwa 500 kg mehr Milch pro Laktation produzieren als Töchter von ungeprüften Bullen. Diese eigentlich nicht überraschende Beobachtung betont Dr. Bill Graves von der Universität von Georgia.
Im Durchschnitt kalbt jede Kuh nur dreimal. Deshalb ist etwa ein Drittel des genetischen Potentials verloren, wenn Färsen von ungeprüften Deckbullen gedeckt werden. Weiterhin erlaubt der Natursprung keine genaue Dokumentation des Decktages und damit keine exakte Planung eines genauen Termins für das Trockenstellen. Deshalb besteht die Gefahr eines zu langen oder zu kurzen Trockenstehens. Dies kann zu Stoffwechselstörungen insbesondere bei Verfettung sowie zu einer Minderleistung führen. Zudem können Deckbullen zur Verbreitung von Geschlechtskrankheiten beitragen. Desweiteren gehören Deckbullen laut Statistik zu den wichtigsten Gefahrenquellen auf landwirtschaftlichen Betrieben.

Besamungsbullen sind auf Fruchtbarkeit untersucht und das Sperma frei von Krankheitserregern. Die Qualität des Spermas wird kontinuierlich untersucht. Informationen zur Leistung und zu den Zuchtwerten stehen zur Verfügung wie auch zur Kalbigkeit. Eine Vorhersage über den erwarteten Zeitpunkt der Abkalbung ist genauer möglich.

Bedenken Sie, dass Färsen die Tiere mit der höchsten Fruchtbarkeit und dem grössten Zuchtforschritt sind. Fortschrittliche Milcherzeuger und deren Tierärzte sollten deshalb gute Besamungsbullen und keine betriebseigenen, ungeprüften Deckbullen für die Färsen einsetzen.


Links / Literatur

Hoards Dairyman, Dezember 2001:764

Bearbeitet von:
Prof. Dr. Wolfgang Heuwieser
Prof. für Physiologie und Pathologie der Fortpflanzung, FB Veterinärmedizin, FU Berlin
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Brunstbeobachtung wird durch niedrige Aufsprunghäufigkeit erschwert >>>
von Dr. Jens Kluth

Im Fruchtbarkeitsmangement ist eine gute Brunstbeobachtung Vorraussetzung für den Besamungserfolg. Dabei gelten gedultete Aufsprünge als das sicherste Brunstanzeichen. Allerdings wird die Brunstbeobachtung durch die niedrige Zahl von Aufsprüngen erschwert.

In einer nordamerikanischen Untersuchung von Dransfield et al. (1998) wurde mithilfe eines Radiotelemetrie unterstützen System (Heat Watch) die Brunst überwacht. Damit ist eine 24-stündige Überwachung möglich. Insgesamt wurden 2055 Brunsten in die Auswertung aufgenommen. Die Brunst (definiert als Zeit vom ersten bis zum letzten Aufsprung) dauerte durchschnittlich 7,1 Stunden und während dieser Zeit kam es im Mittel zu 8,5 Aufsprüngen pro Brunst. Diese Zahlen zeigen, wie schwer es ist, die Brunst zu erkennen und verdeutlichen, dass ein besonderes Augenmerk auf der Brunstbeobachtung liegen muss, wenn das Fruchtbarkeitsmanagement Erfolg haben soll.


Links / Literatur

Dransfield et al., Journal of Dairy Science 81, s. 1874 - 1882 (1998)
Heat Watch System (Department of Dairy Science, Virginia State University)

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Dr. Jens Kluth
Vetion.de
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Besamungserfolg bei ein- und zweimaligen Besamungstouren annähernd gleich >>>
von Prof. Dr. Wolfgang Heuwieser

Für viele Jahre haben sich Rinderzüchter und Milchproduzenten bei der künstlichen Besamung (kB) auf die "Morgens-Abends-Regel" verlassen. Diese besagt, dass Kühe, die morgens zum ersten Mal in Brunst gesehen werden am Abend besamt werden sollen. Umgekehrt sollen Kühe, die abends in Brunst kommen am nächsten Morgen besamt werden.

In der Oktober Ausgabe vom Hoards Dairyman wurden dazu hochinteressante Ergebnisse von der Besamungsstation ABS Gobal vorgestellt. Aufgrund einer neueren Untersuchung (Gonzales et al. 2000) war der Besamungserfolg für Besamungen, die nach der Morgens-Abends-Regel (d.h. es wurde zu zwei Zeiten am Tag besamt) und für Besamungen, die nur einmal am Tag durchgeführt worden waren, vergleichbar. In die Untersuchungen wurden insgesamt 261 Färsen einbezogen (kB nach Morgens-Abends-Regel n=132, kB einmal am Tag n=129). Die Trächtikeitsrate betrug für die Besamungen nach Morgens-Abends-Regel 62,9 % und für die Besamungen, die nur einmal am Tag durchgeführt wurden 62,0%.

Die Morgens-Abends-Regel ist für viele Betriebe nach wie vor praktikabel und bewährt. Für spezifische Situationen kann dagegen das Festlegen einer bestimmten Besamungszeit am Tag aus arbeitswirtschaftlichen Erwägungen vorteilhaft sein. Eine Zeit für eine einmalige Besamung am Tag erlaub mehr Flexibilität für die Planung anderer Aufgaben.


Links / Literatur

Theriogenology, 24: 495-500

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Prof. Dr. Wolfgang Heuwieser
Prof. für Physiologie und Pathologie der Fortpflanzung, FB Veterinärmedizin, FU Berlin
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Oxytocin nach der Besamung vermeiden >>>
von Prof. Dr. Wolfgang Heuwieser

Eine Untersuchung in der renommierten Fachzeitschrift „Prostaglandins“ lässt den Schluss zu, dass die Verabreichung von Oxytocin in den ersten Tagen nach der Besamung beim Rind zu einer erhöhten Rate des embryonalen Fruchttods führen kann.

Oxytocin stimuliert eine Freisetzung von Prostaglandin aus dem Uterus sowohl in die Blutzirkulation als auch in das Uteruslumen. Hohe Konzentrationen an Prostaglandin können bekannterweise zu einer Regression des Gelbkörpers und zu einer neuen Brunst führen. Dies postuliert auch der Reproduktions-Wissenschaftler Mel DeJarnette von Select Sires. Darüberhinaus führen sowohl Oxytocin als auch Prostaglandine zu vermehrten Kontraktionen der Gebärmutter, die von Nachteil für die embryonale Entwicklung sein können.


Links / Literatur

Prostaglandins, Juni 1999

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Prof. Dr. Wolfgang Heuwieser
Prof. für Physiologie und Pathologie der Fortpflanzung, FB Veterinärmedizin, FU Berlin
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Sind Sie ein Stressfaktor für die Milchkühe ? >>>
von Prof. Dr. Wolfgang Heuwieser

Die Angst vor Menschen kann einen enormen Stress bei Kühen darstellen. Dieser Stress führt zu einer verringerten Milchproduktion und einer verschlechterten Melkeffektivität.

Dieser Stress wird durch die Art der Behandlung der Kühe verursacht. Auch ist dies natürlich eine Frage des tierschutzes.

Kühe lernen sehr schnell einzelne Personen zu erkennen und zu unterscheiden, welche Personen sie freundlich und welche sie grob behandeln

Sie können die Furcht bei Ihren Tieren verringern. Z.B. sollten Sie als Tierarzt bei der Behandlung einen Kittel einer bestimmten Farbe tragen und die Behandlung an einem besonderen Platz durchführen (nicht im Melkstand!!). Dann assoziiert die Kuh die Farbe bzw. den Behandlungsort mit der negativen Erfahrung und nicht mit dem Melkpersonal. Was noch wichtig ist, lesen Sie in der Originalarbeit von Passille und Rushen, University of Alberta.


Links / Literatur

University of Alberta

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Prof. Dr. Wolfgang Heuwieser
Prof. für Physiologie und Pathologie der Fortpflanzung, FB Veterinärmedizin, FU Berlin
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Medien

Frühträchtigkeitsuntersuchung mittels Ultraschall beim Rind. CD1 Grundlagen und Diagnostik
von Pfrang, C.; Heuwieser, W.,
VetMedia & Lehmanns Fachbuchhandlung, 2000

"Frühträchtigkeitsdiagnostik beim Rind mittels Ultraschall" wendet sich an Tierärztinnen und Tierärzte sowie an Studierende der Veterinärmedizin. Es soll dem Praktiker die Einarbeitung in diese neue Diagnostikmethode erleichtern und die Einarbeitungszeit im Stall verkürzen. Studierende können sich frühzeitig in eine innovative Technik einarbeiten, die in der Zukunft zum Standardrepertoire der Nutztierpraxis gehören wird. Das interaktive Programm ist eine Kombination aus einer umfangreichen Sammlung von Ultraschallvideos und einem Tutorial. Das Kapitel "Grundlagen" widmet sich ausführlich den Voraussetzungen, die zum Verständnis der Ultraschalldiagnostik, zur Interpretation der Ultraschallbilder und zur Vorgehensweise notwendig sind. Im Diagnostikteil können interaktiv einzelne Untersuchungsschritte nachvollzogen und ein spezifisches Fachwissen aufgebaut werden. Zusätzlich zu den Trächtigkeitsdiagnosen werden auch mögliche Differentialdiagnosen berücksichtigt, so dass der Praktiker auf die verschiedenen Möglichkeiten vorbereitet ist.

Inhalt & Bestellung


Fruchtbarkeitsmanagement beim Rind
von Bostedt, H.,
Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft Verlagsgesellschaft, 2003

Veterinärmedizin; Tierarzt; Fruchtbarkeit; Rinder; Kuh; Kalb; Brunst; Künstliche Befruchtung

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Mit dieser Liste können Sie bestimmen, wie gut die Brunstnutzung auf Ihrem Betrieb ist.

Probieren geht über studieren!

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Wichtig ist, dass Sie den Besamungserfolg in Ihrem Betrieb dokumentieren und analysieren. Dafür eignet sich eine Karte wie in der PDF-Datei gezeigt ist. In diese Karte tragen Sie alle belegten Kühe ein. Bei der ersten Kuh beginnen Sie in der Mitte bei 50%. Ist die erste Kuh tragend, markieren Sie das Kästchen mit einem "T" (T = tragend); ist die erste Kuh nicht tragend mit einem "O" (O = offen). Ist die nächste Kuh ebenfalls tragend, gehen Sie ein Kästchen weiter nach rechts und markieren dieses mit einem "T". Ist die nächste Kuh nicht tragend, gehen Sie ein Kästchen weiter nach links und markieren diese mit einem "O". Damit ergibt sich eine "Besamungsbilanz". So können Sie rechtzeitig wichtige Trends erkennen und rechtzeitig handeln. Denken Sie daran: Fruchtbarkeit ist planbar!

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